Bike to Okunoshima & Shibuya

August 2023 - August 2024
A 354-day adventure by Bike to Okunoshima & Denise Read more
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  • Day 60

    Griechisch für Anfänger

    October 26, 2023 in Greece

    Griechenland macht es uns in den ersten Tagen nicht leicht es zu mögen...anstatt auf idyllischen Landstraßen zu radeln, geht es für uns am ersten Radtag hier auf einer Bundesstraße weiter. Leider ist diese an manchen Stellen sogar nur einspurig und hat keinen Seitenstreifen bzw. ist dieser zugewuchert.
    Für uns heißt das, an den Stellen, an denen von hinten ein LKW kommt, so schnell wie möglich in die Pedale treten. Das ausgestoßene Adrenalin auf diesen Abschnitten hilft uns dabei.
    Abgesehen von dieser für uns katastrophalen Straße, sticht mir der unglaublich viele Müll ins Auge - überall Plastikflaschen, Kaffeebecher, Dosen und hin und wieder ganze Müllberge. Hinzu kommen die bellende Hunde, die uns als Radfahrerinnen hinterherrennen und die Tatsache, dass wir erstmal nichts lesen können. Gott sei Dank stehen die Ortsnamen häufig noch in lateinischer Schrift unter der Griechischen.
    Irgendwie fühlt sich die Reise an dieser Stelle nur noch halb so schön an. Nach zwei Tagen kontaktiere ich meine Freundin aus Düsseldorf, die eine Griechenlandexpertin (Kretaexpertin) ist und frage nach, ob es im Rest des Landes ähnlich ist. Es beruhigt mich, dass es zumindest auf Kreta für Radfahrer*innen erträglicher ist.
    Wie auch immer, wir nehmen zunächst die Fähre nach Zakynthos, um uns zu aklimatisieren und schon da entdecke ich einen Teil der Schönheit des Landes. Maria, die Verwalterin der Ferienwohnung spricht sehr gut Englisch und empfängt uns mit offenen Armen. Sowieso treten uns die Menschen sehr freundlich, wenn auch etwas zurückhaltender als die Italiener, gegenüber.

    Türkisfarbenes, glasklares Wasser in unbeschreiblich schönen Buchten strahlt uns während einer Bootstour entgegen.
    Wer mich kennt weiß, dass Wasser so gar nicht mein Element ist, aber da muss selbst ich rein ;).
    Hier auf Zakynthos gibt es große Meeresschildkröten, die an einigen Strandabschnitten ihre Eier legen. Für Touristen natürlich ein Highlight und so ist es nicht verwunderlich, dass im Sommer ganze Schwadronen von Booten im Meer auf die Tiere warten. Ich als Schildkröte würde mir da ein anderes Plätzchen zum Schwimmen suchen.
    Sowieso scheint Zakynthos im Sommer eine richtige Partyinsel zu sein, was man sich zur jetzigen Jahreszeit nur schwer vorstellen kann.
    Nach drei Inseltagen geht es wieder zurück auf den Peloponnes, die Halbinsel in Form einer umgedrehten Hand.

    Unser nächstes Ziel: Olympia.
    Dieser Ort beeindruckt uns sehr. Die Ausgrabungsstätte und das antike Sportfeld, die Geburtsstätte der olympischen Spiele. Irre, wenn ich mir vorstelle, dass an dieser Startlinie schon 700 v. Chr. die ersten Läufer los gesprintet sind.
    Und das dazu gehörige archäologische Museum ist ebenfalls mehr als beeindruckend. Es ist eines der wichtigsten und größten archäologischen Museen des Landes.

    Langsam aber sicher finden wir zu diesem Zeitpunkt der Reise Gefallen an Land und Menschen und es sei schon mal vorweg genommen, dass wir es mittlerweile lieben :).

    Wenn ich Italien und Griechenland miteinander vergleiche, würde ich es an der Art des Kaffeetrinkens festmachen:
    In Italien wird der Espresso schnell hektisch an der Bar gekippt - im Großen und Ganzen eine Sache von maximal ein paar Minute und hier in Griechenland kann man Stunden an einem Frappé nippen. Und so wirkt das ganze Land auf mich: entspannter :)
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  • Day 62

    Unterwegs auf Peloponnes

    October 28, 2023 in Greece ⋅ ⛅ 22 °C

    Nachdem wir uns in Griechenland eingegroovt haben, geht's weiter entlang der immer schöner werdenden Küste Peloponnes'.
    Wir sind mittlerweile so gut wie außerhalb der Saison unterwegs und orientieren uns ein Stück weit an den noch offenen Campingplätzen, die immer seltener werden.
    Auf Googlemaps entdecken wir einen besonderen Eintrag "your point in Peloponnes". Wir lesen in der Beschreibung, dass Yannis sein Haus, Küche und Garten Reisenden zur Verfügung stellt. Sein selbst auferlegtes Ziel: Reisende unterstützen. Kurzentschlossen radeln wir vorbei. Seine Hunde entdecken uns bevor wir uns überhaupt bemerkbar machen können.
    Er lädt uns ein, in einem bereits aufgestellten Zelt zu übernachten und fügt hinzu "fühlt euch wie zu Hause. Oben im Haus ist die Küche und die Dusche". Ich bin in solchen Situationen oft erstmal etwas gehemmt und brauche eine zweifache Einladung, mich in seinem Haus frei zu bewegen.
    Außer uns sind noch Andrea, Monika und ein junger Amerikaner da. Andrea, eine Deutsche hat zu Hause alles verkauft und ist mit ihrem umgebauten Fiat Ducato unterwegs, in dem sie das ganze Jahr lebt. Sie fasziniert mich irgendwie und nur zu gerne höre ich ihren Erfahrungen und Geschichten zu. Ihre Wintermonate verbringt sie in Griechenland, der Türkei oder wo auch immer das Wetter besser als in Deutschland ist.
    Dank ihr und vorallem Yannis erfahren wir mehr über das Leben in Griechenland. Wir sprechen über die schönen und schwierigen Dinge hier.
    Und genau das ist es, was für mich das Reisen so spannend und unbezahlbar macht. Der Austausch mit Menschen, die aus ihrem Leben erzählen und vielleicht auch andere Lebensmodelle/ Ideen haben. Spätestens an diesem Punkt hat mich Griechenland eingefangen und ich merke, jetzt bin ich hier angekommen.

    Die Beiden sind es auch, die uns vom Strand der ausländischen Überwinterer erzählen. Gemeint ist damit ein Strandabschnitt, Elea Beach, der ab November zu einem deutschen Überwinterungsdorf mutiert. Natürlich sind hier auch andere Nationen vertreten, genannt wird es unter den Einheimischen allerdings "german village". Aussteiger, Rentner oder wer auch immer will, kommt mit seinem Wohnmobil, VW Bus oder anderem Gefährt hierher und richtet sich im Pinienwald häuslich ein. Wohlgemerkt, das Ganze ist kein Campingplatz, sondern sogenanntes "wild Camping". Die griechische Polizei duldet es irgendwie, da die Kurzzeitbewohner:innen keinen Müll hinterlassen und alles sehr ordentlich halten.

    Nachdem wir uns zum großen griechischen Feiertag, dem "Ochi Tag" (der Tag, an dem die griechische Regierung 1940 "Ochi", also "nein" zu Mussolinis Plan mit Griechenland zu kooperieren gesagt hat und sich damit auf der Seite der Alliierten schlug) eine der traditionellen Paraden anschauen, radeln wir weiter zu den wunderschönen Orten und Buchten von Pylos, Menthoni und Koroni.

    Peloponnes zeigt auf dieser Seite seine wahre Schönheit und ich verstehe die Vielen, die hier überwintern.

    Kalamata wir kommen!!!
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  • Day 64

    Kalamata - ein Ziel, aber kein Ende

    October 30, 2023 in Greece ⋅ ☀️ 25 °C

    Wir sind da!
    Keine Pauken und Trompeten zum Empfang, jedoch unsere Genugtuung und Zufriedenheit, es bis hierher gesund und munter geschafft zu haben. Darauf stoßen wir dankbar mit einem eiskalten Frappé an, da ich keinen Ouzo trinke und es gerade keinen Eierlikör gibt.

    Große Stadt heißt immer Erledigungen: Wir kümmern uns um die Fahrräder (Kette wechseln und Schloss kaufen, da wir unseres leider verloren haben). Im super sortierten Second Hand Laden shoppen wir Klamotten für unsere Arbeitsstelle in zwei Tagen, die gut Dreck abhaben können. Sechs Teile in Top-Zustand werden gewogen und wir zahlen 25€ für alles.

    Vor allem aber investieren wir in unseren Sprit: Essen. Auf dem Weg zu einer fettigen, aber leckeren vegetarischen Pita, werden wir von einem Griechen angesprochen, der einen Barbershop in der Altstadt betreibt. Die paar Worte griechisch, die wir uns selbst beigebracht haben, bringen wir an den Rocker: "Με το ποδήλατο από τη Γερμανία" gesprochen: "Me to podilato apo ti Germania" - "Mit dem Fahrrad aus Deutschland". Er antwortet auf Deutsch: Bravo, herzlichen Glückwunsch! Neben ihm steht sein sympathischer Rockerkollege und gratuliert uns ebenfalls. Da ist es also, unser Empfangskomitee in Kalamata, dem wir eine ganze Weile von der Reise erzählen. Sein Retro-Bike kommt mit aufs Erinnerungsfoto.

    Wir überlegen kurz, ob wir ein schönes Hotel für die Nacht in Kalamata nehmen sollen, entscheiden uns dann doch für unser mobiles zwei Quadratmeter Haus - es hat uns bisher unterwegs ein Gefühl von Zuhause, Schutz und Gemütlichkeit gegeben. Der Campingplatz, mit den Bergen im Hintergrund, liegt direkt in der Nähe vom Strand, den wir noch für eine Abkühlung vor dem Sonnenuntergang nutzen. Ich hatte nie Kalamata online gesucht und Fotos angeschaut und ich freue mich umso mehr, dass wir ein echt tolles Ziel zwischen Bergen und Meer ausgewählt haben.

    Kalamata ist das erste große Ziel unserer Auszeit - wir sind noch nicht fertig, sondern werden uns bald eine neue Blogüberschrift ausdenken. Wir werden den Winter in Griechenland verbringen. Inseln erkunden, Wanderungen, Land und Leute kennenlernen. Jetzt geht es erst einmal für vier Wochen zur Olivenernte. Wir freuen uns auf eine Radfahrpause, und auch einmal länger an Orten zu sein: der Geist kommt bei den vielen Ortswechseln schon nicht mehr nach - manchmal ist selbst Fahrradfahren zu schnell.
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  • Day 66

    Olivenöl fließt durch unsere Adern

    November 1, 2023 in Greece ⋅ ⛅ 22 °C

    Vor unserer Abreise in Deutschland wurden wir oft gefragt, wohin wir eigentlich radeln wollen. Um ehrlich zu sein, wussten wir es selbst nicht so wirklich. Irgendwann hatte Luzi schließlich die Idee "Komm, lass uns nach Kalamata fahren!". Daraus formte sich nach und nach die Idee zur Olivenernte zu radeln.

    Und da sind wir nun. Angekommen in der Region, von der die berühmten Kalamata Oliven ihren Namen haben. Wir bleiben nicht in der Stadt, sondern fahren in zwei Etappen mit vielen Höhenmetern auf aussichtsreichen Straßen zwischen dem Taygetos Massiv und dem Mittelmeer bis in den Küstenort Gythio. Hier sind wir mit Filio verabredet. Über eine Plattform (workaway), auf der man weltweit Jobs gegen Kost und Logis finden kann, haben wir uns schon von Italien aus bei ihr „beworben“, um einen Platz als Erntehelferin zu bekommen, um viel Wissenswertes über Oliven zu erfahren – und, was ich als sehr gewinnbringend empfinde, in das Alltagsleben der Menschen einzutauchen. Später verrät uns Filio, warum sie uns unter so vielen Anfragen ausgesucht hat: „Zwei Frauen, die Rad fahren sind keine Girly-Girlies!“ Sie braucht Leute, die kräftig mitanfassen. Mit den Rädern auf der Ladefläche des klapprigen Toyota Pickups, der mit 433 000 Kilometern noch seinen Dienst tut, geht es im Dunkeln in ein kleines Bergdorf mitten in Lakonien, das zur Region Mani gehört. Filios Mutter erwartet uns schon mit einem leckeren Abendessen. Für die nächsten zweieinhalb Wochen wohnen wir im Appartment im Obergeschoss, essen in der kleinen Küche und sitzen zusammen im Wohnzimmer, wenn Dorfbewohner:innen, Filios Tochter mit der Enkelin sowie ihre Schwester zu Besuch sind.

    Am nächsten Morgen staunen wir über die grandiose Landschaft und die Aussicht von unserer Terrasse, die unser Lieblingsplatz für den ersten Kaffee zum Sonnenaufgang und das morgendliche Yoga wird. Dann geht’s über eine holprige Piste zum Olivenhain. Die ersten Tage genießen wir die idyllische Lage mit Blick auf den höchsten Gipfel der Peloponnes. Erst einmal aber flicken wir mit Nadel und Faden die Löcher in den Netzen – eine entspannte Arbeit bevor wir die eigentliche Ernte starten. Die hohen Terrassen mit insgesamt 500 Bäumen reichen bis zu einem Fluss, der zum Abkühlen einlädt. Die Olivenbäume haben nur ein Drittel der möglichen Früchte – kein gutes Jahr mit wenig Ertrag, so viel ist jetzt schon klar.

    Im Dorf wird unser Dreigespann ein wenig belächelt, denn eine Ernte ohne männliche Helfer, ist für viele undenkbar. Filio ist eine Rebellin, die oft genau das Gegenteil von dem macht, was erwartet wird, um zu beweisen, dass es geht. Und so beginnen wir die zugegebenermaßen schwere Arbeit im Frauenteam. Die reparierten Netze ziehen wir unter die Bäume, wo sie lückenlos ausgelegt werden müssen. Dann kommt die sogenannte Lanara zum Einsatz: Eine Teleskopstange mit dünnen Stäben, die sich mittels Stroms aus einer Autobatterie hin-und-her bewegen. Wie mit einem Kamm ziehe ich das Gerät durch jeden Ast und es regnet Oliven auf mich und die Netze. Geräuscharmes Olivenpflücken gehört somit größtenteils der Vergangenheit an. Dann füllen wir die vielfarbigen Früchte in Jutesäcke und schleppen sie auf die Ladefläche des Pick-ups. Wir schwitzen in der Hitze, wie wenn wir einen Pass erklimmen und werden so schmutzig, wie vielleicht seit Kindheitstagen nicht mehr – Gartenarbeit ist nix dagegen.

    Wenn wir müde sind, machen wir eine Pause und so erfahren wir viel über Filios Vergangenheit, als ihr Vater noch die Olivenernte organisierte und alle herumscheuchte. Die Mutter, die damals wie heute für das Essen gesorgt hat, half im Hain bei der Ernte, zuhause übernahm sie dann wieder mit den Töchtern Abwasch, Kochen, Wäsche, um schließlich auch noch die Olivensäcke zur Mühle zu fahren – während die Männer abends bei einem griechischen Mokka und Tsipouro (Grappa) zusammensaßen.

    Nach drei Tagen ist es soweit: die Amazonen (das ist der Name unseres Teams) haben genug geerntet, um sie zur Ölmühle zu fahren. Ich verschweige hier nicht, dass tatsächlich an einem Tag auch ein Mann mitangepackt hat. Ein Bekannter von Filio hat seine Bienenstöcke im Olivenhain aufgestellt und es war klug, ihn um die Kästen herum ernten und die schweren Säcke schleppen zu lassen.

    In der Ölmühle wird ohne Zusatzstoffe Olivenöl von den Bio-Früchten gewonnen. Und dann bringt Filio die ersten 115 Liter mit nach Hause – dafür mussten wir 600 Kilogramm Oliven ernten. Wie schmeckt der neue Jahrgang? Eine große Karaffe mit Öl aus dem Blechkanister steht zusammen mit Brot bereit zum Probieren. Man kann Olivenöl wie Wein degustieren und wir lernen, dass richtig gutes Öl im Abgang im Hals kribbeln muss. Es ist ein ganz besonderer Moment für uns und die ganze Familie. Die Farbe des Öls ist fast giftgrün, da ungefiltert. Schon der Geruch ist fantastisch. Wir nehmen einen Happen Brot und dippen es ins Olivenöl. Es kitzelt heftig im Hals und wir schmecken die fruchtigen und teils scharfen Aromen. Alle sind sehr zufrieden. Das Öl ist essenziell und ein Allrounder für die Familie. Es wird in Mengen verzehrt, vercremt, zum Abschminken benutzt - auch das Hundefutter wird mit einem guten Schuss verfeinert.

    Wir freuen uns, dass unser Team nach einer Woche Verstärkung bekommt: mit Sanne aus Deutschland, Matteo aus Italien und Filios Sohn Niko, der aus Athen anreist, kommen wir schon deutlich schneller voran und Männer haben einfach mehr Kraft für die schweren Arbeiten. Wir lachen viel und die Arbeit macht mit all den interessanten Menschen richtig Spaß, so dass die Zeit fliegt.

    Nach zweieinhalb Wochen sagen wir schweren Herzens Tschüss. Die Gastfreundschaft, die wir hier erlebt haben, ist unbeschreiblich. Wir werden wie ein Teil der Familie gesehen. Filio bringt uns mit dem Truck zur Passhöhe, von wo es per Bike hoppelig bergab mit je 1,5 Litern Olivenöl im Gepäck hinüber an die Westküste geht. Wir verbringen zwei weitere Wochen in Messenien bei Claire und Alexandros, einem jungen französisch-griechischen Paar, das im November und Dezember ebenfalls zusammen mit Freiwilligen die Ernte durchführt. Auch hier tolle Menschen, aber schwere Arbeit und lange Tage teils bis zum Sonnenuntergang über dem Meer. Damit tragen sie, wie alle Kleinbauern in Mani, zum Erhalt dieser Kulturlandschaft bei, in einer Gegend, wo mehr Menschen sterben als geboren werden.

    Wir lernen so viel über dieses Grundnahrungsmittel, das wohl Jede:r im Küchenschrank stehen hat. Leider hören wir auch, wie die großen Player Öle verschiedener Qualität und Sorte mangels Transparenz durch die EU-Gesetzgebung, legal mischen und in den Supermärkten verkaufen dürfen. Ein Kribbeln dürfte wohl in keinem dieser Öle zu spüren sein, vom Geschmack ganz zu schweigen. Olivenöl zählt in Maßen genossen zur gesunden mediterranen Ernährung. Ich werde in Zukunft noch mehr darauf achten, welches Öl ich kaufe. Extra Virgin und Bio muss es auf jeden Fall sein, auch wenn das teurer ist. Am besten auch ein Öl, das mit dem Namen des Herstellers versehen ist. Gute Kontakte zu den Produzenten haben wir jetzt auf jeden Fall, mal sehen wie wir das Öl nach Deutschland bringen können - vielleicht ja auch in größeren Mengen.
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  • Day 98

    Mani - Türme, Kirchen und Piraten

    December 3, 2023 in Greece ⋅ ☁️ 19 °C

    Der Peloponnes sieht aus wie eine umgedrehte Hand - allerdings mit nur vier Fingern. Den ganzen November haben wir in der Region Mani, dem Mittel- bzw. Ringfinger bei der Olivenernte verbracht. Das wilde Taygetos Massiv teilt die Halbinsel in Lakonien (Osten) und Messenien (Westen).

    Einige Ausflüge konnten wir auch während der Erntezeit unternehmen, obwohl wir die sonnigsten Tage immer im Olivenhain verbracht haben. Mit Sanne haben wir es an einem erst wolkenreichen Morgen auf gut Glück versucht, den höchsten Gipfel des Peloponnes‘ zu besteigen - wobei zu Beginn nicht klar war, ob wir das beste Panorama auf 2407 Metern überhaupt sehen würden. Nach einem eigentlich zu späten Start, wurden wir belohnt. Die Wolken verzogen sich am Nachmittag und wir hatten den sonnenreichen Gipfel mit den Ruinen eines Apollontempels für uns allein.

    Apollon ist nach der griechischen Mythologie der Gott des Lichts - also ein passender Ort für einen Tempel. Der Gipfel selbst wurde später nach dem Propheten Elias benannt - ein Prophet, den im übrigen Christen, Juden sowie Muslime gleichermaßen verehren. Die Manioten waren von jeher ein rebellisches Volk. Als letzte Region des heutigen Griechenlands hat sie sich dem christlich-orthodoxen Glauben angeschlossen bzw. gebeugt. Vor der Christianisierung vor rund 1000 Jahren standen monotheistische Religionen bei den Menschen nicht hoch im Kurs: warum nur einem Gott huldigen, wenn man doch zwölf olympische Götter haben kann? Zeus steht als Göttervater an der Spitze. Nicht nur Kreuzworträtselfans kennen wohl zumindest einige der weiteren Gottheiten: Hera, Poseidon, Demeter, Athene, Ares, Aphrodite, Apollon, Artemis, Hephaistos, Hermes sowie Hestia beziehungsweise Dionysos. Die Geschichten rund um die antiken Götter rangieren zwischen blutrünstig, untreu und haarsträubend. Wir hören uns immer mal wieder Hörspiele dazu an und steigen jedoch noch immer nicht ganz in der Komplexität der Götterwelt durch.

    Wir radeln zum einsamsten Ende von Mani. Der Tenaro Leuchtturm markiert den südlichsten Punkt des griechischen Festlandes und ist ein magisches und mystisches Fleckchen Erde. Ganz in der Nähe geht es zu Hades in die Unterwelt und im Todesorakel von Poseidon stehen einige Kerzen. Die Dörfer gleichen gerade in diesen Monaten Geisterorten. Wir freuen uns, wenn Tavernen wider Erwarten doch geöffnet haben oder uns wenigstens erlauben auf dem Parkplatz zu zelten. Es wird so langsam kühler, vor allem wenn die Sonne mal nicht scheint. Bei Abfahrten müssen wir uns schon dicker anziehen. Zum ersten Mal brauchen wir auch unsere Handschuhe, während es bergauf noch immer in T-Shirt und kurzer Hose im Dezember geht.

    Die Ortschaften erkennt man bereits von Weitem an den Wehrtürmen, die errichtet wurden, um zum einen Schiffe auf dem Meer zu beobachten und zum anderen, um sich im Dorf vor verfeindeten Familien zu schützen. Die Türme dienten hauptsächlich der Verteidigung und hatten ein klug durchdachtes System an kleinen Öffnungen, durch die Waffen nach außen gerichtet wurden oder um heißes Öl durch Löcher im Boden vor den Eingang zu schütten. Ungebetenen Gästen wurde das Eindringen schwer gemacht. In ganz Griechenland ist Mani für die Vendetta, die sogenannte Blutrache, bekannt. Die Menschen hatten hier ihre eigenen Gesetze und konnten es später erst nicht verstehen, dass es nicht erlaubt war aus Rache einen Menschen aus der Gegnerfamilie töten zu dürfen – schließlich hatten man es doch so untereinander vereinbart.

    Wir können in der Ferne unzählige Frachter und Schiffe vom Leuchtturm ausfindig machen. Die Gewässer waren seit jeher die Verbindung zu Konstantinopel (heute Istanbul) und dem Schwarzen Meer, um Handel zu betreiben. Das hat die Manioten dazu verleitet als Piraten reichlich Diebesgut zu erbeuten. Es brachte ein wenig Wohlstand in diese karge Gegend, wo wir noch einige Schaf- und Ziegenhirten sehen. Bis heute haftet diese Vergangenheit an Mani und der Rest Griechenlands rümpft teilweise die Nase, wenn der Name erwähnt wird. Landschaftlich ist es atemberaubend. Die Kombination zwischen Bergen und Meer gefällt uns sehr. Die jungen jedoch Leute zieht es in die Städte, Dorfschulen gibt es mangels Kinder kaum mehr. Die Dorfbewohner:innen sind betagt, vielerorts herrschen Vorurteile gegenüber Ausländern und anderen „Randgruppen“ - wie so oft, wenn Menschen nicht viel mit „Fremden“ und „anders Lebenden“ in Kontakt kommen. Wir hören die Geschichte einer Frau, die in Scheidung lebte und deswegen so von ihren Mitmenschen verunglimpft wurde, dass sie wegziehen musste. Wir selbst machen keinerlei schlechte Erfahrungen, sondern werden wohl auch durch die Hilfe bei der Olivenernte akzeptiert, dass wir auch auf einen Geburtstag eingeladen werden – und wir senken dort natürlich deutlich den Altersschnitt.

    Kulturhistorisch ist die Mani spannend. Überall stehen teils sehr gut restaurierte Kirchen aus byzantinischer Zeit mit farbenreichen Fresken im Ikonenstil. Außerhalb der Stadt Sparta (in der wir ganz spartanisch im Keller von Filio residieren dürfen) beeindruckt uns die Ruinenstadt und UNESCO Weltkulturerbe Mystras. Sie schmiegt sich am Hang bis zur Burg auf dem Bergrücken, von dem wir eine fantastische Aussicht über das Evrotas Tal haben. Mystras zählte in seiner Blütezeit im 13. Jahrhundert nach Christus mehrere Zehntausend Einwohner und war der letzte Außenposten von Byzanz, dem östlichen Teil des römischen Reichs, nachdem Konstantinopel 1453 fiel und die Osmanen die Oberhand gewannen. Irgendwie klar, dass sich die Bewohner von Mani dieser Besatzungsmacht widersetzten und sich noch heute damit rühmen nie von den Osmanen unterworfen worden zu sein, wie andere Teile Griechenlands.
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  • Day 106

    3000 Kilometer

    December 11, 2023 in Greece ⋅ ⛅ 13 °C

    Die ersten 1000 Kilometer in Griechenland. Noch 50 km bis Athen!
    Hier gibt es noch so Vieles zu entdecken.

  • Day 106

    Athen - einst die Wiege der Demokratie

    December 11, 2023 in Greece ⋅ ☀️ 15 °C

    Sollte ich Athen beschreiben, wären es Worte wie: Papageien, Moloch, Graffiti, irrer Verkehr, linke Szene, wahnsinns Geschichte.

    Nachdem wir uns langsam nähern und die Fahrt von Piräus nach Athen trotz des irren Verkehrs tatsächlich überleben, werden wir in der Stadt von wilden Papageien begrüßt, die sich entlang des einzigen Fahrradweges der Stadt versammeln.
    Wir merken schnell, dass die Bewohner Athens nicht wirklich an Radfahrer gewöhnt sind, denn sie tummeln sich auf dem Radweg und sind zum Teil sichtlich irritiert, wenn wir klingeln.
    Eigentlich ist es verrückt hier Rad zu fahren, denn der Autoverkehr ist lebensgefährlich. Kilometerlange Staus und Hupkonzerte sind keine Seltenheit auf unserem Weg durch die Stadt.
    Athen ist im übrigen eine der Städte mit der höchsten Luftverschmutzung und ändert trotzdem nichts am bestehenden Verkehrskonzept - so unser Eindruck.

    Auf den ersten Blick ist es wirklich keine aufgehübschte, für Touristen hergerichtete Stadt und vielleicht gefällt sie uns deshalb nach ein paar Tagen so gut.
    Athen ist schmuddelig, es wimmelt von archäologische Ausgrabungsstätten und es hat eine sehr aktive linke Szene.
    Nicht zu vergessen ist natürlich die weltbekannte Akropolis. Sie liegt auf dem der Göttin "Athene", der Namensgeberin der Stadt, geweihten Burgberg.
    Ihre Geschichte ist ebenso alt wie die Geschichte Griechenlands und immer wieder waren es andere Völker (Griechen, Römer, Perser...), die die Festungsanlage für sich nutzten und veränderten.
    Im demokratischen Athen wurde sie schließlich als Sitz der Götter (Tempelanlage) ausgebaut.
    Sanne, die wir bei der Olivenernte in Selegoudi kennengelernt haben und die wir seitdem regelmäßig trafen, ist geschichtlich sehr interessiert und gibt uns eine Privatführung. Dank ihr verstehe ich die Geschichte Griechenlands nun ein bisschen besser und bin beeindruckt von all dem, was sich in der Menschheitsgeschichte hier abgespielt hat.

    Natürlich lassen wir uns in Athen das archäologische Nationalmuseum nicht entgehen und bewundern auch hier die zum Teil sehr, sehr gut erhaltenen Fundstücke. Vorallem der Goldfund von Heinrich Schliemann aus der mykenischen Zeit beeindruckt mich sehr.
    Schliemann, der durchaus kritisch hinterfragt wird, begann 1869 mit Ausgrabungen in Mykene und stieß hierbei auf besagten Goldfund.
    Die mykenische Kultur gilt als eine der ersten Hochkulturen Europas und das antike Mykene ist wirklich eine Besichtigung wert. Die alte Festungsstadt mit ihren vielen Gräbern und den Mauern aus riesigen Steinquadern fesselt uns sehr.

    Aber nochmal zurück zu Athen😊, das für mich nicht nur wegen seiner archäologischen Bedeutsamkeit interessant ist, sondern auch wegen aktueller Geschehnisse. Einst die Wiege der Demokratie, bekommen wir nach Gesprächen mit unterschiedlichen Menschen das Gefühl, dass hier einiges in Schieflage geraten ist.
    Da gibt es beispielsweise die linke Szene, die sich mit vollem Einsatz für den Erhalt einer Parkanlage einsetzte und trotzdem verlor. Die Parkanlage wird seitdem von hoch ausgerüsteten Polizisten bewacht und ist abgeriegelt.
    Da gibt es einzelne Menschen, die sich für die stark machen, die nicht das nötige Kleingeld haben, um gerichtlich gegen mächtige Menschen vorzugehen, die ihnen Unrecht angetan haben.
    Da gibt es den Hostelbesitzer, der sich mit Freiwilligen für Geflüchtete einsetzt und der jetzt zur Kasse gebeten wird, da er Freiwillige bei sich arbeiten hat.
    Da gibt es diejenigen, die von heftiger Polizeigewalt auf Demonstrationen berichten, obwohl sie friedlich auf die Straße gingen.
    Und da gibt es die Menschen, die wir im Dunkeln in den Straßen liegen sehen- eine obdachlose alte Frau, Junkies, die Drogen verticken oder konsumieren, obdachlose Menschen, die sich in Hausecken eingerichtet haben.
    Kurzum in der Nacht zeigt Athen auch sein hässliches Gesicht in den Seitenstraßen.

    Mit einem Gefühl zwischen Bewunderung und Abscheu verlassen wir Athen und Griechenland für einen Weihnachtsbesuch zu Hause.
    Unsere Fahrräder und Taschen lassen wir in unserem Hostel stehen.
    3 Wochen später sind wir zurück in Athen und erholen uns erstmal von der zweieinhalb tägigen Anreise aus Deutschland, auf der wir nahezu alle Verkehrsmittel (außer Flugzeug und Fahrrad) nutzten.
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  • Day 134

    StreetArt in Athen

    January 8 in Greece ⋅ ⛅ 16 °C

    Die großformatigen Hauswände der Stadt bieten eine riesige Fläche für StreetArt Künstler:innen. Die Werke bewegen sich im Spektrum zwischen politischen Statements, Gesellschaftskritik und dem puren Ausdruck von Ästhetik. Manchmal muss man beim Flanieren durch diese irre Stadt aber genau hinsehen, um die versteckten Botschaften zu erkennen. Ich lasse einfach die Bilder sprechen...Read more

  • Day 137

    "Erstmal einen Raki...

    January 11 in Greece ⋅ ☁️ 12 °C

    ...dann was zu essen", sagt die Besitzerin der Minimarkt-Bar-Taverne sehr bestimmt zu uns und stellt uns eine "kleine" Flasche Trester-Schnaps hin - immerhin drei Gläschen für jede von uns zum Mittagessen.

    Wir trauen unseren Augen nicht, was sie danach noch alles an unseren Tisch bringt: Fetacreme, eingelegte Zwiebeln, gebratene Pilze, Fleischbällchen mit sowas wie Schmand, frische Pommes und zuguterletzt Leber. Es sei an dieser Stelle angemerkt, dass wir nichts davon bestellt haben, sondern nur nach etwas Kleinem zu essen fragten.
    Gelernt haben wir daraus, ab jetzt immer direkt mitzuteilen, dass wir kein Fleisch essen wollen. Die Fleischbällchen haben wir dann doch gegessen, nur bei der Leber mussten wir echt passen...

    Die Gastfreundschaft hier auf Kreta ist immens. Wir haben das Gefühl gefüttert zu werden, zumal wir für kretische Vorstellungen wohl zu dünn sind. Immer wieder zeigen sie uns, wie schmal wir sind und dass wir doch viel, viel Kraft auf unseren Rädern brauchen.
    Und irgendwie stimmt das ja auch, denn Kreta mit dem Rad zu entdecken ist kein Zuckerschlecken.

    Die Insel ist durch eine große Gebirgskette in einen nördlichen und südlichen Teil geteilt. Die höchsten Erhebungen sind das Ida Gebirge in Zentralkreta, das Lefka Ori Gebirge weiter westlich und das Dikti Gebirge im östlichen Teil, von denen die höchsten Gipfel derzeit schneebedeckt sind.

    Heraklion, die Hauptstadt, liegt im Norden der Insel.
    Natürlich bewundern auch wir hier zunächst den Palast von Knossos, kulturhistorisch die wichtigste Städte Kretas, Sitz der Minoer und die erste Hochkultur Griechenlands in der Bronzezeit um 2600 vor Christus.
    Im Sommer ist die Anlage übervoll. Wir haben sie fast für uns allein und kommen in den Genuss einer Führung. So erfahren wir viele interessante Fakten über die Minoer: die Wein anbauten, ein Zysternensystem erfanden, 2-3 stöckig bauten, Mosaike entwarfen, als erste mit Fresken Räume verschönerten, das wohl erste Olivenöl pressten und und und. Zugleich wird uns klar, dass man unter anderem vor dem geschichtlichen Hintergrund sehr stolz darauf ist, Kret:in zu sein.

    Der Entdecker Knossos', Arthur Evans hat den Palast im 20 Jh. teilweise nach eigenen Ideen ein Stück weit aufbauen lassen, was zum Teil sehr kritisch beäugt wird.
    Wie auch immer, mir hilft es eine Idee davon zu bekommen, wie der Palast einst ausgesehen haben könnte. Die beeindruckenden Fundstücke sind im archäologischen Museum der Stadt ausgestellt.

    Nachdem wir von Heraklion ein kurzes Stück Richtung Osten geradelt sind, müssen wir uns über die Berge nach Süden kämpfen.

    Östlich der Stadt sind es vorallem große Hotelanlagen und völlig ausgestorbene Touriorte, die das Bild bestimmen.
    In Agios Nikolaos müssen wir uns dann entscheiden...entweder weiter in den Osten oder aber auf zur Südküste.
    Wir entscheiden uns für den Süden und bezwingen das erste Gebirge.

    Im Süden, in Ierapetra empfangen uns große Plastiktunnel Gewächshäuser und uns wird klar, dass hier wohl der größte Teil der kretischen Tomaten, Gurken etc. angebaut werden. Kein schöner Anblick, aber irgendwo muss das Obst und Gemüse ja herkommen. Gerade Saison haben Zitrusfrüchte, die wir meist einfach an übervollen Bäumen, die scheinbar niemand beerntet, abpflücken. Auch Avocados und kretische Bananen sind jetzt reif - ein Träumchen.

    Wir radeln ein kurzes Stück entlang der Südküste Richtung Westen, bevor wir wieder ins Landesinnere fahren müssen, um weiter zu kommen.
    Von der Küste weg zu radeln bedeutet immer auch viele Höhenmeter zu machen, da sich die Erhebungen eigentlich direkt hinter der Küste auftürmen.

    Nach einem zweitägigen Abstecher nach Matala, ein ehemaliger Hippie Ort, der vorallem im Sommer sehr frequentiert ist, kämpfen wir uns wieder Richtung Berge.

    Die Radtage in den Bergen Kretas sind wunderschön und ich habe das Gefühl, dass mir Kreta vorallem im Landesinneren gefällt.
    An vielen Tagen können wir in kurzen Sachen radeln, denn die Sonne hat hier noch eine unglaubliche Kraft, die uns sogar etwas Farbe verleiht. Auch sonst ist hier außer den bepuderten Bergen der Winter ganz anders und farbenfroher: Blumen blühen, Schmetterlinge flattern und sogar Stechmücken hat es noch.
    Ein Blick auf die Karte verrät, dass Kreta auch nicht wirklich weit weg von Afrika liegt.
    Kommt der Wind aus Süden, ist es eine fast warme Briese, die uns um die Ohren weht. Der Winter bringt aber auch den dringend benötigten Regen, der uns auch schon gut gewaschen hat. Gerade fegt ein Sturm über die Insel mit Böen von bis zu 100 Kilometern pro Stunde - an Zelten und Radfahren für einige Tage nicht zu denken.

    Und dann sind da die Begegnungen mit den Menschen. Vaggelio, die Besitzerin eines Minimarktes in dem kleinen Bergdorf Sykologos, bekreuzigt sich direkt dreimal, als sie hört, dass wir von Deutschland bis nach Griechenland Fahrrad gefahren sind. Nachdem sie dabei auch immer wieder "oh panagia" (Mutter Gottes) ausruft, packt sie uns kurzerhand in ihr Auto, um uns zu einem tollen Aussichtspunkt zu bringen. Wir genießen einen Panoramablick auf einige Buchten der südlichen Insel.
    Ich bin ihr an dieser Stelle des Tages mehr als dankbar, für diese zwanzig Minuten mal nicht in die Pedale treten zu müssen.

    In den vielen kleinen Bergorten fallen mir die Gedenktafeln auf. Luzi recherchiert und findet heraus, dass die Nazis während des zweiten Weltkrieges auf Kreta ziemlich wüteten, zum Teil ganze Dörfer niederbrannten und die Bewohner, darunter auch Kinder, aus Rache vor der verlustreichen Landung der Fallschirmjäger erschossen. Auch in dem kleinen Sykologos hat sich solch ein dramatisches Ereignis abgespielt.
    Um so schöner finde ich es, dass sich die Kreter ihre Gastfreundschaft bewahrt oder wieder aufgebaut haben und wir sie tagtäglich zu spüren bekommen.
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  • Day 161

    Inselhopping: Rhodos

    February 4 in Greece ⋅ ☀️ 13 °C

    Nach drei Wochen auf Kreta sind wir der Berge ein wenig müde - nicht, dass die anderen Inseln flach wären, aber keine von ihnen hat so hohe Erhebungen wie Kreta. Das Wetter war wechselhaft von Hagel, Gewitter, Sturm über wärmende Sonne war alles dabei. Knapp 500 km haben wir auf der größten griechischen Insel zurückgelegt und hatten Lust, weiter zu kommen. Für die letzten 80 km haben wir den Bus von Rethymno nach Heraklion genommen, um dort am nächsten Morgen um 6 Uhr die Fähre nach Osten zu den Dodekanes-Inseln und zuerst nach Rhodos zu nehmen.

    An Rhodos hatten wir ehrlich gesagt keine allzu großen Erwartungen, es war eher die Notwendigkeit hier zu stoppen, um einige Tage später das nächste Schiff auf eine kleine Vulkan-Insel zu nehmen. Bei unserer Ankunft wurden wir positiv überrascht: eine mittelalterliche Stadtmauer mit beeindruckenden Toren und Türmen aus der Zeit der Kreuzritter des Johanniter-Ordens sowie ein pittoresker Fischerhafen hießen uns nach acht Stunden Fahrt bei strahlendem Sonnenschein willkommen.

    Um ein Bier zum Sonnenuntergang zu erstehen, sahen wir schon, was Rhodos Stadt im Sommer noch zu bieten hat: neben Bars und einladend aussehnden Restaurants, die leider meist verschlossen sind, kommen wir auch durch die Vergnügungsmeile, die mit Striptease, Tanz und Sex um Gäste wirbt. Klingt hier ganz nach Halligalli-Party Insel.

    Wir fahren nach der Nacht im echt netten Hostel (endlich gibt es mal eins) entlang der geschäftigen Küste Richtung Theologos, wo Denise sogar einen Campingplatz entdeckt hat und die freundliche Besitzerin uns trotz Winterpause beherbergt. Mit Efigenia kommen wir ins Gespräch. Sie schwärmt von der Schönheit der Insel. Es gäbe hier seltene Tierarten und wunderschöne Natur. Sie beklagt, dass trotz Naturschutz immer mehr Hotelanlagen Baugenehmigungen erhalten - als wenn es nicht schon genügend Betten gäbe.

    Das größte Problem der Insel sei aber das Wasser, erzählt sie uns. Im Sommer wenn die Touristenmassen hier sind und viel Wasser benötigt werde, kann sie sich in diesem Jahr nicht vorstellen, wo das herkommen soll. Die Speicherseen sind nicht gefüllt, da es nicht ausreichend geregnet hat.

    Wir radeln über einen Pass auf die andere Inselseite. In den Bergen erahnen wir die Schönheit, von der Efigenia erzählt hat. Die Küste ist uns beiden aber einfach zu be- und verbaut. Sicher gibt es auch tolle naturbelassene Abschnitte, aber der Radius mit dem Fahrrad lässt uns diese nicht entdecken. Wir feiern noch eine Premiere: ein absolutes Super-Schnäppchen verlockt uns dazu für eine Nacht in einem all-Inklusive Hotel in Rhodos Stadt einzuchecken. Unser Fazit: viel, aber eher mittelmäßiges Essen, passable Cocktails, sich am echt guten Frühstücksbuffet bedienen und ein warmes Bett (die Nächte im Zelt waren etwas frisch) - nur die Schüler:innen auf Abschlussfahrt aus Athen erhöhen nachts in den Fluren den Lärmpegel.

    Nach drei Tagen verlassen wir die Insel in Richtung Norden per Schiff. Ahoi Nisyros, wir kommen!
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