traveled in 42 countries Read more Kreuzlingen, Schweiz
  • Day 274–279

    New York, NY

    September 28, 2023 in the United States ⋅ ☁️ 18 °C

    Der Flug von San José nach New York verlief ohne besondere Vorkommnisse. Ich hatte einen 2.5 stündigen Zwischenstopp in Miami und da dies der erste Entry Port in die Vereinigten Staaten war, musste das Gepäck nochmals am Band abgeholt und wieder neu eingecheckt werden. Das Selbe galt für meine Einreise. Auch ich reiste bereits in Miama offiziell in die USA ein und mir wurden am Schalter einige Fragen zu meinem Aufenthalt gestellt. Es war eine etwas anstrengende Prozedur, die noch dazu in enormer Geschwindigkeit über die Bühne ging und ich war froh, schließlich am richtigen Gate auf meinen Anschlussflug warten zu können. Viel Zeit bis zum Boarding blieb nicht mehr.

    Der Flieger von American Airlines landete pünktlich und sicher am späten Nachmittag des 28. September auf dem internationalen Flughafen JFK. Es graute mir schon davor, die Unmengen von Gepäck wieder in Empfang nehmen zu müssen und danach mit der Last ein Uber anzufordern. Wie ich es bereits vermutet hatte, verlief die Taxisuche hektisch. Eine Traube von Menschen aus allen Nationen spähte nach dem angeforderten Fahrzeug, dazwischen fuhren die regulären Flughafentaxis. Ich wollte es fast nicht glauben, als mir die Uber App den stolzen Preis von USD 50 für die Fahrt nach Brooklyn ausspuckte, aber spätestens jetzt war klar: ich befand mich nicht mehr in Zentralamerika. Mit Mühe und Not fand ich mein Uber in dem Trubel, denn meine Internetverbindung war seltsamerweise abgebrochen. Mein nigerianischer Fahrer Michael brachte mich sicher zum Zielort, wo ich bei meinem Couchsurfing Host Emanuel für die nächsten Tage unterkommen sollte. Da ich keine Telefonnummer von ihm hatte, hoffte ich, dass ich die entsprechende Wohnung schnell finden würde, was in einer Stadt wie NYC nicht selbstverständlich ist. Michael unterstützte mich glücklicherweise und ich stand im Dunkeln und bei einsetzendem Regen vor dem hoffentlich richtigen Kellerapartement. Ich klingelte, doch nichts tat sich. Da die Haustür offen war, beförderte ich mein Gepäck in den kleinen Flur und klopfte an der Wohnungstüre an. Eine Frau, die sich noch schnell etwas überziehen musste, öffnete mir leicht irritiert. Auch mein Host wirkte überrascht, gab mir aber schließlich das OK zum Eintreten. Die Wohnung war klein und unaufgeräumt, in der Küche stapelte sich das schmutzige Geschirr. Mein Gastgeber teilte mir mit, dass er nun 3 Couchsurferinnen hätte, eine in Quarantäne in einem kleinen Zimmer, sowie die Kolumbianerin und mich. Wir sollten uns während der kommenden Nacht das Sofa teilen. Er selbst schlief in seinem Arbeitszimmer. Irgendwie war es mir nicht wohl bei der Sache. Ich ging erstmal durch die Straßen von Brooklyn, machte einen Stopp in einem veganen Restaurant und nahm Kontakt zu einem anderen Couchsurfer auf und fragte, ob ich spontan bei ihm übernachten könne. Chris meldete sich umgehend und war bereit, mich abzuholen. In der Zwischenzeit fing es heftig an zu regnen und es hörte in den kommenden 24h nicht mehr auf. Laut Medienberichten befand ich mich nun auch noch im vom Hochwasser betroffenen New York.

    Ich packte meine Sachen und erklärte Emanuel die Situation. Es war mittlerweile 21.30 Uhr, als sich Chris meldete und mir mitteilte, dass er vor der Haustür stehe. Wir brachten mein Gepäck bei strömendem Regen zu seinem Auto und fuhren los. Dass ich die nächsten 3-4 Stunden nicht in Manhattan Harlem, wo er wohnte, ankommen würde, erschloss sich mir nur zögerlich. Chris fuhr scheinbar gerne Auto und meinte immer wieder: That’s New York! Er kutschierte mich stundenlang durch die City, nahm sich unterwegs noch etwas vom Asiaten mit und steuerte um etwa 1.30 Uhr nachts auf sein Haus im Stadtteil Harlem zu, indem ich maximal eine Nacht unterkommen konnte. Auch bei Chris herrschte im wahrsten Sinne des Wortes „Chaos,“ doch ich war müde und wollte nach fast 24h auf den Beinen einfach nur noch schlafen.

    Am nächsten Morgen, es schüttete immer noch wie aus Eimern, checkte ich meine weiteren Übernachtungsmöglichkeiten ab. Ich hatte Glück, denn nur ein paar hundert Meter von Chris‘ Apartment entfernt, war ein Zimmer in einem B&B frei. Ich rief im La Sienna an und die Besitzerin Yvette bestätigte mir mündlich, dass ich 4 Nächte bleiben könne. Chris half mir, mein Gepäck zur neuen Unterkunft zu bringen und wir blieben im Kontakt. Yvette wollte für das Zimmer 2 Nächte im Voraus bezahlt haben und meinte, ich könne danach in ein Anderes wechseln. Außerdem stellte sie sehr viele Regeln auf, u.a. durfte ich auf keinen Fall etwas Nasses an ihre holzvertäfelten Wände stellen und die Toilette sei nach jeder Benutzung gründlich zu reinigen und wieder abzuschließen. Ich hatte noch immer nicht viel von der Stadt gesehen, war aber bereits um unzählige Erfahrungen reicher. An diesem Freitag schaffte ich es am frühen Abend doch noch raus. Ziel war ein indisches Restaurant, welches sich um die Ecke befand. Nach einer Weile kam der Besitzer an meinen Tisch und fragte mich, ob ich aus Deutschland sei. Er sprach recht gut deutsch und erzählte mir, dass er 2 Jahre in meiner Nachbarstadt Konstanz gelebt und gearbeitet habe und sich dann für eine Existenzgründung in NYC entschied. Ich musste schmunzeln und dachte: die Welt ist wirklich klein.

    Der Regen hörte allmählich auf und ich begann für den Samstag einige Unternehmungen zu planen. Ich hatte mich am Nachmittag für eine Freewalkingtour angemeldet. Der „VIP-Manhattan Spaziergang“ führte durch den Financial District, vorbei an der Wall Street, zur Trinity Church, Richtung Broadway bis zum 9/11 Memorial und dem futuristisch anmutenden World Trade Center, wo unser Guide die Tour beendete und gespannt auf die Dollars der Teilnehmer wartete. Mit der Subway fuhr ich zurück Richtung Central Park und ging den Rest des Weges zu Fuß zu meiner Unterkunft in Harlem. Da ich von meiner Gastgeberin Yvette nichts wieder gehört hatte, beschloss ich bei ihr nachzufragen, zu welcher Zeit ich am morgigen Sonntag das Zimmer wechseln könne. An diesem Abend erhielt ich keine Antwort mehr via WhatsApp and fiel in einen tiefen Schlaf.

    Am Sonntagmorgen stand ich senkrecht im Bett, denn Yvette hatte mir mitten in der Nacht geschrieben, dass sie kein Zimmer mehr frei habe. Sie sei davon ausgegangen, dass ich eine andere Lösung gefunden hätte und schließlich hätte ich ja auch nur für 2 Nächte bezahlt. Die Emotionslosigkeit dieser Frau gefiel mir nicht. Ich klapperte ein paar Unterkünfte ab, doch entweder waren sie ausgebucht oder unbezahlbar. Ich entschied mich also, meine Sachen zu packen und stand momentan auf der Straße. Was nun 🤷‍♀️? Chris holte mich ab und in seinem Apartment ging ich nochmals verschiedene Optionen durch, obwohl er meinte, dass ich auch bei ihm nächtigen könne. Ich fand schließlich in Chelsea eine Unterkunft für weitere zwei Nächte. Der Uber Fahrer aus der Dominikanischen Republik hatte etwas Mühe, mich in Harlem zu finden, doch nach einigen Telefonaten kam er zum richtigen Ort. Er sprach nur Spanisch und er hatte Heimweh 🥲. Für die Fahrt musste ich nochmal $40 locker machen, doch mit meinen Gepäck hatte ich keine andere Wahl. Schließlich brachte mich Kelvin zum gewünschten Ort namens „NY Interfaith Retreats“ und half mir sogar noch dabei, meine Gepäckstücke die Treppe nach oben zu tragen. Beim Check In machte man mich auf viele Regeln aufmerksam, die hier herrschten und führte mich dann zu einem Bretterverschlag von 1x2m, welches mein „Zimmer“ war. Ich wusste noch immer nicht, wo ich genau untergekommen war, doch bei der nächsten Begegnung war es offensichtlich: bei einer Hare Krishna Community, die nach eigenen Aussagen, den Erlös aus der Zimmervermietung 3x wöchentlich in Verpflegung für obdachlose Menschen
    investiert. Auch ich wurde eingeladen, bei solch einer Aktion dabei zu sein, habe mich aber dagegen entschieden. Mir wurde das Bestreben der Mitarbeiter, dass ich mich für die besagte Gemeinschaft entscheiden solle, etwas zu viel. Als sie dann noch meine „verbotenen“ Lebensmittel aus dem Kühlschrank im Abfluss ausleerten, war mit mir nicht mehr gut Kirschen essen.

    Da Chelsea sehr zentral in Manhattan liegt, schaffte ich es an diesem Sonntag gerade noch rechtzeitig zu meiner zweiten Freewalkingtour, die dieses Mal durch Soho, Chinatown und Little Italy führen sollte. Es war eine interessante Führung, an der 6 Deutsche und ein Ehepaar aus New York teilnahmen. Unser Guide, der ursprünglich aus Kolumbien kam, führte uns an die coolsten Orte in den 3 Stadtteilen und informierte über viel Geschichtliches. Den Abend verbrachte ich auswärts in einem italienischen Restaurant, wo ich vom ecuadorianischen Chef de Service auf eine vegetarische Lasagne eingeladen wurde. Die 100 Milliliter Rotwein für USD 13 zahlte ich selber. Zurück bei Hare Krishna herrschte Totenstille. Sich nach Einbruch der Dunkelheit still zu verhalten, war auch eine der vielen Regeln der Gemeinschaft. Die Tatsache, dass sich Frau und Mann die sanitären Anlagen teilen mussten, passte für mich nicht zum Konzept. An diesem Abend holte mich Chris ab und brachte mich in eine Bar mit Livemusik und später ging es noch auf die Brooklyn-Bridge by night. Es war wieder nach 1 Uhr nachts, bis ich zurück in Chelsea war, aber nun wusste ich es ja: That’s New York 💯.

    Der Montag war mein letzter, noch nicht verplanter Tag in der Millionenmetropole. Ich frühstückte erst einmal in Ruhe in der Gemeinschaftszone des Interfaith Retreats und entschied mich dann, nochmals mit der Subway ins Financial District zu fahren. Vom Bootsanleger aus wollte ich die Fähre nach Staten Island und zurück nehmen. Ich hatte gehört, dass sich einem von dieser ein atemberaubender Blick auf die Freiheitsstatue bieten soll und noch dazu gratis. Ich nahm die Staten Island Ferry um 11.30 Uhr und hatte unsagbares Glück, denn die Sonne schien wieder und die Temperaturen bewegten sich über der 20 Grad Marke. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, dem Wahrzeichen von New York so nah sein zu können, nebst dem unsagbaren Blick, der sich mir auf die Skyline der Metropole bot. Nachdem ich wieder zurück im Financial District war, lief ich nochmals an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei und schaffte es zudem erneut ins angesagte Soho. An diesem Tag hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, in der Stadt angekommen zu sein. Ich wäre gerne noch länger geblieben, denn „The way of life“ sprach mich extrem an. Bei jeder Begegnung hört man erstmal ein: How you doing? und schon ist das Eis gebrochen und man ist in einen Smalltalk involviert. Wie belebend.

    Am Dienstagmorgen hatte ich noch etwas Zeit, bis ich mir ein Uber zum Flughafen bestellte. Ich entschied mich, einem der vielen Bagelshops in Chelsea einen Besuch abzustatten. Bei „Zucker’s“ gab es einen Bagel mit Cream cheese, Salmon und Avocado, sowie einen kleinen Kaffee für schlappe $23. Man gönnt sich ja sonst nichts, außer ein weiteres Uber zum internationalen Flughafen für USD 70. Es war so „günstig,“ weil ich es mir mit einer anderen Reisenden teilen durfte. That’s New York 🤷‍♀️. Ich saß schließlich im Flugzeug und die Emotionen fuhren Karussell. Eine Reise und ein besonderes Privileg ging zu Ende. Schön zu wissen, dass mir die Erinnerungen und die unzähligen Lebenserfahrungen bleiben werden.

    Am Mittwoch, den 4. Oktober 2023 landete ich am frühen Morgen am Flughafen Frankfurt. Es galt nochmals alle Kräfte zu bündeln und das Gepäck in den ICE nach Fulda und heraus zu buckeln. Am Bahnhof wurde ich von meiner lieben Familie, meine Eltern waren überraschenderweise auch dabei, abgeholt. Es wird wohl noch etwas dauern, bis ich wieder vollkommen angekommen bin.

    Ich danke meinen Followern fürs Dabei- gewesen-sein und freue mich schon, die nächsten Reisegeschichten mit euch zu teilen.

    Danke - Thank you - Gracias 🙏.
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  • Day 270–274

    San José, Costa Rica

    September 24, 2023 in Costa Rica

    Die wundervolle Karibikküste hatte ich hinter mir gelassen und nach einer mehrstündigen Fahrt kam ich am Sonntagnachmittag des 24. September wohlbehalten in der Hauptstadt San José an. Ich hatte vorgängig via WhatsApp ein Einzelzimmer für 4 Nächte im „Costa Rica Backpackers Hostel“ reserviert, welches ich auf Anhieb erreichte. Es befindet sich in einem sicheren Viertel der Stadt, unweit des Zentrums. Das Hostel ist riesig und gut besucht. Vor allem junge Backpacker verbringen hier gerne 1-2 Nächte nach der Ankunft oder vor dem Abflug ins Heimatland bzw. auf dem Weg zu einer anderen Destination. Bis ich einparken und einchecken konnte, dauerte es aufgrund des hohen An-und Abreiseaufkommens eine Weile. Nachdem ich mein Zimmer bezogen hatte, hieß es nun, das Auto innerhalb von 2 Stunden komplett zu räumen, denn hier in San José sollte der Autoverkauf über die Bühne gehen. Ich plante dazu vorsichtshalber mehrere Tage ein. Beim Isuzu wusste man schließlich nie, wie es tatsächlich laufen würde 🤷‍♀️.
    Was feststand war die Tatsache, dass ich am Donnerstagmorgen im Flieger nach New York sitzen würde.
    Das Ausräumen des Autos verlief reibungslos. Es hatte sich in den vergangenen 9 Monaten eine Menge angesammelt und ich wollte die Zeit in der Hauptstadt unter anderem auch für den Kauf eines Koffers nutzen. Die Käufer des Isuzus, ein reisefreudiges junges Paar aus Sachsen, kamen gegen Abend im Hostel an. Ich zeigte ihnen das Auto und danach erledigten wir einige Formalitäten im Hinblick auf den morgigen Tag, an dem wir verschiedene Behördengänge machen mussten. Es wurde spät und wir verabredeten uns für den Dienstagmorgen um 8 Uhr, da wir um 8.30 Uhr einen Termin beim Notar hatten.

    Die Nacht verging wie im Fluge und wie abgemacht kamen die zukünftigen Besitzer des Wagens am Morgen pünktlich zum Hostel. Ich stieg ins Auto, startete die Zündung und Oh Schreck ! Nichts tat sich ;-(. Der Isuzu sprang mal wieder nicht an. Ich bekam Herzklopfen und tosende Wut zugleich, doch ich unterdrückte sie, so gut es eben ging. Das Auto hörte nicht auf, mich zu ärgern. War das nicht Wahnsinn? Ich versuchte ruhig zu bleiben und nach einer Lösung zu suchen. Ohne einen Mechaniker ging es nicht und so machte ich mich in der Großstadt auf den Weg. In der näheren Umgebung standen die Chancen schlecht. Ich nahm mir ein Uber, bis ich nach längerer Suche und auf Empfehlung einer Werkstatt, die ich auf IOverlander gefunden hatte, endlich jemanden antraf, der bereit war zu helfen. Dem Anwalt hatte ich unterdessen abgesagt. Als ich wieder zurück beim Hostel war, teilte mir der Mechaniker via Sprachnachricht mit, dass er doch nicht kommen könne, da sein Nummernschild an diesem Tag für die Fahrt ins Zentrum von San José gesperrt war. Ich bot ihm sofort an, ihn mit dem Uber abzuholen und glücklicherweise willigte er ein. Bereits auf der Fahrt, teilte ich ihm meine Vermutung mit, nämlich dass der Kurbelwellensensor der Übeltäter sein könne und berichtete von meinen Erfahrungen im Vulkan Arenal Gebiet, die gerade einmal 2 Wochen her waren. Nach dem Scan war klar, es lag erneut am Sensor und es brauchte einen Neuen. Der Austausch war um 13.30 Uhr endlich erledigt und das Auto lief wieder. Ich war nochmals USD 200 + Taxikosten los und frustriert. Und doch war auch ein Gefühl von Erleichterung mit im Spiel. Nach der Reparatur erfolgte die Schlüsselübergabe und wir machten uns zu dritt auf den Weg, um einen anderen Notar zu finden. Wir wurden an der Straße unterhalb unseres Hostels fündig und glücklicherweise sprach einer der beiden Männer sehr gutes Englisch. Das vereinfachte Vieles. Trotzdem mussten die Käufer noch 2 weitere Male bei ihm für Korrekturen vorbeigehen. So einfach war es eben doch nicht, in Costa Rica ein Auto mit amerikanischem Nummernschild zu kaufen. An dem Abend schafften wir es noch zur Versicherung zu gehen, aber das Aduana Central (Zollamt) mussten wir aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit auf den nächsten Tag verschieben. Ich war froh, dass ich wohlweislich 3 volle Tage für den Verkauf eingeplant hatte.

    Am Dienstagmorgen trafen wir uns direkt beim Zollamt in der Hauptstadt, wo die Namen der Beiden aufs TIP übertragen wurden. Somit war für mich alles erledigt, außer dass ich am späten Nachmittag nochmals für eine Unterschrift zum Notar gebeten wurde, denn auf der Vollmacht stimmten einige Details nicht. Den Vormittag und den späten Nachmittag verbrachte ich mit dem Kauf eines Koffers und einer Free Walking Tour durch San José. Diese war etwas anders als erwartet, denn es waren 5 Leute aus dem Filmbusiness aus LA dabei, die an jeder Ecke etwas konsumieren mussten. Es war also eher eine Food-Tour, als eine Tour zu den historischen Sehenswürdigkeiten der Stadt. San José ist im Allgemeinen keine besonders schöne Metropole, obwohl sie nach der Pandemie etwas herausgeputzt wurde. Am Abend blieb ich im Hostel, denn die unvorhergesehen Ereignisse der letzten Tage hatten mich ermüdet.

    Am Mittwoch war mein letzter Tag in San José und ich wollte noch einmal ganz gemütlich durchs Zentrum schlendern und ein paar Fotos machen. Gesagt - getan. Ich nutzte die Stunden bis zum frühen Nachmittag aus, da es ab dann in der Regel anfing zu regnen. Ich lief nochmals zu den bekannten Sehenswürdigkeiten, wie dem Teatro Nacional, dem Parque Central und auch dem Mercado stattete ich einen zweiten Besuch ab. Als ich schließlich zum Hostel zurückkam, begann ich meine Sachen zu sortieren und zu packen.

    Am nächsten Morgen bestellte ich mir vor 4 Uhr ein Uber zum Flughafen. Ich war mit 2 Rucksäcken, einem großen Koffer und meiner Handtasche voll bepackt. Das „Abenteuer Auto“ konnte ich nun hinter mir lassen. Ein wenig emotional war es schon. In welche Richtung weiß ich allerdings nicht so genau. Würde ich den Isuzu vermissen oder war ich letztendlich froh, dass er mich nicht mehr ärgerte? Am Donnerstag, den 28. September saß ich um 6 Uhr morgens im Flieger, welcher mich via Miami nach New York bringen sollte. American Airlines startete pünktlich und es war an der Zeit „Adios Centroamerica“ zu sagen.
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  • Day 259

    Playa Puerto Viejo

    September 13, 2023 in Costa Rica ⋅ ⛅ 30 °C

    Am Mittwochnachmittag des 13. September kam ich ohne besondere Zwischenfälle in Puerto Viejo, an Costa Ricas wundervoller Karibikküste an. Obwohl ich mich nun nach 2021 bereits das 3. Mal in diesen Gefilden aufhielt, hatte es für mich nichts an Schönheit verloren. Es ist einfach ein traumhaft bezauberndes Fleckchen Erde. Ich hatte mich schon eine Weile im Voraus mit Cynthia und Hugo, den Betreibern des Pagalu Hostels in Verbindung gesetzt und angefragt, ob ich dort längere Zeit übernachten könne. Da mein Aufenthalt während der Unabhängigkeitsfeiertage war, hieß es zuerst, dass sie mir nicht an allen Tagen ein Zimmer zur Verfügung stellen könnten. Doch mit 4-maligem Zimmerwechsel schaffte ich es letztendlich doch, bis Sonntag, den 24. September in einem der schönsten und saubersten Hostels, die ich weltweit je besucht habe, zu übernachten. Cynthia und Hugo sind 2 ganz liebe Menschen, die ursprünglich aus Argentinien kommen, mehr als 20 Jahre in Madrid gelebt haben und die Herberge in Costa Rica seit einigen Jahren liebevoll hegen und pflegen und verständlicherweise dort nicht mehr weg wollen. Die Mehrzahl der Gäste im Pagalu stammte übrigens aus Deutschland und so fand sich immer mal wieder jemand für ein Schwätzchen in der Muttersprache.

    Die Tage an der Karibikküste taten gut und entschleunigten. Der Isuzu parkte vor dem Hostel und ich mietete mir beim Fahrradverleih nebenan einen Drahtesel, der mich immer zuverlässig dahin brachte, wo ich gerade hinwollte. Die Zeit der großen Abenteuer schien irgendwie vorüber zu sein und dies fühlte sich gut an. Nach meinen morgendlichen Laufrunden frühstückte ich in der Regel ausgiebig und genoss die zahlreichen typischen costa-ricanischen Obstsorten, wie Ananas, Bananen und Maracujas in Übergröße. Ein kulinarischer Traum. An den meisten Tagen schwang ich mich danach aufs Fahrrad und fuhr den Küstenstreifen ab. Einmal ging es an den fast menschenleeren Playa Negra, den schwarzen Sandstrand rund um Puerto Viejo, wo ich den netten Jimmy kennenlernte. Er kommt ursprünglich von der kleinen Insel Tobago, lebte viele Jahre in München und mittlerweile mit Frau und Kindern hier in Costa Rica. Wir trafen uns fortan täglich auf ein Schwätzchen. Eine wahre Freude. An anderen Tagen radelte ich am Playa Cocles vorbei nach Punta Uva oder verbrachte ein paar entspannte Stunden am Playa Chiquita. Immer wieder probierte ich in einem der vielen guten Restaurants Costa Ricas Nationalgericht „Gallo Pinto,“ Reis mit Bohnen und verschiedenen Beilagen. An verregneten Tagen oder am Abend schrieb ich an meinem Blog, denn ich hatte einiges nachzuholen.

    In Puerto Viejo wurde auch der Verkauf des Isuzus wieder Thema. Ich hatte ja bereits die Option, es nach Alajuela zu Luis zu bringen, der es für mich verkaufen wollte. Doch nun ergab sich hier nochmals eine neue Option. Ein Paar aus Deutschland war auf meine Anzeige in einer Facebook Gruppe aufmerksam geworden und meldete sich bei mir. Beide waren aktuell noch in Mexiko City, wollten aber nach San José fliegen, um mir den Isuzu abzukaufen. Ich hatte nun also eine mündliche Zusage, die Beiden buchten noch am selben Tag ihre Flüge und ich war meinen „Problemfall“ so gut wie los. Ein weiteres Zeichen dafür, dass sich das Abenteuer Auto langsam dem Ende entgegen neigte.

    In Puerto Viejo hatte ich noch etwas zu erledigen. Ich wollte mir nämlich eine Reiseerinnerung tätowieren lassen. Die Idee kam bei mir erstmals im honduranischen Utila auf und hier in Costa Rica wollte ich sie nun in die Tat umsetzen. Ich nahm mit 2 Tattoo-Studios in Puerto Viejo Kontakt auf und entschied mich schließlich für „Puerto Viejo Tattoo.“ Ich traf den Artist Dan bereits ein paar Tage im Voraus, um mit ihm das Motiv und die Kosten zu besprechen. Am vorletzten Tag meines Aufenthaltes in Puerto Viejo, es war Freitag, der 22. September, hatte ich am Nachmittag um 16 Uhr meinen Termin. Es war eine tolle Erfahrung. Dans Arbeit war umwerfend. Ich hatte weder Schmerzen, noch Entzündungen, auch später nicht und war sehr zufrieden mit seiner ausgezeichneten Arbeit. Da ich wegen des Tattoos am nächsten Tag nicht in die Sonne durfte, hielt ich mich vorwiegend im Hostel auf. So langsam kam Abschiedsstimmung auf, und diese war nicht nur von positiven Emotionen geprägt.

    Am Sonntagvormittag hieß es dann wirklich „Adios“ zu sagen. Mit Cynthia und Hugo vereinbarte ich ein Wiedersehen im nächsten Jahr und hoffe sehr, dass ich dies in die Tat umsetzen kann. Ich fuhr los und es dauerte etwa 4 Stunden bis ich die Hauptstadt San José erreichte. Ich kam ohne Umwege und wohlbehalten beim „Costa Rica Backpackers Hostel“ an. In 2 Stunden hatte ich mit den neuen Besitzern des Isuzus abgemacht. Sollte es das jetzt gewesen sein, oder wurde es nochmals abenteuerlich rund ums Auto?
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  • Day 255

    Arenal + Carribean Rainforest Sloths

    September 9, 2023 in Costa Rica ⋅ ☁️ 29 °C

    Am Samstagvormittag des 9. September führte mich Google Maps etwa 25km vor der Ortschaft Nuevo Arenal auf eine Nebenstrecke. Das kannte ich ja bereits von vielen meiner Fahrten und trotzdem bekam ich immer noch ein komisches Gefühl, wenn ich realisierte, dass ich mich nicht mehr auf gewohnten Pfaden befand. Die Straßen wurden meist schmaler und vor allem schlechter und so war es auch diesmal wieder. Hier fuhr kaum noch ein anderes Auto. Als ich endlich wieder auf die Hauptstraße abbog, begann der Isuzu zu stottern und ging schließlich ganz aus. Ich machte die Zündung erst einmal aus und versuchte einen Neustart. Nichts. Die Gedanken überschlugen sich. Was sollte ich machen? Plötzlich stoppte ein roter Wagen und ein Gabriel, sowie eine junge Französin stiegen aus. Der Mann sprach neben vielen anderen Sprachen fließend deutsch und meinte, er sei ein Gesandter von oben. Ich startete das Auto in seinem Beisein nochmals und siehe da, es sprang wieder an. Ich begann tatsächlich an einen Wink des Himmels zu glauben und war schon voller Hoffnung, doch auf den nächsten 10 Kilometern passierte das Gleiche nochmal. Gabriel und die Französin hielten wieder an. Der Isuzu sprang erneut an und ich schaffte die Weiterfahrt bis in den Ort Nuevo Arenal. Stockend erreichte ich mit dem Wagen mein AirBnb „Little Paradise,“ allerdings war die Fahrt bis zum Parkplatz der Unterkunft nicht mehr möglich. Er blieb unterhalb, auf einer unbefestigten Straße endgültig stehen und ich konnte ihn nicht mehr neu starten. Ich war nervös und aufgewühlt.

    Ich checkte zuerst einmal ein. Das Little Paradise befand sich an erhöhter Lage und bot einen großartigeren Blick auf den Arenal-See. In den Bäumen tummelten sich Tukane, im Garten meckerten Ziegen, es blökten Schafe und ein Hund sprang wild herum. Die Auswandererfamilie aus Wismar kümmerte sich bestmöglich um das Anwesen, welches sich im Besitz eines Schweizers befindet. Mein Gastgeber Andreas brachte mich kurze Zeit nach dem Check-In zu einem ortsansässigen Mechaniker. Es war ein Familienbetrieb, in dem 3 Brüder tätig waren. Eine Alternative gab es nicht. 2 Mechaniker kamen an diesem Samstag tatsächlich noch vorbei, meinten, es sei ein elektronisches Problem und wollten einen Fahrzeugelektriker beiholen. Eine Rückmeldung erhielt ich allerdings nicht mehr. Es dunkelte bereits ein, als meine Schweizer Bekannten Rahel und Dominic eintrudelten. Sie machten etwas außerhalb von Nuevo Arenal gerade ein Haussitting für ein amerikanisches Ehepaar. Wir gingen zusammen in ein italienisches Restaurant im Ort und später fuhren sie mich zurück zum „kleinen Paradies.“

    Am Sonntag rechnete ich nicht damit, dass sich irgendetwas tun würde. Ich ging am Morgen bei recht kühlen Temperaturen in den Ort, wo es eine deutsche Bäckerei gab. Die German Bakery ist ein traditionsreiches und gut besuchtes Lokal in Nuevo Arenal. Die vielen positiven Bewertungen von Reisenden, dass das Städtchen malerisch und charmant sei, konnte ich aufgrund meiner besonderen Umstände mit dem Auto nicht teilen. Ich war noch immer extrem angespannt und schaffte es nicht, meinen Blick auf etwas Schönes zu fokussieren. In der Bäckerei lernte ich einige deutsche Auswanderer kennen, die mir auf unterschiedliche Art und Weise Hilfe anboten. Das tat gut. Der Koch in der German Bakery war einer der Mechaniker-Brüder und wollte sich nach Feierabend den Isuzu auch noch einmal anschauen. Ich verbrachte einige Stunden im Lokal, Rahel und Dominic kamen später vorbei und schließlich spazierte ich zum AirBnb zurück und wartete auf die nächste Überprüfung des Autos. Dabei kam Gleiches heraus, wie bereits einen Tag zuvor, nämlich dass das Problem ein Sensor verursachte. Der Mechaniker wollte am nächsten Morgen einen Elektriker beauftragen und sich spätestens um 9 Uhr bei mir melden. Den Abend verbrachte ich wieder mit Rahel und Dominic in deren „Haus auf Zeit.“

    Ich glaubte wirklich daran, dass sich der Automechaniker am nächsten Morgen bei mir melden würde, doch nichts geschah. Als es bereits 10 Uhr war, schrieb ich ihm eine Nachricht, worauf er mir mitteilte, dass der Elektriker keine Zeit habe, um nach Nuevo Arenal zu kommen. Er bot mir für den Isuzu noch einen Betrag von USD 700 an, damit man ihn zur Ersatzteilgewinnung nutzen könne. Ich war wütend. Es waren 2 Tage vergangen, ich befand mich an einem Ort, mit dem ich nicht recht warm wurde und wusste momentan nicht wie weiter. Ich fragte Rahel, ob sie mich abholen könne und versuchte derweil eine Lösung zu finden. Ich stürzte mich nochmals über die IOverlander App, auf der Suche nach einem Fahrzeugelektriker und wurde in Cañas, einer etwa 45km entfernten größeren Stadt fündig. Im Beisein von Rahel und Dominic rief ich dort an und fragte nach einem Autoelektriker. Sie kannten einen und gaben mir dessen Nummer. Ich rief ihn an, er hatte Zeit und bot mir zudem einen fairen Preis für das Abschleppen an. Eduardo wollte am Nachmittag gegen 15.30 Uhr mit dem Abschleppwagen in Nuevo Arenal sein. Ich war erleichtert und vor allem boten sich mir nun 2 Möglichkeiten: 1. die Chance, den Isuzu wieder fahrbereit zu bekommen und 2. aus diesem Ort wegzukommen. Rahel fuhr mich zurück zum AirBnb, ich packte meine Sachen zusammen und wartete auf den Abschleppdienst, der sogar in doppelter Besetzung zu fast vereinbarter Zeit eintraf. Eduardo brachte seinen Freund Byron mit, der gut Englisch sprach. So war die Kommunikation etwas einfacher, als auf Spanisch, obwohl ich die Fremdsprache immer besser beherrschte. Die beiden Männer luden das Auto auf und los ging’s nach Cañas.
    Nach etwas mehr als einer Stunde, kamen wir bei der Werkstatt von Eduardos Familie an, einem gut organisierten Betrieb mit Autozubehörgeschäft. Ich holte ein paar Sachen aus dem Isuzu und Byron fuhr mich in ein nahegelegenes AirBnb, wo ich die kommende Nacht verbrachte. Am nächsten Morgen gab es gute Nachrichten: der Isuzu lief wieder. Der Kurbelwellensensor hatte die Probleme verursacht und wurde gewechselt. Diesmal war der Austausch tatsächlich von Erfolg gekrönt, was vor einigen Monaten in Mexiko nicht der Fall war, als der deutsche Mechaniker Jürgen ihn auf Verdacht mit einem Neuen ersetzt hatte. Ich vergeudete nicht mehr viel Zeit, zahlte meine horrende Rechnung für Abschleppwagen und Reparatur und holte meine paar Sachen in der Unterkunft ab. Trotz der hohen Kosten war ich erleichtert und vor allem hatte ich jetzt wieder einen fahrbaren Untersatz, der mir hoffentlich während der letzten beiden Wochen meines Langzeiturlaubs zuverlässig meine Unabhängigkeit schenken würde.

    Am Dienstagvormittag fuhr ich endlich weiter in Richtung Karibikküste. Da mir Google Maps eine Fahrtzeit von mehr als 7 Stunden anzeigte und ich nochmals durch die fahrtechnisch anspruchsvolle Vulkan-Arenal-Gegend fahren musste, entschied ich mich für einen Zwischenstopp in Guapiles. Auf IOverlander hatten viele Camper positiv über den Platz bei „Carribean Rainforest Sloths“ berichtet und dort wollte ich hin. Nachdem ich die kurvenreiche Strecke um den Vulkan Arenal hinter mir gelassen hatte, fuhr ich sogar längere Zeit auf einer gut ausgebauten Autobahn und kam nach etwa 4.5 Stunden wohlbehalten am Zielort an. Zuerst einmal wusste ich nicht genau, ob ich richtig war, denn es gab keine Hinweisschilder und es war auch niemand vor Ort. Ich wartete eine Weile und verbrachte etwas Zeit in der einladenden Outdoorküche. Danach lief ich im tropischen Garten umher und begann nicht allzu laut „Hola“ zu rufen, womit man in diesen Breitengraden für gewöhnlich auf sich aufmerksam macht. Es kam ein humorvoller, älter Herr namens Alejandro daher und begrüßte mich sehr herzlich. Er wohnte in einem kleinen Verschlag mit einem Bett und einem kleinen Schrank darin. Alejandro kam ursprünglich aus San José und lebte nun schon seit einigen Monaten hier im „Carribean Rainforest Sloths,“ wo er sich seinen Lebensunterhalt als Gärtner verdiente. Wir verbrachten den Abend gemeinsam draussen. Alejandro war wirklich ein lustiger Mensch und er kannte alle deutschen Fussballgrössen. Er unterstützte mich dabei, am nächsten Morgen mit dem Besitzer des Grundstückes auf eine Tour zu gehen, indem er den Kontakt zu José herstellte. Ich schlief seit langem mal wieder im Auto und es tat gut nach den Ereignissen der letzten Tage. Die Stille war magisch, lediglich die Geräusche nachtaktiver Tiere waren ab und zu wahrnehmbar. Diesmal fühlte ich mich wirklich wie in einem „Little Paradise.“

    Am nächsten Morgen stand ich sehr früh auf, denn Alejandro hatte mir am Abend zuvor gesagt, dass er kurz vor 5 Uhr Fruchtschnitze für die tropischen Vögel auslegen werde. Er tat dies so hingebungsvoll, dass ich Gänsehaut bekam. Papaya- und Bananenstückchen lagen auf einem Holzgerüst, eigens für die Fütterung aufgestellt. Es flogen immer mehr und immer tropischere Vögel heran, um sich an den Gaben zu laben. Es war ein besonderes Erlebnis, daran teilhaben zu können. An diesem Ort lebte man im vollkommenen Einklang mit der Natur. José kam wie vereinbart um 7 Uhr und wir starteten pünktlich mit der Tour, die letztendlich fast 3.5 Stunden dauerte. Dafür und für den Stellplatz bezahlte ich gerade einmal USD 20, was für Costa Rica ein unschlagbarer Preis ist. Zuerst führte mich José durch seinen bezaubernden Garten, den er erst während der Pandemie aus dem Boden gestampft hatte. Es gab allein hier schon soviel zu sehen: Bananen, Ananas, Limetten, sowie viele verschiedene tropische Pflanzen und Bäume. Wir liefen weiter und José zeigte mir die ersten Faultiere. Darunter war sogar eine Mutter mit ihrem Nachwuchs, leider schlafend. Dafür konnten wir aber zu einem späteren Zeitpunkt noch ein aktives Faultier erspähen und beobachten. Ich habe die private Tour mit José sehr genossen und er war immer bemüht, mir noch mehr zeigen zu wollen.
    Kurz vor dem Mittag verließ ich das kleine Paradies schweren Herzens und fuhr nochmals 3 Stunden weiter bis nach Puerto Viejo am karibischen Meer. Hier wollte ich 10 Nächte im Pagalu-Hostel verbringen. Es war bereits mein dritter Aufenthalt in dieser Herberge und ich freute mich sehr auf das Wiedersehen mit Cynthia und Hugo 🫶.
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  • Day 246

    Samara Beach und nochmal nach Nicaragua

    August 31, 2023 in Costa Rica ⋅ ☁️ 30 °C

    Der Abschied von Nicaragua fiel schwer und doch musste es weiter gehen, denn schließlich ging meine 9-monatige Auszeit allmählich zu Ende. Mir blieb noch etwa ein Monat, in dem ich mich u.a. darauf fokussieren wollte, den Isuzu zu verkaufen. Bei der Einreise nach Costa Rica bekam ich leider nur ein 60-Tage-Visum, was dann im Aduana (Zollamt) dementsprechend auch aufs Auto übertragen wurde. Die obligatorische Autoversicherung durfte ich allerdings für USD 52 für 90 Tage bezahlen. Da gab es keine andere Option. Ich ging sogar nochmals zurück zur Immigration und fragte den Zollbeamten, ob er mir das Visa nicht auf 90 Tage ausstellen könne, doch der Zug war durch. Er empfahl mir, nochmals aus Costa Rica auszureisen und wieder einzureisen. Ob ich das wohl gemacht habe? Zu dem Zeitpunkt dachte ich nur: der spinnt wohl 🤷‍♀️. Die 90 Tage für das TIP (Temporary Import Permit) wären vor allem für den Verkauf des Isuzus hilfreich gewesen. Nachdem auf beiden Seiten der Grenze alle Formalitäten erledigt waren und ich die recht chaotische Peñas Blancas Grenzregion verlassen hatte, fuhr ich gefühlt in eine andere Welt. In Costa Rica war es aufgeräumt und sauber. Es lag nicht mehr überall am Wegesrand Müll jeglicher Art herum, außerdem waren in bewohnten Gegenden Mülleimer installiert. Sowas hatte ich eigentlich letztmals im Dezember 2022 in den USA gesehen. Die Ordnung und Sauberkeit hatte aber auch Nebenwirkungen: das Reisen fühlte sich nicht mehr so abenteuerlich an und mir wurde schneller langweilig. Aber vielleicht änderte sich das ja wieder, wenn ich mich erst einmal an die neue Umgebung gewöhnt hatte. Es waren noch etwa 190 km und gute 3.5 Stunden von der Grenze bis zu meinem Zielort Samara an der Pazifikküste zu fahren. Dort war ich für 5 Nächte in einem Zimmer in der Samara Palm Lodge eingebucht, wo ich bereits im Jahre 2021 2x übernachtete. In Samara wollte ich mich in den nächsten Tagen vor allem einem Vorstellungsgespräch und dem Autoverkauf widmen und hatte daher keine weiteren fixen Pläne.

    Am Freitag, dem Tag nach meiner Ankunft hatte ich am Morgen das besagte Online-Vorstellungsgespräch, wozu ich das schnelle Wifi der Palm Lodge bestens nutzen konnte. Trotz meines guten Gefühls nach dem Gespräch, bekam ich nach 2.5 Wochen die Absage. Krone auf und weitermachen und vor allem galt es jetzt erst recht, die letzten Züge meines Abenteuers zu genießen. Da in der Palm Lodge vorwiegend deutsch sprechende Gäste ihren wohlverdienten Urlaub verbringen, fiel das In-Kontakt-kommen nicht schwer. Und so verging der 2.Tag in Samara wie im Fluge.

    Am Samstagmorgen ging ich am Morgen laufen und die Bedingungen dafür waren super. Auf der ungeteerten Straße Richtung Nosara fuhren nämlich kaum Fahrzeuge. Da es am Mittag bereits anfing heftig zu regnen, was auch die kommenden Tage mehr oder weniger so weitergehen sollte, machte ich keine großen Sprünge mehr. Ich fuhr mit meinem gemieteten Fahrrad nochmal ins Ortszentrum und genoss ein sehr gutes Essen im „Food Court,“ wo sich mehrere angesagte Restaurants befinden.

    Der Sonntag zeigte sich wieder recht wolkenverhangen und es blieb bei einer Fahrt mit dem Fahrrad zum Playa Samara und weiter zum Playa Carillo, der als einer der schönsten Strände an der Pazifikküste gilt. Zum Baden war mir das Meer zu aufgewühlt, der Strand lag voll mit angeschwemmtem Holz und die Sonne wollte sich nicht wirklich zeigen. Auf dem Rückweg fuhr ich wieder beim Food Court vorbei und leistete mir eine vorzügliche Pizza. An die gehobenen Preise in Costa Rica gewöhnte ich mich nur schwer, aber das Essen war hervorragend. Zwischen Palm Lodge und Strand und Food Court setzte ich alle Hebel in Bewegung, um mein Auto auf verschiedenen Online Plattformen zu verkaufen. Es ging zögerlich von statten und es waren meist Locals, die sich für das Auto interessierten. Allerdings musste man für den Import eines im Ausland zugelassenen Wagens in Costa Rica hohe Steuern und Gebühren bezahlen und so scheiterte der Verkaufsabschluss meist wieder, als den Interessenten bewusst wurde, wieviel noch draufzuzahlen war. Ich wurde allmählich unruhig und nervös, da ich mich nur noch auf den Verkauf fokussierte. Am späten Nachmittag bahnte sich dann aber eine Lösung an. Ich fand auf Facebook einen Tico (Costa-Ricaner), der sich auf den Verkauf von Touristenfahrzeugen spezialisiert hat. Am Abend telefonierte ich mit Luis und wir machten einen Deal. Von diesem Zeitpunkt an, konnte ich meine Reise entspannt fortsetzen.

    Der Montag war bereits der Tag vor der Abreise aus Samara. Ich entschied mich an diesem Tag für einen Routenwechsel. Anstatt im Land weitere Spots anzusteuern, wollte ich am Dienstagmorgen zurück nach Nicaragua fahren. Den restlichen Montag verbrachte ich in Samara und Umgebung. Ich fuhr auch nochmal zum Playa Carillo, da es heute etwas sonniger war. Aber von tollem Strandwetter konnte man nicht sprechen. Ich freute mich schon auf die Rückkehr in die Palm Lodge, da ich mit der Besitzerin Brigitte auf mindestens einen Hard-Seltzer abgemacht hatte. Der niedliche Welpe Ava leistete uns Gesellschaft.

    Am Dienstag, den 5. September startete ich früh am Morgen nach Peñas Blancas. An der Grenze ging ich zuerst zum Aduana, um mein TIP für Costa Rica zu pausieren. Ich wollte wieder zurückkommen und wenn man die Einfuhrerlaubnis auflösen würde, dürfte man während 90 Tagen das Auto nicht mehr ins Land bringen. Die nette Dame im Zollamt sagte mir noch, dass ich bei Wiedereinreise sicher auf die 90 Tage erhöhen könne. Anschließend bezahlte ich in einer unscheinbaren Blechhütte eine Ausreisegebühr von USD 10, holte mir den Ausreisestempel und fuhr zur Nicaragua-Border weiter. Mein Visum für 90 Tage hatte ich schnell, doch die Einfuhr vom Auto zögerte sich wieder Stunden hinaus. Ich ging nämlich nochmals zum selben Häuschen, bei welchem ich letztes Mal den Stempel zur Ausreise erhielt und das war ein Fehler. Der Polizist interessierte sich nicht die Bohne für mich, sondern war permanent mit der Unterhaltung auf seinem Mobiltelefon beschäftigt. Als ich dann zum Autocheck fuhr, waren die Damen komplett verwirrt, denn eigentlich wollte ich ja einreisen und nicht ausreisen. Ich nahm mir einen Grenzhelfer, der die Verwirrung auflöste und mich durch den Einreiseprozess führte. Ich durfte wieder an allen Ecken und Enden zahlen, USD 5 für den Helfer, weitere 5 für die Fumigation, die nicht einmal existierte und 5 für ich weiß nicht was. Als dann endlich alle Stempel auf dem Formular waren, ging ich zum Schalter und bekam das TIP, wie bereits bei der ersten Einreise nach Nicaragua für 4 Wochen. Mehr gab es nicht und auf Nachfrage meinte die Dame, dass man in der Hauptstadt verlängern könne. Ich war erstmal froh, dass ich die Reise fortsetzen konnte und fuhr bis San Juan del Sur weiter. Am Ortseingang kam ich in eine Fahrzeugkontrolle, wo ich der Dame mit Nachdruck vermitteln musste, dass ich eine in Guatemala abgeschlossene, gültige Versicherung besaß. Nach einiger Zeit, ließ sie mich schließlich weiterfahren. Ich verbrachte erneut eine Nacht im Pachamama Hostel und genoss das Wiedersehen und die niedrigen Preise.

    Am Mittwoch fuhr ich nochmals zum Playa Guasacate. Das Wetter war diesmal das Gegenteil von dem, was ich kannte. Es war heiß und trocken. Am Morgen zu laufen, war ein Kraftakt und am zweiten Tag reduzierte ich bereits die Distanz. In der Gegend hielt mich diesmal nichts sehr lange und so entschied ich spontan nach 2 Nächten wieder abzufahren. Ich schlief noch eine weitere Nacht in SJDS, doch an diesem Freitag war es kein Vergnügen. Im Zimmer herrschten unerträgliche Temperaturen, der dritte, notwendige Ventilator war nicht mehr vor Ort und auch nicht mehr zu beschaffen und die Party, die unten stattfand, war ohrenbetäubend.

    Am Samstag, den 9. September fuhr ich zurück zur Grenze. Die Warteschlange beim Nicaragua-Aduana war endlos und es dauerte mehr als eine Stunde, bis ich mein TIP auflösen konnte. In der Costa Rica-Immigration stand ebenfalls eine lange Schlange. Überraschenderweise bekam ich heute ein 180-Tage-Visum, von dem ich erst später mitbekam, dass es neu eingeführt wurde, und dass es das 90-Tage-Visum ersetzte. Ich war schon voller Hoffnung, dass mein TIP nun definitiv verlängert werden würde, doch mehr als die pausierten 5 Tage, die ich in Nica verbrachte, gab’s nicht obendrauf. Ich konnte wieder nichts gegen den Entscheid ausrichten und nahm ihn hin. Von der Grenze hatte ich noch etwa 2.5h Fahrt nach Nuevo Arenal, wo ich eine Nacht auf der Weiterreise in die Karibik verbringen wollte. Meine Reisebekannten Rahel und Dominic hatten dort gerade ein Haussittung und wir wollten uns abends treffen. 19km vor dem Ort machte der Isuzu schlapp ;-(.
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  • Day 241

    San juan del Sur

    August 26, 2023 in Nicaragua ⋅ ⛅ 31 °C

    Im Pachamama Hostel traf ich auf alte Bekannte an der Rezeption. Mit Lukas war ich während der vergangenen 2 Jahre sporadisch im Kontakt und so reservierte ich auch mein Privatzimmer via WhatsApp bei ihm. Da ich nun schon zum dritten Mal in diesem Hostel war, bekam ich es für USD 27 pro Nacht, was in SJDS ein faires Angebot ist. Lukas durfte mich für 4 Nächte ein buchen. Warum es letztendlich 5 wurden, berichte ich später noch. An diesem Samstag ging es im Hostel verhältnismäßig ruhig zu. Da San Juan eine Backpacker-
    Partydestination ist, erwartete ich mehr Trubel. Aber vielleicht war ich auch zu müde, um das was wirklich abging, richtig wahrzunehmen. Ich ging früh schlafen. Die Hitze im Zimmer war gewöhnungsbedürftig. Mit 3 Ventilatoren ließ es sich aber geradeso aushalten.

    Der Sonntag war nun der eigentliche Partytag und nannte sich „Sunday Funday.“ Als ich 2021 in SJDS war, fand dieser nicht statt, da kurz nach der Pandemie solche Events auf Eis gelegt waren. Mir wurde erzählt, dass vor den Protesten gegen Ortega im Jahre 2018 der Sunday Funday das Event schlechthin in San Juan del Sur war. Anhand von YouTube Videos konnte ich mir ein Bild davon machen und es entsprach der Wahrheit. Im Pachamama Hostel sollte also heute um 12 Uhr mittags der Startschuss fallen. Bereits ab 11 Uhr strömten zahlreiche Backpacker heran, um ihre Eintrittstickets zu kaufen. Für USD 30 bekam man ein T-Shirt mit Sunday-Funday-Aufdruck und hatte Zugang zu verschiedenen Lokalitäten. Die Getränke waren nicht im Preis inkludiert. Im Pachamama ging der Spaß am Mittag los und dauerte bis 3 Uhr nachmittags an. Danach hieß es für die Partyhungrigen in eine andere Lokalität weiterzuziehen. Ich hatte an diesem Vormittag einen VideoCall mit meinem Untermieter Moritz, der kurz vor dem Auszug aus der Wohnung stand und entschied mich anschließend an den Playa Madera zu fahren, um von dort zu Fuß zum Majagual Beach weiterzugehen. Gesagt - getan. Ich genoss es, ein paar Stunden raus aus der Stadt zu sein und kehrte erst gegen Abend wieder zurück. Da ich schon wieder auf sehr schlechten Straßen fuhr und die Unterbodengeräusche immer schlimmer wurden, entschied ich mich, schnellstmöglich einen Mechaniker aufzusuchen, denn alles was ich vor dem Hochpreisland Costa Rica noch erledigen konnte, wollte ich in die Hand nehmen. Doch nicht mehr an diesem Sonntagabend ;-).

    Am Montagmorgen ging ich gegen 5.30 Uhr erst einmal joggen. Es war zwar auch um diese Uhrzeit schon recht heiß (es kühlte eigentlich nicht ab) und die Luftfeuchtigkeit extrem hoch, doch die Laufstrecke war super und das wollte ich ausnutzen. Seit dem Unwetter in Popoyo hatte ich die sportliche Betätigung etwas schleifen lassen. Nach einem reichhaltigen Frühstück und einer Ruhephase entschied ich mich zu späterer Tageszeit, an den Playa Hermosa zu fahren. Nach meiner Ankunft dort, zog sich der Himmel bereits wieder zu und es sah nach Regen aus, so dass der Strand und das Wasser nicht wirklich einladend waren. Ich entschied mich für einen ausgedehnten Strandspaziergang und wollte später noch beim Mechaniker vorbeifahren. Carlos Werkstatt befindet sich direkt an der Straße nahe des Ortsausgangs von SJDS. Er machte zuerst eine Probefahrt mit dem Isuzu, um die Geräusche zu lokalisieren und nahm anschließend in der Werkstatt die vorderen Räder ab. Das Ergebnis war, dass die Kugelgelenke erneuert und Gummidichtungen einer speziellen Waschung unterzogen werden sollten. Da mir Carlos dringend riet, die Kugelgelenke zu wechseln, wenn ich nicht in den nächsten Tagen liegenbleiben wolle, stimmte ich zu und ließ ihm den Isuzu und eine Anzahlung für die Ersatzteile da. Ich ging zu Fuß zurück zum Pachamama und lernte mich mal wieder in Geduld zu üben.

    Carlos bestellte mich für den Dienstagnachmittag. Für mich bedeutete das, dass ich am Vormittag Zeit hatte, mit meiner Reisebekannten Sylvia einen VideoCall zu machen. Sie arbeitete lange Zeit als Personalchefin und wollte mich bezüglich Vorstellungsgesprächen coachen, was sehr hilfreich war. Danke Sylvia 🙏 . Der Isuzu war gegen 16 Uhr endlich abholbereit und Carlos bot mir an, noch bei einem potentiellen Kaufinteressenten für den Wagen vorbeizuschauen. Ich wollte ihn zwar erst in Costa Rica verkaufen, war aber am Angebot des Chicos interessiert. Wir fuhren hin, beratschlagten eine Weile und wollten wieder losfahren, was allerdings nicht möglich war, denn das Auto sprang nicht mehr an. Der Chico half uns, indem er mit seiner Batterie überbrückte und so konnten wir den Wagen zumindest wieder bis zu Carlos‘ Werkstatt fahren. Es dunkelte langsam ein und die Vermutung, dass die Lichtmaschine kaputt sei, sollte bis zum nächsten Morgen im Raum stehen bleiben. Ich war erst einmal perplex, denn ich hatte ja erst vor wenigen Monaten in Mexiko eine Neue einbauen lassen. Ich konnte an diesem Abend nichts mehr ausrichten, bezahlte den Jungs noch ein Getränk und stiefelte genervt ins Pachamama zurück.

    Am Mittwoch informierte mich Carlos, dass ein Mechaniker, der seine Werkstatt in der Nähe von Rivas hatte, die Lichtmaschine reparieren würde. Das war schonmal beruhigend, denn es war günstiger, als sie komplett zu erneuern. Und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich in den vergangenen Tagen nichts anderes gemacht hatte, als zum Geldautomaten zu spazieren. Ich war 2x am Strand, einige Male shoppen, was in SJDS wunderbar geht und 1x fotografieren. Sonst hing ich eigentlich nur in Carlos Werkstatt herum und verbrachte Zeit damit, zu warten. Das Auto wurde am Nachmittag schliesslich fertig und ich hoffte inständig, dass es nun gut sein würde und ich die letzten 4 Wochen meines Langzeiturlaubs einfach mal genießen könne. Wetten dass ??? …
    es anders kam.

    In der Samara Palm Lodge in Costa Rica konnte ich Bescheid geben, dass ich mit eintägiger Verspätung am Donnerstag, den 31.8. ankommen würde. Ich fuhr am frühen Morgen die 43 km an die Grenze nach Peñas Blancas, wo es hektisch zu und her ging und ich Geduld bei der Ausfuhr des Isuzus aus Nicaragua aufbringen musste. Bei der Einfuhr nach Costa Rica bekam ich dann nicht das übliche 90-Tage-Visa, sondern nur 60 und demzufolge auch nur die gleiche Anzahl an Tagen auf das TIP (Temporary Import Permit) fürs Auto. Es hätte besser laufen können, aber ich nahm es, wie es kam.
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  • Day 237

    Popoyo Beach

    August 22, 2023 in Nicaragua ⋅ 🌧 30 °C

    Nach Granada war die Straße zuerst in einem top Zustand, bis mich Google Maps anwies, nach rechts abzubiegen. Zuerst dachte ich, dass ich wie schon so oft, ein paar Kilometer auf einer Dirty road fahren würde, doch diesmal nahm die ungeteerte Straße kein Ende und die Navigation zeigte noch etwa 30 km bis zum Ziel und eine ausgiebige Fahrtzeit an. Ein Grossteil der Strecke war Baustelle, so dass man davon ausgehen kann, dass die ausgebaute Straße in ein paar Jahren befahrbar sein wird. Es war wirklich schwierig zu fahren und eher für einen 4x4 ausgelegt, doch irgendwie meisterte ich die Ruckel-Piste mit dem Isuzu. Dem Auto tat es gar nicht gut, doch nicht nur mein fahrbarer Untersatz hatte zu kämpfen, sondern auch ich. Der Vorteil war, dass ich anspruchsvolle Fahrsituationen durch die vielen Praxiserfahrungen immer souveräner meisterte. Ich kam irgendwann bei Johns Place am Playa Jiquilite an, welcher auf der IOverlander App auch unter „Las Palmas“ zu finden ist und fand es spontan sehr cool. Er war ein genialer Host und kam am Tag meiner Anreise kurz auf einen Smalltalk vorbei. Danach hatte er andere Verpflichtungen ;-) und wir blieben via WhatsApp im Kontakt. Für USD 25 bezog ich mein Privatzimmer. Bad und Toilette teilte ich mit meiner kroatischen, in Irland sesshaften Nachbarin. Über das Abschließen des Badezimmers unterhielten wir uns mal, fanden es aber zu kompliziert und waren froh, dass es auch so funktionierte. Da es im Las Palmas eine gut ausgestattete Aussenküche gab, entschied ich mich, am Abend zu kochen. Mit meiner Zimmernachbarin traf ich mich später noch auf ein Schwätzchen auf der Terrasse.

    Am nächsten Morgen, ich wunderte mich nicht mehr, denn es war in dieser Region üblich, liefen vor Johns Anwesen Pferde und Kühe frei herum und frassen sich am Wegesrand satt. Ich spazierte nach dem Frühstück zum Strand. Es war bewölkt und sah nach Regen aus. In den Unterkünften war tote Hose. Die meisten Bars und Restaurants hatten während der Nebensaison zudem geschlossen. Da ich bei John nur eine Nacht gebucht hatte und er neue Gäste erwartete, checkte ich am Mittag aus und fuhr die knapp 10km weiter zum Playa Guasacate. Ich hatte im Escondite Pacifico Hostel eine Buchung für 2 Nächte. Die Fahrt führte erneut auf einer Schotterstraße zum neuen Domizil. Das Auto konnte ich aufs Grundstück fahren und dort parken. Ich richtete mich ein, genoss mein schönes Zimmer, welches einem Apartment ähnelte und spazierte noch etwas am Strand entlang. Am Nachmittag fing es gegen 5 Uhr an zu regnen und es hörte nicht mehr auf.

    In der Nacht störte es mich nicht sonderlich, doch am nächsten Morgen wurde es mir langsam unheimlich zumute. Ich schloss mich mit dem Besitzer Alejandro via WhatsApp kurz, da zwischenzeitlich wegen des Unwetters Stromausfall herrschte, die Toilette nicht mehr funktionierte und die Küche unter Wasser stand. Der Wasserstand stieg und der Isuzu stand bereits auf Reifenhöhe unter Wasser. Es sah zudem nicht danach aus, dass der Regen aufhörte. Alejandro, der sich in Kolumbien befand, empfahl mir, das Zimmer zu verlassen. Er schickte mir seinen Bekannten Rick, einen Amerikaner, der sich ein nettes Anwesen nicht weit vom Guasacate Beach auf einem Hügel gebaut hatte und es nach und nach in Eigenarbeit fertig stellte. Ich nahm die wichtigsten Dinge mit und konnte 2 Nächte unter seinem gedeckten Roof in einer Hängematte übernachten.

    Nach meiner vierten Nacht in Popoyo klarte der Himmel wieder auf und es schien möglich zu sein, die Gegend zu verlassen. Ich entschied mich dafür. Vorher fuhr ich aber noch zum Strand und schaute mich um. Ein wirklich umwerfender Ort bei ruhiger See. Da der Ozean noch immer recht aufgeschwemmt war, hielt sich die Surferszene häuslich. Bei verschmutztem Wasser kann man sich schnell eine Ohreninfektion bzw. eine Infektion der Schleimhäute zuziehen. Die Profis meiden die Wellen deshalb nach derartigen Unwettern eine Zeit lang.

    Ich nahm mir vor, irgendwann mal wieder hier vorbei zu schauen. Dass dies schon nach 10 Tagen der Fall sein sollte, ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Gegend hatte es mir definitiv angetan. Es ging an diesem Samstag die 79 km weiter in meine vorerst letzte Destination in Nicaragua nach San Juan del Sur. Es waren diesmal nur 20km Fahrt auf ungeteerter Straße, aber dafür musste ich 2 Flussbette überqueren. Da man mir in Popoyo gesagt hatte, man könne die Straße definitiv wieder passieren, galt es: Augen zu und durch zu praktizieren. Die Flüsse meisterte der Isuzu mit Bravour und die schlechte Straße verwandelte sich irgendwann in eine Pflastersteinstrasse und danach in Eine mit Teerbelag. Nachdem ich nach etwa einer Stunde in der geschäftigen Stadt Rivas ankam, blieb noch Zeit für ein paar Erledigungen, bevor es in die Surfertown San Juan del Sur (SJDS) weiterging. Wie bereits 2x zuvor in früheren Jahren, checkte ich im Pachamama Hostel ein.
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  • Day 234

    Granada, Nicaragua

    August 19, 2023 in Nicaragua ⋅ ⛅ 31 °C

    Ich kam am verregneten Samstagnachmittag des 19. August in der Kolonialstadt Granada an. Auf dem Weg dorthin führte keine Strasse an der Hauptstadt Managua vorbei und ich musste somit in den sauren Apfel beißen und durch. Der Verkehr lief rasant und um Haaresbreite hätte ich in einem Kreisverkehr einen Unfall verursacht, aber es ging zum Glück nochmal glimpflich aus 🙈. Das Hupkonzert schallt jetzt noch in meinen Ohren nach. Ich kam schließlich wohlbehalten an. Es war bereits mein dritter Besuch in Granada und ich finde die Stadt immer wieder aufs Neue faszinierend.

    Für mich hieß es erst einmal, nach einem günstigen Hostel mit Parkplatz zu suchen, da sich das Campen im RV Park (Campingplatz) zerschlagen hatte, da der amerikanische Besitzer keinen Zugang zu Strom gewährte. Man konnte zwar seine Mobilgeräte aufladen, aber das Einstecken des Kabels für den Kühlschrank wurde nicht gestattet. Da ich 3 Nächte in Granada bleiben wollte und es heiß war, benötigte ich diesen „Luxus“ bzw. einen Kühlschrank, in dem ich meine Lebensmittel verstauen konnte. Mein Autokühlschrank funktionierte nur etwa 2 Tage über die zweite Batterie und das war in dem Fall zu wenig. Ich fuhr einige Hostels im Zentrum an, jedoch scheiterte eine Zusage entweder aufgrund der Ausstattung, des fehlenden Parkplatzes oder des Preises. Ich wurde aber nach längerem Suchen doch noch fündig, und zwar in einer Querstraße zum Parque Central, also mitten im historischen Zentrum. Das Hostel „Cueva Nica“ ist wohl eher eine lokale Herberge und der Mainstream bewegt sich in anderen Unterkünften, was für mich aber keine Rolle spielte. Ich bezog ein einfaches Privatzimmer mit Bad für USD 20 pro Nacht, mein Auto parkte ich vor dem Hostel an der Straße, worauf 2 Überwachungskameras 24h aufpassten.

    Noch eine kurze Erklärung zur Währung in Nicaragua: die offizielle Landeswährung sind Córdobas mit einer Umrechnung von 1: 36 gegenüber dem USD. Da man im Land aber fast überall auch USD akzeptiert und man z.B. an der Grenze sogar nur mit Devisen bezahlen kann, nehme ich Bezug auf die Dollarpreise.

    Das Personal im Cueva Nica war so nett, für meine Lebensmittel einen Teil des Restaurantkühlschranks frei zu räumen. Eine Küche für Reisende gab es hier nicht, aber da ich eine der wenigen Gäste war, durfte ich die hiesige Cocina mitbenutzen. Zum Hostel gehörten auch 2 Katzen, die Zugang zu allem hatten und im Aufenthaltsbereich ihr Unwesen trieben. Mein Regenschirm, den ich zum Trocknen dort aufgestellt hatte, war bereits am ersten Morgen meines Aufenthaltes kaputt. Das Hostelpersonal hatte rege Freude an den lieben Tierchen und gestattete ihnen auch aus der Spüle zu trinken. Die Katzen waren Teil der Familie und ich begann mich damit zu arrangieren.

    Die 3 Tage in Granada verbrachte ich entspannt, denn ich war ja bereits zum 3. Mal vor Ort und kannte mich recht gut aus. Am Sonntag, dem Tag nach meiner Anreise hatte ich eine Freewalking-Tour gebucht, die allerdings vom Guide ohne Angabe von Gründen abgesagt wurde. Demzufolge entschied ich mich dafür, gemütlich im historischen Zentrum herumzuschlendern und das eine oder andere Restaurant zu besuchen. Es verschlug mich mal wieder ins „Garden Café,“ von dem ich dieses Mal nicht so überzeugt war, wie noch vor 2 Jahren. Am Nachmittag kehrte ich in meine Unterkunft zurück und war recht zufrieden damit, mal etwas weniger in den Tag gepackt zu haben. Ich buchte am Abend noch die Free-Walking-Tour für den Montagmorgen und hoffte darauf, dass diese durchgeführt wurde.

    Am nächsten Tag stand ich um 9 Uhr am Treffpunkt vor der Kathedrale von Granada. Wir waren eine kleine Gruppe von 5 weiblichen Reisenden, die von Rodolfo aufs Herzlichste empfangen wurden. Unser Guide ließ uns Granada hautnah erleben. Er brachte uns sowohl zu den bedeutendsten kolonialen Bauwerken, wie auch zu, an der Grenze zum historischen Zentrum gelegenen Wohngebieten, die früher von der indigenen Bevölkerung bewohnt wurden und zum Mercado de Granada. Rodolfo erzählte uns viel über die Geschichte der 100 000 Einwohner Stadt und über das Leben heute. Granada gilt unterdessen als eine der reichsten Metropolen des Landes. Bis zum Ufer des Nicaraguasees, dem größten Binnengewässer Mittelamerikas, brachte uns Rodolfo nicht mehr, aber da ich das Gebiet bereits auf meiner morgendlichen Laufrunde erkundet hatte, störte es mich nicht. Die 2.5 Stunden mit unserem Guide vergingen wie im Fluge und ich gab ihm nach Abschluss gerne USD 15 für eine derart lohnenswerte Tour. Rodolfo hatte uns das „Tostometro“ Restaurant, welches sich im Mercado befindet, empfohlen. Dort gab es Kochbananen-Burger, eine ganz besondere Spezialität in den hiesigen Breitengraden. Da ich das Lokal bereits von meinen Besuchen von vor 2 Jahren kannte und auch den Besitzer Amos, freute ich mich auf ein Wiedersehen. Wir Walking-Mädels verabredeten uns für den Nachmittag um 15 Uhr im Tostometros. Ich war leicht enttäuscht, als ich hörte, Amos sei wegen einer Operation am Handgelenk in stationärer Behandlung. Demzufolge waren auch die veganen Burger nicht von gewohnter Qualität. Schade. Ich nutzte den Rest des Tages dafür, nochmals durch die Stadt zu streifen und ein paar Fotos zu machen. Wie überall in Nicaragua prallten auch in Granada Gegensätze aufeinander: arm und reich lagen hier hautnah beieinander. Zum Abschluss meines Rundgangs stieg ich für USD 1 die Treppenstufen der Iglesia La Merced nach oben und hatte einen fantastischen Blick auf die Stadt. Da es am späten Nachmittag, wie eigentlich jeden Tag in Granada stark zu regnen anfing, ging ich zurück zum Hostel und versuchte die vielen Eindrücke des heutigen Tages zu verarbeiten.

    Am Dienstagmorgen ging es weiter. Es zog mich mal wieder an den Strand. Ich entschied mich für den etwas abgelegenen Popoyo Beach. Der Isuzu meisterte die letzten fast 30 km Schotterpiste recht passabel. Die Unterbodengeräusche versuchte ich „noch“ zu ignorieren.
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  • Day 230

    León, Nicaragua

    August 15, 2023 in Nicaragua ⋅ ☁️ 31 °C

    Nach dem Frühstück im Hostal Rio de Piedra in Esteli startete ich die 2.5 stündige Fahrt in das etwa 145 km entfernte León, vollständig Santiago de los Caballeros de León. Ich freute mich schon sehr auf meine neue Destination, denn auch diese nicaraguanische Stadt hatte ich auf meinen beiden vorherigen Reisen im Jahre 2021 noch nicht besucht. Die Anfahrt verlief problemlos. Ich fuhr auf recht gut ausgebauten Straßen, meist durch ländliche Gegenden bis zu meinem Zielort. Am Stadteingang befand sich ein La Colonia Supermarkt, bei dem ich noch einen ausgedehnten Einkauf tätigte. Auch in Nicaraguas internationalen Lebensmittelläden bekommt man mittlerweile alles, wenn man die entsprechenden finanziellen Mittel mitbringt. Wie man sich vorstellen kann, war in dem großen Ladenlokal kaum jemand, denn der Grossteil der lokalen Bevölkerung kann sich das Shoppingerlebnis hier nicht leisten. Nach meinem Einkauf hatte ich nur noch wenige Minuten bis zum Casa Lula Hostel zu fahren, für das ich mich Dank IOverlander App entschieden hatte, vor allem weil es sehr zentral lag und weil es einen sicheren Parkplatz im Innenbereich des Grundstücks gab, auf dem 2 Fahrzeuge normaler Größe Platz hatten. Der amerikanische Besitzer Roger öffnete mir das Tor und ich fuhr den Isuzu hinein, checkte ein und verstaute den Einkauf. Die Küche des Hostels war riesig und bot viele Annehmlichkeiten. Am Morgen gab es ab 7 Uhr immer frischen Kaffee. Das Einzige, was mich am Lula „etwas“ störte, war der herumliegende Hundekot. Die Hosts besaßen zwei große Hunde, die ihr Geschäft in der Regel auf dem Grundstück erledigten. Wenn ich etwas aus dem Auto holen wollte, musste ich meist aufpassen, nicht in einen Haufen zu treten. Gehört hatte ich schon öfter, dass das Gassigehen mit den Hunden bei Amerikanern nicht so üblich sei, wie bei uns Mitteleuropäern. Mein sehr schönes und geräumiges Zimmer mit einer kleinen, liebevoll gestalteten Veranda nebenan, befand sich auf der oberen Etage. Ich fand es toll, wenn auch nach ein paar Tagen recht heiß, da ich nur die Option Ventilator nutzte. Bei gefühlten 40 Grad, war dieser fast nicht ausreichend. Für die Klimaanlage veranschlagte Roger für eine fixe Zeit von 8 Uhr morgens bis 8 Uhr abends 10 Dollar extra, was ich überteuert fand und zudem war ich zu diesen Zeiten meist sowieso nicht im Zimmer. Ich verzichtete und schwitzte lieber 🥵. Aber nach 8.5 Monaten HEISS kam es auf 2-3 Nächte mehr nun auch nicht mehr an. Da das Zimmer recht günstig war und mir die Stadt auf Anhieb sehr gut gefiel, buchte ich gleich 4 Übernachtungen. Im Auto schlief ich übrigens nur noch sporadisch, da es in diesen Breitengraden auch nachts nicht wirklich abkühlte und gute Campingplätze zudem rar waren. Am Tag der Ankunft riss ich keine Bäume mehr aus. Ich kochte mir noch etwas zum Abendessen und entspannte auf meiner schönen Veranda.

    Am Mittwochmorgen ging ich erstmal joggen. Wegen der Hitze lief es nicht so optimal, wie bei den wesentlich kühleren Temperaturen in Esteli, aber Hauptsache es lief. Für den Nachmittag hatte ich eine Streetart-Freewalking-Tour gebucht, die scheinbar nur mich interessierte, so dass ich meine Private hatte. Es war sehr interessant und Leo, mein Guide, erzählte sehr fundiert über den geschichtlichen und politischen Hintergrund der vielen Wandmalereien im historischen Zentrum. León gilt als intellektuelle Metropole Nicaraguas und steht traditionell für das liberale Element des Landes. Die Stadt war das Zentrum der Revolutionskämpfe 1978/79 und Wohnsitz des berühmten Dichters Rubén Darío, der u.a. auch in einem großen Wandbild verewigt wurde. Nach der fast 2.5 stündigen Tour ging ich zurück zum Casa Lula Hostel und ließ den Tag ruhig ausklingen. Den Stadtrundgang wollte ich am übernächsten Tag nochmals alleine fortsetzen.

    Ich war am Abend bereits von Nervosität geplagt, denn für den nächsten Vormittag hatte ich mich für das, für León berühmte Vulkan- Boarding am aktiven Cerro Negro angemeldet. Für die Tour bezahlte ich bei meinem Host Roger im Voraus USD 25 und begab mich am Donnerstagmorgen zum Via Via Hostel, von wo es losgehen sollte. Es kam erstmal zu Verzögerungen, da der 4x4, der uns hinbringen sollte, nicht lief. Bis ein alternatives Fahrzeug ankam, verging fast eine Stunde und dazu kam nochmals eine Stunde für die Fahrt zum Vulkan. Landschaftlich ist dieses Gebiet wunderschön und fährt man nur ein Stück raus aus der Stadt, spürt man die Ursprünglichkeit Nicaraguas hautnah. Mir ging diese Stimmung in keinem Land Zentralamerikas so unter die Haut wie hier. Man sieht Ochsenkarren, Pferdekutschen, Hühner, Schweine und ein paar Bauernfamilien, die sich mit der eigenen Landwirtschaft gerade so über Wasser halten. Nachdem wir dieses ländliche Gebiet passiert hatten und am Fuße der beiden Vulkane angekommen waren, bekamen wir unsere Ausrüstung: einen gelben Arbeitsschutzanzug, einen Stoffrucksack, eine Schutzbrille und das hölzerne Board, welches um das Jahr 2000 von 2 Aussies kreiert wurde und seitdem regen Einsatz findet. Das Vulkanboarding am Cerro Negro ist übrigens weltweit einmalig, da es das einzige Boarding an einem aktiven Vulkan ist. Nun galt es erst einmal, die 528 Höhenmeter mit dem gelben Brett im Schlepptau zu meistern. Nach und nach gaben fast alle unserer Gruppe das Funboard an einen Chico ab, der für den Service, es nach oben zu tragen USD 5 verlangte. Als wir den Aufstieg endlich gemeistert hatten, gab es noch ein letztes Foto, mal ernst dreinblickend, mal total überdreht und danach machten wir uns startklar für die Abfahrt. Ich schaffte gerade einmal ein Drittel der Strecke, hatte permanent ein mit Vulkangestein gefülltes Board und bekam es mit der Angst zu tun. Es ging mir plötzlich alles viel zu schnell. Ich stieg ab und nicht wieder auf. Die restlichen 2/3 ging ich zu Fuß nach unten, was auch kein Vergnügen war, da ich ständig im Vulkankies einsackte, aber ich fühlte mich zumindest sicherer, als auf dem Board. Unten angekommen hatte sich ein Tourist tatsächlich den Arm gebrochen und musste in ein Krankenhaus gebracht werden. Ich war froh, dass ich mich für den Fußmarsch entschieden hatte. Volcanboarding war eine Erfahrung, die ich nicht wiederholen werde. Als wir wieder zurück im Via Via Hostel waren, war es bereits Nachmittag. Im Get Up Stand Up Shop nebenan konnte man an einer Gratis-Führung durch das Atelier und durch die Produktionsstätte teilnehmen und zu sehr günstigen Preisen, coole Surferoutfits „Made in Nica“ erwerben. Ich wurde natürlich fündig und nahm die Promotion „Buy 2 Get 3“ gerne in Anspruch. Zurück im Hostel berichtete ich meinem Host Roger, der selber noch nicht auf dem Vulkanboard saß, von meinen Erfahrungen. Ein ereignisreicher Tag ging zu Ende.

    Den Freitag nutzte ich nochmals für meine eigene Tour durch die 170 000 Einwohner zählende, quirlige, laute Kolonialstadt. Die Architektur war wunderbar und die Vielzahl der Kirchen eine Augenweide, gepaart vom Charme Nicaraguas. Auch im historischen Zentrum rasten Pferdegespanne wie selbstverständlich durch die Straßen. Fliegende Händler gab es überall und sie priesen ihre Waren schreiend an. Die Kathedrale von León ist sicherlich das Highlight im Stadtzentrum. Das um 1860 nach über 100-jähriger Bauzeit fertiggestellte Gotteshaus gilt als das Größte und Älteste Mittelamerikas. Wenn man den Seiteneingang nimmt, USD 3 zahlt und die Treppenstufen nach oben steigt, kommt man aufs Dach der Kathedrale, was einfach wunderschön ist. Weiße Kuppeln ragen aus der Decke heraus und der Blick auf das historische León ist umwerfend. Nach 20 Minuten wird man aufgefordert, seine Schuhe zu nehmen und den Weg nach unten anzutreten. Nachdem ich meinen Fußmarsch durch das gesamte historische Zentrum schließlich beendet hatte, ging es zurück zu meiner Bleibe. Bei diesen immensen Temperaturen hielt man es unter freiem Himmel nicht allzu lange aus und war immer auf der Suche nach einem schattigen Plätzchen.

    Die Tage in León vergingen wie im Fluge und ich machte mich allmählich daran, eine Bleibe in meiner nächsten Destination, der Stadt Granada zu suchen. Da der hiesige RV Park (Campingplatz) keine Möglichkeit bot, Strom zu nutzen, entschied ich mich, nach einem Hostel zu schauen. Es dauerte eine Weile, bis ich in der Kolonialstadt das Richtige für mich und den Isuzu gefunden hatte.
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  • Day 228

    Nicaragua Border und Esteli

    August 13, 2023 in Nicaragua ⋅ ☁️ 28 °C

    Am Sonntagmorgen, des 13. August fuhr ich nochmals anderthalb Stunden von der Stadt Choluteca bis zur honduranisch-nicaraguanischen Grenze, an den Grenzübergang zwischen San Marcos de Colón und El Espinosa. Die Ausreise aus Honduras verlief zügig und problemlos. Ich ging zuerst zur Immigration, wo ich mein Visa auflöste und dann weiter zum Aduana, wo es die temporäre Einfuhr vom Auto (TIP) zu annullieren galt. So einfach und unkompliziert wie ich eingereist war, reiste ich auch wieder aus. Ich fuhr zur Grenze nach Nicaragua, wo man mir erst einmal ein abgestempeltes Formular für den Isuzu in die Hand drückte. Zur Immigration und zum Zollamt war es noch ein ganzes Stück weiter. Da nichts angeschrieben war, fuhr ich an einigen parkenden Lastwagen, die in Zentralamerika überdimensional groß sind, vorbei und das war falsch. Eine Grenzhelferin hatte das wohl beobachtet und kam hinterher. Ich zirkulierte wieder zurück und parkte vor einem blauen Gebäude, in welchem sich Immigration und Aduana (Zollamt) befanden. Obwohl Sonntag war und ich mit weniger Zeit für die Einreise gerechnet hatte, musste ich für den gesamten Prozess 3 Stunden aufbringen. Bei der Immigration teilte man mir nach einiger Zeit und Begutachtung meines Passes mit, dass ich erst das TIP fürs Auto machen solle und danach wieder zurück kommen dürfe. Warum, war mir nicht ganz klar. Ich stellte mich also mit etwa 20 gut beleibten, zentralamerikanischen Lastwagenfahrern in eine Reihe und wartete, bis ich das Auto anmelden konnte. Zum Teil waren sie respektlos, drängelten sich vor, womit ich sie gerne verbal konfrontierte. Dies amüsierte andere Fahrer wieder, mich nervte es nur. Nachdem ich die geforderten Unterlagen abgegeben hatte, fuhr ich mit dem Isuzu zu einem Fahrzeugscanner, anschließend checkte eine Polizistin den Inhalt meines Wagens und dann ging es erneut zum Zollamt. Auf meinem Einfuhrformular waren bereits mehrere Stempel und es kamen noch einige hinzu. Als der Zollbeamte den Vorgang endlich abgeschlossen hatte, ging ich zurück zur Immigration. Die Beamtin verhielt sich wieder sehr merkwürdig und zögerlich. Schließlich „durfte“ ich aber meine USD 15 Einreisegebühr bezahlen und bekam auf Papier mein Visum für ca. 4 Wochen (die Zeit, die von meinem 90-Tage-Visa für Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua noch übrig war) genehmigt. Ich war erleichtert und mein Durchhaltevermögen hatte sich bezahlt gemacht. Den Zettel mit den vielen Stempeln musste ich beim letzten Grenzposten abgeben und dann ging die Reise weiter nach Somoto, in die erste Stadt nach dem Grenzübergang ganz in der Nähe des Somoto Canyons, für den ich mir leider keine Zeit nehmen konnte. Am heutigen Sonntag war es in der Kleinstadt recht schwierig, eine SIM Card zu kaufen und vor allem zu aktivieren. In einem 24/7 Shop half mir jedoch schließlich eine sehr nette Dame dabei und nach längerem erfolglosen Umherirren in der Stadt, war ich überglücklich.

    Nachdem ich in dem Laden noch ein paar Grundnahrungsmittel gekauft hatte, konnte ich endlich zu meiner eigentlichen Destination, in die Stadt Esteli weiterfahren. Das Navigieren funktionierte mit den mobilen Daten, die ich kurz zuvor gekauft hatte, super. Für die 71km benötigte ich etwa 1.5 Stunden. Das Hostal Rio Piedra hatte ich im Voraus gebucht, da es in und um die Stadt keinen Campingplatz gab, was in Nicaragua so weitergehen sollte. Der Empfang im Guesthouse war sehr herzlich, die Einrichtung liebevoll und ästhetisch und die Lage der Unterkunft war absolut zentral. Angenehm an Esteli fand ich auch, dass es nachts abkühlte und ich am frühen Morgen joggen konnte, ohne dass mir nach wenigen Metern schon der Schweiß von der Stirn tropfte. Ich rannte in Esteli also morgens gerne meine 9-10km durchs Zentrum. In der Stadt blieb ich insgesamt 2 Nächte. Primär ging es mir hier vor allem darum, mich nach den anstrengenden letzten Tagen auf den Straßen Honduras‘ zu erholen. Ich brachte mal wieder Wäsche weg, kaufte ein, nahm mir Zeit mit der Besitzerin der Unterkunft in der wunderschönen, sehr gut organisierten und aufgeräumten Küche zu plaudern und ging für überschaubare Streifzüge in die Stadt. Esteli ist vor allem für seine Zigarrenfabriken bekannt, die mich nicht sonderlich interessierten, dafür aber die kreative Streetart um so mehr. Die Wandbilder von Esteli sind wundervoll und es gilt sie zu entdecken und zu bestaunen. Auch laden die zahlreichen Früchte- und Gemüseverkaufsstände im gesamten Zentrum zum Kaufen ein. Bis auf Äpfel und Kiwis wächst in Nicaragua angeblich alles. Die 2 Tage in Esteli haben zu einem entspannten Ankommen im Land beigetragen. Es ist bereits mein dritter Besuch in Nicaragua. Ich freute mich schon auf die Fahrt zu den nächsten Zielen. Am Dienstag, den 15.8. ging es weiter in die Studentenstadt León.
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