Lateinamerika

marzo 2022 - marzo 2023
Backpacking vom südlichsten Punkt Südamerikas bis nach Mexiko :-) Leer más
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  • Día 85

    Rocco: Die Rettung eines Gauchitos

    20 de junio de 2022, Argentina ⋅ ☀️ 20 °C

    In den letzten drei Wochen ist so viel passiert, dass es mir schwer fällt alle Geschehnisse einzuordnen.
    Fangen wir mal mit den einfachen Fakten an:

    Wir haben einen Hund namens "Rocco" adoptiert.

    Wir entschieden uns nach Tilcara noch ein bisschen weiter mit Maya und Josi zu reisen, da die beiden auch vor hatten in den Süden Saltas zu fahren und uns anboten, mit ihnen zu kommen. Maya war vor 10 Jahren schon Mal in der Gegend und erinnerte sich an eine wunderschöne Range in dem kleinen Örtchen Coronel Moldes auf der wir 2 Nächte übernachten wollten, um die umliegende Natur zu genießen und vielleicht am nahegelegenen See mit den Pferden der Range auszureiten.
    Die Besitzer arbeiten sehr viel mit der Hilfe von 4 Australian Shepherds, die Sie bei über 20 Pferden etlichen Ziegen, Schafen und Rindern auch wirklich brauchen.
    Beim Spielen mit den 4 auf dem riesigen Anwesen, fiel mir ganz am Ende des Grundstücks, im Garten eines Nachbars hinter einem plattgetretenen Zaun, ein eingerolltes schwarzes Etwas auf, dass sich auch nach mehrmaligen Annäherungsversuchen null für mich interessierte und apatisch ins leere starte. Es war die erste Begegnung mit dem völlig abgemagerten und an einem zwei Meter langen Seil angebunden Rocco, der augenscheinlich jegliche Lebensfreude verlorenen hatte. Da kein Besitzer in Sicht war, fragten wir sofort unseren Gastgeber Julian warum dieser Hund unter solchen Bedingungen dort lebt und er sagte uns, dass dies das Grundstück einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern sei, die dort vor 3 Jahren eingezogen ist und sich ständig neue Hunde anschafft, diesen aber weder Aufmerksamkeit noch Futter schenkt. Mittlerweile "leben" (eher dahinvegitieren) dort 5 Hunde, allerdings war Rocco mit Abstand der dünnste und der einzige der angebunden war.
    Wir gingen noch einmal mit einem Stück Käse und Reis zum Grundstück der Frau zurück. Der Hund schaute uns erst ein paar Sekunden ungläubig an, bevor er alles innerhalb von Sekunden verschlang, was wir ihm gaben. Erst jetzt taute er ein ganz kleines bisschen auf und war aufmerksamer.
    Ich googlete an dem Abend, welche Bedingungen notwendig sind, um einen Hund von Argentinien nach Deutschland zu transportieren. Es stellte sich heraus:
    sehr viele.
    Dokumente über Dokumente und Anforderungen über Anforderungen.
    Was allerdings am wichtigsten ist, ist die Tollwutimpfung die mindestens 21 Tage vor Einreise in Deutschland verabreicht werden muss.
    Einen Tag bevor wir überhaupt in Coronel Moldes angekommen sind, hat Josi zufälligerweise ihren Flug nach Deutschland um 7 Tage nach hinten auf den 20.06. umgebucht, um Maya's Geburtstag in Bariloche zu feiern. Das waren genau 22 Tage von dem Moment, als wir Rocco fanden. Zufälligerweise war der Bruder von Julian auch noch Tierarzt der einen Kollegen in der Stadt kontaktierte der uns um kurz vor 21 Uhr anbot, den Hund bei sich zuhause zu impfen und zufälligerweise wusste Julian auch, dass die Besitzerin schon Mal einen Hund an eine Frau aus der Schweiz abgegeben hat, die wahrscheinlich ähnlich erschrocken über die Lebensverhältnisse gewesen ist.
    All diese Zufälle in Summe erschienen mir doch eher schicksalsähnlich als zufällig.
    Ich rief umgehend Papa und Daniel an und fragte, ob sie diesen Hund aufnehmen würden wenn wir uns um alles Organisatorische kümmern würden. Glücklichweise hab ich einen ebenso tierliebe/n Bruder, Vater und Schwägerin, die wir nicht länger überreden mussten den Hund aufzunehmen und uns quasi das "go" gaben Rocco zu retten.
    Wir gingen dann mit Julian im Schlepptau zum Grundstück der Frau und fragten sie, ob wir den schwarzen Labrador adoptieren dürften. Zu unser aller Erstaunen sagte sie sofort ja, ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen. Zwei der fünf Hunde hatten übrigens nicht einmal einen Namen. Als "Preis" für Rocco sicherten wir 30kg Futter für die restlichen Vierbeiner zu.
    Was wir auch mit der Hilfe von Julian nicht herausfanden war, wieso man sich ständig neue Hunde anschafft wenn man weder die Zeit, noch das Geld für Futter, geschweige denn irgendein Interesse an den Hunden zeigt.🤦‍♂️ Jeder Straßenhund den wir bis dahin sahen, führte ein besseres Leben als diese Hunde. Sie mussten nicht nur sprichwörtlich, sondern tatsächlich die Scheiße aus den Windeln des einjährigen Kindes, die alle verstreut im Garten lagen, fressen.🙈
    Danach ging alles ziemlich schnell. Wir nahmen den Hund mit, fuhren in der Nacht noch zum Tierarzt, ließen Rocco impfen, kauften Futter, Leine und Halsband und fingen an zu recherchieren, was jetzt alles organisatorisch auf uns zukommt.
    Am nächsten Tag stand Roccos erster dreistündiger Roadtrip nach Cafayate an, von dem uns der Tierarzt nach der Impfung unbedingt abriet, da er sicher war, dem Hund wird auf der kurvigen Straße durch die Berge sehr schnell schlecht und er wird uns ins Auto kotzen. Rocco zeigte aber schon da sein überaus genügsames Gemüt und schlief tief und fest in unserer Mitte auf der Rückbank und machte 0 Probleme.
    Die nächsten Tage bis zum 20.06. sollten also also ab jetzt ganz im Zeichen von Rocco stehen. Allerdings konnten wir wegen ihm nun unser bewährtes Fortbewegungsmittel Nummer 1, die Busse, nicht mehr nutzen, da diese keine Hunde mitnehmen.
    2.000km ohne eigenes Auto, unzählige Taxi- und Anhalterfahrten, sieben Unterkünfte in fünf Städten, fünf Tierarztbesuche und das alles in 13 Tagen. All das steckte dieser Hund mit einer Leichtigkeit und Gelassenheit weg, die wir nicht für möglich gehalten hätten.
    Tag für Tag, Spaziergang für Spaziergang und Kuscheleinheit für Kuscheleinheit konnten wir miterleben wie in diesem völlig hoffnugslosen Hund der sich aufgegeben hatte ein lebensfroher, aufmerksamer, verschmuster bester Freund erweckt wurde, der aportieren liebt und trotz seiner Vorgeschichte super schnell dazulernt und seine Umwelt sprichwörtlich aufsaugt. Zu allen Menschen hat er ein super Verhältnis, nur bei Artgenossen ist er noch sehr vorsichtig und brauch noch mehr Training das ihm zeigt, auch Hunde sind gute Spielkameraden.
    Die drei Wochen mit ihm waren absolut schön und wir vermissen ihn schon jetzt extrem, allerdings hat es uns auch am eigenen Leib erfahren lassen, wie sehr man mit einem eigenen Vierbeiner das ganze Leben um den Hund organisieren muss und wie viel Zeitaufwand ein Hund mit sich bringt.
    Eine nette Sidestory ist auf jeden Fall, das wir Dank eines viral gegangenen Facebook-Posts in einer kleinen Facebookgruppe der Stadt Cafayate, indem wir um eine Mitfahrgelegenheit für uns drei in die Provinz-Hauptstadt suchten, jetzt in ganz Salta bekannt sind wie die bunten Hunde. Wir landeten mit der Story in jeder Lokalzeitung, zwei Fernsehsendern und mehreren Radiosendern der größten Stadt im Norden Argentiniens😁 Wirklich jede dritte Person hat uns beim Gassi gehen in den Parks Saltas angesprochen, ob das Rocco aus Coronel Moldes sei und wir das Pärchen, dass Rocco mit nach Deutschland nimmt.
    Hier mal zwei Beispiele aus Zeitung und Fernsehen:

    https://www.cadena3.com/noticia/siempre-juntos/…

    https://www.eltribuno.com/salta/nota/2022-6-8-1…

    Nachdem wir auf der letzten Etappe in Buenos Aires alle nötigen Dokumente, die Bescheinigungen des Tierarztes und eine geeignete Hundetransportbox hatten, genossen wir noch 5 Tage mit stundenlangen Spaziergängen in den großen Parks der Stadt nahe unserer Unterkunft.
    Rocco ist am 20.06. unbeschadet und glücklich mit Josi in Frankfurt gelandet und dann von Daniel und Leonie mit nach Wesel genommen worden, wo er ganz sicher das allerbeste Hundeleben zusammen mit seiner kleinen Schwester Malia leben wird😍
    Wir sitzen jetzt auf der Fähre Richtung Uruguay und sind nach all den wunderschönen Eindrücken und Erlebnissen aber zum Ende hin auch den Strapazen in diesem Land froh, das Kapitel Argentinien fürs Erste zu beenden und die nächste Seite unserer Reise aufzuschlagen.
    Was auf so einer Reise völlig anders ist als in Deutschland im geregelten Leben, ist dass einem die Erlebnisse, die man über die Wochen sammelt, viel präsenter erscheinen und man sich an zahlreiche Kleinigkeiten erinnert, die man in der Heimat gefühlt sofort vergisst. Wir haben mal zum Spaß überlegt, an welche Dinge wir uns in den ersten drei Monaten des Jahres in Hamburg erinnern können und mussten feststellen, dass das nur ein Bruchteil von dem ist, was uns jetzt alles zu den vergangenen 10 Wochen einfällt😊
    Wir freuen uns jetzt auf die zahlreichen nächsten ersten Eindrücke, die wir erleben dürfen😍
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  • Día 89

    Colonia del Sacramento: Eine Zeitreise

    24 de junio de 2022, Uruguay ⋅ ☁️ 10 °C

    Neues Land, neues Kapitel. 😍🇺🇾

    Nach den zehn wunderschönen Wochen in Argentinien freuten wir uns darauf Uruguay kennenzulernen. Argentinien war traumhaft, aber irgendwie haben wir gespürt, dass es genau der richtige Zeitpunkt war weiterzufahren. Vielleicht lag es auch daran, dass Rocco weg war und wir uns schon so sehr an ihn gewöhnt haben, vielleicht auch daran, dass uns der Blue-Dollar Wechselkurs nervte und wir immer Bargeld besorgen mussten, vielleicht die neun Tage in der lauten, engen Stadt Buenos Aires mit Hund ... Wir wollten weiter!

    Um 10.30 Uhr setzte die Fähre eineinhalb Stunden über in die kleine Kolonialstadt am Ufer des schlammig braunen Rio de la Plata. Als älteste und schönste Stadt Uruguays bekannt, verzaubert das "Barrio Historico" (das historische Viertel) durch hunderte Jahre alte Gebäude und Häuser. Wir schlenderten mittags durch die Gassen und aßen Kuchen in einem schönen Lokal direkt am Flussufer. Der Abend klang für uns im Hosteldorm aus, das wir alleine für uns hatten, obwohl eigentlich für sechs Leute Platz gewesen wäre. Generell schien die Stadt wie ausgestorben und schon am Eingang des Hostels wurden wir mit den Worten begrüßt: "Wie schön, dass ihr da seid. Ihr seid fast alleine hier." Die Kapazität des Hostels mit 100 Betten, war mit 5 Gästen nicht ganz ausgereizt.
    In der örtlichen Touristeninformation fragten wir nach typischen Aktivitäten in Colonia, aber auch im Rest des Landes und erfuhren, dass Uruguay besonders wegen seiner Strände Touristen anzieht. Bei 9 Grad und wolkenbehangenem Himmel versprühen die Strände leider nicht ihren vollen Scharm, was erklärt, warum wir fast die einzigen Touristen im Ort waren.
    Wir wollten außerdem gerne wissen, welche Orte sich für einen Besuch lohnen würden, aber der Mann konnte uns auch nicht so richtig weiterhelfen. Wir waren auf der Suche nach eins, zwei Orten im Inland, da uns bisher ausschließlich Küstenregionen empfohlen wurden, also fragten wir im Hostel nochmal an der Rezeption nach. Leider fanden wir auch dort nicht den Geheimtipp und somit entschlossen wir erstmal nach Montevideo in die Hauptstadt weiterzufahren und ein wenig zu googlen. Die Ergebnisse zeigten, dass das Inland Uruguays kaum besiedelt ist und hauptsächlich Wiesen und Weideland für Rinder, das Hauptexportprodukt Uruguays, beheimatet.

    Am zweiten Tag in Colonia machten wir unseren ersten Strandspaziergang der Reise 😍 und gingen abends in einem kleinen Restaurant lecker essen. Die Vorspeise bleibt hier allerdings aus, da uns bei den Lebensmittelpreisen (vor allem im Kontrast zu Argentinien) die Spucke weg bleibt. Auch Deutschland bleibt weit dahinter zurück: Eine Tiefkühlpizza Margarita kostet im Supermarkt 6€, normales Toast egal welcher Sorte 4€.
    Generell gilt Uruguay als die Schweiz Südamerikas, aber neben den hohen Preisen zeichnet sich das kleine Land durch hohe Sicherheit und eine stabile und sehr liberale Demokratie aus.
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  • Día 92

    Montevideo: Falsche Zeit, falscher Ort

    27 de junio de 2022, Uruguay ⋅ 🌧 10 °C

    Von Colonia ging es mit dem Bus in die Hauptstadt Uruguays, Montevideo. Reiseberichte versprachen eine der lebenswertesten Städte Südamerikas, die Neugier war also geweckt.
    Wir schleppten unser Gepäck 3,5 km durch die Stadt bis zum Hostel, was auch wie ausgestorben war. Auf den ersten Blick bestach die Stadt nicht mit Charme. Die Gebäude waren runtergekommen und die Fassaden grau und angelaufen. Uns fiel beim ersten Spaziergang durch die Stadt schon auf, wie viele Obdachlose und hilfesuchende Menschen in den Hauseingängen und auf den Bürgersteigen lagen. Dieses Bild zeigte sich in den nächsten zwei Tagen immer wieder. Uruguay als Land, von dem uns berichtet wurde, als relativ wohlhabend, politisch stabil und sicher - der Stadtkern spiegelte das nicht wider.

    Wir verbrachten zwei Tage mit Stadterkunden und dem Lebensmitteleinkauf für die nächsten Tage. Auf einem riesigen Markt tummelten sich tausende Menschen, eng and eng durch die Straßen, an deren Rändern alles verkauft wurde, was man sich vorstellen kann. Von Shampoo über Kinderspielzeug bis zu unzähligen Obst- und Gemüsehändlern. Die Preise waren minimal günstiger als in den Supermärkten, das lockte die Menschenmassen hierher.

    An Wochenenden ist es in Millionenstädten meistens am coolsten, also verbrachten wir dieses in den Bars Montevideos. Leider konnte die Hauptstadt unserer Meinung nach auch hier nicht wirklich punkten. In der "Bar Bremen", die seit zwei Generationen von Deutschen geführt wird, lernten wir Detlef kennen, ein 70-jähriger Auswanderer und Verschwörungstheoretiker. Er erzählte uns aufgeregt von der schlimmen deutschen Regierung und dem armen Putin und der Giftspritze Corona-Impfung. Natürlich argumentierten wir dagegen an, aber eine bessere Wendung nahm das Gespräch nicht.
    Auf die Frage, wie es um die Politik in seiner Wahlheimat Uruguay steht, hatte er andererseits gar keine Antworten. Uns verwunderte, wie ein Mann der Deutschland vor 30 Jahren den Rücken gekehrt hat, weil er seiner Aussage nach hier besser Arbeit fand, so viel Energie und Zeitaufwand in das "recherchieren" von Unwahrheiten, in einem aus seiner Sicht weit entfernten Land, steckt, aber derselbe nicht einmal weiß, wer gerade die Regierung in seiner Wahlheimat bildet🤷‍♂️ Seis drum. Etwas ermüdet von so viel Schwurbelei verließen wir die Bar. Am Tag darauf fand Dominik eine coole Veranstaltung in einem Club, doch als wir die 3 km von unserem Hostel aus zurückgelegt hatten, standen wir nur vor einem leeren Gebäude. Google Maps hat auch nicht immer recht. Die Veranstaltung fand wohl ausnahmsweise in einem 14km entfernen Ort statt. Frustriert gingen wir wieder nach Hause.
    Das Wetter spielte auch die ganze Zeit nicht mit und der Wind war kalt und es zeigte sich in dem drei Tagen kein einziger Sonnenstrahl.

    Wir freuten uns also nach den drei Tagen weiterzuzuiehen. Und wir haben mit einem Lächeln festgestellt, dass das der erste Ort war, seit Beginn unserer Reise, der uns nicht gut gefallen hat.

    Eine spannende Sache ist doch passiert: Wir schlenderten durch die Straßen der Altstadt und fanden uns auf einmal in einem Filmset wieder. Eine Frau der Crew sagte uns, dass hier gerade die zweite Staffel der Amazon Prime Serie "Yosi, the regretful spy" über einen argentinischen Geheimagenten gedreht würde und wir konnten quasi im Filmset dabei zusehen. Warum uns keiner wegschickte, wunderte uns selber.
    Wir überlegten, was wohl in der Szene zuvor passiert sein musste. Wahrscheinlich hat ein Überfall samt einer Explosion stattgefunden, denn die Schauspieler setzten desorientierte Gesichtsausdrücke auf, es würde geschrien und einige hatten Wunden geschminkt. Es wurde künstlich Staub aufgewirbelt und die Situation wirkte sehr angespannt und hektisch. Der Trailer sieht zumindest ganz spannend aus. :)

    Unsere nächste Station heißt jetzt: Punta del Este.
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  • Día 94

    Punta del Este: Stadt im Winterschlaf

    29 de junio de 2022, Uruguay ⋅ ⛅ 14 °C

    Nach den enttäuschenden Eindrücken vom Großstadtleben wollten wir endlich die Hauptattraktionen endecken, für die Uruguay berühmt und berüchtigt ist: Strände.🏖️
    Einer der berühmtesten Orte dafür ist Punta del Este. In diesem kleinen Örtchen, 140km von Montevideo entfernt, leben nur knapp 10.000 Menschen. Im südamerikanischen Sommer strömen aber bis zu 700.000 Touristen in die Stadt, um hier ihren Urlaub zu verbringen. Punta del Este hat den Ruf das Monaco Südamerikas zu sein, weil hier wohl viele Stars und Sternchen zu sehr hohen Preisen, auf engem Raum, gesehen und gesehen werden wollen.🌟
    Wir bekommen allerdings von all dem nichts mit, weil diese Stadt außerhalb der drei Sommermonate Dezember - Februar fast wie ausgestorben wirkt. Unzählige Restaurants, Bars, Einkaufsläden und Autovermietungen reihen sich hier dicht an dicht aneinander, aber an allen Türen große "cerado"-Schilder. Für uns hat das irgendwie etwas schönes und beruhgendes.
    Die einzigen Meschen die man sieht sind Bauarbeiter, die alte Bettenburgen renovieren oder neue hässliche Hotelklötze aus dem Boden stampfen.
    Uns erinnert die Silhouette der Stadt eher an El Arenal, als an Monaco. So viele Hotels mit 20-30 Stockwerken direkt am Strand aneinander gereiht haben wir noch nie gesehen.🏢
    Sophia aber hatte zwischen den ganzen Hochhäusern ein super schönes kleines Boutique-Hotel gefunden, das durch ein Airbnb-Angebot günstiger war als jedes Hostel.😍
    Hier verbrachten wir die zwei Abende im beheizten Whirlpool und hörten Podcast.
    Den Tag nutzen wir für einen ausgiebigen Strandspaziergang über 13 Kilometer vom Anfang bis Ende des "Playa Brava" zu einem uns empfohlenden Café im benachbarten Ort "la Barra". Auch hier waren die Preise so exorbitant hoch, dass wir beschlossen zu kochen und nicht mehr essen zu gehen😅
    Im Jacuzzi suchten wir uns dann noch eine schönes Ferienhaus im kleinen Fischerort "Punta del Diablo", zu dem wir am nächsten Morgen aufbrachen.🚍
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  • Día 100

    Punta del Diablo: 7 Tage Lagerfeuer

    5 de julio de 2022, Uruguay ⋅ ⛅ 14 °C

    Zum Abschluss unserer Reise durch Uruguay, wollten wir noch einmal ein paar Tage komplett abschalten und relaxen, bevor das große Reisen durch den Süden Brasilien beginnt. Also mieteten wir uns ein wunderschönes Holzhäuschen mit Kamin und Blick auf's Meer, in dem um diese Jahreszeit quasi menschenleeren Punta del Diablo.
    Dieser Ort besteht quasi zu 80-90% aus Ferienhäusern, die im Sommer restlos ausgebucht sein sollen. Wir hatten trotz tiefster Nebensaison Probleme eine Unterkunft zu finden, weil die meisten Besitzer im Winter nicht für eine Schlüsselübergabe in der Nähe sind oder die Häuser für die Hauptsaison auf Vordermann gebracht werden und deshalb nicht zu Verfügung stehen.
    Nach stundenlanger Suche fanden wir dann glücklicherweise genau das, was wir suchten. Ein schönes Häuschen, in dem wir es uns die nächsten 6 Nächte bei Kamin-Feuer und Meeresblick gemütlich machen konnten.
    Wir schlenderten abends oft am Strand entlang, der aufgrund seiner weitläufigen Dünen und der kalten Briese vom Meer ein bisschen an Nordseeurlaub im Herbst erinnerte.
    Wir bemerkten direkt am ersten Tag ebenfalls, dass unter unserem auf Holzstelzen stehenden Ferienhaus ein kleiner, älterer Mischlingshund lebte, der sich dort mit gesammelten Müllsäcken und Stoffresten einen kleinen Unterschlupf gegen die nächtliche Kälte gebaut hat. Er war zu süß und lieb, um ihn nicht die nächsten Tage bei uns im Haus schlafen zu lassen☺️
    Unsere Tage bestanden darin ausgedehnte Spaziergänge zu machen, Feuerholz zu suchen, ausgibig zu kochen und ansonsten das "sein" zu genießen😍 Nach der Woche hat sich unser Wunsch irgendwann mal ein Haus mit Kamin zu bewohnen noch einmal tausendfach verstärkt. Am Kamin zu sitzen und zu reden oder auch nur in die Flammen zu blicken gab uns so viel mehr, als auf dem direkt darüber hängendem Fernseher Filme oder Serien zu schauen.
    Wir lernten bei einem Spaziergang zufällig Irene kennen, die hier in einem ebenfalls fast leerstehenden Boutique-Hotel direkt am Strand arbeitet. Da keine Gäste da waren, lud sie uns spontan zum Essen ein und wir verbrachten einen sehr schönen Abend zusammen. Das Hotel hat ein ernsthaftes Problem mit den wandernden Sanddünen vor Ort, die schon mehrere Feriendomizile direkt am Wasser komplett unter sich begraben haben.
    Irene erzählte uns an dem Abend von einer kleinen Veranstaltung am Samstag in einer Bistro-Bar, mit Livemusik und Cocktails. Dort gingen wir dann auch zusammen mit ihr und ein paar ihrer Freunde hin. Der Abend war lang und wirklich sehr schön, da wir die einzigen Touristen hier waren und so Kontakte mit coolen Locals schließen konnten😊
    Alles in allem genossen wir die entspannten Tage hier sehr und haben jetzt genug Energie getankt, um die nächsten Wochen im Süden Brasiliens wieder eine größe Schlagzahl an Aktivitäten und Erlebnissen zu haben🙏
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  • Día 102

    Porto Alegre: Dem Sommer hinter

    7 de julio de 2022, Brasil ⋅ ☁️ 21 °C

    In Punta del Diabolo waren wir nur 30 km von der brasilianischen Grenze entfernt. Trotz der Nähe sollte die Reise nach Porto Alegre etwas stressiger werden als gedacht.
    Unser Bus nach Chuy, eine Stadt die sich direkt auf der Grenze befindet, kam eine halbe Stunde zu spät, was erstmal kein Problem war, denn wir hatten 1,5 Stunden Umstiegszeit. Unsere To-Do's in Chuy brachten uns dann aber doch in Zeitnot, sodass wir den Bus nur mit bitten und betteln noch bekamen und die Busfahrer noch 5 Minuten auf uns warteten. Manchmal reihen sich Unglück an Unglück - die Tickets konnten nicht mit Karte gezahlt werden, der Bankautomat akzeptierte keine ausländische Kreditkarte, mit den letzten Not-Euros verkaufte der Mann am Schalter uns dann die teuersten Sitzplätze, ... kurzum saßen wir schweißgebadet aber glücklich dann doch im Bus 🥵🫠

    Abends bezogen wir nur noch die Air BnB Wohnung im Studentenviertel mit vielen Bars und Restaurants und schauten ein Spiel der südamerikanischen Champions-League, bei dem Porto Alegre gegen einen Club aus Chile siegte.

    Der erste Tag in einem neuen Land ist immer mit etwas Organisation verbunden: Bargeld und SIM-Karte besorgen stehen auf dem Programm. Wir machten uns für unsere Verhältnisse früh auf den Weg und standen um 10 Uhr am ersten Bankautomaten. Drei Automaten später waren wir verzweifelt. Warum klappten die Kreditkarten nicht? Auf dem Weg zur vierten Bank kamen wir zufällig am deutschen Konsulat vorbei und da wir eh nichts zu tun hatten und wir noch nie in einem Konsulat waren, beschlossen wir nachzufragen, ob sie von einem generellen Problem wüssten. Das war nicht der Fall, aber sie empfahlen uns eine bestimmte Bank und dort klappte es.
    Wir wurden noch darauf aufmerksam gemacht, dass wir sehr wie Touristen aussehen würden und deshalb Vorsicht geboten sei. Wie kann man als Tourist nicht wie ein Tourist aussehen, fragten wir uns nach dem Hinweis. Trotzdem ärgerten wir uns ein bisschen, dass es so war, aber was soll man machen...

    Die empfohlene Bank funktionierte dann und auch die SIM-Karte war zwei Stunden später bereit. Wir nutzen noch den halben Tag, um durch die Altstadt zu schlendern, eine Bootstour zu machen und den Sonnenuntergang am Flussufer zu sehen.

    In der Altstadt fanden wir ein paar schöne Gebäude, aber ansonsten wirkte die Stadt ziemlich grau. Wenig Parks, dafür viele etwas heruntergekommene Hochhäuser. Ich musste an einen Satz denken, von einer Bekannten aus Equador, die mir vor der Reise sagte: "Die Mehrheit der südamerikanischen Großstädte sind nicht schön. Man will eigentlich schnell raus und in die Natur." Aber wir wollen nicht voreingenommen sein und werden noch viele Großstädte besuchen - mal sehen, ob wir das dann am Ende der Reise unterschreiben würden.
    In die Natur wollen wir auf jeden Fall und somit ging es am nächsten Tag über die Ruta romantica schon weiter nach Gramado, wo unzählige Parks, Canyons und Wälder auf uns warteten 😍
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  • Día 104

    Gramado: Geballte Ladung Europa-Klischee

    9 de julio de 2022, Brasil ⋅ ⛅ 20 °C

    Auf Empfehlungsbasis anderer Touristen und Einheimischen, entschieden wir uns, den Großstädten Brasiliens für's Erste den Rücken zu kehren und in die südlichen Naturparadiese des Landes einzutauchen.
    Nach, für brasilianische Verhältnisse streckenmäßig sehr kurzen 130 Kilometern und 2:30 Busfahren, erreichten wir gegen Mittag die Kleinstadt Gramado.
    Bei dem 2km Fußmarsch durch die Innenstadt bis zu unserem Hostel bekamen wir einen guten ersten Eindruck, was uns hier erwarten würde.
    Eine zu 100% auf Tourismus ausgerichtete Stadt, in der sich zahlreiche Modegeschäfte an Restaurants und "Chocolatarias" reihen.
    Die Brasilianer, die hier gerade ihren Winterurlaub verbrachten, schienen mehrheitlich sehr gut zu verdienen, oder zumindest danach aussehen zu wollen.
    Wir hatten bei einem kurzen Lunch auf einer Bank in der Stadt eher den Eindruck, alle üben hier fleißig für einen Catwalk, als den Urlaub zu genießen.
    Das gehobenere Besucher-Klientel, schlug sich auch auf alle Preise bis zu den Hostels durch. Hier hatten wir unsere bisher teuerste Hostel-Übernachtung der Reise für knapp 20€ pro Person in einem 10er Schlafsaal. Alles andere war preislich auf europäischem Niveau oder sogar darüber.
    Aber nicht nur die Preise erinnern hier an Europa. Die Architektur, die Kulinarik, die Zweitsprache mancher Kellner, und sogar der Turm von Rapunzel. Alles steht im Zeichen Deutschlands, Frankreichs, Italiens, Österreichs oder der Schweiz.
    Es ist immer hochinteressant zu sehen, wie sich die Welt die eigene Kultur vorstellt und auch hier ist das Gleiche zu beobachten wie in der USA: wir sind alle Bayern😁
    Vor mittlerweile 7 Generationen ist die Familie unseres Kellners in einem unglaublich gutem Fondue-Restaurant aus Süd-Deutschland nach Brasilien ausgewandert und lebt in einem kleinen Ort nörtlich von Gramado. "Lucas", unser Kellner, konnte ein bisschen deutsch, weil er als Kind auf eine deutsche Sprachschule ging, um mit seinen Großeltern zu sprechen. Gebrochenes bayrisch gesprochen von einem Brasilianer in unserem Alter hatten wir bis dahin auch noch nie gehört😊 Die "deutsche Kultur" ist im Süden Brasiliens an vielen Stellen zu finden, aber für unseren Geschmack manchmal ein Hauch zu kitschig interpretiert, aber trotzdem auf eine positive Weise ulkig.

    Abseits der eher künstlich wirkenden Stadt, fanden wir allerdings genau die unberührte Natur, wegen der wir gekommen waren.
    Aus bizzaren Gesteinsformationen entstandene Wasserfälle, hunderte Meter breite Canyons, exotische Tiere und Wälder so weit das Auge reicht.😍
    Wir waren sprachlos.
    Da sagen Bilder auch mehr als jedes Wort!
    Nach den atemberaubenden Eindrücken, beschlossen wir erst einmal die nächsten fünf Wochen im südlichen Brasilien verbringen zu wollen... 🇧🇷😍
    Wir werden berichten!
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  • Día 111

    Florianópolis: Vorgeschmack auf Jungle

    16 de julio de 2022, Brasil ⋅ ☁️ 24 °C

    Florianópolis ist eine Insel an der südlichen Ostküste Südamerikas, die aber nah genug am Festland liegt, um damit durch eine Brücke verbunden zu sein.
    Sie ist vor allem für ihre grünen Berge und meterhohen Wellen berüchtigt, die Surfer aus der ganzen Welt anziehen.
    Wir verbrachten die ersten zwei Nächte in einem Hotel am Strand, welches eine 24 Stunden besetzte Rezeption hatte, da wir aufgrund von ausgebuchten Bussen an unserem eigentlichen Abreisetag in Gramado spontan einen Tag früher gen Norden fuhren mussten und der einzige Bus leider mitten in der Nacht um 5 Uhr in Florianópolis ankam.
    Aber alles halb so schlimm, wir sahen einen Sonnenaufgang auf der Hotel-Terrasse, ergaunerten uns ein sehr gutes Frühstück am Ankunftstag und konnten schon 4 Stunden eher als angekündigt in's Zimmer einchecken☺️
    Nach einem nachgeholten Schläfchen, wollten wir am frühen Nachmittag das schöne Wetter für einen ausgedehnten Strandspaziergang in's 10 Kilometer entfernte Nachbar-Örtchen nutzen, um dort bei einem, wie sich herausstellten sollte, phenomenalen Italiener Pasta zu essen🤤
    Wir hatten zuerst die Befürchtung, der Rückweg am Strand könnte zu dunkel werden, aber der strahlende Mond erhellte das Meer, den Strand und die Dünen so beeindruckend, dass wir Sophia's Lieblingsgadget, die Kopflampe, gar nicht brauchten. 🌝

    Wir zogen dann an Tag 3 um, in ein kleines Ferienhaus ganz im Süden der Insel, welches inmitten des Jungles lag und uns erst einmal einen 150 Höhenmeter Aufstieg mit dem ganzen Gepäck abverlangte.
    Aber wir sollten mit einem urigen Häuschen samt traumhaften Ausblick über das Meer belohnt werden😍

    An den folgenden vier Tagen, spielte leider nur an zweien das Wetter mit, um das erste Mal in unserem Leben im Jungle wandern zu gehen.
    Die Natur bietet hier alles was das Herz begehren kann.
    Über einsame Sandstrände, unberührte Urwälder mit exotischen Tieren, bis zu monströsen Wellen die an die riesigen Felsen peitschen🤩
    Wir waren besehlt und wussten wieder einmal warum wir genau in diesem Moment an diesem Ort sein wollten☺️
    Abends kochten wir noch gemütlich zusammen und konnten beim Essen am Lagerfeuer auf dem Balkon das Meer rauschen hören.❤️
    Dabei gesellte sich dann leider auch ungefragt eine wirklich große Spinne direkt zwischen unseren Köpfen dazu, die uns beide in dem Moment seeehr aufschrecken und in der Nacht von Spinnentieren träumen ließ😅
    Morgens frei lebende Affen durch die Bäume über dem Haus klettern sehen zu können hat halt auch seinen natürlichen Preis, dachten wir uns. 😉
    Mit unserem 30 Meter entfernten Nachbar Vinicius verbrachten wir auch noch einen schönen Abend, nachdem wir ihn spontan zu uns eingeladen hatten. Vinicius arbeitet hier seit Wochen mit Blick auf's Meer aus der Hängematte als ITler. (Ja, selbst hier im Jungle gab es schnelleres Wlan als zu großen Teilen in Deutschland🤷‍♂️)
    Es ist erstaunlich, wie viele sogenannte Digital Normads wir bis jetzt schon auf der Reise getroffen haben. Ein Lifestyle bei dem die 100% Remote arbeitenden ITler kein wirkliches Zuhause mehr haben und einfach nach Lust und Laune durch die Welt reisen und dabei mit ihrem Laptop tagsüber arbeiten.
    Jetzt gerade sitzen wir im Bus auf dem 14 stündigen Weg zu einem der sieben Natur-Weltwunder, den Iguazu Wasserfällen.
    Es geht also weiter mit atemberaubender Natur😍
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  • Día 113

    Foz do Iguacu: Ein Weltwunder

    18 de julio de 2022, Brasil ⋅ 🌧 17 °C

    Endlich war der Moment gekommen, indem wir die Iguazu Wasserfälle, die zu den sieben Natur-Weltwundern gehören, hautnah erleben konnten.
    Wir überlegten erst, uns ein Auto zu leihen und damit bis Anfang August über Iguazu und Sao Paulo nach Rio de Janeiro zu fahren, aber die schlappen 1.000 Kilometer pro Strecke von der Ostküste bis zum Dreiländereck Brasilien, Argentinien und Paraguay, indem die Wasserfälle die Ländergrenzen markieren, waren uns dann doch zu weit.
    Also buchten wir einen 15 stündigen Nachtbus, der perfekt um 7 Uhr morgens in Foz do Iguaçu ankam, um noch den ganzen Tag nutzen zu können.
    Wir hatten nämlich nur eine Nacht ein Hotel gebucht und wollten am nächsten Abend schon wieder zurück in den Osten nach Curitiba.
    Diese 48 Stunden waren dafür aber vollgepackt mit einmaligen Eindrücken.

    An Tag eins besuchten wir die brasilianische Seite der Wasserfälle und erfüllten uns gleich zu Beginn einen weiteren großen Traum:
    Das erste Mal Helikopter fliegen.
    Eine Agentur bietet hier 12 minütige Flüge über die Wasserfälle für verhältnismäßig günstige 90€ pro Person an. Damit bekamen wir direkt einen bombastischen Eindrücke von den schier unvorstellbaren 1,5 Millionen Liter Wasser, die hier pro Sekunde aus, 82 Metern Höhe und knapp 3 Kilometern breite in die Tiefe stürzen.
    Die winterlichen Schulferien in Argentinien und Brasilien und die Tatsache, dass Sontag war, sorgten leider für etwas mehr Gedränge auf den ansonsten sehr schön angelegten Balkonen die einen spektakulären Blick, auf die 20 gößeren, sowie 255 kleineren Wasserfälle ermöglichen.
    Nachdem wir Abends noch einen Burger in der Stadt essen waren, sahen wir auf dem Weg ins Hotel noch eine Shisha-Bar, in der wir unsere erste Pfeife seit knapp 4 Monaten rauchen wollten.
    Hier in Brasilien sind Shisha-Bars und Shisha-rauchen ein ähnlich großes Ding wie in Deutschland. In Argentinien und Uruguay dagegen überhaupt nicht.
    Komischerweise gab es in dem großen Raum kaum Sitzmöglichkeiten, dafür aber viele Stehtische. Stehtische in einer Shisha-Bar hatten wir zuvor noch nie gesehen. Es sollte sich eine halbe Stunde später zeigen wieso.
    Wir waren zufällig- und lustigerweise auf einem Konzert gelandet. Hier spielten 4 junge Brasilianer richtig coole Live-Musik und die ganze Shisha-Bar war völlig aus dem Häuschen und alle haben getanzt. 😁
    Hier herrschte eine viel bessere Atmosphäre, als in allen deutschen Shisha-Bars, in denen wir je waren.

    An Tag zwei stand dann die argentinische Seite der Iguazu Falls auf dem Programm. Die Einreise für den eintägigen Aufenthalt gestaltete sich allerdings als schwieriger als angenommen. Wir als Ausländer nicht aus Brasilien, Argentinien oder Paraguay brauchten entgegen aller Aussagen der Hotel-Mitarbeiter und Busfahrer doch die selben Dokumente und Formulare, die wir auch schon im März für unseren zwei monatigen Aufenthalt brauchten. Nach längerem hin und her und nerviger Wlan-Suche an der Grenze, war der Linienbus, den wir bis hier hin genommen hatten und der uns zum Busbahnhof bringen sollte, schon ohne uns weitergefahren. Da hier aber 9 von 10 der nach Argentinien einreisenden Autos zu den Wasserfällen fuhren, versuchten wir es mit Daumenraushalten. Nach ein paar Minuten stoppte ein älteres Pärchen neben uns und wir verstanden auf dem schnellen Spanisch nur das Wort "Parque do Iguacu" und dachten natürlich, das wäre ein Mitfahr-Angebot. Mir nichts dir nichts, stiegen wir direkt hinten ein und schauten im Rückspiegel in verdutzte Gesichter. Es stellt sich dann raus, dass sie uns lediglich fragen wollten, wo es zum Park ging. Da wir aber schon im Auto saßen, waren sie so höflich uns nicht wieder rauszuschmeißen. Gleichzeitig konnten wir noch mit den nötigen Google Maps Skills aushelfen - eine WinWin Situation.☺️ Die Gespräche während der Fahrt versetzten uns wieder in die Zeit in Argentinien zurück. Miguel fragte uns nur nach Geld - ob Brasilien teuer für uns wäre, welchen Wechselkurs wir zu argentinischen Pesos bekommen hatten und wo wir Geld getauscht hätten. Die finanzielle Lage, die sich nach unserem Verlassen des Landes nochmal deutlich verschlechtert hat (mittlerweile ist 1€ fast 300 Pesos wert) beschäftigt die argentinische Bevölkerung sehr. 😟

    Aber nicht nur das Gespräch im Auto erinnerte uns an unsere Zeit in Argentinien. Am Parkeingang mussten wir schmunzeln, als wir die Preise sahen: Argentinier zahlen 1200 Pesos, Brasilianer, Uruguayaner und Paraguayaner 2500 und alle anderen 4000 - Preis nach Nationalität, ein Konzept, was in Deutschland auf jeden Fall rechtlich nicht haltbar wäre. Aber gut, die Bevölkerung leidet unter der Situation, also kann man es gut nachvollziehen.
    Nach längerem Warten im Park angekommen kamen wir direkt an einem kleinen Stand vorbei, wo man uns ein weiteres Ticket in die Hand drückte, "Für den Zug". Besagter Zug führte zu der am weitesten entfernten Plattform, direkt über den größten der Wasserfälle. Er führte allerdings, typisch argentinisch, nicht direkt zu der Plattform. Der erste Teil der Fahrt endete schon nach 600 Metern (es hätte auch einen Fußweg gegeben, den wir zu spät gesehen haben). Dann mussten alle aussteigen, sich durch einen kleinen Durchgang zwängen, wo man wieder ein neues Ticket für den nächsten Zug bekam. Dann drehte die Masse um und alle liefen wieder zum selben Bahnsteig, wo der nächste Zug abfuhr. Der einzige Mann am Durchgang zu Gleis versuchte auf alle Zweit-Tickets zu schauen, ob die Passagiere auch die richtige Uhrzeit der Abfahrt einhielten (was aufgrund der Masse an Personen schlicht nicht möglich war und damit das zweite Ticket vollkommen unnötig machte). Die vier Waggons liefen ein und der Zug stand bereit. Man konnte nur nicht einsteigen, da wieder ein kleines Tor passiert werden musste. Dabei entstand eine Traube nervöser Menschen, die versuchten den besten Platz zu bekommen. Frei wählen durfte man allerdings auch nicht, da die Waggons nummeriert waren und jedes Ticket einer Waggonnummer zugeordnet war (wurde natürlich auch nicht kontrolliert). Nach dem Gewusel waren endlich alle bereit und der kleine Zug setzte sich in Bewegung.
    Wir waren in Argentinien schon häufig an dem Punkt, dass wir die Art und Weise, wie Dinge umgesetzt werden einfach nicht verstanden haben. Es war kaum zu übersehen an welchen kleinen Schräubchen man drehen könnte, um den ganzen Prozess einfacher und effizienter zu gestalten. Manchmal haben die Vorgehensweisen eine gewisse Komik und so saßen wir mit mittlerweile 6 Papiertickets (Parkeintritt, erster Zug und zweiter Zug) im Zug Richtung Plattform numero uno.

    Die argentinische Seite ist viel weitläufiger und stand der brasilianischen im puncto "atemberaubend" in nichts nach. Nach anfänglichem Sonnenschein, sollte der gemeldete leichte Regen in ähnliche Wasserfälle ausarten, wie die Iguazu Falls welche sind. Wir bekamen so sehr den Arsch nass, dass trotz bester Regenkleidung und Regenponchos jede Mikrofaser unserer Kleidung ausgewrungen werden konnte. 😅 Unser Gedanke: "Naja, wenn wir schon einmal nass sind, können wir nun auch die jetzt menschenleeren Balkone nutzen und uns fast alleine das Naturschauspiel anschauen."
    Wir fuhren also mit dem letzten Bus klitsch-nass zum Hotel, zogen uns im Behinderten-Klo um (da wir ja kein Zimmer mehr hatten😅), gingen das erste Mal in Brasilien Rodizio essen (es gibt Buffet und die Keller gehen mit Spießen unterschiedlichster Fleischsorten umher und fragen, was man probieren möchte - mein Favorit-Spieß: die warme Ananas mit Zimt zum Nachtisch :D) und fuhren glücklich und bestens gesättigt mit dem Nachtbus nach Curitiba.
    Die Überfahrt wurde allerdings erst entspannt, als der Bus losgefahren war. Was war passiert? Mein Name stand nicht auf der Liste, sodass ein Mitarbeiter mit meinem Reisepass für 10 Minuten verschwand, Dominiks Zweit-Rucksack durfte das erste Mal nicht oben im Bus mitfahren, wodurch wir die ganzen Wertsachen irgendwie umpacken mussten und die Essenstüte, die wir seit Ushuaia mit uns rumtragen, riss, wobei die Glasflasche des Olivenöls zerbrach - so ist das, alles kommt gleichzeitig, aber wir können 5 Minuten später immer drüber lachen. Auch darüber, dass aufgrund der Olivenölpfütze im Bus-Gang höchste Rutschgefahr bestand😁☺️ Im Bus freuten wir uns auf Curitiba und darauf mal wieder im Hostel mit vielen Gleichaltrigen zu sein. :)
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  • Día 116

    Curitiba: Grüne Großstadt

    21 de julio de 2022, Brasil ⋅ ☀️ 23 °C

    Morgens um acht Uhr in Curitiba angekommen, fuhren wir mit dem Uber zum Hostel. Für den Tag standen ein paar organisatorische Dinge auf dem Programm: Seit vier Wochen waren wir nicht mehr bei der Wäscherei und fühlten uns als würden wir langsam anfangen zu müffeln, eine neue Tasche, die unsere gerissene Essenstüte ersetzen sollte, wollte gefunden, eine neue SIM-Karte organisiert und, die größte Herausforderung, eine brasilianische CPF-Nummer beantragt werden. Nachdem wir das kleinste Privatzimmer, was wir je gesehen haben, bezogen hatten, packten wir unsere großen Rucksäcke voll Dreckwäsche -das waren 95% unserer Klamotten- und starteten in den Tag.

    Die ersten drei To-Do's waren relativ schnell erledigt und ich freute mich schon wahnsinnig darauf endlich die ganzen Gewürze und unsere Einkäufe vernünftig zu organisieren und endlich diese schreckliche Einkaufstüte aus Ushuaia loszuwerden.

    Die CPF-Nummer ist ein eigenes Thema: Sie ist so etwas wie eine Passnummer und ist in Brasilien im Alltag nicht wegzudenken. WLAN in der Shopping-Mall? - Du brauchst eine CPF. Bustickets online buchen? - Wo ist deine CPF. Eine SIM-Karte registrieren? - CPF bitte. Selbst um einen Termin bei dem Amt zu machen, um eine CPF zu beantragen, wird eine CPF benötigt. Ein weiteres Problem bei der Beantragung war die Sprachbarriere. Niemand in dem Amt sprach Spanisch oder Englisch. Aber zum Schluss haben wir eine E-Mail Adresse bekommen und haben alle Dokumente dorthin geschickt. Mal sehen, ob wir die Nummer bekommen.

    Der erste Tag endete mit kochen, Skyjo Action spielen und einem etwas anstrengenden Gespräch mit einem mittelalten Amerikaner, der sich auf seiner Harley etwas zu wohl fühlt und sich eigentlich nur selber gerne reden hörte. Er hieß eigentlich Marco, nannte sich aber selbst Mad Max ...

    Den zweiten Tag wollten wir nutzen, um die Stadt kennenzulernen. Mit ihren 3,5 Millionen Einwohnern ist sie eine der größten Städte im Land und ihren unzähligen Parks eine der grünsten. Auch die Hochhäuser sahen weniger abgerockt aus und generell war die Stadt sehr sauber. Zudem fanden wir an jeder Straße diese futuristischen Bushaltestellen: Schwarze Röhren mit einem Drehkreuz, in der die Menschen Schlange stehen und auf den Bus warten. Wir haben diese besonderen Schnellbusse nicht genutzt, aber wahrscheinlich sollen diese Röhren dazu dienen, den Bezahlvorgang schon vor der Fahrt zu erledigen und eine Menschentraube beim Einsteigen in den Bus zu vermeiden.
    Auf dem Weg zum Bahnhof, bei dem wir Zugtickets (ja, richtig gehört - endlich mal kein Bus 😍) für den nächsten Morgen kaufen wollten, kamen wir an kleinen Obst- und Gemüseständen vorbei. Ich hatte mir vorgenommen mehr nachzufragen und Früchte zu kaufen und zu probieren, die wir noch nicht kennen. Mir ist nämlich aufgefallen, dass wir die Gerichte, die wir in der Heimat für uns kochen, mit auf Reisen genommen und bisher noch nicht so viel Neues ausprobiert haben. Daher kaufte ich die Samen, hier pinhão genannt, eines südbrasilianischen Nadelbaums, der Aurakarie. Ein netter Mann, der bemerkte, dass meine Kommunikation auf Portugiesisch mit der Standbesitzerin eher schleppend lief, half auf Spanisch aus und erklärte mir die Zubereitung. Die nächsten Tage auf der Ilha do Mel wird es ausprobiert! Soll wohl wie eine Kreuzung aus Kartoffeln und Pinienkernen schmecken 😍

    Nachdem wir die Tickets organisiert und nochmal beim Amt für die CPF-Nummer vorbeigeschaut hatten, begann endlich der schöne Teil des Tages und wir kauften zwei Tickets für einen Hopp On Hopp Off Touristenbus, der uns auf seiner dreistündigen Route durch die ganze Stadt vorbei an allen Sehenswürdigkeiten bringen sollte.
    Als wir am Teatro Guaira zustiegen, war ich enttäuscht, denn es war wunderbares, sonniges Wetter und ich saß noch nie in einem Bus oben, in dem das komplette Dach offen war. Anscheinend hatten sie unterschiedliche Modelle und unser war wie ein einfacher Linienbus. Mit der Hoffnung den nächsten mit offenem Dach zu erwischen, stiegen wir am Bosque Alemao ("deutscher Wald") aus und liefen den "Hänsel und Gretel"-Pfad. Dass die Brasilianer eine Faszination für deutsche Märchen haben, kannten wir schon von der winkenden Rapunzel aus Gramado. Das Märchen wurde auf Tafeln mit Bilder ausgestellt am Wegesrand erzählt und es gab sogar das Hexenhaus, in dem eine Frau als Hexe verkleidet die Kinder bespaßte. 🧙‍♀️🪄🛖

    Am Ende des Pfads warteten wir an der Bushaltestelle auf die nächste Zustiegsmöglichkeit. Nach und nach wurden es immer mehr Menschen und als der Bus ankam konnten nur sechs Personen in den schon proppevollen Bus einsteigen (wir hatten Glück und gehörten dazu). Nach drei weiteren Haltestationen konnten wir endlich einen Platz auf dem Dach ergattern. 😍 Die Route führte immer weiter aus der Stadt hinaus, vorbei an Parks und immer größer werdenden Häusern.
    Mit dem Blick auf die Uhr wurden wir langsam etwas nervös, denn die Wäscherei hatte nur bis 18Uhr geöffnet. Wir beschlossen auszusteigen und ein Uber zu rufen. Was uns dann in die Quere kam, war der Verkehr. Um 18:07 Uhr erreichten wir die Wäscherei - natürlich war pünktlich Feierabend gemacht worden und wir standen keuchend vor geschlossener Tür, unsere Wäsche ordentlich verpackt sichtbar hinter der Scheibe.
    Das ließ Vorfreude auf den nächsten Morgen aufkommen: Der Zug ging um 8:30Uhr und die Wäscherei öffnete um 8. Naja, würde schon gutgehen, wenn wir um Punkt 8 da sein würden, dachten wir noch.
    Wir genossen den Abend beim "Discussion Pub" mit dem Thema Argentinien im Hostel. Eine Argentinierin, die im Hostel als Freiwillige arbeitete, machte für alle leckere vegane Empanadas und alle waren eingeladen sich draußen bei der Bar zu treffen, zu essen und einfach zu schnacken. Es war ein netter Abend mit unterschiedlichen Leuten, die uns um 23 Uhr aufforderten noch mit Tanzen zu gehen, was wir etwas zähneknirschend aber mit dem Wäsche-Thema im Hinterkopf ablehnten. 💃🚫

    Am nächsten Morgen standen wir dann relativ pünktlich an der Rezeption um zu Bezahlen, aber wir hatten die Rechnung ohne die südamerikanische Gemütlichkeit gemacht. Zwei Mädels checkten gerade ein und der gesamte Prozess dauerte und dauerte, sodass Dominik schon mal los rannte.
    Das Ende vom Lied war, dass die Wäscherei 7 Minuten zu spät öffnete und wir um Punkt 8:30 Uhr (auf den Tickets stand man solle um 8 Uhr da sein) auf das Gleis stürmten. Der Schaffner winkte bereits zur Abfahrt und die Frau am Gleis wollte uns das Einsteigen trotz Bitten und Betteln verwehren. Das bekamen die Leute im Waggon neben uns mit und begannen zu singen, zu klatschen und uns anzufeuern. Dieser öffentliche Druck bewegte sie dazu uns doch noch zu unserem Waggon zu begleiten. Was ein Glück, dass wir die billigste von vier Klassen gebucht hatten: Der Zug war so lang, dass nur 5 Waggons vom Gleis aus zugänglich waren. Die ersten Klassen waren wahrscheinlich um 8 Uhr eingestiegen und der Zug dann vorgefahren, damit die Personen mit den günstigen Tickets anschließend boarden konnten.
    Es war also geschafft: Wie saßen in dem Zug mit dem Ziel Morretes. Auf einem Reiseblog hatten wir gelesen, dass diese Fahrt mit dem alten, historischen Zug eine der schönsten der Welt sein soll - durch unzählige Tunnel, über Schluchten und Flüssen, vorbei an Tälern und mitten durch den Wald.
    Diesen Eindruck können wir nur bestätigen - es war sensationell!! 😍🌳🌴🏞️
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