Indochina 2017

March - May 2017
A 74-day adventure by Tobias Read more
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    Phnom Penh II

    May 12, 2017 in Cambodia ⋅ 🌙 29 °C

    In Phnom Penh angekommen, suchten wir uns ein Tuktuk, das uns einen fairen Preis anbot. Man kann im Großen und Ganzen davon ausgehen, dass die zuerst genannten Preise immer doppelt so hoch sind, wie ihr tatsächlicher Wert. Normalerweise handelt Silke bei uns. Mir ist das immer zu doof, denn auf der einen Seite denke ich, dass es schon vollkommen ok ist, wenn man uns hohe Preise abverlangt. Immerhin liegen sie trotzdem noch deutlich unter dem europäischen Niveau. Auf der anderen Seite, kann ich es ja nicht leiden, wenn mein Gegenüber das so plump verpackt. Wenn ich eine Karte in der Hand halte und dem Fahrer zeige, wo ich hin möchte und ihm auch zeige, wo wir sind und er dann immer noch versucht, mich davon zu überzeugen, dass die Strecke weiter ist, als es aussieht, dann neige ich dazu, offen genervt zu sein. Das ist natürlich unglücklich, immerhin verliert man dann sein Gesicht. Für mich aber nicht immer vermeidbar. Silke kann das wirklich besser. Sie setzt dann ihr Lehrerinnengesicht auf und sagt eines dieser „Neins“, bei dem man automatisch weiß, dass es nichts nützt weiter zu diskutieren.
    Nachdem ich also den ersten Tuktukfahrer vergrault hatte, fanden wir einen anderen, der unserem Preis zustimmte. Die Strecke war nicht weit. Vielleicht 20 Minuten zu Fuß mit einem schnellen Schritt, 30 Minuten mit Gepäck. Unser Fahrer fuhr die ganze Zeit im Schritttempo, so dass uns die Situation etwas komisch vorkam. Wir verfolgten die Route also auf unserer Karte. An irgendeinem Punkt fuhr er immer weiter gradeaus, obwohl wir rechts hätten abbiegen müssen. Das machte er etwa an 5 Kreuzungen, so dass ich ihn irgendwann anhalten ließ, um ihm die Route nochmal zu zeigen. Dabei fielen mir erst seine verquollenen Augen und die Bierfahne auf. Offenbar war er mindestens verkatert…
    Wir beratschlagten uns kurz, fuhren dann aber die letzten 2 Minuten mit ihm weiter, weil uns das entladen des Tuktuks auf der Hauptstraße noch gefährlicher erschien, als ihn einfach rechts in eine Seitenstraße abbiegen zu lassen, wo kein nennenswerter Verkehr war.
    Am Nachmittag wollten wir eigentlich eine Flussfahrt machen. Ein Gewitter machte uns da aber einen Strich durch die Rechnung. Wir sagten kurzfristig ab und liefen in einer regenfreien Phase zu den „Daughters of Cambodia“, einer Organisation, die sich dafür einsetzt, Prostiuierten eine handwerkliche Ausbildung zukommen zu lassen und die Produkte, hauptsächlich Nähereien und Schmuck, dann in ihrem Laden verkauft. Menschenhandel ist in Kambodscha auch heute noch ein reeles Problem. Ich habe im SWR einen schönen Beitrag dazu gefunden und empfehle den jedem, der eine halbe Stunde erübrigen kann:
    http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wisse…

    Am nächsten Tag dann begannen wir mit dem richtigen Sightseeing. Phnom Penh selbst bietet wenige historische Stätten, bietet allerdings, ich erzählte ja bereits von den Roten Khmer, viel Erinnerungskultur. Wir besuchten zunächst die Killingfields, eine größere Freifläche, etwas außerhalb. Hier wurden die angeblichen Feinde der Khmer Rouge hingerichtet und verscharrt. Dies betraf Junge, Alte, Männer, Frauen und auch Kinder. Um Kugeln zu sparen, wurden die Menschen mit spitzen und stumpfen Alltagsgegenständen, wie Holzstäben, Messern oder Hacken vor großen ausgehobenen Löchern getötet. Die Toten wurden im Anschluss daran übereinander gelegt mit DDT, einem Pestizid, besprüht und dann mit Erde bedeckt. Besondes schockierend ist ein Baum auf dem Gelände, gegen den Säuglinge geschlagen wurden, um sie zu töten. Während der Tötungen spielte die ganze Zeit Musik, um die Schreie zu überdecken. Diese Musik und das Laufen eines Generators waren die letzten Dinge, die die Getöteten hören mussten.
    Heute erinnert wenig an die Gebäude, die einst auf dem Feld standen. Nach der Vertreibung der roten Khmer, wurde so ziemlich alles als Baustoff genutzt, was die Bvölkerung in die Finger kriegen konnte. Ein gut gemachter Audioguide führt einen über das Gelände und berichtet auch von Einzelschicksalen der Opfer und Täter. Man wird gewarnt auf den Wegen zu bleiben. Die Wege sind etwas erhöht angelegt, damit die Erde nicht festgetreten wird. Sie offenbart, grade in der Regenzeit, immer wieder Kleidungsfetzen und Knochenstücke, die scheinbar aus ihr herauswachsen. Unter anderem hierauf wird der Name „Killing Fields“ zurückgeführt.
    Der letzte Halt ist die große Erinnerungsstupa, die eine große Zahl an gebeinen enthält und sowohl als Mahnmal als auch als Ort der Erinnerung und des Gedenkens dient.

    Unsere nächste Station war die Tuol-Sleng-Genozid-Gedänkstätte in Phnom Penh, die auch unter dem Namen Gefängnis S-21 bekannt war. Sie diente dem Machtapparat um Pol Pot als Gefangenenlager und Folterzentrum. Es wird angenommen, dass hier etwa 20.000 Menschen inhaftiert waren. Es wird angenommen, dass nur etwa 200 Personen die Haft dort überlebt haben. Der Rest verstarb entweder im Gefängnis oder auf den Killing Fields. Hierzu muss allerdigs gesagt werden, dass dies die höchste Schätzung ist. Einige Quellen gehen von unter 20 Überlebenden aus.
    Sowohl Tuol Sleng als auch die Killing Fields bei Phnom Penh sind exemplarisch zu verstehen. Solche Orte gab es vielfach im Land.
    Beim Besuch des Gefängnisses wurde uns nocheinmal die Perfidität und die Dummheit des Pol-Pot-Regimes vor Augen geführt. Die Wachen des Gefängnisses waren allesamt jünger als 20 Jahre, manche von ihnen grade 10 Jahre alt. Nicht wenige von ihnen wurden selbst irgendwann zu Gefangenen. Ihnen wurden einfache aber strenge Regeln auferlegt, die bei Nichtbefolgen im besten Falle Gewalt und im schlimmsten Falle den Tod nach sich zogen. Hier bewachten und folterten also junge Menschen, die jung, unerfahren, oft schlecht gebildet und einfach zu manipulieren waren.
    Als ein besonders spannendes Beispiel empfand ich hier ein Schlüsselbrett, das eigentlich nur eine Holzleiste mit eingeschlagenen Nägeln war. An diesen Nägeln hingen die Schlüssel für die Fußfesseln. Die Zahlen von 1-7 sind in einer kindlichen Handschrift geschrieben, danach änderte sich die Schrift. Die Genozidforscher nehmen an, dass die zunächst für das Beschriften zuständige Wache nicht weiter zählen konnte.
    Über die Folterungen und Inhaftierungen wurde peinlich genau Buch geführt, was mich ein wenig an die Akribie der Nazis erinnert hat. Auch die Geständnisse waren genauestens festgehalten. Aber auch sie offenbaren die Dummheit und den Verfolgungswahn des Regimes. So wurden unter anderem einige Ausländer hier festgehalten, unter ihnen der Segler Kerry Hamill. Er und seine Freunde wurden verdächtigt, Spione im Auftrag des Feindes zu sein. Hamill und seine beiden Begleiter überlebten nicht. Hamill machte sich aber während seiner Folter über seine Peiniger lustig. Sie wollten Namen hören und er wusste, dass er solange gefoltert werden würde, bis sie welche bekommen würden. So gab er an, dass sein Führungsoffziert ein gewisser Colonel Sanders sei. Colonel Sanders ist im Westen allerdings nicht dafür bekannt, Geheimagenten zu führen. Stattdessen dient er als Markengesicht einer größeren Fastfoodkette, die frittierte Hähnchenteile in Eimern verkauft. Er nannte noch weitere Namen, die Referenzen zu den Beatles oder anderen popkulturell bekannten Personen enthielten.

    Am Eingang des Gefängnisses, das vor den Roten Khmer eine Schule gewesen ist, steht ein Schild, das darauf hinweist, in der Gedenkstätte nicht Pokemon Go zu spielen. Ich habe dazu sogar einen Artikel gefunden: http://www.sandiegouniontribune.com/hoy-san-die…

    Das einzige Foto, dass wir dort gemacht haben, war von diesem Schild. Wir haben hier und auch auf den Killing Fields ansonsten auf Aufnahmen verzichtet. Wir hielten das für nicht angebracht.

    Die Wikipediaartikel liefern hier allerdings einen kleinen Einblick:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Tuol-Sleng-Genozi…
    https://de.wikipedia.org/wiki/Killing_Fields
    Besser noch ist die offizielle Homepage der Gedenkstätten (grade im Update):
    http://www.killingfieldsmuseum.com/

    Nach den Touren waren wir ziemlich erledigt. Ab einem gewissen Punkt schaltet man emotional einfach ab. Man merkt, dass man voll mit Eindrücken und Informationen ist und läuft dann wie auf Autopilot. Wir waren noch auf dem Russischen Markt, um ein paar Souvenirs zu kaufen. Das war nach dem langen Tag eine nette Zerstreuung. Der Markt ist zwar nicht vergleichbar mit dem, was Vietnam oder Thailand zu bieten haben, ist aber wirklich solide und vermutlich die beste Wahl in Phnom Penh, wenn man eine große Auswahl und ein paar „Touristenprodukte“ haben möchte.

    Am nächsten Tag besuchsten wir noch das Nationalmuseum und machten einige Besorgungen. Durch das Museum sind wir mehr oder minder nur so durchgerauscht. Es zeigt viele alte Handwerksarbeiten und Statuen von der Bronzezeit über die Vor-Angkor-Periode bis in die späte Angkor-Zeit. Nachdem wir den Nachtmittag etwas entspannt hatten, holten wir unsere Flussfahrt nach. Es war sehr spannend zu sehen, dass auf der einen Flusseite immer mehr Hochhäuser entstehen, während die Menschen auf der Gegenüberliegenden Seite in improvisierten Hütten wohnten und mit großen Netzen Fische fingen.

    Wir endeten mit der Fahrt sprichwörtlich dort, wo wir angefangen hatten, nämlich auf dem Mekong.

    Im Anschluss gingen wir Sushi essen. Der Besuch im Restaurant war ganz witzig, denn sie hatten keinen Fisch. Für mich nicht so wild, aber sie hatte auch nur noch eine Avocado. Die Personen die nach uns kamen, mussten 3 Bestellanläufe machen, bis sie irgendwas zu essen gefunden hatten. Aber genauso wie wir, waren sie wohl zu faul, um in ein anderes Restaurant zu gehen und die Kellner waren sehr nett.

    Für mich war der Restaurantbesuch sehr stellvertretend für unseren Kambodschaaufenthalt. Denn oft läuft es hier nicht so rund. Dafür sind alle sehr bemüht, es einem gemütlich zu machen.
    Schon morgen früh sitzen wir hoffentlich im Flugzeug nach Hause. Das Check-In-System findet unsere Flugdaten nicht und wir sind gespannt, ob wir es bis übermorgen nach Deutschland schaffen.
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  • Day 61

    Otres

    May 9, 2017 in Cambodia ⋅ 🌧 2 °C

    Für unsere letzten Tage in Kambodscha hatten wir uns überlegt ans Meer zu fahren und zu entspannen. Wir hatten alles geschafft, was wir uns vorgenommen hatten und mehr als genug Zeit zur Verfügung um, so dekadent das klingt, Urlaub vom Reisen zu machen.

    Unsere Wahl fiel dabei auf den kleinen Ort Otres ganz in der Nähe von Sihanoukville. Otres besteht nur aus ein paar Straßen, voll mit kleineren Restaurants, Wäschereien, kleinen Geschäften und Hotels. Viele (temporäre) Aussteiger eröffnen hier ihre Läden, um eine Zeit in Kambodscha zu leben. Wir freuten uns also auf westliches Essen, ein paar Ausflüge und die Zeit am Strand.
    Wir checkten in ein Hotel ein, in dessen Mitte ein Garten lag, der von den einzelnen Zimmern rumgeben wurde. Etwas einsichtig, aber gemütlich und gut um dort ein paar Tage zu verbringen.
    Geführt wurde es von einer sympathischen Truppe von Italienern.

    Bis auf einen Spaziergang, um die Gegend zu erkunden, machten wir am ersten Abend nicht viel. Ich nutzte den Abend um ein paar liegen gebliebene Sachen zu erledigen, las und ging spät ins Bett. Um kurz vor 4 in der Nacht rüttelte Silke auf einmal an meiner Schulter. Ich schaute sie verschlafen und irritiert an. Sie deutete auf einen Mann. Ein schmächtiger Asiate, der vor unseren Bett stand und uns erschrocken anschaute. Ich hob meine Faust und schrie ihn an. In meiner erinnerung haben die Worte Sinn gemacht. Silke hat mir später erzählt, dass es für sie nur zusammenhangslos geklungen hat. Es war aber laut gewesen und tief. Der Man faltete die Hände vor seiner Brust und verbeugte sich hektisch, murmaelte mehrfach „Sorry, sorry...“, nur um dann die Hände zur Beschwichtigung nach Vorne zu strecken und „sleep, sleep!“ zu sagen. Dann ging er raus.
    Wir schauten uns an, waren perplex. Der Asiate hatte ein weißes Hemd angehabt und ich war zunächst der festen Überzeugung, dass er zum Hotel gehört haben muss. Ich stellte mir vor, dass er uns über irgendwas habe benachtichtigen wollen. Über ein Feuer oder ein Unwetter.
    Das das nur wenig Sinn machte, wurde zunehmend klarer. Er hatte uns ja vor nichts gewarnt, war schrocken, dass wir ihn bemerkt hatten und dann ohne Erklärung herausgegangen. Ich zog mich an, und ging in den Garten. War er ein Dieb wollte ich hinter ihm her, war er vom Hotel wollte ich ihn zur Rede stellen. Da war aber niemand.
    Zurück im Zimmer erzählte Silke mir, dass sie die Schiebetür gehört habe und den Mann dann in eine Ecke des Zimmers habe gehen sehen. Dort habe er nach etwas gesucht. War er wirlich ein Dieb, war er kein guter. Das was er durchsucht hatte, war die Regenhülle eines unserer Rucksäcke. Auf dem Weg dorthin war er an meinem Notebook, meinem Handy und meiner Kreditkarte vorbeigelaufen. Da wir nicht so recht wussten, was wir jetzt tun sollten, gingen wir wieder schlafen. Ich überprüfte vorher nochmal, ob die Tür fest verschlossen war und wickelte meinen Gürtel von innen um die Handgriffe.
    Am Morgen dann sind wir zur Rezeption und haben von unserem nächtlichen Besucher berichtet. Er hat uns zuerst gar nicht verstanden, so absurd erschien ihm die Situation. Dann versprach er uns, die Kamerabilder auszuwerten. Unterdessen machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Hotel. Vermutlich konnten die Betreiber von unserem gar nichts für die Situation. Ich ging davon aus, dass ich die Tür zwar versucht hatte abzuschließen, das Schloss aber nicht komplett eingeschnappt war und der Asiate gehörte definitiv nicht zu den Angestellten. Das hatte uns der Besitzer versichert. Nach unserer Rückkehr zeigte uns der Besitzer die Videos auf seinem Computer. Der Asiate war gegen halb 4 in den Garten des Hotels gekommen und hatte an allen Türen gezogen, um zu prüfen, ob sie verschlossen waren. Bei unserer hatte er Glück. Er steckte kurz seinen Kopf hinein, ging dann nochmal in den Garten, legte seine Jacke und seinen Rucksack ab, und öffnete dann unsere Tür. Ein paar Augenblicke später kam er wieder raus, schloss die Tür vorsichtig mit beiden Händen, nahm seine Sachen und ging durch den Garten. Erst vor dem Hotel begann er zu rennen. Für uns war die Sache damit gegessen. Offensichtlich wirklich ein Dieb, geklaut hatte er nichts und wir würden von nun an doppelt prüfen, ob alles verschlossen war. Der Besitzer aber ließ es damit nicht auf sich bewenden und sagte nur, gewürzt mit seinen spitzen italienischen Akzent: „Don‘t worry. We take care of it.“

    Den Nachmittag verbrachten wir am Strand. Das Wasser war nicht ganz durchsichtig, aber blau und so warm, wie in einer Badewanne. Nur ab und zu spürte man eine kalte Strömung an den Beinen. Ich las weiter am inzwischen dritten Band der Expanse Reihe. Silke las ein Buch über Dr. Siri, einen fiktiven laotischen Rechtsmediziner, der von den Kommunisten von seiner Pension abgehalten wurde, weil sie keinen Ersatz für ihn hatten. Sie verschlingt die Bücher genauso wie ich meine.
    Am Abend machten wir uns grade fertig, um etwas Essen zu gehen – wir hatten ein tschechisches Restaurant entdeckt- als es an unserer Tür klopfte. Einer der Besitzer stand davon und sagte uns, dass sie den Einbrecher gefunden hätten. Wir waren mindestens genauso irritiert, wie in der Nacht, als plötzlich ein Asiate in unserem Zimmer gestanden hatte und gingen hinaus in den Garten.
    Dort saß, wie ein häufchen Elend „unser“ Asiate auf einer Bank. Um ihn herum die Besitzer. Silke fratgte einen von ihnen, wie sie ihn gefunden hatten. Er verdrehte nur die Augen, wirkte ehrlich schockiert und sagte: „Don‘t ask...“
    Zwei der Besitzer redeten auf den Mann ein, der sie eindeutig nicht verstand. Nur das Wort „police“ muss ihm ein Begriff gewesen sein, hier hob er abwehrend seine Hände. Einer der Italiener fragte ihn dann noch, ob er ins Gefängnis will und machte vor, wie die Wachen dort mit einem Stab durch die Gitterstäbe stoßen würde und fragte: „Do you want prison? Do you want bamboo stick?“
    Offenbar war es ihr Plan ihn etwas einzuschüchtern. Darin waren sie gut, das musste man ihnen lassen. Trotzdem schien der Mann in Ordnung zu sein. Kein Blut, keine Verletzungen, keine zerknitterte Kleidung. Wir waren also beruhigt und gingen nicht davon aus, dasis die Italiener ihm mehr antun würden, als ihn in Schrecken zu versetzen.
    Der Besitzer vom Morgen sagte und noch: „I told you we‘ll take car of it. I don‘t want such things in my borders.“

    Wir gingen zu Abendessen, ganz überwältigt, dass wir offenbar bei der Mafia gelandet waren. Bei näherer Betrachtung lebten in Otres wirklich viele Italiener. Mindestens 5 Restaurants, mehrere Hotels und ein paar Reiseveranstalter waren da. Auf dem Weg zum Restaurant trafen wir ein paar Hamburger, mit denen wir in Laos kurz zusammen auf einem Boot gewesen waren. Wir unterhielten uns ein wenig und tranken etwas mit ihnen. Natürlich nicht ohne ihnen unsere neue Geschichte zu erzählen.

    Die weiteren Tage in Otres waren weniger aufregend. Fast jeden Tag gewitterte es. Große tropische Gewitter, die manchmal soweit weg waren das man keinen Regen hatte und keinen Donner hörte. Nur die Blitze kamen hinter aufgetürmten Wolken hervor. Wir blieben bis auf einen Tag vom Regen verschont und waren fast jeden Tag im Meer. Samstags trafen wir uns nochmal mit den Hamburgern zum Nachtmarkt. Der Markt findet nur einmal in der Woche statt und ist neben der Mittwochs stattfindenden Party eines der sozialen Happenings im Ort. Besucht werden beide Verstaltungen wohl wenig wenig von Kambodschanern. In der Regel sind dort Touristen und „Aussteiger“.
    Mir wurde erzählt, dass die Partys am Mittwoch, die im Dschungel stattfinden und bei denen Techno gespielt wird, hauptsächlich ein Vorwand sind, um Drogen zu nehmen. Mein Gegenüber wirkte ehrlich schockiert, als sie mir erzählte, dass sie mehrere Personen gesehen hat, die Krampfanfälle hatten. Ein junges Mädchen soll sogar auf eine Art Krankenstation gebracht worden sein. Da man dort aber nichts für sie tun konnte, hat man sie zurück ins Hotel gebracht und dort in der Hoffnung, dass alles gut werden würde, auf eine Couch gelegt.
    Der Markt war viel gemütlicher. Überall Essenstände, die von den Besitzern der Restaurants betrieben wurden. Eine Liveband spielte und wir unterhielten uns.
    Ich lernte von einem der Hambuger etwas über‘s Schornsteinfegen und Silke lästerte mit einer Sozialarbeiterin über die Batikhemden der Hippiemädchen.

    Am vorletzten Tag in Otres haben wir noch einen Ausflug gemacht. Eigentlich wollten wir noch einen weiteren machen, um uns lumineszierendes Plankton anzuschauen. Hier kamen uns aber immer wieder die abendlichen Gewitter in die Quere.
    Unser Ausflug ging zu den etwas Außerhalb gelegenen Inseln Koh Rong und Koh Rong Saloem. Dort war das Wasser wirklich kristallklar und es kam eine richtiges Südseeparadiesgefühl auf. Unser Boot war weniger gemütlich. Wir hatten in Ermangelung einer besseren Alternative das „Happy Boat“ gebucht. Der Name war Programm. Inklusive einer kleinen Schaumparty kurz vor Ende des Trips. Wir konnten uns da aber sehr entspannt raushalten.
    Der Boot war voller Asiaten, hauptsächlich Chinesen, lauten betrunkenen Chinesen. Dazwischen ein paar laute betrunkene Engländer in Neonklamotten und überdimensionalen Goldkettchen, die ihr Bier tranken, indem sie die Dose seitlich anstachen und sie auf ex leerten. Der Bierverschluss wurde dann abgerissen und wir ein Orden an die Kette gehängt. Die Chinesen waren begeistert und beschränkten sich zunächst nur auf‘s Zuschauen und Handyvideos machen. Später, als die Stimmung lockerer geworden war, nahmen einige Unterricht im Dosenstechen bei den Engländern.
    Wir haben den Tag mit humor genommen und waren am Ende trotzdem allem erstaunlich entspannt und ausgeruht.

    Morgen fahren wir ein weiteres Mal nach Phnom Penh. Am Samstag geht es dann nach Hause...
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  • Day 55

    Phnom Penh I

    May 3, 2017 in Cambodia ⋅ ⛅ 29 °C

    Phnom Penh ist mit 1,5 Millionen Einwohnern die größte Stadt Kambodschas. Schon beim Hereinfahren kann man sehen, dass sie sich deutlich von den anderen Städten des Landes unterscheidet. Sie ist deutlich moderner und sogar einige Hochhäuser ragen in den Himmel.
    Außerdem ist sie eine gigantische Baustelle.

    Phnom Penh soll moderner werden, konkurrenzfähig zu anderen großen Städten Südostasiens, wie Bangkok oder Hanoi. Vor etwa 40 Jahren war es fast eine Geisterstadt. Die roten Khmer hatten sie eingenommen und umgehend den Großteil der etwa 2,5 Millionen Einwohner auf‘s Land deportiert. Nur hohe Parteifunktionäre blieben zurück. Nicht viel mehr als 20.000 lebten fortan in der Stadt. Im Januar 1979 wurden die Khmer Rouge durch vietnamesische Truppen vertrieben. Einige Menschen, die den Terror der Roten Khmer überlebt hatten kamen zurück. In den 1980er Jahren lebten viele von ihnen obdachlos in den Straßen der Stadt und hielten sich Vieh auf den Straßen.

    Wir hatten nur einen Tag Aufenthalt eingeplant, da wir schon am Donnerstag weiter ans Meer wollten. Da wir von Phnom Penh aus abfliegen würden, dachten wir, dass es besser sei, uns die Stadt in Ruhe am Ende unserer Reise anzuschauen. Wir gingen den Tag also langsam an, Frühstückten ausgiebig, stellten dabei fest, dass man hier ohne Probleme europäische Preise zahlen kann und fuhren danach zum „Central Market“.
    In Kambodscha werden Riel und Dollar als offizielle Zahlungsmittel genutzt. Im Regelfall nutzt man ab einem Dollar die amerikanische Währung und unterhalb die eigentliche kambodschanische.
    Das führt dazu, dass für viele Kleinigkeiten, wie etwa Trinkwass oder Snacks, eben ein runder Dollar verlangt wird.
    Der Central Market ist ein großer, recht hässliche Kuppelbau, mit viel Auswahl für die Einhemischen, aber wenigen Souvenirangeboten. Wir schauten uns ein wenig um, fanden aber nichts gutes und entschlossen uns, über den Mittag nach Hause zu gehen. Ich hatte irgendwoher einen Tinnitus auf dem rechten Ohr und Silke fühlte sich erkältet, so dass es uns ganz gelegen kam, dass unser geplanter Einkauf ausfiel. Rund um den Markt herum waren zahlreiche Bettler, viele alte Frauen, einige Minenopfer und andere Menschen mit Behinderungen, die um Geld bitten und einem nochmal vor Augen führen, wie arm das Land trotz aller aufstrebenden Entwicklungen ist.
    Ich tue mich daher auch sehr schwer mit dem Handeln. Ich habe das Gefühl, dass es gut ist, mehr Geld hierzulassen, als die einzelnen Waren und Dienstleistungen wert sind. Leider führt das manchmal dazu, dass der Kambodschaner einem gegenüber annimmt, man sei fuchtbar reich und dementsprechend noch mehr versucht, einen über den Tisch zu ziehen.

    Nachdem wir eine Weile im Zimmer rumgelegen und gelesen hatten, gingen wir am Nachmittag zum Königspalast auf dessen großem Gelände zahlreiche Prunkbauten unter anderem die Silberpagode, deren Boden aus echten Silberfliesen besteht, zu finden sind. Am Eingang boten einheimische Tourguides ihre Dienste an und wir waren ein wenig perplex als uns einer von ihnen in einem breiten texanischen Akzent ansprach. Ich konnte zuerst gar nicht ablehnen, weil ich damit beschäftigt war, nicht grinsen zu müssen. Silke ging es ähnlich. Die Situation war wirklich absurd und wir fühlten uns ein wenig so, als hätte uns ein Franzose mit Baskenmütze und Streifenpullover grade auf Chinesich angesprochen.
    Das Gelände war wirklich schöner, als wir es erwartet hatten. Grade der Thronsaal, den wir leider nicht betreten konnten und die großen Stupas, welche als Grabhügel bzw. Denkmäler genutzt werden. Sie alle waren auch ehemaligen Königen oder Königinnen gewidmet.
    Die Silberpagode war etwas enttäuschend, da ihr Boden fast komplett mit Teppich ausgelegt war, um das Silber zu schützen. Nur an einer kleinen Stelle, konnte man die fliesen sehen. Sie waren zum Teil zerbrochen und hier und da mit Tesafilm fixiert. Schöner war, wenn auch nicht ganz mein Geschmack, der große Buddha aus Smaragd, der am Ende des Saales zu finden ist.

    Für den Abend hatten wir uns ein mexikanisches Restaurant ausgesucht, um Tacos zu essen. Der Laden war kurz zuvor noch eine Kneipe gewesen und der neue Eigentümer, ein humpelnder, älterer, langhaariger Koloss mit kambodschanischer Lebensgefährtin und Unterarmtattoos hatte die Inneneinrichtung wohl so übernommen. Alles wirkte heruntergekommen. Ein Wandbild von berühmten Comickatzen, die an einem Esstisch zusammensaßen erinnerte an den Namen des vorherigen Ladens („Alley Cat Cafe“) und die Stühle und Bänke hatten ihre besten Tage schon hinter sich. Das Essen war aber wirklich großartig, so dass wir definitv nochmal herkommen werden. Etwa ab der Hälfte des Essens gesellte sich auch eine kleine Katze zu uns, die zwar vom Eigentümer nicht gerne gesehen wurde, uns aber den Abend versüßte.
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  • Day 54

    Battambang

    May 2, 2017 in Cambodia ⋅ ⛅ 27 °C

    Kambodscha ist bisher das Land, mit dem wir uns am wenigsten anfreunden können. Es ist nicht so vielfältig wie Vietnam und nicht so grün wie Laos. Man tut den Menschen hier, die sehr herzlich sind, natürlich Unrecht, wenn man das so einfach dahersagt. Aber trotzdem hat man ein wenig das Gefühl, dass Kambodscha ohne Angkor Wat keine Touristen hätte.

    Um also nicht nur Siem Reap, die Hauptstadt Phnom Penh und das Meer gesehen zu haben, beschlossen wir, dass es sinnvoll wäre, einen weiteren Zwischenstopp im Inland einzulegen.
    Unsere Wahl viel auf Battambang, die zweitgrößte Stadt des Landes. Wir hätten auch weiter auf‘s Land fahren können, dachten aber, dass wir da nicht viel mehr zu sehen bekämen, als in Nordvietnam. Interessant wären noch die schwimmenden Dörfer gewesen. Da aber aktuell Trockenzeit ist, sollen sie nicht so imposant sein, wie wenn die Flüsse mehr Wasser führen.

    Battambang haben wir uns ausgesucht, weil es zum einen noch eine Vielzahl an Kolonialbauten geben soll und weil in der Umgebung wohl einiges zum erleben angeboten wird.
    Im Internet haben wir gelesen, dass es in einer tropischen Traumlandschaft liegen soll. Davon war allerdings nicht mehr soviel übrig, wie man annehmen könnte. Das größte ökologische Problem Kambodschas ist der Holzeinschlag, aufgrund dessen ein großer Teil des natürlichen Waldes verloren gegangen ist. Und obwohl die Regierung immer wieder Erlässe herausgibt, nach denen die weitere Abholzung verboten sein soll, wird weiter gefällt. Vermutlich liegt das an der weit verbreiteten Korruption, die dafür sorgt, dass das wenige, dass der Staat für die Ärmsten aufbringt, nicht bei ihnen ankommt.
    Ein Beispiel sind hier die Wälder westlich von Battambang, in denen noch sehr viele Minen zu finden sind. Die Armee hat diese Bereiche großflächig abgesperrt, lässt sich aber immer wieder von lokalen Holzfällern bestechen, die ihre Familie mit dem Verkauf des Tropenholzes ernähren können. Das führt zu immer neuen Minenopfern, was damit einhergeht, dass die Familie noch schlechter darsteht, als zuvor.

    Die Stadt selbst ist nicht sehr touristisch. Dafür verhältnismäßig belebt und die Kolonialbauten sind mit zahlreichen Werbetafeln verunstaltet. Der Verkehr ist in Kambodscha seltsamerweise anders als in Vietnam oder Laos. Während in Vietnam noch viel gehupt und dann um die Fußgänger herum gefahren wurde, war es in Laos ruhiger. Man fuhrt zwar auch um Fußgänger herum, hupte aber nicht. In Kambodscha hupt man ein bisschen, insbesondere, wenn man überholen möchte, hält aber an, wenn Fußgänger auf der Straße sind. Wir waren darüber am Anfang fast ein bisschen erstaunt.

    Den ersten Tag nutzten wir für den Besuch eines nahegelegenen Bergklosters. Das klingt romatischer als es war, denn der Berg war leider voller Müll und an seinem Fuße waren dutzende von Ständen, die Souvenirs verkaufen. Neben dem Kloster bietet der Berg noch die Möglichkeit sogenannte „Killing Caves“ zu sehen. Höhlen, in denen die Roten Khmer ihre Opfer begraben haben. Eine Gedenkstätte und Kunstwerke erinnern heute an die Menschen, die zumeist totgeschlagen und dann in die Grube gestoßen wurden.

    Neben diesen traurigen Aspekten, die unweigerlich mit dem Gedanken an den Tod verbunden sind, bietet Phnom Sampeau auch etwas für Menschen, die sich mehr für das Lebendige interessieren. Zahlreiche Affen klettern auf den Hügeln herum, und man muss aufpassen, dass man ihnen nicht zu nahe kommt, denn sie gelten als recht unverträglich und neigen dazu Touristen regelrecht um ihr Essen zu berauben. Am Fuße des Berges kann man zum Abend hin die eine gigantische Zahl von Faltlippenfledermäusen aus ihrer Schlafhöhle fliegen sehen. Die Größe der Kolonie wird auf etwa 1.000.000 Exemplare geschätzt:
    https://www.youtube.com/watch?v=rOhpNHAtLWo

    Am nächsten Tag dann fuhren wir gleich am Morgen zum Bambootrain, einer Behelfskonstruktion der Bewohner der umliegenden Dörfer, die das stillgelegte Schienennetz zum Transport nutzen. Dazu legen sie einfach zwei große Walzen auf die Schienen und befestigen darauf einen Bambusaufsatz mit eingebautem Motor. Verbunden sind Walzen und Aufsatz mit einem einfachen, langen Keilriemen.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Norry (Da kann man auch ein Video anschauen)

    Die Fahrt war wirklich aufregend, im Wortsinn, denn mehr als einmal hatte man das Gefühl, das der „Zug“ aus den verbogenen Schienen springen müsste. Grade wenn der Fahrer den kleinen 6-PS-Motor so richtig in Fahrt gebracht hatte und man mit über 50 km/h auf dem Wackelgestell über kleine Brücken fuhr, wurde einem manchmal schon ein wenig anders.
    Wir machten einen Zwischenstopp bei der nächsten Haltestelle, wo natürlich schon die Souvenirshops auf uns warteten. Wir unterhielten uns länger mit einer der Frauen und einem kleinen Jungen von etwa 8 Jahren, der ein unglaublich gutes Englisch sprach.
    Ich habe gelesen, dass Kambodschaner einen guten Zugang zu Fremdsprachen haben (hatte ich das schon geschrieben?!?), da fast alle Laute im Khmer vertreten sind.

    Den Nachmittag verbrachten wir auf dem Markt, bzw. im Zimmer und entspannten ein wenig.
    Das Highlight von Battambang elebten wir dann am Abend, beim Besuch einer Zirkusaufführung.
    Organisiert werden die fast täglichen Shows von einer gemeinnützigen Kunstschule für „unterpreviligierte Kinder“. Die Schule hat etwa 1000 Schüler, die völlig kostenfrei kreative Berufe lernen. Neben einem Bereich für Design und bildende Kunst, gibt es einen für „Performance Arts“ und eben dieser Bereich richtet die Zirkusshows aus, die ein wahrer Publikumsmagnet sind.
    Silke hat sogar gelesen, dass einige der Absolventen es zum Cirque du Soleil geschafft haben.
    https://www.youtube.com/watch?v=y0y5b8fBIlQ
    Das wirklich Schöne an der Idee ist, dass das Land auf diese Weise, grade nachdem die Roten Khmer so ziemlich jede Kultur unterbunden hatten, wieder dazu kommt sich auf seine kulturelle Identität zu besinnen.

    Nach der Show fanden wir einen Inder, der noch geöffnet hatte und gönnten uns zum Abschluss unseres Aufenthaltes ein anständiges Essen.
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  • Day 51

    Siem Reap

    April 29, 2017 in Cambodia ⋅ ⛅ 28 °C

    Die Grenzüberquerung nach Kambodscha war ähnlich einfach, wie zuvor nach Laos. Verhältnismäßig freundliche Beamte und keine größeren Schickanen. Das Gesundheitszeugnis, das einem manchmal für einen Dollar aufgedrängt wird, erhielten wir kostenlos. Im Grunde war das auch nicht mehr als eine oberflächliche Überprüfung unserer Impfpässe.
    Wir hatten eine Vereinbarung mit einem Transportunternehmen getroffen, das uns direkt hinter der Grenze erwarten wollte. Den Weg von den 4000 Islands legten wir als Anhängsel einer größeren Gruppe zurück, die auch nach Siem Reap unterwegs war. Hier wurden die Pässe eingesammelt und gebündelt gestempelt. In „Travelerkreisen“ geht das Gerücht um, dass das Unternehmen einen großen Aufschlag dafür nimmt. Wir hörten sogar etwas von 10-15 Dollar pro Pass. Da wir zu Fuß über die Grenze gingen, betraf uns das nicht. Eine merkwürdige Italienerin stieg auch aus, in der Hoffnung Geld sparen zu können. Effektiv waren es dann 3 Dollar. Das Unternehmen wollte 40, die Ausreise aus Laos kostete 2 Dollar „Stempelgebühr“ und das Visum für Kambodscha 35 Dollar. Dafür lief sie wie von der Tarantel gestochen hektisch herum und versuchte sich am Schalter ganz nach vorne durchzubetteln, damit der Bus nicht ohne sie abfährt. Zwei Franzosen, die mit dem selben Unternehmen weiterfuhren wie wir, diskutierten 10 Minuten mit den laotischen Grenzern, um die 4 Dollar Bearbeitungsgebühr zu sparen.
    Ich verstehe ja wirklich, dass manche Reisende kein Geld haben. Sowas ist mir allerdings eindeutig zu blöd. Reisen zehntausende Kilometer weit, kommen aus einem Land mit funktionierendem Sozialsystem und diskutieren dann über 4 Dollar in einem Land mit einer Lebenserwartung von rund 60 Jahren. Man kann jetzt natürlich argumentieren, dass die arme Landbevölkerung nicht davon profitieren dürfte, wenn ein paar Grenzbeamte etwas dazuverdienen. Aber ich bezweifle wirklich stark, dass sie dann eben im Café mehr Trinkgeld geben oder etwas Blödsinn am Straßenrand kaufen, um etwas Geld da zu lassen. Insbesondere in Kambodscha komme ich mir übrigens so vor, als würde hier niemand Trinkgeld geben. Ich werde immer angeguckt, als sei ich dämlich, wenn ich etwas auf die Rechnung aufschlage. Das führt manchmal sogar so weit, dass ich das Geld zurücknehme, weil mein Gegenüber denkt, dass ich mich verrechnet habe.

    Nach einer etwas holprigen und überdurchschnittlich schnellen Fahrt, kamen wir in Siem Reap (sprich: Siem Riep) an und verbrachten die ersten anderthalb Tage hauptsächlich im Zimmer, weil Silke etwas kränkelte. Siem Reap bietet als Stadt ohnehin nicht soviel, wie wir zunächst angenommen hatten. Es ist die touristische Hochburg Kambodschas, was wohl an der legendären Tempelanlage Angkor Wat und seiner Umgebung liegt und natürlich an den günstigen Preisen, die es vielen Ausländern ermöglichen hier mit ihren Ersparnissen oder einem kleinen Einkommen ein gutes Leben zu führen. Einige versuchen sich sogar an wirklich großen Projekten. So etwa Dillan, der Inhaber unseres Hotels. Ein dreiundzwanzigjähriger Amerikaner, der gemeinsam mit einer Japanerin seine Ersparnisse investiert hat. Das klingt jetzt erstmal ein wenig merkwürdig, man muss ihm allerdings zu Gute halten, dass wir ihn auf Mitte 30 geschätzt hatten.
    Das Modell ist eigentlich ganz interessant, obwohl ich nicht so recht weiß, was ich von ihm halten soll. Man kauft ein Hotel oder eine Bar, leitet sie als „Businesserfahrung“ für ein, zwei Jahre und versucht in der Zeit ihren Wert zu steigern und verkauft das Geschäft danach.
    Die Vorteile liegen natürlich auf der Hand. Ich denke allerdings, dass es vielleicht schöner wäre, wenn die Geschäfte in einheimischer Hand lägen und nicht in der Verantwortung von aufstrebenden Ausländern. Dillan war allerdings ein wirklich feiner Kerl, von dem man den Eindruck hatte, dass er einen guten Job machen möchte bzw. es unserem Eindruck nach auch macht.
    Weil dieses Modell offenbar so gut funktioniert, ist Siem Reap voll mit Bars und Lokalen, in denen touristen sich betrinken und feiern können. Neben dem bekannten Nachtmarkt und ein paar Theatern und den beliebten Circusshows, gibt es nicht sonderlich viel zu sehen. Für fast alles braucht man einen Tuktuk-Fahrer, der als Chauffeur fungiert.
    Wir hatten uns gleich am ersten Tag mit einem bekannt gemacht. Ran, ein netter kambodschaner mittleren Alters, der sich freute, gleich für mehrere Termine von uns gebucht zu werden.

    Wir fuhren gleich am ersten Tag zum Sonnenaufgang nach Angkor Wat, dem größten Tempel in der Umgebung. Ursprünglich war er Vishnu geweiht und wurde von den früher hinduistischen Khmer erbaut. Nach und nach wurde dann ein buddhistischer Tempel daraus. Angkor gilt als das weltweit größe erhalten gebliebene religiöse Bauwerk. Er zieht auf Grund dieser Umstände auch ein paar merkwürdige Menschen an. So unterhielt ich mich im Tempel eine gute Viertelstunde mit Sophie, einer englischen Hippiefrau, die von sich selbst als buddhistische Piratin beschreibt und schon fünfmal in Angkor war. Alles in Allem also etwas schräg..
    Der schönste Tempel der Umgebung war wohl Ta Prohm, der zum Teil vom Urwald überwuchert und so manchmal zu einem Teil von ihm wurde. Er wurde von daher auch schon als Filmkulisse verwendet, u.a. für Tomb Raider. Den Großteil unserer Zeit in Siem Reap verbrachten wir also in den Tempelanlagen. Zugegebenermaßen sind wir jetzt etwas müde vom Besichtigen.

    Den Rest der Zeit haben wir unter anderem für den Besuch das War Museums und des Landminenmuseums. Kambodscha hat eine unheimliche bewegte Geschichte. Es wurde im kalten Krieg zum Spielball von West und Ost. Das Ergebnis war das Erstarken der Roten Khmer, einer politischen Organisation, für die das Wort Terrororganisation wohl tatsächlich passender wäre. Normalerweise, wie etwa in Vietnam und Südamerika, versuche ich ja sozialistische Bewegungen genau zu betrachten und mir eine differenzierte Meinung zu Begleitumständen und Opfern zu bilden. Das fällt mir im Falle der Khmer Rouge nicht so leicht.
    Während nämlich die meisten Diktaturen „lediglich“ gegen Minderheiten oder Abweichler vorgehen, gingen die Roten Khmer vollständig gegen die eigene Bevölkerung vor. Sie planten einen Bauernstaat zu errichten und schafften es Pnomh Penh, eine Millionenstadt, innerhalb eines Tages fast vollständig zu entvölkern und die Menschen auf‘s Land zu bringen, damit sie dort unter sklavenbedingungen als Bauern arbeiten konnten. Das führte soweit, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung in den 70er-Jahren ihr Leben ließ.
    Am Anfang wurden die Roten Khmer von den sozialistischen Staaten unterstützt, als diese sich aber gegen sie wendeten, begannen auf einmal die Amerikaner damit, ihnen im folgenden Bürgerkrieg beizustehen.
    Bei diesem Krieg wurde ein großer Teil des Landes vermient, was noch heute zahlreiche Tode und Behinderungen zur Folge hat, denn natürlich wurden die Minen nicht wieder geräumt.
    Dieser Aufgabe kommen seither zahlreiche nationale und internatiale Organisationen nach. Die berühmteste ist wohl die Organisation von Akira, einem früheren Kindersoldaten der Roten Khmer, der sich später gegen sie stellte und der inzwischen etwa 100.000 Minen von Hand entschärft hat. Insgesamt gab es in Kambodscha zu Höchstzeiten doppelt soviele Minen wie Einwohner.

    Am letzten Tag unseres Aufenthaltes schauten wir uns noch ein Schattentheaterstück an, das zwar etwas unorganisiert war, aber von einer wirklich liebenswerten Puppenspielergruppe gespielt wurde.
    Leider habe ich hiervon kein Video im Internet gefunden. Dafür aber ein exemplarisches:
    https://www.youtube.com/watch?v=lkufDz_xyxo
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  • Day 45

    Don Khon

    April 23, 2017 in Laos ⋅ ☀️ 20 °C

    Pakse und die „4000 Islands“ trennen nur eine halbstündige Autofahrt. Die Inseln selbst liegen im Mekong, der mit einem der Boote überquert werden muss.
    Der Name der Region kommt davon, dass der Mekong hier besonders breit ist und zahlreiche kleine Inseln beherbergt, die bis vor ein paar Jahrzehnten noch ein völlig autakes Leben mit Subsistenzwirtschaft geführt haben. In der Regenzeit schrumpft die Anzahl der Inseln, denn die kleineren werden einfach überspült.

    Wir kamen zunächst als einzige Gäste in einem größeren Hotel auf Don Khon unter. Im Vorfeld hatten wir uns gegen einen Aufenthalt auf Don Det entschieden, weil es bei uns im Vergleich weniger Partys geben sollte. Wir wollten die nächsten Tage einfach nur mit Nichts- oder zumindest Wenigtun verbringen. Am ersten Tag unseren Aufenthalts machten wir auch nichts anderes, als uns ein anderes Hotel zu suchen, weil wir gerne einen Pool und einen Bungalow haben wollten und zu lesen.
    Aktuell lese ich den zweiten Band der Expanse-Reihe und bin noch immer gefesselt. Ich bin nicht sicher, ob ich in den nächsten Monaten noch etwas anderes lesen werden. Parallel lese ich zwar immer noch ein Sachbuch, aber Expanse hat es mir so angetan, dass ich den Rest der Zeit in Asien nu mit lesen verbringen könnte.

    Am nächsten Tag zogen wir um und gammelten weiter rum. Ich bin im Entspannen nicht so gut wie Silke. Als Beschäftigung habe ich einen Online-Tropenmedizinkurs bei der Duke-University angefangen und versuche jede Woche ein Thema zu bearbeiten. An diesem Tag schaffte ich sogar zwei: Malaria und die Schlafkrankheit. Außerdem habe ich angefangen etwas Khmer für unser nächstes Ziel, Kambodscha, zu lernen. Wie gesagt, ich kann entspannen nicht so gut.
    Dafür ist Khmer echt spannend. Ein gigantisches Alphabet. Die Vokale werden um die Konsonanten rum arrangiert und sie können lang oder kurz ausfallen. Dafür fallen die Töne weg, die das Vietnamesischlernen für mich so schwer gemacht haben. Khmer weist allerdings bis auf „sch“ und „f“ eine Vielzahl von Lauten auf, so dass es für Kambodschaner verhältnismäßig leicht ist, Fremdsprachen zu lernen.
    Schon nach dem ersten Lehrvideo hatte ich beschlossen, dass ich es gar nicht erst mit der Schriftsprache aufnehme und stattdessen nur Phrasen lerne.
    Wer es mal hören möchte:
    https://www.youtube.com/watch?v=fG9XYCNEfZE

    Am Mittag wurde unsere Ruhe allerdings von einer im Hotelrestaurant einfallenden Touristengruppe gestört. Wir vermuten, dass es Chinesen oder Koreaner waren. Das ist natürlich nur geraten, aber es sind neben Japanern, die wir sprachlich raushören würden, die einzigen Asiaten mit wirklich breitem Mittelstand, so dass zumindest der Verdacht nahe liegt.
    Nach dem Essen turnte die Gruppe, deren Durchschnittsalter etwa bei 55 lag über das gesamte Hotelgelände und schaute sich alle Bungalows an. Sie gingen sogar auf die Terrassen, um sich gegenseitig zu fotografieren und trieben uns so ein wenig in den Wahnsinn…
    Zwar war das nach guten zwei Stunden vorbei. Dafür zog eine Großfamilie neben uns ein. Ein älteres australisches Pärchen zog im Verlauf des Ganzen sogar aus. Wir nahmen alles mit Humor, so gut es ging jedenfalls :-)

    Am darauffolgenden Tag fiel uns die Decke auf den Kopf und so verbrachten wir den Nachmittag am berühmten Wasserfall der Insel. Hier rauscht ein großer Teil des Mekong in Kaskaden ein paar Meter hinunter. Tief war er zwar nicht, dafür aber der wasserreichste Fall in ganz Laos. Die Einheimischen hatten sich alle Mühe gegeben, rund herum eine Art Gartenanlage aufzubauen. Besonders schön waren hier zu „Bäumen“ gebündelte Bambusrohre, die weit unten stark miteinander verwachsen waren, so dass der Eindruck eines soliden Stamms entstand. Weiter oben fächerten sie sich dann auf, wie Palmen.

    Hier sahen wir auch zahlreiche Echsen, die wir noch nicht kannten. Die Umgebung schien ihnen freundlich gesinnt zu sein. Sie waren unheimlich groß und wirkten gut ernährt.
    In den Städten werden sie von den Katzen gejagt, so dass die meisten von ihnen es nicht bis zur vollen Größe schaffen.

    Das Highlight unseren Aufenthalts war aber wohl unsere Fahrt zu den Irawadidelfinden, die im Mekong leben. Hierzu mussten wir mit dem Fahrrad über Don Khon zu einem kleinen Strand fahren und uns dort ein Boot mit Fahrer mieten, der uns dann über den Fluss zu ihrem Aufenthaltsort brachte.
    Es soll im Fluss angeblich grade noch 80 Stück von ihnen geben und zunächst sah es so aus, als würden wir keine sehen, bis irgendwann eine kleine Wasserfontäne zu erkennen war. Irawadidelfine können nicht lange tauchen, so dass sie sehr regelmäßig an die Wasseroberfläche kommen und Luft zu holen. Als wir eine Weile mit abgeschaltetem Motor im Wasser getrieben waren, kamen sie bis auf 10 Meter heran. Man konnte sie sogar atmen hören.
    So richtig zu sehen bekamen wir ihn allerdings kaum, denn er springt nicht so auffällig aus dem Wasser, wie andere seiner Artgenossen. Manchmal sah man seinen Kopf, der etwas an den eines Wales erinnert, manchmal auch nur die Flossen.

    Ein guter Abschluss für Laos. Gleich am nächsten Morgen wollten wir die Grenze nach Kambodscha überqueren...
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  • Day 41

    Pakse

    April 19, 2017 in Laos ⋅ ⛅ 7 °C

    Wir erreichten Pakse am Morgen und wurden gleich wieder von zahlreichen Tuctuc-Fahrern überfallen. Dieses Mal gelang es uns, uns etwas Zeit zu erbitten, unser Gepäck abzuholen und uns ersteinmal Gedanken zu machen, was-wann-wie-wo.
    Das ist immer ein kleiner Kampf, denn immerhin wollen sie Geld verdienen. Fair enough… aber sobald man einmal nett, aber deutlich gesagt hat, dass man „a moment“ braucht, bekommt man ihn auch. Man kann auf diese Weise bares Geld sparen, da man sich, wenn man sich erstmal gesammelt hat, nicht so leicht zu irgendeiner Sache überreden lässt.

    In einem kleinen Mini-Van wurden wir dann zu unserem Hotel gebracht, dass eine kleine Gartenanlage in einer ansonsten eher ärmlichen Siedlung war. Auf den Bildern war der Garten auch Sommergrün, als wir ankamen war er eher sonnenverbrandgelb. Dafür hatte man hier wirklich einen kleinen Ruhepol gefunden. Pi Mai lief noch, aber ohne uns…
    Unsere Gastgeberin machte auch in allereile ein Frühstück und unser Zimmer fertig, so dass wir uns dort noch vor dem offiziellen Check-In ausruhen konnten. Ansonsten haben wir an dem Tag nicht viel von ihr mitbekommen. Sie hatte uns am Morgen gefragt, ob sie uns auf dem Gelände alleine lassen könne, weil sie mit ihrer Familie zum Wasserfall für das Neujahrsfest gehen wollte. Wir haben natürlich zugestimmt. Nur ihr Angebot uns unser Mittagessen schon um 10 Uhr zu machen, damit wir etwas Essen können, bevor sie fährt, haben wir abgelehnt. Stattdessen haben wir am Nachmittag einen Spaziergang gemacht und uns Chips gekauft, die uns, zusammen mit dem Obst, dass unsere Gastgeberin uns hingestellt hatte, über den Tag gebracht haben. Ansonsten passierte am ersten Tag nichts. Wir schliefen viel, lasen und ich schrieb ein wenig an einigen der Berichte.

    Am nächsten Tag hörten wir, nachdem wir vom Frühstück kamen, und die Klimaanlage wieder anmachten, ein komisches Geräusch, das so klang, als sei ein Blatt im Ventilator verfangen. Plötzlich klatschte einer der kleinen Geckos auf den Fliesenboden unter ihr. Einige Sekunden später folgte der Schwanz. Das Tier zuckte nur noch kaum merklich, während der Schwanz sich, bereits vom Körper getrennt, noch wand, wie ein Regenwurm. Der Gecko sah sehr mitgenommen aus. Vermutlich hat ihn der Ventilator überrascht und ihm einige Knochen gebrochen und ihn großflächig an der Haut verletzt. Ich fühlte mich verpflichtet, sein Leiden abzukürzen und schnitt ihm mit dem Taschenmesser den Kopf ab, in der Hoffnung, dass es damit vorbei wäre. Stattdessen wendete er seine Augen zu mir, zumindest machte es den Eindruck auf mich, und züngelte nochmal, wie eine Schlange wirkend. Das war wirklich irritierend.
    Ich hoffe ja, dass das lediglich letzte Reflexe waren, ähnlich wie die Bewegungen des Schwanzes. Ich frage mich, ob der Schwanz sich sogar extra so stark bewegt, nachdem die Echse ihn abgeworfen hat, damit er einen Angreifer ablenkt?

    Im Anschluss mieten wir einen Motorroller, wieder zu den selben für Ausländer eher unvorteilhaften Konditionen, um einer alten Tempelanlage in der Gegend zu fahren. Der Wat Phou ist ein alter Khmer-Hindu-Tempel, ganz in der Nähe von Pakse. Er hat sogar eine Straße, die ihn mit Angkor Wat verbindet, das wir uns in Kambodscha anschauen werden. Die Tempel zeugen davon, dass die alten Kulturen ganz andere Grenzzeichnungen hatten, als sie heute bestehen.
    Wat Phou ist weitestgehend verfallen, wird aber mit Geldern der UNESCO und der Unterstützung Indiens restauriert und ist ein gerne besuchter Ort in der Gegend. Kommt man an, wird man für etwa 500 Meter in einem etwas albernen Golfcar an zwei großen künstlichen Seen vorbeigefahren und muss dann durch Wurzelwerk verschobene, steile Treppen hinaufsteigen, um zur eigentlichen Anlage zu kommen. Hier erwarten einen das kleine Hauptgebäude mit dem großen Buddha, ein angeblicher Fußabdruck Buddhas und kleinere Schreine, wie der Elefant und das Krokodil.
    Fast am schönsten ist aber der Ausblick über die umliegende Gegend.

    Nachdem wir auch noch das kleine, angeschlossene Museum besucht haben, dass ein paar der gefundenen Skulpturen- und Fassadenteile austellt, haben wir noch eine Mittagspause in einem Hotel und Restaurant am Straßenrand gemacht, das von einem Briten und seiner laotischen Frau betrieben wird. Sie hatten grade erst eröffnet und sehr um uns bzw. unsere Empfehlung geworben. Sie dürfen wir jetzt sogar anrufen, wenn wir etwas laotisches Übersetzt haben wollen oder Probleme im Land haben…

    Am Abend gab es wieder eines der intensiven Gewitter, die derzeit ab und zu in Laos vorkommen und wieder hatten wir für eine Zeit keinen Strom. Unsere Gastgeberin hatte für den Fall aber vorgesorgt und autobatteriengroße Taschenlampen im Essbereich aufgestellt.

    Am nächsten Morgen wollen wir eigentlich eine Tour zum Bolaven-Plateau machen, um uns den Kaffee- und Teeanbau und einige Wasserfälle anzuschauen. Leider läuft das Land rund um Neujahr etwas träge, so dass wir auch hier wieder einen Roller gemietet haben. Dieses Mal war die Straße weniger gut erhalten, als am Vortag, was wir beide mit Rückenschmerzen am Abend quittiert bekamen.

    Dafür haben wir, bis auf die Teeplantagen auch alles gefunden, was wir gesucht haben. Die beiden Wasserfälle waren beeindruckend anzuschauen und auch das Ziel vieler Einheimischer und in einem Café zu sitzen und eine Tassee Kaffee von dem Kaffee zu trinken, der direkt vor einem wächst, war auch eine schöne Erfahrung. Leider war er noch nicht reif, als wir ankamen, so dass wir die Ernte nicht sehen konnten.

    Unser nächstes Ziel sollten die 4000 Inseln, gleich an der Grenze zu Kambodscha sein...
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  • Day 37

    Vientiane

    April 15, 2017 in Laos ⋅ 🌫 24 °C

    Die Fahrt nach Vientiane verlief ungemein ruhig. Die Straßen in Laos sind nicht die besten, dafür aber die meiste Zeit leer. Zwar fahren viele Motorräder umher, aber kaum Autos. Ab und zu sieht man mal einen LKW. Da die Zugverbindungen des Landes quasi nicht existent sind und das Land vom Import lebt, muss zwar alles irgendwie transportiert werden, davon merkt man aber auf den Straßen kaum etwas.

    Als wir aber die Stadtgrenze von Vientiane erreichen, steckten wir auf einmal im Stau. Überall um uns herum waren Pickups, auf deren Ladeflächen ganze Horden von Menschen saßen. Auf den meisten befand sich zudem ein riesengroßer Bottich mit Wasser, das mit Messbechern und Töpfen ausgeschöpft und für Wasserschlachten benutzt wurde. „Pi Mai“, in Thailand „Songkran“ ganannt und gemeinsam als „Wasserfest“ übersetzt, befand sich im vollen Gange.
    Pi Mai ist das größte Fest in Laos und ist die laotische Version der Neujahrsfeierlichkeiten. Ursprünglich war das Fest ein rein religöses. Man besuchte Tempel, machte Opfergaben und bespritzte Buddhastatuen vorsichtig mit Wasser. Dies stand für die Reinwaschung von Sünden und zur Abwehr von Pech. Menschen, die von ihren Heimatorten weggezogen waren, nutzten diese Tage, um nach Hause zu kommen.

    Dann kam die Moderne und verwandelte Pi Mai in eine große Party, die auch am Ballermann stattfinden könnte. Vor den Häusern der Stadt waren große Musikanlagen aufgebaut, die laute Elektromusik spielten. Große Plantschbecken voller Bierdosen gehören ebenso dazu, wie Wasserschläuche, um vorbeigehenden Passanten die begangenen Sünden vom Leib zu waschen.
    Wir hassten es…

    https://www.youtube.com/watch?v=N2xTAqCNSTk

    Während sich unser Bus so durch die Stadt quälte, konnten wir einen guten Eindruck von den Dimensionen der Feierlichkeiten gewinnen und wir waren uns noch nicht sicher, wie wir es schaffen sollten, halbwegs trocken zu unserem Hotel zu kommen. Als der Bus endlich in einer Seitenstraße anhielt, sahen wir, dass auch unsere Reisegenossen die selben Gedanken gehabt haben müssen. Alle waren eifrig damit beschäftigt ihre Rucksäcke in die Regenhüllen zu packen und Handys und Geldbören in Plastikfolie zu wickeln. Dazwischen liefen die Tuctuc-Fahrer herum und nutzten die hektische Stimmung dazu, Fahrten zu zu hohen Preisen anzubieten.

    Auch wir einigten uns auf einen Betrag für die Fahrt zu unserem Hotel. Wir wussten nicht wo wir waren, denn mein Handy lädt wegen der laotischen Zeichen keine Karten herunter und besteht auf eine Onlineverbindung. Insofern hätte er ohnehin jeden Preis verlangen können. Wir fuhren mitten durch die feiernden Massen, nur geschützt von LKW-Planen, die an den Seiten der Passagierbänken heruntergelassen wurden. Auch packte er das Tuctuc immer voller und teilte sich seinen Frontsitz irgendwann sogar mit zwei Personen, was ziemlich gewagt ausgesehen haben muss, denn ein Tuctuc fährt vorne nur auf einem Rad und hat einen Mofasitz. Wir waren allerdings schneller da als erwartet und waren sogar verhältnismäßig trocken geblieben. Eine Tag später stellten wir fest, dass der Halteplatz des Busses am Ende der Straße lag, in der sich unser Hotel befand. Wir brauchten etwa 5 Minuten zu Fuß für den Weg.

    Den Nachmittag verbrachten wir im Hotel und überlegten, ob wir die Feier auf irgendeine Weise vielleicht doch mögen konnten. Wir stellten dabei fest, dass wir ziemlich spießig geworden sind. Laos ist ein wirklich armes Land und viele der Menschen verzichten auf viel Luxus, der für uns selbstverständlich ist. Wenn sie also ein paar Tage ausgelassen feiern konnten, war das gut. Wir einigten uns also darauf, dass wir den Leuten ihren Spaß vollends gönnten, aber selbst wenig Lust auf nass werden und Technomusik hatten. Trotzdem mussten wir am Abend nochmal raus, wir hatten ja noch nichts gegessen. Wir schafften es natürlich nicht nicht nass zu werden und Silke wurde sogar mit sowas wie Schuhcreme im Gesicht angemalt. Es war ok, aber wir entschlossen uns, nicht noch, wie eigentlich geplant die nächste Nacht in der Hauptstadt zu verbringen, sondern den Nachtbus nach Pakse zu nehmen, trotz bereits bezahltem Hotelzimmer.
    Der Rezeptionist am nächsten Tag war untröstlich, dass er niemanden in der Reiseagentur erreichte. Es sei Neujahr und da sei alles geschlossen. Nur direkt am Busbahnhof könnten wir Tickets kaufen. Der Bahnhof allerdings, lag etwas außerhalb, so dass wir mit einem Tuctuc dahin fahren mussten.

    Die Fahrt selbst war das erste gemütliche, was wir in Vientiane so gemacht haben. Die Stadt selbst ist nicht wirklich schön. Es gibt sie zwar schon recht lange und sie war die Hauptstadt des gleichnamigen Königreichs, als sich aber der König gegen die Oberherrschaft der Siamesen wehrte und den Kampf verlor, wurde er hingerichtet und die Stadt zerstört. Die Bewohner wurden auf die andere Seite des Mekong, auf der heute Thailand liegt umgesiedelt. Ihre Nachfahren stellen eine der Minderheiten Thailands dar.
    Als die Fransosen später „Französisch-Indochina“ kolonisierten, traten die Thailänder das Gebiet an sie ab. Zwar wurde die Region allmählich wieder besiedelt, die Hauptinvestitionen derEs Kolonialherren, geschahen aber in Vietnam, so dass Vientiane zunächst nicht zu seiner urprünglichen Bedeutung zurückfand. Erst als die kommunistische Partei die Führung des Landes nach dem Vietnamkrieg übernahm, wurde Vientiane als Hauptstadt wiederbelebt.
    Es befinden sich also keine wirklichen alten Gebäude, mit Ausnahme einige Tempel, die die Siamesen aus Respekt vor Buddha hatten stehen lassen, in der Stadt. Zwischen den kleinen Häusern der Einwohner tauchen immer mal wieder Prunkbauten auf, die unter anderem Museen beherbergen. Diese konnten wir aber nicht besuchen, weil sie geschlossen waren.

    Nachdem wir die Tickets für den Abend gekauft hatten, besuchten wir noch ein paar kleine Orte in der Stadt, unter anderem das Siegestor „Patuxai“ und That Dam, eine alte verfallene Stupa, in der eine gigantische 7-köpfige Schlange leben soll, die die Stadt beschützt. Dann gingen wir ins Hotel zurück und lasen bis zum Abend.

    Ich hatte mit dem Rezeptionisten ausgemacht, dass ein Taxi um 6 kommen würde, um uns abzuholen. Wir mussten um halb 8 am Bahnhof sein, rechneten mit einer halben Stunde fahrt und hatten sicherheitshalber eine Stunde Reserver eingeplant, weil die Stadt so voll war.
    Als um 6 keiner da war, warteten wir eine Viertelstunde und fragten, er versuchte den Taxifahrer anzurufen und verwies uns darauf, dass er gleich kommen würde. Um halb 7 das selbe. Er sprach kaum Englisch und machte uns mit seiner freundlichen, aber hilflosen Art wahnsinnig. Um Viertel vor sagten wir ihm dann, dass wir eine genaue Auskunft bräuchten. Er sagte 5 Minuten, die auf Nachfrage zu 10 Minuten und auf nochmalige Nachfrage zu einer Viertelstunde wurden. Der arme Kerl hätte mir fast leid getan, immerhin versuchte er ganz gemäß seiner kulturellen Prägung freundlich und hilfsbereit zu sein, obwohl er im Grunde hätte sagen müssen, dass er für nichts garantieren kann. Wir bedanken uns bei ihm und sagten ihm um kurz vor 7, dass er das Taxi abbestellen könnte. Wir rannten dann mit unserem Gepäck die Straße runter, bis wir zu dem Platz kamen, auf dem der Bus uns am Vortag rausgelassen hatte. Es war aber weit und breit kein Tuctuc zu sehen. Ich war etwas weiter vorne und sah, als ich mich nach ihr umdrehte, wie Silke mit zurückwinkte. Sie hatte unseren Taxifahrer gefunden, der offebar wirklich schon fast beim Hotel gewesen war. Als er uns fragte, wann wir da sein müssten und wir mit „8“ antworteten, runzelte er nur die Stirn und sagte, dass wir das nicht schaffen. Wir würden wegen der Feier mindestens eine Stunde nur für den Weg brauchen… Wir waren kurz davor, wieder ins Hotel zu gehen, das Zimmer war ja bezahlt, entschlossen uns dann aber dazu, es noch zu versuchen.

    Der Taxifahrer gab sich alle Mühe und vermutlich war die Fahrt auch die gefährlichste, die wir bisher in Asien erlebt haben, denn er fuhr in Hochgeschwindigket über Seitenstraßen und hupte kontinuierlich, um alle in der Umgebung vor ihm zu warnen. Wir disktieren sogar, ob wir was sagen sollten, damit er langsamer wird, waren dann aber plötzlich aus der Innenstadt heraus und auf einer der Hauptstraßen, so dass das nicht mehr nötig war.

    Als wir am Bahnhof ankamen hatten wir sogar noch 10 Minuten Zeit. Und wir hatten Glück mit dem Bus. Es war einer der besseren. Gut in Schuss und ohne äußerliche Mängel, ganz im Gegensatz zu dem Bus gegenüber von uns, der mit einem gigantischen Loch in der Windschutzscheibee ausgestattet war, das den Fahrer zwang, seinen Kopf auf Höhe des Lenkrads zu halten, um überhaupt herausschauen zu können.

    Die Schlafbusse waren so aufgebaut, wie man sich ein Raumschiff vorstellt. Zwei Etagen und auf jeder ein langer Mittelgang, zu dessen Seiten je eine Art Doppelbett lag. Hatte man Pech und reiste allein schlief man dort mit einem Unbekannten. Mann lag auf Matratzen, die mit Plastikwänden abgetrennt waren. Anschnallgurte gab es nicht und jedes Mal, wenn der Bus bremste, hatte ich Angst, dass er irgendwo gegenfuhr und ich mit den Füßen voran in die Trennwand rutschen würde.
    Ansonsten war die Nacht aber erholsam und schon bald sollten wir ganz im Süden von Laos sein…
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  • Day 36

    Vangvieng

    April 14, 2017 in Laos ⋅ ☀️ 29 °C

    Von Luang Prabangaus mussten wir für einige Stunden nach Süden in Richtung Vangvieng fahren. Nach der ersten Stunde quoll allerdings weißer Rauch unter unserer Motorhaube hervor, so dass wir alle aussteigen mussten. Nachdem unser Fahrer seinen gesamtem Trinkwasservorrat zum Kühlen des Motors verwendet hatte, ohne das Problem beheben zu können, wurde ein neuer Wagen angefordert, mit dem wir dann ohne Probleme ans Ziel gelangten.
    Er fuhr etwas ruppiger, als der Fahrer zuvor, vermutlich, um die Verspätung auszugleichen. Da wir aber, im Gegensatz zu der Zeit in Südamerika, keine Steilhänge neben uns hatten, war das kein wirklich großes Problem.

    Wir kamen an einem Busbahnhof an, der außerhalb von Vangvieng lag, so dass wir unsere Hauswirtin anrufen mussten, damit sie uns abholt. Das Angebot eines Tuctuc-Fahrers uns für 8 Euro hinzufahren, haben wir abgelehnt. Zwei Wochen später sollte ich rausfinden, was das Telefonat mich gekostet hat. Wir hätten auch das Tuctuc nehmen können…

    Nouth, unsere Gastgeberin, holte uns mit einem etwas vermüllten Großraumwagen ab. Sie selbst hatte einen leichten Hippieeinschlag, trug Pumphosen und hielt unheimlich viele Tiere auf ihrem Gelände. Darunter ein sehr liebenswerter Mischlingshund, der total verlaust aussah, aber eine sehr gute Seele hatte. Neben zwei weiteren Hunden und eine Riesenzahl von Enten, waren da auch zwei Katzen, die seltsam kurze Schwänze hatten, die auch einen Knick hatten. Wir wussten ja inzwischen, dass Südostasiaten einen sehr „praktischen“ Umgang mit Tieren hatten und fragten uns bereits, ob man den Katzen hier die Schwänze aus irgendwelchen merkwürdigen Gründen vielleicht abschneiden würde… Zumal das kupieren der schwänze bestimmter Hunderassen ja auch heute och in vielen Ländern Usus ist. Als wir allerdings „Katzen, Laos, Schwanz“ bei Google eingegeben haben, waren wir beruhigt zu erfahren, dass es sich um einen hier sehr verbreitetn Gendefekt handelt: http://m.tierwelt.ch/?rub=4485&id=41152

    Wir hatten uns in Vangvieng besonders auf die Ballonfahrt über den Ort gefreut. Die Landschaft sah ähnlich aus, wie in Ninh Binh, war also voller Kegelkarstfelsen und grün bewachsen. Wir buchten auch gleich eine Fahrt, wurden dann aber von einem Gewitter überrascht, dass den Start verhinderte. Ich hatte nie darauf geachtet, was eigentlich passiert, wenn ein Gewitter aufkommt. Da wir aber ja gerne fliegen wollten, waren wir unheimlich feinfühlig für jede Veränderung, die uns den Start hätte vermiesen konnte. So habe ich hier wohl das erste Mal bewusst gespürt, wie stark der Wind, noch bevor es anfängt zu regnen, wird. Oder auch wie subtil die Veränderungen des Lichtes sein können. Insofern war das, trotz eines verschobenen Starts, schon eine interessante Erfahrung. Ich kam mir auch noch nie so sehr, wie ein weltfremdes Stadtkind vor :-)

    Wir verschoben den Flug auf einen anderen Tag und verbrachten den Abend bei strömendem Regen in Nouths Bar und beschäftigten uns mit dem netten Hund. Das Gewitter war wohl das intensivste, das wir je erlebt hatten. Die Blitze durchzogen den ganzen Himmer und verästelten sich dutzendfach. Nach einer Zeit fiel auch der Strom aus, so dass wir den Rest des Abends nur mit Kerzenschein verbringen konnten und früh ins Bett gingen. Wir wurden dann irgendwann wach, als die Ventilatoren und das Zimmerlicht wieder angingen.

    Für den nächsten Tag hatten wir eine Tour gebucht. Vangvieng selbst war kein schöner Ort. Er liegt aber mitten in der schönsten Natur. Berge, ein großer Fluss, Urwälder, alles vorhanden. Aus diesem Grunde ist hier ein Zentrum für Eventtourismus entstanden.
    Noch vor einigen Jahren war das Hauptkonzept des Ortes, dass Touristen sich in großen aufgepumpten Autoreifen den Fluss unter treiben ließen und an den kleinen improvisierten Bars am Ufer einkehrten, wo Alkohol in Eimern und sogenannte Happy-Menues serviert wurden. Happy kann in Südostasien zwei Bedeutungen haben: Sex oder Drogen. In diesem Falle ging es um letzteres.
    Das Konzept funktionierte einige Jahre sehr gut und machte Vangvieng zu einem kleinen Hotspot im Nirgendwo. Nachdem aber pro Jahr wiedeholt Dutzende von Touristen gestorben waren, weil sie betrunken in ihren Autoreifen unterwegs gewesen sind, schob die Regierung dem Ganzen einen Riegel vor und Verbot den Bars am Ufer. Heute gibt es noch vereinzelt Orte, an denen „Happy-Sachen“ zu haben sind. Das ganz große Geschäft ist aber vorbei. Stattdessen wird die Natur deutlich mehr genutzt, um die Falang bei Laune zu halten.

    Wir hatten uns erst für eine Zipline-Tour, einer Art schnellen Seilbahnfahrt durch die Baumkronen und einer Tubing-Tour in einer der Höhlen angemeldet.
    Schon früh morgens waren die Guides irritiert darüber, dass wir in die Höhle wollen und wir waren schon fest davon überzeugt, dass wir da Blödsinn ausgesucht hatten, blieben aber bei unserer Entscheidung. Wir sollten später auch die einzigen in der Höhle sein…

    Zuerst aber, ging es zum Ziplining, dass wir eigentlich schon in Südamerika ausprobiert haben wollten. Wir waren eine gigantische Gruppe, wurden aber durch auffallend professionelle Guides sehr zügig durch die Anlage begleitet, so dass kaum Wartezeiten entstanden. Man trägt einen Klettergurt, an dem ein Schlitten und Sicherungshaken befestigt sind. Sind die Sicherungshaken erst einmal im System, besteht eigentlich kein Risiko mehr von den Plattformen zu fallen. An jeder Station wird der Schlitten dann auf das Laufseil gesetzt, dass man in folgedessen entlang fahren kann. So sieht das Ganze dann aus:
    https://www.youtube.com/watch?v=ubwZAtkz_C0
    Zum Vergleich, hier einmal die schnellste Zipline der Welt in Wales:
    https://www.youtube.com/watch?v=35D7rpxjeqo

    Nach dem Ziplining und dem Mittagessen sind wir dann zu unserer Höhle gefahren, begleitet. Wir mussten zuerst mit einem der Tubes ins Wasser und uns dann an einem Seil durch den Höhleneingang ziehen, in den der kleine Fluss hineinführte. Danach ging es über eine Leiter ins Innere. Die Höhle hat während des Bombardements der Amerikaner als Versteck für die Dorfbewohner aus der Umgebung gedient. Sie sollen sogar mehrere Monate dort verbracht haben. Die Wände waren voll mit Handabdrücken und man war zuerst geneigt zu glauben, dass es sich um Kunst zur Verschönerung der Umgebung während dieser schweren Zeit gehandelt hat. Der Guide enttäuschte uns da aber. Die Abdrücke sind von Touristen, die während der Regenzeit in die Höhle kommen, die dann voller Matsch ist…

    In der Höhle selbst fühlte man sich wie auf der Oberfläche eines anderen Planeten. Nichts schien dort zu leben. Aber selbst hier hatte das „Leben einen Weg [gefunden]“. Silke entdeckte eine handflächengroße, wunderschöne Spinne an der Wand und ich sah eine blinde Grille, die zwar nur einen Zentimenter lang war, aber Fühler hatte, die dem Zehnfachen ihrer Körperlänge entsprachen und die sie rhythmisch, wie einen Bildenstock hin und her schwang.
    Für diejenigen, die Insekten nichts abgewinnen können, halten sich auch Fledermäuse in der Nähe der Ausgänge bereit. Wir hatten also einen sehr gelungenen Tag und freuten uns schon auf unseren Ballonflug am nächsten Morgen, den wir direkt vor unserer Abreise machen wollten.

    Wir schliefen beide schlecht in der Angst zu verschlafen und standen überpünktlich auf. Nouth brachte uns um 6 zur Brücke, wo wir abgeholt werden sollten. Wir standen eine Weile herum, es wurde immer später und später und wir wurden zunehmend unruhiger.

    Ein Ladenbesitzer erkundigte sich nach uns, stellte uns zwei Klappstühle raus und telefonierte dann wie wild herum, um den Veranstalter des Ballonflugs ans Telefon zu bekommen. Dann sahen wir einen Ballon aufsteigen und ärgerten uns schon, bis der Ladenbesitzer uns sagte, dass es insgesamt 3 Ballons gäbe, was uns wieder beruhigte. Als dann Ballon Nummer 2 und Ballon Nummer 3 auch aufgestiegen waren, zuckte er nur entschuldigend mit den Schultern.

    Endlich kam der Fahrer, der uns nicht abgeholt hatte, mit seinem Tuctuc an und erzählte uns, dass er gewartet hätte, wir aber nicht da gewesen seien. Das war natürlich Blödsinn, aber ändern konnten wir nicht mehr viel. Er bot uns aber an, dass der Ballon mit uns nochmal aufsteigt, wenn wir direkt mit ihm zum Landeplatz fahren würden.

    Wir holperten also über Feld und Wiesen, wurden plötzlich von einem vollbesetzten Pickup überholt, auf dem Männer mit Sturmmasken saßen. Das machte einen unheimlichen Eindruck. Sie waren aber lediglich die Bodencrew, zum Abseilen des Ballons. Als wir ihn erreichten, wurde uns leider vom Piloten mitgeteilt, dass der Wind zu stark sei und er deswegen nicht mehr aufsteigen könne…

    Wir fuhren also zu Nouth zurück, die selbst so geknickt wirkte, wie wir uns fühlten und frühstückten in Ruhe. Da wir noch am selben Tag weiterfahren würden, konnten wir die Fahrt nicht mehr an einem anderen Tag nachholen, was schade war. Wir suchten aber, um die Stimmung zu retten, einen Ballon in Kambodscha raus, mit dem wir über Siem Reap fliegen wollten...
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  • Day 32

    Luang Prabang

    April 10, 2017 in Laos ⋅ ⛅ 34 °C

    Der Flug nach Luang Prabang war erstaunlich kurz und das Flugzeug erstaunlich klein. Zwei Propeller und vielleicht Platz für 70 Reisende. Ursprünglich hatten wir ja beschlossen, keine Inlands- bzw. Kurzstreckenflüge zu machen, haben uns dann aber umentschieden, als wir vom „Bus from Hell“ von Vietnam nach Laos gelesen haben: 24 Stunden in einer Art Liegebus, bei dem man im schlimmsten Fall nur einen Platz unter der Liege, also ohne Fenster und Tageslicht, bekommt.

    Wir landeten auf einem ebenso erstaunlich kleinen Flugplatz mit wirklich netten Grenzbeamten. Welchen, die lächeln und einem einen schönen Tag wünschen. Einige Menschen behaupten, dass Laoten sogar generell freundlicher sind als Vietnamesen. Wir können das zwar so nicht bestätigen, aber alleine die Einwohnerdichte ist schon ein Zeichen dafür, dass es in Laos etwas entspannter zugeht. Während Vietnam 282 Einwohner pro km² hat, liegt Laos grade einmal bei 29 Einwohnern pro km². Ein nicht unerheblicher Teil des Landes ist noch mit Primärwald bewachsen, wobei in den letzten Jahren massiv abgeholzt wurde. Dies liegt vor allem daran, dass Laos nicht viel Wirtschaftskraft besitzt. Die Preise sind hier, bei einem wirklich niedrigen mittleren Einkommen, verhältnismäßig hoch, weil die meisten Güter importiert werden müssen. Da wenige Exportgüter vorliegen besann man sich auf Holz und Kaffee, der auf den freigewordenen Flächen angebaut wird. Die meisten Laoten leben von der Landwirtschaft und hier auch im wesentlichen nur zur Deckung des Eigenbefarfs. Kaum größere Konzerne sind im Land vertreten.
    Demtentsprechend kann man sich vorstellen, wie langsam es im Lande zugeht. Es gibt wenig hektik und ein verhältnismäßig ruhiges Leben, was zu der offenen und freundlichen Atmosphäre beiträgt.

    Wenn man bedenkt, dass Laos ein Land mit einer Lebenserwartung von nur 54 Jahren ist, das Jahreseinkommen pro Kopf unter 1000 Dollar liegt und das gesamte Land voll von Blindgängern ist, die in den 1970er Jahren durch die Amerikaner abgeworfen wurden, wirken die Menschen hier erstaunlich glücklich.

    Laos stellt sogar das am stärksten bombardierte Land der Erde dar. Etwa 2,5 Tonnen pro Einwohner fielen während dieser Zeit. Manchmal sieht man die alten Bombenhüllen, der entschärften Blindgänger als Einrichungsgegenstände oder als Baumaterial wieder:
    http://www.spiegel.de/politik/ausland/kriegssch…

    In Luang Prabang merkt man von alldem nichts. Das Zentrum ist klein und beschaulich. Der Straßenverkehr ist ruhig, niemand benutzt die Hupe und überall laufen Mönche in orangen Kutten herum. Über 30 Tempel sind in der Stadt zu finden, darüber hinaus kann auch der sehr bescheidene frühere Kaiserpalast besichtigt werden. Jeden morgen wandern die Mönche durch die Straßen und sammeln Opfergaben ein, die ihnen von den Anwohnern gereicht werden. Einiges davon behalten sie selbst, anders wird an bettelnde Kinder weitergegeben.

    Ich bin am letzten Tag unseres Aufenthaltes extra früh aufgestanden, um mir die Prozession anzuschauen und war ein wenig entsetzt über die Touristen, die bis auf einen Meter an die Mönche herangegangen sind, um Großaufnahmen von ihnen zu machen. Grade einmal 3 Minuten habe ich mir das angetan, mich etwas fremdgeschämt und mich dann nochmal für eine Stunde ins Bett gelegt. Natürlich haben wir auch einige der Tempel, die Vat genannt werden, besucht. Hier leben die Mönche zwar noch auf eine sehr einfache Weise, dabei verschließen sie sich aber nicht vollkommen der Moderne. Oft sieht man sie mit ihren Handys Nachrichten schreiben oder in Geschäften einkaufen. Das liegt vielleicht auch daran, dass die wenigsten Mönche dauerhaft Mönche bleiben. Fast jeder laotische Mann war für eine kurze Zeit seines Lebens in einem Kloster. Es gilt hier als ein Bestandteil des Erwachsenwerdens.

    Wir sahen auch den Mekong wieder, von dem wir uns in Südvietnam verabschiedet hatten. Den Rest unserer Reise wird uns dieser etwas schmuddelige Fluss, der aus Tibet kommt und sich ins südchinesische Meer entwässert begleiten. So versuchten wir jeden Tag am Fluss zu essen und haben an einem Tag eine Fahrt zur „Buddha-Cave“ gemacht. Die beiden Höhlen sind nicht sonderlich spektakulär, aber interessant. Sie sind mit zahlreichen kleinen und großen Buddhastatuen gefüllt, teilweise noch in Folie verpackt. Dem Brauch nach bringt es Unglück Abbilder von Buddha wegzuschmeißen und so musste ein Ort für die Altlasten gefunden werden.

    An einem anderen Tag haben wir uns einen Roller gemietet, um zu einem der Wasserfälle in der Umgebung fahren zu können. Das war natürlich ein wenig aufregend, denn Laos hat eines der schlechtesten Gesundheitssysteme der Welt und keinen Versicherungsschutz für den Rollermieter. Es gilt der einfache Grundsatz, dass der Ausländer im Falle eines Unfalls den kompletten Schaden zahlt, wenn er nicht grade tödlich verunglückt ist, weil kein Krankenhaus zur Verfügung stand.
    Allerdings war der Verkehr sehr ruhig und gut überschaubar, so dass wir schon schnell beruhigt fahren konnten.

    Wir hatten Glück, dass wir schon früh zum Wasserfall gefahren waren, denn um die Mittagszeit war er voll von anderen Besuchern, so dass es keinen Spaß mehr machte, sich dort aufzuhalten.
    Einen Besuch ist er trotzdem wert, denn er gehört zu den schönsten Wasserfällen, die wir bisher gesehen haben, was auch an dem bläulich-kristallfarbenen Wasser liegt, dass seine Färbung durch bestimmte Minerale erhält.
    Dem Wasserfall gleich angeschlossen ist ein Shelter für Bären, die vor Wilderern gerettet wurden. Die Bären werden vor allem zu zwei Zwecken gefangen. Zum einen werden ihre Tatzen manchmal zum Bestandteil von Mahlzeiten gemacht und zum anderen gilt ihre Galle als wirkungsvolles Heilmitteln in der traditionellen chinesischen Medizin. Die Bären werden für die Gewinnung in kleine Käfige gesperrt und kontiineenuierlich über einen Katheter „gemolken“.
    Das Shelter bietet den mehrheitlich verhaltensgestörten Bären ein neues Zuhause und setzt sich daneben gegen Wilderei und für den Erhalt der natürlichen Habitate ein.
    Besonders schön war es, den Bären beim Spielen zuzuschauen. Sie waren dabei unheimlich vorsichtig und sozial zueinander. Einer von ihnen hatte nur noch zwei Vorderbeine und sein Kontrahent beim Spaßkampf hat diesen Vorteil nicht ausgenutzt. Er hat stattdessen auch nur eine Tatze eingesetzt. Für mich ist das ein wirklich herausragendes Zeichen für die Intelligenz und Empathiefähigkeit dieser Tiere.

    Wir haben uns auch relativ intensiv mit den Elefantensheltern hier beschäftigt, denn Laos gilt als „Land der Elefanten“. Schön wäre es gewesen, einem der berühmten Dickhäuter nahe zu kommen. Schnell aber haben wir von der Idee abgelassen. Elefanten haben ein sehr dominanzbasiertes Sozialleben. Die Vorherrschaft in der Herde wird erkämpft und ein Mensch ist ein potentieller Konkurrent. Dementsprechend ist es eigentlich nur möglich, einen Elefanten mit Menschen vertraut zu machen, indem man ihm körperliche Schmerzen bereitet, um seinen Willen zu brechen. Dies wird mit dem sogenannten Elefantenhaken gemacht, der in empfindliche Körperteile gestoßen wird, um dem Elefanten aufzuzeigen, wer in der Machtposition ist.
    Bei den richtigen Sheltern ist es zwar so, dass nur Elefanten aufgenommen werden, die vorher illegal als Arbeitstiere eingesetzt wurden, um ihnen einen guten Lebensabend zu ermöglichen. Der Elefantenhaken wird dennoch auch hier von den Mahoud eingesetzt. Nur ein Shelter in Nordthailand kommt wohl ohne ihn aus. Zudem werden die Elefanten dort auch nicht geritten angefasst, sondern nur aus einer sicheren Entfernung bewundert. In Laos wird statt dieser tierfreundlichen Maßnahmen, den wirtschaftlichen Situation des Landes entsprechend, deutlich mehr angeboten. Neben dem Reiten der Tiere, können sie beim Baden begleitet werden und sogar einen Mahoud-Kurs für den gelangweilten Westtouristen, der sich mal wie im Dschungelbuch fühlen möchte, wird angeboten.

    Übrigens gibt es auch bei uns aktuell die Debatte zum Elefantenhaken, um mal einzugestehen, dass nicht nur die „unzivilsierten Laoten“ manchmal Blödsinn machen, sondern Blödsinn-Machen ganz kulturunabhängig sein kann:
    https://www.welt.de/vermischtes/article16374166…

    Die ruhigen Tage hier haben wir, nach der ereignisreichen Zeit in Vietnam, sehr genossen. Wir freuen uns aber schon auf unseren nächsten Stopp, bei dem wir hoffentlich mal wieder etwas abenteurliches anstellen können...
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