matkusti 19 maahan. Lue lisää Berlin, Germany
  • Päivä 102

    Acadia National Park 🌲

    12. syyskuuta 2023, Yhdysvallat ⋅ ☁️ 19 °C

    Ganz im Nordosten der Vereinigten Staaten liegt Maine, der größte der sogenannten Neuenglandstaaten, von denen die Besiedlung Nordamerikas durch die Europäer ausging. Gut 80% der Fläche sind bewaldet. Vor der zerklüfteten Küste liegen über 4.500 Inseln. Die größte ist Mount Desert Island, auf der sich der größte Teil des Acadia National Parks befindet. Und genau da wollen wir hin! Von New Hampshire fahren wir - ausschließlich über Landstraßen - den ganzen Tag immer gen Nordosten. Die Landschaft ist hügelig, mal dicht bewaldet, mal von zahlreichen Flüsschen und Feuchtgebieten durchzogen. Die Ortschaften sind eher klein, die Holzhäuser farbenfroh mit den typisch amerikanischen, überdachten Terrassen zur Straße und im besten Fall mit Schaukelstuhl. Am Abend kommen wir auf unserem Campground in Bass Harbor an. Das kleine Fischerdorf liegt an der Südspitze von Mount Desert Island. Die Zutaten für ein Chili Con Carne haben wir schon gekauft, Johannes fängt in der Dämmerung an zu schnippeln, ich hacke Holz für ein nettes Lagerfeuer nach dem Abendbrot. Ein Tropfen fällt vom
    Himmel. Die Zwiebeln landen im Topf, der Spiritusbrenner lodert. Ich kämpfe mich weiter am Holz ab. Ein weiterer Tropfen. Das Hack gesellt sich zu den Zwiebeln. Tropfen drei bis acht. Johannes rührt und schnippelt gleichzeitig Paprika. Leichter Regen. Starker Regen. Massiver Regen. Wolkenbruch!! Ich schmeiße das frisch gespaltene Holz in den Van. Johannes schreit “Regenjacke! Schnell!”. Hektisch suche ich die Jacke, helfe Johannes beim schneiden der letzten Zutaten, Dosentomaten und Bohnen werden in den Topf gekippt. Röstaromen im Chili: Fehlanzeige. Vom Himmel ergießen sich Sturzbäche. Ich verkrieche mich ins Auto. Johannes hält die Stellung, rührt, schmeckt ab, verfeinert. Nach etlichen, klitsch-nassen Minuten gibt er mir ein Zeichen, ich springe aus dem Van, wir schnappen uns den Chili Topf, Streukäse, Saure Sahne, Teller, Besteck und zwei Dosen Bier und rennen rüber zu einer unbewohnten Hütte mit überdachter Terrasse. Hier im Trockenen ziehen wir uns das viel zu wässrige Chili rein, es schmeckt trotzdem (oder gerade deswegen?) hervorragend, Johannes ist nass bis auf den Schlüpper aber er nimmt es mit Humor. Mit gefüllten Bäuchen springen wir unter die Dusche und gucken dann einen Film vom Bett aus, während draußen weiter der Regen aufs Autodach trommelt.

    Am Nächsten Tag - das Wetter hat sich wieder beruhigt, aber es ist feucht in jedem Winkel, die Wolken hängen tief und grau - fahren wir (etwa 30 Minuten) weiter zu unserem Zeltplatz für die nächsten Tage. Einchecken geht noch nicht, also auf nach Northeast Harbor. Das Örtchen finden wir eher zufällig, es ist aber so nett, dass wir direkt aussteigen und auf Erkundungstour gehen. Der kleine Hafen beherbergt eine beachtliche Anzahl an Jachten und Fischerbooten in unterschiedlichsten Größen. Von einer Bank aus beobachten wir, wie ein Kutter anlegt und die dreiköpfige Besatzung in ihren Vollgummianzügen beginnt, den Fang des Tages an Land zu bringen. Im Örtchen finden sich einige Boutiquen die Designermöbel und Handwerkskunst anbieten. Wir lassen uns treiben und stöbern hier und da. Nach der Aufregung des gestrigen Abends ist dieses gemächliche Treiben in Northeast Harbor genau das Richtige. Zum Mittag gibts in ‚Colonel's Restaurant and Bakery‘ dann ‚Grandmother’s clamp chowder’ (Omas Muschelsuppe), die uns komplett von den Socken haut: so sahnig und fein abgeschmeckt, mit kleinen Muscheln und Gemüseeinlage. Zufrieden und vor allem durchgewärmt verlassen wir dieses friedvolle Fleckchen und steuern das Visitor Center vom Acadia National Park an.

    Hier gibts immer gute Tipps und Karten von den Rangern, denn klar ist: Es wird schon bald wieder gewandert! Wir sprechen mit einem jungen Ranger. Er empfiehlt uns einige mögliche Wanderungen und weisst uns auf die Besonderheiten des Parks. Und er warnt uns: „There was a lot of rain in the region the past days.“, dem stimmen wir - die Gepeinigten - zu, „so be aware of slippery rocks and obstacles on the hiking trails“.

    Wir beschließen, jetzt noch die 43 Kilometer lange, besonders szenische Park Loop Road zu fahren. Die beginnt an einem anderen Visitors Center, nicht weit entfernt. Ein kleiner Botanischer Garten vor dem Besucherzentrum zeigt die verschiedenen Vegetationszonen und Lebensräume des Parks. Ein guter Überblick. Dann fängt uns eine Gruppe höchst engagierter Ranger ab: Vornehmlich für Kinder haben sie einen Planeten-Parcours aufgebaut, auf dem es allerhand Lehreiches über unser Sonnensystem zu erfahren gibt, inklusive Quizz. Also das volle Programm. Und schon haben wir Zettel und Stift in der Hand und begeben uns auf die Reise durch das Sonnensystem. Es geht vorbei an Merkur, Venus und Co, die durch aufblasbare Wasserbälle dargestellt werden. Kleine Schilder enthalten jeweils ein paar wissenswerte Informationen. Unser Rundgang wird von Abertausenden Mücken begleitet. Fast schon panisch füllen wir den Fragebogen aus. Am Ende des Lehrpfads gibts es die Auswertung: Volle Punktzahl. Bestanden. Zum Glück. Schnell weg hier, bevor wir wegen Blutarmut ohnmächtig werden.

    Entlang der Park Loop Road steigen wir letztlich 1x aus. Von einer Bucht aus kann man auf den Atlantik schauen, der verschlafen Wellen an Land spült. Die tief hängenden Wolken sorgen für eine mystische Stimmung. Gleich daneben ragen eindrucksvolle Steilklippen aus dem Wasser. Hier kraxeln wir ein wenig umher und sind mal wieder überwältigt von der Schönheit und Urtümlichkeit der Landschaft.

    Dienstag ist Wandertag! Der Campground bietet frischen Kaffe und noch frischeren Kuchen zum Frühstück an: Da lassen wir uns nicht zweimal bitten. Richtig lecker. Gestärkt packen wir Getränke und Snacks in den Rucksack, dazu noch regenfeste Klamotten und dann gehts los. Ein paar Meilen entfernt ist der Einstieg in den ‚Around The Mountain Loop Trail‘. Dieser hat eine Länge von 23 Kilometer und führt entlang sogenannter „carriage roads“, die auf einer Gesamtlänge von etwa 100 Kilometern diesen Teil des Parks erschließen. Die alten Kutschwege wurden vor etwa einhundert Jahren angelegt und fügen sich mit ihren sanften Anstiegen organisch in die bestehende Landschaft ein. Etliche Brücken - jede einzigartig - führen über Schluchten und Bäche, vorbei an Wasserfällen und steilen Berghängen. Die Laubbäume verfärben sich langsam. Sogar das Moos erstrahlt in den Farben gelb, orange und rot. Mal geht es bergauf, mal bergab, zwischendurch gibt der dichte Mischwald den Blick auf tiefe Täler, Meeresbuchten und gegenüberliegende Berghänge frei. Es ist so malerisch herbstlich. Nach etwa zwei Dritteln der Wanderung kehren wir im einzigen Gasthaus weit und breit ein. Und es ist gut besucht. Die halbe Stunde, die wir auf einen Tisch warten müssen verbringen wir im Shop des Nationalparks. Jeder Nationalpark in den USA hat mindestens einen Shop, der bis unters Dach mit Konsumgütern gefüllt ist: T-Shirts, Mützen, Kerzen, Aufkleber, Aufnäher, Tassen, Raumdüfte, alles. Zum Essen im Restaurant gibt es dann eine Brotzeit für zwei Personen und leckeren Tee. Es folgt das letzte Drittel der Wanderung. So langsam werden wir fußlahm, erste Müdigkeitserscheinungen machen sich breit, da kreuzt eine Rehkuh mit ihrem Jungen in aller Seelenruhe den Wanderweg. Nach einigen Minuten ziehen die beiden weiter und verschwinden in den Tiefen des Waldes. Ein schöner Moment, diese Begegnung. Humpelnd (Rico) und ziemlich erschöpft (wir beide) kommen wir nach über 5 Stunden und etwa 25 km wieder am Van an. Das war die längste Wanderung die wir jemals unternommen haben, und es war eine der schönsten.

    Ich - Rico - habe fette Blasen an beiden Füßen. Es ist Mittwoch und es ist klar: an Laufen im großen Stil ist heute nicht zu denken. Ab nach Bar Harbor, die größte Stadt auf Mount Desert Island (etwa 5000 Einwohner), Kaffee trinken. Wir verbringen 4 Stunden in einen hübschen kleinen Café, schreiben Postkarten und unseren Blog und genießen es, dass sich zwischendurch immer mal wieder die Sonne durchkämpft.

    Und dann gibts da noch diese eine Sache, für die Maine besonders bekannt ist: Lobster (Hummer). Müssen wir machen. Jetzt! Also ab nach Northeast Harbor, da war ja vorgestern die Muschelsuppe schon so erstklassig. Die gibt es dann auch direkt wieder zur Vorspeise im ‚Colonel‘s‘. Wieder ein Genuss! Und dann bestellen wir beide jeweils die klassische ‚Lobster Roll‘, ein Hummer-Sandwich mit selbst gebackenem Brot. Eine Mainer Spezialität. Daumendick liegt das Hummerfleisch auf dem zarten Salatblatt. Wir beißen zeitgleich in die Sandwiches. Der Hummer ist kalt, ungewürzt, gummrig. Es ist toter, gegarter, zerpflückter Hummer ohne eine weitere Form der Zubereitung. Das frische Toastbrot kann darüber nicht hinwegtäuschen. Es ist irgendwie kein Genuss. Johannes gibt nach der Hälfte auf, ich quäle mir soviel rein wie es irgendwie geht. Uns ist schlecht. Die 60 Dollar für die beiden Sandwiches hätten wir uns sparen können. Aber immerhin sind wir jetzt wieder um eine Erfahrung reicher. Ab zum Campground. Es regnet mal wieder. Die Handtücher sind schon seit Tagen nicht mehr richtig trocken geworden und müffeln schon etwas streng. Trotzdem schnell duschen. Im mittlerweile klammen Auto machen wir es uns dann noch gemütlich und gucken noch einen Film. Morgen steht ein Locationwechsel an.

    Dauerregen die ganze Nacht. Draußen schwimmt alles, und es gießt weiter. Klar ist: heute müssen wir unser ‚Camp Site‘ räumen. Draußen hängen die nun komplett nassen Handtücher auf der Leine, unsere Lichterkette ist auch noch zwischen zwei Bäumen aufgespannt, etliche Küchenutensilien sind auf dem Tisch verteilt. Wir entwickeln den ultimativen Plan: Johannes bleibt im Auto und nimmt alles entgegen (und trocknet es ab) was ich zuvor abgebaut und zusammengesucht habe. Ich ziehe mich bis auf die Unterhose aus, schnappe mir ein Duschbad, reibe mich damit ein und beginne dann draußen mit der Aktion. So wird aus dem Starkregen doch noch was gutes gezogen und es macht sogar richtig Spaß - besonders kalt ist es nicht - da draußen rumzuturnen und nebenbei noch eine Dusche zu nehmen.

    Bis jetzt ist unser Maine Aufenthalt eine ganz schön feucht-graue Nummer. Bleibt abzuwarten, wie sich die zweite Hälfte weiter südlich in Maine entwickelt. (R)
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  • Päivä 97

    Die Niagarafälle & zwei Stunden Kanada

    7. syyskuuta 2023, Kanada ⋅ ☀️ 27 °C

    Nach den entspannten Tagen in Pittsburgh steuern wir heute die sechs Autofahrstunden entfernten Niagarafälle an. „Guckt euch die unbedingt an, wenn es sich irgendwie einrichten lässt“, wurde uns mehrfach von unterschiedlichen Leuten nahegelegt. Neben Bergen sind Wasserfälle das - gefühlt - zweithäufigste Naturschauspiel auf unserer Reise, also mal sehen ob uns die Niagarafälle noch vom Hocker hauen können.

    Die Fahrt ist entspannt und führt uns nordwärts über lange Interstates zunächst durch Pennsylvania und schließlich nach New York (State). Am Nachmittag kommen wir auf unserem Campground unweit der Wasserfälle an, beziehen Lager und springen erstmal in den Pool. Danach gibts Nudeln als kleine Stärkung. Und dann bereiten wir das eigentlich Tageshighlight vor: Picknick bei Sonnenuntergang an den Niagara Falls. Neben einer Decke und einer Kerze wandern vier bunte und teilweise gefüllte Donuts, Chips und Limonade in den Rucksack. So vorbereitet schwingen wir uns in den Van und cruisen die paar Kilometer bis ran an die Wasserfälle. Diese liegen auf der Amerikanisch-Kanadischen Grenze zwischen dem Bundestaat New York und der Provinz Ontario. Das Wasser stürzt hier vom Erisee über eine bis zu 57 Meter tiefe Kante in den Ontariosee. Wir parken auf der amerikanischen Seite und stapfen aufgeregt mit Sack und Pack los. Das Rauschen von Wasser ist unüberhörbar. Wir durchqueren einen kleinen, wunderschön angelegten Park. Dahinter wälzen sich enorme Wassermassen durch die Landschaft. Es ist laut. Ein feiner Nebel erfüllt den dämmrigen Abendhimmel mit einer leichten Kühle. In Fließrichtung laufen wir weiter und stehen dann direkt an der Kante, über die sich sekündlich Hektoliter von Wasser in die Tiefe stürzen. Die Abendsonne bricht sich in der hoch aufragenden Gischt. „Wir müssen auf die kanadische Seite, von da haben wir optimale Sicht auf die Niagarafälle!“, also marschieren wir eiligen Schrittes zur Rainbow Bridge. Es geht durch ein Drehkreuz und dann stehen wir schon auf der 442 Meter langen Brücke, die die Niagaraschlucht überspannt und die USA mit Kanada verbindet. Auf der kanadischen Seite dann das erwartungsgemäße Einreiseprocedere: erstmal Schlange stehen. Die Sonne wandert tiefer, die Schatten werden länger. Kleckerweise werden die Einreisewilligen vor uns von der jungen Grenzbeamtin in das Grenzhäuschen gebeten. Wir stehen geduldig weiter in der Schlange. Unsere Adiletten sorgen für sicheren Stand. Es frischt auf. Vielleicht weil die Sonne langsam hinter den Casinowolkenkratzern auf der kanadischen Seite verschwindet. Dann sind wir dran. Sie winkt uns rein. Hastig betreten wir den kleinen Raum und halten ihr unsere Reisepässe hin. Sie mustert uns, tippt im Computer rum, mustert uns wieder, „What‘s in your bag? Any alcohol or marijuana?“, fragt sie. „No, just a candle, some donuts and a lemonade.“, “How long will you stay in Kanada?”, erkundigt sie sich, “about two hours, just for the length of a picknick to watch the sunset”, mit dieser Antwort ist sie zufrieden, lächelt und gibt uns die Pässe zurück. Wir sind in Kanada (schön wieder zurück zu sein)! Schnell laufen wir Richtung der besten Aussicht auf die Niagara Fälle um noch einen letzten Blick bei Sonnenlicht auf sie zu erhaschen. Eine leere Bank mit bester Sicht wird unser Picknick-Spot. Hier machen wir uns über die Leckereien her und beobachten, wie die letzten Sonnenstrahlen über das Wasser streichen. Es ist ein wundervoller Anblick, den wasserreichsten Wasserfall Nordamerikas zu beobachten, wie er sich über eine Länge von 790 Metern über den Abhang walzt. Mit Einsetzen der Dämmerung werden Lichter eingeschaltet, die die Falls in wechselnden Farben stimmungsvoll illuminieren, unter anderem auch in den Farben der amerikanischen und kanadischen Flagge - Patriotismus at it’s best -. Wir genießen die Zeit hier sehr und reden ausgiebig über die vielen Erlebnisse und Facetten unserer Reise. Irgendwann wird es uns aber zu kalt und es geht zurück zur Rainbow Bridge. Beim Ausreisen hat man pro Person einen Dollar zu zahlen - als Brückennutzungsentgeld quasi - und dann gehts wieder zurück in die Staaten. Hier im amerikanischen Grenzbüro gibt es natürlich auch ein Einreiseprotokoll, was es einzuhalten gilt: Grimmiger Grenzbeamter fragt woher wir kommen und was wir in den USA wollen, wir stehen Rede und Antwort, wir gucken in die Kamera für ein Foto, dann werden wir durchgewunken, auch wieder grimmig. Wir sind wieder zurück in den USA! Mit dem Van gehts wieder zum Zeltplatz, wir gucken noch einen Film und dann machen wir Licht aus.

    Am nächsten Tag, Freitag, verlassen wir die Region schon wieder und fahren gen Osten durch Vermont und New Hampshire. Die Landschaft wird mit jeder Meile malerischer, mit feuchten grünen Wäldern, plätschernden Bächen und idyllischen Häusern und Gärten die an Skandinavien erinnern. Nur Gartenzäune, die gibts auch hier nicht. Dadurch wirkt es immer etwas unfertig für unseren Geschmack. Auf diesen Teil Amerikas haben wir schon so lange gefreut: Der Nordosten.
    Normalerweise kann man Mitte September in dieser Region mit dem Indian Summer rechnen, ein Spätsommer/Herbst der typischerweise recht warm, trocken und mit farbenfrohen Laubbäumen daher kommt. Ganz anders aber dieses Jahr: Das Navi warnt uns vor einem Starkregen. Und es kommt wie es kommen musste. Wenige Minuten später ein monsunähnlicher Wolkenbruch. In den Dörfern der hügeligen Landschaft ist die Kanalisation an ihren Grenzen, es bilden sich tiefe Regenwasserseen und -flüsse auf den Straßen. Der entgegenkommende Verkehr schiebt Wasserberge vor sich her und Wellen branden an unseren schwarzen Van. Die Scheibenwischer schwingen maximal hektisch von links nach rechts. Deutlich langsamer als auf den Verkehrsschildern angezeigt fahren wir weiter. Irgendwann - bestimmt eine Stunde später - beruhigt sich die Lage zum Glück wieder. Bei einsetzender Dunkelheit kommen wir dann schließlich in New Hampshire an. Zwei Nächte verbringen wir hier auf einem Zeltplatz ohne besonders viel zu erleben, aber das ist auch in Ordnung so - es war ja jetzt auch erstmal genug Aufregung und die nächsten Wochen werden ja auch wieder ereignisreich. Unser nächstes Ziel ist nämlich schon seit längerem gesetzt: Maine, der nordöstlichste Bundesstaat der USA. (R)
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  • Päivä 95

    Zu Hause in Pittsburgh 🏠😊

    5. syyskuuta 2023, Yhdysvallat ⋅ ⛅ 32 °C

    Der Abschied von Nashville fällt uns verglichen zu Chicago relativ leicht. Vor uns liegen nun gut 900 Kilometer und die Bundesstaaten Tennessee, Kentucky, Ohio und ein klitzekleines Stück West Virginia, bis wir dann die Grenze nach Pennsylvania überfahren. Wir wollen bis nach Pittsburgh, der zweitgrößten Stadt Pennsylvanias, denn dort leben derzeit Chrissy und Sven, die Eltern von Niklas und Marcel. Mit Niklas bin ich zusammen in den Kindergarten gegangen und da haben sich nicht nur Niki und ich, sondern auch unsere Mütter so gut angefreundet, dass der Kontakt noch weit über den Kindergarten hinaus und über mehrere Kontinente hinweg bestehen geblieben ist. Seitdem wir uns kennen, wurde Sven beruflich als Expat nämlich schon für jeweils mehrere Jahre nach Singapur und Istanbul geschickt und ist seit inzwischen zwei Jahren in Pittsburgh stationiert. Dabei ist die ganze Familie natürlich immer mitgezogen. Zwischen den Auslandsposten waren sie auch immer wieder in Berlin, sodass es schon einige Abschieds- und Welcome-Back-Parties in der Vergangenheit gegeben hat.

    Wo wir nun schon mal in der Gegend sind, wollen wir uns die Gelegenheit natürlich nicht entgehen lassen, sie in Pittsburgh zu besuchen. Die 900 Kilometer Fahrstrecke teilen wir uns aber auf zwei Tage auf. Dabei verbringen wir die erste Nacht auf einem Parkplatz im Wald in Ohio, auf dem Wildcampen wohl erlaubt sein soll. Wir kommen dort im Stockfinstern an, allerdings stehen hier zum Glück auch anderen Camper und Wohnwägen, da hat man dann gleich schon ein besseres Bauchgefühl. Die Gegend hier wird wohl überwiegend zum Quad- und Dirtbikefahren genutzt, jedenfalls haben hier viele entsprechende Fahrzeuge dabei. Am nächsten Morgen werden wir auch von Quadmotoren geweckt, die an unserem Auto vorbeirauschen. Als wir aus dem Auto blicken, sehen wir dass sowohl links, rechts als auch hinter uns inzwischen Autos stehen. Vor uns ist der Wald. Wir wurden zugeparkt. Zum Glück sind die Besitzer der Autos gerade noch dabei die Quads abzuladen, um dann loszufahren. Jetzt ist Tempo angesagt, damit die nicht weg sind und wir hier festsitzen. Wir ziehen uns schnell an und machen dann auf uns aufmerksam. Aber die beiden Männer scheint es nicht sonderlich zu kümmern, dass sie uns zugeparkt haben. Keiner von ihnen macht Anstalten, das Auto zu bewegen. Sie rechtfertigen sich nur kurz, dass der ganze Parkplatz ja voll sei und widmen sich dann wieder ihren Quads. Nachdem wir ihnen erklärt haben, dass wir so ja nicht wegkommen und heute noch eine lange Autofahrt vor uns haben, bequemt sich einer von ihnen und fährt sein Auto zurück, sodass wir gerade so noch ausparken können. Da hatten wir aber Glück, zehn Minuten später und wir wären da nicht mehr weggekommen.

    Auf den morgendlichen Schock beschließen wir, erstmal frühstücken zu gehen. Ich suche ein Diner mit guten Bewertungen auf der Strecke raus und bei Scott’s Diner in New Concord, Ohio schlagen wir uns richtig die Bäuche voll. Zufälligerweise erfahren wir (mit unserem alaskanischen Kennzeichen sind wir natürlich wieder die Sensation), das Scotts Diner vor kurzem zum besten Diner des ganzen Bundesstaates ernannt wurde. Naja, alles was wir hier wieder feststellen: amerikanisches Frühstück = Cholesterinbombe!!

    Weiter geht es durch Ohio (super schön, alle Wiesen sind gemäht, auch die begrünten Mittelstreifen) und West Virgina (kaum fahren wir über die Grenze wird es wieder weniger schön) bis nach Pennsylvania (hier ist es wieder schön). Vor uns tut sich die Skyline Pittsburghs auf, wir fahren jedoch links an der Stadt vorbei einen Hügel hinauf, wo die hübscheren Vororte liegen. Hier wohnen auch Chrissy und Sven. Wir biegen in eine sehr gepflegte und hübsche Nachbarschaft ein und kommen auch schon bald an unserem Zielhaus an. Es wird sich herzlich begrüßt und gedrückt, dann hüpfen wir erstmal unter die Dusche und beziehen das Gästezimmer. Wir dürfen nämlich für vier Nächte hier bleiben und fühlen uns sofort wie zuhause. Auf der Terrasse gibt es Kaffee und Kuchen und wir quatschten erstmal ganz ausführlich. Heute Abend sind wir noch zu fünft, denn Niki ist auch noch da, der reist nur leider morgen früh schon ab, da er über Nashville nach Berlin fliegt, um von dort dann seine Weltreise anzutreten (alles Weltenbummler hier…).

    Zum Abendessen gibt es Nudelauflauf (mein Leibgericht). Super lecker und nach dem Abendessen lassen wir den Abend mit ein, zwei Bierchen ausklingen und vergleichen unsere Erfahrungen in Amerika. Es ist so angenehm, sich mal wieder lang und ausführlich mit anderen Deutschen zu unterhalten!

    Am nächsten Morgen gehen Rico, Sven, Luna (das fünfte Familienmitglied, eine zuckerliebe, schon etwas ältere Golden-Retriever-Dame) und ich im McConnell’s Mill State Park wandern. Es ist ein super heißer Tag und dazu noch Labour-Day (Tag der Arbeit), also Feiertag. Ergo sind wir nicht alleine auf der Wanderung, aber es verläuft sich doch sehr schnell und man bekommt andere Wandernde kaum mit. Die Wanderung ist wunderschön. Sie führt entlang des Slippery Rock Creek (den ein oder anderen slippery Rock bemerken auch wir), an einer alten, begehbaren Mühle vorbei und immer tiefer in den Wald hinein. Wir wandern an Wasserfällen vorbei (hier kann Rico mal wieder seine Filterflasche ausprobieren), entdecken einige hier beheimatete Tausendfüßler und Luna kann sich sogar das ein oder andere mal am Flussbett abkühlen. Wir machen Pause am Wasser, als Proviant gibt es Käsewürfel, Weintrauben und Müsli-Riegel. Ein wirklich schöner Ausflug, aber wegen der Hitze (>30° C) kommen wir über 4 Kilometer nicht hinaus. Langsam streikt auch Luna (unter dem dicken Fell ist es auch bestimmt nochmal besonders heiß), sodass es Zeit ist, zum Auto zurück zu wandern.

    Zurück „zu Hause“ gönnen sich erstmal alle eine kühle Dusche und relaxen ein wenig. Abends grillen wir mit allem was das Herz begehrt. Auch Findus, der Kater der Familie, kommt ab und zu vorbei und holt sich seine Krauleinheiten ab.

    Am Dienstag Vormittag erkunden Rico und ich Downtown Pittsburgh. Zwar hat Chrissy und schon vorgewarnt, dass es nicht sonderlich viel zu sehen gibt, den ein oder anderen Tipp haben wir aber doch bekommen und machen uns damit auf in die Stadt. Auch heute ist es wieder brütend heiß. Wir parken neben dem Stadion der Pittsburgh Steelers (das lokale Football-Team, das auch in der NFL recht erfolgreich ist) und laufen entlang des Allegheny River Richtung Downtown. Außer uns sind kaum Menschen auf den Straßen unterwegs, es ist alles ziemlich ausgestorben und auch nicht besonders hübsch. Die paar Menschen, die sich hier aufhalten, sehen auch eher unheimlich aus, sodass wir uns nicht lange in Downtown aufhalten, sondern gleich weiter Richtung Strip District marschieren. Hier ist es etwas netter. Es gibt eine Markthalle, Lebesmittelläden und kleine Feinkostengeschäfte. Im Strip District liegt auch Pamela’s Diner, das uns Chrissy empfohlen hat. Hier gibt es leckeres Frühstück für uns, besonders gut schmecken uns die hauseigenen Hotcakes, saftige Eierkuchen die dünn wie Crêpes und dabei schön knusprig sind. Nachdem wir es uns bei Pamelas Diner haben schmecken lassen, geht es zurück durch die sengende Mittagssonne zum Auto. Das haben wir ja hinter dem Stadion der Pittsburgh Steelers geparkt und als wir gerade an dem Stadion vorbeilaufen, kommt uns eine aufgeregte Mitarbeiterin entgegen „Are you guys also here for the tour? If you enter now it’ll be only 10 $ each!”. Ein kurzer Blickkontakt genügt und wir sind uns einig: die 20 $ sind es uns in jedem Fall wert. Also machen wir spontan noch die Stadiontour mit. Ein zunächst etwas mürrisch wirkender aber letztendlich sehr herzlicher Guide führt uns durch die VIP Lounge zur teuersten Tribüne des Stadions. Von dort geht es weiter Richtung Backstage Bereich. Wir besichtigen die Umkleidekabine des College-Footballteams und auch die Kabine der Steelers. „Do not step on the Logo on the floor. It’s sacred“. Football nimmt man hier sehr ernst.

    Neben uns nehmen noch vier Pittsburgher an der Tour teil, darunter auch zwei Frauen in ihren Mitfünfzigern, die ganz aufgeregt sind. In der Umkleidekabine darf sich eine von ihnen sogar auf den Stuhl ihres Idols setzen. „You won‘t cry though, right?“ fragt unser Guide sie halbironisch. Als wir dann durch die Umkleidekabine auf das Football-Feld aufmarschieren fängt die gute Frau dann wirklich an zu weinen. Amerikaner lieben es halt so theatralisch zu sein. Beeindruckt sind aber auch wir, vor allem davon, wie klein so ein Football-Feld in der Realität ist. Naja, dass im Fernsehen immer alles sehr viel größer erscheint, haben wir ja schon in L.A. festgestellt. Das Stadion selbst ist hingegen alles andere als klein, auf zich Tribünen haben über 68.000 Zuschauer:innen Platz.

    So richtig verliebt in Pittsburgh haben wir uns nicht. Es handelt sich hier zumindest hinsichtlich der Downtown wieder um eine typische amerikanische Stadt, ohne großes Alleinstellungsmerkmal. Aber das wurde uns von Chrissy und Sven ja im Vorhinein schon bestätigt. Die Nachbarschaft in welcher die Beiden wohnen gefällt uns hingegen sehr gut. Darum geht es für uns nach der Stadionführung auch wieder dorthin zurück. Abends nehmen Chrissy und Sven uns mit nach Mount Washington. Das charmante Viertel liegt auf der anderen Seite des Flusses auf einem Hügel und überblickt die Downtown. Hier gehen wir lecker essen und holen uns danach noch ein Eis, während wir die Panoramastraße hinunterschlendern und immer wieder auf den kleinen Aussichtsplattformen den tollen Blick über Pittsburgh genießen. Bei Nacht sieht die Stadt von hier oben wirklich schön aus und auch das Viertel Mount Washington gefällt uns sehr gut. Viele Stadtvillen, tolle Restaurants und Bars mit Trivia-Nächten und Bingo Abenden. Hier kann man sich wirklich wohl fühlen.

    Den Mittwoch verbringen wir mit Administrativem. Wir buchen unsere Unterkünfte für Boston und Washington, fahren unser Auto in die Waschanlage, machen Fotos von dem glänzenden Van und dem Equipment für unser Verkaufsinserat und erledigen noch viele Kleinigkeiten die so angefallen sind. In dem schönen Garten quatsche ich nochmal ausführlich mit Chrissy bei einer kühlen Cola während Rico Mittagsschlaf macht und abends spielen wir alle zusammen lange Wizzard und Kniffel. Urlaub im Urlaub eben 😊

    Am nächsten Morgen schließe ich mich bei Chrissies morgendlicher Runde mit Luna an. Wir spazieren durch den wunderschönen Hartwood Acres Park, der mir wie ein Märchenwald vorkommt. Total friedlich ist es hier so früh am Morgen und am Ende der Runde kommen wir sogar noch an der Hardwood Acres Masion vorbei, einem alten Anwesen, dass inzwischen als Museum und Evenlocation dient. Damit ist die Märchenwald-Atmosphäre wirklich komplett.

    Rico hat derweil schon das Auto geladen, denn als wir zurück sind heißt es auch schon bald Abschied nehmen. Von Chrissy und Sven, von Luna und Findus. Es waren so schöne Tage und wir haben uns ein bisschen wie zuhause in Berlin gefühlt. Also an dieser Stelle auch nochmal vielen Dank an euch beide, dass ihr uns für die Zeit adoptiert habt und Ersatzeltern für uns wart. 🥰 Wir hatten wirklich so schöne Tage!

    Ein bisschen wehmütig aber auch voller Vorfreude fahren wir mit unserem Van von der Einfahrt runter, winken noch einmal und machen uns dann auf den Weg in Richtung Niagara Fälle…
    (J)
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  • Päivä 91

    Cowboys und Gentlemen in Nashville 🥃

    1. syyskuuta 2023, Yhdysvallat ⋅ ☁️ 31 °C

    Nashville in Tennessee, die Hochburg der Country Musik, das Mekka der Whiskey Trinker, ein Must-Have. Nun weiß wahrscheinlich jeder, der uns besser kennt, dass wir mit Country und Whiskey nicht besonders viel am Hut haben. Vielleicht ändert sich das ja in den nächsten Tagen: Wir lassens drauf ankommen und brettern mit unserem Van in 8 Stunden von Chicago im Norden nach Nashville im zentralen Osten der Staaten. Mit jeder Meile die wir machen wird es wärmer und als wir abends an unserer Ferienwohnung ankommen steht die Luft. Das Apartment verfügt zum Glück über eine leistungsstarke Klimaanlage mit der sich das Zimmer in kurzer Zeit runterkühlen lässt. Beim Italiener bestellen wir noch zweimal Pasta und dann fallen wir in unser bequemes Bett.

    Der Donnerstag beginnt erstmal ruhig mit Frühstück und dem ein oder anderen Videocall bevor wir uns zu Fuß aufmachen nach Downtown. Unser Ziel: Die Country Music Hall of Fame, ein Museum das ganz der Country Musik gewidmet ist. Es ist weiterhin brechend heiß und schwül. Die 25 Minuten bis zu unserem Ziel sind beschwerlich. Und nicht besonders schön. Die Straßen sind breit und gut mit Autos gefüllt, die Gehwege schmal und nahezu menschenleer. Es gibt kaum Bäume, Freiflächen sind entweder zubetoniert oder lediglich mit kahl geschorenem Rasen bewachsen. Die halbhohen Wolkenkratzer sind schmucklos und wirken unbelebt, “wenn überhaupt, dann sind das doch hier alles Hauptquartiere von Bösewichten und Superschurken”. Kurz vor dem Museum wird es auf einmal lauter. Ein Stimmengewirr das mit jedem Schritt lauter wird. Und dazu Musik. Wir laufen an den ersten Menschen vorbei. Einige tragen Cowboyhut und Lederstiefel, wieder andere sind in Pink und Glitzer gehüllt. Feierwütig beschwipst bahnen sich Menschenmassen ihren Weg. Der Broadway! Nashville’s Feiermeile, “hier spielt sich also das ganze Leben ab”. Mit dieser Erkenntnis gehts jetzt aber erstmal ins Museum.

    Die Country Music Hall of Fame. Das größte Museum weltweit, dass sich ausschließlich der Country Musik verschrieben hat. Auf drei Etagen werden Gitarren, Banjos, Kostüme, Fotografien, Bild- und Tonaufnahmen sowie ganze Autos von Countrygrößen der letzten 100 Jahre ausgestellt. Alles sehr beeindruckend, die schiere Menge an Ausstellungsstücken ist überwältigend, aber bis auf Johnny Cash, Dolly Parton und Taylor Swift (!) kennen wir keine(n) der ausgestellten KünstlerInnen. Für viele der BesucherInnen scheint es eine wahre Pilgerstätte zu sein, für uns ist es eine nette Sammlung verschiedener Gegenstände. Nach einer Stunde sind wir durch. Hat 64 Dollar gekostet.

    In einem kleinen Restaurant nehmen wir die Happy Hour mit. Happy Hour ist hier nur am Tresen. Kein Problem, wir sitzen also am Tresen, bestellen uns was warmes zu essen (Mac and Cheese mit Hähnchenschenkel-Topping bzw. klassisch Burger) und zwei Bier zum Preis von einem (17 Uhr, beste Zeit). Beim Warten kommen wir mit dem Barkeeper ins Gespräch. Es geht um Musik, er will mal Deutschland besuchen, wir sind in Alaska gestartet, in Nashville trifft man allerlei Stars aus der Musikszene, man muss nur etwas Glück haben..der übliche Smalltalk, immer wieder unterbrochen durch die Bestellungen der anderen Gäste. In Vorfreude auf unser Essen stoßen wir an, da kommt er wieder zu uns und guckt uns abwechselnd durchdringend an: “So, what you gonna do is: Go to this address, enter the red phone booth and call the following number”, er schreibt eine Adresse und eine Telefonnummer auf einen Zettel und schiebt ihn uns rüber. Wir gucken ihn mit großen Augen an, er wendet sich ab und geht wieder Bier zapfen. Während des Essens recherchieren wir, was es mit der Adresse und der Telefonnummer auf sich hat: Es handelt sich um eine exklusive Bar, die über eine alte Londoner Telefonzelle (phone booth) betreten werden kann, vorausgesetzt man kennt die Zugangsnummer. Es herrscht ein Dress code. Aufregend. Wir fühlen uns geehrt, aber das ist kein Event für heute Abend. Gestärkt und voller Euphorie gehts jetzt zum Broadway.

    Der Broadway ist auf einer Länge von vielleicht 300m die reinste Partymeile. In jedem Haus ist eine Bar, die meist über mehrere Stockwerke inkl. Dachterrasse geht. Und auf wirklich jeder Etage spielt eine Liveband - vornehmlich Country -. Es ist eine unvorstellbare Geräuschkulisse. Links und Rechts der Straße drängen sich die Partyhungrigen. Es ist wirklich sehr voll. Die einen wollen rein, die anderen raus. In den Schaufenstern sitzen die Schlagzeuger, flankiert von Bassisten und Gitarristen. Die Leute liegen sich in den Armen und johlen durch die Straße. Bunte Leuchtreklamen flackern überall. Ein unvorstellbarer Trubel im Vergleich zum Rest der menschenleeren Stadt. Wir flüchten auf die Dachterrasse einer vierstöckige Bar. Die Band interpretiert berühmte Songs auf chillige Country Art neu, bei einem Bier (10 Dollar!) lässt sich das bunte Treiben auf der Straße gut beobachten. Nach einer Weile ziehen wir weiter in die nächste Bar. Die Band in der 3. Etage haut in Sachen Rockmusik-Covers richtig einen raus. Die Menge tobt. Menschen drängeln sich an uns vorbei. Neben uns ein Junggesellenabschied. Die Braut schmeißt sich ziemlich an einen männlichen Gast ran. Ihre sichtlich betrunkene Freundin zerrt an ihr. Die Klimaanlage an der Decke tropft nicht, sie läuft aus. Ist uns irgendwie „too much“ hier. Kaum ist auch hier das Bier ausgetrunken treten wir den Heimweg an: Das Level der meisten Broadwaybesucher können wir heute unmöglich erreichen.

    Am nächsten Tag besichtigen wir die Corsair Distillery in Nashville. Hier wird seit 2009 (!!) Whiskey destilliert, was sie zur ältesten Destille Tensenesse’s macht. Warum das so ist? Schnapsbrennen ist in Tennessee erst seit 14 Jahren legal erlaubt, da die in den 1920er Jahren eingeführten Gesetze der Prohibition hier erst 2009 vollständig aufgehoben wurden. Auf der Führung lernen wir, wie Whisky hergestellt wird, besonders viel Insiderwissen gibts jedoch nicht, liegt vielleicht an der dürftigen Firmenhistorie. Die Destille ist zusammen mit zahlreichen Kunsthandwerksbetrieben in einer 130 Jahre alten Eisenwarenmanufaktur untergebracht. Die alten Gemäuer und die ausgestellten Maschinen versetzen uns in eine andere Zeit und geben einen guten Eindruck davon, wie früher produziert wurde.

    Zurück im Apartment schmeißen wir uns in Schale, denn gleich geht es ins Red Phone Booth. Der Dress code ist klar: Elegant aber nicht zwingend steif, Sportklamotten sind verboten, das letzte Wort hat das Personal an der Tür. Etwas nervös betreten wir die Rote Telefonzelle, „phone out of order, just call with your mobile“, steht auf einem Zettel der am alten Telefonapparat klebt. Wir kramen unseren Zettel mit der Telefonnummer heraus und wählen die Nummer. Freizeichen. Die Luft in der Telefonzelle: warm, feucht, kein Sauerstoff. Nach einer Minute hören wir Schritte. Klingt nach schwarzen Anzugschuhen. Eine Seite der Telefonzelle schwingt auf, „Good evening, Gentlemen“, einer adretter Herr mustert uns von Kopf bis Fuß, „Good evening, Sir“. Freundlich bittet er uns herein. Drinnen ist das Licht schummrig, vor den Fenstern zur Straße hängen schweren Vorhänge. Dichter Zigarrenrauch hängt in der Luft. In kleinen Gruppen sitzen Menschen allen Alters zusammen an Tischen, auf Sofas und an der Bar und unterhalten sich angeregt, aber nicht aufgeregt. Im Hintergrund läuft ruhige, loungige Musik. Wir befinden uns in den 1920er Jahren: Die Zeit der Prohibition, in der sich sogenannte „Speakeasies“ etablierten. Das waren illegale Bars die häufig in Hinterzimmern und Kellern existierten. Zutritt bekam nur der, der das Passwort kannte. Sichtbare Trunkenheit und anderes auffälliges Verhalten war verboten um die Staatsdiener nicht auf den Plan zu rufen. Ein elegantes Äußeres sollte vom eigentlich Illegalen ablenken.

    Der Kellner bringt uns zu unserem Platz und reicht uns die Karte. Ein riesiger Zigarrenascher aus geschliffenem Glas steht schwer in der Mitte des massiven Holztisches. In der Karte findet sich eine reiche Auswahl verschiedenster Cocktails basierend auf den gängigen Bränden von Whiskey über Gin bis hin zu Wodka und Rum. Von unserem Platz aus können wir die Bar sehr gut sehen. Die zwei adretten Barkeeper mixen mit viel Hingabe und Geschick einen Drink nach dem anderen. Die Getränke sind mal trüb, mal klar, mal werden sie gerührt, mal geschüttelt, ein Drink geht kurz in Flammen auf. Wir entscheiden uns beide für einen Whisky-basierten Cocktail um an unsere Destillery-Führung anzuknöpfen (Johannes wählt den Brown Derby, ein Bourbon verfeinert mit einem Schuss Grapefruitsaft und Honig und ich nehme den Lion‘s Tail, ein Bourbon mit Limettensaft, Pimentbeeren und Gewürzen auf Eis). Es fühlt sich exklusiv an. Beide Drinks schmecken hervorragend und in Gespräche vertieft schlürfen wir sie genüsslich weg. Eine zweite Runde gibts dann auch noch, ich (Rico) bestelle einen Smoked Old Fashioned, ein Whiskey der - wie zuvor schon beobachtet - kurz bei der Zubereitung in Flammen steht um ein besonderes Raucharoma zu erzeugen. Für Johannes gibt es den Floradora, ein Gin mit blumig-himbeeriger Note, der mit einer süß angemachten Hibiscusblüte garniert ist. Die Drinks entfalten in dieser lauschigen Atmosphäre ihre volle Wirkung und wir quatschen noch eine ganze Weile. Von Politik bis Zukunftsplanung ist alles dabei. Letztlich verlassen wir beschwingt das Red Phone Booth. Das war nicht die typische Nashville Erfahrung, aber in unseren Augen trotzdem die beste. Auf dem Weg nach Hause machen wir noch einen kurzen Abstecher über den Broadway. Es wimmelt natürlich wieder nur so von pink-glitzernden Cowboy-Jungesellenabschieden die alle hacke sind und als wir in einer völlig überfüllten Bar im zweiten Stock vor der Bühne einen süßlich-sauren, leicht beißenden Geruch wahrnehmen, beschließen wir zu gehen. Vielleicht ist der Broadway in Nashville einfach nicht unser Ding.

    Nashville hat einen besonderen Vibe: Als Country Musik Fan mit einem Hang für Reeperbahn-Chick kommt man hier voll auf seine Kosten. Guten Gewissens lassen wir am nächsten Tag die Party-Cowboys und die pinken Bald-Ehefrauen weiter Party machen und brechen auf in Richtung Pittsburgh in Pennsylvania. (R)
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  • Päivä 88

    Chicago: PIZZZAA 🍕🤤

    29. elokuuta 2023, Yhdysvallat ⋅ ⛅ 27 °C

    Von Lincoln, Nebraska geht es im Sauseschritt weiter nach Chicago. Ganz spontan haben wir uns entschieden, die Stadt am Lake Michigan (dem zweitgrößten See der Welt) noch für zwei Nächte mitzunehmen.

    Die Fahrt dauert circa 8,5 Stunden, doch als sich vor uns die Skyline der „Windy City“ im goldenen Licht der untergehenden Sonne auftut, ist alle Anstrengung der langen Autofahrt verflogen. Wir fahren direkt durch Downtown bis zu unserem Hostel, das in Lincoln Park liegt. Links von uns die gigantischen Wolkenkratzer, rechts von uns der Lake Michigan, der wie ein Meer auf uns wirkt. Das nächste Ufer können wir natürlich nicht sehen, der See ist immerhin größer als die Schweiz. Auf der Promenade teilen sich Spaziergänger:innen, Jogger:innen und Fahrräder den breiten Weg, auf dem Wasser lässt die wohlhabende Klientel den Tag auf ihren Yachten ausklingen und am Strand werden noch die letzten Sonnenstrahlen aufgesaugt. Chicago ist sehr lebendig. An unserem Hostel angekommen (wir finden direkt einen Parkplatz), checken wir in unser Doppelzimmer ein, das nur unbedeutend teurer als ein Mehrbettzimmer war, machen uns kurz frisch und stürzen uns dann in das Nachtleben. Lincoln Park, das Viertel in welchem wir untergebracht sind, liegt etwas außerhalb. Im Vorhinein wurden wir viel vorgewarnt vor Chicago: hier soll es die höchste Kriminalitätsrate der Vereinigten Staaten geben und entsprechend gefährlich sein. Davon kriegen wir jedoch gar nichts mit. Im Gegenteil: wir wohnen in einer ruhigen, aber ganz beschaulichen Nachbarschaft, eine Stadtvilla reiht sich an die nächste, die Vorgärten sind gepflegt und die Straßen sauber. Anders als etwa in Portland laufen hier auch keine unheimlichen Personen rum, sondern es wird tatsächlich viel Fahrrad gefahren. Chicago gibt uns quasi all das, was uns von Portland versprochen wurde.

    Wir sind aber natürlich nicht los gegangen, um durch die beschauliche Nachbarschaft zu laufen, wir sind vor allem aus einem Grund nach Chicago gekommen: Deep Dish Pizza! Wir spazieren also zu einem der vielen Restaurants, die das berühmte Chicago-Original servieren. Kaum vier Blocks von unserem Hostel entfernt liegt schon eine belebte Hauptstraße voller Cafés, Bars, Restaurants und Spätis. Wir fühlen uns hier so wohl und sicher wie bisher noch in keiner amerikanischen Stadt. Insgesamt verspüren wir zu Chicago eine starke Verbundenheit, weil wir hier eben sehr an Berlin erinnert werden. Der Puls der beiden Städte ist sehr vergleichbar, fast schon synchron.

    An dem Restaurant angekommen, sehen wir schon im Kühlschrank die tiefgefrohrenen Deep-Dish Pizzen, die man sich für zuhause mitnehmen kann. Die sind jedoch keinesfalls so flach, wie die Tiefkühlpizzen, die wir aus Deutschland kennen. Die hiesigen werden in Aluauflaufformen gelagert. Finden wir schon ziemlich vielversprechend.

    Wir geben unsere Bestellung auf und belesen uns während der Wartezeit (30-40 Minuten) zu Chicago. Tatsächlich wurde hier der erste Wolkenkratzer der Welt gebaut, weil Chicago während dem Bau der … Eisenbahn zu einem der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in ganz Amerika wurde und die Grundstückspreise von 1860 bis 1870 von x pro Quadratmeter auf über x angestiegen sind.

    Wir haben heute jeder eine „Single“ Pizza bestellt, die auch wirklich nicht größer als eine Untertasse ist. Der Begriff Pizza passt eigentlich auch gar nicht. Wir sind hier viel mehr an einen kleinen Kuchen erinnert, so dick ist der Teig und die Füllung. Ein Bissen genügt und wir sind im Deep-Dish-Himmel. Die Tomatensoße ist wahnsinnig fruchtig, der Teig fluffig und der Käse zieht lange Fäden. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie satt und gleichzeitig glücklich so eine kleine Deep-Dish Pizza machen kann. Das war schon ein guter Start, morgen wollen wir aber gleich nochmal Deep-Dish Pizza essen. Für heute sind wir aber geschafft, wir spazieren noch durch die Straßen, holen uns ein kleines Eis zum Nachtisch und fallen dann schon bald müde und geschafft von der langen Autofahrt in unser Bett.

    Am nächsten Morgen greifen wir natürlich zunächst das kostenlose Frühstück im Hostel ab, das jedoch nichts besonderes ist. Dann geht es los Richtung Chicago Downtonwn. Der Stadtkern Chicagos liegt inmitten von „The Circle“. Ähnlich wie in Berlin (natürlich) gibt es auch in Chicago eine Art Ringbahn; bzw. überirdische U-Bahn, die hier aus verschiedenen Richtungen von den Randbezirken bis an den Rand von Downtown fährt, diese einmal umkreist und dann wieder zurück zum Ausgangspunkt steuert. Wir also rein. Die U-Bahn ruckelt schön rustikal, aber wie in Berlin fahren auch in Chicago alle Gesellschaftsschichten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, sodass man auch wirklich die Szenerie genießen kann und nicht ständig nur auf die Wertsachen achten muss (wir waren natürlich trotzdem umsichtig und aufmerksam, Mama).

    Da die U-Bahn überirdisch fährt (kennen wir ja zum Teil auch aus Berlin), haben wir auch ganz schön was zu staunen während der Fahrt. Die Bahn schlängelt sich durch die Häuserschluchten und über den Chicago-River. Es macht wirklich Spaß hier mit der U-Bahn zu fahren. Und da ein Tagesticket nur 5 $ kostet, macht es uns natürlich noch viel mehr Spaß! Unser erstes Ziel heute ist die berühmte Chicago-Bean. Die silberne Bohne, die im Millennium-Park steht, ist eigentlich nicht viel mehr als eine große verspiegelte Bohne, aber irgendwie ist Chicago dafür bekannt und dann muss man die natürlich auch einmal gesehen haben. Wir steigen also an der entsprechenden Station aus und laufen Richtung Millennium-Park. Dort angekommen müssen wir leider feststellen; dass die Bohne derzeit von hohen Bauzäunen eingefasst ist, da der Bodenbelag erneuert werden muss. Mist. Wir versuchen wenigstens durch die Gitter oder mit akrobatischen Hebefiguren ein gutes Foto zu ergattern, aber nichts zu machen. Wir geben auf. So wichtig ist uns die Bohne auch eigentlich gar nicht. Dafür beschließen wir, ein wenig durch den Millennium-Park und dann an der Waterfront entlang zu spazieren. Mitten im Millennium-Park entdecken wir eine große Outdoorbühne mit leicht abfallenden Sitzreihen und einer weiten Liegewiese an der Spitze. Hier finden bestimmt tolle Konzerte statt. Eine Eventtafel am Eingang verrät uns, dass aktuell ein von der Stadt Chicago organisiertes Filmfestival stattfindet. Fast jeden Abend werden hier große Filme gezeigt, ganz unamerikanisch kostenfrei und mit Selbstverpflegung. Heute Abend läuft „Everything, Everywhere, All at Once“, der dieses Jahr bei der Oscar-Verleihung sieben Awards abgeräumt hat. Na, wann hat man schon nochmal die Chance ein Openair-Kino in Chicago mit der tollen Skyline im Hintergrund zu erleben (und das auch noch umsonst)? Kurzerhand werfen wir also unseren eigentlichen Plan heute Abend nochmal Deep-Dish Pizza zu essen über den Haufen. Die holen wir uns dafür zum Mittag, aber erstmal wollen wir noch ein bisschen die Seaside und den Riverwalk entlang spazieren. Wir entdecken einen riesigen Spielplatz (wirklich riesig) mit mehreren thematischen Spielflächen: einer mehrstöckigen Kletterburg mit großer Hängebrücke, einem Rutschenturm, mehreren kleinen Schiff- und Korbschaukeln, alles auf Tartanboden. Dazu gibt es bei jedem Bereich eine Altersempfehlung und es gibt sogar einen Sicherheitsdienst, der darauf achtetet, dass der Park sauber bleibt. Und das ist er auch: nicht ein bisschen Müll können wir weit und breit sehen und auch kein Graffiti. Chicago hat es wirklich drauf, eine Stadt für Menschen zu sein. Alles ist gepflegt und aufgeräumt und es gibt viele reine Fußgängerzonen, in welche keine Autos fahren. Das finden wir toll.

    Wir laufen entlang des Lake Michigan und biegen dann nach links auf den Riverwalk ein, der entlang des Chicago River wieder ins Stadtzentrum führt. Da sich der Himmel zuzieht und wir gerade bei Lou Malnati‘s (einem der berühmtesten Deep-Dish Pizzarestaurant in Chicago) vorbeilaufen, beschließen wir hier unsere Mittags-Deep-Dish Pizza zu essen. Unsere Mägen knurren bereits, das Frühstück im Hostel war ja nicht sonderlich nahrhaft. Wir werden zu unserem Tisch geführt und geben unsere Bestellung auf: heute teilen wir uns eine große Deep-Dish-Pizza mit extra Zwiebeln und sind nicht enttäuscht. Der Kellner bringt die Pizza auf einem großen Tablett und serviert uns je ein Stück mit einem Tortenheber. Lecker. Diese Pizza ist ihr Geld wirklich wert und wir genießen jeden Bissen. Die Deep-Dish Pizza ist das Paradebeispiel für amerikanische Fusionkitchen und wir lassen sie uns richtig gut schmecken.

    Gestärkt geht es nun in den richtigen Großstadtdschungel die Michigan Avenue hinunter. Der Ku’damm von Chicago. Modegeschäfte und Luxusboutiquen reihen sich aneinander, uns verschlägt es in ein Süßigkeitengeschäft, in welchem es Gummibärchen in Hochglanzoptik gibt. Wir schlendern weiter durch die Stadt und saugen das pulsierende Treiben von Chicago auf. Dann decken wir uns mit Snacks und Drinks für das Kinoevent ein und machen uns langsam auf den Weg nach Lincoln Park. Wir sind früh dran und können dadurch gute Plätze ergattern. Einige der Besucher:innen reisen mit dem Fahrrad an. Uns wird ein Flyer über die anstehende Theatersaison in die Hand gedrückt: von klassischen Stücken, über Musicals bis zu Jazz-Konzerten ist alles dabei und wir sind ganz begeistert, wieviel Kultur Chicago hat (insbesondere für eine amerikanische Stadt). Auf der großen Leinwand wird Werbung gemacht für die öffentlichen Tanzstunden, das Jazzfestival, die verschiedenen Bauernmärkte der Stadt und die wöchentlichen Yogastunden im Park. Alles kostenlos. Chicago hat es uns echt angetan.

    Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung des Films, lassen wir uns entführen in eine Science-Fiction-Fantasy-Welt voller alternativer Realitäten. Der Film ist sehr spannend. Dabei geht die Sonne hinter der Skyline Chicagos unter, was für ein Flaschenmoment!!

    Zweieinhalb Stunden später stehen wir mit Hunderten anderen am U-Bahn Gleis. Die Bahn ist proppenvoll, wir lieben es! Müde sind wir aber noch lange nicht und vor allem muss ich (Johannes) ja noch ein typischen Chicago Hot-Dog probieren (noch so ein kulinarisches Highlight Chicagos). In unserem Viertel Lincoln-Park gibt es auch einen Laden, der noch offen hat. Hin da! Wir fühlen uns inzwischen so wohl in Chicago, dass wir uns um die angebliche Gefährlichkeit gar keine Sorgen mehr machen. Wie man sich in Berlin abends eben noch einen Döner holt, gibt es hier noch einen Chicago-Hot-Dog. Der wird mit einer halben sauren Gurke, Sauerkraut und Käse serviert. Soooo lecker!! Danach geht es für uns noch in einer der vielen Bars. Wir haben eines ins Auge gefasst, in welcher es heute zwei Bier zum Preis von einem gibt. Das ist ein perfekter Abschluss für unsere Chicago-Zeit. Zu sehr versacken dürfen wir jedoch nicht, denn morgen steht wieder eine lange Fahrt nach Nashville, Tennessee, der Hauptstadt des Whiskey und der Country-Musik an. Dafür wollen wir natürlich fit sein, also bleibt es bei einem Bier (wir sind ja vernünftig) und dann schlendern wir zurück zu unserem Hostel.

    Dann ist unsere Zeit in Chicago auch schon vorbei. Am nächsten Morgen packen wir unsere Sachen, greifen noch schnell das kostenlose Frühstück ab und machen uns dann mit einem wehmütigen Gefühl auf in Richtung Nashville. Als wir wieder die Straße am Lake Michigan hinunter fahren (diesmal mit der Skyline der Downton zu unserer rechten) und dabei „Chicago“ von Clueso hören, muss ich sogar eine Träne verdrücken. So Long Chicago! Danke, für diese tolle Zeit und dass du so anders bist, als ich erwartet hatte. Eines Tages kommen wir wieder. (J)
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  • Päivä 86

    750km durch Nebraska zu den Black Keys

    27. elokuuta 2023, Yhdysvallat ⋅ 🌙 23 °C

    Vom Norden Colorados fahren wir nun gen Osten. Unser Ziel ist das 750km entfernte Lincoln, die Hauptstadt Nebraskas. Am Sonntag spielen die Black Keys. Nebraska gehört zu den so genannten Flyover States: Hier fliegt man für gewöhnlich nur drüber um von der einen zu anderen Küste zu kommen. Aber wir fahren selbstverständlich, wir sind ja schließlich auf nem Roadtrip. Viel passiert dann auch wirklich nicht auf der Fahrt: Noch in Colorado geht es los, dass links und rechts des Highways Farm an Farm grenzt. Rinderfarm, Schweinezucht, Maisfeld, Weizen, Gemüse, Weideflächen. Dazu immer ein mehr oder weniger runtergekommenes Gehöft samt Silo und ein paar Landmaschinen davor. Kaum überfahren wir die Grenze nach Nebraska verschwinden die Gehöfte, nun gibt es nur noch unendlich weite Felder. Der Highway geht fast schon gnadenlos geradeaus über leicht gewelltes Land. Auflockernd wirken die zarten, im Ansatz angedeuteten Kurven. Alle 25 Kilometer durchfahren wir eine kleine Siedlung, viele von ihnen bestehen aus nicht mehr als einer Tankstelle, einem Bretterverschlag der als Kirche dient und zehn Häusern. Es gibt fast keinen Verkehr. Wir hören die ganze Zeit Musik oder Hörspiele. So spulen wir die Kilometer Stunde um Stunde runter und empfinden die Tour durchs flache Land als willkommene Abwechslung zu den Bergen der letzten Wochen. Abends kommen wir auf unserem heutigen Campground an, der ganz stilecht mitten im einem Maisfeld gelegen ist. Man könnte sagen “in the middle of Nowhere”. Bei lautem Grillengezirpe und Mac‘n Cheese lassen wir den Abends ausklinken.

    Am nächsten Morgen - es ist Sonntag - geht es weiter: Noch 1,5 Stunden bis Lincoln, das heißt weitere 1,5 Stunden Farmen und Felder. Schon von weitem ist Lincolns alles überragendes, dystopisch anmutendes ‚Nebraska State Capitol’ mit seiner goldenen Kuppel zu sehen. Von der Stadt selbst sehen wir nicht viel, sie ist aber auch nicht wirklich bekannt für ihre architektonische Schönheit und ihren Charme. Unser Campground - Ausgangspunkt für das Black Keys Konzert heute Abend - liegt direkt an einem Autobahnkreuz. Der unablässig rauschende Verkehr wird glücklicherweise durch den brachialen Sound der Düsenjets der angrenzenden Flugshow überdeckt. Uns bringt zum Glück nichts aus der Ruhe. Wir springen in den Pool und spielen dann eine gediegene Runde Schach vor der Rezeption (diese klassischen Schachspiele im Freibad, wo das Spielfeld auf den Boden gemalt ist und man die großen, schweren Figuren nur durch beherztes Zupacken setzen kann). Beim Abendbrot gibts für mich (Rico) das erste Bier, Johannes bleibt trocken weil er der Fahrer ist.

    Das Konzert findet im Pinewood Bowl Theater statt. Die gemütliche Bühne mitten im Wald fasst etwa 5500 Besucher. Auf dem Parkplatz - einem Feld vor der Location - herrscht ausgelassene Stimmung: in den Kofferräumen sitzen Leute und zischen ein Bier, lässige Dudes tragen noch lässigere Sonnenbrillen, man sieht lange Bärte und Jeansjacken mit Aufnähern. Entspannte Leute in entspannter Atmosphäre.

    Am Einlass prüft der Security Johannes Bauchtasche. “It is too big”, er faltet ein Blatt Papier ziemlich genau auf die Größe der Bauchtasche, “that’s the maximum allowed size”, raunt er uns an. Finden wir komplett albern, und versuchen es daher an einem anderen Eingang nochmal. Hier mit Erfolg, denn ohne mit der Wimper zu zucken werden wir durchgewunken. Geht doch!

    Drinnen herrscht schon reges Treiben. Wie erwartet ist das Pinewood Bowl Theater komplett bestuhlt. Kaltes Dosenbier gibts für schlappe 10 Dollar. Also noch kurz Bier shoppen - hilft ja nix - und dann gehen wir zu unseren Plätzen. Alle um uns herum sitzen brav auf ihren Klappstühlen. Eine Truppe Mitt-50iger Frauen hinter uns quatscht uns an und will sicherstellen dass wir beim Konzert ordentlich abgehen werden. “For sure!”, versichern wir ihnen. Die Vorband beginnt zu spielen, die Leute stehen nach Aufforderung der Sängerin auf und wippen leicht zum krachigen Sound der Frauencombo. Das zweite Bier (für Rico) gibts während wir eine Runde drehen. An den Dixies steht eine lange Schlange wartender, auch am Merchandising ist einiges los. Als es langsam dunkel wird, kommen die Keys auf die Bühne und eröffnen mit “I got mine” das Konzert. Die Menge steht vom ersten Riff an, im Hintergrund läuft eine farbenprächtige Visualisierung, der Sound ist durchdringend. Es folgen Songs wie “Ever lasting Night“, „Next girl“ oder „She’s long gone“. Es sind die typischen Black Keys Songs in ihrem unverwechselbaren Stil. Man kennt sie alle, jeder Song groovt und hat diesen gewissen Blues. Song 17 und 18 sind die Zugabe: “Little black submarines”, gespielt von Dan Auerbach auf der Konzertgitarre - jeder der den Song kennt weiß wie der im letzten Drittel eskaliert - und natürlich “Lonely boy”. Und doch fehlt da was. Irgendwas stimmt hier nicht: Zum einen sind da die Klappstühle. Wenn du die ganze Zeit so einen in den Kniekehlen hast und dadurch zusätzlich auch noch einen Meter Abstand zu den Leuten hinter dir und vor dir, dann kommt einfach keine wahnsinns Stimmung auf. Man ist gehemmt. Und dann verlassen ab der zweiten Konzerthälfte kontinuierlich Besucher das Konzert, vermutlich aus Angst vor dem Verkehrschaos nach dem Konzert, inklusive der Frauentruppe hinter uns, die sich zuvor noch nach unserer Partywilligkeit erkundigt hat. Außerdem fiel die Interaktion der Band mit dem Publikum äußerst dürftig aus: Bis auf ein “Hi, we’re the Black Keys” kam da nicht viel. Keine Songansagen, keine Anekdoten, irgendwie ernüchternd.

    Nach dem Konzert ging es zurück zu unserem Campground am Autobahnkreuz, das erwartete Verkehrschaos hielt sich komplett in Grenzen. Es war cool die Black Keys endlich mal live gesehen zu haben (nachdem ich - Rico - sie das erste Mal 2011 intensiv in Lübeck beim Rennrad fahren gehört habe). In Europa fetzen Rockkonzerte einfach mehr, da wird Livemusik vom Veranstalter und vom Publikum anders gelebt, da haben die Bands mehr Bock, so ist zumindest unser Eindruck. Wir hatten trotzdem einen geilen Abend und können Nebraska zufrieden am nächsten Tag verlassen. Den ursprünglichen Plan, durch weitere Flyover States wie Kansas oder Missouri zu fahren, verwerfen wir kurzer Hand und beschließen, lieber einen Abstecher in den Norden zu machen. Nach Chicago - The Windy City - die Stadt am Lake Michigan! (R)
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  • Päivä 84

    Colorado die Dritte: Hoch zu Ross

    25. elokuuta 2023, Yhdysvallat ⋅ 🌧 17 °C

    Auch den Osten Colorados wollen wir erkunden. Am Mittwoch fahren wir von Carbondale bis kurz vor Denver. Für die Nacht kommen wir auf einem Zeltplatz im Golden Gate Canyon State Park unter. Uns knurren die Mägen, irgendwo müssen wir noch was zum Abend essen. Nach Denver ist es noch über eine Stunde, zudem ist die Straße wegen eines Erdrutsches vorübergehend gesperrt. Wir sind in den Bergen mitten im Nirgenwo, aber hier gibt es zwei kleine Städte: Central City (ha-ha) und Black Hawk. Hier wollen wir uns was zum Essen suchen. Die Städte sind wahnsinnig unheimlich. Völlig verlassen, auch ein bisschen in die Jahre gekommen und überall sind Kasinos (warum stehen hier Kasinos???). Naja, wir schlendern durch die Straßen und finden immerhin ein paar nette Geschäfte in denen man stöbern kann, auch ein mehrstöckiges Antiquariat mit vielen alten Schätzen.

    Zum Abendessen finden wir schließlich ein Café, wo wir jeder ein Sandwich essen, dann fahren wir weiter zu unserem Zeltplatz. Hier gibt es leider keine Duschen, aber dafür zahlen wir auch nicht viel. Den ganzen Abend schüttet es wie aus Kübeln, also ist draußen sitzen auch nicht wirklich drin. Wir bleiben im Auto und vertreiben uns die Zeit mit Daddeln und Musik hören. Am
    nächsten Morgen ist unser Ziel Windsor. Das ist eine kleine Stadt in Nordost-Colorado, in der Carly mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern wohnt. Carly habe ich (Johannes) 2017 auf Fidschi kennen gelernt, als ich dort mein Freiwilligen-Programm absolviert habe. Nach so langer Zeit hat es sich jetzt angeboten, dass wir sie besuchen und sie freut sich total. Auf dem Weg dorthin halten wir aber zunächst in Boulder, einem schönen kleinen Städtchen in der Nähe von Denver. Die Häuser sind hier im Backsteinstil gehalten und der ganze Ort erinnert uns sehr an eine norddeutsche Kleinstadt. Ein bisschen Heimatgefühl (und Heimweh) mitten in Colorado. Schön. Das Frühstück ist auch sehr lecker. In einem modernen Diner gibt es Omelett und Skillet (in einer Pfanne serviert). Lecker. Draußen regnet es noch immer unaufhörlich. Eigentlich hatten wir für heute noch einen Ausritt auf Pferden am Fuße der Rocky Mountains reserviert, aber auf der Website wird bereits darauf hingewiesen, dass die Ausflüge bei schlechtem Wetter abgesagt werden können und es dann eine volle Rückerstattung gibt. Naja, wann sollte es wegen Schlechtwetter abgesagt werden, wenn nicht heute? Also lassen wir uns schön Zeit, telefonieren mit Tara aus San Diego und planen das Thanksgiving bei ihrer Familie. Eine Dreiviertelstunde vor unserem eigentlich Termin auf der Ranch wollen wir es dann doch einmal bestätigt haben, dass der Ausritt heute nicht stattfinden kann und rufen bei dem Reiterhof an. Die Dame am anderen Ende ist etwas verwundert über unsere Auffassung, bei dem strömenden Regen könne man nicht reiten gehen. „The weather is just good enough. Oh and also you have to to be 15 minutes early for check-in otherwise there will be a penalty”. Na gut. Nach Loveland (wo der Reiterhof liegt) sind es 45 Minuten, die viertel Stunde vorher können wir uns also abschminken und ob wir es überhaupt pünktlich schaffen steht auch in den Sternen. Wir zahlen also überstürzt und keine zwei Minuten später peitschen wir völlig gestresst durch den prasselnden Regen über den Highway. Sieben Minuten vor dem angesetzten Termin fahren wir dann bei dem Reiterhof vor. Letztendlich klappt dann aber alles reibungslos und es gibt keine Penalty (das wäre ja noch schöner).

    Wir kriegen lange Regenmäntel von dem Reiterhof gestellt, wobei ich einen gelben Frisennerz (hier mitten in zentral USA ?) trage und Rico einen Wildledermantel bekommt, der den Regen eher aufsaugt als abweist. Dann lernen wir unsere Gruppe kennen. Die ist recht klein, neben der Reitlehrerin reitet noch ein berenteter Amerikaner aus der Gegend mit. Dann werden uns unsere Pferde vorgestellt. Wir sind beide ganz schön nervös. Rico der noch nie auf einem Pferd gesessen hat, bringt seine Nervosität auch zum Ausdruck, sodass er den schon etwas älteren und somit auch deutlich gemütlicheren „Stardust“ zugewiesen bekommt. Stardust ist schon seit 15 Jahren im Dienst ist und daher an blutigen Anfängern gewöhnt. Ich darf auf „Cash“ sitzen, der ebenfalls sehr lieb ist. Dann geht es los. Wir reiten runter von der Ranch zu dem kleinen Bach, der sich durch das wilde Colorado schlängelt. Ein kleiner Trampelpfad ist unser Kurs. Hoch zu Ross Bahnen wir uns unseren Weg durch das natürlich gewundene Tal am Fuße der Rocky Mountains. Das ein oder andere mal müssen wir uns ducken, um nicht von einem Ast erwischt zu werden. Es geht hinauf und hinab, über Stock und Stein. Mal reiten wir durch dichte Wälder, dann wieder über weite, gelbe Weizenfelder. Die tiefhängenden Wolken geben immer mal wieder den Blick auf die schroffen Rocky Mountains preis. Dabei fügt sich der Regen und die graue Wolkendecke eigentlich sehr schön in die Gesamt-Atmosphäre und vermittelt uns eine melancholische Romantik. Es ist eine wirklich tolle Erfahrung. Wir fühlen uns wie Cowboys auf dem Rücken unserer treuen Weggefährten. Die zwei Stunden vergeben wie im Flug und den Regen merken wir gar nicht mehr. Zwar kommen wir am Ende durchgefrorene und pitschnass wieder am Reiterstall an , aber mindestens genauso happy. Zum Glück ist der Ausritt nicht ausgefallen!

    Nachdem wir uns bei unserer Reitlehrerin und den Pferden bedankt und verabschiedete haben, fahren wir noch schnell an einen Liquor-Store. Dort besorgen wir für Carly und ihren Mann deutsches Bier (Spaten) und Weißwein aus der Rheinregion. Dann fahren wir in Windsor vor. Wir begrüßen und umarmen uns, so schön, dass man sich nach sechs Jahren hier mitten in Colorado wieder treffen kann. Carly und ihre Familie wohnen in einem typisch amerikanischen Haus, in einer typischen amerikanischen Vorstadtsiedelung. Alle Häuser sehen irgendwie gleich aus und die Gärten sind gepflegt. Dabei bestehen die Gärten meistens nur aus einem Baum und gemähtem Rasen. Keine Zäune, keine Beete, keine Blumen. Ein bisschen wie bei der Truman-Show. So leben wollen würden wir nicht, aber für eine Nacht ist das mal ganz interessant. Nachdem wir geduscht, unsere nach Reiterstall riechenden Klamotten in die Waschmaschine geschmissen und unser Gastgeschenk überreicht haben, verbringen wir den Nachmittag mit quatschen und spielen mit den Kindern. Adrienne (6) und ihr kleiner Bruder Benjamin (3) sind ganz aufgeweckte, fröhliche und süße Kinder. Adrienne zeigt uns ihre liebsten Spielsachen (oder den Frosch, wenn sie einem im Garten gefangen hat) und Benjamin ist ganz stolz als er seine Hand vor den Luftbefeuchter hält und die dann ganz nass wird. Nachdem die Kinder ins Bett gebracht sind, sitzen wir den restlichen Abend in dem etwas spärlich und nur halb-gemütlichen Wohnzimmer und quatschten über alles mögliche. Sehr spannende Gespräche und sowieso finden wir es ein cooles Privileg hier wirklich mal bei einer durch und durch amerikanischen Familie für einen Tag Teil des Familienlebens zu sein.

    Am nächsten Morgen hüpfen wir nach dem Frühstück noch kurz mit Adrienne und Benjamin auf dem Trampolin im Garten und verabschieden uns dann. Als Abschiedsgeschenk überreicht uns Adrienne noch ein Bild dass sie für uns gemalt hat, dann geht es weiter für uns. Es ist nun nach zwei Wochen Zeit, uns von Colorado zu verabschieden. Hier hat es uns wirklich gut gefallen und wir werden die Zeit in sehr guter Erinnerung behalten. Aber es bleibt ja kaum Zeit traurig zu sein, denn jetzt geht es schon weiter Richtung Nebraska! Übermorgen steht schließlich das lang ersehnte „The Black Keys“ Konzert an…
    (J)
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  • Päivä 82

    Wildwasser im Wildwest - Colorado Vol. 2

    23. elokuuta 2023, Yhdysvallat ⋅ ☁️ 25 °C

    Von Durango geht es weiter Richtung Norden. Die nächsten Tage verbringen wir in Carbondale, Zentral Colorado.

    Wir fahren durch hohe Bergpässe und tiefe Täler, vorbei an Silverton (hier sind wir vor ein paar Tagen ja schon mit der Dampflock hergefahren) und immer weiter nach Norden. Links und rechts von uns überblicken die Rocky Mountains die Canyons. Colorado ist genau wie man sich das vorstellt: Rote Sandberge und saftig grüne Büsche. Vor uns taucht das schöne Städtchen Ouray auf. Mitten im Nirgendwo haben sich hier inzwischen knapp 900 Menschen angesiedelt. Überraschen urban. Wir sind sofort verliebt. Ein Saloon reiht sich an den nächsten, das Rathaus ist im typischen Wildwest-Stil gehalten. Auch hier fühlen wir uns wieder wie in einer Filmkulisse, aber die Stadt ist echt. „Hier machen wir Mittagspause!“ Es gibt leckere Burger (na klar) bei „Maggie‘s„ (einem überraschen punkigen Laden). Wir sitzen auf der Veranda, verspeisen unsere Burger und saugen das Wild-West-Feeling der Stadt ein. Gestärkt mit Burger und Cowboy-Atmosphäre fahren wir weiter bis nach Carbondale. Die Strecke schlängelt sich weiter durch die Rocky Mountains bis wir schließlich auf 1.900 Metern unseren Zeltplatz erreichen. Der Stellplatz diesmal liegt direkt am Crytsal River. Unsere Nachbarn (eine vierköpfige Familie aus der Nähe von Seattle) sind sehr nett und nach viel hin und her hängt auch (besser schlecht als recht) unsere Lichterkette.

    Den nächsten Tag verbringen wir mit Telefonaten in die Heimat und machen uns gegen Mittag auf den Weg nach Aspen.
    Die Landschaft rund um Carbondale gefällt uns auch sehr gut. Wir sind einfach Colorado-Fans! Weite Felder, Pferdekoppeln, Viehzucht. Eine Ranch reiht sich an die nächste. Richtig so wie man sich das vorstellt: Rote Holzverschläge mit weißen Rahmen. Rechts und links ragen die Rocky Mountains in die Höhe.

    Aspen ist eine der berühmtesten Ski-Resorts der Vereinigten Staaten. Hier kommen die Stars und Sternchen Hollywoods her um sich im Winter die steilen Hänge runterzustürzen oder in einem der vielen Luxushotels zu entspannen. Im Sommer ist in Aspen Nebensaison. Preislich ist hier hingegen das ganze Jahr Hauptsaison. Zum Mittag gönnen wir uns zwei mittelmäßige Salate im „Spring-Café“: 50 $. Naja, Aspen halt. Wir schlendern durch die Straßen, ähnlich wie in Capri oder Montecito fühlen wir uns etwas fehl am Platz. Zwei reiche Pärchen (jünger als wir) laufen an uns vorbei, gekleidet in Weiß- und Beigetönen, goldener Schmuck und teuere Uhren an den Handgelenken, Markenhandtaschen. Gucci reiht sich an Prada und Chanel. Das ist einfach nicht unsere Welt. Sehen und gesehen werden ist das Motto. Wir finden einen Stand, an dem leckerer Frozen Yoghurt verkauft wird. Im Restaurant nebenan lassen die Gäste gerade eine halbe Flasche Champagner stehen und schlendern beschwipst weiter über die Einkaufsstraße. Wir holen uns im Supermarkt noch etwas Gemüse fürs Abendessen und verabschieden uns dann wieder von Aspen. Die Schweiz und Österreich sind viel schöner finden wir.

    Unsere Nachbarn haben uns für nach dem Abendessen zu einem Gläschen Wein vor ihrem Wohnmobil eingeladen. Es wird ein feucht-fröhlicher und wirklich netter Abend. Amy und Andrew (beide so Anfang 50) und ihr Sohn Conner (15) aus Washington State erzählen uns viel aus ihrem Leben und wie sie die Welt als Amerikaner kennen gelernt haben. Wir können über alles reden (sogar über Politik) und lernen viel über die amerikanische Sicht- und Denkweise. Letztendlich wurden es deutlich mehr als ein Gläschen Wein und um 01:00 Uhr verabschieden wir uns mit leichter Schlagseite von unseren Nachbarn, die am nächsten Morgen um 09:00 Uhr eine sechsstündige Raftingtour gebucht haben. Die armen.

    Auch wir gehen am nächsten Tag raften, aber zum Glück erst um 13:00 Uhr und nur für zwei Stunden. Pünktlich kommen wir bei Whitewater Rafting an. Nach kurzer Instruktion und Einteilung in Gruppen sitzen wir schon im Schulbus und fahren entlang des Colorado-River flussaufwärts zum Ausgangspunkt unserer Tour. Wir haben die besonders aufregende Adventure-Tour gebucht, die nur die heftigstes Stromschnellen mitnimmt. Und das gleich zweimal: nach dem ersten Durchgang wartet unten der Schulbus auf uns und bringt uns wieder zurück zum Startpunkt. Es macht wirklich sehr viel Spaß. Für Rico und mich ist es das erste Mal Rafting, dennoch legen wir ganz unerschrocken mit unserer Gruppe los und nach wenigen Metern schießen wir schon über die erste Klippe und tauchen tief in den Fluss ein. Wasser schießt uns ins Gesicht, alles ist klitschnass. Natürlich haben wir als einzige einen Beutel mit Wasser und unseren Handys dabei. Auch das klitschnass. Zum Glück haben wir die Handys jedoch vorher in weiser Voraussicht in einer wasserdichte Hülle verstaut, sonst wären die wohl jetzt auch hinüber.

    Nach der ersten Stromschnelle (liebevoll „The Baptist“ = Der Täufer genannt), peitschen wir über „Pin-Ball“ (wir werden wie im gleichnamigen Arcade-Spiel hin und her geschleudert) und „Men-Eater“ (der Name ist Programm) immer schneller den Colorado-River hinab. Unsere Guide gibt uns dabei entsprechende Kommandos, wie wir zu paddeln haben, damit wir möglichst doll nass werden. „All Forward - All Backward - All Stop - All Forward“ und so weiter. Dann ist die erste Runde schon vorbei. Runde zwei wird noch heftiger. Wir rotieren im Boot einmal durch, diesmal sind Rico und ich in der zweiten Reihe. Da alle nun wissen, worauf sie sich einlassen wird deutlich aggressiver gepaddelt und wir haben noch längere Flugphasen und tauchen noch tiefer ins Wasser ein. Völlig durchnässt und durchgefroren, aber sehr happy sitzen wir schließlich wieder im Schulbus und fahren zurück. Abends haben wir Lust ins Kino zu gehen. Diesmal gibt es Barbie. Der Film gefällt uns so lala, aber es gibt Pizza im Kino 😎. Ein sehr aufregender und cooler Tag in Colorado. Einen Tag haben wir noch in Carbondale, den chillen wir aber nur. Wir planen die nächsten Wochen ein bisschen, buchen schon mal eine Unterkunft in Florida und spielen im Gemeinschaftsraum ein Brettspiel. Ganz entspannt. (J)
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  • Päivä 77

    Wir lieben Colorado! 🤠

    18. elokuuta 2023, Yhdysvallat ⋅ ☀️ 28 °C

    Die Erlebnisse und Eindrücke der letzten Wochen waren überwältigend. San Francisco, Yosemite N.P. und Las Vegas, ziemlich eng getacktet. Wir sind uns beide einig, dass wir mal einen Gang runter schalten, mal für ein paar Tage nichts erleben und dafür das bereits Erlebte sacken lassen. Quasi Urlaub vom Urlaub.

    Auf gehts nach Flagstaff in Arizona. Die 400 Kilometer lange Etappe führt uns zunächst - wen wunderts - durch die Wüste Nevadas. Die karge, eher flache Landschaft wird schon bald von den Black Mountains abgelöst. Der Highway schlängelt sich durch diese meist unbewachsenen und ziemlich unwirklichen Berge. Hinter diesen liegt eine riesige Hochebene (das so genannte Colorado Plateau, das sich über mehrere Bundesstaaten erstreckt), die etwa die Größe Deutschlands hat und im Durchschnitt 1500m über dem Meeresspiegel liegt. Wir kommen spät an, kochen noch schnell was und beklagen beide leichten Schwindel und Kopfschmerzen. Nach einem kurzen Blick auf den Höhenmesser ist uns klar woher die Symptome kommen: Der Campground liegt auf 2100 Metern Höhe. Das verrückte an dieser Höhe ist, dass es der Vegetation nicht anzusehen ist: Dichte Waldgebiete lösen sich mit weiten bewachsenen savannenähnlichen Freiflächen ab, die Bäume und Sträucher sind üppig gewachsen und sehen ziemlich gesund aus, so wie man es von tieferen Lagen erwarten würde.

    Am Samstag geht es weiter zu unserem eigentlichen Ziel: Durango in Colorado. Unser Weg führt uns durch den Grand Canyon Nationalpark. Zweimal steigen wir aus und schauen in die wirklich unfassbar tiefe und breite Schlucht. Irgendwo da unten schlängelt sich seit Jahrtausenden der Colorado River und schneidet sich stetig tiefer in den Untergrund. Es ist ein beeindruckender Anblick. Es ist aber auch heiß und trocken und unsere Füße sind immer noch nicht wieder hergestellt, daher soll das unsere Grand Canyon Experience bleiben und wir fahren weiter.

    Nord Arizona an der Grenze zu Utha: Es wird wüstiger mit zunehmend spärlich wachsender Vegetation. Seitenwind drück gegen den Van. Mit Gegenlenken bleiben wir auf Kurs. Aus den Seitenwinden wird dann langsam aber sicher ein Sandsturm. Die Sicht wird schlechter. Dass wir in der Wüste mal mitten in einen Sandsturm geraten, damit haben wir nicht gerechnet. Fenster zu, Klimaanlage aus, wir bleiben locker, vermutlich ist es kein Sturm der höchsten Kategorie, eine aufregende Erfahrung ist es aber alle Mal. Die Lage beruhigt sich. Kurz zumindest. Am Horizont ziehen dunkle Wolken auf. Blitze erhellen immer wieder die schwarze Wolkenfront. Wir fahren voll auf das Unwetter zu. Umkehren ist keine Option „und im Auto sind wir ja schließlich sicher“. Wohl ist uns bei dem Gedanken trotzdem nicht, aber wir ziehen es durch. Unter der tief-schwarzen Wolkendecke wird es schlagartig dunkel. Und dann trommeln dicke Tropfen auf den Van. Es schüttet wie aus Kübeln. Am Straßenrand sammeln sich die Wassermassen. Blitze zucken im Sekundentakt über den Himmel, einige schlagen im Boden ein. „Da rechts bildet sich doch ein Trichter! Ist das ein Tornado?“. Es ist beängstigend, neben uns - vielleicht 3 Kilometer entfernt - strudeln sich die schwarzen Wolken hinunter zum Boden, sie erreichen ihn aber nicht. Könnte ein Tornado in seiner Entstehungsphase sein. Wollen wir jetzt aber auch nicht im Detail drüber nachdenken und bahnen uns zielstrebig weiter unseren Weg durch den Starkregen. Nach etwa 20 Minuten sehen wir Licht am Horizont, der Regen lässt nach, der Himmel reißt auf und schließlich lassen wir das Wüstengewitter hinter uns. Unversehrt überstanden. Erleichtert cruisen wir weiter, fahren noch für etwa eine Stunde durch den sandwüstigen Norden New Mexicos und erreichen dann im Dunkeln Süd-Colorado. Bei Durango liegt der „Oasis Campground“, der für die nächsten 7 Tage unser Zuhause sein wird. Viel sehen wir davon heute nicht mehr, es ist spät, wir sind müde und morgen ist ein neuer Tag.

    Die nächsten sieben Tage (von Sonntag bis Sonntag) lassen sich zunächst einmal wie folgt zusammenfassen: Nach dem Ausschlafen lecker frühstücken - meist Bagel, Toast oder Cornflakes - mit endless refill-Coffee für 1,50 $ pro Tag abzuholen an der Rezeption (hiervon habe ich, Rico, mehrmals täglich Gebrauch gemacht und dabei immer sehr nett mit den Angestellten geplauscht), danach für mehrere Stunden an den Pool den wir fast immer für uns alleine haben, dann wird der Pool täglich am frühen Nachmittag wegen eines Gewitters am Horizont geschlossen (eher untypisch für Colorado Mitte August), so dass wir die Nachmittage mit Einkaufen, einem Friseurbesuch, einem Kinoabend (Meg II, für 5 $ pro Person, ein wahres Fest dieses Hai-Trash Gemetzel), oder auch mit lesen und daddeln auf dem iPad verbringen. Durango Downtown hat den typischen Wild-West Cowboy Charme, der uns so gut gefällt, dass Johannes sich direkt einen Pullover als Andenken kauft. Es sind planmäßig ruhige und unaufgeregte Tage.

    Der Freitag wird unser Highlight. Schon seit Wochen ist geplant mit der Schmalspur Dampfeisenbahn „Durango-Silverton Train“ zu fahren. Die Tickets sind gekauft, es ist sonnig, der Wecker klingelt früh. Pünktlich 08:00 Uhr fährt die schwarze Eisenbahn mit ihren gelben und rostroten Wagons vom Lokdepot Durango Downtown ab. Es riecht nach Schmierfetten und Kohle, in der Luft liegt dichter Dampf. Das Personal ist stilecht „oldschool“ uniformiert und alle tragen klassischer Weise Schnurrbärte (zumindest die männlichen Schaffner). Für die 45 Meilen lange Strecke werden wir 3,5 Stunden brauchen. Die Gleise von 1882 schlängeln sich entlang des Anima Rivers immer tiefer in die Rocky Mountains hinein. Es geht auf dem Hinweg stetig bergauf, mal fahren wir direkt unten am Fluss entlang, mal sind wir 100 Meter über dem Fluss und schlängeln uns ganz eng am Felsen entlang, es geht über baufällig anmutende Brücken durch eine malerische Landschaft. Es ist die ultimative Colorado-Wild-West-Goldgräber-Experience. An Bord sind Cherry und Elle, die von den Fahrgästen professionelle Fotos machen. Wir kommen mit den beiden ins Gespräch und als sie fertig sind mit den Fotos, setzen sie sich für den Rest der Fahrt zu uns. Es macht total Spaß mehr über die beiden zu erfahren und die Zeit vergeht wie im Flug. Zwischendurch sprechen wir auch noch mit Bryce, einem der bärtigen Schaffner, und lernen wie man Schaffner auf einem historischen Zug in den USA wird.

    In Silverton haben wir 2 Stunden Zeit um das alte Städtchen zu erkunden. Seit 1860 wird hier Gold und Silber abgebaut, die Stadt ist für 6 Monate im Jahr von der Außenwelt schneebedingt abgeschnitten. Silverton erinnert uns an Dawson City in Kanada: die Straßen sind aus Schotter, die alten Häuser dürften alle über 120 Jahre alt sein, überall steht mehr oder weniger rostiges Gerät für den Tagebau herum, es gibt mehrere kleine Läden die allerlei Krempel für Touris und Einheimische anbieten und einige Restaurants und Saloons. Nach einem kleinen Rundgang landen wir im Lacey Rose. Im Eingangsbereich sitzt eine Frau in edlem Zwirn mit Hut an einem Klavier und bespielt den Gastraum. Wir fühlen uns direkt wie zwei Cowboys die nach getaner Arbeit erstmal eine üppige Stärkung brauchen..in Form von Mac and Cheese und einem Sandwich mit Kartoffelchips als Beilage. Es war köstlich. Gestärkt geht es zurück zum Zug. Die Rückfahrt wird wieder genauso schön wie die Hinfahrt. Wenn wir nicht aus dem Fenster gucken, quatschen wir wieder mit Cherry und Elle, die uns völlig unverhofft das Foto vom Hinweg schenken, weil sie uns und unsere Story so toll finden. Mit Bryce, dem Schaffner sprechen wir auch noch einmal und er erklärt uns unter anderem dass eine Dampfeisenbahn regelmäßig mit Wasser betankt werden muss. Und dann stehen wir draußen zwischen zwei Wagons und sind live dabei, wie der Zug mit frischen Wasser betankt wird das, zwischengespeichert in einem großen Stahltank, direkt aus dem Fluss kommt. Wir sind begeistert von der ausgeklügelten Technik. Wieder zurück in Durango gibt es noch ein Gruppenfoto mit Cherry, Elle und Bryce bevor wir dann völlig beseelt wieder zum Campground fahren.

    Am Samstag, dem Abend vor unserer Abreise aus Durango werden wir noch von Nancy und Jim eingeladen. Die Beiden arbeiten und leben (in ihrem RV) auf dem Campground und in den letzten Tagen sind wir immer wieder nett ins Gespräch gekommen. Besonders cool war die ‚RV-room-tour‘: das sind wahre Schlösser auf Rädern, es mangelt einem an nichts in so einem amerikanischen Camper (es gibt sogar eine Kücheninsel!). Wir sind beeindruckt. Nancy is ursprünglich Niederländerin aber schon als junge Frau in die Staaten ausgewandert, Jim ist Amerikaner durch und durch hat aber auch mal ein paar Jahre in Deutschland für die US-Regierung gearbeitet. Ein feucht fröhlicher Abend. Nur beim Thema Corona gingen die Meinungen etwas auseinander, daher haben wir hier recht schnell eine andere Richtung eingeschlagen.

    Morgen geht es weiter nach Zentral-Colorado. Bis jetzt gefällt es uns hier total gut. Wir lieben Colorado! (R)
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  • Päivä 70

    Katy Perry & Vulkanausbruch in Las Vegas

    11. elokuuta 2023, Yhdysvallat ⋅ ☀️ 37 °C

    Las Vegas: Die Stadt die niemals schläft… Wir haben zwei Nächte in Las Vegas gebucht.

    Die Fahrt hierher nimmt zwei Tage in Anspruch. Zunächst dauert es einige Zeit bis wir überhaupt aus dem Yosemite Nationalpark raus sind. Der Park ist nämlich viel größer als man vermutet, der gesamte Tourismus spielt sich nur auf einem Bruchteil der Parkfläche ab.

    Einen Übernachtungsstopp legen wir in Kern River auf einem Zeltplatz ein. Kurz bevor wir unser Etappenziel erreichen, sieht Rico eine Vogelspinne über die Straße laufen. Super. Die gibt es hier also auch. Die trockene Landschaft hat mich (Johannes) schon so etwas vermuten lassen, aber da es sogar eine aktuelle Sichtung gibt, muss Rico mich auf jeden Gang zu den Waschräumen begleiten. Im Dunkeln kann schließlich überall eine riesige Spinne lauern.

    Die Nacht wird entsprechend angespannt und sehr warm ist es auch. Am nächsten Morgen machen wir uns dann aber endlich auf den Weg nach Las Vegas.

    Wir fahren über Stunden durch die menschenleere und ausgetrocknete Mojave Wüste, bis sich wie aus dem nichts hinter einem Berg die Skyline von Las Vegas offenbart.

    Klar kennen wir Las Vegas schon aus Filmen wie Oceans Eleven oder Hangover, aber dort sah die Stadt immer recht klein aus. Ganz im Gegensatz zu Los Angeles sind wir hier in Las Vegas sprachlos, wie groß diese Stadt ist! Hier leben immerhin auch 600.000 Menschen.

    Wir kommen aufgeregt und voller Vorfreude in unserem Hotel an: dem Conrad. Das Conrad gehört neben dem „Crockford‘s“ und dem „Hilton“ zu den drei Hotels, welche zusammen das „Resorts World Las Vegas“ bilden, ein riesiger Hotelkomplex mit drei in den Himmel ragenden Türmen (für jedes Hotel einen).
    Vom Parkhaus aus muss man zunächst mit dem Fahrstuhl runter ins Erdgeschoss fahren. Hier kommen wir dann direkt an dem großen Katy Perry Shop vorbei direkt gegenüber von dem Resorts World Theatre, in welchem heute Abend das langersehnte Katy Perry Konzert stattfinden wird. Nachdem wir uns einen ersten Überblick über das Angebot im Shop gemacht haben, gehen wir weiter zur Lobby. Dafür muss man aber erstmal durch das riesige Casino. Nur das Casino zu durchlaufen dauert ca. 10 Minuten. Die Zeit müssen wir also nachher noch einplanen wenn wir auf dem Weg zum Konzert sind.

    Wir checken ein und bekommen ein Zimmer im 36. Stock, das ist ungefähr auf halber Höhe, insgesamt gibt es hier 68 Stockwerke. Auf unserem Hotelzimmer angekommen lassen wir uns erstmal in das riesige Bett fallen und genießen die Aussicht über den „Strip“. Der „Strip“ ist die Straße in Las Vegas, in welcher der gesamte Trubel stattfindet. Ein Hotelkomplex reiht sich an den nächsten, wobei jedes Hotel sein ganz eigenes Motto hat (und dieses auch mehr als gewissenhaft umsetzt, aber dazu später mehr).

    Unser Hotelzimmer ist überraschen großzügig (Großzügigkeit sind wir in den Staaten bisher ja nicht eher nicht gewohnt) und wir können uns entspannt fertig machen, denn in zwei Stunden beginnt schon der Einlass für das Konzert. Ich bin ganz aufgeregt, Rico macht vorsichtshalber einen Mittagsschlaf. Schnell also duschen, Hemd und Hose bügeln und dann geht es auch schon wieder runter und Richtung Resorts World Theatre. An den Getränkeständen gibt es verschiedene Drinks im Katy Perry Stil. Wir holen uns unter anderem einen „Strawperry“, das ist ein Erdbeer-Margarita, der es in sich hat. Katy meint es gut mit uns.

    Dann nehmen wir unsere Plätze ein. Die sind wirklich top, wir sitzen im ersten Rang, erste Reihe Mitte. Perfekte Sicht also und trotzdem super nah dran. Links neben uns sitzt ein Schweizer, der geschäftlich hier ist und nichts besseres mit seiner Zeit anzufangen wusste, rechts neben uns eine deutsche Familie: „Den ein oder anderen Song hat man schon mal gehört“.

    Mit etwa einer halben Stunden Verspätung geht es dann endlich (!!) los. Die Show, die Katy Perry hier auf die Beine gestellt hat, trägt den Titel „Play“ und läuft seit Dezember 2021. Es handelt davon, dass Katy Perry eine Puppe verkörpert, die unbedingt ein Kind glücklich machen will. Schließlich wird sie von dem Jungen „Henry“ gekauft. Dieser behandelt sie jedoch ganz schlecht und schmeißt sie schließlich in die Toilette. Aus dem Badezimmerfenster fällt die Puppe dann in den Garten, wo sie einen Fliegenpilz isst und davon Halluzinationen bekommt. Völlig verdreckt findet Henry die Puppe wieder und wirft sie in den Müll. Dort wird sie jedoch von dem kleinen Mädchen Daisy gefunden, die sie aus der Mülltonne rettet, sie wieder herrichtet und mit ihr spielt. In der Spielzeugkiste freundet sich Katy die Puppe dann mit den anderen Spielsachen an und lebt hier ein glückliches Leben. Happy End also. Die gesamte Story wird begleitet von den berühmtesten Katy Perry Songs, währenddessen präsentiert sich Katy in mindestens zehn verschiedenen Outfits und auch das Bühnenbild wechselt ständig: zunächst tanzt Katy auf einem überdimensionalen Bett und schaukelt auf einem riesigen Schaukelpferd, dann spricht sie mit einer gigantischen Toilette, wirbelt zwischen Quietscheenten umher, oder tanzt in einem Kleid aus Bierdosen. Es fährt eine riesige Schnecke über die Bühne und die Tänzer präsentierten ihre besten Moves in Fliegenpilzkostümen mit Ballonhosen. Die gesamte Show ist ein einziges Spektakel, ein Highlight toppt das nächste. Wir können gar nicht still sitzen und auch wenn wir von den Leuten zwei Reihen hinter uns zunächst noch ermahnt werden, wir sollen uns doch bitte hinsetzen und nicht tanzen (bei einem Katy Perry Konzert???), steht nach drei Songs das ganze Theater und singt und tanzt zu den Songs, die alle gut kennen.

    Insgesamt bleibt Katy Perry mit ihrer Show nicht hinter unseren Erwartungen zurück. Es ist ja inzwischen mein viertes Katy Perry Konzert und reiht sich mühelos in das ein, was ich von Katy gewohnt bin: egal ob man ein Fan ist oder nicht, man bekommt einfach eine tolle Show geboten und kann nur Spaß haben. Das finden auch unsere Sitznachbarn. Wir haben hier einen Heidenspaß.

    Nach dem Konzert wollen wir noch einmal den Las Vegas Boulevard mit dem „Strip“ runter laufen. Nachts ist Las Vegas ja am aufregendsten. Es ist inzwischen 22 Uhr und immer noch wahnsinnig schwül und heiß. Wir laufen mit vielen anderen Menschen den Strip hinunter und sind geplättet von der Größe der Gebäude, die wie eigene Städte auf uns wirken. Laufen ist dabei wohl etwas übertrieben. Von der langen Wanderung im Yosemite sind inzwischen unsere Füße voller offener Blasen, sodass wir uns eher humpelnd fortbewegen. Auf der Straße sind Tänzerinnen mit Peitschen unterwegs, die nicht viel mehr als Nippelpads, Unterwäsche und Engelsflügeln tragen (einen Peitschenschlag bekomme auch ich ab). Wir wagen uns noch in ein Hotel: das Venezia. Das Hotel ist komplett im Venedig-Stil gehalten. Zunächst durchlaufen wir die gigantische Shopping-Mall (jedes Hotel hat seine eigene), bis wir schließlich (unter strahlend blauem Himmel?) entlang der Rialto-Brücke und den klassischen alten italienischen Häuserfassaden durch Venedig laufen. Es weht ein angenehm frischer Wind, überall sind Touristen und in den Gondeln werden Pärchen von Gondolieres singend durch die Kanäle Venedigs gefahren. In den coolen Restaurants und Cafés werden italienische Spezialitäten serviert. Wir gucken auf die Uhr. Halb eins in der Nacht. Wir fühlen uns völlig gerädert. Unsere Körper sind müde aber unser Geist ist hellwach. Wir fühlen uns als hätten wir JetLag, denn eigentlich ist es ja taghell hier bei angenehmen 23° C, aber gleichzeitig draußen mitten in der Nacht, bei über 30° C. Das ist alles schon sehr abgefahren. Wir wollen jetzt aber ins Bett, denn morgen haben wir den ganzen Tag um die Stadt zu erkunden und wollen den Tag auch nutzen. Den Ausgang aus diesen Parallelwelten zu finden ist oft gar nicht so leicht. Man muss hier lange Gänge (bzw Gassen, wir sind ja in Venedig) entlang, ohne Fenster oder Ausgang und hoffen, dass irgendwo ein Schild kommt, das Auskunft über die Richtung bis zum nächsten Ausgang gibt. Man kann sich hier wirklich verlaufen und mich beschleicht hier auch ein leicht-klaustrophobisches Gefühl, aber schließlich finden wir den Ausgang und auch wieder den Weg zurück zum Hotel. Wir erfrischen uns noch kurz in unserer begehbaren Regenwalddusche (hier ist Platz für eine Familie) und lassen noch einmal den Blick über den Strip schweifen. Las Vegas ist schon sehr krass. Wir haben bisher nur eine Parallelwelt von den unzähligen anderen kennengelernt. Neben dem Venezia gibt es schließlich auch noch das New York New York (mit Empire State Building und Freiheitsstatue), das Paris (mit Eiffelturm und riesigen Türmen die wie die alten Häuser in Paris aussehen, nur mit 70 Stockwerken), das Cesar‘s Palace (ein altrömischer Tempel, ebenfalls auf 70 Stockwerken), das Zirkus Zirkus (ein einziges Zirkuszelt), das Bellagio (mit der berühmten Fontaine), das Mirage (mit spuckendem Vulkan) oder das Flamingo (mit entsprechenden Zoo). Und das ist nur eine Handvoll der Hotels. Das man hier das Zeitgefühl und die Orientierung komplett verlieren kann, haben wir schon in Venedig gespürt. Naja, morgen steht viel auf dem Programm, wir wechseln unser Hotel nach Downtown (dem alten Teil Las Vegas), haben für das Abendessen einen Tisch bei „The Buffett“ im „Wynn” (wie spricht man das aus?) gebucht und wollen abends noch weitere Parallelwelten erkunden. Also brauchen wir dafür eine gute Mütze Schlaf und lassen uns erschöpft (und von den Eindrücken auch schon etwas übersättigt) ins Bett fallen.

    Am nächsten Morgen machen wir uns Frühstück in unserem Hotelzimmer und genießen es noch ein wenig, in dem riesigen Himmelbett zu liegen. Wir checken aus, werden noch schnell Resort-Mitglieder (kostenloses Parken) und fahren dann Richtung DownTown in unser neues Hotel. Dieses ist vom Standard nicht so luxuriös, wie das Conrad, dafür aber auch deutlich günstiger. Neben den Hotelpreisen muss man hier in Las Vegas nämlich überall noch sogenannte Resort-Gebühren bezahlen, die gerne mal höher sind als der Preis für das Zimmer selbst. Wie schon gesagt, sind wir jetzt in Downtown untergebracht, das ist der ältere Teil Las Vegas‘. Auch hier reiht sich ein Hotel mit Casino an das nächste aber die Gebäude sind nicht ganz so hoch.

    Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben spazieren wir durch DownTown. Berühmt ist hier insbesondere die Fremont Street mit der „Fremont Street Experience“, eine lange Einkaufspassagen voller (wie soll es anders sein) Casinos. Die Straße wird dabei von einer 450 Meter langen LED-Anzeigetafel, die sich wie ein Tonnendach über die Straße erstreckt überdacht. Hier befinden sich einige der bekanntesten Casinos der Stadt, wie das Golden Gate Hotel & Casino oder das Golden Nugget. In das Golden Nugget wagen wir uns dann auch rein. Wir haben uns darauf geeinigt, dass jeder 20 $ Spielgeld verzocken darf. Die ersten 20 $ stecken wir in einen einarmigen Banditen und machen sogar 10 $ Gewinn. Die lassen wir uns direkt auszahlen und spielen damit weiter, wir haben Blut geleckt. Nach ca. 30 Sekunden sind diese 10 $ verzockt. Naja, denken wir uns. Immerhin ist der Einsatz noch da. Nebenan sehen wir, wie eine Frau an einem Automaten, welcher nur Ziffern anzeigt, die dann 1:1 als Gewinn übersetzt werden auf einen Schlag über 500 $ Gewinn macht. Das wollen wir auch. „Da muss man aber auch erstmal was reinstecken, damit man auch wirklich was gewinnen kann“. 10 $ kostet es einmal mit drei Rollen zu drehen, damit hat man die höchsten Gewinnchancen. So schnell haben wir noch nie 50 $ verloren und auch unsere Prinzipien von jeder 20 $ haben wir ziemlich schnell aufgegeben. Das ist der Bann von Las Vegas. Wir suchen einen Geldautomaten, darauf wollen wir es schließlich nicht beruhen lassen. Aber bei Abhebegebühren von 10 $ wachen wir wieder auf aus dem Rausch. 10 $ nur fürs Geldabheben, von Geld das man sowieso verspielt, sehen wir dann auch nicht ein. Naja, dann gucken wir uns das ganze eben nur an, ohne selber mitzuspielen. In Las Vegas werden übrigens alle Casinos begleitet von Zigarrengeruch. Rauchen ist hier nämlich noch erlaubt und an jeden Automaten und Spieltisch stehen Aschenbecher. Die Getränke sind umsonst, solange man genug Geld in die Automaten gibt. Das Casino im „Golden Nugget“ ist riesig. Am hinteren Ende führt ein Gang nach draußen in den Poolbereich. Auch hier: Spieltische. In Bikinis und Bandehosen sitzen die Menschen an den Blackjack-Tischen und verspielen Tausende von Dollars. Der Pool selbst grenzt direkt an ein Aquarium, das voller Haie ist. Und zwar nicht nur kleine Riffhaie, hier schwimmen auch richtige Bullen- und Tigerhaie umher. Das Aquarium wird von einer gläserne Wasserrutsche durchtunnelt, die im Pool endet. „Das wäre ja was für Max!“

    Nachdem wir den Tag in Downtown Las Vegas verbracht haben, machen wir uns am Nachmittag wieder auf den Weg in Richtung „Strip“. Für 17 Uhr haben wir einen Tisch bei „The Buffett“ im Hotel “Wynn” reserviert. The Buffet ist eines der vielen berühmten All-You-Can-Eat Restaurants in Las Vegas. Jedes Restaurant hat dabei sein eigenes Motto. Das Motto bei The Buffett ist: Seafood Galore. 80 $ pro Person. Genau unser Ding. Wir fahren mit dem “Deuce-Bus” (dem einzigen ÖPNV Bus in Las Vegas) geschlagene 45 Minuten für 8 Kilometer Strecke bis zum Wynn Hotel. Das Büffet ist riesig. Es gibt alles was das Herz begehrt (die Auswahl ist bei weitem nicht auf Seafood beschränkt). Neben Kaviar, Königskrabben, Hummer, Algensalaten, Muscheln, Garnelen, Lachsfilets und Sushi gibt es Pizza, Salate, Suppen, Seranoschinken, Chorrizo, Käse, Tacos, Rippchen, Paella, Mac & Cheese, Roastbeef, Dumplings, Dim Sum, New York Steak, gedünstetes Gemüse, Obst, Eintöpfe, Kartoffeln in allen denkbaren Zubereitungsarten, scharf angebratenes Thunfischfilet, Karamellisierte Zwiebeln, Brokkoliauflauf und noch so vieles mehr (zum Teil sogar Lebensmittel, die wir noch gar nichts kennen). Wir überlegen uns eine gute Taktik, damit wir möglichst viel probieren können, ohne schnell satt zu sein: Keine Kohlenhydrate. Wir schaffen beide vier Gänge zum Buffett.
    Dann geht es weiter zum Dessert. Bzw. der Dessertbar, denn auch hier gibt es natürlich mehr als wir jemals hätten probieren können: Kuchen, Törtchen, Cupcakes, Crêpes, Eiscreme, Petit Four, Waffeln, Crème Brûlée, Tiramisu, Macarons, Früchte, Marshmallows im Schokoladenmantel und noch so viel mehr was das süße Herz begehrt.

    Nach etwa zwei Stunden sind wir pappsatt und sehr glücklich. Das war wohl das beste Abendessen, das wir in den USA bisher hatten. Jetzt geht es weiter auf dem Strip, gestern hatten wir ja nur einen Vorgeschmack von dem, was Las Vegas zu bieten hat. Es ist dunkel, die beste Zeit also sich in das Nachtleben von Las Vegas zu stürzen, bzw. zu humpeln, unsere Füße = immer noch sehr lädiert. Wir kommen vorbei am Flamingo Hotel. Ein riesiger (das Wort kann im Geiste jetzt vor jedes der kommenden Hotels gesetzt werden) Hotelkomplex mit Casino. Hinten hat das Hotel eine große Parkanlage mit einem Fluss voller Koi-Karpfen und Flamingos. Wir ziehen weiter über den Strip. Wir kommen am „Mirage“ vorbei. Vor dem Hotel ist ein großer See angelegt im Urwald-Stil und in der Mitte steht in riesiger Vulkan. Der bricht wohl in 10 Minuten aus, das wollen wir nicht verpassen. Neben uns hat sich auch schon eine Traube an Menschen versammelt, dem das Spektakel beiwohnen wollen. Dann hören wir rhythmisches Getrommel. Das Licht geht aus. Es geht los. Der Vulkan stößt plötzlich eine riesige Fontaine orange-leuchtenden Magmas aus. Zumindest sieht das täuschend echt wie Magma aus. Dann noch eine. Links und rechts schießen heiße Flammen in die Luft, man kann die Hitze spüren. Dazu musikalische Untermalung, es ist wirklich sehr atmosphärisch, eine tolle Inszenierung. Nach zehn Minuten ist Schluss. Das Publikum applaudiert. Wir ziehen weiter. Das nächste Hotel: Caesars Palace. Rein da! Innen fühlen wir uns, wie in einem römischen Tempel. Gigantische Göttinenstatuen (bestimmt 20 Meter hoch) stützen die Decke, eine Wendelrolltreppe fährt umringt von von den Statuen nach oben. Wir kommen vorbei an Neptune‘s Pool und der Fontaine der Götter. Wasserfälle, Springbrunnen, Mamor(-Optik, in echt ist alles aus Kunststoff). Das Motto ist voll erfüllt. Und das alles inmitten von Gucci, Chanel und Prada. Natürlich gibt es hier auch eine Miniaturversion des Colloseums. Hier hat Adele gerade (wie Katy Perry im Resorts World) ihre Show. Ein Ticket: ab 500 $ (+ Tax versteht sich). Im Ceasars Palace verlaufen wir uns fast. Keine Ahnung wo wir sind oder wie es zum nächsten Ausgang geht. Aber schließlich finden wir ihn doch. Weiter in das vermutlich berühmteste Hotel Las Vegas: das Bellagio. Was wartet hier auf uns? Na klar: ein riesiger botanischer Garten (indoor). Mit aus Pflanzen geformten Händen und Wasserfällen. Wir merken so langsam, dass wir das alles gar nicht mehr aufnehmen können. Wir entscheiden uns noch die berühmten Wasserfontainen vor dem Hotel anzuschauen (die uns natürlich völlig von den Socken haut, teilweise wird das Wasser 30 Meter hoch in die Luft geschossen) und machen uns dann auf den Heimweg. Die Füße tun uns weh, wir sind geschafft von der Hitze und den vielen Eindrücken und nach San Diego, San Francisco, Yosemite und jetzt Las Vegas in so kurzer Zeit beschließen wir, die kommenden zwei Wochen mal ein bisschen abzuschalten und nach Colorado zu fahren. Dort haben wir einen schönen Campground für eine Woche gebucht, das ist genau das was wir jetzt brauchen.

    Also fahren wir mit dem Deuce Bus diesmal noch länger (Las Vegas lebt in der Nacht erst richtig auf) zurück nach Downtown und fallen müde in unsere Betten.

    Am nächsten Morgen gönnen wir uns noch ein Frühstücksbüffet im Resorts World, kaufen noch schnell ein Andenken im Katy Perry Shop und machen uns dann für die Weiterreise bereit. Ach Halt! Wir waren ja gar nicht bei dem berühmten „Welcome to Fabulous Las Vegas“ Schild! Ein Foto als Andenken müssen wir da eigentlich noch machen. Zum Glück gibt es einen Parkplatz direkt davor. Aber natürlich haben neben uns noch etwa 100 andere Menschen die gleiche Idee. Doch es geht überraschend zivilisiert von statten. Alle stellen sich brav an und warten bis sie an der Reihe sind. Nach etwa 20 Minuten sind wir auch dran und können unser Foto sogar von einem ehemaligen Fotografen schießen lassen, der hier umsonst ein tolles Foto für die Touristen schießt. Auch unser Foto ist echt cool geworden und damit beschließen wir Las Vegas. Es waren zwei total aufregende aber auch auslaugende Tage. Wer auch mal nach Las Vegas will: unbedingt mehr Zeit einplanen als wir, ein Hotel pro Tag zu besichtigen reicht dicke und es gibt so viel zu entdecken!

    Vielleicht kommen wir auch nochmal zurück in diese absolut schrille Parallelwelt mitten in der Wüste. Aber für jetzt heißt es: Goodbye Las Vegas and Hello Colorado! (J)
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