Caminho Portugues

August 2023
Am 14.08. Staret mein erster Jakobsweg von Porto nach Santiago.
Ich möchte auf diesem Wege gerne meine Eindrücke und Erlebnisse mit euch teilen.
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  • Day 13

    Tag 12. Abschied und Wiedersehen

    August 26, 2023 in Portugal ⋅ 🌙 17 °C

    "Von Gemeinschaftsduschen zu Gin Tonic: Absurditäten und Erkenntnisse auf dem Heimweg"

    Tag 12: Von Santiago nach Porto

    Nach einer Nacht mit 30 Schlaf-Symphonien im Pilger-Musical "Hostel" startete ich früh in Richtung Stadtzentrum-Santiago. Frühstück gab's in einer Coffee-Soap-Opera. Santiago, diese Stadt der verzauberten Gässchen und kulturellen Schätze. Doch irgendwo auf dem Weg zwischen Tapas und Touristenfallen verlor sich das typisch spanische Flair. Und, Überraschung, die Spanier haben beschlossen, Englisch zu meiden wie die Sonnencreme im Regen.

    Herzlich willkommen fühlte man sich als Pilger oft genauso wenig wie eine Eintagsfliege im Spinnenetz. Nach dem Frühstück (welches übrigens eher wie ein unangenehmes Interview mit Kaffee war) wagte ich mich ins Pilgermuseum. Kulturklatsch inbegriffen. Das Museum schenkte mir eine völlig neue Perspektive auf die Pilgerschaft. Abseits von religiösem Gewicht rückte die Veränderung in den Fokus. Und Veränderung fand nicht nur in den Köpfen, sondern manchmal auch in den Hüften statt.

    Zurück auf dem Platz vor der Kathedrale traf ich auf italienische Freunde. Bier, Umarmungen und Smalltalk – die internationale Sprache der Pilger. Da für mich weder der weg mit dem Bus nach Finisterra noch der Flug auf einem Besen in Frage kamen, entschied ich mich, zurück nach Porto zu düsen.
    (Finisterra wir sehen uns nächstes Jahr !!!!)

    Vor der Abfahrt noch zwei Gin Tonic intus, ein Audible-Probeabo abgeschlossen und Harpe Kerkelings „ich bin dann mal weg“ runtergeladen. Der Flixbus, wie ein fliegender Teppich aus Metall, nahm mich auf eine Zeitreise zurück nach Porto mit. Unangenehm, wie einen Vollmarsch auf einer Rolltreppe rückwärts zu machen. Als ich schließlich die Unterkunft in Porto ansteuerte, war mein Bett die letzte Rettungsinsel in einem Meer aus Rückfahrkarten.

    Insgesamt war der Tag ein bisschen wie eine Seifenoper mit vielen Hauptdarstellern, dramatischen Wendungen und einem emotionalen Finale im Schlaf. Und so bleibt festzuhalten: Manchmal ist der Weg das Ziel, aber manchmal ist das Ziel auch ein verdammt gemütliches Bett.
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  • Day 11

    Tag 11. Ende oder Anfang ?

    August 24, 2023 in Spain ⋅ ☀️ 27 °C

    "Von Delikaten Diners bis zu Ehrfürchtigen Entdeckungen: Meine Triumphale Ankunft in Santiago"

    Tag 11: Von Padron nach Santiago de Compostela.

    Ah, das Restaurante O Santiaguino – ein Ort, an dem Liebe und Sorgfalt von der Speisekarte verschwunden schienen und das Portemonnaie einen herzzerreißenden Abschiedsgruß gab. Doch um mich aufzumuntern, gab es zwei Flaschen himmlisch köstlichen Vinos in der Bar um die Ecke als nettes Betthüpferli.
    Ein letzter tröstender Tanz zwischen den Weingläsern, bevor der Wecker um 4:30 Uhr zur mittlerweile morgendlichen Routine rief.

    Mit 5:15 Uhr in den Knochen begann ich meinen 24-km-Marsch nach Santiago. Die Dunkelheit des Vor-Sonnenaufgangs hüllte den Jakobsweg in Ruhe. Ein Paradies für Gedankenspiele, in denen die vergangenen Tage Revue passieren und die Emotionen tanzen konnten wie ein Schwarm Vögel auf der Suche nach einem neuen Zuhause.

    Drei Espressi und fast vier Stunden später: Der erste flüchtige Blick auf Santiago aus der Ferne. Ein magischer Moment, als wäre ich einer wundersamen Oase in der Wüste begegnet. Eine Stunde später wanderte ich durch die "sooo" hübschen Vororte, die mehr nach Puppenhaus als nach echter Stadt aussahen. Links, dann wieder links, und schließlich geradeaus – und da war sie, die Kathedrale von Santiago. Ein architektonisches Meisterwerk, das sich meinem Verstand entzog wie ein Fisch, der durch die Maschen eines Gedankennetzes schlüpft.

    Bin ich gläubig? Naja, so mittelprächtig. War der Moment fassbar? Schwierig zu sagen. Aber was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich von einem Gefühl der Verwirrung und Ehrfurcht überwältigt war, als würde ich plötzlich ein Geheimnis entdecken, das die Welt bisher gut versteckt hatte.

    Und jetzt, Realtalk: Den Caminho zu gehen, ist wie eine emotionale Achterbahnfahrt. Ich verbeuge mich ehrfürchtig vor jedem, der sich auf dieses Abenteuer eingelassen hat. Für mich war es wie ein Buffet der Sinne – Blasen, Erschöpfung, Glücksmomente im Minutentakt. Es ist ein Privileg, diesen Weg zu gehen und seine Höhen und Tiefen zu erfahren.

    Lasst uns ehrlich sein, nicht jeder kann sich die Zeit nehmen oder hat die Möglichkeit, auf den Caminho zu gehen. Ob aus Verantwortung oder aus Mangel an wanderfreundlichen Schuhen – die Gründe sind vielfältig. Und ich verstehe jetzt diejenigen, die danach süchtig sind und schon ungeduldig darauf warten, wieder auf dem Caminho zu sein. Die Begegnungen, die Erkenntnisse, all das ist wie ein wertvolles Geschenk, das uns der Weg überreicht.

    Und an alle, die mitgelesen, kommentiert, geliked oder nur kurz die Stirn runzeln mussten: Danke für die Begleitung auf meinem virtuellen Caminho.

    Mit einem zufriedenen Lächeln,

    Rico
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  • Day 10

    Tag 10 Schmerzen und Freude.

    August 23, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 32 °C

    Tag 10: Von Caldas de Reis nach Padron.

    Der gestrige Welness-Abend mit Pool ,ein Wein- und Gartenfest bei über 30 Grad, als würde die Sonne persönlich Party machen.
    Um Mitternacht traf ich Frodo im Zimmer der Herberge der anscheinend seinen Ring in die Lava werfen wollte. Ich bat um Entschuldigung für die Störung und flüchtete in den Garten der Herberge, um meine Hängematte aufzuhängen und darin ins Traumland zu verschwinden. Scheinbar weht nachts tatsächlich frische Luft, wer hätte das gedacht?

    Um 5:30 Uhr wagte ich den ersten Versuch, mich aus meiner Hängematte zu schälen, als wäre ich in einem Kokon erwacht. Und dann kam das Frühstücksbüffet – Kaffee in Hülle und Fülle! Trockenes Brot und Rührkuchen gesellten sich dazu, als ob sie auf der Suche nach einem besseren Leben wären.

    Die heutige Etappe war nur knapp 20 km lang, ein Spaziergang im Vergleich zu den vorherigen Tagesmärschen. Die Sonne, dieses gelbe Gasball-Monster, stieg langsam auf, und richtete seine feurigen Laserstrahlen auf mich während mein linkes Schienbein beschloss, eine eigene Revolte zu starten. Der Camino kann einem wirklich auf den Geist gehen, oder besser gesagt, auf das Schienbein.

    Ich will mich nicht beklagen – keine Blasen, keine Rückenschmerzen, ich fühle mich fast wie ein Superheld mit Rheuma.
    Gegen Mittag, so um 12:00 Uhr, erreichten wir das charmante Örtchen Padron.
    Pilger waren überall, als würden sie wie Pfifferlinge aus dem Boden sprießen. Ich machte im Schatten eines wundervollen Parks eine Pause, bevor ich mich auf das letzte Bett des Caminho vorbereitete – vorerst zumindest.

    Ein kurzer Besuch in der Apotheke und plötzlich wurde ich zum Physiotherapeuten in Videotelefonie. Mein Schienbein erhielt eine improvisierte Stretch-Tape-Behandlung. Wer braucht schon medizinische Zertifikate? Mal schauen, ob morgen meine Tape-Künste die heimlichen Helden sind.

    Padron, die Stadt der charmanten Gassen, als hätte sie sich direkt aus einem Film in unsere Realität geschlichen.
    Wundervolle kleine Restaurants und Lädchen reihen sich aneinander und laden gerade jetzt wo die Sonne etwas tiefer steht zum gemütlichen verweilen ein.
    Jetzt steht das finale Abendessen bevor, bevor sich morgen unsere Wege in Santiago trennen werden.
    Rückblickend kann ich sagen: Der Camino ist wie ein riesiger Basar des Lebens. Menschen kommen, Menschen gehen – als wären sie auf Schnäppchenjagd. Schmerz, Freude, Tränen – all das gibt es hier im Überfluss, wie eine Emotionsachterbahn. Und wenn du denkst, du hättest alles gesehen, pass auf, dass du gerade auf den letzten beiden Etappen deinem Vordermann nicht auf die Fersen trittst oder vom Hintermann geschubst wirst!
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  • Day 9

    Tag 9. Der Gelbe Gasball der Zerstörung

    August 22, 2023 in Spain ⋅ 🌙 31 °C

    Tag 9: Von Pontevedra nach Caldas de Reis

    Tag 9 – jener glorreiche Meilenstein auf unserem heroischen Marsch, der uns mit seiner großzügigen Wärme in eine wahrhaft himmlische Unterkunft mit Klimaanlage entließ. Ein Tempel der Erfrischung, der uns trotzdem eine Nacht des Schwitzens bescherte, als wollten wir unsere eigenen Mini-Schwitzkurse veranstalten.

    Nun, wie könnte man den Tag besser beginnen als um 4:30 Uhr, wenn die ersten Pilgerhelden mutig in die Dunkelheit aufbrechen, als wären sie auf einer geheimen Mission, um das letzte Marmeladenbrot des Jakobsweges zu retten? Die 4:30-Uhr-Fraktion, die Elite unter den Frühaufstehern, die bereits um 6:30 Uhr ein Mahl zu sich genommen haben, das so kunstvoll wie ein Picasso-Gemälde komponiert ist – ein Meisterwerk aus Chorizo und Baguette.

    Aber wer bin ich, dass ich mich dem Kult der frühen Stunden verschließe? Also, um 5:30 Uhr erhebe ich mich, bereit für den Gipfel des Pilgermodus – einen Kaffee und ein Marmeladen-Brot, das natürlich von den heiligen Händen eines Benediktiner-Mönchs zubereitet wurde.

    Der Sonnenaufgang bei angenehmen 16 Grad – eine willkommene Gelegenheit, Pontevedra zu verlassen, bevor die Sonne in ihrer vollen Pracht die Push-Up-Benachrichtigung des Tages auslöst. Eine Erwähnung wert ist die epische Schlacht, die wir als Reisegruppe gegen die Strecke führten – oder war es doch eher ein freundliches Stelldichein mit anderen Pilgertruppen? Gleich und gleich gesellt sich gern, und so ziehen wir Seite an Seite in die Hitzeschlacht.

    Landschaftlich war es ein Paradies – Wälder, Weinberge und urige Dörfer, die wie aus einem Märchenbuch entsprungen schienen. Doch der wahre Feind heute? Nicht die Strecke, nein, das war gestern. Heute waren es die Push-Up-Benachrichtigungen auf unseren Handys, die uns mit einer erschreckenden Hitzewarnung bedrohten. Wer braucht schon Nervenkitzel, wenn man solch alarmierende Nachrichten erhalten kann?

    Der Exodus begann, ein Gänsemarsch von 183747839 Pilgern, die der Hitze entfliehen wollten, als wären sie auf dem Weg zur versprochenen Klimaanlage im Paradies. Endlich, nach dieser epischen Odyssee, erreichten wir Caldas de Reis – eine Oase, ein Refugium. Ein Pool, kühles Bier und ein Wein so erfrischend wie die Nachricht "Ihr Datenvolumen wurde aufgefrischt" erwarteten uns. Das Pilgermenü? Ein kulinarisches Feuerwerk, das nur noch durch den unschlagbaren Preis von 11€ getoppt wurde.

    Und dann, als ob die Götter des Humors selbst herabgestiegen wären, traten Tanja und ihr Mann auf die Bühne des Gesellschaftslebens. Ein Abend des intellektuellen Austauschs, gekrönt von edlem Wein und tiefsinnigen Gesprächen über Fußblasen und Sonnenbrand.

    Zusammenfassend: Mit bloßen 20 km war es ein Spaziergang im Park, ein Spaziergang mit einer Push-Up-Hitzewarnung im Ohr und einem Heer von Pilgergefährten im Schlepptau. Warum einsam wandern, wenn man sich in einer Pilger-Maschier-Gruppe fühlen kann? Und so bereite ich mich darauf vor, die verbleibenden 47 km bis Santiago zu überwinden – mit dem starken Bewusstsein, dass die Einsamkeit von nun an der Vergangenheit angehört, da die Wege wahrhaftig von einer Pilgerkarawane überfüllt sind.
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  • Day 8

    Tag 8. Komfortzone ?

    August 21, 2023 in Spain ⋅ 🌙 26 °C

    Tag 8 meiner schwindelerregenden Pilgerreise, oder wie ich es nenne, das "Von-Vigo-nach-Pontevedra-Abenteuer".

    Die vergangene Nacht verbrachten wir in einem Hotel, das eindeutig den Titel "günstigstes und wahrscheinlich letztes verfügbares Doppelzimmer in Vigo" verdient. Und wie viel mussten wir für dieses einzigartige Erlebnis berappen? Sage und schreibe 80 Euro für ein Doppelzimmer ! Ein echtes Schnäppchen, oder? Doch das war noch nicht alles. Wir hatten einen raffinierten Plan, um sicherzustellen, dass die Rezeption nicht besetzt war, wenn wir eincheckten. So konnten alle vier von uns, die sich selbst als die "Pilgergruppe Asphalt Schnecken" bezeichneten, das Zimmer in Beschlag nehmen, als wären wir Hausbesetzer. Es mag nicht das luxuriöseste Zimmer gewesen sein, aber für uns war es der Tempel der Erschöpfung und Erleichterung, nach einem langen Tag auf den Beinen.
    Und vorallem pro Kopf bezahlbar.

    Der Tag begann, als der Wecker um 5:30 Uhr schrillte – eine unmenschliche Uhrzeit, um aus den Federn zu kommen, aber schließlich sind wir ja Pilger, und der frühe Vogel fängt den Wurm, oder in diesem Fall den ersten Kaffee. Um 6:15 Uhr begann unser Marsch. Unser Hauptziel war es, aus dem Großstadtgetümmel von Vigo herauszukommen und endlich auf einsameren Wegen zu wandern.

    Um 7:30 Uhr fanden wir endlich einen Ort, der so kostbar wie El Dorado schien – den Hafen von Vigo mit einem Tankstellen-Kaffee. Doch nach diesem kurzen Moment des Triumphs begann das Chaos. Wir kämpften uns durch die Straßen der Großstadt, nur um schließlich auf die Autobahn von Vigo zu stoßen.
    Wer hätte gedacht, dass ich eines Tages sehnsüchtig die Pfade der Natur vermissen würde, während ich über den harten Asphalt und die Pflastersteine stapfte?
    Die Batur, unser treuer Begleiter auf dieser Reise, bekam eine neue Wertschätzung – ein wahrer Held in der Welt der Schuhsohlen.

    Endlich konnten wir die Autobahn überqueren, doch das war nur der Anfang unserer Abenteuer. Ein steiler Anstieg von etwa 140 Höhenmetern erwartete uns, bevor wir endlich wieder festen Waldboden unter den Füßen spürten. Welch eine Wohltat nach all dem Asphalt!

    Unser Ziel war Redondela, der Ort, an dem der Küstenweg auf den Zentralweg trifft. Die Stadt war jedoch nicht nur mit Pilgern gefüllt wie ein Popkonzert einer Schlafsack-Meute, sondern auch die Herbergen waren bis auf den letzten Quadratzentimeter belegt. Kein Schlafsack-freier Fleck mehr. Zum Glück trafen wir auf eine "alte" Pilgerfreundin in einer kleinen Bar, die uns vorübergehend Zuflucht bot. Es war inzwischen bereits 14:30 Uhr, und wir stillten unseren Hunger und unsere Erschöpfung mit einem späten Mittagessen.

    Für mich war das eigentliche Abenteuer noch lange nicht vorbei. Während meine Pilgerfreundin sich in die nur 7 km entfernte Ortschaft Arcade aufmachte,.Kurz vor Arcade wie sollte es auch anders sein erfuhr ich das ALLE Herbergen belegt waren.
    Nächste freie Unterkunft in Pontevedra.
    Super Idee "Pontevedra", dachte ich, "nur noch 11 km laut Google Maps". Ach, wie naiv! Denn auf dem Jakobsweg scheinen die Kilometer eine ganz andere Bedeutung zu haben – vielleicht sprechen sie Spanisch und nicht Deutsch.
    Körperlicher und geistiger Verfall setzten ein Sodas ich erstmals auch meine Airpods zur Motivation um Hilfe fragte.
    Mit einer flotten elektronischen Marschmusik im Ohr nahm ich die Situation einfach an.
    Die Wahrheit war, dass ich schließlich 16 km marschierte, um die verlockenden Tore von Pontevedra zu erreichen.

    Die Herausforderung, über 41 km mit meinem Rucksack zu bewältigen, war definitiv kein Sonntagsspaziergang. Aber inmitten all der Anstrengung, des Schwitzens und der gelegentlichen Flüche fand ich einen Funken der Dankbarkeit. Ich hatte meine Komfortzone verlassen, meine Gewohnheiten abgestreift und dadurch eine Welt von Möglichkeiten entdeckt, von denen ich nie gedacht hätte, dass sie existieren. Ja, ich bin dankbar für jede zufällige Begegnung, jeden steilen Anstieg und jede schmerzende Erfahrung auf meinem Camino-Weg.

    Und bevor ich es vergesse: Ein besonderer Dank geht an Amy, die ihren heiligen Gral der Schmerzlinderung – Voltraren Dispers – mit mir teilte. Mein Schienbein hat sich in der Tat wie durch Zauberhand erholt.

    Die kommenden Tage versprechen weniger Kilometer und eine allmähliche Annäherung an Santiago. Aber wer weiß, vielleicht zieht es mich doch noch zum Cap Finisterre – immerhin hat dieser Pilgerweg noch einige Überraschungen in petto.

    Das Leben beginnt am Ende unserer Sche**s Komfortzone.
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  • Day 7

    Tag 7.Schönes spanien wo bist Du ?

    August 20, 2023 in Spain ⋅ ☀️ 23 °C

    Tag 7: Von Mougas nach Vigo - oder wie ich es nenne, die "Was-habe -ich-mir-eigentlich-dabei-gedacht"-Tour.

    Heute beschloss ich, den Morgen gemütlich mit einem rekordverdächtigen Spätaufstehen um 8:30 zu beginnen – ja, ich weiß, das ist fast schon Mittag für Pilgerverhältnisse. Aber hey, wer hat behauptet, dass der Jakobsweg eine Frühsportveranstaltung ist? Mein Tiefschlaf erreichte epische Ausmaße – wahrscheinlich war das die Nachwirkung des gestrigen "Schnellboot-Abenteuers" ( oder des Vino ) ?!!

    Der Weg führte mich anfangs weg von der idyllischen Küste, direkt in die Berge Richtung Baiona. Doch nach nicht einmal 3 Kilometern traf ich Roger in einer kleinen Bar. Bei frischgepresstem Orangensaft und einer Zigarette tauschten wir uns über unsere glorreichen Abenteuer der letzten Tage aus. Es ist einfach unbeschreiblich, wie sehr man sich über bekannte Gesichter freuen kann – fast so, als hätte man sich im Mittelalter wiedergetroffen.

    Weiter ging es bergauf, Richtung Hauptstraße – das Highlight des Tages. Wenn jemand je den Hass eines Pilgers auf Asphalt und Lärm erfassen möchte, dann ist das hier der ultimative Pilgertraum. Oder sollte ich sagen, Albtraum? Denn oberhalb von Baiona mutierte der Caminho zu einer Marathonstrecke, auf der wir den Sportlern entgegenliefen – und jubelten, zumindest innerlich. Entlang überfüllter Touristenstrände und auf steinhartem Boden, der die Fußsohlen zu einem Einheitsgefühl verband, quälte ich mich bis zu unserer Verabredungsbrücke in Fontaina.

    Kurz vor unserem Treffpunkt begann mein Fuß am Schienbein anzuschwellen – ein neues Accessoire für die Wallfahrermodenschau. Nach einem schmerzhaften Beisammensein mit ein zwei Bierchen im Kombinat mit einer schmerztablette ging es dann ans Eingemachte: Zimmer bzw Übernachtungsmöglichkeit in Vigo für vier Leute zu finden, ohne dabei unsere Geldbeutel zu schrumpfen – ein bisschen Insiderwissen gefällig? Zimmer für zwei Personen: stolze 80 Euro. Ach ja, und alles ausgebucht. Ob unser Plan aufgeht oder wir unter der Brücke schlafen, bleibt bis morgen ein spannendes Geheimnis.

    Fazit: Heute wurden es großzügige 27,4 Kilometer statt des geplanten Sonntags-Spaziergangs. Die Hitze machte den Asphalt zum heißen Tanzboden. Für mich persönlich war es der wohl heftigste Tag – aber hey, man lernt auf dem Jakobsweg, wie man Menschen wieder zu schätzen weiß. Und ich meine richtige Menschen, nicht die virtuellen Gesellen auf Instagram. Jetzt muss ich mich erstmal ausruhen und überlegen, was ich mir bei Tag 8 antue. Oder vielleicht sollte ich doch lieber die Beine hochlegen und so tun, als würde ich pilgern?
    Umdrehen ist ja keine Option mehr !!🚶‍♂️🛋️
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  • Day 6

    Tag 6 Hallo Spanien , Hallo Regen.

    August 19, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 19 °C

    Tag 6: Von Caminha nach Mougas - Ein weiterer sonniger Tag auf dem Jakobsweg... ach, Moment, falsche Vorstellung! Es regnet natürlich, weil was wäre ein Jakobsweg ohne diese erfrischende Dusche aus oben? Aber he, immerhin ein Wunsch ging in Erfüllung: die Regen-Kleidung kam nicht umsonst mit!

    Nach einer turbulenten Zeitumstellung, die das Konzept von Zeit an sich infrage stellt, führte mich der Morgenwecker um 7:30 aus dem Schlaf – oder war es vielleicht 6:30, wie das verwirrte portugiesische Telefon behauptete? Aber wen interessiert das schon, wenn man auf einem spirituellen Pfad wandelt? Eilig verabschiedete ich mich von meinen neu gewonnenen pilgernden Begleitern, die für Valencia ihre Wanderschuhe schnürten – der spanische Küstenweg ruft!

    Das Highlight des Tages war definitiv die "Fähre" nach Caminha. Ich hatte mir schon immer gewünscht, von einem kühnen Kapitän in einem Schnellboot durch den Regen nach Spanien geschippert zu werden.
    Halt, das war gelogen, aber es war zumindest eine Erfahrung für die Ewigkeit! Schade nur, dass zwei Pilgergenossen in die Regenpause gingen da Ihre Füße meinten „warum nur eine Blse wenn du auch komplett offene Füße haben kannst.
    Wir verabredeten und am geplanten Zielort und gaben unser Gepäck mit. Etwas widerwillig und mit einem schlechten Gewissen meinerseits ging es los.
    Aber hey, leichtes Gepäck, leichteres Herz, oder wie war das?

    Die Wanderung entlang der spanischen Atlantikküste führte zu wunderschönen Kirchen in malerischen Dörfern – oder war es nun eher eine langweilige Bundesstraße? Egal, die "leichten" Sachen waren zuverlässig klamm und das Rauschen der Meereswellen war Begleitmusik auf dieser spanischen Serenade.

    Vorbei an Viehweiden und auf dem Weg zu noch mehr Bundesstraße, durchquerte ich Oia und erreichte schließlich Mougas.
    Aber Moment, ein Happy End wartete: Ein Bungalow auf einem Campingplatz – denn wer braucht schon ein Fünf-Sterne-Hotel, wenn man eine Waschmaschine und einen Pool haben kann? Selbstgekochte Carbonara und Meerblick machten diesen Tag schließlich zu einem unvergesslichen kulinarischen Höhepunkt!
    Pünktlich zur Ankunft ließ sich auch der Gelbe Planet nicht lange bitten und bescherte noch ein paar wundervolle Sonnenstunden.

    Fazit: Spanien, du charmante Regenfee, du hast mich mit offenen Armen empfangen. Der Weg mag monoton gewesen sein, aber er hat definitiv seine erfrischenden Momente. Ich werde nie wieder eine Waschmaschine für selbstverständlich halten – sie ist der wahre Star dieses Abenteuers heute und die Wertschätzung gegenüber ganz banalen Dingen wurde von mir viel zu oft unterschätzt.

    Ach ja, und die Menschen hier sind so unglaublich hilfsbereit – wer braucht schon die berühmte deutsche Effizienz, wenn man spanische Herzlichkeit haben kann?
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  • Day 5

    Tag 5 Danke Portugal 🙏🏻

    August 18, 2023 in Portugal ⋅ ☁️ 22 °C

    Tag 5: Von Viana do Castelo nach Caminha (oder weiter?!) – oder wie ich gerne sage, der Tag, an dem mein Wecker beschloss, im wohlverdienten Kaffeepause-Modus zu verharren. Nachdem wir gestern Abend geschworen hatten, der Schließung zu trotzen und uns dem portugiesischen Volksfest hinzugeben, erkannten wir heute morgen, dass es eine suboptimale Idee war, das Sandmännchen erst um 1 Uhr nachts zu begrüßen.

    Ja, ich gestehe, ich bin ein Frühaufsteher – so früh, dass selbst die Sonne manchmal noch zögert, ihren Kaffee zu trinken. Aber natürlich bin ich ein Teamplayer, also habe ich mich um 6:45 Uhr auf Koffein verabredet.
    Start um 7 Uhr? Ach, wer zählt schon Minuten, wenn der Morgen nebelverhangen und die Gedanken genauso verschwommen sind?

    Mein Herz sehnte sich nach der Küste, und so stapfte ich alleine durch den magischen Nebel des Litora Norte, als wäre ich der verloren geglaubte Leitstern für Holzbohlen.
    Ruinen und Surfstrände, die so malerisch sind, dass man sie auf eine Postkarte kleben möchte, säumten meinen Weg nach Gelfa. Zwischendurch genehmigte ich mir eine Tasse Kaffee am Strand, als der Nieselregen beschloss, mich aus der Trance aufzuwecken – hallo Regen, mein alter Freund.

    Aber hej, das Wetter ließ sich nicht lumpen und tauschte Nieselregen gegen blitzende Sonne, kurz bevor ich Ancora erreichte. Die Promenade nach Moledo entlangzuschlendern fühlte sich an wie eine königliche Parade, bei der die Pilger die Hauptattraktion waren. Ich stellte fest, dass mein kleiner Umweg durch den Wald nicht nur meine Füße, sondern auch meine Sinne erfreute – so sehr, dass ich fast vergessen hätte, wo ich hin wollte. Ach ja, Caminha, das Ziel des Tages!

    Doch oh Schreck, als ich um 14:30 Uhr vor der offiziellen Herberge ankam, hatte sie sich in einen Bettenzoo verwandelt. Ein Zettel, der kichernd "nur noch 8 von 27 Betten verfügbar" verkündete, fühlte sich an wie eine böse Pointe in einem Drama über einen bettlosen Pilger. Was tun? Oh, Booking, mein treuer Gefährte, flüsterte mir zu, dass in einem benachbarten Ort Betten im Überfluss vorhanden seien – nur 3,8 km entfernt. Eine winzige Entfernung für die Menschheit, aber nach 30 km auf den Beinen fühlte es sich an wie ein Sprung über den Ärmelkanal.

    Und so, meine Freunde, gestehe ich mit einem Hauch von Schande, dass ich meiner Bequemlichkeit nachgab und ein Uber nach Barreiros buchte. Mit einem Lächeln im Gesicht und glücklich eingecheckt, lauschte ich den leisen Vorwürfen meiner Wanderstiefel. Morgen werde ich die 3,8 km zurücklaufen müssen, um die Fähre nach Spanien zu erwischen – eine Geste, die mir sicherlich einen Ehrenplatz in den Annalen der Pilgergeschichte einbringen wird.

    Inzwischen, während ich auf meinem Bett aus Wolken und Dankbarkeit liege, ziehe ich mein Hut vor diesem wundervollen Weg. Mit jedem Schritt habe ich nicht nur Portugal, sondern auch mich selbst erkundet. Die Freude, zu wissen, dass meine Füße über 100 km durch dieses Land getragen haben, ist so überwältigend wie der Blick von einem Gipfel – und ich stehe erst am Anfang dieser Reise. Danke, Weg, dass du mich bis hierher geführt hast.
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  • Day 4

    Tag 4 Der Fussbus fährt immer.

    August 17, 2023 in Portugal ⋅ ☁️ 23 °C

    Tag 4 auf dem Jakobsweg von Marinhas nach Viana do Castelo - oder wie ich es nenne: die Nacht des quietschenden Stahlbett-Konzerts. Wer braucht schon Schlaf, wenn man in den Genuss von Federn in Ekstase kommt und einem talentierten Mitpilger, der es für absolut notwendig hielt, seinen persönlichen 5:30-Weckerkonzert zu geben? Aber Moment mal, wer stellt sich überhaupt freiwillig einen Wecker auf einem Pilgerweg? Genau, niemand!

    Das Frühstück - ach, ein Traum! Schokobrötchen aus dem Automaten und kein Kaffee, weil warum sollte man sich schon morgens mit so etwas Banalem wie Koffein verwöhnen? Ein Start um 7:00 Uhr, frisch wie eine Eule nach dieser aufregenden Nacht. Die heutige Strecke von nur 20 km war wahrlich ein Spaziergang, besonders die paar Höhenmeter - reine Erholung für die Waden.

    Die Landschaft war atemberaubend - Eukalyptuswälder, malerische Dörfer, und wundervolle kleine Kapellen, die einen förmlich schrien: "Setz dich her, ruh dich aus, du wirst uns sowieso vermissen, sobald du weiterziehst!"
    Kurz vor Viana besichtigte ich noch einen kleinen Lostplace mit Blick auf die Stadt.

    In Viana do Castelo angekommen, fand ich mein Paradies im Klosterbett. Gemeinsam mit Lukas, Lucas und Roger teilen wir uns ein Zimmer, das sich geradezu luxuriös anfühlt, verglichen mit den vorherigen Unterkünften. Nach einer erquickenden Dusche erkundete ich diesen bezaubernden Ort, der gerade von einem Volksfest in Beschlag genommen wurde - und wo sollte ich anfangen? Die lokalen Köstlichkeiten an jeder Ecke, die einem Geschmackserlebnis gleichkamen und das Herz vor Freude hüpfen ließen.

    Abschließend muss ich sagen: Dieser Abschnitt war bisher die Krönung der Schönheit, der ultimative Pilgerweg - und vor allem die beste Gelegenheit, eine Stadt zu erkunden, ohne sich um irgendwelche Uhren oder Wecker sorgen zu müssen.

    Nun, da das Kloster seine Pforten schließt und morgen eine längere Etappe bevorsteht, werde ich mich frühzeitig zur Ruhe betten. Schließlich will ich ja ausgeruht sein, um in vollen Zügen die nächsten Abenteuer zu erleben - quietschende Federn und Weckerkonzerte inklusive.
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  • Day 3

    Tag 3 Es löuft

    August 16, 2023 in Portugal ⋅ ☀️ 23 °C

    Ah, Tag 3 meiner heiligen Pilgerfahrt von Vila do Conde nach Marinhas – der Tag begann um 6:00 Uhr, als die Vögel lautstark beschlossen, dass ich lang genug geschlafen habe. Schön, wenn man von der Natur so liebevoll geweckt wird.

    Um 6:30 Uhr brach ich auf, um die Welt zu erobern – oder zumindest die nächsten Kilometer. Mein Frühstück bestand aus zwei Espressi und einer seltsam leckeren "Buchtel" am Strand. Wenn ich die Augen zusammenkniff und meine Vorstellungskraft anstrengte, konnte ich mich fast wie ein Edelmann am königlichen Hof fühlen, der ein extravagantes Mahl verzehrt.

    Aber Moment mal, bei gerade einmal 15 Grad frischem Wind? Ich fühlte mich wie ein Schneemann auf Sommerurlaub, der verzweifelt versucht, an seinem Schal zu nuckeln.

    Die ersten Kilometer verliefen auf der Strandpromenade von Vila do Conde, wo ich mir eine älteren Dame eine Guten Weg wünschte, und mir unverhofft einen zweiten Anhänger – natürlich nicht im Sinne von Anhänger einer Fanbase, sondern im Sinne von Armbandanhänger – überreichte.

    Aber Moment, dann wurde es "berüchtigt". Die berühmt-berüchtigten Holzbohlen. Sie waren so gnädig, meinen Füßen eine Massage zu geben, während ich mich durch den Nebel schneidete der so dicht war, dass es sich anfühlte, als würde ich eine geheimnisvolle Parallelwelt betreten.

    Dann verließ ich den Strand und begab mich in den wilden Dschungel von Wäldern und Feldern, wie ein moderner Indiana Jones, der auf der Suche nach dem verlorenen Frühstückskeks ist. Doch keine Sorge, es gab keinen Tempel des Schreckens, sondern nur das Dorf "Fao", das mich mit offenen Armen empfing.

    Und von Fao aus ging es weiter, immer entlang der Promenade von Espoende. Mit gefühlten 35 Grad und ohne eine einzige Wolke am Himmel fühlte ich mich wie ein Wandervogel, der in der Sonnenhitze schmolz. Und erinnerte mich sehnsüchtig an den Schneemann zurück.

    Schließlich erreichte ich Marinhas und konnte meinen glorreichen Endspurt feiern, als ob ich gerade die Goldmedaille in der Kategorie "Überleben auf Holzbohlen" gewonnen hätte.

    Und was haben wir heute gelernt? Was kann aus dem Rucksack raus? Ist das der Beginn einer spirituellen Konversation oder einfach nur die verzweifelte Frage eines müden Wanderers? Der Körper gibt stille Antworten, mit einem Ziehen in der Schulter und einem kurzen Moment der Hüftklage nach jeder Pause.

    Aber keine Sorge, die Blasen halten sich bedeckt, um nicht das schwindelerregende Tempo meines Pilgerwegs zu stören.

    Doch in all dieser sarkastischen Ironie liegt eine tiefe Dankbarkeit für die vielen netten Bekanntschaften, die diesen Tag unvergesslich gemacht haben. Denn inmitten von Espresso, Buchtel und Holzbohlen ist es doch der menschliche Kontakt, der uns auf unserem Weg begleitet und uns daran erinnert, dass unsere Reise nicht nur physisch, sondern auch zwischenmenschlich ist.
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