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  • Day 1

    Madrid | Generator Hostel

    Yesterday in Spain ⋅ ⛅ 9 °C

    Typisch für Spanien wurde ich mit… 12 Grad und Regen (?!) am Flughafen begrüßt - Moment mal, seit wann ist denn in Hamburg besseres Wetter als hier? Sobald ich jedoch in den Express Bus vom Airport in die Stadt eingestiegen bin, ging es der Sonne entgegen und der Regen mit den grauen Wolken verschwand. Innerhalb von 35 Minuten Busfahrt war ich dann auch schon mitten im Geschehen und dann ging es noch 18 Minuten zu Fuß in Schlangenlinien über überfüllte Gehwege zu meinem Hostel: das Generator Madrid Hostel. Von außen unscheinbar, von innen ziemlich stylisch und anscheinen echt groß, denn da war richtig was los, bei mir im Zimmer im 5. Stock war jedoch totale Ruhe. Und die Roof Top Bar auf dem Dach hört man auch nicht. Ich bin in einem gemischten 8er Zimmer mit Doppelstockbetten. Ist noch ziemlich neu und so schick, wie es für ein Hostel sein kann.

    Auf dem Weg hier her habe ich schon einige schöne Ecken gesehen, tolle Gebäude und ich weiß nicht wie viele hunderte Menschen. Nach einem Snack draußen um die Ecke beim Restaurant zur goldenen Möwe um 20:50 Uhr bin ich dann auch schnell wieder zurück ins Zimmer. Ist mir gerade etwas viel und zu laut. Daher jetzt bettfertig machen und Ruhe einkehren lassen, morgen ist auch noch ein Tag.
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  • Day 1

    Hamburg Airport

    Yesterday in Germany ⋅ ☀️ 24 °C

    Und es geht erneut auf einen Jakobsweg! Dieses Mal auf den Camino Francés. Dieser startet eigentlich in Südfrankreich und ist 800km lang, aber dafür braucht man ca. 5-6 Wochen, dann wäre mein ganzer Jahresurlaub weg. Daher geht es ab Ponferrada in Spaniens Inland los und ich werde ca. 208km reine Wanderstrecke vor mir haben.

    David hat mich eben durch das sehr warme Hamburg (24 Grad) zum Flughafen gebracht und wir haben uns wie Teenager noch mindestens 58 mal vor dem Security Check geknutscht. Liebe ist was Schönes!

    Mein Flug ab Hamburg geht nach Madrid. Die Stadt werde ich mir morgen in Ruhe anschauen und am Folgetag mit dem Bus in ca. 4 Stunden bis Ponferrada fahren für den Start der Wanderstrecke.

    Der Rucksack ist gepackt, es ist ein Vaude Brenta 30, nicht komplett gefüllt und 4,95 Kilo schwer. Tschaka. Ich wollte unter 5 Kilo schaffen und es hat gerade so geklappt. Ist gar nicht so einfach wenn man für 17 Tage Dinge braucht, aber ich habe gut vom Camino letztes Jahr gelernt und konnte 2-3 Sachen weglassen. Wie beispielsweise den Ebook Reader plus Ladekabel (hatte ich nur 1x auf dem Hinflug genutzt), eine Tupperdose und einen Göffel (habe ich gar nicht gebraucht, weil ich immer alles aufgegessen hatte 😄) sowie ein drittes Paar Socken (man trägt ja eh nur eines und das andere ist dann sauber im Rucksack oder trocknet gerade draußen am Rucksack).

    Für die Packnerds hier einmal meine Liste, was genau in den 4,95 Kilo enthalten ist:

    Kleidung:
    3 leichte Shirts
    2 Wanderhosen (kurz und lang)
    2 Sport BHs
    3 Slips
    2 Paar Wandersocken
    Patagonia Zipper
    Patagonia Fleecepullover
    Regenjacke
    Outdoorkleid (beispielsweise zum Schlafen oder wenn alles andere gerade gewaschen wird)
    Wanderschuhe
    Flip Flops
    Hut
    Halstuch
    Sonnenbrille

    Kosmetik:
    Gesichtscreme
    Sonnencreme
    Lippenpflege
    Shampoo
    Conditioner
    Duschgel
    Kulturtasche
    Haarbürste
    Zopfband + 2 Bobby-pins
    Rasierer
    Knipser
    Pinzette
    Feile
    Zahnbürste
    Zahnpastakonzentrat
    Waschmittel
    Desinfektionsmittel
    Tampons
    Q-Tips

    Apotheke:
    Schmerztabletten
    Halsspray
    Nasal-Inhaler
    Kohletabletten
    Magnesium
    Bärentraubenblätter
    2 Pflaster

    Sonstiges:
    Cocoon Schlafsack
    2 Microfaserhandtücher
    Kleines Portemonnaie
    AirTag
    Bauchtasche
    Ohropax
    Handy + Ladegerät
    Kopfhörer

    Personalausweis
    Pilgerausweis
    Krankenkassenkarte
    Visa Karte

    Trinkflasche 1L
    Kleiderbeutel
    Stoffbeutel (für abends oder zum einkaufen)
    Taschentücher

    Snacks:
    Cashewkerne
    Energieriegel
    Banane
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  • Day 14

    Catedral de Santiago de C. | 25 km

    May 15, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 18 °C

    Und nun stehe ich hier, ungläubig, vor einer spanischen Kathedrale in Santiago. Am Ende meiner Reise steht doch tatsächlich eine Kirche. Was für eine Ironie. Ob das als Heide trotzdem etwas mit mir macht? Klar. Erst einmal ist es das Ziel, auf das ich die letzten 12 Tage zugesteuert bin. Ich habe täglich die runterzählenden Kilometerstände gesehen, wie lange es noch bis zu dem 0 Kilometer Punkt ist. Die Kathedrale ist der Nullpunkt der Reise. Für ganz viele Reisende, nicht nur vom Camino Portugues. Und das ist auch der nächste Punkt, der etwas mit mir macht: Die Menschen zu sehen, zu beobachten, wie sie auf dem großen Platz ankommen. Sie schauen ehrfürchtig zu dieser riesigen Kathedrale auf, nehmen die Rucksäcke ab und lassen das Ganze auf sich wirken. Der Moment muss natürlich festgehalten werden, daher machen viele direkt ein Selfie oder lassen sich fotografieren. Einige legen sich auf die sonnengewärmten Steinplatten auf dem großen Platz vor der Kathedrale, schauen in den Himmel, lassen sich die Sonne ins Gesicht scheinen oder beobachten die anderen. Manche sind aufgeregt und jubeln, andere wiederum sehr ruhig und nachdenklich. Ich gehörte eher zur letzteren Gruppe. Das musste ich alles erstmal wirken lassen.

    Den Einlauf zur Kathedrale habe ich mit Alex geteilt, ein Erlebnis, das auf eine spezielle Art und Weise verbindet. Ob es ein kleiner Anflug von Glückseligkeit war? Das kann sein. Es ist schwer zu beschreiben. Einerseits ist man „angekommen“, weil es das Ziel der Reise ist, andererseits ist es der Anfang eines neuen Lebensweges. Ein Teilabschnitt des Lebens, der einen in seiner Entwicklung einen neuen spannenden Pfad aufzeigt, die Gedanken neu sortiert und einen für bestimmte Dinge im Leben sensibilisiert.

    Der Wandertag an sich, mit seinen 25 km, war nochmal wirklich schön. Die Wege haben Spaß gemacht, es war grün, es war gar nicht so viel los wie an den Tagen zuvor, die Vögel zwitscherten. Es gab einige Tiere wie Katzen, Hunde, Ziegen und Ponys die gestreichelt werden wollten. Also ganz nach meinem Geschmack. Alex und mein Weg überkreuzten sich bereits nach einer Stunde am Morgen und so wanderten wir zusammen. Da ich die zwei Tage zuvor eher alleine gelaufen bin, freute ich mich über etwas Unterhaltung und Gesellschaft.

    Wir trafen einige alte Bekannte wieder. Witzig wie sich die Wege von den gleichen Menschen doch immer wieder überschneiden. Soll dann wohl so sein. Selbst Theo mit dem ich meinen Camino gestartet habe, war auf einmal wieder da. Richtig schön. Zudem traf ich die wohl zutraulichsten Ziegen, das kleinste und gleichzeitig breiteste Pony und einige Amseln, durch die ich ständig den Ohrwurm „Amsel, Drossel, Fink und Star“ hatte. Der löste wenigstens den Ohrwurm von Oliver ab, den er mir morgens mitgegeben hatte (eisgekühlter Bommerlunder). Meistens, wenn ich auf diesem Weg über wichtige Sachen nachdenken wollte, um sie zu durchdringen oder mich für etwas zu entscheiden, schob mein Kopf die selbstaugewählten Gedanken weg und packte anstelle dessen Ohrwürmer oder absurde Erinnerungen aus der Kindheit auf die Tagesordnung. Irgendwann lässt man es einfach geschehen, da es ansonsten viel zu anstrengend wird.

    Die Kilometer flogen an diesem letzten Tag viel zu schnell an einem vorbei. Alex und ich ärgerten uns fast, wenn wir schon wieder 2 Kilometer weniger übrig hatten. „Nicht so schnell“ sagten wir uns immer wieder, dabei waren wir gemächlich unterwegs. Wir legten 8,5 km vor dem Ziel eine Mittagspause ein. Im „O Camiño“ von Pilgern für Pilger gab es ein letztes Mal ein Pilgermenü. Galizische Suppe vorweg, dann Fisch mit Gemüse und als Dessert Flan. Dazu wieder ein Radler. Warum auch jetzt auf eine neue Strategie setzen. Never change a running system.
    Alex entdeckte im Restaurant 2 Pilgerkostüme, die wir uns zum Schluss natürlich einmal überwerfen mussten. Steht uns ausgezeichnet.

    Danach ging es wieder auf die Bahn für die letzten 8,5 Kilometer. Ich glaube so schnell sind so viele Kilometer noch nie vergangen. Wir sahen irgendwann die Skyline von Santiago und in der Stadt angelangt, sah man die Türme der Kathedrale, auf die wir zulaufen mussten. Tja und da waren wir. Nach 280 km zu Fuß über Stock und Stein, an Weinreben vorbei, durch Wälder, über Landstraßen, an Gemüsefeldern vorbei, am Meer entlang und durch kleine alte Dörfer, standen wir am Ziel.

    Wir holten uns unsere Compostela, die Urkunde bzw. das schriftliche Beweisstück, dass wir den Weg gegangen sind. Mit Name, Distanz sowie Start- und Zielort. Das war super organisiert und ging innerhalb von 10 Minuten. Danach gab es natürlich erst einmal Erfrischungsgetränke mit Platz in der Sonne.
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  • Day 13

    Albergue Cruces De Iria | 20 km

    May 14, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 21 °C

    Und auf ein Neues. Die Nacht war sehr gut, habe gut geschlafen in meiner Koje mit Vorhang. Ich kam heute morgen nicht so recht ausm Quark und lasse dann gerne die aufgeregten Pilger, die schnell los wollen und etwas hektisch sind, an mir vorbei ziehen und gehe dann lieber einen Moment später los. Heute war’s 7:50 Uhr.

    Der Weg war heute eine Mischung aus Beton (für meinen Geschmack etwas zu viel), schönen Weinreben und Waldwanderwegen. Wald geht bei mir ja immer, da freue ich mich wenn’s grün wird und der Geruch so natürlich ist, dazu ein kleiner plätschernder Bach - mehr braucht es nicht.

    Aber irgendwie war ich heute nicht so gut drauf. Ich bin auf falsche Leute getroffen, die genervt waren, weil sie kein Café gefunden haben (und dann werde ich angepampt wo denn hier offene Cafés sind - keine Ahnung, ich lebe hier nicht und brauche keins), Menschen die wild gestikuliert haben, weil sie irgendwas wollten sich aber nicht ausdrücken konnten (ich habe mir den Tanz einen Moment angeschaut und wie beim Pantomime spielen Wörter geraten, was es sein konnte, davon war anscheinend nichts richtig und die Person ging einfach weiter - na da kann ich dann auch wirklich nicht helfen) und Deutsche die sich bei einem Pilger-Stop aufgeregt haben, dass „Ausländer“ ja ihre Sachen nicht vom Tisch räumen, aber die Deutschen schon. Dass sie gerade selbst Ausländer hier sind, sei mal dahingestellt. Dann war es anscheinend auch ein Problem, dass Claudia (eine Pilgerin aus Tschechien, die ich über Theo kennen gelernt hatte) und ich da saßen wo wir saßen. Wohl bemerkt, dass wir vor den deutschen Meckerpötten da waren, aber sie nun mal auch dort sitzen wollten und ihre Rucksäcke um uns rum legten und anfingen zu diskutieren, dass es ja so nicht passt und warum wir da sitzen würden. Da musste ich schon tief durchatmen. Claudia und ich unterhielten uns einfach weiter auf Englisch und so fühlten sich die Deutschen mit ihren miesepetrigen Aussagen über Ausländer anscheinend sicher. Dabei kam immer wieder raus, dass Deutsche alles besser machen und sowieso die Besten sind. Dann sagten sie sogar, dass die 3 Kaffeetassen die da standen, sicher von mir sind. Genau, ich prügel mir nämlich gleich 3 Tassen rein, weil ich ja ein Ausländer bin. Irgendwann war mir das einfach zu blöd und ich bin aufgestanden, habe meinen Müll mitgenommen und meinte „Was für ein Glück, dass die Deutschen alles besser können.“ Dann war kurz Ruhe und dann meinte die eine: „Ach sie ist auch Deutsche. Na dann sind die Kaffeetassen aber nicht von ihr.“ Was für eine Schlussfolgerung. Schnell auf den Camino und weg da, das hält man ja nicht aus.

    Es ging auf schotterigem Weg weiter. Trotz Sonnenbrille hatte ich ständig was im Auge. Ich war genervt. Vom Untergrund auf dem ich lief und von den Menschen. Seitdem die Wege zusammen geführt wurden und ich auf dem Zentralweg bin, sind es mir teilweise zu viele Menschen. Und man merkt dass man kurz vor einer großen Stadt ist, es ist nicht mehr ganz so natürlich und klein. Die Straßen wurden größer, der Verkehr mehr und die Menschen teilweise auch etwas komisch. Ich merkte wie mich die Gedanken runterzogen. Dazu hatte ich Kopfschmerzen und meine linke Schulter tat schon wieder weh. Ich machte eine kurze Pause, trank einen großen Schluck Wasser und steckte mir Kopfhörer in die Ohren. Ich war noch in meiner 80s Playlist vom Vortag und direkt sagte mir Kate Bush ich solle doch mal den Berg rauflaufen. Ja ist ja gut, bin dabei. Musste schon teilweise schmunzeln, was da so für Lieder kamen, einige passten sehr gut zum Thema „einen Weg gehen“. Es hat geholfen die Nervthemen etwas zu verdrängen.

    Zur Mittagszeit kam ich bereits in Padrón an und checkte online die Restaurants. Eines lag direkt am Fluss „Rio Ulla“ und da gönnte ich mir ein prima Pilgermenü. Galizische Suppe mit Bohnen, Kartoffeln und Kohl vorneweg, dann gebratenen Fisch des Tages mit Kartoffeln und als Dessert einen Joghurt mit der Geschmacksrichtung Käsekuchen und auf dem Becher war ein Bild von Elsa der Eiskönigin drauf. Dazu ein Radler. Na wenn das nicht glücklich macht.

    Nun war es auch nicht mehr weit zur Herberge. Ich checkte kurz, ob bei meiner Unterkunft ein Supermarkt um die Ecke ist. Fehlanzeige. Dabei merkte ich aber, dass die Supermärkte am Sonntag bis 14:30 Uhr offen haben. Also musste ich am besten direkt auf dem Weg etwas kaufen für einen Abendsnack. Auf dem Weg zum Supermarkt geriet ich in einen riesigen Flohmarkt. Der aber nicht nur Kleidung und Krimskrams anbot, sondern auch richtig knubbeliges Gemüse aus Omas Garten. Somit war das Abendessen mit schönen Tomaten und einer tiefgrünen Gurke gesichert. 63 Cent zum Glück.

    Angekommen in der Herberge habe ich mal wieder Glück und bekomme ein tolles Bett ganz oben in einem kleinen Raum. Kein quietschiges Hochbett, sondern ein eigenständiges Bett mit Holzwand als Trenner zum nächsten Bett und dadurch etwas mehr Privatsphäre. Hector der Besitzer ist ein echt netter Kerl, schmeißt den Laden komplett alleine. Ich frage ihn, ob das nicht zu viel Arbeit ist, aber er lächelt und sagt, dass er nur im Sommer arbeitet und sich im Winter ausruht, da macht er nämlich die Herberge zu. Schlau.

    Nun erstmal Füße hoch und etwas entspannen. Da auf dem Camino nur noch 25 km übrig sind, werde ich morgen meinen letzten Wandertag haben und in Santiago ankommen. Verrückt, nun ging es auf einmal sehr schnell. Da werde ich direkt etwas wehmütig, da es schon eine sehr besondere Reise ist, die morgen ihr Ende finden wird.
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  • Day 12

    Albergue As pozas Termais | 22 km

    May 13, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 20 °C

    Heute war ich eine der Letzten, die das Hostel verlassen hat. Als ich ging waren nur noch 3 oder 4 Personen da. Das hatte ich glaube ich auch noch nicht. Ich habe am Morgen extra etwas abgewartet, weil so wenig Bäder und Toiletten vorhanden waren. Und dann habe ich irgendwann einfach das Bad für Behinderte genommen, da die anderen ständig voll waren. Da hatte ich ordentlich Platz. Es ging glaube ich ca. 8:30 Uhr los. Also relativ spät. Aber heute stand auch keine so lange Strecke an, daher kein Problem.

    Die Stadt war sehr ruhig, alles noch zu, kaum Menschen unterwegs. Als ich um eine Ecke bog, waren da auf einmal hunderte Fahrradfahrer. Sie fuhren alle zu einem Startpunkt für ein Rennen. Da waren sie also alle.

    Über ein paar Umwege ging es dann auch fix wieder ins Grüne. Nach einer Stunde Gehen machte ich eine Frühstückspause im Wald, wo aus Steinen ein Tisch und Bänke standen, sowie eine Wasserquelle, um die Flaschen aufzufüllen. Entsprechend sah ich in der Zeit, wo ich mein super Luxus Baguette mit dem Käse vom Vorabend (Esther und ich hatten uns den Rest aufgeteilt) vertilgte, einige Wanderer, die ihr Wasser aus den Flaschen wegkippten, um die Flaschen mit Quellwasser aufzufüllen. Schmeckt auch einfach besser. Das Leitungswasser ist teilweise schon sehr gechlort.

    Nach der Pause ging es weiter auf dem
    Weg und beim Meilenstein 60,000 km (die Steine zählen die Kilometer runter bis Santiago und es gibt immer 3 Nachkommastellen + es ist wirklich selten, dass man einen Stein mit drei Nullen findet) machte ich ein Foto. Eine Taiwanerin wollte ebenfalls. Sie fragte, ob ich ein Bild von ihr machen kann. Klar. Danach kamen wir ins Gespräch. Huifen Huang, kurz Hoi, 65 Jahre, Rentnerin. Sie hat ein Haus in Taiwan und eins in Miami direkt am Wasser, 3 Kinder die alle in den USA leben und ihr Mann ist Zahnarzt. Ich weiß sehr viel über Sie, denn ich habe immer wieder Fragen gestellt, aber sie mir nicht. Ich wollte etwas über sie und ihr Leben erfahren und sie erzählte gerne davon. So kam es, dass wir die gesamte Tagesetappe zusammen liefen, ich sie nun sehr gut kenne, sie aber kaum etwas von mir weiß. Wollte ich ihr dann auch nicht aufdrängen. Auch mal spannend.

    Spannend war ebenfalls ein Missverständnis, das wir bei der Mittagspause hatten. Wir saßen sehr schön bei einem Bistro unter Weinreben. Da ich ein reichhaltiges Frühstück hatte nahm ich nur einen frischgepressten Orangensaft und ein Radler. Sie hat das erste Mal ein Radler probiert und fand es sehr gut. Ich sollte ihr den Namen aufschreiben und wir übten die Aussprache, damit sie es beim nächsten Mal selbst bestellen kann. Um von der Aussprache von Godla zu Radler zu kommen, hat es einige Versuche gebraucht. Nachdem sie auf der Toilette war und ich auf unsere Sachen aufgepasst hatte, wollte ich auch fix gehen. Als ich wieder kam, war mein zur Hälfte ausgetrunkenes Radler weg sowie das ganze andere Geschirr. Ich fragte sie, wo mein Radler hin ist und sie sagte sie hätte alles schon weggebracht. Aber ich hatte ja noch nicht ausgetrunken? Achso, aber man geht doch immer als allerletztes, wenn man mit Essen und Trinken durch ist, auf die Toilette. Ach ok, ich dachte man geht auf Toilette, wenn man muss. Nun gut, so war mein Radler leider weg. Schade drum.

    Weiter ging es auf dem Weg. Hoi dachte die ganze Zeit, dass wir nur ein Drittel des Weges geschafft hätten. Als ich ihr dann sagte, dass die Hälfte bereits durch ist war sie sehr motiviert und legte noch einen Schlag zu. Sie war echt fix unterwegs. Passte gut für mich, da ich auch gut drauf war. Ca. 4 Kilometer vor der heutigen Stadt, kam ein Auto langsam vorbei gefahren und verteilte Flyer von seinem Restaurant. Ein Pilgermenü, das man bis 16 Uhr bekommen konnte! Wow. Normalerweise machen die Restaurants zwischen 15 und 19 Uhr zu. Das motivierte uns noch einen Schlag reinzuhauen, um direkt durch die Stadt zu dem Restaurant zu gehen um ein spätes Mittag/frühes Abendessen einzunehmen. Und es klappte. Wir saßen 15:30 Uhr am Tisch und bestellten. Es gab eine Galizische Suppe mit Kartoffeln, weißen Bohnen und Kohl vorweg, dann einen sehr leckeren gekochten Fisch mit Kartoffeln und danach einen Santiago Cake (ein viel zu süßer Mandelkuchen). Dazu einen Weißwein aus der Region. 12,50 Euro zum Glück. Danach verabschiedeten wir uns und gingen jeder zu unserer Unterkunft. Sie in ihr Sternehotel mit Gepäcktransport und ich in mein Hostel mit Stinkefüßen. Ich hatte wieder Glück mit dem Hostel, es war schön und sauber und immer wenn ich es zuvor über Booking.com buchte, bekam ich bei Doppelstockbetten unten ein Bett oder ein besonders schönes Zimmer. Kann ich also nur empfehlen.

    Ich machte erstmal Ruhe und legte mich hin. Während ich da lag, kam auf einmal ein Rollstuhlfahrer an mir vorbei. Ich dachte ich sehe nicht richtig. Wir kamen ins Gespräch und ich fragte ihn, ob er auch den Camino macht (in dem Fall macht das Wort „machen“ tatsächlich mehr Sinn als gehen). Ja, er hat ein spezielles Fahrrad auf dem er hier unterwegs sein kann. Es ist zwar sehr anstrengend, aber er kommt zurecht. Er hat einen Kumpel dabei, der ebenfalls mit einem Fahrrad mit ihm fährt. So kann eigentlich nichts passieren. Ich war beeindruckt. Man sieht auf dem Camino wirklich alle Arten von Menschen, aber jemanden mit einer körperlichen Behinderung hatte ich bisher nicht gesehen. Ich ermutigte ihn, da es ihm nicht so gut ging. Dann schlief er ein und sagte beim Schlafen und zwischen dem Schnarchen „Weed! Oh I love pills.“ Ok, der Mann hat sicher schon einiges ausprobiert, wenn er selbst im Traum davon spricht. Ich musste aufpassen nicht loszulachen.

    Ich ging duschen und gab meine Wäsche in die Waschmaschine. Ich gönnte mir nochmal Maschinenwäsche plus Trockner, da es mein letztes Mal waschen war. Wenn ich alles wasche, bis auf das Kleid, dass ich an hatte, dann komme ich damit bis zum Flug durch. Gesagt, getan.

    Dann meldete sich Oliver, er ist direkt um die Ecke. Ob wir noch einen Absacker trinken wollen. Klar warum nicht. Ich ging zu ihm ins Restaurant, wo er gerade mit Essen durch war. Wir nahmen einen Wein. Danach hatten wir Lust auf Bier. Und ich meinte, ob wir das nicht auf die Hand nehmen wollen und die heißen Quellen auschecken. Von denen hatte Oliver noch nicht gehört, aber ich wusste, dass der Ort dafür bekannt ist. Wir also mit unserem Estrella hin da. Wir waren nicht die Einzigen mit der Idee und so saßen wir alle am Rand von der heißen Quelle und hielten die Beine rein. Irgendwann kamen 2 ältere Spanier, die in Unterhose komplett rein gingen. Wir tranken Bier und sangen mit den anderen (es waren fast alles Pilger) diverse Lieder, die Alisha anstimmte, sie war auch bei mir im Hostel und Gesangslehrerin. Es war sehr ausgelassen und so tranken wir um die Ecke, in einem kleinen Bambuswald bei einer Bar noch ein Bier. Leicht angeschwipst ging es um 23 Uhr ins Bett. Was für ein außergewöhnlicher Tag mit spannenden Bekanntschaften.
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  • Day 11

    Dpaso Urban Hostel | 22 km

    May 12, 2023 in Spain ⋅ 🌙 15 °C

    Die Nacht war nicht so doll, eher wenig Schlaf durch Bier und zu spätes Essen sowie 2 soliden Schnarchern im Zimmer. Einer davon Oliver. Der hat dafür super geschlafen. Natürlich. Trotzdem war gute Stimmung im Zimmer und durch einen Wortwitz kamen wir auf ein Lied, das wir gemeinsam anstimmten. Die musikalische Jugend ist bereit zum Aufbruch. Wir gingen jedoch alle in andere Richtungen - ich war die Einzige die auf dem offiziellen Jakobsweg weiter ging. Für den einen ging es direkt in ein Café, für den nächsten ans Meer für einen Seetag zum Ausruhen und die Ukrainerin hatte auch andere Pläne - welche weiß ich nicht.

    Also los ging es. Es war relativ kühl draußen, zudem bewölkt, also hatte ich über dem T-Shirt noch eine Zipperjacke an. Eine R1 wer sie kennt. Patagonia ist tatsächlich bei den jüngeren Leuten viel vertreten. Kann ich auch nur empfehlen, hat sich mal wieder sehr gut bewährt bisher.

    Es ging durch kleine Dorfgassen mal wieder ins Grüne, durch Wälder, auf Berge, wieder ein paar Höhenmeter. Man könnte denken Spanien sieht nur so aus. Aber was mich überraschte: Es waren so viele Pilger da. Denn ab Redondela geht der Küstenweg mit dem Zentralweg zusammen. Man merkt, dass der Zentralweg viel stärker frequentiert ist. Echt einige ältere Leute. Auch eine Wandergruppe bestehend aus 8 Weißschöpfen, ich nannte sie liebevoll „Letzter Sommer e.V.“. Nein Spaß, die waren echt fit für ihr Alter. Hatten nur kleine Tagesrucksäcke dabei, da sie Gepäcktransfer inklusive hatten (machen tatsächlich einige), sowie einen Guide, der sie von A nach B führte.

    Als ich eine Pause in Arcade einlegte und mir in einem Supermarkt Obst geholt hatte, saß ich auf einer Bank mit dem Gesicht in der Sonne. Auf einmal stellte sich jemand direkt vor mich, sodass ein Schatten entstand „Hallo Julia!“, es war Alex. Wie witzig, dass wir uns wieder treffen. Da Alex ein starkes Tempo drauf hat, habe ich nicht damit gerechnet. Aber durch meinen Marathon gestern, habe ich anscheinend die Karten für Begegnungen neu gemischt. Wir saßen eine Weile zusammen auf der Bank und gingen dann gemeinsam weiter. Wir hatten beide Lust etwas zu plaudern.

    Bei der Ponte Medieval de Pontesampaio, der historischen Brücke, die über den Verdugo führt, trafen wir alte Bekannte von Alex mit denen er die Tage mal gegangen ist. Wir machten direkt Fotos voneinander neben der Brücke. Schön ist’s da. Danach ging es wieder steil bergauf in ein Bergdorf über Straßen, die für Autos eher einen Abenteuerpfad darstellen. Das sind Steigungen, die teilweise nur mit durchdrehenden Reifen funktionieren. Immer wieder spannend zu beobachten und sie auch selbst zu Fuß zu erklimmen.

    Als es dann wieder durch einen Wald ging, trafen wir nicht nur einen Dudelsackspieler, den wir schon von weitem hörten, sondern auch Esther. Woher ich diese junge Kölnerin kenne? Durch die Erzählungen von Gemma. Gemma hatte mir von ihr erzählt und gesagt wie toll sie ist. Und zufälligerweise stand da eine junge Dame, die zu einem Polen sagte, der sie nach ihrem Namen fragte, dass ihr Name Esther sei. Und ich direkt: DIE Esther aus Deutschland?
    Sie verwundert: Ja.
    Dann hast du Gemma vor 3 Tagen kennen gelernt?
    Ja!
    Zack so findet man sich auf dem Camino.
    Und Esther wiederum wusste Dinge über Alex und mich. Wie verrückt ist das eigentlich. Ihr wurde sogar Alex von einer anderen Pilgerin als potenzieller Partner vorgeschlagen, da die Pilgerin wiederum wusste, dass er Single ist. Sowas verbreitet sich hier wie ein Lauffeuer. Echt herrlich.

    Wir gingen gemeinsam weiter und erzählten. Irgendwann machten wir eine Mittagspause mitten im Wald bei einem Herren der Empanadas und Getränke verkaufte. Wir saßen dort mit dem Polen zusammen, den Esther jeden Tag auf dem Weg trifft. Eine lustige Runde. Dazu kam dann auch noch Jorge ein sehr süßer Vierbeiner, der vor allem Interesse an meinem Empanada hatte und daher brav vor mir saß. Ich hatte noch eine selbstgemachte Strawberry Limonade genommen, daher brauchte ich noch etwas und ließ Esther und Alex ziehen. Esther und ich tauschten jedoch sicherheitshalber die Nummern aus, da wir wussten, dass wir beide auf der selben Ecke nächtigen würden.

    Es ging für mich alleine weiter durch Wälder und dann stand ich auf einmal an einer Gabelung. Camino Complementario oder Normalo? Letzteres hieß nicht so, aber passt gut. Ich stand dort und schaute auf die Karte. Eine Dame neben mir hatte einen Jakobsweg-Führer in der Hand, ich fragte sie, ob sie mehr dazu wüsste. Sie meinte, dass der eine Weg der normale an der Straße ist und schneller geht und der Complementario etwas länger ist, dafür aber durchs Grüne führt. Na dann ist die Entscheidung ja einfach. Die Extra-Meile hat sich bisher immer gelohnt. Und grün ist ja meine Lieblingsfarbe. Also ab auf den Complementario!

    Eine super Entscheidung, wie sich herausstellte. Wunderschöne Wälder, mit einem Bach mit klarem Wasser. So schön, dass ich mich irgendwann einfach mal hinsetzte und die Natur beobachtete. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich von einigen Vögeln ebenfalls begutachtet wurde. Einer war sehr neugierig und sprang mit etwas Abstand um mich herum. Es roch richtig schön natürlich und frisch und ich blieb eine Weile.

    Dann war es auch nicht mehr weit bis zum Hostel. Die letzten Meter zogen sich wie immer etwas und es wurde warm. Da merkte ich, wie müde ich doch war. Ich muss dringend Schlaf nachholen.

    Im Hostel angekommen, gab es eine Einführung in alles Wichtige und dann hatte ich auch schon eine Nachricht von Esther. Wir verabredeten uns fürs gemeinsame Abendessen. Da wir kein Restaurant fanden, das vor 20 Uhr Essen angeboten hat, entschlossen wir uns kurzerhand in einem Feinkostladen einen sehr lecker aussehenden Käse zu kaufen (konnte man nur im Stück, das waren vermutlich irgendwas um die 800 Gramm), dazu ein halbes Brot von einem Bäcker und Oliven. Damit setzten wir uns in die Sonne und hauten rein. Dazu gab es Geschichten aus dem Leben. Wir hatten eine prima Zeit. Dann ging es um 21 Uhr wieder zu den Hostels und langsame Vorbereitung für die Nacht und den Folgetag. Ich hoffe die kommende Nacht werde ich gut schlafen können für die nächste Etappe. Gute Nacht!
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  • Day 10

    Albergue Redondela Avoa Regina | 39 km

    May 11, 2023 in Spain ⋅ 🌙 13 °C

    Unter den Pilgern gibt es immer mal wieder Menschen, die sich und ihre Grenzen austesten wollen. Vielleicht haben die auch einfach einen kleinen Schaden, aber ja, ich gehöre dazu. Ich wollte von vornherein auf jeden Fall einen Tag mal richtig Strecke machen und gucken was möglich ist. Heute war dieser Tag. Ich habe 2 Etappen zusammengelegt - natürlich genau die mit den meisten Höhenmetern - und habe mir ein Hostel in Redondela gebucht, bei dem ich bis spätestens 19 Uhr einchecken kann. So habe ich ein zeitliches Ziel und etwas Druck bis dahin zu gehen, da das Bett nicht mehr stornierbar ist.

    Tja, was soll ich sagen, verrückte Idee aber am Ende ist es alles Kopfsache. Es gab 1, 2 Downer, die mich nervten, wie Vigo als Stadt, mit dem vielen Beton, den fehlenden Ausschilderungen für den Camino und dem unfreundlichen Restaurantbesitzer, der nicht um 12:10 Uhr anfangen wollte zu kochen, da ich der einzige Gast war und mich wieder weggeschickt hat - aber abgesehen davon, hatte ich einen tollen Trip, alleine nur mit mir.

    Es ging um 6:40 Uhr im Dunkeln los und ich wanderte mit dem Sonnenaufgang durch die erste kleine Stadt, die mich hoch auf den Berg führte und in tolle Wälder. Wie schon erwähnt, gab es eine Menge Anstiege und damit Höhenmeter. Aber immer kleine Kaffeebohnen-Schritte (würde Lukas sagen). Ich bin relativ entspannt und stetig unterwegs gewesen. Die Wälder sind einfach so schön hier, es riecht herrlich, die Vögel zwitschern und man kommt immer mal an einem kleinen Fluss vorbei oder mit Glück auch mal an einem kleinen Wasserfall (siehe Foto). Das Wetter war prima, teilweise etwas warm, aber dann versuchte ich im Schatten zu laufen.

    Vigo hat mir, wie gesagt, nicht gefallen und wie ich im Nachgang herausgefunden habe, war der vorherige Bürgermeister kein Fan von Pilgern und hat die Markierungen entfernen lassen und sogar teilweise Pfeile in falsche Richtungen anbringen lassen. Der kann mir mal auf ein ernstes Wort vorbei kommen. Naja, Karma wird’s richten. Ich habe mich selbst aus der Stadt rausmanövriert und die Erlebnisse damit hinter mir gelassen. Mit relativ leerem Magen war ich dann wieder in kleinen Dörfern und auf den Bergen unterwegs. Da die Restaurants zwischen 15 und 19 Uhr zu hatten, musste mein Magen auf ein „richtiges“ Mahl noch etwas warten. Bis dahin taten es eine Birne, Mandeln und Oreos.

    Ich schaute extra nur selten auf die Karte bei Google und habe von einer Ecke zur nächsten geplant. Zwischendurch mal auf eine Bank und Füße hoch. Währenddessen wusste ich schon, dass ich heute Abend fertig sein würde. Habe ich jemals schon mal so viele Schritte an einem Tag gemacht? Nein. Es waren am Ende des Tages inklusive des Besuches vom Restaurant (wo es Tintenfisch und Scampis gab) und des Beiwohnen des Stadtfestes mit riesiger Bühne und tollen Auftritten insgesamt 65.620 Schritte. Das sind etwas über 44 Kilometer. Auf dem Jakobsweg selbst 39 Kilometer. Das habe ich wirklich noch nie gehabt. Nun weiß ich wie es ist und wie weit man beispielsweise zu Fuß in Spanien an einem Tag voran kommen kann. Übrigens, ich war 17:07 Uhr in der Unterkunft, hätte also noch knapp 2 weitere Stunden Zeit gehabt.

    In der Unterkunft habe ich unteranderem Oliver, 50, aus Hannover kennen gelernt. Der ist im Dezember fast an Corona verstorben und will seitdem sein Leben komplett umdrehen. Er hat seinen Job gekündigt und sich von seiner Frau getrennt. Will nur noch Sachen machen, die ihm gut tun. Er kommt aus dem technischen Planungsbereich für Konzerte und Messen und ist nebenbei Gitarrist in einer Punk Rock Band. Er kannte jedoch weder Davids Band und David auch nicht Olivers. Also die Welt ist doch nicht immer ein Dorf.

    Oliver und ich waren gemeinsam Abendessen und bei dem Stadtfest, das richtig rausgehauen hat. Wahnsinn was die da aufgefahren haben. Oliver sagte die Bühne mit der Technik kostet gut eine Viertelmillion. Die Show von den Sängern und Tänzern war der Hammer. Echte Profis und ganz schön was fürs Auge mit den jungen Spanierinnen und Spaniern, die knappe Kleidung anhatten. Wir tanzten bis halb eins mit, nahmen dann noch einen Absacker im Hostel und dann ging es glücklich mit müden Füßen ins Bett.
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  • Day 9

    Albergue Playa de Sabris | 19 km

    May 10, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 16 °C

    Wie eigentlich immer, bin ich morgens von den anderen Pilgerern, die früh aufbrechen wollten, wach geworden. Nach etwas frisch machen und Sachen packen ging es ca. 8 Uhr, mit Apfel in der Hand und Christoph neben mir, los. Mit Blick aufs Meer erzählte mir Christoph der Österreicher einen Schwung aus seinem Leben. So vergeht die Zeit doch immer am schnellsten. Nach einer Wanderung direkt am Meer entlang, ging es hoch durch den Wald auf einen Berg, über den Berg hinüber in die nächste Siedlung. Der Weg war wieder so schön mit den gut riechenden Bäumen, dem satten Grün und den kleinen steinigen Wegen und Felsen, die immer wieder durch die Bodendecker rausragten. Genau mein Ding. Oben auf einem der Plateaus des Berges angekommen trafen wir - wie sollte es auch anders sein - Gemma. Wir sehen uns wirklich regelmäßig spätestens jeden zweiten Tag. Gemma hatte Gale im Schlepptau, eine Kanadierin (Nova Scotia), 29 Jahre und voll in ihrer Mitte angekommen. Ihr regelmäßiges Meditieren hat sicher dazu beigetragen. Ebenfalls eine super nette Begleiterin. Christoph unterhielt sich derweil mit einem Asiaten und wir drei Mädels gingen zusammen im guten Tempo weiter. Nach viel Plauderei kamen wir in Baiona an, eine sehr schöne Küstenstadt mit einer hübschen Burg, einem Bootshafen und lecker Restaurants. Da Gale heute nicht so weit mit ihrem Knie laufen wollte, entschieden wir und dort ein Restaurant gemeinsam fürs Mittag aufzusuchen, damit wir sie danach, gut gesättigt, zurücklassen können. Zum Anstoßen gab es erst einmal Rotwein. Dazu frittierten Tintenfisch und russischen Salat. Neben uns saß Nick aus Frankfurt am Tisch, der vor 2 Tagen den Camino mittendrin begonnen hat. Alles ist möglich.

    Nach einer lustigen Zeit verabschiedeten Gemma und ich uns von Gale und zogen weiter. Nick war schon früher aufgebrochen. Ich musste dann dringend mal bei einer Apotheke einkehren, da ich seit 2 Tagen die sogenannte „Pilgerkrätze“ bzw. „Wanderkrätze“ hatte. Nein, keine echte Krätze, ist nur so benannt da es dem Ausschlag ähnlich sieht. Keine Ahnung wer sich solch einen Namen dafür ausdenkt. Es ist eine Reaktion durch anstrengenden Sport - beispielsweise einem Marathon oder durchgehendem Wandern bei starker Hitze. Die Waden weisen dann Flecken auf, sind angeschwollen und tun merkbar weh. Füße hoch, kaltes abduschen und Kompressionsstrümpfe sollen helfen. Ich habe in der Apotheke ein Spray gegen die Schwellung und zur Kühlung bekommen und der Apotheker hat meine Waden vermessen, um mir die richtigen Strümpfe rauszusuchen. Dazu gab es noch eine neue Packung 50er Sonnencreme (ich habe bisher viel davon geteilt und laufe leer). Um etwas Geld erleichtert ging es weiter.

    Nach weiteren 4 Kilometern mussten Gemma und ich uns trennen, da wir zu unterschiedlichen Unterkünften mussten. Bei der Unterkunft angekommen war eine Empfangsdame, die eigentlich nur Spanisch konnte. Nach etwas Startschwierigkeiten hatten wir den Dreh raus und es lief. Sie bat mich dann sogar bei der nächsten Person die Rundtour durch die Herberge mitzumachen, damit ich auf Englisch übersetze. Man hilft ja wo man kann.

    Nach ca. einer halben Stunde kam auch Theo an. Sowie eine alte Bekannte: Franzi, 29 aus Deutschland, die wir ca. 4 Tage vorher kennen gelernt hatten. Ja es sind einige Deutsche unterwegs.

    In einer Herberge mit 24 Betten sind wir heute zu fünft. Wie auch immer das sein konnte. Es ist eine sehr neue Herberge, die anscheinend noch nicht so bekannt ist. Wird sich sicher die kommenden Wochen ändern. Franzi und ich teilten uns eine Waschmaschine und den Trockner im Anschluss. Herrlich mit so frischer Wäsche. Ein Alltagsluxus, der auf dem Camino eher selten vorkommt.

    Nach einem Einkauf beim Supermarkt und bei einem sehr guten Obst- und Gemüseladen, machten wir uns coole Salate mit Tomaten, Gurken, Thunfisch, Oliven, Zwiebeln und Dressing. Dazu gab es Bier und im Nachgang Wassermelone und etwas Naschkram. Wir saßen zu dritt zusammen und plauderten über alles Mögliche.

    So - und heute war eher einmal ein kurzer Tag, denn morgen wird ein neues Ziel geknackt. Mal sehen, ob ich es schaffe - viel anderes bleibt mir eigentlich nicht übrig, da ich nun die kommenden Etappen durchgeplant habe, damit ich es pünktlich nach Santiago am 15.05. schaffe und meinen Flug am 16. nach einer Sightseeingtour antreten kann. Wir bleiben gespannt!
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  • Day 8

    Hostel Camino Portugues | 22 km

    May 9, 2023 in Spain ⋅ ⛅ 16 °C

    7:45 Uhr, auf gehts. Und zwar nur 10 Minuten, da es dann auf das Wasser-Taxi ging, um Portugal hinter uns zu lassen und um Spanien zu erkunden. So schnell gehts: Adeus Portugal, Hola España!

    Mit dem Wasser-Taxi ging es innerhalb von 5 Minuten rüber auf die andere Seite des Flusses und damit direkt ans spanische Ufer. Es war stark bewölkt, schwül-warm und nieselte etwas. Kaum Menschen zu sehen, mal wieder fast alleine unterwegs. Theo wollte direkt eine Kaffepause machen und so ging ich alleine weiter. Und es ging bergauf und durchs Grüne. Der Puls ging hoch und die Stimmung auch. Erstaunlich wie gut der Körper in Form ist, es war nicht so anstrengend wie gedacht. Vermutlich könnte mich David aktuell zu jeder Wanderung überreden und ich würde ohne Murren folgen. Ich bin voll im Training, merke ich jeden Tag aufs Neue.

    Die Natur ist so schön und ich fühle mich super wohl hier in Spanien. Ich genieße die Aussicht, habe einen guten Schritt drauf und sehe den einen oder anderen Pilger, dem es anscheinend genau so geht. An der Küste entlang wandernd sehe ich einige Meter vor mir einen Herren, der stehen bleibt und aufs Wasser schaut. Ich spreche ihn auf Englisch auf den Ausblick an und höre aus seiner Antwort einen deutschen Akzent raus. Alex, 43, ist Russe und seit 10 Jahren in Deutschland. Wir gehen zusammen weiter, er hat einen ordentlichen Speed drauf, wir kommen gut voran. Wir redeten über Gott und die Welt und kehrten in einem kleinen Bistro am Meer ein. Dort gab es Bier und Frittata - und auf einmal kam Gemma zur Tür rein. Eine kleine Welt dieser Camino. Wir hatten eine lustige Mittagspause zusammen und redeten nur Blödsinn.

    Dann ging es weiter, noch 10 km ausstehend. Als Alex und ich gerade über das Thema Kompromisse sprachen, kam eine Stimme aus dem Off dazu: Christoph, 33, aus Österreich. Ein lustiger Kerl mit einem viel zu großen Rucksack an dem von außen auch eine Menge Zeug hing. Er schloss sich uns an und so gingen wir zu dritt weiter. Wie der Zufall es wollte, trafen wir auch wieder Theo. Dazu kam ein Pärchen aus Niederbayern. Im nächsten Ort teilte es sich wieder etwas auf. Auf den letzten Kilometern waren es dann wieder nur Alex, Christoph und ich. Beide kamen mit in die Herberge, die ich gebucht hatte. Es waren auch noch Betten frei und wir waren alle im selben Raum. Es gab wieder kleine Kojen mit Vorhang für Privatsphäre.

    Nach dem Duschen und den ersten Bieren ging es gemeinsam zum Abendessen. Gut, dass in dem Restaurant keiner Deutsch verstanden hat, denn unsere Themen waren entweder unter der Gürtellinie oder völlig albern.

    Nun wieder zurück im Hostel. Alex und Theo gingen zum Fußballgucken in eine Bar. Christoph kümmerte sich um seine Wäsche und um die eine oder andere Pilgerin. Ich sitze auf einem Sofa mit Blick aufs Meer und schaue die letzten Bilder durch. Jeder was er kann.
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  • Day 7

    Bom Caminha Hostel | 20 km

    May 8, 2023 in Portugal ⋅ ☁️ 19 °C

    Was für ein schöner Tag. Der Weg wurde immer besser. Es war wieder eine gute Mischung aus Wald, Strand, Holzweg an der Küste und normalem Beton-Fußweg. Start des Standard-Duos war heute 7:30 Uhr, dann haben wir uns nach gut einer Stunde aufgesplittet und sind heute mal einzeln unterwegs gewesen. Ich gehe oft nach Gefühl und meist sind ja auch kleine gelbe Pfeile oder Wegweiser mit dem typischen Muschelmotiv vom Camino. Aber heute fehlten sie ab und an. Naja, nicht nur viele Wege führen nach Rom - ohne Markierung auch besonders viele nach Santiago de Compostela. Irgendwann kamen wieder Markierungen, aber ich wusste, dass ich mich auf dem Abschnitt immer parallel zum Meer bewegen muss, um zum heutigen Ziel zu kommen. Kleinen extra Schlenker gehabt, aber halb so wild.

    Ich legte eine Pause um 9:45 Uhr ein und plauderte mit David per Videocall erstmal 25 Minuten. Man hat sich dann doch immer viel zu erzählen, wenn man sich einige Tage nicht sieht. Es motivierte mit vielen positiven Gedanken weiter zu gehen.

    Der Weg machte Spaß, der Wind war nicht zu doll, sodass ich meinen Sonnenhut tragen konnte. Das Microklima im Gesicht unter so einem Hut macht echt etwas aus. Ist einfach angenehmer, wenn man mehrere Stunden durch die Sonne geht.

    Und auf einmal bog der Weg links ab und da stand eine Ziege. Und daneben noch eine, ich ließ meinen Blick schweifen und sah eine ganze Herde. Dazu kamen von weitem Schafe angetrottet. Alle sehr beschäftigt am abgrasen. Aber es gab dort keine Zäune, keine Ahnung wie der Besitzer die alle wieder zusammen bekommt. Auf jeden Fall war es ein toller Anblick. Ich setzte mich einen Moment auf einen Stein, um das Treiben zu beobachten. Keiner von denen hat sich von den paar Wanderern stören lassen. Herrlich. Einfach mal die kleinen Dinge genießen und einen Moment inne halten. Dabei entdeckte ich eine Ameisenstrasse vor meinen Füßen. Die Ameisen trugen kleine Fellknäulchen von den Ziegen und Schafen zu ihrem Nest. Das wird eine kuschelige Einrichtung. Clever.

    Nach einem ausgiebigen Mittag in Moledo (1,5 Stunden) mit gegrilltem Fisch und Spinat dazu nicht zu knapp Knoblauch, einem Radler und Zitronensorbet, serviert in echter Zitronenschale, ging es gestärkt weiter. Nun gab es auf einmal mehr als genug Wegweiser - also derjenige, der die Pfeile hier malt, hat auch so seine Auf’s und Ab’s.

    Weiter ging es an der Küste und in der Ferne sah ich einen Berg und dachte mir: Das müsste schon Spanien sein. Und so war es. Ich ging auf einen spitz zulaufenden Berg zu, der auf der anderen Seite des Rio Miños lag und damit auf spanischer Seite. Verrückt. Ab morgen wird in Spanien gewandert. Da merkte ich das erste Mal, wie viele Kilometer ich schon hinter mir gelassen habe und dass damit die zweite große Etappe ansteht. Wie die Zeit doch rennt.

    Gehend durch den Ort, kam ich an einem Balkon vorbei, der mir bekannt vorkam - das kann doch eigentlich nicht sein, hier?! Und da kam ein Herr durch die Balkontür und lächelte. Den kenn ich, von YouTube! Ich bin direkt hin und grüßte freundlich, er freute sich und wir fingen einen Plausch an. Ich sagte ihm, dass ich ihn von Camino Videos von YouTube kenne, er winkte ab und sagte, dass er öfter mal aufgenommen wird. Einerseits weil er Stempel für die Camino-Stempelkarte verteilt und dann auch, weil er aussieht wie der portugiesische Robert De Niro. Ich legte den Kopf etwas schief und stimmte ihm zu. Das freute ihn natürlich. Ich bekam einen besonders schönen Stempel in mein Heft und er erzählte noch ein paar Geschichten. Was für eine lustige Begegnung. Ob er tatsächlich wie Robert De Niro aussieht, dürft ihr selbst entscheiden (siehe Foto).

    Nach einem Bahnübergang (die Schranken gingen in dem Moment runter, als ich auf der Mitte war - war klar) mit kleinem Sprint und einer langen geradegezogenen Straße, kam ich beim heutigen Hostel an. Theo war schon da. Bei meinen langen Pausen und VIP Begegnungen nachvollziehbar. Ich war heute etwas trödelig. Die neue Unterkunft war ein cooles, schmales Gebäude, es ging viele Treppen hoch und ganz oben auf dem Dach war ein Garten. Charmant.

    Nun erstmal duschen und Sachen per Hand waschen und dann den nächsten Supermarkt abchecken.
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