In Sachsen daheim, in der Welt zu Hause. So bin ich neugierig und aufgeschlossen Jahr für Jahr unterwegs interessante Menschen kennen zu lernen, Orte zu entdecken und Spaß am Reisen zu haben. Leggi altro Sachsen, Deutschland
  • Giorno 179

    Ishinca Traverse

    5 agosto 2023, Perù ⋅ ☁️ 5 °C

    Das Problem egal wo du in den Anden bist ist der tagelange Zustieg. Hier mal 20 km dort mal 33. Und das alles zu Fuß. Wer in der Gruppe reist hat vielleicht glück dass ein Maulesel einem sein Gepäck trägt. Wer aber die Strapazen auf sich nimmt wird reich belohnt. Egal wo und eigentlich auch egal womit. Berge, Gletscher, Lagunen, Sonnenuntergänge. Quasi „such dir jeden Tag das Beste aus!“.

    Heute Morgen steht nun die Entscheidung an ob ich links herum laufe wie mir am Vorabend alle empfohlen haben oder rechts herum wie das Wetter besser scheint. Seit Patagonien stehen hier die ersten Berggipfel in Wolken gehüllt. Oben auf 6.000m kann es schon einmal ungemütlich windig werden. Ich entscheide mich dass ich gar nicht so hoch hinaus will. Der Ishinca-Pass auf 5.350m reicht aus. Da muss ich auch schon über den Gletscher und ich habe Solo auch nicht die nötige Ausrüstung für mehr.

    An der Ishinca-Lagune steht bereits die nächste Schutzhütte auf meinem Weg zum Pass. Allerdings ist das Refugio komplett mit Vorhängeschloss verriegelt. Wohl dem der unten im Ersten nach den Schlüsseln gefragt hat. Das hindert mich aber nicht daran genüsslich Müsli zum Mittag zu schnorpsen und dann den Gletscher 400 m über mir anzugehen. Ziemlich fit kommen zwei Tschechinnen hinter mir den Berg herauf. Sie fragen mich ob ich ihre Männer und den Hund gesehen hätte? Sie wollten sich am Refugio treffen. Vielleicht? Zugegeben habe ich über 5.000m mitunter einen ziemlichen Tunnelblick und konzentrier mich aufs wesentliche. Reden bringt mich hier oben aber definitiv außer Atem. Also lass ich es bei den mir entgegen kommenden Seilschaften vom Gipfelsturm aus der vergangenen Nacht bei einem milden Gruß zum Teil ohne weiteren Blick.

    Beim weiterlaufen treffe ich den Rest der Bande. Wie sich herausstellt ist das die Gruppe die gestern angeblich aus Polen betitelt wurde. Bunt zusammengewürfelt aus Pilsen, Prag und Reschenberg. Wir sind also quasi Nachbarn. Wie gehts dem Hund? „Der hat sich gefreut dass er endlich mal wieder Schnee sieht“ Auf dem Gipfel sei er aber wohl hundemüde gewesen und anstatt im Schnee zu dösen wollte er sich dann lieber an sein Herrchen kuscheln. Der Berg scheint seinen Tribut zu fordern - trotz der teuren Ausrüstung haben nur zwei von fünf Leuten aus der Seilschaft den Gipfel erreicht. Und der Hund.

    An einer Wegkreuzung nehme ich den Weg nach oben, muss ja schließlich über den Pass. Blöde Idee, da es der falsche war. Immerhin leiten Spuren mich bergan auf einen Aussichtspunkt mit Panoramablick. Den eigentlichen Pass gehe ich jetzt am Nachmittag nicht mehr an. Dazu fehlt mir die Kraft und das Gletschereis ist gerade jetzt am Nachmittag auch nicht die beste Wahl. Aber die Aussicht hier oben auf 5.250m lohnt sich! Dadurch fühlt sich der Tag gleich nicht mehr wie scheitern an. Es ist gut dass ich bei meinen Leisten bleibe und lieber wandern gehe anstatt Eisklettern. Der Rückweg gibt den Blick frei auf den Tocllaraju. Ein Traum von Berg für alle Bergsteiger und der wohl meist bestiegene Gipfel der Cordillera Blanca.

    Zurück im Basislager gilt es wieder Zelt aufbauen, zeitig Abend essen und dann in die warme Hütte. Dort treffe ich nicht nur die Tschechen wieder. Auch den Eselführer von gestern. Er hat morgen früh einen Rücktransport deshalb ist er heute Abend hier. Allerdings hat er schlecht geplant. Sein Proviantbeutel ist schon alle. Erstmal lade ich ihn auf einen Tee ein und frage was er an solchen langen Abenden noch macht? „Warten ob ein Bett frei bleibt. Ansonsten geht er rüber in eine Höhle und schläft dort.“ Ohne Schlafsack oder Decke versteht sich. Als ich am Abend diese Höhle bereits gesehen hatte lagen ein paar Kartonpappen umher… Gemeinsam schauen wir die Bilder von heute an. Währenddessen machen die Peruaner am Nachbartisch mich zur Legende. Wahrscheinlich war mein Spanisch gestern nicht ganz perfekt. Und so verstehe ich heute zumindest aus der Stillen Post dass ich seit sechs Monaten zu Fuß durch Südamerika laufe. Sprich von Feuerland bis hier her. Die Achtung habe ich ganz auf meiner Seite und eine Richtigstellung schlägt fehl. Egal - es soll ja so legendäre Menschen wirklich geben. Zum Ende geht es heute echt zeitig in die Koje damit ich morgen diese legendäre Traverse weiterlaufen kann.
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  • Giorno 178

    Polen sprechen kein Spanisch

    4 agosto 2023, Perù ⋅ ⛅ 9 °C

    Ich habe meine Erkältung bei einer Schwitzkur in der Nacht ordentlich auskuriert. Es geht erst etwas später zum Frühstück aber ich fühle mich soweit fit um die letzten Tage in Peru nicht im Krankenbett verbringen zu müssen. Zum auskurieren muss nachher im Flieger die Zeit reichen.

    Vom Marktplatz nimmt mich ein Sammeltaxi mit. Es ist fast leer. Wo sind denn alle? An der vereinbarten Brücke werde ich raus gelassen und es geht zunächst einen Feldweg bergan. Ah ja - mit dem Privattaxi auch diesen Feldweg und die nächsten 400Hm abkürzen. Wo gibt es denn so etwas noch einmal heute? Die Bergsteiger von heute sind auch nicht mehr das Ebenbild von früher. Immer höher, schneller weiter. Dabei ist doch der Weg das Ziel.

    Hab’s gedacht und bin losgelaufen. Gleich im ersten Ort wird mir, dem Gringo erstmal Bier angeboten. Dankend lehne ich ab. Der Teufel spielt sein Spiel mit mir. Mit Rucksack sind die 1.700HM im halbfitten Zustand eine echte Herausforderung. Es ist auch ohne Alkohol eine Gratwanderung wie gut ich mich am Ende noch fühle. Alle 10-15 Minuten anhalten. Trinken. Jedes zweite Mal den Rucksack absetzen und verschnaufen. Der Zucker ist ob der Höhe gefühlt ständig im Keller. Die sengende Mittagssonne tut ihr übriges.

    Drei Hunde die mich ankläffen bekommen heute kein Mitleid. Mit dem Wanderstock halte ich sie auf Distanz bis ihr Frauchen sie zurückpfeift.
    Ein zwei Pausen später kommt mir ein Mann mit zwei Eseln entgegen. Woher, wohin? Er findet es gut wie ich die Wanderung angehe. Seine Esel haben heute das Gepäck für eine Gruppe Polen nach oben getragen. Doch er winkt ab. Das war ein ziemlich einsamer Tag. Die sprechen doch alle kein Spanisch. Er freut sich in mir endlich einmal jemanden zu treffen der nicht von hier stammt und trotzdem Spanisch spricht. Schlussendlich gibt er mir noch Tipps für zwei verschiedene Routen. Er kennt die Berge seit über 40 Jahren. Was also wenn diese gute Seele in den Bergen es nicht auch gut mit mir meint.

    Der Weg zieht sich immer spätestens ab der siebenten Stunde. Er wird etwas flacher aber ich liege dennnoch hinter meinem selbstgesteckten Zeitplan zurück. Langsam geht die Sonne unter und das Refugio ist immer noch unererreibar weit entfernt.

    Derweil tüncht die Sonne die Schneebedeckten Gipfel in zartes Rot. Endlich erreiche ich nach 19km Anstieg den Zeltplatz. Wirklich ziemlich am Ende der Kräfte und kurz davor bereits vorher mein Zelt aufzuschlagen. Erstmal heißer Tee und Schokokuchen in der ersten vollständig bewirtschafteten Hütte zwischen hier und Feuerland. Den habe ich mir verdient. Durch die Mischung komme ich ins Gespräch mit meinen Tischnachbarn. Alles nur Kurzurlauber die im eigenen Land gerade ihre freie Zeit rund um die Feiertage verlängern.

    Im Vorraum zur Hütte steht jede Menge Hightech Equipment mit Seilen, Steigeisen, Eispickel und Polarstiefeln. Mensch Leute! - ja es liegt Schnee auf dem Gipfel, aber wir sind hier nahe dem Äquator! - denke ich nur. Ach, was wäre meine Reise nur ohne diese Leichtigkeit. Ebenso Hightech herrscht nebenan in der Küche. Ich hatte mehr einen kalten Unterstand erwartet. Stattdessen diese Hütte mit Licht, Heizung und warmen Tee. Wie ich später erfahre gibt es derart 3 in ganz Peru nach italienischen Vorbild vom Alpenverein initiiert und heute von Einheimischen betrieben. Die anderen sind wirklich nur kalte Unterstände. Aber mir soll es recht sein. Einzig zum Schlafen ziehe ich mein Zelt einem vollbesetzten Schlafsaal mit allerlei Schnarchnasen vor. Und wärmer als in Patagonien ist es hier oben auf 4.400m im Zelt allemal noch.
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  • Giorno 177

    Laguna Churup

    3 agosto 2023, Perù ⋅ ⛅ 9 °C

    Wenn man vorab über Huaraz ließt wird es in höchsten Tönen gelobt. Die Schweiz der Anden. Ja und Nein. Preise wie in der Schweiz verglichen mit dem Rest von Peru aber die Aussicht auf schneebedeckte Berggipfel fehlt. Dass die Südamerikanischen Städte keinen Schönheitspreis verdienen steht außer Frage. Wer sich jedoch mit der Schweiz vergleicht der sollte schon an Schönheit und Panorama etwas bieten.
    Nach zwei Tagen am Meer folgt heute ein ruhiger Tag den will ich zum Akklimatisieren und zu Erholung nutzen. Die Lagune Churup bietet sich an denn alle Welt empfiehlt sie sich einmal anzuschauen. Wenn alle Welt das kann kann ich das auch. Sind ja wieder nur 1.400Hm aus dem Dorf heraus. Doch so lange mich heute niemand anspricht stört das wenig. Krank und von der Busfahrt übermüdet geht es gefühlt im Schneckentempo bergan.

    Dann fragt mich doch eine Frau am Wegesrand ob ich ihr entlaufenes (?) Etwas gesehen habe. Als ich flüsternd mit sichtlich heißerer Stimme antworte erklärt sie was sie für ein Ding meint. Aber ich verstehe immer noch nicht. Ich kann es ihr aber auch nicht besser erklären denn die Stimme hab ich wohl im Bus vergessen. Egal, sammel ich auch wieder ein.

    Der Weg zieht einsam seine Bahn bergauf. Ich hätte mehr Wanderer erwartet. Oder bin ich einfach wieder viel zu spät losgelaufen? Die geführten Touren sind für diesen Tag definitiv durch denke ich mir als zwei Wanderer entgegen kommen und erstaunt sind mit welcher Selbstverständlichkeit ich ihnen gebrochen erzähle dass ich zur Lagune will. Sobald von rechts ein Weg vom Parkplatz herauf führt bin ich nicht mehr der Einzige. Waren doch alle wieder nur zu faul für die ersten tausend Höhenmeter. Jedoch kann ich selbst im Krankenstand jeden Marathon gegen die paar Leute gewinnen. Erst ganz zum Schluss komme ich mit einem ins Gespräch der noch nicht außer Atem ist. Aber ob die im Hellen noch vom Berg wieder herunter gefunden haben kann ich leider nur bezweifeln.
    Von einem ausgewiesenen Zeltplatz geht es die letzten hundert Meter mit Ketten noch einmal ordentlich zur Sache. Auch die Aussicht auf schneebedeckte Berge fehlt jetzt nicht mehr. Unterhalb des Gletschers eröffnet sich die Lagune. Ich bin froh dass ich den anstrengenden Aufstieg unternommen habe. Doch bevor es finster wird muss ich jetzt auch schon wieder zurück.

    Ich möchte auch die nächsten Tage etwas von den Bergen haben und entscheide mich zu dem Parkplatz zu laufen um etwas Kraft zu sparen. Vielleicht gibt es dort ein Kollektivo oder ein Taxi. Die müssen ja alle hier her gekommen sein. Den erstbesten Kleinbus steuer ich an. Das ist allerdings kein Taxi sondern eine Großfamilie. Die warten gerade darauf dass die letzte Frau des Tages ihren Verkaufsstand eingepackt hat und sie die mitnehmen können. Doch der Überraschungseffekt ist auf meiner Seite. Sie hätten als Familie noch nie mit einem Bergsteiger zu tun gehabt geschweige denn mit einem Deutschen. Also beschließt der Vater dass jeder mit Kind und Kegel wieder aus dem Bus klettern muss für ein Gruppenfoto. Das ist dann auch meine Fahrkarte für die Heimfahrt.
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  • Giorno 176

    Streifzüge durch Lima

    2 agosto 2023, Perù ⋅ ☀️ 22 °C

    Lima ist allseits betitelt als chaotisch, in sich eine eigene Welt und nicht zu vergleichen mit dem Rest von Peru. Es gibt seit 500 Jahren noch nicht einmal einen zentralen Busbahnhof. Anders als in Deutschland scheitert es jedoch nicht an der Umsetzung sondern bereits die Planung fehlt. Jedes Busunternehmen hat seine eigene Garage irgendwo im Stadtgebiet. Die großen sogar zwei so dass man nie weiß wo man letztendlich aussteigen wird. Mit ihrem Spanisch-Quechua verstehe ich meist ohnehin erst beim zweiten Mal nur die Hälfte.

    Lima an diesem Mittwoch will jedoch so gar nicht in die vorgegebene Schublade passen. Ein erster Eindruck? Quirlig im Zentrum jedoch weitaus mehr herunter gekommen als andere Großstädte in Südamerika.
    Da koennte ich genau so gut auch durch Chemnitz laufen.

    Einzig was sich auf den zweiten Blick hier unterscheidet ist die freundliche Art der Menschen. Nach der Ankunft geht es in irgend einer Seitenstraße Mittagessen. Allein der Punkt dass ich mich zu dieser Küchenmutti verirrt habe und keine scheu vor peruanischem Essen habe bringt mich schon ins Gespräch mit ihr. Ich habe noch nie erlebt dass sich nach dem Essen jemand bedangt hat dass ich bei ihm Gast war.

    Meinen Rucksack kann ich bis heute Abend beim Bus in der Garage einlagern. Dann beginnt mein Streifzug durch das Zentrum von Lima richtig. Am plaza de Armas ist dann aber schon wieder Schluss. Alles abgesperrt und hier sind auch all die Menschen die ich sonst im Zentrum teils vermisst habe. Das Leben spielt auf Märkten und in Shopping Malls aber nicht zwingend auf der Straße. Etliche Besucher stehen an um einmal mit der Kutsche vor dem Präsidentenpalast auf dem sonst leeren Plaza de Armas vorzufahren. Wahrscheinlich war heute irgend ein Staatsbesuch.

    Das schöne ist dass Lima hier nicht dem Tourismus verfallen ist sondern authentisch wirkt. Die Menschen leben so hektisch wie alles wirkt. Da ist keine Maske davor. Da das Leben in die Geschäfte verlagert wurde rennen die Leute eben von Tür zu Tür. Ganz so wie zu Hause. Vielleicht wirkt Lima deswegen auf mich auch weniger chaotisch als Cusco.

    Vorerst verlasse ich Lima noch einmal. Ich moechte meine Erkaeltung in den Bergen auskurieren. Das hat immer besser funktioniert als am Meer.
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  • Giorno 175

    Paracas

    1 agosto 2023, Perù

    Am Vortag streite ich mich mit dem Taxifahrer. Er will bei unserer Preisverhandlung etwas anderes gehört haben als ich. Dann muss er mal langsamer reden damit er zwischendurch noch Zeit zum zuhören hat denke ich mir. Jetzt bin ich Paracas. Wir sind uns also irgendwie einig geworden.

    Aber wo bin ich hier überhaupt? Einerseits am Meer andererseits mitten in der Wüste. Kurzum „El Niño Land“. Da wo das Wasser des kalten Humboldstromes vom Süden auf die warmen Wasserströmungen aus dem Norden treffen wabert im Winter vielleicht mal feuchte Luft übers Land. Aber selbst Palmen und Kakteen haben hier ums überleben zu kämpfen seitdem sich seit vielen Millionen Jahren die Anden hier auftürmen. Das Küstenland hat sich seitdem stetig gehoben und gesenkt. Von einem früheren Gebirgszug sind heute nur kleine Gipfel, die berühmten Islas Ballestas übrig.

    In dem Nationalpark leben heute Seelöwen, Kormorane und Humboldtpinguine. Der bedeutendste Wirtschaftszweig neben dem Tourismus ist der Hafen. Und dann kommt noch unregelmäßig die Düngemittelproduktion dazu. Dazu gehen alle 8 Jahre ca. 200 Arbeiter akribisch über die Inseln und sammeln die Exkremente der Tiere ein. Vor allem der Vogelscheiß ist wegen der vielen nur halb verdauten Fische besonders Mineralstoffreich. Zuletzt vor zwei Jahren kamen beachtliche 20.000Tonnen auf den wenigen Quadratkilometern zusammen.

    Die Seelöwenkolonie ist indes umgezogen, keiner weiß warum. Die meisten Tiere spielen noch ab und zu im Wasser und fressen den Fischern den Fang weg, so wie heute früh. Im August und September kommen außerdem Delfine und Wale auf ihrer langen Reise aus dem Winterquartier hier vorbei. Auch wenn ich mich hinterher durch die Fahrweise des Schnellbootes wieder genau so krank fühle wie vorab hat sich der Ausflug allein deshalb gelohnt.

    Zum Mittag leihe ich mir ein Fahrrad aus. Die Müden Muskeln sollen nach dem vielen rumsitzen wieder mal aktiv werden. Raus aus dem Dorf, rein in die Wüste. Einziger Wermutstropfen - zu Hause macht das Radfahren vielleicht mehr Spaß im grünen und die Kondition hält länger mit wenn das Rad auf mich abgestimmt ist. Das kann ich mir hier nicht immer raussuchen und ziemlich schnell wird klar - diese „Straße“ möchte ich meinem Rad sonst auch nicht zumuten. Die ersten zehn Kilometer geht es durch Felsen und Sanddünen gen Süden zu einer wunderschönen Steilküste an den Stränden von Supay und Yumaque. Während die Reisegruppen am Aussichtspunkt anhalten und nach fünf Minuten Fotostop wieder verschwinden habe ich den Strand nebst zwei anderen ganz für mich allein.
    Wo Steilküste aus dem Meer entspringt bilden sich interessante Felsformationen wie zum Beispiel die „Kathedrale“, eine Felsnadel die im Sonnenschein so blitzsauber erscheint als wäre das mit dem Kotsammeln von heute früh ein Scherz.
    Das Heben und Senken in den letzten zehn Millionen Jahren führte zu einer Vielfalt an Fossilien im Stein, meist Schnecken und Muscheln. Man hat aber auch Vorfahren des heutigen Pinguins gefunden. Zu Dinosaurierzeiten war alles ein bisschen größer. 1,5m groß macht das Fossil den Vorfahren Inkayacu Paracasensis dreimal so groß wie den Humboldtpinguin heute.

    Über den roten Strand radle ich in den Sonnenuntergang. Ich treffe auf eine deutsche Familie die mit ihren Leihrädern noch so einige Probleme mehr hat. Die Gangschaltung ist gebrochen. Da hilft nur gemeinsames Anschieben durch die Sanddünen dass alle pünktlich vor Ladenschluss ihre Räder wieder zurückgeben können.
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  • Giorno 174

    Oasis Huacachina

    31 luglio 2023, Perù ⋅ ☀️ 28 °C

    Sichtlich geht es mir heute besser. Ich hatte eine warme Dusche, habe ausgeschlafen und bin vor dem Frühstück schon wieder auf den Beinen. Ein zwanzigminütiger Fußmarsch bringt mich auf den nahegelegenen Hügel zum Sonnenaufgang. Die Sonne suche ich im Novembernebel allerdings vergebens. Doch ich bin völlig in einer anderen Welt aufgewacht. Ich könnte sonst wo sein nur nicht unbedingt in Peru. Der Bus spuckte mich gestern noch drei Kilometer entfernt an der roten Ampel aus und ich bin im Dunkeln in die Oase von Huacachina gelaufen. Konnte ja keiner sehen was das für ein Ort wie im Bilderbuch ist. Die Stadt dröhnt nur ganz entfernt, ein paar Motorradtaxis tuckern, dazu ein paar Häuser um eine Lagune gebaut, großteils Hotels und es liegt nirgendwo Müll rum. Die Oase ist eingefasst von zwei riesigen Sanddünen. Ich wusste dass es die peruanische Wüste gibt. Und doch habe ich sie mir anders vorgestellt.

    Mit mir sind um diese Zeit noch fünf weitere Leute auf der Düne unterwegs. Der Rest von Peru schläft noch oder hat Partykater. Ich bekomme das abends zum Großteil gar nicht mehr mit. Es geht aber mitunter recht laut zu in den Unterkünften. Die junge Generation mag das so. Aha? Als ob die tagsüber von der Sonne nicht genau so kaputt gespielt werden. Ich setzte mich auf die Dünenkante ganz oben hin und sauge die Morgenstimmung auf. Eine Chinesin gesellt sich zu mir. Wir sprechen über das Reisen und wie teuer es ist von Asien überhaupt nach Südamerika zu gelangen. Da haben wir in Europa echt einen Trumpf mehr im Ärmel. Der nützt jedoch nichts wenn dann so eine dichte Wolkensuppe über der Düne hängt anstatt das die Sonne aufgeht. Es bleibt ordentlich Zeit am Vormittag wieder einmal alle Sachen zu ordnen.

    Um zwölf gebe ich der Wüste eine zweite Chance. Und siehe da, die Sonne kommt raus. Natürlich sieht im Sonnenlicht alles viel schöner aus. Also nochmal hoch auf die Düne. Ein Bilderbuch ist schließlich auch zum angucken da und nicht um es links liegen zu lassen. Ich bin dankbar dass die Sonne so lange gewartet hat. Mit ihr gehe ich jetzt ein. Ich merke gleich wieder das meine Erkältung doch noch nicht vollständig auskuriert ist. Den freien Vormittag habe ich definitiv gebraucht. Nun tummeln sich in der Lagune auch gleich ein paar Ameisen mehr oder heizen mit dem Wüstenbuggie über eine Achterbahn der Dünen. Ich weiß bis heute nicht warum die Leute immer kreischen wenn sie Achterbahn fahren?
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  • Giorno 173

    Nazca

    30 luglio 2023, Perù

    Ich glaube ich habe ein Dejavue. Der Bus entlässt mich am frühen Morgen in einem der trockensten Teile Perus. Hier herrscht seit hunderten Jahren Wüste vor… heute früh hat es hier jedenfalls Nieselregen. Genauso wie damals im Oman. Ich glaub ich werde nostalgisch bei so vielen Erinnerungen.
    Rund um den Busbahnhof erwarten mich gleich drei oder vier Schlepper. Ich möchte nach der Nachtfahrt jedoch erstmal frühstücken und mich nicht stressen lassen so früh wie möglich irgend etwas zuzusagen. Das Frühstück ist wegen Gringo-Aufschlag auch nicht billiger. Bei Souvenirs lässt sich über den Preis noch verhandeln. Beim Essen nicht. Dass über Nacht alles gleich doppelt und dreifach so viel kostet lässt sich nur damit begründen dass der Ort sehr viele Besucher hat und es sich leisten kann.

    Dann geht es auf zum Flughafen. Eine winzig kleine Empfangshalle für vielleicht 100 Leute, davon 50 Mann Personal. Es offenbart sich dass eigentlich alle die auch nicht wie Schlepper auf mich wirken am Ende unter einer Decke stecken. Alle Agenturen versuchen einen Flieger nach dem Nächsten voll zu bekommen.
    Als erstes muss nicht etwa mein Gepäck sondern ich selbst auf die Waage. Oh je, wie freue ich mich auf heimisches Essen. Für was auch immer muss ich noch Flughafensteuer und Abfertigungsgebühr bezahlen. Der Security Check verläuft dann wie zu erwarten war. Es piept eigentlich immer interessiert aber keinen und das Handgepäck wird mit der Hand geprüft anstatt durchleuchtet. Selbst hier wo eine Cessna das Größte ist was überhaupt startet. Das alles dauert. Doch der Morgennebel will sich immer noch nicht recht lichten.

    Willkommen auf dem Rollfeld. Ähnlich einem Hubschrauberlandeplatz hat jede Cessna ihren Parkkreis. Motor anschmeißen, 200m rollen und dann sind wir auch schon in der Luft. Der Flug verläuft mit allen Höhen und Tiefen. Er ähnelt mehr noch einem Parabelflug weil wir immer versuchen unter der Wolkendecke zu fliegen um so viel wie möglich von der Landschaft zu sehen. Soweit das Auge reicht ist hier alles von Linien übersäht. Manche bis zu 20km lang. Andere spiralförmig und teilweise diese weltberühmten Figuren die in den Sand gezogen sind. Zum Schluss erscheinen mor diese Linien viel kleiner als ich es denn erwartet hatte. - Da ist es wieder! Ich soll doch stets lieber ohne Erwartungen reisen. - Aber es ist ein wichtiger Aufenthalt hier um sich einen Eindruck zu verschaffen wie es vor den Inca aussah.

    Dazu zählen auch die Aquädukte die ich am Mittag besuche. Tiefe Spiralförmige Löcher um wasserführende Schichten zu leiten und zu sammeln, sie für die Oase nutzbar zu machen. Es ist wohl die größte ingenieurtechnische Leistung die es aus der Alten Zeit hier in Peru noch zu bestaunen gibt.
    Außerdem haben die Nasca nicht nur ihre berühmten 12 Figuren in den Sand gezeichnet die jeder kennt sondern hunderte. Teils auch nur so kleine dass sie aus dem Flugzeug nur schwer zu finden sind und erst 2005-2009 mittels raster-drohnen-Fotografie entdeckt wurden. Ihre Zahl erhöhte sich durch weitere Forschungen auf ca. 1.500 Geoglyphen.
    Anhand archäologischer Vergleiche der Bilder in der Wüste mit Motiven auf Keramiken der Nazca-Periode nahm man lange an, dass die Geoglyphen in der Zeit der Nazca-Kultur zwischen 200 - 600 n. Chr. entstanden, doch gilt heute als Entstehungszeit der ältesten Figuren die Paracas-Periode von 800 - 200 v. Chr. Bis 2020 sind mind. 190 weitere Scharrbilder entdeckt worden. Die moderne Archäologie geht davon aus, dass die Nazca-Linien Aktionsflächen für Rituale in Hinblick auf Wasser und Fruchtbarkeit gewesen sind. Demnach wurden sie einmal benutzt und dann nie wieder. Wo habe ich diese Art von Verschwendung nur schon einmal gesehen? Egal

    Mithilfe Satellitenfernerkundungstechniken entdeckten und analysierten italienische Forscher zuletzt fünf Gruppen von Geoglyphen, die sich durch unterschiedliche Motive, Muster und Funktionen auszeichnen. Die wichtigsten beinhalten Mäander- oder Zickzackmotive mit klarer Zeremonialfunktion, sowie Trapeze und Linien die in Richtung der Cahuachi-Pyramiden konvergieren. Die letzte Forschung ist also auch hier noch nicht abgeschlossen.

    Mit dem Sonnenuntergang sitze ich schon wieder im Bus. Ich will den harten Westen Perus erkunden da gilt es keine Zeit zu verlieren.
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  • Giorno 172

    Feiertag in Peru

    29 luglio 2023, Perù ⋅ ☀️ 22 °C

    Mit dem Sonnenaufgang startet mein Bus zurück aus dem Canyon in Richtung Arequipa. Die Peruaner feiern gestern und heute ihre Unabhängigkeit. Überall sind Rot-Weiß-Rote Flaggen aufgehängt. Wenn die Sonne nicht so brennt könnte ich fast meinen dass ich in Österreich bin. Ausnahmsweise wurden gestern und heute sogar die Kirchenglocken benutzt.

    Ob das auch mein Tag werden würde soll sich erst nach einer harten Probe zeigen. In Chivay hält der Bus an, stellt den Motor ab und sagt - Endstation. Die Weiterfahrt lohne sich heute nicht weil zu wenige Passagiere nach Arequipa wollen. Ein aufgebrachte Menschentraube von 6 oder 7 Leuten redet auf den Fahrer ein bevor ich überhaupt mitgeschnitten habe was Sache ist. Immerhin haben wir eine Fahrkarte für die ganze Strecke und nicht nur für die ersten 50km. Wie auch immer wird ein Transporter gechartert und alles vom Bus in den Transporter umgeladen. Schnell stellt sich aber heraus dass dem Sprinter der Kofferraum fehlt. Nach 2 Taschen ist alles voll. Also kommt mein Rucksack zu mir nach vorn mit auf den Sitz. Das entscheide ich einfach so. Ganz schlecht! Die zwei Leute die ihr Gepäck hinten untergebracht haben regen sich nun darüber auf dass Leute wie ich trotzdem nur für einen Sitzplatz bezahlen würden. Vielleicht ist Österreich heute doch das allerbeste Vorbild von Peru. Nicht nur bei der Rot-Weiß-Roten Flagge. Als dann noch in den mit Menschen und Gepäck überfüllten Kleinbus zusätzlich eine Mutter mit zwei Kindern rein soll platzt mir bald der Kragen. Dann hätten wir auch im Bus bleiben können. Stattdessen geht es nun weder vor noch zurück. Ich mit noch drei anderen Leuten und meinem Rucksack auf der letzten Rückbank und dann soll ich das wohl geschnürte 23kg-Paket über die Köpfe der anderen Passagiere wieder vor reichen als wäre es eine federleichte Handtasche. Ich weigere mich und argumentiere warum das alles nicht geht. Ich kann mich ja auch einfach dumm stellen und behaupten ich verstehe nicht was der Fahrer von mir will aber ich mache keine Kunststücke mit einer 23kg Hantel. Für den Gang wäre der Rucksack auch zu groß. Aus heiterem Himmel kommt von irgendwo ein Klappstuhl her. Sozusagen Sitzplatz Nr. 16. Letztendlich starten wir mit 19 Passagieren, deren Gepäck und meinem Rucksack. Es dauert nicht lange bis eines der Kinder wegen der Fahrweise und beengten Verhältnisse zu spucken anfängt. Die Stimmung bleibt bis zur Ankunft in Arequipa über 5 weitere Stunden gereizt. Der einzige den das wenig kümmert ist der Fahrer.

    In Arequipa zurück habe ich den ganzen Nachmittag bis mein Nachtbus fährt. Ähnlich wie schon in Salta, Argentinien haben die Archäologien hier durch Zufall Mumien auf einem Berg gefunden und dann systematisch danach gegraben. Diesmal eigentlich keine richtigen Mumien denn das Eis hat die Mumifizierung bereits in den ersten 24Stunden nach dem Tod für mehrere hundert Jahre angehalten. Diesmal darf ich nur wirklich keine Bilder machen, nicht mal von anderen Bildern… dafür lerne ich einiges Neues dazu. Zum Beispiel stellte man sich hier die Frage warum eigentlich immer nur Mädchen geopfert wurden wenn es zu großen Ereignissen oder Naturkatastrophen kam? Und man fand eine Antwort. Eine angeschmolzene Goldene Kleiderstecknadel. Nur die Jungen bekamen derartige Nadeln in Form einer Feder mit auf den Weg ins nächste Leben. Und das war für einen Blitz bei Gewitter auf den Berggipfeln natürlich viel attraktiver als eine Mädchenleiche ohne Feder. Gerade weil die Vulkane zum Teil auch noch aktiv waren und ihr eigenes Mikroklima erzeugt haben gab es auch nicht wenige Gewitter. Die Jungen sind schlichtweg alle verbrannt, wurden sonst aber genau so grausam geopfert wie die Mädchen.
    In der Regel zogen Priester das ganze Jahr über durch das Land um die Schönsten der angesehenen Familien ausfindig zu machen. Diese wurden dann auf die jeweiligen Zeremonien vorbereitet. Je Eine(n) aus allen vier Teilen des Reiches. Trat dann ein Unglück oder großes Ereignis ein und die Götter mussten besänftigt werden dann entschied der Inka König auf welchem Berg das Opfer stattfinden sollte. Bei ganz komplizierten Fällen wurden auch gleich mehrere Kinder geopfert. Diese begaben sich zuvor mit den Priestern auf den heiligen Berg was schon mal zwei drei Monate dauern konnte. Oben angelangt gab es Chicha - Maisschnaps für die Beruhigung und um das Folgende erträglich zu machen. Die Kinder hier wurden jedoch allesamt mittels Computertomograph untersucht. Der Tod trat nicht durch erfrieren ein sondern stets durch einen Schlag auf den Kopf. Dann wurden sie in Fetusstellung beigesetzt und mit allem versorgt was sie im nächsten Leben wohl brauchten. So sei es denn.

    Indes wird es Abend und auf der Straße spielt der Feiertag Regie. Die Paraden sind alle abgehalten. Nun beginnen Künstler und zeigen ihr können als Pantomime oder auch als Michael Jackson Double. Von einem Café mit Dachterrasse genieße ich den Sonnenuntergang. Anstatt mit einem zünftigen Abendbrot lasse ich den Tag bei Kaffee und Kuchen ausklingen, kaufe mir dann noch Obst für die Fahrt und mache mich im Mondschein auf nach Nazca. Mal etwas anderes als diese grausamen Rituale der Inka.
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  • Giorno 171

    Die Oase

    28 luglio 2023, Perù ⋅ ☀️ 13 °C

    Während ich mich gestern fragte wo all die Leute auf dem Trek geblieben sind kommen sie mir heute aus der Oase entgegen. Es scheint also die richtige Entscheidung die 1500m heute nochmal abzusteigen und weiter zu erkunden.

    Und es war ebenso die richtige Entscheidung eher loszulaufen. Der Abstieg bietet an dieser Stelle des Canyons weniger Schatten als gestern.
    Der Colca-Canyon gehört zu den stärksten terrassierten Gegenden der Welt. Einst alles für die Landwirtschaft wie am Titicacasee. Heute wird außer ein paar Obstbäumen jedoch kaum noch Anbau betrieben. El Niño macht es seit einigen Jahren zusammenhängend nicht besser. Ein Überbleibsel dieser Zeit sind die Wasserkanäle die heute immer noch frisches Bergwasser in die wenigen planen Flächen entlang der Schlucht leiten.

    Mit Ankunft in der Oase bin ich enttäuscht. Zwei Lodges, drei Pools und ein paar Palmen. Der Schatten tut gut, der Rest ist für Feierwütige die auf Instagram posten müssen „ich war hier“. Witzig, ich werde immer noch tagtäglich gefragt wie ich ohne Instagram leben kann. Und ohne WhatsApp. Und überhaupt! - ich habe so viel mehr Zeit dadurch dass ich nicht ständig das Smartphone in der Hand habe. Herrlich! Zurück zum Canyon - der ist auch herrlich.

    An der nächsten Wegkreuzung ist ein kleiner Kiosk. Davor sitzt ein Mann, isst sein Mittag und lauscht auf seinem Weltempfänger einer Präsidentenansprache zum heutigen Unabhängigkeitstag in Peru. Als Snack kaufe ich ihm einen Müsliriegel ind eine Mandarine ab. Wenn es das schon gibt muss ich ja nicht ganz so Sparflamme fahren wie gestern. Ich frage ihn wie es ihm geht und wie seine Bilanz über die Touristen hier ausfällt. Er winkt ab. „ Die wenigsten, vielleicht 20% schaffen es bis hier hinunter in den Canyon. Die anderen 80% werden von den Reiseveranstaltern abgegriffen bis an den Rand oder höchstens bis zum ‚Cruz del Condor‘ geschleppt und sehen dort vielleicht Condore, vielleicht auch nicht.“
    Gut dass ich doch wieder auf eigene Faust unterwegs bin. Mit der Einstellung erstmal los zu laufen und dann zu entscheiden wo die Reise weitergeht erlebe ich einfach mehr als wenn von vornherein alles geplant wäre. ‚Just do it!‘
    Frisch gestärkt geht es mit gutem Gewissen zum Mittagessen. Dazu laufe ich im nächsten Dorf einfach den ganzen Arbeitern hinterher die ebenfalls essen gehen wollen und lande in einer Hostelküche. Sehr gut! Und noch besser wenn ich die Preise mit den später folgenden Lodges vergleiche. Puh!
    Über eine Nebenschlucht geht es hinüber nach San Jose de Juccho Zeit für ein Nickerchen im Schatten nachdem sie hier nicht mal Eis am Kiosk haben. Preise für Touristen und dann nicht mal Eis - wo gibts denn so was. Immerhin ist es im Canyon gute 10-14Grad wärmer als oben. Da hätte ich mir ein Eis gegönnt.

    Es nützt ja nichts - und so nehme ich den letzten Anstieg des Tages in Angriff. 1.573 Höhenmeter zeigt die Wanderkarte noch an. Glücklicherweise gerate ich auch heute kaum in die Feierabendsonne. Nach einem Drittel des Weges kommt mir ein Mann entgegen und erschrickt aus seinem Trott sobald er mich sieht. Wo komme ich denn plötzlich her - und wo will ich heute überhaupt noch hin? Nach einem kurzen Gespräch weiß er dass ich aus Deutschland stamme. Seine nächste Frage lautet ob ich aus dem Oxident oder aus dem Orient stamme? Schweigen - und ich denke mir: na aus Deutschland - bis ich begreife: Orient, klar! “Na dann brauch ich mich nicht wundern.” Der Mann meinte er hat eine Zeit in aOstdeutschland gelebt - “die ziehen da alles durch.” Ich danke ihm für das Kompliment auch wenn ich bei Landsleuten sicher auch auf Widerspruch stoße.

    Dass man den Tag nicht vor dem Abend loben soll zeigt sich nach zwei Dritteln. Mir kommen ein Esel und sein Herr entgegen. In einer Spitzkehre stelle ich mich zum passieren an den Rand. Der Esel, sichtlich auf Grünfuttersuche und unwillig den Canyon abzusteigen, ignoriert mich - ja schubst mich weiter bei Seite und trifft mit seinem Huf noch meinen großen Zeh im Vorbeigehen. Dass der Esel jetzt so kurz vor Dunkelheit nicht mehr weiter will passt dem Herren natürlich gar nicht. Ich mache mich stattdessen so schnell es noch geht aus dem Staub.

    Zur Belohnung gibt es heute Abend Pizza. Dabei treffe ich zwei Neuseeländer aus Machu Picchu wieder. Das ist verrückt. Der Pfad kann noch so abgelegen sein - die Gringo-Route werde ich hier in Peru so schnell nicht verlassen können.
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  • Giorno 170

    der komplementäre Berg

    27 luglio 2023, Perù ⋅ ☀️ 17 °C

    Ich erinnere mich noch zu gut wie ich in der Schweiz war und ein Eisebahn Liebhaber auf dem Pass meinte „ich will nicht hoch auf den Gipfel, ich will runter!“ (s. Alpe Solo - Reise) Nun hatte dieser Mann einen guten Grund. Unten im Tal fuhr die Eisenbahn durch einen natürlichen Canyon und sein Motiv als Fotograf war anders von der Straße aus nicht zu erreichen.

    Merke - auch wenn es nach Arbeit anmutet - just do it! Lauf erst mal los. Es wird sich schon lohnen in den Canyon abzusteigen. Die Colca-Schlucht gehört zu den zwei tiefsten Schluchten weltweit. Soweit ich weiß schafft es der Great Canyon in den USA noch nicht einmal in die Top 3 - wer schon einmal dort war.

    Nach einiger Bürokratie am Morgen laufe ich frohen Mutes los. Und ich bin macht der Gewohnheit ziemlich leichtfüßig, oder besser leichtsinnig unterwegs. Hier oben auf 3.400m hatte es die Nacht leicht gefroren. Und wenn es bergab geht wird ja wohl eine 0,6l Flasche ausreichen. Dazu noch ein Käse, zwei Brötchen, 3 Obst und ein Reservetübchen Sonnencreme.
    Es dauert nicht lang dann sehe ich den ersten Kondor übers Tal schweben. Wegen der Luftverschmutzung und der regelmäßigen Feuer von den Landwirten hier werden die Kondore jedoch immer seltener.
    Alsbald läuft mir ein Amerikaner über den Weg und bietet ein wenig Gesellschaft im Abstieg. Er hat über vier Liter im Rucksack und zeigt mir meinen offensichtlichen Leichtsinn noch deutlicher. Zumal es ist Trockenzeit. Die meisten Flüsse führen kein Wasser. Der Abstieg nach Llahuar wird hart. Nicht nur dass die Sonne steigt und ich um diese Uhrzeit längst schon unten irgendwo Schatten suchen sollte anstatt im Fels ständig auf meinen Begleiter Rücksicht zu nehmen. Auch dass dieser unentwegt reden kann und ich mir doch jedes Wort verkneifen will was nur dazu führt dass der Mund sonst schneller austrocknet.

    Immerhin weiß mein Kompagnon von der Seite der Sehenswürdigkeiten etwas mehr als ich. Wir steuern als gar nicht Schnur straks in Richtung Mittagessen sondern zu einem Geysir der hier mitten im Flussbett sprudelt. So etwas habe ich auch noch nicht gesehen. Klar, es dampft, es ist ordentlich Schwefel in der Luft, aber das der Gysir mitten im Fluss sprudelt? Als ich dem Gysir für ein paarFotos zu nahe komme erhalte ich erst einmal eine heiße Dampfwäsche gratis. Die dreckige Hose kann es sicher gut gebrauchen!

    Das Mittagessen in Llahuar bekommen wir in einem Restaurant mit Ausblick am tiefsten zugänglichen Punkt des Canyon. Allerdings hatte ich mir selbst vorgenommen zu der Zeit als ich gerade einmal bestellt habe schon längst wieder auf dem Rückweg zu sein. Meine Taschenlampe habe ich nämlich auch nicht dabei und die Sonne geht zuverlässig wie ein Uhrwerk um halb sechs unter.
    Meine Wasserflasche habe ich indes schon zwei Mal im Fluss wieder aufgefüllt und gelehrt. Ich mag zwar effizient sein wenn es ums sparen geht aber an der Gesundheit muss man nicht sparen! Und vielleicht will es auch mein Schutzengel dass ich erst so spät wieder aufsteige. Ich bin scheinbar der einzige der das als Tagestour ansieht. Die anderen übernachten alle ein zwei Nächte im Tal bevor sie wieder aufsteigen. So hart wie der Aufstieg ist kommt mir entgegen dass die Sonne jetzt schon tiefe Schatten wirft. Und als hätte die Natur mit mir mitgefiebert geht der Mond auf als die Sonne untergeht. Für ausreichend Licht auf den letzten drei Kilometern ist also gesorgt und das gefährlichste Stück des Weges liegt auch schon hinter mir. Wandern unterm Sternenzelt was kann es schöneres geben?

    Ich setzte mich noch einmal auf eine Bank, genieße und esse etwas. Ich hätte wegen der Sonne echt gar nicht eher loslaufen können. Die Zeit spielt den alles entscheidenden Faktor ob ich durchkomme oder eingehe. Nur leider komme ich erst nach Küchenschluss wieder in der Unterkunft an. Durch den morgigen Feiertag ist der Canon völlig von Tagesausflüglern überrannt die ebenso wie ich das Weite aus der Stadt suchen. Dann eben nur Obst und Kekse. Alt werde ich heute sowieso nicht mehr.
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