Living in: Schweiz Read more Schweiz
  • Day 192

    Mexiko kann nicht ohne uns.

    July 19, 2019 in Mexico ⋅ ⛅ 31 °C

    Mexiko ist ja schon schön. Und ich komme auch gerne wieder hierhin in die Ferien. Doch erst mal nach Hause wäre auch schön. Aber so einfach ist es eben doch nicht.

    Nachdem wir schon eine halbe Ewigkeit beim Gate gewartet und mehrere Verspätungsmeldungen erduldet haben, Alain Harry Potter lesend und ich zu Kopfhörermusik tanzend, durften wir endlich ins Flugzeug steigen. Eine Durchsage informiert uns, dass jetzt getankt wird und dass das einen Moment dauern könnte. Scheinbar gab es technische Störungen und der Tank konnte vorher nicht aufgefüllt werden. Gerade als ichs mir gemütlich gemacht, das Filmprogramm angeschaut und enttäuscht festgestellt habe, dass man als Nicht-Premiummitglied nur einen Film zur Auswahl hat, ertönt erneut eine Durchsage mit der Meldung alle müssten aussteigen. Aus rechtlichen Gründen dürften sie nicht mehr fliegen. Alain vermutet es liegt am Arbeitsrecht und an den zu langen Arbeitszeiten der Piloten. Da hat man schon paar grausige Fäkalausdrücke vernommen. Da uns ausser Heimweh nichts stresst, nehmen wirs sehr gelassen. Wieder beim Gate packen wir unser Reiseschach aus, könnte ja länger dauern, bis die Flughafenangestellten alle aufgebrachten Leute beruhigt haben.

    Irgendwann musste man dann Schlange stehen und dann ging der ganze Film quasi rückwärts. Immigration, Gepäckband, Hotelbus, einchecken im Hotel. Unser Schachspiel war noch nicht fertig und so konnte man zwei Verrückte mit analogem Schachspiel in der Hand (auf dem Ipad balancierend) durch den Flughafen spazieren sehen. (Digitales Schach wäre da wohl praktischer gewesen. Notiz für uns in der Zukunft.)
    Viel Informationen haben wir nicht erhalten. Das Krisenmanagement und die Kommunikationsfähigkeit der Fluggesellschaft ist wenig bis gar nicht befriedigend. Mir tun die Familien mit Kleinkindern Leid... Und das arme Personal, das mit über 300 unzufriedenen und wütenden Passagieren fertig werden muss...

    Doch irgendwann nach Mitternacht, wo wir eigentlich seit sechs Stunden in der Luft gewesen sein könnten, sind wir halt in der Hotelbar und geniessen den All inclusive Service. Gratis natürlich. Mit Rotwein und Crêpes sind wir glücklich. Unser Hotelzimmer ist ausgestattet mit Dusche, Badewanne, Hotelpantoffeln, Bügeleisen und Nähset. Alles was das Herz begehrt. Geschlafen haben wir schlecht. Und obwohl wir uns so aufs Frühstücksbüffet gefreut haben, begnügen wir uns mit einem Lachs- und Gonfitöstchen.
    Der neue Flug sollte um 12 Uhr los, doch eine Tafel bim Eingang verspricht uns erst einen Flug um 14 Uhr.

    Lustig ist es nicht so. Aber es könnte ja auch schlimmer sein. Und im Hotel drin gibts genug Sofas und der bestialische Algenpestgeruch von draussen wird vom Hotelparfüm überdeckt. Wir haben immer noch unser angefangenes Schach.

    Wir diskutieren gerade über den letzten Satz von unserem Eintrag. Könnte ja jetzt möglicherweise wirklich der Letzte sein. Oder auch nicht.
    Wir rechnen ganz optimistisch damit, im Verlauf vom Samstag die Schweizeralpen zu sehen und das Heidi singen zu hören. Und verabschieden uns schon mal von unserer treuen Leserschaft. Danke.
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  • Day 191

    Auf zu Papi und Mami! (Danke.)

    July 18, 2019 in Mexico ⋅ ⛅ 30 °C

    Heute gehts zurück in die Schweiz, nach Hause. Wobei „nach Hause“ bedeutet zu Papi und Mami, da wir ja obdachlos sind. Nach 191 Tagen, mehr als ein halbes Jahr Nur-tun-was-unser-Herz-begehrt, wird es langsam wieder Zeit den Alltag wenigstens ab und zu mit WC-Putzen, Staubsaugen und vor allem Geldverdienen zu verbringen.
    Ein lachendes Auge, ein weinendes Auge und zwei brennende Augen vom Poolwasser begleiten uns. Als Souvenir bringen wir paar vernarbte und paar frische Moskitostiche.

    Hier die zukünftigen FAQs (häufig gestellte Fragen), bzw. die Antworten dazu, damit ihr euch kreativere Fragen ausdenken müsst. ;-)

    1.) Ja, es hat uns gefallen.
    2.) Tango und die lieben Menschen von Buenos Aires war das Beste, die Cenoten und Tacos in Mexiko das Zweitbeste und die Aussicht vom Pão de Açucar in Paratymirím und das Frühstück in Brasilien das Drittbeste. (Für uns beide)
    3.) Ja, wir haben viel Spanisch gelernt und gesprochen und haben uns problemlos mit allen auf Spanisch unterhalten können (und zwischendurch sogar auf Portugiesisch).
    4.) Ja, wir haben viele tolle Leute kennengelernt, mit denen wir weiterhin noch in Kontakt zu bleiben gedenken.
    5.) Nein, wir werden das Packen nicht vermissen.
    6.) Nein, wir haben nie unüberwindbare Schwierigkeiten gehabt. Das „Schlimmste“ war wohl das Horrorbett, das Schlüsselerlebnis und dass ich in Uruguay Fieber bekam. Und für Alain die Hitze in Mérida.
    7.) Nein, uns wurde nie etwas geklaut.
    8.) Nein, Autofahren in allen vier Ländern war kein Problem, ausser aus Rio de Janeiro raus- und reinzufahren. (kleine Gedankenstütze: Rio-Niterói-Brücke)
    9.) Ja, wir planen schon wieder nach Buenos Aires zu reisen.
    10.) Ja, wir freuen uns sehr auf die Schweiz. Sie ist eben schon schön. (Jeder SchweizerIn, immer nach den Ferien.)

    Ich schliesse ab mit der am häufigsten genutzten Abschiedsfloskel in Lateinamerika: „¡Hasta luego!“
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  • Day 190

    Ein Stückchen Himmel

    July 17, 2019 in Mexico ⋅ ⛅ 32 °C

    Mitten im Dschungel, umgeben von Grün wohin das Auge reicht, mit vielen farbigen Schmetterlingen die bei Tagesanbruch herumflattern, unzähligen Grillen, die nachts um die Wette zirpen, Eidechsen, immer auf der Suche nach geeigneten Verstecken, leuchtenden Blumen, die einander in Farben und Formen konkurrenzieren, dem nächtlichen Firmament so klar und glitzernd, dem gleichen wie ihn auch die alten Maya verehrten, so ein Ort kann nur einen poetischen Namen tragen wie „Cachito de Cielo“ - ein Stückchen Himmel.
    Zusammen mit der Horrorunterkunft in Buenos Aires ist es ironischerweise unser billigstes AirBnB auf unserer Reise. Wir haben für zwei Wochen ein riesiges neues Apartment mit Küche und zwei Bäder für uns allein, dazu einen einladenden Pool, der selten besetzt ist. Wir verbringen täglich mehrere Stunden im und am Pool verlassen das Dschungel-Häuschen nur, um irgendwo anders wieder in das Immer-Grün reinzustechen, um eine Dschungel-Cenote zu besuchen.
    In einer Cenote zu liegen, im kristallklaren und frisch-kühlen Wasser, wo sich kreativste Felsformationen spiegeln und sich kleine Fischchen und Schildkröten tummeln, ist ein Traum. Um dieses Unterwasserspektakel nicht nur von Alain schwärmen zu hören, habe ich alle meine Wasserkindheitsängste und Fischtrauma überwunden und mich samt Schnorchel und Taucherbrille in das kühle Nass gewagt. Jeden Tag, immer wieder. Ich habe noch nie etwas beeindruckenderes gesehen.
    Die fantasievollen Felskreationen der Natur in Kombination mit dem glasklaren Wasser bescheren meiner ästhetikliebenden Seele magische, mystische und spektakuläre Erfahrungen. Keine Tausend Fotos können diese traumhaften Eindrücke auch nur annähernd erfassen. Geht und seht selbst. Bevor sich der kommerzielle Massentourismus den immer mehr algenüberwucherten „Traumstränden“ weicht und sich in Richtung Cenotes bewegt.
    Für einen Abstecher zur Laguna Bacalar, auch „ Laguna de Siete Colores“ genannt, lohnt sich auch die fast dreistündige Fahrt im Auto in die Nähe von Belize. Traumstrandähnliche Szenarien mit weissem Sand und türkis-, hell-, dunkel- und grünlichblauem Wasser sind ein wunderbarer Anblick und „schön warm“ um drin zu baden.
    Heute ist unser letzter Tag. Aber ganz verabschieden kann ich mich jetzt gerade noch nicht. Ihr lest nochmal von uns. :-)
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  • Day 183

    Maya: nicht nur eine berühmte Biene

    July 10, 2019 in Mexico ⋅ ⛅ 32 °C

    Nach 3 Wochen im Land der Maya möchte ich nun diesen Blog als Hommage an dieses grandiose, indigene Volk schreiben. Wir haben viel darüber gelesen, Videos geschaut und beim Besuch zweier Ruinen auch jeweils einen Maya als Guide mit Fragen bombardiert.

    Die Maya sind Indianer (Indigene: Eingeborene) und eine sehr alte, ca. 2,000 v. Chr. entstandene Hochkultur auf der Halbinsel Yucatán und im Norden von Guatemala und Belize. Ihre Blütezeit war von 300 bis 1000 n. Chr, also weit vor dem Höhepunkt der Azteken, welche etwa zur Zeit der Entdeckung Amerikas (Kolumbus, 1492) stattfand.

    Obwohl die Maya weder Rad, Pferd noch Stahl benutzten, haben sie mit Ihrer Architektur, Astrologie und Mathematik Erstaunliches geleistet.
    Sie haben die Laufbahnen der Sonne, des Mondes und der Venus genaustens beobachtet. Damit haben sie den berühmten Mayakalender mit ihrer eigenen Hieroglyphenschrift definiert, der dazumal präziser war, als der in Europa im 16. Jahrhundert eingeführte gregorianische Kalender. Dass dieser Mayakalender im Dezember 2012 endet und dann die Welt untergeht, war übrigens ein reiner Mythos und ein riesiges Geschäft für Hollywood, Emmerich und Co.

    Die Maya zählten im 20er System, sie zählten also mit den Händen und den Füssen und ihr Monat besitzt 20 Tage. Eine der wohl bedeutsamsten intelektuellen Grosstaten war die Erfindung der Null. Damit konnte man nun die 20 um ein Vielfaches darstellen und viele mathematische Probleme lösen.

    Wenn man vor dem Kukulkántempel in Chichen Itzá klatscht, klingt das Echo wie ein Pistolenschuss. Beim Händeklatschen vor dem „Juego de Pelota“ kommen sehr schöne Echos zurück, die klingen als ob Vögel antworten würden.
    Die ganze Architektur der Tempelanlage wurde genau bemessen und nach ihren jeweiligen Zweck ausgerichtet. Nichts wurde dem Zufall überlassen.
    So scheint zweimal im Jahr, bei jeder Tagundnachgleiche (Frühlings-und Herbstbeginn) die gefiederte Schlange (Schlangengottheit) vom Tempel runterzukommen. Dabei versinkt eine Pyramidenseite fast vollständig im Schatten. Dann wird nur noch die Treppe von der Sonne angestrahlt und auf sie projizieren sich die Stufen der Pyramiden. Dieser Zigzagschatten vereint sich schliesslich für kurze Zeit mit dem Schlangenkopf am Fuss der Pyramide: Quetzalcoatl/Kukulkán die gefiederte Schlange. (Der Name ändert je nach ethnischer Untergruppierung.)

    Die Maya haben es verstanden, den Wind geschickt für Töne einzusetzen. Sie bauten Flöten, die die Zuhörer zum Weinen brachten, weil es so göttlich schön klang.
    Auch Farben wurden eingesetzt. Zum Beispiel für die beiden damals noch roten Tempel in Coba wurden Millionen Marienkäfer gezüchtet um rote Farbe zu erhalten. Noch heute kann man teilweise noch rote Farbreste wahrnehmen.

    In Chichen Itzá und in Coba haben wir Arenas der „Juego de Pelota“ gesehen, wo religiöse Spiele/Rituale durchgeführt wurden. Gespielt wurde mit einem 4 kg schweren Kautschuk-Ball. Mit einem heutigen Mannschaftsspiel hatte das aber nicht viel zu tun, es wurde mit den Ellenbogen, den Knien und mit den Hüften gespielt (Da wäre ich wahrscheinlich besser gewesen als im FC Laufen, wo ich mal kurze Zeit gespielt habe). Ziel war die Pelota (Ball) in ein rundes, heiliges Loch zu werfen. Nicht die Verlierer, sondern die Gewinner bekamen die Ehre sich den Göttern zu opfern, denn diese wollten natürlich nur die Gewinner, keine Loser. Sie steckten sich einen Agavendorn in die Zunge (je nach Bedarf auch das Ohr, der Finger oder der Penis) und die Schmerzen und das ausfliessende Blut brachten sie näher zur Erde und zu den Göttern.

    Die Maya kannten grundsätzlich 3 gesellschaftliche Klassen, die Ober-, Mittel- und Unterschicht. Die Unterschicht bestand aus den Bauern und Arbeiter, die Mittelschicht aus Kriegern und Handelsmänner, die Oberschicht aus Königen, Priester, Architekten und Mathematiker. Nur diese durften auf die Heiligen Tempel, um die Götter zu preisen. Es galt als göttlich ein flaches Gesicht zu haben, darum wurden den frischgeborenen Königen 6 Monate lang der Hinterkopf mit einer Art Holzklappe flach gedrückt. Die gefundenen Schädel der Könige konnte man also ganz einfach an der flachen Form von den anderen unterscheiden.

    Wenn man den bekannten Maya Hunbatz Men nach dem Wichtigsten in unserer neuen Welt fragt, sagt dieser: „Wir müssen unsere Sonne beobachten, sie ist unser Vater. Wir müssen den Kosmos verstehen, er ist eng mit unserem Körper verbunden. Der weibliche Zyklus hängt am Zyklus unserer Mutter, dem Mond, ab. Wir müssen somit wieder auf unsere Planeten achten und sie wahrnehmen, es ist das einzig Reale, alles andere haben wir nur erfunden“.
    Mir ist auch klar geworden, warum die Sonne und der Tag im Spanischen männlich ist (El sol, el dia), und der Mond und die Nacht weiblich (La luna, la noche). Das erklärt auch unseren Biorhythmus sehr gut; während ich den Morgen aktiv nutze und Abends müde bin, schläft Moe gerne aus und könnte Nachts dann Bäume ausreissen. Zum Glück gibt es auch ein paar Momente wo unser Energiepegel etwa gleich ist ;-). Das Universum, die Planeten, die Sonne und der Mond war den Mayas so heilig, dass sie das ihnen eigentlich bekannte Rad nicht für Alltägliches benutzten, da die runde Form mit den Planeten assoziiert wurde.

    Auch sehr interessant fanden wir, dass in einigen Regionen Behinderte wie Götter behandelt wurden. Das erklärt auch einige Skulpturen, die missgebildete Menschen darstellen: Sie wurden nicht gehänselt, sondern im Gegenteil ihr leben lang geehrt. Denn was zählt ist nicht das Physische, sondern was im Innern der Menschen vorhanden ist. Könnte man sich das nicht auch in unserer neuen Welt vorstellen, wäre doch schön, oder?

    Die Maya waren Meister im Maisanbau. Der Mais und auch die Kartoffel kommen übrigens aus Amerika und wurden erst im 16. Jahrhundert in Europa eingeführt. Mais kann sich nicht ohne menschliche Hilfe fortpflanzen, weil seine Kerne vollständig von Hüllblättern umschlossen sind. Die Indios müssen ihn also aus einer anderen Art entwickelt haben, also eine weitere Meisterleistung!

    Das umstrittendste Thema, wo sich weder Geschichtsbücher, noch Dokumentarvideos oder Nachkommen der Mayas einig sind, ist das Menschenopfer. Die einen erzählen Gruselgeschichten wie bei lebendigem Leibe das Herz herausgerissen und geopfert wird, oder einzelne Gliedmassen agbehackt, zubereitet und gegessen wurden oder wie Kinder zum Weinen gezwungen wurden, um schliesslich für den Regengott geopfert zu werden. Die anderen sagen, dies sei von den Spaniern erfunden worden, um ihre eigene Brutalität bei der Eroberung zu rechtfertigen. Reine Mayas hätten keine Menschen geopfert. Als die Mayas von Chichen Itzá mit den Toltecas durchmischt wurden, könnten Menschenopferungen stattgefunden haben.
    So oder so glaube ich, dass das Bild vom brutalen und primitiven Indianer zu sehr aus einer europäischen Konial-Sicht geprägt wurde und revidiert werden muss.

    Was wir von den Indianer, Azteken, Inkas und Mayas lernen können, ist ihre Verbundenheit und Respekt mit der Natur und ihren Mitmenschen. Ich schliesse mit einem Zitat von Hunbatz Men ab.

    „Weisheit gehört keinem Menschen allein. Wir müssen weise handeln, aber Weisheit gehört niemandem. Sie ist die Offenbarung alter und bewährter Ideen, und wir erlangen sie, wenn Generationen um Generationen die Gesetze der Natur erforscht“
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  • Day 179

    Die Tausend Eingänge zur Unterwelt

    July 6, 2019 in Mexico ⋅ ⛅ 30 °C

    Mérida, Yucatan: Zu den 45°C kommt jetzt noch 70% Luftfeuchtigkeit dazu. Hätte man das Meer, einen See, einen Fluss oder meinetwegen eine Glungge zum Baden verfügbar, wäre die Sache geniessbar. Yucatan ist zwar eine Halbinsel und somit von viel Meer umgeben, doch der nächste Badestrand liegt erst innerhalb einer Stunde Autofahrt. Alain befällt eine halbe Lebenskrise und ich muss sie aushalten. Ideen wie „hurti schnell nach Kuba“ kann ich ihm knapp ausreden, da ich finde Yucatán hat noch genug Schönes zu bieten. Damit wir nicht mit den Touristenmassen im teuren Ausflugsbus mitreisen müssen, mieten wir ein Auto.

    Und das macht Yucatán so besonders: Die ganze Halbinsel, inklusive Belize sind übersäät von „Cenotes“ (=Dolinen, wobei dieses Wort wahrscheinlich auch nicht hilft... ;-)) Der Begriff aus der Mayasprache bedeutet „Heilige Quelle“. Die durch Einsturz der Höhlendecke entstandenen Kalksteinlöcher sind gefüllt mit Süsswasser und dienten den Mayas als Wasserversorgung und religiösen Opferstätten. Diese mysteriös schönen Cenoten galten als Sitz von Göttern der Unterwelt. Man schätzt die Anzahl der Cenoten insgesamt auf 10‘000, wobei nur circa 1000 davon bekannt sind. Die Tiefe einer Cenote variiert von knapp einem Meter bis zu 100 Metern. Viele Cenoten in Yucatán sind unterirdisch miteinander verbunden und zählen vermutlich zum grössten zusammenhängenden Unterwasserhöhlensystem der Erde. Während einige Cenoten völlig kommerzialisiert wurden für Schwimm-/ Tauchtouristen, gibt es viele kleinere, versteckte Cenoten, die es zu finden gilt.
    Cenote Mucuyche/Yaal Utzil ist eine davon. Die Aussicht runter auf das schwarze Wasser lässt die Fantasie furchterregende Bilder auferstehen. Mich da reinstürzen, wo bestimmt tausende Skelette und mutierte Menschenfresserfische auf Frischfleisch warten? Nein danke. Aber ich bin froh, kann sich Alain endlich abkühlen und seine Hitzkrise überwältigen. Weil Alain gerne in Gesellschaft mit mir schwimmen würde, verspreche ich ihm, bei der nächsten Cenote auch mit ins Wasser zukommen, in der Hoffnung, dass jenes Wasser etwas klarer ist.
    Cenote Abalá besitzt tatsächlich hellblaues, kristallklares Wasser. Sie liegt jedoch in einer Höhle voller nervöser schwalbenähnlicher Vögel, die unzivilisiert überall hinsch******. Es graust mich zwar, doch Versprechen ist Versprechen. Völlig unentspannt schwadere ich paar Minuten um Alain und bin dann schnell wieder draussen. Jemand muss ja auch fotografisch festhalten, wie „idyllisch“ dieses Örtchen ist.

    In den nächsten Tagen inspizieren wir diverse Strände in der „Nähe“, wie Playa Progreso, Playa Sisal und Playa Celestún, wo das Wasser zwar wunderbar warm ist, doch weit weg von einem Traumstrand. Und doch verbringen wir mehrere Stunden im Wasser und versuchen zu „Schwehen“ bzw. zu „gehimmen“. (Eine Wortkreation von mir, um die Aktivität zu beschreiben, die man in einem wellenvollen Meer ausführt. Eine Mischung zwischen gehen und schwimmen halt.) Und Sonnenuntergänge im Meer zu beobachten ist allemal traumhaft.

    Aussergewöhlich bezaubernd war auch unser Ausflug zum Naturreservat Ría Celestun. In einem Kanu dringen wir in die Tiefen des Mangrovenwaldes, den sie nach und nach neu aufforsten. Um Alligatoren, Ozeloten und exotische Vögel beobachten zu können, müsste man in den sehr frühen Morgenstunden unterwegs sein. Da wir wie gewöhlich für alles spät dran sind, sehen wir „nur“ einen Flamingo-Single, ein paar Kormorane und einen Vogel mit Tigermuster. Doch die Mangroven an sich sind schon lohnenswert zu sehen. Ein Guide in einem separaten Kanu erzählt uns über die Flora und Fauna der Umgebung und die Arbeit zur Erhaltung der Mangrovenarten.

    Die Mayakultur ist noch heute allgegenwärtig in Yucatán. Somit geht kein Tourist weg von hier, ohne auch nur eine der eindrücklichen Ruinenstätten zu bestauen.
    Chichen Itzá wurde 1988 zum Unesco- Weltkulturerbe erklärt und ist eine der bedeutendsten archäologischen Stätte der Mayahochkultur. Wir erhalten einen privaten Tourguide, der selber von den Mayas abstammt und Spanisch als Zweitsprache spricht. So erhalten wir eindrückliche Informationen quasi aus erster Hand. Wir sind sehr beeindruckt von ihrer tiefgründigen Architektur, ihrer hochentwickelten Schrift, ihren interessanten Entdeckungen zu unserem Sonnensystem und ihrem präzisen Kalender und komplizierten Zeitsystem, wobei wir Letzteres noch nicht ganz 100% begriffen haben.
    Während Chichen Itzá eher von zu vielen Touristen besucht wird, waren wir bei der Ruinenstätte Mayapán die einzigen. Sie war kleiner, aber genau so beeindruckend.

    Wir haben unsere ursprünglichen Reisepläne ziemlich abgeändert. Nach dem 17. mal Gepäckpacken, wünschen wir uns langsam aber sicher wieder mal einfach zu „wohnen“... So bleiben wir eine Woche länger in Mérida und wechseln in ein Hostel mit traumhaftem Pool und melden uns an der Spanischschule ¡HOLA! an. Die darauffolgende Woche verbringen wir im Aussen-Klassenzimmer nebem dem Pool mit Matthew aus Los Angeles (der im Supermarkt von Beverly Hills schon Weinempfehlungen an Cameron Diaz gegeben hat) und Nidi, unserer lustigen Spanischlehrerin. Da bei uns Konversation auf Spanisch als oberstes Ziel steht, entstehen viele spannende Diskussionen über Kultur, Politik und Gott und die Welt. Der Unterricht ist sehr lebhaft, unterhaltsam und lehrreich und in den Pausen geniesst Alain jeweils das kühle Poolwasser.

    Unser Hostel heisst „Nomadas“ und bietet neben dem Pool auch Salsa- und Yogastunden, Kochkurse und Trovamusik am Abend an. Wir nehmen zwei mal am Kochkurs teil und lernen, wie man „Poc Chuc“ und „Nopales y Empanadas“ herstellt. Beides aus der typisch yukatanischen Cuisine. Deshalb war Alain sehr darauf erpicht, eine eigene „Maricona“ (Tortilla-flach-drück-Gerät) zu erwerben. Das Essen war göttlich und der Koch sehr sympatisch. (Nicht zuletzt, weil er aussah wie mein Bruderherz Shingo.)
    An unserem letzten Abend in Mérida gehen wir essen mit Matthew, Nidi und ihrem Freund Hiroshi (Seine Mutter ist angefressen von japanisch klingenden Namen, weshalb seine Schwester Tsunami heisst.) und danach in zwei verschiedene Bars, die daran Schuld sind, dass Alain am nächsten Tag mit Kater erwacht.

    Im Gegensatz zur Stadt Cancún, welche tatsächlich unterweltähnliche Züge besitzt, gleichen Mérida und ihre Umgebung eher dem Paradies. Aber inzwischen sind wir tatsächlich im echten Garten Eden gelandet. Doch dazu ein andermal.
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  • Day 163

    Tequila: arriba, abajo, al centro y ...

    June 20, 2019 in Mexico ⋅ ⛅ 27 °C

    Tequila ist ein Ort in Mexiko und ein Mezcal (Schnaps) aus dem Herzen der blauen Agave gewonnen. Dieses Herz (Piña) wurde von den Einheimischen „Das Haus des Mondes“ genannt, was in der Indigenensprache Nahuatl „Mezcal“ heisst. Dank der Spirutuose kommt man den Göttern näher und kann sogar mit ihnen reden!
    Wie wird Tequila denn hergestellt? Mit viel Druck und heissem Dampf und später mit Wasser bestrahlt, werden Saft und Zucker aus den Agaven gelöst. Der Agavenmost wird mit der Zugabe von Hefe fermentiert (Gärung), wobei der Zucker in Alkohol umgewandelt wird. Nach mehrfacher Destillation erhält man den völlig klaren Tequila. Wenn man statt Hefe ein Bakterium zur Fermentierung benutzt, und den Agavenzucker nicht mit anderem Zucker mischt, bekommt man den echten Tequila! In Fässern gelagert und mit guter klassischer Musik beschallt wird das göttliche Getränk eine richtige Besonderheit!
    Für echten und guten Tequila braucht man übrigens keine Limetten und Salz, diese „Tradition“ kommt von früher, als man den Geschmack des qualitativ schlechten Tequilas ausgleichen musste.
    Nun haben wir in Argentinen gesehen wie man aus Malbec-Trauben Wein macht, in Brasilien wie man aus Zuckerrohr Cachaça destilliert und nun in Mexiko, wie man Tequila aus den Agaven gewinnt. Unser Favorit ist immer noch das kühle Bier oder Wein, gefolgt von Caipirinha mit Chachaça und Maracuya. Der Tequila hat sich tatsächlich ein bisschen hochgekämpft auf unserer Rangliste, bleibt aber immer noch in der unteren Hälfte.
    Was uns beim Tequila besonders gefällt, ist das Ritual vor dem Trinken. Das fröhliche und trinkfreudige Volk Mexikos hat selbstverständlich unterhaltsame Trinksprüche, bzw. Trinkgebete auf Lager, damit die Organe auch schön mitspielen! Während dem Rumreisen im Mietauto, welches keine funktionierende Musikanlage besitzt, beschäftigen wir uns neben tiefgründigen Gesprächen und Spanischwörtli-Repetieren, auch mit Trinkspruch auswendig lernen. Wer hilft mit?

    Señor tu que eres ejemplo de bondad,
    y a nosotros tus muchachos,
    ya que nos hiciste borrachos
    hágase tu voluntad.

    Ave María, yo no quería,
    Padre Nuestro, que bueno esta esto,
    Bendito licor, maldito tormento,
    que haces afuera, vamos pa´dentro.

    Estiro mi mano, encojo el codo,
    y a salud de todos;
    y a salud de mi salud,
    me lo chingo todo!
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  • Day 161

    Tacoliebe und Montezumas Rache

    June 18, 2019 in Mexico ⋅ ⛅ 24 °C

    Ziemlich genau 10 Jahre ist es her, seit ich meinen letzten, echten, mexikanischen Taco gegessen hatte. Ich habe immer wieder nach Erinnerungsfetzen an mein Auslandsemester anno dazumal gesucht, doch zehn Jahre ist viel Zeit um zu vergessen...

    Neben den Tacos war auch Pedro ein Grund, wieder Fuss auf Mexiko zu setzen. Er war mein damaliger Tanzpartner, welcher mit mir meine erste Salsashow getanzt hatte und mit viel Geduld meinem Spanisch auf die Sprünge geholfen hatte. Ein guter Freund, mit dem ich immer mal wieder ein bisschen Kontakt hatte.

    Nach dem Ausschlafen, sind wir durch das historische Zentrum getschalpt. Ich eher um Zeit zu schinden bis Pedro fertig war mit der Arbeit und Alain natürlich, weil man das als Tourist halt so macht. Die zahlreichen Gebäude und Plätze im spanischen Kolonialstil sind beeindruckend und ungefähr gleich wie früher. Endlich, am Abend kommt uns Pedro mit seiner Freundin abholen, um zusammen essen zu gehen. Ausser den zusätzlichen weissen Haaren bei uns beiden, hatte sich kaum etwas verändert. Die Freude war riesig einander wieder zu sehen. Und für mich wunderschön, dass Alain und er sich auch endlich kennenlernen. Auch wunderbar fand ich die Tatsache, dass wir immer noch ähnliche Interessen teilen und er sich noch an vieles von früher erinnert und uns erzählt.

    Wem wir natürlich auch einen Besuch abgestattet haben, ist meine ehemalige Gastfamilie. Wie in Mexiko so üblich, wohnen auch die erwachsenen Söhne und Töchter immer noch bei den Eltern, somit brauchten wir nur bei meinem damaligen Zuhause vorbeizugehen, um alle zu treffen. Auch hier ist immer noch alles genau gleich. Ausser, dass meine Gastmutter Romy nun öfter auf ihre Enkel aufpasst. Romy empfing uns sehr herzlich und hat uns köstliche Molletes serviert (Brötchen mit Bohnenmantsch und Käse überbacken), mein damaliges Lieblingsfrühstück. Sie hat uns auch das Plakat gezeigt, welches ich und meine damaligen Mitbewohner ihr geschenkt hatten. Es war fein säuberlich in einem Plastik verpackt und unter der Matratze versorgt. Es hat mich ehrlich gerührt, dass sie das aufbewahrt hat. Sie hat uns auch gezeigt, wo ich damals meinen Namen in den frischen Zement vor der Haustüre geschrieben hatte, woran ich mich wirklich nicht mehr erinnere. Auch mit meinen Gastgeschwister Paola, Luis Fernando und Eddy haben wir uns unterhalten und gemeinsame Erinnerungen ausgetauscht.

    Da uns nur „Ferien machen“ langweilt, entschieden wir unser Spanisch zu verbessern und uns in einer Sprachschule anzumelden.
    Ein schriftlicher und mündlicher Eintrittstest empfahl Alain das Level B1 (Mittelstufe) und mir das Level C1 (Fortgeschritten). So hatten wir nach langer Zeit wieder mal einen geregelten Alltag, inklusiv früher Aufstehzeit. So studierten wir zwei Wochen lang, täglich von 09:00-13:00 Uhr die spanische Sprache. Nach den anfänglichen Frustrationsanfällen meinerseits, haben wir uns schnell an das Schulleben gewöhnt und haben jeden Tag strebermässig zusätzlich mehrere Stunden Aufgaben gemacht und gelernt. Noch nie in meinem Leben war ich so motiviert zu lernen! (Das meine ich nicht ironisch.) Vielleicht bin ich jetzt endlich schulreif! (Und Alain konnte sich nun doch endlich überwinden, eine Lesebrille zu kaufen. )

    Auch erfreulich ist die Salsaszene hier in Guadalajara. Endlich Leute, die unsere Tanzssprache verstehen! Einzig seltsam war, dass beim Clubeingang die Taschen untersucht werden und zwar nicht nach Drogen oder Waffen wie man in Mexiko denken könnte, sondern nach Kaugummis. Ja, weil die Leute schmeissen ihre gekauten Kaugummis auf den Boden... (Echt jetzt...?!)

    Auch die Tangoszene haben wir gesucht, doch diese existiert kaum. Wobei mein Verdacht ist, dass Mexikaner einfach ein zu fröhliches Volk sind, um so deprimierende Texte zu hören.

    Ansonsten haben wir viel mit Pedro unternommen. Wir waren an einem super Salsakonzert, an einer gemütlichen Salsa-Poolparty mit Karaoke, im riesigen Zoo von Guadalajara, in der stinkigen Schlucht von Huentitán und das alles bei mega trockenen mind. 35 Grad. Weil es einfach zu heiss ist, verbringen wir auch viel Zeit drinnen beim Ventilator mit meinem Schachtraining. Inzwischen muss Alain immer öfter meinen berechtigten und ehrlich erkämpften Sieg akzeptieren.

    Klingt eigentlich alles ganz toll und idyllisch, oder? Wäre da nicht Montezumas Rache, welche kein Ende nimmt... Tja, wie ich so schön gelernt habe: „Dios aprieta, pero no ahorca.“. (Wörtlich: Gott presst, aber erwürgt nicht. Im Sinne von „Was dich nicht umbringt, macht dich stark“.) (Montezumas Rache bedeutet auf gut Schweizerdeutsch: den Scheisser haben.)

    Und hier meine Ode an den Taco: (Hausaufgabe: möglichst viele Sinneseindrücke einer Sache beschreiben.)

    MI PRIMER TACO DESPUÉS DE DIEZ AÑOS
    Después de tanto tiempo extrañando los tacos, por fin ya lo tengo a la mano. La tortilla blanda como la piel de un bébé, está revelando un bocado suave. Todavía caliente y listo para sacrificarse y hacerme feliz a mi. Vapeando por el calor que le daba la estufa, distribuye un olor tan tentador, que llama hasta la atención de las moscas en Suiza.
    Ahora el primer bocado: Se explota un fuego artificial de sabores en mi boca. La unión perfecta del limón, del cilantro y del chile, un poquito ácido, un poquito amargo y un poquito picoso, refresca cada parte de mi cuerpo. La salsa verde, como la sala roja me queman por dentro, de una manera muy sutíl. Las cebollas con su presencia penetrante suenan crujiente entre mis dientes. Y por últiimo, si bien no menos importante: la carne con su sabor tan adictivo que pide ser comida más y más y más, hasta el punto de comprarme nuevos pantalones.
    Ahora si, estoy en México.
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  • Day 144

    México con Alain Delon, Super Chingon!

    June 1, 2019 in Mexico ⋅ 🌧 21 °C

    Nach einem 2 mal 6 Stunden Flug von Rio über Lima sind wir in Mexiko Stadt (Ciuadad de México, CDMX) angekommen. Wir wurden wärmstens von Rosita und Alejandro empfangen. Sie sind die Eltern von Jonathan, einem Freund aus Bern, und sie werden für die nächste Woche auch unsere liebevollen und behütsamen (Gast-) Eltern sein. Als erstes werden ein paar Quesadillas verdrückt, danach wurden wir von einem halben dutzend bellenden Bewachhunden in unserem neuen Zuhause in Empfang genommen.
    Die Luft ist auf 2‘300 Metern eher dünn und wegen dem Verkehr und den umliegenden Bergen eher verschmutzt. Das bereitet Moe etwas Mühe, ich hingegen fühle mich pudelwohl und stopfe auch alle möglichen mir noch unbekannten mexikanischen Kulinaritäten teilweise bereits schon zum Frühstück in mich hinein: scharfe Chilaquiles, Gorditas, Carnitas, Pambazo, Mamey, Tunas, natürlich Tacos al Pastor und vorallem mein neues Lieblingsgericht, die spektakuläre Mole mit Reis und Pouletschenkel! Die Mole hat mehr als 35 verschieden Zutaten, unter anderem Chillis, Nüsse und ungesüsste Schokolade, mhhhm , ein Traumessen für mich!
    Neben Essen steht auch viel Kultur auf dem Programm. Beim Centro Historico erfahren wir, wie die aztekische Hochkultur von den spanischen Kolonialherren einfach unterdrückt und überbaut wurde. Auf der Sonnenpyramide von Teotihuacán holen wir uns neue Energie. Wir erfahren wie Leo Trotsky (Neben Lenin ein russischer Revolutionär) im Exil in Mexiko kaltblütig mit einer Axt ermordet wurde. Wir lernen Frida Kahlos Casa Azul kennen und sind von Ihrem Leidensweg, ihrer postiven Lebenseinstellung und ihrer so unglaublich wertvollen Kunst sehr berührt. Ein Spruch von Ihr ist auch immer wieder mein Motto: „Muchas veces me simpatizan más los carpinteros, zapateros, etc, que toda esa manada de estúpidos disque civilizados, habladores, llamados gente culta“. Wir finden also beide die einfachen Arbeiter sympatischer als die Wichtigtuer und Schwätzer.
    Die Musik darf natürlich nicht fehlen. In einer Pulqueria durften wir zu einer Liveband Cumbia und Salsa tanzen und die neusten Pulques und auch Eselfleisch probieren. Beim Willie Colon Konzert durften wir mit tausend Mexikanern im Teatro Metropolitan zu ‚El Cantante‘ und zu ‚El Gran Varon‘‘ mitsingen. Und ich habe mir Aladdin (auf spanisch) zusammen mit Nachos- und Palomitas- (Popcorn) Schmatzern im Kino geschaut, während Moe neue, „tacosfreundliche“ Hosen einkaufte.
    Aber alles Gute hat mal ein (vorläufiges) Ende, und darum haben wir für Montag 12:30 ein Busticket nach Guadalajara gekauft. Schweizerisch pünktlich mittags fragen wir uns beim Terminal, wieso die Fahrt nicht angezeigt wird, bis wir merken das 12:30 A.M. eigentlich 00:30 Morgens heisst und wir den Bus schlafend verpasst haben. Nach einem 50% Zuschlag für ein Billet nachmittags sind wir dann um Mitternacht in Guadalajara angekommen.
    Weitere spannende Abenteuer aus der Studentenstadt Guadalajara folgen bald, und bis dahin: ‚Mantete chingon, Güero‘ (Bleib cool, Ausländer/Blonder)!
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  • Day 140

    Paraty - para mi y para ti

    May 28, 2019 in Brazil ⋅ ⛅ 30 °C

    Eine traumhafte Küstenfahrt Richtung Süden bringt uns nach Paraty, ein historisches Städtchen mit überdimensionalen Pflastersteinen.

    Alain ist überglücklich, endlich am Meer zu sein, beim Wasser, seinem Lieblingselement.
    So darf natürlich ein Tauchgang im Südatlantik nicht fehlen. Um wieder mal aus meiner Komfortzone rauszukommen, schliesse ich mich an, trotz meiner Fischphobie.
    Ein Tauchinstruktorenpaar bringt uns in einem Fischerboot zu einer kleinen Insel. Nach einer sehr spärlichen Erklärung hüpfen wir in Vollmontur ins Wasser. Alain voller Vorfreude und ich voller „Gagg in der Hose“. Meine einzige Pflicht sei atmen und Druckausgleich betreiben. Auch nach 30min rumtümpeln und immer wieder Kopf unter Wasser halten, kann ich mich nicht daran gewöhnen, unter Wasser atmen zu können und tauche immer wieder panisch auf. Irgendwann reisst sein Geduldsfaden und ich spüre, wir ich immer weiter runtergedrückt werde. Wegen des starken Regens am Vortag ist das Wasser 100% trüb. Ich hätte genauso gut in Kartoffelsuppe tauchen können und ich hätte gleichviel gesehen. Erst als wir am Grund ankommen entdecke ich paar unauffällige Fische, Seesterne und Seeigel. Meine Panik verdünnisiert sich langsam, doch als nächstes meldet sich aufdringlich meine Blase. Doch unmittelbar hinter mir schwimmt mein Tauchbegleiter, der meine Apparaturen im Griff hat. Ich kann ihn doch nicht einfach anpinkeln! Dazu kommt, dass ich die ganze Zeit die Sauerstoffflasche unbequem am Hinterkopf habe und Wasser in der Brille. Alles in allem ein Horrortrip für mich. Wie dankbar bin ich für das Tageslicht und die Luft, als wir wieder an der Wasseroberfläche auftauchen! Hallo liebe Welt! (Aber stolz bin ich schon, dass ich das geschafft habe.)

    Am Tag darauf sehen wir uns die Sache von oben an. Wir kraxeln auf den „Saco do Mamanguá“, den Zuckerhut von Parati-Mirim. Da Nebensaison ist, begegnen wir eigentlich nur uns selber. Die Aussicht von oben ist fantastisch, atemberaubend, grandios, spektakulär. Weder Geländer, noch Abfall, noch Abfalleimer, noch Hinweis-/Warntafeln, nichts weist drauf hin, dass da schon mal jemand war. Und rundherum das Meer, der Dschungel und der Himmel mit seinen Schäfliwolken. (Und die Insel, die ich auch aus Fischperspektive kenne!) Wir sind wortwörtlich im Himmel!

    Unseren ursprünglichen Plan, nach ein paar Tagen nach Ilha Grande zu wechseln, verblasst. Das ewige Packen wird nach vier Monaten langsam etwas mühsam. Wobei der Hauptgrund für unseren Entscheid in Paraty zu bleiben, definitiv das Frühstück in unserem AirBnB ist. Die liebe Familie serviert uns jeden Tag exotische und frische Biofrüchte von der eigenen Farm, täglich hausgemachtes Brot, selbergemachtes Müsli, Schinken, Käse, Eier, Würstli, Tee, Kaffee und jeden Tag ein anderer Fruchtsaft, selbstverständlich frisch gepresst. Ein Traum! (Dieses verführerische Frühstück wird noch Konsequenzen haben.)

    In der Umgebung befinden sich unzählige Sandstrände und Wasserfälle. Einige Wasserfälle bieten sogar eine natürliche Rutschpartie ins kalte Nass, woran sich Alain stundenlang vergnügt. Irgendwann könnte man meinen, „längts“ mit den Wasserfällen. Und doch sind sie immer wieder bezaubernd. Besonders empfehlenswert ist der „Cascada Crepúsculo“. Ein Drehort aus dem Vampirfilm „Twilight“. Felsformationen, die aussehen wie gefalteter Stein und Wassermassen, die sich überall durch schlängeln und natürliche Teiche bilden.
    Wundervolle Natur wohin das Auge reicht! Und
    wir sind allein! Unglaublich!

    Unsere Rückreise nach Rio de Janeiro führt uns (schon wider und schon wieder unabsichtlich...!) über die 13km lange Rio-Niteroi-Brücke. Obwohl wir diesmal beide besonders aufmerksam waren. Langsam glaube ich, sie beschildern absichtlich so schlecht, damit man die Wahnsinnsaussicht auf die Stadt (diesmal bei Sonnenuntergang) nicht verpasst.

    An unserem letzten Tag in Brasilien schrauben wir auf Touristenmodus Stufe 10. Bei perfektem Wetter fahren wir mit dem Bähndli auf den Corcovado zum übervölkerten Christi Redentor und dann direkt auch noch zum Pâo de Azúcar. Wir geniessen die Stadt aus mehreren Perspektiven und schliessen den Tag ab mit einer Milonga in -wer hätte das gedacht?! Niteroi... Ja, rekordverdächtige 6 mal haben wir diese Brücke überquert.

    Kurz und bündig: Brasilien, ein Land voll Natur, Musik und Tanz. (Da nimmt man auch eine stuhlende Frau auf der Strasse in Kauf...)
    Und nun heisst es schon wieder packen, Uber, Flughafen und ab nach Mexiko!
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  • Day 131

    Januarfluss im Mai

    May 19, 2019 in Brazil ⋅ ☀️ 25 °C

    Tall and tan and young and handsome, dr A-lain vo Bärschwil goes walking... Wer kennt ihn nicht, den berühmtesten Bossa Nova Song von Antonio Carlos Jobim. (Hier als englisch-schweizerische Version damit er besser zum Foto passt.) Wir sind in Rio de Janeiro, der Weltmetropole mit über 14 Mio. Einwohner, wo sich Hochhäuser, unzählige grüne Hügel und kilometerlange Sandstrände gute Nacht sagen. Die Stadt, deren Bucht einst im Januar als Flussmündung verwechselt wurde und deshalb „Rio“ (=Fluss) und „Janeiro“ (=Januar) im Namen trägt.

    Unser brasilianischer Freund Plinio, den wir aus seinen Schweizerjahren kennen, holt uns am Flughafen ab und nachdem wir unser Gepäck abgeladen haben, bringt er uns gleich an ein Open Air Sambakonzert. Beschwipst wegen den obligatorischen Caipirinhas torkeln wir nachts die berühmte „Escadaria Selarón“ (eine bunte Treppe mit tausenden Keramikplättchen) rauf, zu unserem AirBnB im Santa Teresa-Quartier mit fantastischer Aussicht. Neben unserer Wenigkeit lebt dort auch ein Ameisenzoo im Zuckerglas.

    Eine unserer ersten Unternehmungen führen uns natürlich an den berühmtesten Strand der Welt: den vier Kilometer langen Sandstrand „Praia Copacabana“. Wie es sich gehört gönnen wir uns eine Kokosnuss und geniessen die Sonne und Alain auch das Wasser. Abends tanzen wir mit Plinio an einer Milonga am Praia Copacabana und lernen so schon ein paar brasilianische Tangueros kennen.

    Was haben Touristen sonst noch so auf ihrer To-Do-Liste? „O Cristi Redentor!“ Als echte Schweizer bezwingen wir das Hügelchen natürlich zu Fuss und nicht wie alle anderen mit dem Bähndli. Stellt sich dann aber raus, dass man die ganze Sache auch schweizerisch gut durchplanen sollte und frühmorgens los gehen und nicht erst um drei Uhr nachmittags. Denn die Dämmerung beginnt hier im Winter schon um 17 Uhr. Somit wird der eigentlich schöne Aufstieg durch den Dschungel etwas schummrig und ungemütlich, weshalb wir kurz vor dem Ziel die Strasse aufsuchen und uns mit dem Taxi runterfahren lassen. Da der Himmel bewölkt ist, hätte man sowieso keine bilderbuchmässige Aussicht gehabt. Bilderbuchmässig sind jedoch die unzähligen Äffchen, welche wir durch aufmerksames Hören und Schauen im Dickicht oben entdecken. So lohnt sich unsere halbpatzige Wanderung doch noch.

    Abends besuchen wir eine Milonga. Die Tänzer sind alle sehr freundlich. Wir tanzen den ganzen Abend. Ich bin so glücklich! Einzig frustrierend ist, dass der Smalltalk zwischen den Tangostücken nun auf portugiesisch geführt werden müsste, was ich leider einfach noch nicht beherrsche. Ich bin nicht gern Tourist ohne Sprachkenntnis des jeweiligen Landes. Weshalb ich unmittelbar danach eine Portugiesisch-Applikation auf dem Handy suche.

    Da das Wetter nicht die gleichen Pläne hat wie wir, bleiben wir ein paar Tage länger in Rio und buchen ein Zimmer im Catete-Quartier mit genug Platz zum trainieren. Denn Regen in Rio gleicht gefühlt den Wasserfällen in Iguazú. Unser Regenwetterprogramm besteht also aus Trainingseinheiten mit Tango, Salsa und Portugiesisch.

    Nun wird das Wetter doch langsam sandstrandfreundlicher und wir mieten AUF PORTUGIESISCH ein Auto. (Mein Portugiesisch-App und Alains ehemals verstaubte Portugiesisch sind super!) Wir erhalten ein nigelnagelneues silbriges Fahrzeug, welches auch nach „neu“ riecht. Aus Rio rausfahren ist ein Abenteuer für sich. Nicht ganz absichtlich verfahren wir uns auf die 13km lange Rio-Niterói-Brücke, offiziell die „Ponte Presidente Costa e Silva“ genannt. Kostet uns eine halbe Stunde, beschert uns jedoch eine prächtige Aussicht auf Rio. Nach etwa fünf Stunden Autofahrt kommen wir in Paraty an.

    Fortsetzung folgt. Até logo!
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