DJ Orient

июля 2023 - мая 2024
Wir, Dörte und Jens, haben unsere Backpacks gestopft, die Hausschlüssel übergeben und unsere Jobs aufgegeben. Um auf Entdeckung in neue Länder mit ihren faszinierenden Geschichten und Kulturen zu gehen und dabei wunderbaren Menschen zu begegnen. Читать далее
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  • День 55–59

    Ready for the future?

    9 сентября 2023 г., Северная Македония ⋅ ☀️ 29 °C

    In Wien sind wir im Museumsquartier in eine Architekturausstellung über Skopje gestolpert.

    1963 wurde die Stadt fast komplett durch ein Erdbeben zerstört. Tito schaffte es damals Ost und West in ihrer Hilfe zu vereinen (ansonsten ist der Typ ja durchaus schwierig, um es mal nett zu sagen).

    Es fand eine internationaler Architekturwettbewerb statt und eine Gruppe Architekten aus Japan gewann. Die Stadt wurde dann mit diesen Plänen und weiteren Ideen jugoslawischer Architekten mithilfe von polnischen Ingenieuren neu gestaltet.

    Viel erinnert an sowjetische Ideen: Große, breite Straßen und Plätze, Hochhäuser mit Innenhöfen mit viel Raum für gemeinsames Leben, Spielplätzen und Sportanlagen.

    Zwar wurde nie das ganze Projekt fertiggestellt, doch zumindest als wichtiger Bestandteil ein Kunstmuseum auf dem Hügel neben der alten Burg gebaut.
    Künstler aus aller Welt spendeten damals ihre Kunstwerke, um der Stadt auf die Beine zu helfen. Kunst als Teil moderner Stadtentwicklung.

    Und dann kam das Projekt „Skopje 2014“. Die Regierung beschloss, dieses sozialistische Erbe zu verdrängen. Es war Teil der Antiquisierungspolitik des damaligen Ministerpräsidenten Nikola Gruevski (2006-2016), welches vorsah, Skopje in eine Barock-Stadt umzuwandeln.

    Und überall in der Stadt wurden Gebäude, Statuen, Plätze im neoklassizistischen Stil um- und neugebaut. Verrückt. Nirgendwo haben wir so viele gigantische Statuen gesehen, Berlin (Brandenburger Tor ähnlicher Bau), London (Doppeldeckerbusse) und Paris (Arc de Triomphe) so nah aneinander erlebt und sind in sozialistischen Shopping-Malls flaniert.

    Unbedingt wollten wir in das Kunstmuseum. Doch bereits auf dem Weg wird deutlich: Auch dieser Teil des alten Plans wird nicht mehr gefördert. Kein Schild weist dorthin, die Stufen sind mit Gras und Gestrüpp zugewachsen. Und im Museum selbst sind nur wenige Räume geöffnet…doch die Ausstellung beeindruckt. Eine wechselnde Auswahl der geschenkten Bilder ist zu sehen. Und die Solidarität dieser Zeit zu erahnen.

    Künstler aller Welt vereinigt euch! ✌🏼
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  • День 59–62

    Kaca Cash Desk 22

    13 сентября 2023 г., Болгария ⋅ ☀️ 29 °C

    Bulgarien empfängt uns in einem wunderschönen Bahnhof, jedoch barsch. Am Schalter "Kaca Cash Desk 22" werden wir von einer Bulgarierin unfreundlich informiert, dass es die nächsten Tage kein Nachtzug nach Istanbul geben wird. Auf die Frage, wann denn der nächstmögliche Zug fahren wird, kommt die selbe Antwort und das Spiel wiederholt sich ein drittes Mal. Am Ende bekommen wir unsere Tickets, jedoch erst drei Tage später als geplant und tauchen wir länger ein in Sofia.

    Ungeplant ergeben sich oft gute wie auch schlechte Dinge, in diesem Fall das Zweite. Unser schnell gesuchtes Hostel erweist sich als absolute Drecksbude und wird noch von unserem Mitbewohner übertrumpft, einem stinkender Typ, der seine Fußnägel im gesamten Zimmer verteilt beim Schneiden und dieses auch so lässt. Wir finden es zunächst auch schwer, außerhalb die Schönheit Sofias zu entdecken.

    Wir ziehen am nächsten Tag um, machen eine Stadtführung, treffen coole junge Leute in einem Park mit denen wir den Abend über Bier und Wodka trinken und finden das schöne Sofia dann doch. Schöne Parks, beeindruckende Gebäude, ein wunderschöne Nationalgalerie, tolle Cafes mit Yammi-Kaffee und Bars versüßen unsere weiteren Tage.

    Witzigerweise gibt es im Zentrum eine Statue von der Göttin "Sophia" (ihr Gesicht gleicht dem von Sophia Loren, weil der Künstler sie toll fand) - obwohl die Stadt ihren Namen gar nicht von dieser Dame haben soll, sondern von der Haggia Sofia, der gleichnamigen Moschee in der Stadt, die es ja auch in Istanbul gibt.

    In einem Tagesausflug fahren wir nach Plovdvid und sind umgehauen von dem römischen Erbe, einer bunten Altstadt mit Flair, vielen Museen und Kunstaustellungen und alles in einer noch lebendigen sowjetischen Baustruktur.

    Uns ist bewusst, dass die beiden Städte nicht das ganze Bulgarien zeigen. Die Herausforderungen wie Korruption, Armut und Arbeitslosenzahlen sind vielfältig und auch für uns auf unseren Wegen spürbar. Ob sich das ändert?

    Eine besondere skurriele Geschichte schreibt gerade das Parlament in Bulgarien. Nach fünf Wahlen ohne Ergebnis, entschlossen die beiden stärksten Parteien sich das Amt des Ministerpräsidenten zu teilen. Alle sechs Monate wechseln sich die beiden Parteien in der Führung ab, was zu Stagnation in den Entscheidungen führt und die politische Landschaft vor weiteren Problemen stellt.
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  • День 63–68

    Afiyet olsun Istanbul

    17 сентября 2023 г., Турция ⋅ 🌬 26 °C

    Istanbuls guter und besonderer Ruf eilt an jeder Ecke voraus, schon in unseren ersten Planungen glänzten die meisten Augen, wenn dir diese Stadt als Endziel unserer Zugfahrt nannten.

    Istanbul hält in jeder Hinsicht alle Versprechen, sie wurden sogar für uns übertroffen als ausgemalt. Zwei Kontinente in einer Stadt, das Meer, welches die Stadt umschlingt, das goldene Horn am Bosporus, das hervorragende türkische Essen, die prächtige Architektur mit Hagia Sofia und blauer Moschee, die enthusiastische Fußballbegeisterung und der Wandel zwischen Vergangenheit und Moderne überall in der Stadt.

    Wir kommen im Stadtteil Beyoğlu in einem guten Hostel unter, nur haben wir zwei kräftige Pakistanis und Inder im Zimmer, die um die Wette schnarchen das die Bäume nur so purzeln. Der wunderschöne und beeindruckende Taksim Platz ist in unmittelbarer Umgebung und unser Startpunkt für unsere Tagestouren in die 15-Millionen Stadt. Das Leben hier ist kosmopolitisch und wuselig, wie in vielen internationalen Städten.

    Anders sind die unzählige Moscheen, die das Stadtbild zieren. Kleine wie Riesengroße überstrahlen alles und ragen dabei unübersehbar in den Himmel. Weitere Besonderheit sind die viele Nationalflaggen, die in der Meeresluft wehen oder schlicht als Dekoration eines Geschäfts dienen. Die Türkei ist sehr stolz auf sich und ihre Nation und Kemal Atatürk ist die Überfigur sehr vieler Türken und im Land omnipräsent.

    Und "again", wie vielleicht kein zweites Mal auf der Welt zu finden, ist das diverse Leben in seinen vielfältigen Stadtviertel, die unterschiedlicher nicht sein könnten und damit für jeden etwas bereithält, egal welchen Reisegeschmack oder Geldbeutel. Wir leben im modernen Beyoğlu mit internationalen Hotels, Kongress- und Businesszentren und Parks. Durchschlenderten sehr oft Galata, das gefühlt alle Stadteile vereint und durchmischt ist und extrem im Wandel. Überfüllt mit (zu) vielen Menschen, tausend Geschäften, Bars und Restaurants und trotzdem noch die lokale Bäckerei, Fleischer und Frisöre seit Jahrzehnten besitzt. In Fatih befinden sich die schönsten Sehenswürdigkeiten der Stadt mit der blauen Moschee und der Hagia Sofia. Angrenzende finden sich mit Fener und Balat zwei ganz unterschiedliche Viertel mit jüdischem Einfluss in Balat und streng moslischem in Fener, die gerade am Anfang der Gentrifizierung sind. Coole kleine Plattenläden, Second-Hand Boutiquen, Cafes, Märkte und dazwischen kleinere Märkte seit jeher für die lokale Bevölkerung, Handwerkerläden, Frisöre. Und plötzlich stehen wir an der Tayip Erdogan Moschee, die dieser gestiftet hat für seine treuen Wähler in diesem Stadtviertel. Hier ist alles nach dem Geschmack Erdogans, sehr moslimisch, traditonell und autokratisch wirkend (oder wie würdest du die Atmosphäre in den Viertel beschreiben, Dörte: Ich habe es (als Frau) durchaus bedrückend erlebt ohne Kopftuch zwischen all den Frauen, von denen man nur die Augen sehen konnte...strenge Blicke der Männer...war ich doch mit kurzer Hose und offenen Haaren unterwegs).

    Eine kurze Fährfahrt über den Bosporus, die wir auch einfach zig mal hin- und her machen um die Stadt von Wasser aus zu genießen, und schon sind wir in Kadikoy. Dieses Stadtviertel unterscheidet sich schon wegen seiner Lage auf dem asiatischen Teil der Stadt. Arbeiterviertel, kein Glitzer und Glanz wie in Galata, sondern Straßenhändler, Streetfood und Bodenständigkeit, einfach weniger protzig und modern. Hier ist Fenerbahce Istanbul beheimatet und es ist traditioneller und bescheidener und dabei nicht weniger belebt und überlaufen wie Istanbul überall und zu jeder Tageszeit.

    Wir treffen bei uns im Hostel eine junge Italienerin und auf unsere Frage nach einem besonderen Ort in Istanbul empfiehlt sie uns, die Prinzessineninseln. Eine kleine Inselgruppe, die ca. eine Stunde Fährfahrt entfernt liegt und zum Teil autofrei ist und eine wundervolle Abwechslung zum schrillen Stadtleben bietet. Wir machen uns einen Morgen auf dem Weg, erst zu Fuß und merken dann wir schaffen es nicht rechtzeitig, winken schnell ein Taxi ran, sprinten zum Terminal, um dann am Einlass zur Fähre festzukleben, weil unsere Karte leer ist. Aufladen gelingt auch erst zögerlich und doch schaffen wir es dann zum Glück. Der Betonanleger scheint endlos und unsere Lungen immer kleiner, bis wir gerade noch auf die Fähre springen und ablegen. Die Sonne geht gerade auf und taucht über der Stadt auf und in der Ferne sehen wir Delphine aus dem Wasser springen und haben einen unvergesslichen Morgen. Auf der Insel gehen wir Wandern, baden und genießen die Ruhe auf der Insel.

    Dreh einmal einen Glücksrad und jeder wird gewinnen! Das ist Istanbul für uns, für jeden es ist auf seine ganz eigene Art ein Gewinn, weil vielfältig, bunt und einzigartig.
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  • День 67

    Üç, üç, üç, üç, üç

    21 сентября 2023 г., Турция ⋅ ⛅ 26 °C

    Das ganze Stadion brüllt diese Zahl, als ein weitere Angriff von Fenerbahce Istanbul auf das Tor von Nordseeland zurollt. Unsere Ohren pfeifen nach dem Apfiff immer noch, weil die Lautsträke in diesem Stadion unfassbar hoch ist und mit keiner Atmosphäre vergleichbar. Fussball genießt in der Türkei ein hohen Stellenwert und frenetisch Fans sind im ganzen Land zu finden, egal wie klein oder groß ihr jeweilgen Verein ist. Wir sehen noch zwei weitere Spiele, eines von Galatasaray und eines von Fenerbahce in Kneipen mit hunderten Fans und auch hier ist es keinen Dezibel leiser oder weniger enthusiastischer. Wir freunden uns sogar mit Suleyman an, einem langjährigen Fan von Fenerbahce Istanbul und verbringen den Abend mit ihm zusammen.Er zeigt uns sein Stadtviertel, wo er arbeitet, wo wir essen sollen und trinken viel zu viel Bier und Raki zusammen. Am Ende kann ich mich gar nicht mehr an den gesamten Abend erinner, jedoch lügen die Fotos nicht. ;-)

    Auch in Belgrad besuchen wir ein Spiel. Bei Roter Stern Belgrad setzen wir uns lieber nicht direkt in die Kurve, weil der Ruf dieser Fangruppierungen brutal ist. Das Spiel in einer Liga, die seit Jahren von Roter Stern Belgrad beeherscht wird, ist unspannend und das Stadion auch nur zum Teil gefüllt. Die Stimmung ist grundsätzlich gut, jedoch verliert sich die Stimmung im großen und alten Stadion. Was deutlich von uns unterscheidet, ist die grenzenlose Unterstützung von Fans. Sie klettern auf das Dach des Stadions, um Banner zu präsentieren und am Einlass wird auch nur so durchgewunken. Hier lebt der Fussball noch nach dem Gesetzt der starken Fanklubs, die im Verein tief vernetzt sind und dadurch auch viele Freiheiten genießen.

    In Albanien fahren wir spontan zum Spiel von Partizan Tirana, um in eine kleinere und beschaulichere Fussballwelt einzutauchen. Am Stadiongelände, welches ganz neu gebaut worden ist und sich noch zum Teil im Bau befindet, stehen nur drei Händler mit Popcorn, Schals und einer mit Trikots. Als wir dann auf Erjon treffen, einem ehemaligen Regionalliga-Spieler aus Deutschland, der heute Jungentrainer ist, gibt er uns einen Einblick in den Fussballalltag in Albanien. Die Liga hat ein Niveau von unseren 3. Liga zum Teil und alles ist kleiner und beschaulicher. Wir verfolgen das Spiel mit 3000 anderen Fans und es ist mehr ein ruhiges Volksfest mit ab und an aufkommenden Gesang der kleinen Gruppe Partizanfans von ca. 50 Mitgliedern. Es ist gemütlich hier und Einlasskontrollen gibt es kaum, der Neubau bröckelt leider schon an den Einlasskontrollen (nicht mehr in Betrieb oder jemals...), Toiletten oder Aufgängen im Stadion, das kein Jahr alt ist.

    Am meisten begeistert hat uns die Stimmung im ausverkauften Toše-Proeski-Arena von Skopje, welches futuristisch und modern wirkte (zumindest von außen). Hier waren wir zu der Euro 2024-Qualifikation Partie gegen Italien live dabei. Schon vor dem Anpfiff war das Umfeld zum Stadion überströmt mit Rot-gelben Trikots, Fahnen und Schals. Ein ganzes Land wollte den Underdog in diesem Spiel zur Überraschung tragen und es gelang: Es ging 1:1 aus! Der bewegendes Moment war bereits vor dem Spiel, als die Nationalhyme ertönte und das ganz Stadion sich erhob und inbrünstig mitsang. Ein wunderschöner Moment und nach dem Ausgleich im Laufe der zweiten Halbzeit wurde es für alle, außer die Italiener, ein gelunger Fussballabend.
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  • День 68–69

    Der George Clooney unter den Imanen

    22 сентября 2023 г., Турция ⋅ ☀️ 28 °C

    „In schāʾa ʾllāh, so Gott will…“ hatte Herr Kadıoğlu mich immer verabschiedet, wenn wir unser nächstes Treffen ausgemacht hatten, als er noch Imam in Eitorf war. Sei es für ein Treffen mit meinen Religionskursen, den Schüler:innen vom Austausch mit Krakau oder für eine Beratung in religiösen Fragen, die bei vielen meiner muslimischen Schüler:innen einfach eine große Rolle spielte.

    Gott, Allah oder das Universum…da kann sich jetzt jeder das aussuchen, was für ihn oder sie am stimmigsten ist…hat es auf jeden Fall möglich gemacht und wir konnten die Familie, deren Kinder ich teilweise unterrichtet habe, wiedersehen.

    Aus Istanbul hatte ich Ahmet einfach angeschrieben und gedacht, wir könnten uns vielleicht irgendwo auf einen Kaffee treffen. Doch da hatte ich die türkische Gastfreundschaft, die uns an sehr vielen Stellen noch begegnet ist, einfach unterschätzt.

    Die Kadıoğlus haben uns zu sich nach Hause eingeladen und es gab nicht nur Kaffee. Emine, Melek (Engel) des Hauses, zauberte nicht nur die leckersten Köfte (und so vieles mehr) zum Abendessen, sondern auch ein typisches Frühstück der Schwarzmeerregion "Kuymak" oder "Mıhlama" genannt (Maisgries mit Butter und Käse, der nur wirklich gut ist, wenn er richtig lange Fähden zieht) und uns das Bett so hergerichtet hat, dass wir schlafen konnten wie auf Wolken gebettet.

    Ahmet pflückte für uns Feigen von den Bäumen und er und Betül (sie war meine Schülerin) haben uns einen ganzen Tag an ihrem freien Tag mit viel Herzlichkeit die ganze Umgebung gezeigt: Die Landschaft um Akyazī, einen Tierpark und die Stadt Sakarya.

    Leider waren der ältere Bruder Ubeydullah (auch mein Schüler), der am Schwarzen Meer zur Schule geht und der jüngere Bruder, der zum Hāfiz ausgebildet wird (eine Person, die den ganzen Koran auswendig kann) nicht dabei.

    Geduldig haben Ahmet und Betül uns außerdem viele wichtige Wörter beigebracht, die für uns in der ganzen Türkei hilfreich waren, z.B.: „Olacak olan olacak“ (das ist jetzt wahrscheinlich völlig falsch geschrieben) heißt soviel wie, „es wird, was eben sein wird“.

    Und so Gott, Allah oder das Universum will, wird es irgendwann ein Wiedersehen geben. Wallah, wir hoffen es sehr.

    Teşekkür ederim, liebe Familie Kadıoğlu. Es gibt keine Worte, die unseren Dank ausdrücken könnten. Und wir hoffen, euch einmal bei uns zu Gast zu haben. In schāʾa ʾllāh.
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  • День 69

    Kedistan

    23 сентября 2023 г., Турция ⋅ ☀️ 32 °C

    Der Mensch ist ja bekanntlich eine sehr eigenartige Spezies. In der Türkei wird eine andere allerdings besonders verehrt: Katzen.
    In keinem anderen Land haben wir so viele Katzen gesehen und nirgendwo wurden sie so geschützt und verwöhnt wie in der Türkei. Sie dürfen überall sein, selbst in Moscheen, wo bestimmte Bereiche für Nicht-Muslime und Frauen nicht zugänglich sind: Katzen sind dort willkommen.

    Warum ist das so?

    Wir haben mehrere Antworten bekommen:
    Es heißt, der Prophet Mohammed sei einmal von seiner Katze vor einer Schlange gerettet worden, als diese ihn beißen wollte. Auch ist es gut, wenn man, bevor man das Haus verlässt, einem Tier (und somit eben meist einer Katze) etwas zu Essen gibt…das schützt vor Unglück. Des Weiteren gelten Katzen als sehr reinliche Tiere, gerade gegenüber Hunden. Deswegen dürfen Katzen überall sein…Hunde dagegen nicht…die gehören auf die Straße…bei ihrer Größe passen sie aber eben auch nicht in jedes Wohnzimmer…

    Was auch immer der Ursprung ist…Kedistan könnte man die Türkei auch nennen! Kedi = Katze & Stan = Land
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  • День 70–78

    Izmir gar nicht egal

    24 сентября 2023 г., Турция ⋅ ☀️ 34 °C

    „Wahnsinnig wuselig und dabei höchst gechillt.“ So würde ich Izmir, das ehemalige Smyrna, beschreiben. Und jedem, der die Türkei kennenlernen möchte, empfehlen.

    Es sind ja überall in der Türkei die Spuren der Antike zu finden, in und um Izmir sind es besonders beeindruckende, die ganz einfach mit dem Zug von Izmir aus zu erreichen sind. Ephesus (da waren wir) und Bergamon (da waren wir nicht) und die alte Agora (das Herz der alten Stadt mit Markt) in der Stadt Smyrna selbst.

    Eine tolle Promenade am Meer, verwinkelte Gassen, ein sehr gutes und sehr einseitiges Atatürk Museum (wie einseitig wird uns erst richtig klar, als wir von Armenien aus zurückblicken), das beste Lahmacun (türkische Pizza), Linsensuppe, Kumru (Sucuk Sandwich) und Bomba (mit vieeeeel Schoki gefüllte Kekse) und soooo freundliche Menschen.

    Von dort aus machen wir ein Abstecher ans Mittelmeer in Alacati. Nachdem wir eine Unterkunft hier gebucht haben, empfiehlt mir das Internet, was man so in dem Örtchen am Strand so tun kann: Instagram Fotographie. Kein Witz. Und dafür eignet sich der pittoreske Ort auch wirklich.

    Mit dem Roller erkunden wir die Halbinsel, laufen durch Cesme, von wo man nach Griechenland (Chios) rübersehen kann…Europa so nah…liegen in der Sonne, baden im Meer und: Sehen Flamingos!🦩

    Cesme ist übrigens ein Städtchen, das den neuen Tourismus in der Türkei ganz gut repräsentiert: Besser schick und schön mit Yachten und prachtvoll edlen Hotels, als all-inclusive-Hotelburgen. Und ist damit allerdings längst nicht mehr allein…

    Was uns hier auffällt, ist, dass die Menschen über ihre Konkurrenten nicht gerne Auskunft geben…weder der geschlossene Fahrradverleih noch die Busgesellschaft. Am (mühselig) gefundenen Busbahnhof weiß der junge Mann nichts von dem Bus, den wir nehmen wollen. Ist ja auch nicht sein Unternehmen…der Bus kommt 5 Minuten später trotzdem und so fahren wir weiter nach Denizli…
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  • День 77–78

    Wildes Wetter und weiße Wand

    1 октября 2023 г., Турция ⋅ ☁️ 23 °C

    Schnurgerade Palmenstraße mit besprenkeltem Rasen mitten in trockenem Land - drei bizarre Nachtclubs in einem vom Tourismus verwüsteten Ort - Insektizide versprühende Autos in der Nacht - Restaurants jeglicher Nationalität und vor allem asiatisch für das Heimatgefühl - eine Fiat Gang, die nachts Autorennen fährt auf der Palmenallee - von der Natur gebaute Sinterterrassen - Ruinen einer jahrtausendealten Stadt.

    Welcome to Pamukkale!
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  • День 78–79

    Lykia Yolu

    2 октября 2023 г., Турция ⋅ ☀️ 27 °C

    Wie der Yolu, so das Leben. Manchmal möchte man alles und vor allem sich selber hinwerfen. Nur noch weinen, wütende schreien, aufgeben und und sich dem eigenen Schmerz hingeben. Wirklich. Doch dann kommt die nächste Kurve, die nächste Bergkuppe. Und man steht vor einem wunderschönen Ausblick auf das Meer und die Berge, trifft wunderbare Menschen, die einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubern und alles erscheint wieder machbar und richtig. So war das. Und "Yolu" ist seitdem ein Wort für uns, das genau das alles ausdrückt. Yolo Yolu, Alter, wallah!

    Wandern in Türkei, klingt komisch und ist es auch für die meisten Türken und auch Türkeiurlauber. Jedoch lässt die Türkei mit einem der zehn schönsten Fernwanderwege der Welt (National Geographic) aufhorchen und das völlig zu recht.

    Inspiriert von unserer Freundin Katrin, die uns bereits vor Reisestart mit Tipps und Büchern wissbegierig füttert. Um ehrlich zu sein, wir haben trotzdem nur vage Vorstellungen von dem, was uns erwartet und das ist genau richtig so.

    Wir stürzen uns einfach rein in unseren ersten Fernwanderweg: Kaufen Müsliriegel, packen Sportschuhe, Sportkleidung, Schlafsäcke, Stirnlampen und Kleinigkeiten zusammen. Verstauen alles in einem unserer Backpacks und lassen den zweiten und unsere kleinen Rucksäcke am Busbahnhof in Antalya für die nächsten 16 Tage. Fahren in drei Stunden am Morgen nach Fethiye, um dort noch Proviant für den ersten Tag zu kaufen und nehmen den nächsten Kleinbus nach Ovacik. Dort prangt der große Eingangsbogen zum Lykischen Fernwanderweg vor uns.

    Wir stärken uns zum letzten Mal für die nächsten Wochen mit Fastfood (Dosen-Frappucino, Milchschnitte und Snickers) bevor wir starten. Einmal noch sündigen bevor wir bescheiden und lokal essen.

    Als wir uns gerade umgezogen und ready gemacht haben, fährt ein Mietwagen mit einem russischen Pärchen vor. Sie haben zwei Katzen an der Leine dabei, die auf den jeweiligen Nacken der beiden platz nehmen. Fertig für das Selfie posiert dieses verrückte Paar mit den Katzen um den Hals vor dem Eingangstor des Wanderwegs, um anschließend die vermenschlichten Haustiere und sich wieder einzuladen und abzufahren. What the fuck...

    Es wird Zeit, dass wir einer oberflächlichen und verzerrten Welt entfliehen. Wir begeben uns auf eine wunderschöne Welt zwischen Meeresküste und Berge, gepflastert mit tausend Jahren Geschichte, dem Geburtsort vom Nikolaus, zig Buchten und Stränden, Zelten direkt am Meer, unvergesslichen Sonnauf- und Untergängen und Menschen in Bergdörfern, die uns inspirieren werden. Wir treffen auf eine andere Türkei mit super freundlichen und hilfsbereiten Menschen und finden mit dem Aufstieg zum Tahtalı Dağı (2366 Meter) ein grandioses Finale.

    Insgesamt werden wir 16 Tage unterwegs sein, täglich über 17 Kilometer wandern -> insgesamt über 240 km! Dabei täglich ca. 600 m Aufsteigen und 540 m Absteigen und das alles mit ca. 15 kg Rucksack auf dem Rücken.

    Im nächsten Blogbeitrag gehen wir auf einzelnen Etappen, Herausforderungen, Stürze und Menschen auf dem Weg ein. Kommt einfach mit ;-)
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  • День 83–84

    Dirty little secret

    7 октября 2023 г., Турция ⋅ ☀️ 26 °C

    Bereits auf der ersten Etappe sind wir wirklich spät dran, die Sonne geht langsam unter und wir schauen nach einer Unterkunft als wir vor uns eine sandiger Platz mit zwei Camper und einem Zelt steht. Der Blick ist umwerfend und man trohnt über dem Meer auf einen Bergvorsprung.

    Halb in der Hecke liegt ein schäbiges Zelt, welches auch noch klebrige Reste an der Außenplane kleben hat und dieses bekommen wir angeboten. Emre heißt der ältere Herr, er spricht nur Türkisch und haust zusammen mit seiner Frau direkt vor dem Campingplatz. Wir sind nun mitten auf dem türkischen Land und hier endet oft unser Englisch, jedoch helfen unsere paar Wörter und Sätze Türkisch uns zum Glück immer wieder. Des Weiteren sind die Lebensstandarts niederiger und alles sehr einfach und gerade das finden wir wunderbar. Denn gleichzeitig werden die Menschen noch viel gastfreundlicher, was wir immer wieder feststellen werden in den nächsten zwei Wochen.

    Wir nehmen was wir bekommen können und in dem Fall das besondere Zelt für die eine Nacht. Zusammen mit dem Besitzer stellen wir es genau mit Blick auf das Mittelmeer auf und so schlafen wir später unter Sternenhimmel ein und wachen mit wunderschönen Blick auf das türkise Meer wieder auf.

    Uns treibt aber noch der Hunger, nach einen langen Tag mit intensiver Wanderung. Auf Nachfrage telefoniert Emre schnell und sagt wir sollen einsteigen in seinem uralten und schrottreifen Fiat (während der Fahrt geht mehrmals seine Tür auf). Wir fahren den Berg hinauf zu dem Restaurant seiner Empfehlung, es ist vermutlich Familie von ihm.

    Wir wundern uns über die Gastfreundschaft und eigentlich will Emre auch nur raus und auch mal wieder was Vernünftiges essen, wie wir auch. Emres Frau hat nur schlechten Gözelem (dünner Teig mit Füllung) im Angebot, vor denen uns ein russischer Gast gewarnt hat. Nun gibt es Köfte und Salat und Emre chillt derweilen mit seiner Familie in der Küche. Als wir bezahlen kommt Emre um die Ecke und bringt uns wieder zurück.

    Der Start in unsere Lykia Yolu Wanderung war gelungen mit einem besonderen Schlafplatz, Gastfreudschaft und einer tollen Mischung aus Meeresbuchten, Wäldern und Bergen.
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