An das andere Ende der Welt

December 2018 - January 2019
Rund 24 Stunden dauert der Flug nach Neuseeland. Über 18.000 Flugkilometer werden dabei von Düsseldorf nach Auckland zurückgelegt. Ein Besuch der Maori, Kiwis und Hobbits ist daher eine Reise an das andere Ende der Welt. Unser Abenteuer beginnt. Read more
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  • Day 20

    Lochmara

    December 20, 2018 in New Zealand ⋅ ☁️ 18 °C

    Die Marlborough Sounds sind ein ausgedehntes Netzwerk von Meeresarmen im Norden der Südinsel von Neuseeland. Die Sounds sind durch den Anstieg des Meeresspiegels und der dadurch verursachten Überflutung von Flusstälern entstanden. Inmitten dieser Wasserlandschaft liegt Lochmara Bay. Ein kleines Idyll zwischen vielen anderen wunderschönen Buchten. Lochmara befindet sich nur 3,5 KM vom Queen Charlotte Trail entfernt. Man kommt ausschließlich über den Wasserweg dorthin. Von dort aus wollten wir zum Trail. Aber es kam wieder einmal ganz anderes.
    In Lochmara Bay lernten wir eine deutsche Weltenbummlerin kennen. Ich schätzte sie auf Mitte Zwanzig. Dennoch hatte sie schon die halbe Welt bereist. Sie war bereits jeweils für mehrere Monate in Asien, Australien, Amerika und Afrika. Work & Travel machte es ihr möglich. Sie beabsichtigte, in Neuseeland ein ganzes Jahr zu bleiben. Sie erzählte uns, dass die Arbeit hier in der Bucht einfach der Wahnsinn sei. Absolut stressfrei, ein entspanntes Arbeiten. So ganz anders als in Deutschland.
    In Lochmara wird die Natur beobachtet und erforscht. Es werden Bienenstöcke umsorgt, es gibt freilaufende Hühner, Schafe, Alpakas, schwarze Schweine, Papageien, Echsen und keine Ahnung was noch. Nachts leuchten die Glühwürmchen, die dort besonders häufig und groß sein sollen. Ebenso leuchtet nachts das Meer. Irgendeine Planktonart kommt in diesem Gewässer besonders häufig vor. Sie schwärmte so sehr von ihrer kleinen Bucht, dass wir uns entschlossen, länger zu bleiben und einfach mal die Wanderwege vor Ort und Stelle zu versuchen. Es machte wirklich alles einen super friedlichen und ruhigen Eindruck. Überall im Wald verstreut hingen Hängematten zwischen den Bäumen, die zum Chillen einluden. So konnte es sein, dass man ruhig dort lag und plötzlich nicht mehr allein war, weil sich Tiere genähert hatten. Diese zeigten keine Angst, eher Neugier. Nur die Echsenarten huschten wie gewohnt sehr schnell weiter.
    Dort gibt es einen Vogel, der mir besonders gut gefällt. Er hat strahlend blaue Augen und ist blitzschnell. Aus großer Höhe taucht er ins Wasser und schwimmt wie ein Pinguin pfeilschnell unter Wasser weiter. Es ist der Noppenwasservogel Neuseelands, genannt Pitt Shag. Er zählt zu den bedrohten Tierarten. Wir hatten das Glück gleich zwei frei lebende Exemplare beobachten zu dürfen. Die Stewartscharbe (deutscher Name) ist eine Vogelart aus der Familie der Kormorane. Die Art besiedelt ein kleines Gebiet an der Küste der neuseeländischen Südinsel. Sie brütet in Kolonien und ernährt sich vorwiegend von Fischen. Der Vogel hat einen sehr spitzen Schnabel, den ich leider auch zu spüren bekam. Als ich mich auf einen vor mir im Wasser schwimmenden Rochen konzentrierte und versuchte, ihn anzulocken und meine Hand unter Wasser bewegte, dachte sie wohl, meine Hand sei ein Leckerbissen. Die Vogelattacke geschah so schnell, dass mir keine Zeit zum Reagieren blieb. Verletzt wurde ich zum Glück nicht. Leider war von dem Rochen nichts mehr zu sehen. Bald tauchten jedoch noch größere Exemplare auf.
    Und ich konnte sogar zwei von ihnen mit Fischen füttern und streicheln. Ich habe erst später erfahren, dass Stachelrochen auch in Neuseeland giftige Stacheln haben. Sie setzen diese Stacheln allerdings nur zur Verteidigung ein.
    Das war ein echtes Erlebnis. Vieles an Rochen ist bis heute kaum erforscht. Bekannt ist ihre hervorragende Ausrüstung, um im Flachwasser zu jagen. Bei Bedarf wird ihr ganzer Körper zu einer elektrischen Empfangsanlage, mit der sie feinste Gerüche und Geräusche wahrnehmen können. Raffiniert gebaut ist vor allem der Rochenstachel, eine kombinierte biologisch-chemische Waffe. Regelmäßig einmal im Jahr treffen sich alle Stachelrochen in einem Höhlensystem vor Neuseeland, wo sie sich in taumelnden Liebesspielen paaren. Die in Lochmara vorzufindende Exemplare können bis zu drei Meter breit werden.
    Während Herbert sich nach diesem „Abenteuer“ in die Sonne an den Strand legte, machte ich meine erste Kajakrunde im offenen Gewässer. Und dies ohne zu kentern. 🙂 Auch wenn wir auf die zunächst geplante Trail-Wanderung verzichtet haben, hatten wir dennoch einen sehr schönen Tag in den Marlborough Sounds.
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  • Day 20

    Nelson

    December 20, 2018 in New Zealand ⋅ ⛅ 0 °C

    Nelson hat einen ganz eigenen Lifestyle. Im Nordwesten der Südinsel liegend, ist dies die sonnigste Region Neuseelands. So steht es im Reiseführer, wir erlebten Nelson im Regen.
    Das bei deutschen Einwanderern beliebte Nelson ist nicht nur - im Regelfall - sonnig, sondern hat auch landschaftlich einiges zu bieten: Lange, goldene Sandstrände, unberührte Buschwälder und zerklüftete Bergketten.

    In Nelson sahen wir in diesem Jahr - es war schließlich schon der 20. Dezember - zum erstens Mal geschmückte Weihnachtsbäume. Und sogar ganz viele. Sie standen in der Christ Church Cathedral. Dort gibt es eine Weihnachtsbaum-Ausstellung, bei der die am schönsten geschmückten Weihnachtsbäume prämiert werden. Freiwillige - oft Schulen oder Firmen - schmücken einen Weihnachtsbaum. Die Besucher stimmen ab, welcher denn der schönste ist. Ich finde, ein ganz netter Brauch.

    Trotz Regen sind wir dann doch zum „Centre of New Zealand“, einem zentralen Landvermessungspunkt aus dem 19. Jahrhundert, gewandert. Der Spaziergang startete im Botanischen Garten. Von hier führen mehrere Wege zum Gipfel, von wo aus spektakuläre Ausblicke die Schönheit der Nelson Tasman Region eindrucksvoll wiedergeben.

    Die Innenstadt von Nelson mit ihren kleinen Geschäften und netten Restaurants gefiel mir recht gut. Deshalb mein Fazit: Wenn Nelson auf dem Weg liegt, schaut es euch an. Ein "Muss" ist es jedoch nicht.

    Wir haben in Nelson Isabelle besucht, die im Jahr 2002 aus dem Rheinland nach Neuseeland auswanderte. Sie begrüßte uns mit Kaffee und Kuchen. Sie konnte uns noch so einiges über Neuseeland erzählen. Ganz so rosa-rot wie oft dargestellt ist Neuseeland dann doch nicht. Die Arbeitslosigkeit liegt zurzeit zwar nur bei 4,7 %, eine Vielzahl der Jobs wird allerdings sehr schlecht bezahlt. Die Mieten sind demgegenüber so hoch, dass man sie sich in der Regel lediglich als Doppelverdiener leisten kann. Für kleine, alte und schlecht isolierte Wohnungen zahlt man umgerechnet gute 1.000 €. Hinzu kommen die Nebenkosten wie Strom, Wasser und ähnliches. Eine Fremdsprache in der Schule zu erlernen ist auch nicht so einfach. Oft wird dies im Schulalltag nur für wenige Monate oder als online Kurs angeboten. Also, auch das Paradies hat Haken.
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  • Day 22

    Collingwood

    December 22, 2018 in New Zealand ⋅ ⛅ 18 °C

    Unser heutiger Ausflug ging nach Farewell. Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter. Sonnenschein pur und etwas Wind. Viel besser kann man es nicht antreffen.

    Die Tour ist von der Flut beziehungsweise von der Ebbe abhängig. Daher findet sie jeden Tag um eine Stunde versetzt statt. Unsere Tour startete um 12:30 Uhr und wir waren um 19:00 Uhr wieder zurück. Perfekt.

    Unsere Fahrerin und Tourguide war echt gut drauf. Sie kam aus Schweden und lebte seit 9 Jahren in Neuseeland. Überall hat sie schon auf beiden Inseln gearbeitet. Nicht immer als Tourguide, sondern beispielsweise auch als Truck-Fahrerin. Sie konnte unglaublich viel zur Flora und Fauna erzählen, ebenso zur Geschichte der Gegend. Es machte richtig Spass mit ihr.

    Die Fahrt war sehr abenteuerlich. Die Straßen waren wieder super eng. Und wen wundert es? Sie hörte mal wieder mittendrin auf. Es ging auf Schotter weiter. Wenig später nutzen wir mit dem kleinen Bus, der über einen Vier-Rad-Antrieb verfügte, einen Wanderweg. Kurzzeitig musste ich dann doch mal kurz die Luft anhalten. Ich sah uns schon mit dem Bus im Graben liegen. Aber sie wußte offensichtlich, was sie tat. Schon bald waren wir am Cape Farewell angekommen.

    Cape Farewell ist eine Landzunge und zugleich der nördlichste Punkt der Südinsel von Neuseeland. Wegen seiner Abgeschiedenheit ist Cape Farewell wohl das am wenigsten aufgesuchte Kap in Neuseeland. Vom Parkplatz aus führt ein kurzer Anstieg zu einer Aussichtsplattform. Nunja, die anderen mussten laufen, wir wurden gefahren.

    Der Name Cape Farewell geht darauf zurück, dass diese Landfläche die letzte war, die James Cook von Neuseeland sah, bevor er wieder nach England zurückkehrte.

    Der Farewell Spit – in der Maori Sprache: Tuhuroa – schließt direkt an die Ostseite des Cape Farewells an und ist oberhalb der Meeresoberfläche als eine sichelförmige, riesige Sandbank zu erkennen. Der Farewell Spit bildet damit das nördliche Ende der Golden Bay und ist Neuseelands längste Sandbank mit 26 km. Es dürfen nur die ersten 4 km erwandert werden. Unsere Guide hatte allerdings die Erlaubnis mit ihrem Fahrzeug die lange Sandbank entlang zu fahren. Sie musste allerdings höllisch aufpassen. An mehreren Stellen schnitten Priele den Weg ab. Manchmal war der Sanduntergrund zu weich, so dass die Gefahr bestand, sich festzufahren. Es war also sehr spannend.

    Das Naturreservat Farewell Spit mit seiner ewig weiten Wattlandschaft ist bei Ebbe ein Paradies für viele Vögel. Von diesen sind am leichtesten zu entdecken die großen, schwarzen Schwäne, die sich hier zu Hunderten tummeln. Aber auch andere Vögel sind dort zu beobachten. Tölpel, Möwen, Gänse, Austernstecher, Kormorane, Pitt Shag usw.

    Während einer Pause am dortigen Leuchtturm gab es Kaffee, Tee und Muffins. Zudem legte unsere Guide während der Tour mehrere Zwischenstopps ein, so dass wir bestimmte Punkte in eigener Regie erkunden konnten.
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  • Day 24

    Paparoa Nationalpark

    December 24, 2018 in New Zealand ⋅ ⛅ 17 °C

    Manchmal wundert es mich, dass es immer noch Landschaften gibt, die einfach anders sind als alle anderen Landschaften in Neuseeland. Das besondere des Paparoa-Nationalpark ist der Kalkstein, der das dominierende Gestein der Region darstellt. Da er leichter als andere Steine von der natürlichen Erosion abgetragen werden kann, findet man im Park bizarre Felsformationen, tiefe Canyons und diverse Höhlen. Besonders zu erwähnen sind die so genannten Pancake Rocks an der Küste sowie der Paparoa-Karst.

    Im Landesinneren ist das Gebiet des Nationalparks überwiegend von Regenwald bedeckt. Laubbäume, Palmen, Kletterpflanzen und Farne bilden hier einen dichten Dschungel. Ein mildes Klima mit sehr großen Niederschlagsmengen begünstigt die subtropische Vegetation der tieferen Lagen. Durch die vielen verschiedenen Bodentypen findet sich bei den Bäumen eine größere Artenvielfalt als in den meisten anderen Regionen Neuseelands. Besonders im Tal des Pororari-Rivers gibt es viele Nikau-Palmen. Obwohl ich eigentlich dachte, genug Dschungel durchwandert zu sein, wollte ich unbedingt diese Fluss- und Schluchten-Wanderung am Pororari River machen. Die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit machte uns echt zu schaffen. Zwischendrin dachte ich, dass dies eine blöde Idee war. Aber wenn man einmal im Dschungel ist, gibt es kein zurück mehr. Oft ist das Umkehren auch schwieriger als das Vorwärtsgehen. Spannend wurde es, als wir durch ein Stück Schlucht kamen, wo dicke Felsbrocken abgestürzt waren und kräftige umgeknickte Bäume den Weg versperrten. Ich mußte doch grinsen, als ich ein Schild entdeckte:“ Warning! Move on quickly, do not stop, do not take a break. Stones and rocks can fall down.“ Welcher Witzbold hat das denn geschrieben? Seit wann fallen Steine denn nur auf stehende Menschen?
    Wir achteten etwas mehr auf unsere Umgebung, aber an so einigen schönen Stellen genossen wir trotzdem die Aussicht.
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  • Day 25

    On the Road again

    December 25, 2018 in New Zealand ⋅ ☀️ 18 °C

    Die Fahrt von Collingwood nach Punakaiki.
    Wir sind von Collingwood aus Richtung Westküste gefahren. Das erste mal gesehen haben wir die Westküste bei Cape Foulwind. Bei Tauranga Bay hatten wir dann einen ersten größeren Stopp. Dort sind wir einen schönen Küstenweg entlang gelaufen und haben von einer Aussichtsplattform aus eine Pelzrobbenkolonie beobachtet. Ein Stück weiter südlich beginnt die Steilküste. Die Straße windet sich direkt an ihr entlang, was immer wieder für geniale Ausblicke sorgt.

    Es gibt viele Aussichtspunkte und auch einige wenige zugängliche Strände. Mit Glück lassen sich hier Robben und sogar kleine Pinguine beobachten (ich hatte leider kein Glück, was die Pinguine betrifft… schade!). Wir sahen nur das Schild, welches uns davor warnte, dass Pinguine die Straße kreuzen könnten.
    Da es hier regelmäßig sehr warm ist, wächst hier ein dschungelartiger Regenwald mit Baumfarnen und tropisch aussehenden Nikau-Palmen bis direkt an die Küste heran. Den Rest erkenne ich nicht, aber ich finde es toll, dass die Vegetation hier komplett anders und eigen ist – neuseeländisch eben!
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  • Day 25

    Franz-Josef-Glacier

    December 25, 2018 in New Zealand ⋅ ☀️ 20 °C

    Wir sind die Strecke von den „Pancake Rocks“ fast durchgefahren. Es gab immer mal wieder kurze Stopps für Fotos von schönen Plätzen, aber diesmal wollten wir früh ankommen. Wir wollten den Franz-Josef-Glacier besuchen, bevor wir unser Domizil auf einem Campingplatz am Fox Gletscher einrichteten. Die Franz-Josef- Glacier Basic Town war leider wegen Weihnachten geschlossen. Also konnten wir uns keinen Guide für eine Gletscherbesteigung buchen. Wir mussten uns mit einer Wanderung zum Fuße des Gletchers begnügen. Es ging zuerst durch den Regenwald. Ist es nicht krass, eine Wanderung machen zu können, die dich durch einen Urwald direkt hin zu einem Gletscher führt? Aber vermutlich schenken hier die meisten Touristen dem Regenwald wenig Bedeutung, sind doch alle wegen des Gletschers hierher gefahren.
    Nach einigen hundert Metern Regenwald traten wir hinaus in das helle Licht des Gletschertals. Was für eine grandiose Stimmung! Von den Seiten der Gebirgswände fallen kleine Wasserfälle herunter.
    Je weiter wir nach hinten ins Tal kamen, desto grauer wurde es entlang des Weges. Die Gletschertal-Wanderung führte ganz gemächlich über die Gletscher-Moräne, die über und über mit Schuttablagerungen bedeckt ist – stets entlang des gewaltigen Flussbetts des Waiho Rivers.
    Entlang der Gletschertal-Wanderung finden sich immer wieder Markierungen, die anzeigen, bis wohin der Gletscher zu einer bestimmten Zeit gereicht hat. Ich empfand es erschreckend, wie sehr sich der Gletscher in den letzten Jahren bereits zurück gezogen hat. Und wie die Abstände mit der Zeit immer länger wurden. Je länger ein Abschnitt, umso mehr ist der Gletscher geschmolzen. Der Gletscher fließt jeden Tag ca. 1,50 m vorwärts. Also wer genug Zeit hat, hat gute Chancen, den Gletscher kalben zu sehen und zu hören. Ohne Guide sollte man nicht auf den Gletscher steigen. Vor ein paar Jahren haben dies einige junge Menschen versucht. Dabei sind zwei ums Leben gekommen, als der Gletscher an einer Stelle implodierte. So gerne ich den Gletscher ersteigen wollte, so richtig mit Seilschaft, Spikes und Eispickel, durch eine Eishöhle rutschen und durch Gletscherspalten klettern, aber der Respekt vor dieser Gewalt und dieser lebensfeindlichen Natur, hielt uns davon ab, es ohne fachkundige Begleitung zu versuchen. Schließlich haben wir ja schon auf dem Dachsteingletscher gesehen, gehört und unter den Füßen gespürt, was für Kräfte freigesetzt werden, wenn der Gletscher bricht.
    Nach dieser eindrucksvollen Wanderung ging es für uns weiter zum Fox Gletscher. Wegen der Feiertage waren auch hier viele Touristen, aber keine Guides anzutreffen. Auch der Info-Shop und das Lebensmittelgeschäft hatten geschlossen. Gut, dass unser Kühlschrank noch gut gefüllt war.
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  • Day 26

    Westland Tai Poutini National Park

    December 26, 2018 in New Zealand ⋅ ☀️ 17 °C

    Nachdem wir gestern am Franz-Josef-Gletscher waren, fuhren wir gleich zum Fox Gletscher weiter. Dort hatten wir auch unseren Campingplatz für zwei Nächte gebucht.
    Wir stellten uns den Wecker auf 6:00 h morgens. Wir wollten schon sehr früh zum „Lake Matheson“ aufbrechen. Dann ist dort im Normalfall die Luft am Klarsten und die Spiegelung der Berge im See perfekt. Leider spielte das Wetter nicht mit. Die Berge waren voller Wolken und hinter dichtem Nebel versteckt. Es war nichts von einer Spiegelung im See zu sehen.
    Also sind wir gleich zur Galeay Beach gefahren. Den hatte ich eh auf dem Plan. Die Straße hörte wieder irgendwann einfach auf und mündete in eine Schotterpiste.
    Nun denn, wir fuhren mal wieder einen Weg ins Ungewisse und hofften, dass uns bloß niemand entgegen kommen würde. Zwei Wohnmobile nebeneinander geht hier gar nicht. So dachten wir, aber es ging. Spiegel an Spiegel und beide fast im Graben, aber es funktionierte.
    Man sehe und staune. Nach ca. 12 km Schotterpiste kam dann das Schild "Car and Camping Park". Also diese Straße war wirklich zum Befahren gedacht. Wir fuhren also auf dem Parkplatz und waren sofort irritiert. Da liefen viele Menschen bis zur Unkenntlichkeit vermummt herum. Ist es hier so kalt? Wir stiegen aus und fanden es angenehm warm. Aber warum waren diese Leute so dick angezogen und hatten zum Teil auch das Gesicht verdeckt? Die Antwort kam dann sofort. Sie alle hatten hier frei gecampt und sind in der Nacht von Sandflys überfallen worden.
    Wer keine Sandflys kennt, darf sich glücklich schätzen. Sie stechen schlimmer als Mücken und sind kleiner als Sandkörner. Man sollte sich auf keinen Fall kratzen, wenn man gestochen wird. Sobald man sich kratzt wird es schlimmer und es entstehen heftige Entzündungen und Abszesse.
    Tja, noch während die Camper uns erklärten, was los war, wurden auch wir schon zu Opfern. So schnell wie möglich stürzten wir wieder in unser Wohnmobil und zogen unsere mückenfeste Kleidung an. Aber das Parkplatz-Abenteuer war noch nicht zu Ende. Auf einmal wurde es richtig lebhaft im Freedom Camp. Einige liefen laut schimpfend herum, andere nahmen es mit Humor und lachten laut. Aber jeder schaute hektisch nach seinen Sachen.
    Die Wasserschläuche waren zerfetzt, die Stoffe der Campingstühle auseinander gerissen, Gummidichtung an den Scheiben und Türen der Auto und Wohnmobile herausgeholt. Tja, diese armen Camper sind nicht nur von Sandfliegen überfallen worden, sondern auch noch von einem Schwarm Keas.
    Denn neben der berüchtigten Sandfly und dem Possum gibt es noch ein drittes Tier, dass sowohl bei Neuseeländern als auch bei Touristen sehr unbeliebt ist: Der Kea. Dabei hätte der Papagei eigentlich gute Chancen, eines der beliebtesten Tiere überhaupt zu sein, ja sogar dem Kiwi seinen Status als Wahrzeichen des Landes streitig zu machen. Ich schreibe mal kurz, was ich über den Kea erfahren habe.

    Der Kea ist eine höchst intelligente Papageienart, die in Neuseelands Hochgebirgen auf der Südinsel, wie zum Beispiel dem Arthurs Pass National Park, beheimatet ist. Sie sind überaus elegante Flieger und haben ein wunderschönes glänzend-grünes Gefieder mit roten Federn und Krallen. Sie haben ebenso einen kräftigen Schnabel und scharfe Krallen. Zudem sind sie unglaublich neugierig und zutraulich. Alles, was potenziell essbar ist, wird aufs Genaueste untersucht.

    Diese Neugier - viele Einheimische nennen es auch Boshaftigkeit - haben in den letzten Jahrzehnten zu einem hohen Konfliktpotential zwischen Mensch und Vogel geführt. Früher wurden Keas vor allem von Farmern gejagt, da sie sich auf lebende Schafe gesetzt und ihnen mit ihren Schnäbeln den Rücken blutig gehackt haben, um an deren Fleisch zu kommen. Die verwundeten Schafe starben dann oft an einer Infektion der Wunden. Damals war sogar eine Prämie auf erlegte Keas ausgesetzt, so sehr wurden sie als Schädlinge wahrgenommen. Mittlerweile gelten Keas als eine gefährdete Art und stehen seit 1986 unter Naturschutz. Es gibt landesweit von diesen Vögeln noch etwa 5.000 Exemplare.

    Das hält die Papageien selbstverständlich nicht davon ab, weitere Untaten zu begehen. Augenzeugen und Videoaufnahmen erzählen, wie einzelne oder auch mehrere Keas Rucksäcke öffnen, um nach Essbarem zu suchen, Brieftaschen und Pässe klauen, Motorradsitze bis zur Unkenntlichkeit zerpflücken oder auch einfach ganze Autos auseinander nehmen. Auf einem der aufgenommenen und ins Netz gestellten Videos sieht man einen Kea, der Leitkegel auf einer Straße verschiebt. Einigen Experten zufolge ein kalkulierter Schritt, um Autos anzuhalten und um Essbares zu betteln. Ein Wanderweg im Arthurs Pass National Park musste sogar zwischenzeitlich geschlossen werden, da ein Kea die vorbeikommenden Wanderer mit Steinen bewarf.
    Zur Zeit läuft ein Versuchsprojekt, um die schlauen Vögel von den Touristen fern zu halten. Man hat Kea Spielplätze mit schwierigen und spaßigen Aufgaben entworfen und auch aufgestellt. Diese sollen die Papageien beschäftigen und von den Touristen ablenken. Mal sehen, ob die schlauen Vögel es nicht durchschauen und dann doch lieber Touristen und Einheimische ärgern.

    So gingen Herbert und ich mit guten Ratschlägen gerüstet unseren Weg.
    Wir suchten etwas Erholung von den schweißtreibenden Gipfelansteigen der steinigen Bergwelt und planten eine Wanderung entlang der herb-wilden Westküste.
    Wir wollten zum schwarzen Paradiesstrand zu einer Pelzrobbenkolonie. Zuerst noch von Sandfliegen verfolgt gingen wir am Strand entlang bis zu einem ziemlich breiten Fluss. Es war klar, den konnten wir nicht durchqueren, zu tief und die Strömung zu stark. Also gingen wir weiter bis zu einer Holzbrücke. Dummerweise war sie sehr baufällig und gesperrt. Wir berieten uns und entschieden dann gemeinsam, vorsichtig die Brücke zu überqueren. Wir gingen mit großem Abstand und nur auf den äußeren Bretträndern auftretend. In der Mitte fehlte ein Stück Brücke, wir mussten etwas klettern. So kamen wir dann wieder in den Urwald. Eigentlich hatte ich genug vom Urwald, aber um zum Paradiesstrand zu kommen, nahm ich es in Kauf. Wir mussten wirklich gut aufpassen, rechts und links war es sehr sumpfig. Wir mussten umgefallene Bäume umklettern oder übersteigen, mehrere Wasserläufe durchschreiten. Es waren Baumriesen, die da lagen. Dieser Weg war schon lange keiner mehr gegangen. Aber es lohnte sich. Der Strand war phänomenal. Durch die kommende Flut, gab es ein Getöse und schöne Bilder. Sogar die Robben waren da. Allerdings im Wasser und nicht am Strand. Herbert und ich setzten uns auf einen hohen Felsen und beobachteten diese lustigen Tiere. Irgendwann mussten wir uns auf dem Rückweg machen, denn wir wollten nicht von der Flut festgesetzt werden.
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  • Day 28

    Der Weg ist das Ziel

    December 28, 2018 in New Zealand ⋅ ⛅ 12 °C

    Der Weg ist das Ziel. Wenn das nicht zu unserem Tag paßte, dann weiß ich es nicht. Unsere Tagesetappe mit beeindruckenden Zwischenstopps betrug nicht ganz 300 KM. Unser Ziel war Wanaka und wir nahmen den Haast Pass. Er ist identisch mit einem großem Teil des Highways 6.
    Der Haast Pass wurde erst 1965 für den öffentlichen Verkehr freigegeben. Er folgt einem bereits von den Māori genutzten Weg an die Westküste, den diese zum Transport von Jade (Greenstone, Grüner Nephrit) benutzten.
    Er ist nach Julius von Haast benannt, welcher ihn als erster Europäer bezwang. Aber wer denkt, dass man bei einem Pass hoch hinaus muss, der irrt. Wir warteten die ganze Zeit auf enge Serpentinen und tolle Ausblicke aus einer bemerkenswerter Höhe. Doch wir warteten vergeblich. Das einzige was wirklich eng war, waren mal wieder die Brücken. Aber der Pass hat trotzdem einiges zu bieten. Überall gab es Parkplätze, von wo aus man Wanderwege zu Wasserfällen gehen konnte. Auch während der Fahrt sah man überall Wasser von den Bergen stürzen. Die Flüsse hatten eine Farbe, wie ich es nur von Filmen aus der Karibik oder der Südsee kenne. Die Farbtöne variierten von grün, blau bis zu türkis. Dazu die hellen Felswände. Jeder Stopp hat sich gelohnt. So brauchten wir 4 Stunden länger für den Weg, als uns das Navi ansagte.
    In Wanaka angekommen machten wir einfach mal einen Tag Wanderpause. Wir genossen den nächsten Tag, einfach mal zum bummeln, shoppen und für das Strandleben an einem wunderschönen See. Der Wanaka See ist über 40 KM lang und bietet fast alles, was es so an Wassersport gibt. Aber es leben so gut wie keine Menschen am See. Nur an einem Ende gibt es eine kleine Stadt, die sich zu einem beliebten Ferien- und Partyort entwickelt hat. Wanaka hat den Ruf, das kleine Queenstown zu sein.
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  • Day 29

    Lieblingsvogel Tui

    December 29, 2018 in New Zealand ⋅ 🌧 18 °C

    Ich versuchte schon seit Tagen einen Tui zu fotografieren. Diese Vögel sind der Wahnsinn. Ich könnte mich total über sie kaputt lachen. Wenn du im Wald bist und andauernd ein Handy klingelt, aber außer Dir ist niemand da, dann schau dich nach einem Tui um.
    Das Lied des Tuis ist sehr vielseitig und kann aus ganz verschiedenen Lauten bestehen: Von Flöten, über Schnarren und Knacken kann alles dabei sein. Je nach Region gibt es sogar verschiedene Tui-Dialekte: Ein Northland-Tui klingt anders als ein Wellington-Tui. Ich finde das sehr lustig! Die eindrucksvolle Vielseitigkeit an Lauten und Tönen liegt vielleicht auch daran, dass der Tui ein sehr intelligenter Vogel ist. In der Natur schnappen Tuis andere Vogellieder oder Geräusche aus ihrer Umgebung auf und kopieren sie! Er könnte zum Beispiel das Lied der Amsel nachmachen. Ein Austauschschüler erzählte von einem Tui im Garten seiner Gastfamilie in Auckland. Dieser Vogel konnte zum Beispiel täuschend echt die Auto-Alarmanlage des Nachbarn nachmachen. Auf einem Campingplatz hat mich ein Tui fast verrückt gemacht, weil er das Geräusch vom Auslöser von Kameras nachmachte. Ich suchte lange nach dem Menschen, der ganz in der Nähe Fotos machte. Es war aber nur ein Vogel in der Nähe. Oder nach der ersten Nacht im Urwald, suchte ich nach jemanden, der so nervend pfiff, wie jemand, der jemanden nachpfeift. Erst vorgestern zeigten sich mir drei Tuis. Nah genug, um sie genau zu sehen und zu hören, aber zu weit für meine Handykamera. Sie sangen gemeinsam, nicht ganz, sie sangen gleichzeitig, nur jeder was anderes. 😂. Sie erinnern mich an Chinesen, die ich in einem Park in Peking beobachtete. Es war eine Gruppe Chinesen, die sich dort trafen, um gemeinsam zu singen. Ich wartete gespannt, bis sie sich aufgestellt hatten. Und dann sangen sie gleichzeitig los. Nur jeder etwas anderes. Nicht nur im Text, soweit ich es beurteilen kann, sondern auch in der Melodie. Ich wunderte mich darüber sehr. Später habe ich gehört, dass es darin liegt, dass sich niemand unterordnen will und so jeder eben gerade das singt, was ihm so einfällt. Wenn man in ein chinesisches Kloster oder Gebetshaus geht, ist es genauso. Jeder/Jede singt was anderes. Stellt euch das mal vor, in Deutschland singt ein Chor und jedes Mitglied singt gerade das, was ihm einfällt. Oder im Gottesdienst. 😂😂😂. Zurück zu den Tuis. Ich finde diesen Vogel einfach sehr interessant. Leider kann ich an dieser Stelle nur mit einem Foto aus dem Internet aufwarten.
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