Zu Fuß durch die Welt

April 2021 - March 2023
Die Vorstellung zu Fuß die Welt zu erkunden, übt seit Jahren eine starke Faszination auf mich aus. Nun wage ich den Schritt und trete in freudiger Erwartung den Erfahrungen, Erlebnissen und Begegnungen entgegen, die am Wegesrand auf mich warten. Read more
  • 94footprints
  • 19countries
  • -days
  • 1.0kphotos
  • 19videos
  • 33.5kkilometers
  • 17.3kkilometers
  • Couchsurfend dem Regen entkommen

    May 13, 2021 in Germany ⋅ 🌧 9 °C

    Montags und Dienstags ging es dann über die letzten Gipfel, die über 1000 Höhenmeter liegen. Der Montag war richtig anstrengend, da hab ich mich echt müde gefühlt und dann am Abend beschlossen früher als ursprünglich gedacht einen Zeltplatz zu suchen. Ich durfte die Nacht auf einer Skipiste neben einem Schlepplift verbringen - ein kleiner Teich in der Nähe bot dann noch eine angemessene Erfrischung nach dem sehr warmen und wunderbar sonnigen Tag.

    Ab Dienstag Abend wurde schon seit längerem Regen prognostiziert, vor allem am Mittwoch und am Donnerstag sollte es größere Mengen an Niederschlag bringen und ich hatte große Zweifel, dass meine Ausrüstung dabei trocken bleiben würde. So dachte ich schon am Sonntag über mögliche Alternativen nach. Immer wieder entlang meiner Route suchte ich auf der Plattform von Couchsurfing nach möglichen Unterkünften, da ich allerdings zumeist durch sehr kleine Orte kam, hatte ich bislang keinen Erfolg.

    Bei Georg war es schließlich anders. Er antwortete innerhalb einer Stunde auf meine Anfrage und schrieb, dass er natürlich Platz für mich hätte - was für eine Freude!
    Ich passte meine Route etwas an, ging am Dienstag vom Kaitersberg nach Bad Kötzting und am Nachmittag über den Haidstein Richtung Weiding - einem kleinen Ort zwischen der Grenzstadt Furth im Walde und der Landkreisstadt Cham.
    Als ich gerade vom Haidstein hinunter wanderte und es leicht zu Tröpfeln begann, meldete sich Georg bei mir und bot mir an, dass er mich das letzte Stück abholen könne - wie nett von ihm!
    Bei Georg und seinen beiden Söhnen - Pascal (18) und Patrick (20) - durfte ich nun von Dienstag Abend bis Freitag früh bleiben. Es war schön wieder einmal eine Zeitlang an einem fixen Ort zu verweilen. Hier fehlte es mir an nichts, hatte ich doch sogar ein eigenes Zimmer, eine Dusche und bekam reichlich zu essen und zu trinken. Recht schnell ist mein großer Appetit aufgefallen.
    Georg zeigte mir seine Heimatorte - von Cham über Chammünster, Weiding, Armschwang und Furth im Walde. Ich bekam eine exklusive Betriebsführung in ihrem Familienunternehmen und lernte jede Menge Menschen kennen, wie auch Moni, die 22 Jahre lang in Italien lebte und sehr, sehr gut kocht - war schön sich mit dir zu unterhalten.
    Ich verbrachte meine Zeit bei Georg mit interessanten Gesprächen, beim Billard spielen, in der Sauna und ich nutzte die Zeit dafür so manches meiner Ausrüstungzu flicken. So haben sich bspw die Schuhsohlen meiner Laufschuhe begonnen zu lösen (Superkleber hilft!). Das immer wieder nass werden durch Schnee und Regen tut ihnen dann doch nicht so gut.
    Und auch körperlich hat mir die Pause gut getan, haben mir die Berge der vergangenen Tage doch einiges abverlangt.
    Lieber Georg, danke, das ich die paar Tage bei euch verbringen durfte. Danke für deine Großzügigkeit und die Einblicke in deine Heimat und dein Leben.
    Es hat mich gefreut, dass ich mich am Donnerstag Abend mit einem selbst gemachten Kaiserschmarrn ein bisschen revanchieren durfte.

    Die Wettervorhersage bleibt zwar unbeständig, aber es wird viel weniger viel weniger Regen prognostiziert, als in den vergangenen Tagen und ich merk' auch wie in mir schon wieder die Lust kommt weiterzugehen.

    So möcht ich in den nächsten Tagen bis zum Zielort des nördlichen Goldsteigs nach Marktredwitz weiter wandern.
    Es liegen mittlerweile schon viele Kilometer hinter mir. Ein kleines Stück ist es noch bis nach Norwegen.

    Schönen Fenstertag und einen schönen Start ins Wochenende,
    Bernhard
    Read more

  • Die Oberpfalz und das Ende des Goldsteig

    May 18, 2021 in Germany ⋅ ☁️ 10 °C

    Nach der angenehmen Pause ist es am Freitag wieder weitergegangen.
    Von den teils noch winterlichen Bedingungen des bayr. Waldes und der kargen Landschaft der böhmischen Masse ging's in den Oberpfälzer Wald. Von nun an wechselten einander hügelige Wälder und Wiesen mit malerisch schönen Flussaulandschaften und verwunschenen Weihern ab. Vor allem das Waldnaabtal und das Pfreimdtal werden mir dabei in Erinnerung bleiben. Der Goldsteig führt hier entlang des Burgenwegs und so sah ich entlang meines Weges eine Vielzahl an Burgen und Burgruinen.
    Endlich ist auch wieder der Frühling sichtbar. Ähnlich wie vor zwei Wochen in Linz hab ich hier blühende Obstbäume gesehen.
    Doch nach wie vor wird die sehr unbeständige Wetterprognose meist von dem Zusatz: "Es ist ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit" ergänzt. So erlebe ich über die letzten Tage hinweg eine Vielfalt an Wetterereignissen - Meist ist es bewölkt, dann wieder strahlend blauer Himmel und mehrmals täglich ziehen dunkle Wolken mit Regen durch. Mal erwischt es mich und mal erreiche ich rechtzeitig einen Unterstand - Mal darf ich den Regen aus sicherer Entfernung vorüberziehen sehen, mal bin ich mittendrin und mit Ausnahme meiner Füße, die untertags fast durchgängig nass und feucht sind, bin ich ansonsten trocken geblieben. Die Sonne zwischendurch hat auch für ausreichend Motivation gesorgt, wenn's zwischendurch wieder einmal zäh gewesen ist. Heute muss ich sagen war ich dann schon sehr entspannt und gelassen, hab mich von den Wolken nicht mehr stressen lassen und hab Pause gemacht, wenn's gerade schön war.

    Am Samstag Abend war das noch anders, da wars für mich noch recht spannend. So war es am Nachmittag irrsinnig schön - viel blauer Himmel, viel Sonne und gegen Abend hin bin ich dann einer dunklen Wolkenfront entgegen gewandert und es hat noch gedauert bis der nächste Ort für Trinkwasser und einem möglichen Schlafplatz näher gekommen ist. An ein entspanntes Dahinwandern konnte ich da nicht mehr denken. Als ich dann den Ort erreichte, setzt schon der Regen ein und unter dem Dachvorsprung einer Hütte zog ich mir meine Regenjacke an, um dann nach einem Zeltplatz zu fragen. Nach zwei Versuchen ohne Erfolg hatte ich wieder Glück - und was für eins.
    Zunächst hatte ich im Garten mein Zelt aufschlagen dürfen und nach einer Weile kamen dann Alexander, Franziska mit ihrem erst fünf Monate altem Maximilian sowie Dominik und Sophia mit ein paar Schnapsflaschen und so begann ein lustiges Kennenlernen. Ich bekam Spagetti, eine warme Dusche, durfte letztlich in ihrer Gartenhütte auf einem Feldbett - dass sie noch extra für mich organisierten und mit dem Auto holten - schlafen und war am nächsten Morgen bei ihnen zum Frühstück eingeladen.
    Sie boten mir sogar an den Sonntag bei ihnen zu verbringen und Alexander könnte mich am Montag am Weg in seine Arbeit ein weites Stück Richtung Marktredwitz und dem Ende des Goldsteigs mitnehmen. Das war ein wirklich schönes Angebot und ich musste erst eine Nacht darüber schlafen, um schließlich doch das Gefühl zu haben noch weiter Gehen zu wollen.
    Innerhalb kürzester Zeit waren wir uns gegenseitig sympathisch. Es war ein sehr lustiger Abend. Danke, dass ich bei euch sein durfte!

    Nach einer weiteren Nacht im Zelt passierte mir am Montag Abend wieder etwas Spannendes.
    Ich war noch zum Einkaufen in einem kleinen Geschäft und mit meinem großen Rucksack am Rücken fühl ich mich dabei oft wie ein Elefant im Porzellanladen und so bin ich vorsichtig durch das Geschäft gegangen auf der Suche nach den Lebensmitteln, die ich brauche. Bei der Kühlabteilung hab ich dann versucht mir ein Joghurt zu schnappen, aber ständig fiel mir die Tür wieder zu. Eine junge Frau hatte das bemerkt und hielt mir schließlich die Tür auf. Dann hatte ich alles beisammen, konnte kaum mehr alles tragen und natürlich fiel mir dann wieder was hinunter. Und neuerlich kam mir jene Frau zur Hilfe. Nachdem ich bezahlte, setzte ich mich vor dem Geschäft auf eine Bank, um alles zu verstauen und mich schon ein wenig zu stärken. Die besagte junge Frau verließ ebenso das Geschäft und schien schon langsam heimwärts zu gehen, als sie sich nochmal umdrehte und fragte, ob ich denn auf Wanderschaft sei. Wir unterhielten uns eine Weile und als sie hörte, dass ich im Wald zelten würde, meinte sie, dass ich doch auf Joes Ranch übernachten könne. Wenn ich so eine Reise mache, dann müsse ich unbedingt Joe kennenlernen. Sie rief ihn spontan an und fragte, ob er Platz für mich hätte. Er sagte zu und ich bedankte mich vielmals bei Mia und machte mich auf dem Weg zu Joes Ranch!
    Joe ist ein sehr gutmütiger Kerl, der sofort damit einverstanden war, dass ich bei ihm im Haus schlafen könne. Er bot mir sehr, sehr bald an, dass ich auch länger bleiben dürfe, machte mir noch was zu essen und wir tranken noch Bier.
    Joe liebt seine Pferde über alles, vor allem "Bubi" hat es ihm angetan. Dieses Pferd hatte bereits fünf Vorbesitzer und keiner kam mit ihm zurecht. Bei Joe und ihm passe es aber einfach und er betont oft, dass er sein bester Gaul sei. Joe hat vielfältige Hobbys - so fährt er gerne mit einer seiner Kutschen oder beschäftigt sich mit seinen Ziegen. Er hat eine große Vorliebe für alte Gegenstände und Autos, so hat er unter anderem zwei Trabis, eine Gulaschkanone der tschechischen Armee und einen Mungo der Bundeswehr. Das alles zeigte er mir offenherzig und mit viel Stolz und Freude.
    Heute morgen machten wir dann noch ein gemeinsames Foto - und natürlich durfte sein bester Gaul dabei nicht fehlen.

    Danke Joe, dass ich die Nacht bei dir verbringen durfte. Danke Mia, dass du mir einfach so einen Platz zum Schlafen vermittelt hast.

    So und heute hab ich die letzten Kilometer am Goldsteig zurückgelegt. Gegen 17 Uhr bin ich in Marktredwitz angekommen. Genau vor vier Wochen bin ich in Krems/Donau gestartet und jetzt liegen - für mich unglaubliche - 650 Kilometer zu Fuß hinter mir.
    Kaum zu glauben, dass ich das gerade tatsächlich mache. Kaum zu glauben, was ich da gerade so alles erlebe.

    Die letzten Wochen hat mich dabei laufend ein Thema begleitet:
    Es wäre schon richtig cool die gesamte Strecke nach Norwegen zu Fuß zu gehen, hab ich mir gedacht. So war ja schließlich meine Idee. Zugleich merkte ich, dass mich viele Orte und Gegenden reizen, die nicht direkt an der Route nach Norwegen liegen. Was also tun?
    Es ist schon spannend, immerhin geht's da ausschließlich darum, wie ich das gerne möchte - diese Freiheit hab ich mir mit allen Vor- und Nachteilen verschafft. Mein Ziel alles zu Fuß nach Norwegen zu gehen, bringt eine große Klarheit und Eindeutigkeit mit sich. Da gibt's im Grunde keinen Raum für Abweichungen und ich denke so eine Situation gibt es oft in unserem Leben - Ziele helfen uns dabei unserem Leben eine Richtung zu geben. Je klarer die Ziele festgelegt sind desto mehr Klarheit und auch Sicherheit vermitteln sie.
    Im Laufe unseres Lebens und am Weg zur Erreichung unserer Ziele ist es sinnvoll sich immer wieder zu fragen, ob dieses Ziel noch so Bestand hat oder ob es sich mittlerweile verändert hat. Ich glaub', dass das etwas ganz normales ist. Wir selbst verändern uns ständig, also warum sollen sich unsere Ziele nicht mit uns mitverändern dürfen?
    Und es heißt ja so schön...
    "Der Weg ist das Ziel" oder auch "Wege entstehen indem man sie geht".

    Und so hab ich für mich beschlossen, dass ich meinen Füßen jetzt ein bisschen Pause gönne und mal andere Arten der Fortbewegung kennenlernen mag und ich lass' mich überraschen, wo mich das dann hinbringen wird. Ein paar Ziele hätte ich ja im Kopf, aber wer weiß, wo ich letztendlich lande.
    Da fällt mir passend dazu ein Zitat von André Heller ein: "Nie was ich will, immer was wird."

    So und jetzt genieße ich meinen Abend hier in Marktredwitz. Ich weiß nicht wie das alles immer passiert, aber ich hab schon wieder ein Bett bekommen und später wird noch Pizza gebacken.

    Ich wünsch' euch einen schönen Abend!
    Bis demnächst,
    Bernhard
    Read more

  • Mit Blablacar nach Dresden

    May 21, 2021 in Germany ⋅ ☁️ 16 °C

    Am Dienstag durfte ich noch einen sehr schönen Abend verbringen - bis kurz vor 1 tratschte ich mit Vroni & Konstantin meinen beiden zuvorkommenden Gastgebern, die mich letztlich sogar in ihrem eigenen Bett schlafen haben lassen.

    Als ich ihnen erzählte nach Dresden trampen zu wollen, meinten sie ich solle doch Blablacar nutzen - eine App für Mitfahrgelegenheiten, die ich bislang noch nicht kannte. Und tatsächlich fuhr am Mittwoch jemand von Regensburg nach Dresden und würde auch in Marktredwitz einen Stopp machen.
    So befand ich mich am Mittwoch nach einem gemeinsamen Mittagessen und einem kurzen Abstecher mit Konstantin beim hiesigen Wertstoffhof um 15 Uhr am Aldi-Parkplatz und wartete auf meine Mitfahrgelegenheit.

    Peter, ein Mitte 50-jähriger Historiker aus dem Karwendel, pendelt alle drei Wochen zwischen Mittenwald und Radebeul (bei Dresden). An sich wollte er in Marktredwitz nicht stehen bleiben, aber die App habe ihm da ein Schnippchen geschlagen. Glücklicherweise hat er sich darauf eingelassen.
    Es war eine interessante Autofahrt, die dann mit einem zweistündigen Stau noch etwas zäh wurde. Dennoch war's spannend, konnte ich doch gleich einiges an historischem Wissen über Dresden, das Umland und die DDR erfahren. Im Gegenzug konnte ich ihm ein bisschen mit meinem psychologischen Fachwissen weiterhelfen.
    So hab ich auf einmal in viereinhalb Stunden 220 Kilometer zurückgelegt und das für einen Unkostenbeitrag von € 10,-.

    Seit Mittwoch Abend verbringe ich nun meine Zeit in Dresden in einem Airbnb an einem Studentenwohnheim, wo ich mal eine eigene Wohnung nur für mich hab.

    Ich finde es ja am schönsten eine Stadt mit dem Rad kennenzulernen und in Dresden gibt's fast an jeder Straße einen Fahrbahnstreifen für Radfahrer und das nutzen auch jede Menge Menschen und so hab ich mich am Mittwoch schlau gemacht und da das Ausborgen relativ teuer ist, hab ich mir über eBay um € 20,- ein gebrauchtes Rad besorgt - wie ihr ja auch am Foto sehen könnt. Ein 1-Gang-Rad und nach 25 Jahren wieder einmal eins mit Rücktritt-Bremse!

    Mit dem Rad war ich die letzten Tage dann schon viel unterwegs - immer wieder durchquere ich dabei die Dresdner Altstadt mit seinen riesigen und sehr schönen Barockbauten, wie der Frauenkirche, dem Zwinger oder der Semper-Oper. Viele Gebäude wurden am Ende des zweiten Weltkriegs durch einen Bombenangriff der Alliierten zerstört und mussten wieder neu aufgebaut werden.

    Dresden ist unfassbar grün. Die Auen entlang der Elbe, der Große Garten mit Barockschloss mittendrin und am nordöstlichen Stadtrand mit der Dresdner Heide ein riesiges Waldgebiet, dem ich heute mit meinem Rad einen Besuch abgestattet habe. Ich hab ja in der Altstadt bei den Pflastersteinen schon Angst davor, dass es die Reifen nicht überleben und dann fahr' ich heute über Wurzelwege als wär's ein Mountainbike. Naja noch fährts und ich freu' mich darüber, solange es das tut und sonst geh' ich halt wieder zu Fuß.

    Heute Vormittag war ich in "der Galerie der alten Meister", wo riesige Gemälde von Rembrandt, Rubens, Michelangelo undundund ausgestellt sind. Morgen geht's noch in das Museum "Die Welt der DDR" und die zahlreichen Graffitis in der Neustadt werd' ich auch noch bestaunen.
    Und zwischendurch genieße ich es zu wissen, wo ich bis Sonntag früh schlafe, dass ich jederzeit und überall essen bekomme und das ich nur mit einem ganz, ganz leichten und kleinen Rucksack unterwegs bin und gönn' mir dabei gerade viel Pause.

    Am Sonntag möchte ich dann ins Elbsandsteingebirge radeln. Ich freu' mich schon auf die Sandsteinfelsen.
    Und ich glaub', dann wird's wieder Zeit ein bisschen herumzuwandern.
    Aber bis dahin leg' ich die Füße hoch und lass' es mir gut gehen.

    Ich wünsch euch allen ein schönes Pfingstwochenende!

    Lasst es euch gut gehen,
    Bernhard
    Read more

  • Die Tafelberge der sächsischen Schweiz

    May 26, 2021 in Germany ⋅ ☁️ 13 °C

    Am Sonntag bin ich dann also weiter gezogen. Dieses Mal mit meinem Rad entlang der Elbe flussaufwärts nach Pirna und dann weiter nach Stadt Wehlen in die sächsische Schweiz. Es war sehr angenehm den Rucksack nicht auf den eigenen Schultern transportieren zu müssen, auch wenn es fraglich bleibt, wie lange diese Konstruktion am Gepäckträger gut gehen wird.

    In der Stadt Wehlen hab ich zunächst einen kurzen Regenschauer abgewartet, ehe ich entlang des Malerwegs (einem Weitwanderweg, der durch das Elbsandsteingebirge der sächsischen Schweiz führt) zum wohl berühmtesten Fotomotiv der Gegend - der Basteibrücke - gewandert bin. Und auch ich konnte nicht widerstehen dieses schöne Bauwerk und Gebilde mit meiner Kamera festzuhalten.
    Ich wanderte schließlich etwas mehr abseits von den touristischen Pfaden durch kleine Schluchten und passierte ein paar nette Dörfer bis ich dann in Hohnstein am Abend mein Zelt aufschlug.

    Tags darauf ging es dann zu den Schrammsteinen und hier hatte ich vor erstmals das "Boofen" auszuprobieren. Kathrin, meine Radverkäuferin in Dresden, hat mir davon erzählt und ich war vollauf begeistert. Es gibt im Nationalpark der sächsischen Schweiz 57 Bofen, das sind Felsüberhänge, wo darunter im Freien übernachtet werden darf.

    In meiner ersten Nacht teilte ich mir eine Bofe mit zwei Kletterern aus Berlin und so erfuhr ich etwas über die Besonderheiten des Kletterns in diesem Gebiet. Die wunderbaren Felsformationen aus Sandstein sind teilweise so sensibel, dass bereits der alleinige Kontakt der Hände mit dem Fels einen Abrieb verursacht. Dementsprechend vorsichtig muss man beim Klettern sein und so streng sind auch die Regeln des sächsischen Kletterns (u.a keine Verwendung von Magnesium, keine Klemmkeile oder Friends).

    Am Dienstag war das Wetter sehr launisch - dreimal zogen Regen- und Hagelschauer vorüber - wie wunderbar, dass ich immer zur rechten Zeit einen Felsüberhang finden konnte und somit völlig trocken blieb. Der Wochentag und das wechselhafte Wetter hatten auch seine schönen Seiten, so war auf der Schrammsteinaussicht, wo sich sonst die Menschenmengen nur so drängeln, kaum was los. Nur zwei Jungs aus Rheinland-Pfalz hab ich getroffen, beide sind leider patschnass vom Gewitter gewesen. Einer von ihnen Hobbyfotograf nutzte zuvor auch noch den Regen, um schöne Fotos zu schießen. Die zwei sind gerade mit ihren Fahrrädern durch die sächsische Schweiz unterwegs und ihre Unterkunft besteht derzeit aus einer Plane, die sie über ihre beiden Räder spannen - so einfach kann's gehen.

    Nach einer netten Unterhaltung und der wunderschönen Aussicht machte ich mich auf die Suche nach einer Quelle, um meine Wasservorräte aufzufüllen um dann für die nächste Nacht eine neue Bofe zu finden.
    Hier treffe ich auf Feli. Sie studiert in Dresden Lehramt (Kunst, Latein und Religion), war mit dem Rad schon in Rom und genießt gerade ein paar Tage beim Bofen und herumwandern in den Wäldern.
    Wir sprechen über Gott und die Welt und das tatsächlich. Spannend war dabei vor allem die Frage, inwiefern Glaube und Kirche zusammenhängen und ob Glaube die Kirche eigentlich braucht?

    Von Feli erfahre ich auch, dass das Bofen in den letzten zwei, drei Jahren verboten war, da massive Trockenheit und hohe Waldbrandgefahr bestand. Das wurde auch sehr streng kontrolliert mittels Hubschraubern und Wärmebildkameras. Die Folgen der Trockenheit kann man deutlich am massiven Fichtensterben im ganzen Nationalparkgebiet erkennen. Heuer fließt glücklicherweise wieder Wasser in den Quellen und das Bofen ist auch wieder möglich.

    Heute bin ich dann über die Steige "wilde Hölle" und der "heiligen Stiege" in das kleine Dörfchen Schmilka und dann entlang der Elbe und vorbei an der Festung Königstein zum Rauenstein gewandert. Hier lieg' ich gerade unter der nächsten Bofe. Ich könnt mich da wirklich dran gewöhnen.

    Morgen geht's dann wieder zurück nach Pirna - dort verbringe ich noch eine Nacht und ab Freitag bin ich dann wieder Richtung Norden unterwegs.
    Read more

  • Mit dem Rad von Dresden nach Cottbus

    May 30, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 15 °C

    Am Donnerstag durfte ich eine Nacht bei Susi in Pirna verbringen. Susi ist auch immer wieder viel unterwegs, ob mit dem Zelt durch den Norden von Norwegen oder mittels Trampen von Dresden nach Lissabon undundund. Es gab also so einiges an spannenden und schönen Erfahrungen auszutauschen. Besonders schön war das wohltuend warme Bad. Der Sand von den Boofen ist zwar schön, aber ähnlich wie wenn man am Meer war, ist er dann einfach überall.

    Bei leichtem Regen bin ich dann am Freitag mit meinem Rad von Pirna nach Dresden und nach einigen Besorgungen weiter in Richtung Senftenberg gefahren. Nach etwa 80 km entlang der Elbe, auf Forstwegen und oft entlang von Bundesstraßen hat es am Abend stärker zu regnen begonnen. Ich wollt an sich noch ein Stückchen weiterfahren, aber hab mich dann doch entschieden mein Zelt aufzuschlagen und die Nacht im trockenen zu verbringen.

    Am Samstag bin ich dann im Lausitzer Seenland unterwegs gewesen - das sind künstlich angelegte Seen von früheren Kohlebauwerken. In aufwendiger Arbeit werden die Krater des Kohlebaus wieder renaturiert. Es sind hier große Seen mit Möglichkeiten zum Segeln und Surfen entstanden. Lediglich die hier und da sichtbaren Gefahrenschilder weisen noch auf die frühere Nutzung dieser Gegend hin. Einige Kilometer weiter konnte ich dann tatsächlich einen aktiven Kohletagebau (Welzow Süd) betrachten und auch an einem Kohlekraftwerk bin ich vorbeigefahren. Mein Frisör in Dresden hat schon erwähnt, dass das Thema Kohlebau die Menschen dieser Gegend durchaus spaltet - einerseits gibt es dadurch viele Arbeitsplätze für die Menschen der Region, andererseits wird hier äußerst grob mit der Erde umgegangen und die Folgen für das Klima der Erde werden ja zunehmend spürbarer. Und das weil unser aller Energieverbrauch nach und nach stark steigt. Er ermöglicht uns neue Technologien undundund.
    Das alles soll unser Leben einfacher und wohl auch besser machen, dabei drängen sich mir zwei Fragen auf: Tut es das tatsächlich? Und um welchen Preis tut es das alles eigentlich?

    Zu Mittag hole ich ein Paket in Spremberg ab - Danke an Alex aus Tännesberg und Johannes aus dem Wuppertal. Es gab schon einiges zu organisieren, damit ich mir ein Paket innerhalb Deutschlands zuschicken lassen konnte. Wirklich cool, dass es geklappt hat! Ich freu' mich riesig darüber!

    Gegen Abend erreichte ich schließlich Cottbus und hier hatte ich die Ehre bei meinem Couchsurfing-Host Thomas eine Nacht verbringen zu dürfen. Das ganz besondere daran? Nicht nur das ich in einem neu renovierten und sehr schönen Zimmer übernachten durfte. Seine Freundin, Negar, hatte zudem Geburtstag und es gab am Abend eine iranische Geburtstagsfeier, wo ich dabei sein durfte. So lernte ich viele nette Menschen aus aller Welt kennen - Iran, Marokko, Türkei, Aserbaidschan, Indien, Mexiko - das war sehr, sehr schön! Danke, dass ich da dabei sein durfte.

    In Cottbus verabschiedete ich mich nun wieder von meinem Rad, dem sprichwörtlich 3,5 km vor meinem Ziel die Luft ausging. Besonders gefreut hat mich, dass Thomas eine Verwendung für das Rad findet.

    So und für mich geht's am Sonntag wieder weiter. Bei den nächsten Nächten im Zelt muss ich wohl sehr sorgsam mit meiner Isomatte umgehen - sie knallt leider immer wieder sehr, sehr laut und wird wohl bald nicht mehr zu viel zu gebrauchen zu sein.

    Aber in der Zwischenzeit werd' ich mal mein neues Fortbewegungsmittel erproben. Es sind zwar ein paar Kilo mehr für meinen Rucksack, aber das wird einfach ein Spaß!
    Read more

  • Auf der Spree nach ...

    June 2, 2021 in Germany ⋅ ⛅ 23 °C

    Es ist schön, dass ich die Möglichkeit habe auf meiner Reise zu beobachten und dann auch zu erleben, wohin sie mich führt und was sie mir so bringt.

    So hat Leo in Linz schon davon gesprochen, dass ich im Sommer auf skandinavischen Seen paddeln könnte. Georg in Weiding hatte dann die Idee, dass ich doch durch den Spreewald paddeln könnte und als ich mich mit Kathrin (meiner Radverkäuferin aus Dresden) unterhielt und ich erfuhr, dass ihr Freund und sie begeisterte Paddler sind und sie mir Flusswanderkarten zum Abfotografieren gegeben hat, war die Entscheidung wohl schon gefallen.

    Und neuerlich hab ich auf eBay Kleinanzeigen zugeschlagen und Johannes aus dem Wuppertal, der mich noch jetzt mit wertvollen Tipps unterstützt, hat es mir vorige Woche nach Spremberg geschickt. Alex aus Tännesberg hat mir dabei geholfen.

    Thomas hat mir dann am Sonntag in Cottbus beim Aufbau des Bootes und beim ersten - sehr aufregenden - Einstieg in die Spree geholfen.
    Und plötzlich hat die Phrase - sich treiben lassen - eine ganz neue Bedeutung erhalten.

    Wobei ich dazu sagen muss... Es handelt sich um ein sehr leichtes, aber dennoch robustes Boot, dass dafür gemacht wurde das Paddeln mit dem Wandern zu kombinieren. Ich nehm' daher tatsächlich gerade in Kauf, dass mein Rucksack nochmal schwerer wird.
    Das Boot selber hat aufgrund seines geringen Gewichts natürlich nicht besonders gute Fahreigenschaften und so ist das schon richtige Arbeit und das für Körperpartien, die das so scheinbar noch nicht ganz so gewohnt sind. Aber damit bereite ich zumindest meinen Oberkörper schon mal auf das Mehrgewicht meines Rucksacks vor.

    Das Paddeln ist für mich eine ganz neue Erfahrung und es hat schon viele Kilometer gebraucht bis ich für mich ein passendes Tempo finden konnte.
    Das UNESCO-Biosphärenreservat Spreewald bietet auf jeden Fall wirklich schöne Möglichkeiten die Auwälder am Wasser zu erkunden. Unzählige Fließe, Kanäle und Ströme spannen ein dichtes Wassernetzwerk über den Wald und so braucht es trotz guter Verkehrsschilder, dennoch eine detaillierte Flusswanderkarte, um nicht ganz die Orientierung zu verlieren.
    Der Natur bin ich durch diese Möglichkeit sehr nahe gekommen - fast lautlos hab ich mich so unzähligen Bibern, Enten und Graureihern nähern können. Ich durfte sogar Kraniche und einen Seeadler beobachten. Diese Entdeckungen sind schon was wirklich sehr besonderes!

    Zwischendurch treffe ich immer so viele liebe und hilfsbereite Menschen, die sich von meiner Reise begeistern lassen.
    So wie Jens, der seinen Freund in der Schweiz mal mit dem Fahrrad besuchen möchte und mir nach einem fünf-minütigem Gespräch anbietet mich am Freitag an die Ostsee mitzunehmen.
    Oder die Familie, die mich mit dem Boot überholte und mir am Wasser noch Snacks für unterwegs mitgab.
    Oder Mira und Heike, mit denen ich einen kurzen Plausch beim Umtragen der Boote hatte und überlegten, bei welchen Bekannten ich auf meiner Wegstrecke eine Nächtigungsmöglichkeit finden könnte.
    Oder auch meine Zeltnachbarn der vergangenen Nacht, die mich heute morgen mit Frühstück versorgten nachdem mir meines vermutlich ein Fuchs geklaut hat.
    Und jetzt am Abend treffe ich nach eineinhalb Monaten auf Zsombor. Der 28-jährige Schriftsteller ist gestern von Berlin losgegangen und macht sich zu Fuß auf den Weg zu seinem etwa 1100 km entfernten Heimatort im Osten Ungarns. Bei einem gemeinsamen Abendessen teilen wir unsere Erfahrungen und wir beide freuen uns, dass wir noch jemand anderen so "Ver-rückten" mit einem ähnlichen Vorhaben getroffen haben.

    So treibe ich also weiter dahin und darf euch hier von so viel schönen Erlebnissen und Erfahrungen berichten.

    An alle in Österreich - schönen Feiertag morgen!
    Lasst es euch gut gehen!
    Read more

  • ... Berlin, Berlin, Berlin

    June 7, 2021 in Germany ⋅ ☀️ 24 °C

    Bevor ich in Berlin angekommen bin, hab ich noch einige Kilometer - auch über einige Seen - zu paddeln gehabt. Rückblickend betrachtet, hab ich mir einfach eine viel zu lange Etappe für meinen fünften und vorläufig letzten Tag auf dem Boot vorgenommen.
    So finde ich mich dann am Donnerstagnachmittag erschöpft am Rand der Dahme, einem Nebenfluss der Spree, wieder und mache Pause, um für mich zu überlegen, wie ich weitermache. Ursprünglich wollte ich zu einem Campingplatz zu dem ich noch 9 km zu paddeln hätte, doch mein Körper und letztlich auch mein Kopf waren strikt dagegen - immerhin ging ihnen ebenso wie dem Boot schön langsam die Luft aus.

    Laut meiner Karte soll es in der Nähe bei einem Ruderverein die Möglichkeit geben für eine Nacht sein Zelt aufzuschlagen. Dort angekommen traf ich auf Kinder und Jugendliche, die zum Training hier waren. Leider meinte deren Trainerin, dass Zelten aufgrund von Corona derzeit nicht möglich sei. So überlegten wir eine Weile hin und her - bis schließlich ein 12-jähriger anbot, er könne seine Mutter fragen, da sie Ferienwohnungen vermieten würden. So rief er sie neben uns an und begann mit den Worten: "Hallo Mama, da ist so ein verwahrloster Mann ..." - ich musste innerlich schmunzeln und seine Trainerin begann sofort zu relativieren und meinte, dass ich mich ja lediglich nicht rasiert hätte, der Junge älter aussehe als er sei und das noch nicht richtig einschätzen könne undundund.
    Aus der Ferienwohnung wurde nichts, allerdings boten mir seine Eltern an mich zum nächsten Campingplatz mitzunehmen. Letztlich war es genau dass, was ich in diesem Moment brauchte und so durfte ich den Abend an einem wunderbaren See ausklingen lassen.

    Am Freitag packte ich dann wieder meine Sachen und machte mich die letzten Kilometer - nun wieder zu Fuß - nach Berlin auf. Ich ging durch verschiedene Vororte bis ich schließlich am Abend bei Georg in Rixdorf, Neukölln angekommen bin.
    Georg ist ein Musiker aus Wien, der mittlerweile seit fast 10 Jahren in Berlin lebt. Er war ein ehemaliger Mitbewohner in der früheren WG von Claudia und erklärte sich, als sie ihn fragte, sofort dazu bereit, dass ich letztlich nicht nur eine Nacht sondern einfach gleich das ganze Wochenende - sogar ganz für mich alleine - in seiner Wohnung verbringen durfte. Unglaublich großzügig! Und noch dazu hatte ich echt spannende Gespräche mit ihm und er hat mir Einblick in seine künstlerische Arbeit gegeben - sehr faszinierend!
    Danke dir, Georg!

    In Berlin verbrachte ich einen Großteil des Samstags mit Besorgungen und Organisation. Berlin ist wirklich groß und so sind die Wege sehr, sehr weit. Georg hat das so treffend beschrieben: "Wenn du eine Karte aus Österreich gewohnt bist, dann musst du in Berlin davon ausgehen, dass das doppelt soweit ist." - und ja das spürte ich dann immer wieder auch in meinen Beinen.

    Berlin ist eine unfassbar vielfältige und so wie ich sie kennengelernt habe eine sehr lebendige Stadt und das obwohl es derzeit ja kein Club-Leben gibt . Es war sicher auch das schöne Wetter, dass dazu beitrug, aber es war wunderbar zu sehen, wie die Menschen gemütlich Zeit auf öffentlichen Plätzen verbringen - einfach so! Hier scheint es völlig normal zu sein sich auf eine Bank im Park zu setzen und mit Freunden etwas zu trinken. Das hat ein sehr angenehmes und gemütliches Flair vermittelt und so war ich auch gern Abends unterwegs, um die Sehenswürdigkeiten - mit all der Geschichte, die Berlin in sich trägt -, die unterschiedlichen Kieze und die kulturell divers geprägten Straßen kennenzulernen.

    Ich spürte allerdings auch, dass ich sehr erschöpft war und bin. Die neue Beanspruchung des Paddelns der vergangenen Woche, aber wohl auch von den vorhergehenden Wochen wirkte sich nun auch körperlich aus.
    So versuche ich gerade mir ausreichend Pause zu gönnen und gut in mich hineinzuspüren, was ich brauche und was jetzt gut für mich ist, um dann zu sehen, wann, wohin und vor allem auch wie es, weitergeht.

    Ich werd' euch natürlich weiter auf dem Laufenden halten und wünsche euch, dass es euch gut geht!
    Read more

  • Ruhetage in Greifswald an der Ostsee

    June 12, 2021 in Germany ⋅ ☁️ 19 °C

    Habe ich die letzten Wochen zumeist gehend, radelnd oder paddelnd verbracht, war die vergangene Woche gekennzeichnet von liegen.
    Liegend im Bett und seit Freitag wieder liegend im Zelt. Und da die Zustellung der Isomatte sich mehr als kompliziert und langwierig herausstellt leider nicht ganz so bequem wie in den vergangenen Wochen.

    Gehen und in Wahrheit jede andere Art der körperlichen Fortbewegung war in dieser Woche für mich irgendwie so gar nicht vorstellbar. So haben sich zur körperlichen Ermüdung noch Halsschmerzen dazu gesellt und somit war mehr als klar: Ich brauche Pause! Ich brauche Erholung!

    Und nachdem das für mich in der Großstadt Berlin irgendwie nicht so ganz vorstellbar war, recherchierte ich wieder mal nach Mitfahrgelegenheiten und konnte so am Dienstag morgen mit Nina von Berlin Richtung Norden nach Greifswald fahren.

    In Greifswald habe ich mich zunächst in einem Slube - einer 5 m² "großen" Ferienwohnung einquartiert, später durfte ich dann mein Zelt bei Nina in ihrem Kleingarten aufschlagen und ja tatsächlich - abgesehen von Essensbesorgungen - hab ich diese Tage beinahe ausschließlich liegend verbracht.
    Das war mitunter gar nicht so einfach bei strahlendem Sonnenschein und der Ostsee direkt vor der Nase. Aber letztlich war und ist es dringend nötig meinem Körper und meinem Geist Zeit zu geben sich zu erholen und all die Eindrücke, Erlebnisse und Begegnungen Revue passieren und nochmals auf mich wirken zu lassen.

    Am Montag sind es genau zwei Monate her, als ich mit Benji in den Ötschergräben gestartet bin und es hat sich viel bewegt seither - ich hab mich viel bewegt seither - und viele Kilometer liegen mittlerweile hinter mir. So ist es zum einen ein Rückblick auf all das was ich bisher erleben durfte und was das auch mit mir "gemacht hat" und zum anderen auch ein Ausblick auf das was noch kommen darf und was ich mir vielleicht für meine Reise noch so wünsche.

    So ist jetzt auch mal Zeit für einen Abgleich zwischen den Wünschen und Vorstellungen, die ich in welcher Form auch immer, an diese Reise gebunden habe, mit den nun tatsächlich gemachten Erfahrungen und Eindrücken.

    Die Möglichkeit, dass ich zeitlich ungebunden bin und somit nicht immer auf das schnellstmögliche Fortbewegungsmittel angewiesen bin, eröffnet mir ganz neue Perspektiven auf das Reisen.
    Immer wieder tun sich dabei - abseits meiner ursprünglich geplanten Route - neue Wege und Möglichkeiten auf.
    Und dabei versuche ich stets selbst mein eigener Kompass zu sein.

    Weil letztlich sollte, so finde ich, nicht die Außenwirkung, wie zB Fotos, die zeigen, was für eine tolle Reise, was für einen tollen Urlaub wir gerade machen - das entscheidende oder vordergründige sein.

    Spannend ist doch immer, was es mit einem selbst macht.
    Spannend wird es dort, wo etwas in meiner Umgebung direkt an meinem Leben - im Hier und Jetzt - andockt, weil dann berührt oder ergreift mich etwas und kann so das eigene Leben mitgestalten oder sogar prägen.

    Als Beispiel kommt mir dazu das Entlangwandern an der tschechischen Grenze in den Sinn. Das von der persönlichen Erfahrung her weit spezieller für mich war als vor dem Brandenburger Tor in Berlin zu stehen.
    Das ist jetzt meine individuelle Erfahrung, die ich euch da berichten darf und falls wer mehr wissen mag - einfach fragen.

    Für mich ergeben sich aus all der Reflexion und Auseinandersetzung wieder einmal so einige Fragen und manche davon begleiten mich gar täglich auf Schritt und Tritt:
    Was brauche ich?
    Was sind abseits vom Erreichen von Norwegen Ziele meiner Reise?
    Wie passen meine eigene Vorstellung und die erlebte Wirklichkeit miteinander zusammen?
    Worum geht's mir bei den verbleibenden Kilometern Richtung Bergen?

    Ich hab ja dabei so die Vermutung, dass sich diese Fragen eigentlich auch ganz gut auf andere Themen, Projekte, ... in unser aller Leben übertragen lassen.

    Zwischen dem Herumliegen und Erholen hab' ich mir dann doch immer wieder mal - wenn auch viel, viel weniger als in der letzten Zeit - einen Eindruck von meiner Umgebung verschafft und somit auch ein paar Fotos von meiner neuen Umgebung gemacht, die ich mit euch teilen mag.

    Und so wie sich das bei mir gerade anspürt, wird's bei mir wohl auch in den nächsten Tagen noch ruhig bleiben.

    Liebe Grüße an euch alle!
    Read more

  • Die Ostseeinsel Rügen

    June 17, 2021 in Germany ⋅ ☀️ 22 °C

    So die Ruhe & Pause für mich hab' ich in den letzten Tagen noch ein bisschen ausgedehnt.

    Am Sonntag bin ich mit Bus & Zug nach Lietzow (auf Rügen) zu meiner neuen Unterkunft - einem Hostelzimmer - im ProjectBay weitergereist. Das ProjectBay bietet eine Verbindung von Arbeit (Coworkingspace) und Urlaub an - Workation wird das genannt. Bei wunderbarem Seeblick vom Büro aus kann nach der Arbeit der schöne See genossen oder die Insel Rügen erkundet werden.

    Mein Aufenthalt und die Ruhe dort haben mir sehr gut getan.

    Gleichzeitig konnte ich auf meine neue Isomatte warten. So unkompliziert & einfach die Zusendung meines Boots geklappt hat - so umständlich und langwierig wars dieses Mal.
    Ursprünglich sollte das Paket noch vor mir mittels Expressversand bei Georg in Berlin ankommen. Obwohl dieser Zuhause war, konnte es laut Versanddienstleister nicht zugestellt werden. Als ich das Paket dann im Paketshop abholen wollte, war es auch da nicht. Und so habe ich in den letzten eineinhalb Wochen nach zahlreichen Telefonaten und wiederholtem Aufsuchen von Paketshops in Berlin, Greifswald und Bergen (Rügen) nun am Dienstag nach fast zwei Wochen meine neue Isomatte bekommen. Das war schon wirklich ein Grund für mich innerlich abzufeiern.

    Im Hostel durfte ich die verschiedensten Menschen aus der IT- und Wirtschaftsbranche kennenlernen. Viele sind dazu aus den größeren Städten Deutschlands angereist. Spannend war für mich vor allem die Begegnung mit Diego. Diego stammt aus Brasilia, der Hauptstadt Brasiliens. Er lebt seit 2019 in Berlin und hat hier sein Masterstudium - das er vor kurzem abgeschlossen hat - absolviert. Interessant, wie er erzählt hat, dass er hier auf Rügen kennenlernen wollte, wo viele Deutsche ihren Urlaub verbringen.
    Diego hat mir viel von seinem Heimatland erzählt. Vor allem die Situation rund um Covid19 dürfte sehr, sehr schwierig und belastend sein. Er erzählt - sichtlich um Fassung bemüht - davon, dass er glücklicherweise noch keine Verwandten durch Covid19 verloren hätte. Allerdings seien viele Bekannte und teils auch Freunde, die noch relativ jung gewesen sind, daran verstorben. Täglich würden in Brasilien 1000 Menschen daran versterben und immer wieder erhält er Nachrichten davon, dass jemand aus seinem Umfeld davon betroffen ist.
    Diego gibt dabei vor allem der brasilianischen Regierung unter dem Präsidenten Jair Bolsonaro die Schuld für diese traurige Situation.
    Seine Betroffenheit, seinen Schmerz und auch den Ärger in seinen Erzählungen werden mir wohl noch länger in Erinnerung bleiben.

    Gestern war ich dann mit Nina aus Greifswald an den Rügener Kreidefelsen unterwegs. Über einen Feuersteinstrand sind wir an der Steilküste entlang gewandert, die sich über die Jahre und Jahrzehnte nach und nach durch den Einfluss des Wassers verändert. So schwemmt das Wasser der Ostsee immer wieder Kreide der Klippen von der Küste weg, was dazu führt, dass es immer wieder zu großen Felsstürzen kommt und so nach und nach Teile der Kreidefelsen im Baltischen Meer (wie die Ostsee international bezeichnet wird) verschwinden.

    Und nach diesem sehr schönen Ausflug war es Zeit sich von Nina zu verabschieden. Am Abend hab ich noch ein bisschen die weiteren Schritte meiner Reise organisiert und geplant.

    Heute morgen hab ich mich dann auf den Weg in Richtung Fährhafen gemacht, bin noch an den Ruinen der "Kraft der Freude" aus der Zeit des Nationalsozialismus vorbeigewandert. Hier war geplant für 20.000 Deutsche eine Urlaubsmöglichkeit zu schaffen. Wobei die Idee dahinter darin bestand durch eine möglichst durchstrukturierte Freizeit dem deutschen Volk "wirkliche" Erholung zuteil werden zu lassen und somit die Arbeitstüchtigkeit und die Nervenstärke zu fördern.

    So und jetzt gerade sitze ich auf meiner ersten Fähre.
    Ich sage Deutschland auf Wiedersehen und bedanke mich für die schönen Begegnungen, die wunderbare Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft und die vielfältige Landschaft und Natur, die ich hier kennenlernen durfte. Es war sehr schön hier!

    Und mit Vorfreude & Aufregung bin ich jetzt am Weg auf die dänische Insel Bornholm. Ein neues Land, eine neue Sprache, eine neue Währung, viele neue Menschen, Landschaften und Einblicke in Kultur und Geschichte, ... warten da auf mich.

    Und langsam komme ich meinem Ziel - Norwegen - näher.
    Eine Einreise nach Norwegen ist allerdings derzeit pandemiebedingt noch immer nicht möglich. Aber ein bisschen Zeit ist ja noch und es liegen ja noch einige Kilometer vor mir.
    Ich bin dennoch gespannt, ob sich neben dem Weg und neben der Art des Reisens möglicherweise auch noch das Ziel der Reise verändern darf.
    Read more

  • Die dänische Sonneninsel Bornholm

    June 20, 2021 in Denmark ⋅ ☀️ 23 °C

    Bis vor kurzem wusste ich nicht, dass im baltischen Meer soweit im Osten noch dänische Inseln zu finden sind.
    Ich habe immer wieder nach Fährverbindungen recherchiert, aber den Weg über Bornholm habe ich erst vor etwas mehr als einer Woche entdeckt - was für ein Glück!

    Bei traumhaftem Wetter und auch für diese Region unglaublich warme Temperaturen, teilweise knapp unter 30 Grad, machte es das Wandern zu einer richtig schweißtreibenden Angelegenheit. Ich habe mich seit Donnerstag zu Fuß auf Erkundungstour im Norden der Insel begeben. So bin ich von Rønne die Westküste entlang an Sandstränden und eindrucksvollen Felsklippen und -formationen zur Eremitenhöhle von John (Jon's Capel) und zur Ruine Hamershus gewandert. Ich bin neben über 3000 Jahre alten Felsritzungen und -malereien (Petroglypen) gesessen und habe malerische kleine Orte, Häuser und hier und da kleine Einblicke in das typisch skandinavische Interieur und Design bekommen.

    In Dänemark ist das Zelten ja wunderbar einfach. Es gibt unzählige "Shelterplads" (da gibt's sogar eine eigene App dafür) - das sind kostenlose Zeltplätze oder kleine Holzhütten oftmals sogar mit einem WC und Feuerplätzen. Das ist wunderbar einfach und auch bei den Dänen sehr beliebt. So habe ich beispielsweise zwei Mütter getroffen, die mich zu einem Cider eingeladen haben. Die beiden nehmen sich einmal im Monat Zeit für sich und ihre Freundschaft und verbringen gemeinsam eine Nacht in einem Shelter - was für eine schöne Idee.

    Ich hab gerade das Glück, dass ich jeden Morgen und jeden Abend entweder in einem der wunderbaren Seen oder in der Ostsee schwimmen gehen kann, was eine richtig schöne und wohltuende Erfrischung an diesen heißen Tagen ist.

    Und in der Zwischenzeit habe ich bei den Zeltplätzen nochmals ein deutsches Ehepaar kennengelernt. Heinrich und seine Frau sind mit dem Fahrrad unterwegs. Sie wirken auf den ersten Blick mit ihrer Kleidung der deutschen Bundeswehr und des österreichischen Bundesheers so ein bisschen, wie so richtige Survival- und Bushcraft-Profis. Sie bringen auch schon jede Menge Outdoorerfahrung mit und so haben sie die Erfahrung gemacht, dass die beste Sportkleidung einfach nur teuer und nicht besonders langlebig ist. Im Gegensatz dazu bekomme man Kleidung vom Bundesheer sehr günstig, das Material sei sehr angenehm zu tragen und halte unglaublich lange. Die beiden Konsumverweigerer - wie sie sich selbst nennen - haben mir nochmals viel über die ehemalige DDR erzählt und mein Gefühl dafür geschärft, was es bedeutet in einem so ganz anderen wirtschaftlichen und politischen System aufzuwachsen. So haben die beiden immer auch die Möglichkeit den Kapitalismus mit dem früheren Sozialismus zu vergleichen und sowohl die Schattenseiten als auch das beste beider Welten zu erkennen. Das hat nochmal ordentlich dazu angeregt darüber nachzudenken, wie sehr ich selbst die kapitalistische Denkweise verinnerlicht habe. So wird vielleicht Heinrich und seiner Frau die weitverbreitete Überzeugung "nicht gut genug zu sein" und das Gefühl das eines innerrn Mangels vielleicht weniger vertraut sein, als vielen westlich und kapitalistisch geprägten Menschen?

    Gestern Abend hab ich dann mein Boot noch an der Ostseeküste erprobt. Ein Däne erzählte mir später, dass er schon viele Jahre und Jahrzehnte nach Bornholm komme und die Ostsee selten so ruhig erlebt habe.
    Derselbe ist auch heute am morgen nachdem ich am Strand gefrühstückt hab, noch extra kurz zu mir gekommen, um mir alles Gute für meine weitere Reise zu wünschen und dass ihn meine Art und Weise zu reisen wirklich beeindrucke - wie unglaublich nett & herzlich von ihm.

    Und nachdem ich jetzt noch ein paar Kilometer nach Gudhejm gewandert bin, mich mit unfassbar viel Essen eingedeckt hab, bin ich mit einem weiteren Schiff auf den Weg zu den Ertholmen (dt. Erbseninseln), wo ich meine nächsten beiden Tage & Nächte verbringen werde.
    Read more