Coco on Rails

January - March 2024
Kein Ziel
Keinen Plan
Flucht nach vorn
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  • Day 13

    Donnafugata

    February 10 in Italy ⋅ ☁️ 16 °C

    Gerne wollte ich in Sizilien einen Austritt machen, in Catania und Palermo hatte es nicht geklappt und dann habe ich in der Nähe von Ragusa was gefunden. Es gibt ein Kontakt Formular und ich schreibe auf Italienisch, dass ich die Sprache leider nicht kann und weiter mein Anliegen auf Englisch. Antwort kommt auf Italienisch… Dann gehen paar Mails hin und her, ich verstehe alles aber für die Antworten brauche ich Google Übersetzer. Wir vereinbaren den Termin und sie bietet an mich vom Bahnhof abzuholen in einem weißen Toyota.

    Bereits auf der Zugfahrt bin ich fasziniert von der Landschaft, viele erstaunlich saftige grüne Wiesen und weiße Steinmauern aus den ganzen Felsbrocken, die man hier wohl permanent aus den Feldern “ernten” muss, um sie überhaupt bestellen zu können.

    Emanuela holt mich ab und auf der kurzen Fahrt erkläre ich, wo ich schon auf Sizilien war und dass ich schon mal geritten bin, zwei Jahre. Darüber hinaus können wir uns leider nicht verständigen.

    Mein Pferd heißt Luca und ist schon fertig gesattelt - Western. Das war mir nicht klar, ich saß bisher nur auf einem englischem Sattel. Der Mann, der mit mir ausreitet (Name vergessen), fragt ob ich reiten kann. Und Italienisch? Ich antworte auf beides auf spanisch: un poco. Ok, va bene.

    Wir sitzen auf und reiten los, einmal über das Feld und dann eine extrem felsige und steinige Straße zum Castello runter, eine Runde durch den kleinen Ort und den gleichen Weg wieder zurück. Luca hat Bock raus zu kommen und wiehert viel und das geht durch seinen ganzen Körper, fühlt sich lustig an. Paar mal verfällt er auch in den Trab, piano sagt der Guide dann zu mir - oder zu Luca, und er gehorcht. Es geht an Feldern mit vielen kleinen Blümchen vorbei und unter Oliven Bäumen. Luca stört es nicht, dass ich oben drauf sitze oder er hat keinen Sinn dafür, jedenfalls geht er wo es ihm passt und ich bekomme einige Äste ins Gesicht. Die Oliven hängen noch dran. Es ist wirklich ganz schön steil zwischendurch, und ich bin fasziniert wie er das schafft mit den Hufen auf den Felsen nicht abzurutschen und davon abgesehen bin ich damit beschäftigt , auf dem jetzt stark geneigten Pferderücken sitzen zu bleiben. Im Ort ist eine kleine Esel Herde, ich gehe später auch zu Fuß vorbei und da nehmen die keine Notiz von mir, aber als wir zu Pferde vorbei kommen, sind alle Eselsohren und Augen auf uns gerichtet, sieht toll aus. Auf dem Rückweg geht es bergauf und da dürfen die Pferde schneller. Mein Guide fragt: tutto ok? trotto? - Si! Ich habe wohl doch schon so viel im Sattel gesessen, dass mein Körper automatisch in den Leichttrab verfällt und so stehe ich bei jedem zweiten Schritt auf, obwohl ich das eigentlich gar nicht will und der Western Sattel es auch nicht her gibt. Luca denkt sich seinen Teil und verfällt in den Galopp. Piano! heißt es da wieder und das ist mir sehr recht. Nach einer Stunde sind wir wieder am Stall und ich lobe Luca und kuschle noch bisschen mit einem süßen grauen Fohlen und bedanke mich bei meinem Guide und dem „Stallburschen“ (den ich später nochmal im Ort treffe, er kommt aus Indien aber englisch kann auch er leider nicht (mehr?)).

    Sehr glücklich und breitbeinig gehe ich zu Fuß den Weg zum Castello, den wir vorher geritten sind. Mein Zug kommt erst in zwei Stunden, aber ins das Castello rein zu gehen habe ich keine Lust und vertreibe mir noch bisschen die Zeit im Café. Es gibt eine gefüllte Foccacia, die anders ist als alles was ich mir unter Foccacia vorgestellt habe, aber sehr lecker.
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  • Day 13–14

    Pozzallo

    February 10 in Italy ⋅ 🌬 17 °C

    Ein ungeplanter Aufenthalt in Pozzallo verläuft relativ unspektakulär. Das Hotelzimmer ist nicht so richtig gemütlich und im 2. Stock gibt es kein WLAN, also ist mit Arbeiten nichts mehr drin. Den Abend verbringe ich mit Netflix zwischen der Teufel trägt Prada und einer Taylor Swift Dokumentation. Am Tag gehe ich nach dem Frühstück spazieren. Das Gepäck darf ich im Hotel lassen, direkt neben dem Frühstücksbüffet - ist wohl sonst nicht üblich, dass jemand seinen Kram da lassen will. Pozzallo ist ein recht aufgeräumter und gepflegter Ort, der jetzt im Winter menschenleer ist. Die Innenstadt ist wie viele Städte hier rechtwinklig angelegt. In der einen Richtung sind es normale Straßen, recht eng aber mit Autos befahrbar, quer dazu verlaufen hauptsächlich Treppen. So sind einige Städte aufgebaut und es gefällt mir nicht besonders. Ich gehe viel am Wasser spazieren, es ist ziemlich windig (aber trotzdem warm) und gibt schöne Wellen und Meeresrauschen. Auf der Marina kommt mir ein kleiner Harry Potter mit erhobenem Zauberstab entgegen und in der Innenstadt ist auch das Faschingsfest direkt aus den 90er Jahren mit Hüpfburg, einem Mann auf Stelzen, Pudel aus Luftpallonschlangen und gut einstudierten Schritten zu “how deep is you love”. Am Strand treffe ich Eduardo und auch hier verläuft die Unterhaltung eher schleppend und endet mit einer Menge Google translate seinerseits. Es ist anstrengend und ich bin froh, als er sich verschiedet.
    Zwei Stunden verbringe ich in einem “non solo caffè”. Es ist ziemlich leer und ich sitze relativ unbehelligt im ersten Stock rum, während die Crew unten bei Queen mitsingt. Um 17 Uhr mache ich mich auf den Weg zur Fähre, um auch ja rechtzeitig da zu sein. Am Check In wird mir gesagt, dass meine e Mail nicht eingescannt werden kann, da ich über einen anderen Anbieter gebucht habe. Ich möge daher zum Büro gehen um einen entsprechenden Zettel ausdrucken zu lassen. Bin auf dem Hinweg an einem Büro vorbei gekommen, aber es war geschlossen. Das sage ich denen auch, aber es heißt jetzt sei es offen. Und es sei kein Problem, ich hätte noch genug Zeit. Ich bekomme trotzdem etwas Panik, renne - mit 15 kg Rucksack - einen Kilometer zu dem immer noch geschlossenen Büro, mache ein Beweisfoto und renne zurück. Schnaufend, verschwitzt und mit rotem Kopf erkläre ich, dass das Büro wirklich geschlossen ist. Die Dame am Check in ist richtig schockiert: Nooo signora scusa!! Nooo! Stellt sich raus: Sie meinten mit “Büro” den Container auf dem Parkplatz 50 m entfernt… Am Ende klappt alles und ich komme auf die Fähre, die pünktlich um 19:30 ablegt. Wegen des Wetters wird eine raue Überfahrt erwartet und wir werden angewiesen, sitzen zu bleiben. Nur das Personal rennt rum mit Spucktüten, aber das ist übervorsichtig, passiert nix
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  • Day 14–19

    Valletta

    February 11 in Malta ⋅ 🌬 13 °C

    Malta - Valletta.
    Ich konnte als Kind das „Land - Hauptstadt“ Quiz sehr gut, aber mache Orte waren nur Namen und ich konnte sie zwar auf Landkarte zeigen, aber hatte sonst so gar keine Vorstellung.
    Jahrzehnte später hat sich nicht viel geändert, ich weiß dass Malta ein eigenständiger Staat ist, der bedingt durch seine Lage mitten im Mittelmeer viele Eroberer erlebt und damit eine vielfältige Geschichte hat - und dass ich dahin will. Als die Anreise nach Malta mit der Fähre sich wegen der schlechten Bahnanbindung von Pozzallo als komplizierter als gedacht herausstellt, zweifle ich kurz ob der Aufwand sich überhaupt lohnt. Aber ich bin mir dann sehr sicher: ich will nach Malta - was auch immer da ist, das werde ich dann sehen, aber ich will es sehen.

    Als die Fähre abends im Dunkeln in den Hafen von Valletta schippert, bin ich direkt beeindruckt von den hohen Mauern um mich rum. Die Fähre ist groß, aber die Mauern sind noch höher. Ich bin irgendwie die einzige, die staunend am Fenster klebt - ich glaub die meisten anderen fahren nicht zum ersten Mal in diesen Hafen ein. Es gibt ein riesiges Gewusel am Terminal mit der Gepäckausgabe und kurz darauf bin ich irgendwie allein auf dem Weg in die Innenstadt - ich glaub die meisten anderen werden geshuttelt.

    Nach den ersten paar Schritten bin ich überrascht, wie britisch es sich wirklich anfühlt. Ich wusste vom Linksverkehr und eine der roten Telefonzellen hat wohl auch jeder fotografiert, der da war. Aber es betrifft ja auch die Straßenmarkierungen, die Poller, die Geschäfte und Schaufenster, die Speisekarten, die Sirene der Polizei. Die Handschrift, insbesondere das J und die Zahlen, sind britisch und anders als im restlichen Europa. Dieses Design, etwa diese Hand mit den Zeigefinger, der auf etwas Wichtiges hinweist: very british. Dazu kommen die ganzen Touristen aus GB, deren starken Akzent man überall auf den Straßen hört. Einerseits liebe ich es, weil ich nunmal gerne in Großbritannien bin. Anderseits bin ich dauerhaft verwirrt, da ich doch gar nicht durch den Ärmelkanal gefahren bin. Es stellt sich schon die Frage, inwiefern das Britische extra für den Tourismus aufrecht erhalten wird. Anderseits habe ich gelesen, dass Malteser als weniger laut gelten als andere Südeuropäer, und dann auch selbst bemerkt, dass die Menschen sich etwa in den Bussen zurückhaltend gegeben haben. Es ist nunmal ein Inselstaat, da werden ja gerne Dinge und Gewohnheiten manifestiert und konserviert. Vielleicht hat deswegen das britische über die Jahrzehnte überlebt.

    Und in dem Zusammenhang ist natürlich Malti zu erwähnen. Was für eine lustige Sprache. Auch wenn man mit englisch natürlich super durch kommt, ist Malti sehr präsent und überall zu lesen und zu hören. Manches kann man sich sofort herleiten (Pulizija), manches ist so fremd, dass ich mir zum einen die Buchstabenfolgen schwer merken kann und zum anderen es ganz anders ausgesprochen wird als gedacht (Għawdex).

    In Valletta bin ich viel durch die Innenstadt spaziert und natürlich haben auch mir ganz besonders die vielen hübschen Balkone gefallen. Aus irgendeinem Grund hat es mich beide Male, als ich mittags in der Innenstadt war, auf die Barrakka gezogen, um beim Zünden der historischen Kanone (Salute Battery) zuzuschauen. Die Führung zu den Kanonen habe ich aber nach der Hälfte abgebrochen, weil da eine kleine Katze rum tigerte und gestreichelt werden wollte. Am ersten Tag habe ich einen Spaziergang außen rum um Fort St Elmo auf den Felsen nahe des Wassers gemacht, war sehr schön trotz Regenwetter. Am letzten Tag habe ich eine kleine Bootstour in die „3 cities” gemacht und mir den dortigen Yachthafen angeschaut.

    Abends war während meiner Zeit in Valletta immer mal wieder Ausnahmezustand: die Einheimischen haben heftig Karneval gefeiert. Ansonsten scheint die Stadt als Partystadt auch bei jungen Touristen beliebt zu sein. Ich habe die Abende meistens in Mandera’s Guesthouse verbracht, ein tolles Hostel, in dem jedes Bett im 4er Zimmer rundum Vorhänge hat und man so seine eigene “Höhle” hatte. Manchmal ergaben sich Gespräche mit meinem Zimmernachbarn, ein Englishman ca. Jg 1950, der vier Wochen in den Hostel Gast ist, um sich von seiner Krebserkrankung im letzten Jahr zu erholen. In mancherlei Hinsicht eine inspirierende Begegnung, aber seine Ansichten zur Corona Impfung, Putin, UFOs, dem Mothman und WW III waren dann doch zu heftig.

    Nach fünf Nächten verlasse ich Valletta. Am Abend zuvor bin ich schon ein bisschen melancholisch. Es war alles so einfach hier, so übersichtlich. Anderseits auch wenig abenteuerlich - die krasseste Erfahrung waren die Spaghetti Marinara im Yachthafen, als ich beim Muschelessen manchmal die Augen zu machen musste.
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  • Day 16

    Mdina und Rabat

    February 13 in Malta ⋅ ☀️ 17 °C

    Ja Mdina ist sehr schön und es ist toll, das gesehen zu haben. Trotzdem hat mich der Ort nicht so richtig ergriffen, dafür wirkt er auf mich zu künstlich.
    Zwar war Mdina früher eine richtige Stadt (sogar Hauptstadt), doch heute ist sie nur noch von paar hundert Leuten bewohnt und dient ansonsten als Touristenmagnet und Filmkulisse. Wegen der strategisch besseren Lage Vallettas am Wasser wurde Mdina von seinen Einwohnern fast vollständig verlassen hat sich daher nicht weiter entwickelt. Heute ist der mittelalterliche Zustand von besonderem Interesse und die Stadt wird entsprechend gepflegt und die Häuser restauriert.
    Auch wenn es sich eher wie ein Museum statt wie eine lebende Stadt anfühlt, macht es mir Spaß durch die Gassen zu schlendern und ein bisschen Game of Thrones Stimmung aufzusaugen. Weil heute sowieso ein typisches Touri Programm ist, gehe ich auch in das touristischste Café: an der Stadtmauer mit herrlichem Blick über Malta und Spaß mit den Spatzen. Auf der anderen Seite der Stadtmauer beobachte ich später einen alten Mann mit seinem (jungen?) Falken. Vielleicht war der Raubvogel auch schon älter, aber jedenfalls muss er das mit dem Anfliegen noch lernen oder er hat einfach keinen Bock. Der Mann muss ganz ihn schön viel locken und Schritte auf ihn zu machen, bis Mr. Hawk sich irgendwann bequemt mal 1-2 Flügelschläge zu machen. Aber dafür bekommt er dennoch jedes Mal ein Stück Maus oder was. Ich beobachte die beiden wohl ganz schon lange, denn irgendwann kommt der Alte zu mir, streckt mir den Handschuh entgegen und fragt: “Wanna hold it?” Er meint den Vogel, nehme ich an, aber ich sage “No thanks” und bin später doch bisschen traurig darüber.

    Direkt neben Mdina liegt Rabat, ein normales kleines Städtchen, das versucht auch ein paar von den Touristen abzugreifen. Im Café esse ich eine maltesische Ftira: der Belag mit getrockneten Tomaten, maltesischem Käse und Wurst gefällt mir gut, aber das Brot finde ich zu hart. Kinnies dazu ist unschlagbar - dieses Getränk werde ich vermissen!
    Zurück geht’s wieder mit dem Bus, insgesamt ein angenehmer Ausflug.
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  • Day 17

    Gozo

    February 14 in Malta ⋅ 🌬 15 °C

    Nach Gozo gelangt man mit der Highspeed Fähre, kostet als Return Ticket nur 9,50 und eine Überfahrt dauert nur 45 min. Gozo soll eine Insel sein, auf der „die Zeit stehen geblieben“ ist und ansonsten ganz schön zum Wandern. Fand ich eine gute Idee für einen Tagesausflug.

    Es ist ein windiger Tag, kaum sind wir aus dem Hafenbecken raus und nehmen bisschen Geschwindigkeit auf, gibt’s Kribbeln im Bauch gratis dazu. Ich mag Schiffsschaukel und freue mich; auch als Wellen über die Frontscheibe schlagen finde ich es ganz spannend. Die Stimmung kippt, als den ersten Passagieren tatsächlich schlecht wird. Am Ende hat ohne Übertreibung jeder zweite seine Kotztüte gefüllt und bedingt durch Geruch und Geräuschkulisse geht’s mir auch ganz schön elend. Ich habe so eine Fährfahrt noch nie erlebt! Weiß von Leuten, die wegen dieser Erfahrung sich für den Rückweg nach anderen Reiseoptionen umgesehen haben (langsamere Fähre über kurze Strecke und dann Bus über die Insel). Die Rückfahrt verläuft allerdings unspektakulär.

    Nun aber zu Gozo. Ich habe keinen großen Plan, aber dass Victoria, die Stadt in der Mitte der Insel ganz schön sein soll, hatte ich von meiner Zimmernachbarin gehört. Am Fähranleger einen Bus mit Anschrift Victoria gesehen und direkt eingestiegen. Bus fahren auf Malta ist einfach: es gibt einen Tarif - 2,50 für 2 Stunden. Victoria hat eine Citadella und ich merke recht schnell, dass ich keine Lust drauf habe. Dieser ewige gelbe Kalkstein, aus dem die Häuser, Mauern, Treppen, Fußwege und einfach alles ist, die ganzen Touris und Touri Shops, Touri Cafés…. Ein Souvenir hole ich noch, aber dann will ich weg aus der Stadt.

    Auf Komoot schnell ein Highlight an der Küste angeklickt und geschaut, dass der Weg dahin nicht direkt eine Hauptstraße ist und losgestrazt. Es ist extrem ruhig, wenige Häuser, keiner unterwegs. Ich komme an der ältesten Basilika Gozos vorbei, einigen Äckern und einem Steinbruch und dann kann man in der Ferne schon das Meer glitzern sehen. Ich weiche von dem Komoot Vorschlag ab, weil ich einen Trail sehe und es wird atemberaubend. Neben mir tut sich eine Schlucht auf, die immer tiefer wird und an der Küste auch mit Wasser gefüllt ist: Wied il-Għasri. Auf der anderen Seite der Schlucht ist ein Parkplatz und diverse Wanderer und ich habe durch Zufall hierher gefunden. Ich hatte mir sowas Schönem gar nicht gerechnet und sitze und schaue und staune und lausche. Anscheinend ist es auch ein guter Ort zum Schwimmen, aber nicht heute, wo die Wellen donnernd gegen die Felswände schlagen.

    Danach muss ich auch auf die andere Seite der Schlucht und gehe weiter zu dem geplanten Highlight: die Salzpfannen. Über mindestens 4 km geht es entlang der Küste auf den Felsen, im Boden immer wieder Becken in verschiedenen geometrischen Formen. Sie werden auch noch zur Salzgewinnung genutzt, aber nur im Sommer. Dann dauert es eine Woche, bis ein mannshoher Kegel Salz geerntet werden kann. Eine Frau, die auch schon Besuch von der Sendung mit der Maus und dem GEO Magazin hatte, sitzt in einer Höhle, die zum Verkauf kleine Beutel mit Salz als Andenken hergerichtet ist und erzählt, dass sie den Betrieb von ihren Eltern übernommen hat. Aber sie wirkt ein bisschen müde von den Touristen und immer gleichen Fragen. Ich kaufe zwei Postkarten und lasse sie in Ruhe.

    Inzwischen bin ich über 10 km auf teils unebenem Boden gegangen und bin nicht nur müde, sondern habe auch das Gefühl, dass es reicht, ich genug gesehen habe, mehr als ich erwartet hatte. Ich finde heraus, dass im nächsten Ort Marsalforn eine Bushaltestelle ist. Der Ort ist eine riesige Baustelle und zwar wird hier nicht mit gelbem Kalkstein gebaut, es ist stattdessen richtig kalt von den ganzen trocknenden Beton. Der Bus bringt mich wieder nach Victoria und dann nach Mgarr, wo die Fähre nach Valletta ablegt. Heute gibt es Streetfood und mittags und abends eine Pizza mit Oliven auf die Hand.
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  • Day 19–20

    Reisetag | Reggio Calabria

    February 16 in Italy ⋅ ☀️ 14 °C

    Von Malta fahren in der Regel im Winter zwei Fähren nach Sizilien, eine morgens und eine abends gegen 8 Uhr. An meinem Abreisetag gibt’s auch eine morgens um 5 Uhr - zum Glück, die Abfahrten von Pozzallo nach Siracusa sind auch weniger als eine Handvoll am Tag und ich will weiter und nicht nochmal irgendwo auf Sizilien übernachten.

    Also stehe ich um 3 Uhr morgens auf und gehe zum Hafen. Wegen des ganzen Hickhack auf der Hinfahrt habe ich dieses Mal gar kein Ticket online gekauft, sondern mache das eine Stunde vor Abfahrt ganz klassisch am Schalter. Die Überfahrt verschnarche ich komplett und dann bin ich wieder in Pozzallo. Ich latsche einmal durch den ganzen Ort, da Hafen und Bahnhof an genau gegenüberliegenden Enden liegen. An der Hafenpromenade muss ich ausdauernd sein, um die vorbeifahrenden, aus dem Fenster rufenden „Signora! Taxi!!” loszuwerden. Ich habe fast 2 Stunden Zeit, bis der Zug fährt und finde es schön, nochmal an der Marina zu laufen bei Sonnenaufgang. Dann in eine Bar und das letzte sizilianische Croissant mit Pistaziencreme. Gegenüber die weiterführende Schule, der Unterricht beginnt um 8 Uhr. Sieht alles ganz schön vertraut aus, hab Lust da rein zu gehen und in den Klassenräumen für Ordnung zu sorgen und im Lehrerzimmer mit den Kollegen zu diskutieren. Weiter geht’s zum Bahnhof und ich begegne tatsächlich nochmal Emanuelo, es ist ein lustiger Moment, als wir uns wieder erkennen, bisschen überrascht sind und dann sagt er Ciao und dann sag ich Ciao - wie praktisch wenn Hallo in Tschüss das gleiche Wort ist.

    Von Pozzallo nach Siracusa wieder mit dem kleinen Triebwagen und in Siracusa an der Bar am Bahnhof eine letzte Cipollina und Umsteigen in den IC. Noch einmal mit dem Zug an der Ostküste Siziliens hoch, aber einen Fuß werde ich nicht mehr auf die Insel setzen. Schon wieder bisschen Wehmut. Nette Begegnung mit einer Schweizer Interrail Reisenden, die in Taormina ausgestiegen ist. Über die Straße von Messina geht es wieder mit der Fähre. Dieses Mal bin ich wach und kann es miterleben. Ja, es ist interessant wie der Zug auf die Fähre fährt, aber es ist auch ein Schmerz wie es wegen des ganze Rumrangierens eine Stunde dauert für eine nur 3 km breite Wasserstraße. Man kann den Zug verlassen oder sitzen bleiben, ich gehe raus, aber bleibe nur kurz auf den Oberdeck weil ich Sorge habe, meinen Zug im Bauch der Fähre nicht wieder zu finden (ehrlich gesagt waren da zwar nur zwei Züge).

    In Villa San Giovanni noch einmal Umsteigen und der Regionalzug bringt mich nach Reggio di Calabria. Ich verbinde nichts mit der Stadt, aber muss einen Zwischenstopp einlegen auf dem Weg nach Bari und ein Mitreisender aus Palermo hatte das Hostel hier empfohlen, dann habe ich mich einfach dafür entschieden. Ich finde das Hostel relativ uninspiriert, aber ich habe das 4-Bett-Zimmer für mich alleine, das ist auch mal sehr angenehm. Ich gehe noch ein wenig in Reggio spazieren, die Marina mit Blick auf die Küste Siziliens und den Ätna ist schön. Von der Innenstadt sehe ich nur die Shopping Meile. Ich bin erst spät nachmittags angekommen und kann diese Stadt nicht so richtig ergreifen und außerdem fühle ich mich schlapp und habe Halsschmerzen und so gehe ich einfach früh schlafen.
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  • Day 20–21

    Reisetag | Bari

    February 17 in Italy ⋅ 🌙 12 °C

    Es gibt eine IC Verbindung im Süden Italiens um die ganze Stiefelspitze an der Küste entlang. Musste bisschen rumtricksen, um die Verbindung angezeigt zu bekommen, Trenitalia möchte einen auf dem Weg von Reggio nach Bari lieber mit dem Frecciarossa über Napoli schicken, aber ich stelle mir die Fahrt an der Küste toll vor und genauso war es auch!!

    Nachteil ist, dass es nur zwei Verbindungen am Tag gibt und ich entscheide mich für die, mit der ich um 4 Uhr statt 8 Uhr abends in Bari ankommen soll. Das heißt um 8 Uhr morgens in Reggio los. Ich breche zeitig auf, verlaufe mich dann aber und latsche insgesamt 3 km zum Bahnhof. War aber nett an der Marina mit den ganzen Joggern. Will im Bahnhof noch was zu essen holen - typisch deutsch, in den italienischen Bahnhöfen gibt’s gar nichts zu essen… die Bar ist aber nicht weit und ich hole mir Cappuccino und Croissant zum Frühstück. Mitnehmen möchte ich aber lieber was Herzhaftes, nebenan ist noch eine Paninoteka. Der Verkäufer ist gerade hinten, als ich rein schaue und die Auslage inspiziere. Es wird mir dann doch zu heikel, der Zug fährt schon in 5 min und als ich gerade wieder raus gehe, kommt er vor gelaufen: „Scusa Signora!“ aber ich winke ihm nur entschuldigend zu und gehe zum Bahnhof - und werde in den nächsten Stunden noch oft an ihn denken, denn mein Zug hat am Ende über 90 min Verspätung, hat kein Bordbistro o. ä. und ich habe Hunger.

    Zunächst aber genieße ich die Aussicht. Man muss im IC immer reservieren und ich habe genau den Sitzplatz bekommen, den ich erhofft hatte: in Fahrtrichtung rechts am Fenster. Ehrlich gesagt hätte man sich aber auch hinsetzen können, wo man will, der Zug ist ziemlich leer. Ich genieße die Aussicht, immer wieder Meer und Strand (Steine), Zitronen und Orangen, viele große Olivenfelder (um die Bäume die schönsten kleinen Blüten), Äcker mit Begrenzungen aus Kakteen„hecken“, einsame landwirtschaftliche Höfe und ab und zu eine prunkvolle Residenz an der Küste. Viele kleine Ortschaften. Auf der anderen Seite Berge und da die bis an die Küste reichen, fährt man auch immer wieder durch Tunnel. Und über recht lange Brücken über breite ausgetrocknete Flussbetten.

    Und irgendwas ist mit der Strecke: ich bekomme viel Gelegenheit, die italienischen Zahlen zu üben, es werden immer höhere Werte, die sie für die Anzahl der Minuten durchsagen. Ein Mitreisender rastet jedes Mal aus, wenn der Zug wieder mitten auf freier Strecke bremst. Er quatscht mich an (obwohl er weiß, dass ich ihn nicht verstehe), schimpft einfach so vor sich hin (Madonna mia!), oder meckert mit der Schaffnerin (wobei am Ende beide grinsen, ich finde den Tonfall immer noch bedrohlicher als es scheinbar gemeint ist). Auf einmal kommt jemand vorbei und legt eine Tüte auf jeden Tisch: eine Flasche Wasser und ein Muffin. Bin begeistert. Auch über den Umstieg in Taranto werde ich persönlich auf Englisch informiert (der Zug nach Bari fährt stündlich, es ist gar kein Problem).

    In Tarent habe ich 30 min Umstiegszeit und versuche etwas zu Essen außerhalb des Bahnhofs zu bekommen. Laufe ein bisschen in Richtung Zentrum und bin mal wieder fasziniert von den zwei Gesichtern dieser Stadt, einerseits ganz schon runtergerockt und anderseits ganz schön rausgeputzt - teilweise innerhalb eines Gebäudes. Habe ich schon häufiger in Italien gesehen aber finde es immer noch faszinierend. Zu Essen finde ich aber nichts und ziehe ein Tramezzino aus dem Automaten, kann man auch essen.

    Der Regionalzug nach Bari füllt sich an jeder Station immer mehr mit jungen Leuten. Es ist Samstag Abend und Bari ist wohl *die* Partystadt! Ich habe halt mal wieder überhaupt keine Recherche betrieben und bin irgendwie davon ausgegangen, das würde so ein verschlafenes Nest sein wie Pozzallo. Aber Bari ist eine Universitätsstadt mit über 300.000 Einwohnern und einem ziemlich großen und bedeutendem Hafen. Das erklärt auch, warum das Hostel, welches ich mir ausgesucht habe, trotz des recht hohen Preises recht sparsam eingerichtet ist: die Nachfrage scheint recht hoch zu sein. Obwohl ich die Einrichtung ungemütlich finde, ist das Mädel an der Rezeption sehr nett und ich fühle mich wohl im Olive Tree. Reserviere trotzdem erstmal eine Nacht und sage ihr, dass ich noch nicht genau weiß, ob ich morgen zur Fähre will oder doch Bari anschauen. Sie sagt, dass die Stadt sehr hübsch und interessant ist und ich es mir unbedingt ansehen sollte. Und für heute Abend empfiehlt sie mir eine lokale Pizzeria.

    Ich lege nur kurz meine Tasche ab und gehe zu „El rustico“. Die Empfehlung kurz vor 7 da zu sein (um 7 machen sie auf), was genau richtig, ich bekomme gerade so einen Platz. Es ist eigentlich ein 4er Tisch und neben mir ein älteres italienisches Paar. Wir haben uns nicht unterhalten, aber ich fand die Gesellschaft sehr nett und außerdem konnte ich bei denen immer abkucken, was als nächstes zu tun ist. Zuerst werden Papiertischdecken verteilt, die wir selbst auf dem Tisch ausbreiten. Dann sagt man, welches Getränk man möchte. Ich will auch sagen, welche Pizza - nein noch nicht! Ich bekomme mein Bier und genieße die Stimmung. Draußen bilden sich lange Schlangen. Eine alte Frau kommt rein und zeigt ohne Worte mit dem Zeigefinger: 1. Es wird ihr ein Klappstuhl raus getragen. Wir suchen aus, ob es das Menü mit kleinen Vorspeisen (8 €) oder großen Vorspeisen (12 €) sein soll. Ich nehme die großen Variante. Nein, Pizza immer noch nicht aussuchen. Dann kommen nach und nach die ganzen Teller an den Tisch. Bruschetta. Ein Korb mit gerösteten Broten. Eingelegte rote Beete. Ein Teller mit Reissalat, dicken Bohnen, Aubergine in Tomatensoße, eingelegten Zucchini. Ich sitze direkt neben dem Tresen, wo die ganze Zeit Pizzen fertig gemacht werden. Aber die sind zum Abholen, wir sind immer noch bei den Vorspeisen. Zwei kleine Streifen Calzone Margherita. Ein Teller mit Mozzarella, Scarmoza, Mortadella, Räucherschinken, Oliven. Ein Teller mit Kochschinken in Essig Öl Soße. Ich bin satt. Jetzt darf die Pizza bestellt werden. Ich schaffe immerhin noch die halbe Pizza. Tutto bene? Ich hisse die weiße Flagge und zeige auf den Pizzakarton zum mitnehmen. Es ist noch nicht vorbei, zuerst kommt ein kleiner Becher Zitronensorbet und ein etwas größerer Becher Limoncello. Ich bin am Ende nicht nur satt, sondern auch beschwipst. Das waren sehr schöne 1,5 Stunden! Ich habe bei dem rappelvollen Laden und der langen Schlange draußen zuerst ein bisschen ein komisches Gefühl gehabt, einen Zweiertisch alleine zu besetzen, aber die Kellner haben immer mir immer das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Auch meine Tischnachbarn verabschieden sich sehr fröhlich und der Mann winkt mir zum Abschied auf die italienische Art, mit dem langen Arm. Ich freue mich sehr.

    Danach versuche ich noch bisschen in die Innenstadt von Bari zu spazieren. Aber es ist einfach nichts für mich. Die Straßen sind voll mit herausgeputzten Leuten, es ist ein einziges Stimmengewirr über den Lärm des Straßenverkehrs. Auch sehr viele junge Leute (schätzungsweise U16). Ich komme zwar bis an den Rand der Altstadt, sieht schon interessant aus, aber jetzt einfach zu voll für mich. Soll ich mir das morgen nochmal bei Tageslicht anschauen? Oder soll ich morgen nach Griechenland fahren? Soll ich überhaupt nach Griechenland fahren? Ist Athen überhaupt eine gute Idee, wenn mir Bari schon zu viel ist?? Ich habe Diskussionen mit mir selbst, die an Tom Böttchers “Kaffee trinken” erinnern:
    - Sorry, was willst du denn jetzt??
    - Was willst du denn, dass ich will?
    - Also ich will, dass du willst, was du willst.
    … Ich will was wollen. Ich will unbedingt was wollen!!
    Es führt zu nichts und ich gehe ins Hostel und verschiebe die Entscheidung auf später. Im Schlafsaal stinkt es wie in einer Aalräucherkammer, ich glaube jemand hat vorher paar Nächte am Lagerfeuer übernachtet. Beim Versuch, das Fenster aufzumachen, reiße ich die Vorhänge mitsamt Stange runter, aber bekomme es mit der Netten von der Rezeption wieder gerade gebogen. Paar andere aus dem Schlafsaal freuen sich, dass endlich mal jemand ausgesprochen hat, dass es hier stinkt.

    Ich schlafe überraschend gut in dem 10 Bett Zimmer, aber habe mich entschieden, die Fähre für heute zu buchen. Ich habe im Hostel noch ein sehr nettes Frühstück mit einem Argentinier, der gerade die italienische Staatsbürgerschaft bekommen hat, einem Neuseeländer, der in UK wohnt, und einem Deutschen, der in Schweden aufgewachsen ist und jetzt in Rom studiert. - Me? Oh, I am German. - Yes I could tell. That was pretty obvious.

    Es ist nicht ganz klar, wo der Check in für Fußgänger ist, und ich bin a die andere Seite des großen Hafens gelaufen. Da sind nur die Eingänge für Autos und vor allem LKW. In einem Häuschen der Guardia di Finanza sind Menschen. Einer schläft mit dem Kopf auf dem Tisch. Scusa... Der andere ist sehr hilfsbereit und erklärt mir auf englisch, italienisch und Gestern: Ich muss da durchs Gebüsch und dort auf dem Parkplatz gibt es einen Shuttle Bus. Ich sitze mit den ganzen Hafenarbeitern im Bus, staune über den Hafen und komme nach ca. 2 km am Terminal an.
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  • Day 21–22

    Nach Griechenland mit Superfast Ferries

    February 18 in Greece ⋅ ☀️ 15 °C

    Schon wieder nicht auf der Schiene unterwegs, aber die Fähren von Italien nach Griechenland gehören zu Interrail - zumindest gibt es eine Ermäßigung. Zuerst wollte ich nach Igoumenitsa, aber mit Blick auf die Karte und der Überlegung „wenn ich schon mal in Griechenland bin, sollte Athen mit dabei sein“ entscheide ich mich doch für Patras. Die Überfahrt geht über 16 Stunden und über Nacht, also nach bisschen Hin und Her Überlegen wird es eine Kabine. Ich wähle aber die günstigste Variante mit 4er Belegung (geschlechtergetrennt) und ohne Fenster, kostet mit der Ermäßigung 80 €.

    Beim Check in bekomme ich eine Schlüsselkarte zu meiner Kabine ausgehändigt und bin gespannt. Ich hatte Pritschen unten im Bauch direkt neben den Maschinenraum erwartet - so bin ich vor Jahren mal über 48 Stunden nach Island gefahren. Das Schiff ist riesig und es ist seltsam, neben der großen Einfahrt für die LKW durch die kleine Tür zu gehen. Ab Betreten der Fähre fühlt es sich griechisch an. Alle Beschriftungen sind auf griechisch (und englisch), die Durchsagen kommen zuerst auf griechisch (und dann englisch, italienisch, deutsch, französisch) und die Besatzung besteht auch ohne Zweifel aus Griechen. Und sie sind sehr freundlich, ich werde ziemlich zuvorkommend behandelt, was auch daran liegen könnte, dass generell wenig Passagiere auf der Fähre sind. Man fährt erst mit der Rolltreppe hoch auf Deck 5, wo es eine Rezeption gibt. Meine Kabine ist dann auf Deck 6 (von 7). Ein freundlicher Herr leitet mich durch die Gänge mit Teppichboden bis zur Tür von meinem „Hotelzimmer”. Ich mache große Augen, es gibt richtige Betten und ein eigenes Bad und sogar Schränke (weiß nicht, wer für eine Nacht seine Koffer auspacken möchte, aber warum nicht). Von den vier Betten sind nur zwei bereit gemacht, anscheinend habe ich Glück. Der ältere Steward sieht mir meine freudige Überraschung an und sagt „you have a nice journey, madam!“

    Die Fähre legt ab und ich gehe hoch um zuzuschauen, wie wir den Hafen von Bari verlassen. Ich kann kaum bis an die Reling treten, es ist sehr hoch und das Wasser ist so tief unten. Dass es unter dem Wasser noch sehr viel tiefer geht, daran mag ich nicht denken, sonst wird mir schlecht. Ich gehe wieder zurück in die Kabine und es ist keine weitere Frau eingezogen. Ich bleibe alleine! Ich komme mir vor wie auf einer Luxus Kreuzfahrt und genieße es in meiner kleinen Höhle. Ich hole mir ein WLAN Paket und will eigentlich arbeiten, aber habe dann doch keine Lust. Ich liege nur auf dem Bett rum und entspanne mich beim „Nichtstun“. Ich habe noch eine Pizza von gestern und eine Teigtasche Tomate Mozzarella und 2 Liter Wasser. Es geht mir sehr gut. Das große Schiff fährt sehr ruhig und man spürt nur bisschen Vibration (vom Motor oder von den Wellen?)
    Ab und zu mal gehe ich ans Oberdeck, um mir bisschen die Beine zu vertreten (und damit ein GPS Signal empfangen wird und ich überhaupt weiß, wo ich bin). Draußen ist mir aber einfach immer ein bisschen mulmig wegen der Höhe und zuviel Wasser um mich rum. Und drinnen ist seltsame Stimmung bei den Trucker Fahrern aus aller Herren Länder. Je später der Abend, desto mehr haben einige getrunken und es wird viel geraucht, auch drinnen. Ich fühle mich generell nicht so wohl als einzige Frau da unten (neben der Lady an der Rezeption), nicht dass es komische Blicke gegeben hätte oder irgendwas, einfach weil ich den Eindruck hatte, dass ich nicht dazu passe.

    Mitternacht kommt schneller als erwartet (neue Zeitzone!), in Igoumentista gehe ich nochmal kurz raus und schaue beim Verladen der LKW zu. Danach ein paar Stunden Schlaf und viel zu schnell kommt die Durchsage, dass wir bald den Hafen von Patras erreichen und alle in die Lounge gehen sollen. Ich muss meine schöne kleine Kabine verlassen. Denke nochmal daran zurück, dass ich Sorge hatte, die lange Fährfahrt würde zu langweilig sein und ich einen Koller bekommen - und jetzt wäre ich gerne noch einen halben Tag hier gewesen, um mich weiter dem Nichtstun hinzugeben.
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  • Day 22

    Patra - Welcome to Greece

    February 19 in Greece ⋅ 🌙 9 °C

    In Patra war ich das erste Mal unter Griechen und es hat mir von Anfang an richtig gut gefallen.
    Ich empfinde einen deutlichen Unterschied gegenüber Süditalien, einfach alles ein bisschen ruhiger. Die Menschen sind nicht nur auffallend höflich im Umgang, sondern auch vorausschauend rücksichtsvoll. Wenn man sich an einer Engstelle begegnet, macht man sich gegenseitig Platz. Auch der Straßenverkehr kommt mir ruhiger vor, weil nicht jeder einfach erstmal drauflos fährt. Vielleicht hängt mit dieser Einstellung zusammen, dass auch 2024 viele Menschen Mundschutz tragen, einfach so.
    Weiterhin ist für mich als Reisende natürlich angenehm, dass alle so gut englisch sprechen. Über einen Gruß in der Landessprache freut man sich, aber danach geht’s auf englisch weiter ohne beleidigt zu sein, dass man kein Griechisch kann.

    Besonders angenehm ist aber, dass die „everybody minds their own business“ Einstellung deutlich spürbar ist. Auch wenn ich mit dem großen Rucksack auffallend bin, hab ich nie den Eindruck, dass jemand denkt: was macht sie hier und warum überhaupt und darf die das? Während ich in Deutschland häufig das unangenehme Gefühl habe, beurteilt zu werden. Noch unangenehmer ist allerdings die Erkenntnis, dass ich selbst so häufig denke „das würde ich aber nicht anziehen“ oder „auf dem Radweg parken ist aber verboten“. Seit ich unterwegs bin, habe ich solche Gedanken weniger. Ist es, weil ich im Urlaub einfach gelassener bin? Oder weil ich Gast bin und deswegen nicht Blockwart sein kann? Oder hängt mein Verhalten doch auch von dem der Menschen um mich rum ab? Klar ist jedenfalls, dass es mir besser geht, wenn ich andere weniger beurteile. Solange ich selbst einen beurteilenden Blick auf Leute werfe, werde ich nie dazu kommen, dass es mir egal ist, was die anderen von mir denken. Und die Unbarmherzigkeit, mit der ich als innerer Richter über mich selbst urteile, hängt auch mit der Interaktion mit anderen zusammen. Ich habe keine neuen Erkenntnisse und Gedanken, aber die Erlebnissen und Erfahrungen zu spüren ist neu.

    Nach Ankunft in Griechenland gehe ich auf der Strandpromenade Richtung Stadt, die große Fähre noch eine Weile im Blick. Hier sehe ich auch den ersten Katzenpark mit den ganzen Häuschen, innen schön mit Decke ausgelegt. Die Morgenfütterung ist wohl gerade durch, in manchen Schälchen sind noch Brekkies oder Nassfutter. Und so viele Katzen! Ich weiß gar nicht, wohin ich schauen soll.

    In Patras bestelle ich den ersten Kaffee in Griechenland. Italienische Barista Maschinen auch hier Standard, ebenso ist Nescafé ist hier Thema, wie mir schon vor 20 Jahren im Balkan aufgefallen ist. Ich bleibe erstmal beim Cappuccino und werde gefragt, ob ich Zucker möchte. Ich nehme keinen, aber beobachte, dass andere ihren Cappuccino fertig gesüßt bekommen. Das Phänomen wird verständlich, wenn man die beiden beliebten griechischen Kaffee Spezialitäten betrachtet: Freddo und „Greek Coffee“: bei beiden kann man hinterher nicht gut hinter süßen, daher wird es bereits bei der Zubereitung getan. Greek Coffee ist so wie das, was mir unter dem Namen türkischer Kaffee bekannt ist: Wasser und Pulver wird zusammen aufgekocht und in eine Tasse gekippt, und dann sitzt man da und nippt an dem leckeren Getränk und überlegt, ob noch ein Schluck geht oder man sich auf den Grund angekommen ist.
    Freddo ist Espresso, der nach der Zubereitung aufgequirlt wird, so dass sich ein schöner Schaum ergibt, und dann kommen Eiswürfel dazu. Freddo wird sehr gerne „to go“ genommen im durchsichtigen Plastik Becher mit Strohhalm.
    Ich werde im Verlauf der Zeit versierter in bestellen von Freddo und Greek Coffee und vervollständige meine Bestellung: Medium Sweet.
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  • Day 22–25

    Athen

    February 19 in Greece ⋅ ☀️ 14 °C

    Ich mag Athen. Und besonders den Stadtteil Exarchia.

    Für mein Empfinden ist es in der ganzen Stadt relativ einfach, sich dort zurecht zu finden, und es ist für eine Metropole ruhig und entspannt. Und wenn man doch mal genug von der Großstadt hat, ist ein grüner Hügel in der Nähe, der relativ naturbelassen ist. Dieser ist recht schnell bestiegen (je nach Abenteuerlust kann man auf Wegen gehen oder über Felsen klettern) und dann hört man das Rauschen der Stadt nur noch im Hintergrund und in Vordergrund die Insekten summen. Dazu schöne Aussichten auf ein Häusermeer mit einzelnen herausragenden Sehenswürdigkeiten. Ich finde es genial und verbringe viel Zeit auf den beiden Hügeln Lycabettus und Filopappou.

    Die Straßen außerhalb des alten Zentrums sind reißbrettartig rechtwinklig angelegt und von oben sieht es eigentlich ziemlich unattraktiv aus (Häusermeer eben). Sobald man aber unten drin ist, sind viele Straßen angenehm, und auch recht grün, hauptsächlich Orangenbäume. Auch die Balkone sind stark bewachsen.
    Es gibt auch noch einen netten Park mit Palmen und Papageien, in dem ich das erste mal während meiner Reise joggen gehe, vor dem Frühstück, einfach toll: die Stadt ist am aufwachen und es ist um die Uhrzeit einfach eine besondere Stimmung zwischen den Leuten, die man trifft.

    Ich bin drei Nächte im Nubian Hostel im Stadtteil Exarchia. Dieser Name kommt angeblich von irgendeinem Lebensmittelhändler, aber die Ähnlichkeit mit „Anarchia“ wird schon billigend in Kauf genommen. Hier im Stadtteil ist besonders viel Streetart und politisch motivierte Graffiti zu finden und Geschäfte und Gastronomie sind entsprechend alternativ - allerdings ohne dass es nerven würde.
    Das einzig unangenehme ist die hohe Polizeipräsenz, vor allem (aber nicht nur) in Exarchia. Zumindest nachdem ich bisschen über die Geschichte gelesen habe, insbesondere zum Thema Alexandros Grigoropoulos, stört mich der ständige Anblick dieser Typen in schwerer Kampfausrüstung schon sehr.

    In Athen habe ich eine sehr gute vegetarische Moussaka gegessen und tatsächlich auch drei mal Gyros im Pitabrot, Streetfood für drei Euro, mit Tomate und grünen Salat und Pommes und als Soße gibt es eine Mayonnaise. Tzatziki gibt’s in Griechenland, klar, aber ich persönlich habe es immer nur in Kombination mit Brot und nie mit Gyros oder anderem Fleisch gesehen. Im Hostel ist Frühstück und zwischen 7 und 9 kostenloser Wein inklusive, das war auch sehr nett.
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