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- Aug 10, 2023, 1:30pm
- ☀️ 35 °C
- Altitude: 45 m
- MexicoYucatánTinumChichén-ItzáCenote Sagrado20°40’38” N 88°34’8” W
Die Wunder von Yucatan
August 10, 2023 in Mexico ⋅ ☀️ 35 °C
Zu dritt brechen wir noch halb im Morgennebel auf in Richtung Chichén Itzá. Weit bevor die Busströme aus Cancun und Merida hier eintreffen haben wir dieses Bauwunder der Neuzeit fast für uns allein. Ich muss gestehen dass die Ruinenstätte genauso wenig auf meiner to-do-Liste stand wie Machu Picchu doch wenn ich schon einmal hier bin...Dann fehlen nur noch zwei der sieben Wunder der Neuzeit und die liegen witziger Weise beide in Europa.
Chichén Itzá ist berühmt für seine große Pyramide. Vielmehr ein Kalender als denn ein Bauwerk. Mit allen vier Seiten, dem Gebäudeaufsatz und dem Altar kommt man genau auf 365 Stufen, also eine Opfergabe für jeden Tag. Die eigentliche Opferstätte ist etwas außerhalb. Ein langer Korridor der von hohen Wänden eingerahmt ist. Viel beachtlicher finde ich die Reliefs die den unteren Teil der Mauer schmücken. Die Kultur der Maya ist weit älter als die der Inka. Historiker ordnen diese heilige Stätte ca. auf 800-1100 n.Chr.ein. Doch nirgends habe ich in Südamerika so handfertige Gesichter und Kunstwerke von Menschen abgebildet gesehen wie hier in Yucatan. Diese Kulturen waren Meister weil sie in den Techniken ihrer Zeit weit voraus waren. Einige der Tempel wurden rekonstruiert um in dem Relief als Ganzes genauso Formen und Gesichter wieder zu erkennen. Schaut man jedoch hinter die Fassaden so haben die Maya weit weniger stabil gebaut als die Inka. Wo es ging wurden Erdhaufen mit losem, rundem Geröll aufgeschüttet das überall auf der Insel verteilt ist. Guter harter Stein für die Zierfassade musste hingegen weit hergeholt werden. Die Halbinsel Yucatan ist flach. Die höchste Erhebung hat kaum 35m und der Stein ist von riesigen Höhlen durchlöchert. Das ist auch schön anzuschauen. Doch als Baumaterial taugt es wenig.
Derweil steigt das Thermometer bis auf 38 Grad im Schatten und die Luftfeuchte liegt knapp unter 90%. Seit Tagen herrscht über weiten Teilen Mexicos Dampfsauna. Für mich ist das Grund genug diese Höhlen näher zu erkunden. Die sogenannten Cinoden sind entweder mit Grund- oder auch nur mit Regenwasser vollgelaufen. Auch in Chichén Itzá dienten sie als Brunnen für die gesamte Tempelanlage. Wo der Boden nicht ganz so heilig ist kann man heute darin schwimmen, tauchen und entdecken. Nur erst einmal dahin kommen. Cinoden gibt es zum Glück über ganz Yucatan verteilt. Einige sind touristisch erschlossen weil sie zum
Beispiel mitten im Ort liegen. Zu anderen muss man erst fahren. In der Warteschlange an der örtlichen Cinode stehen noch bis eine Stunde vor Schließzeit mindestens dreißig Leute vor mir und warten auf Einlass. Ich entscheide mich gleich am nächsten Morgen lieber ein Fahrrad zu mieten und noch vor der großen Hitze hinaus an zwei 7km entfernte Höhlen zu fahren. Das ist nicht nur ob der Morgenstunde angenehm zu radeln sondern auch vor Ort anzuschauen. Denn die Cinoden habe ich mit ganz wenigen anderen fast für mich allein. Und ich komme wieder einmal gerade zur rechten Zeit. Denn nur am Vormittag steht die Sonne in einem Winkel dass die Strahlen direkt in das Wasser in den Höhlen leuchtet. Ein Treppe führt hinab in die Höhle. Ich stehe auf ein er Plattform oberhalb des Sees. Diese Wunderwelt erscheint mit der Sonne noch surrealer als ohnehin schon. Im See schwimmen schwarze Kois. Das Wasser reflektiert Smaragdgrün. Durch das Loch hangeln sich Luftwurzeln in die Höhle herab und lechzen nach Luftfeuchte und einem schattigen Plätzchen. Überall wird mir beim erkunden freie Hand gelassen. Ich bin selbst verantwortlich für das was ich tue. Ob ich in das kalte Wasser steige oder am Fels klettere oder einfach nur dastehe und staune. Einzige Voraussetzung. Es herrscht Schwimmwestenpflicht! In der zweiten Höhle ist das nicht anders. Hier gibt es sogar einen Aufpasser. Nicht aber etwa für die wenigen Menschen als vielmehr dass diese die bis auf den Wasserspiegel ragenden Stalagtiten in Ruhe lassen. Mächtig gewaltig! Besonders wenn ich im Wasser bin und nur mit dem Kopf gegenüber dieser gewaltigen Säule heraufschaue. Die Höhlen sind jedoch nicht allein für den Menschen geöffnet. Beim Herausgehen kommen mir gerade zwei giftig schwarz-gelb gestreifte Hundertfüßer die Treppe entgegen. Bloß nicht drauf treten!
So vergeht auch dieser zweite Tag wie im Flug. Wieder hat es moderate Saunaverhältnisse. Und wieder gibt es außer in den Höhlen kein Entrinnen. Es weht kein Lüftchen. Es steht keine Wolke am Himmel. Der Heimweg dauert umso viel mehr länger als der Hinweg. Dabei war ich mir so sicher dass mich, gerüstet wie ich jetzt bin, auch gut und gern die Wüste auf meiner nächsten Reise ein Stück begleiten könnte. Für heute heißt es endgültig 'Abflug'. Der Flieger ist für kurz vor Mitternacht geplant und kommt fast schon selbstverständlich mit etwa anderthalb Stunden gerade aus Deutschland. Bleibt mir nur ein guter Flug und ein Wiedersehen bei der nächsten Reise.Read more