I nord

December 2023 - January 2024
Bergen - Kirkenes - Bergen mit der Havila Capella
Kabine 7101 Panoramic Delux
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  • 12footprints
  • 2countries
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  • 8.7kkilometers
  • 139kilometers
  • Day 14

    Venter på solen - Waiting for the sun

    December 29, 2023 in Norway ⋅ ☁️ -1 °C

    Was dem Titel nach wie eine Reklamation klingt, dass wir auf unserer Reise zu wenig Sonne 🌞 hatten oder eine Analogie zum durchaus melodischen Doors-Song ist, ist eigentlich weder noch. Es ist ein Fazit unserer 12tägigen Winterreise auf den Hurtigruten BKB (Bergen-Kirkenes-Bergen). Und Spoiler: Es ist eine Hommage an eine aussergewöhnliche Landschaft – eine Landschaft die man kaum «Europa» zuschreiben würde – eine Landschaft die so «clean» ist, dass man ständig das Gefühl hat, durch einen Katalog zu blättern. Doch eins nach dem andern.

    Unsere unfreiwillige Carfahrt von Bergen nach Trondheim offenbarte die verwinkelte Lage der Orte entlang der Küste. Es gibt Ort, die wie vor 50 Jahren trotz modernem Strassenbau immer noch leichter mit dem Schiff zu erreichen sind als auf dem Landweg. Die Strassen sind grosszügig gebaut und in gutem Zustand. Ein guter Autofahrer sollte man aber im Winter schon sein, so selbstverständlich kommt man nicht durch die teilweise verschneiten Strassen, über die windigen und verschneiten Pässe. Ist man aber etwas gegen Norden gereist, erkennt man selbst auf den Strassen bereits das unverkennbare Fjordnorwegen. Nicht ganz anders als die Schweiz an einigen Orten, aber unglaublich viel weitläufiger.

    Ist man erst mal auf See und reist weiter nach Norden, so wird einen mit jeder Stunde etwas Licht entzogen, bis man über dem Polarkreis ist und dann für rund 6 Tage kein direktes Tageslicht mehr hat. Ist das cool? Erstmal würde man das mit Nein beantworten, bis man sich auf die Momente stürzt, wo wenigstens etwas Dämmerung vorhanden ist. Erst da merkt man, warum diese Reise auch im Winter eine Reise Wert ist. Licht wird zur Mangelware, die aber die Natur immer gekonnt in Szene zu setzen weiss. Ohne es dabei zu übertreiben, aber man hat das Gefühl, dass es trotzdem immer gefallen soll. Das Licht ändert seine Farbe vom klassischen Himmelblau, über ein Pastellgelb, etwas Grüntönen oder einen sanften oder intensiveren Bielerseewein-Rot, bis hin zu Bordeaux ;-).

    In der Unbeständigkeit des Wetters, des Lichts und auch der Geografie hat man aber immer einen sicheren Hafen – für uns die Capella: Immer kann man sich ins Zimmer verkriechen, falls man sich müde fühlt oder wenn das Schiff mal etwas zu fest schaukelt. Immer kann man sich aber auch etwas leckeres (oder was gesundes) aus der Bar oder dem Bistro holen, wenn einem danach ist. Die Capella ist die Konstante – und wir bleiben dabei – sie ist ein wunderbares Schiff, dass wir 11 Tage in einer super Kabine als Hub gebraucht haben, um Norwegen zu entdecken. Ein grosses Abenteuer. Ein kleiner Wermutstropfen gibt’s – die Natur wollte uns keine Polarlichter zeigen. Das mag mehr sein als nur ein Nebensatz, es ist aber in der Wucht aller anderen Eindrücke einfach etwas Schade, aber kein Weltuntergang. Die Anmut der anderen Dinge, die wir gesehen haben lässt uns gesättigt von Eindrücken langsam wieder nach Bergen zurückschipperen mit der Capella. Kurz vor Alesund, wo wir uns jetzt gerade befinden ist heute Nachmittag wieder die Sonne tief am Horizont erschienen und hat uns kurz erwärmt- ein schöner Moment.

    Sonja und ich sind uns einig – eine Winterreise nach Norwegen ist ein Erlebnis, dass unvergleichbar ist, wenn man es mal macht. Es ist so ursprünglich und naturbelassen, dass man es nie vergessen wird. Ein wunderbare Abenteuer. Es ist jedoch keine Reise, die wir auf unseren weiteren Reisen regelmässig weiter mache wollen. Ganz sicher nehmen wir uns vor, Norwegen im Sommer nochmals auf ganz andere Art zu entdecken. Die Weihnachtsreise mit der Capella wird für uns aber bis auf weiteres die schönste Seereise der Welt sein 😉

    Bis auf bald bei unseren Reisen 🇳🇴🛳❄️
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  • Day 12

    Eine kulinarische Reise

    December 27, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 1 °C

    Norwegen ist bekannt für alle Arten von Fisch, Rentier und eine cleane Küche. Es überrascht nicht, dass die Stärkebeilagen der kleinste Teil auf dem Teller ist.

    Unsere kulinarische Reise begann in den Restaurants 1877 und Vilani in Bergen, falls ihr die Stadt mal besucht, beides eine klare Empfehlung. Aber unsere Route erstreckt sich über die ganze Küste Norwegens von Süd nach Nord und wieder zurück.

    Wie in vorangegangen Berichten geschrieben ist Havila sehr modern und zukunftsorientiert, es erstaunt also nicht, dass sie das auch bei dem Restaurant Angebot sind. Alles rund ums Essen ist auf Deck 6 zu finden. Es gibt das Hauptrestaurant Havrand, das Fine Dining Restaurant Hildring und dann auch noch eine Cafeteria, welche vor allem von Tagesreisenden besucht wird (oder von Stefan & mir, wenn wir das Frühstück verpassen).

    Das kulinarische Konzept von Havila basiert auf Nachhaltigkeit, reinen und einfachen Gerichten und einem besonderen Geschmackserlebnis. Es gibt im Havrand eine Frühstücks-, Mittags- und Abendkarte – das Menu wird hierbei immer von der Region, in der wir uns auf unserer Rundreise befinden, bestimmt. Die Havila Capella fährt durch vier verschiedene «Lebensmitteluniversen», von denen jedes eine eigene Geschmacksrichtung hat. Jeden dritten Tag wechselt ein Teil der Karte, sodass wir die verschiedenen Küchen, die wir durchfahren, kennenlernen können. Die Menu Karten heissen Polarland – Die Inseln – Fjorde - Arktis

    Mit den À-la-carte-Menüs, hat man im Havrand die gleiche Wahlfreiheit wie bei einem Buffet, nur mit einigen mehr Vorteilen. Man bestellt bei den Restaurantmitarbeitern all die Gerichte, die man probieren möchte, das können auch mal 4-6 Gerichte sein. Die Gerichte haben für mich die perfekte Grösse – nicht übertrieben, sodass man sich gerne durchprobiert. In drei Tagen kann man gut, die wechselnden Gerichte alle probieren. Durch den Service und den à la Carte Betrieb werden Warteschlangen vermieden, es gibt kein unappetitliches Überhäufen von Tellern und hat ein komfortables Restaurantgefühl. Ein nicht unerheblicher Vorteil ist die Vermeidung von Lebensmittelabfällen. Durch dieses Konzept können diese auf 75 Gramm pro Gast und Tag reduziert werden.

    Bei der Buchung eines Zimmers auf einem Havila Schiff sind die drei Mahlzeiten im Havrand inbegriffen, sowie stilles Wasser, Tee und schwarzer Kaffee. Wenn man etwas mehr Auswahl möchte, gibt es verschiedene Pakete, die man im Voraus oder auch an Bord dazu buchen kann.
    Wir haben uns bei der Buchung für ein Goldpaket entschieden, welches neben – pro Person 30 nicht alkoholischen Getränken, uneingeschränkten Kaffeegenuss (Cappuccino, Latte Macchiato etc.), ein paar Spezialspeisen und Apéro in der Bar auf Deck 9 (tolle Aussicht), sowie auf dem Nord- und Südweg jeweils ein Abendessen im Fine Dining Restaurant vorsieht. So ist es auch geplant, dass das 5-Gängemenu jeweils auch mit dem Richtungswechsel ändert.

    Für die alkoholischen Getränke gibt es auch Pakete, welche sich bei einer Rundreise gut rechnen, wenn man, wie wir, gerne dem Pianoman (Gilbert Silverbird) auf Deck 9 zuhört, liest und dabei ein Cidre oder ein Aquavit geniesst.

    In den Bildern hoffe ich euch einen kleinen Einblick in die kulinarische Reise entlang der Küste Norwegens geben zu können.
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  • Day 11

    Ein Bad am 70,7° Nördlichen Breitegrad

    December 26, 2023 in Norway ⋅ 🌬 -2 °C

    Hammerfest ist die nördlichste Stadt, die wir auf unserer Reise anfahren. Sie liegt auf 70,7° nördlicher Breite und hat etwa 8.000 Einwohner. Die Hafenstadt ist ein wichtiges Zentrum für die Fischerei und die Öl- und Gasindustrie. Die Stadt ist auch ein beliebtes Touristenziel, da sie ein Tor zum arktischen Norden ist. Viele Expeditionen starten hier oder etwas südlich in Tromso.

    Und: Hammerfest ist ebenfalls die nördlichste Stadt der Welt! Das Arktische Klima macht sich bei mir zum ersten Mal bemerkbar, als ich mit 2-3 anderen scheinbar wetterresistenten Personen aussen vorne auf dem Panoramadeck stehe und es keine 5 Minuten dauert (ich bin so fest eingepackt, wie ich kann), bis ich die Kälte von Kopf bis Zehen zu spüren bekomme. Hier zeigt das Klima kein Pardon - entweder man ist Top ausgerüstet oder man kann sehr gut mit eisiger Kälte umgehen. Gut, der Fahrtwind der Capella beschleunigt natürlich den Kälteeffekt. Teilweise ist er so stark und kalt, dass ich mich von ihm abdrehen muss, um normal zu atmen - also im wahrsten Sinne des Wortes eine atemberaubende Stimmung. Zum Glück ist es auch der Ausblick auf Hammerfest und Umgebung. Das grosse Öl/Gaswerk, das bei der Ankunft mit dem Schiff nicht zu übersehen ist, ist beeindruckend, aber passt irgendwie in diese karge, aber schöne Landschaft. Es ist davon auszugehen, dass hier viel Flüssiggas gefördert, resp. produziert wird. Am Werk stehen zwei riesige Tankschiffe, die Arctic Lady ist auf jeden Fall ein Norwegischer LNG-Tanker (auch die Capella ist ja mit Flüssiggas angetrieben).

    Als wir anlegen wartet auf Sonja eine schöne, unerwartete Begegnung mit einem Husky. Man merkt, dass dieses Tier im Element ist und es der Kälte besser trotzt als wohl die meisten Menschen. Wir machen einen kleinen Spaziergang zum Meridian Sockel, der zum UNESCO Weltkulturerbe gehört (Norwegen beteiligt sich an einer noch genaueren Ausmessung der Welt, wenn ich das richtig recherchiert habe). Der Benzinpreis ist nicht ganz unerwartet auch nicht so, hoch wie man ihn vielleicht am Ende der Welt erwarten würde (20.88 NOK entsprechen ca. 1.75 CHF).

    Sich bewegen ist wichtig, auf dem Schiff hat man zwar schon Möglichkeiten, aber die frische Luft und andere spannende Dinge, die es in den kleinen verschneiten Ortschaften zu entdecken gibt, sollte man auf keinen Fall missen. Was fehlt noch am nördlichsten Ort der Welt? Ja klar, ein Bad im warmen Sprudelbecken auf der Capella und ein anschliessendes aufwärmen in der Sauna.

    Bis bald aus Norwegen 🇳🇴🛳
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  • Day 10

    Grenzgebiet

    December 25, 2023 in Norway ⋅ ☁️ -4 °C

    Kirkenes liegt im äußersten Nordosten Norwegens am Bøkfjord, einem Arm des Varangerfjords. Die Stadt liegt etwa 400 Kilometer nördlich des Polarkreises und tatsächlich genauso östlich wie St. Petersburg. Der Großteil der rund 7.000 Einwohner hat einen norwegischen Hintergrund. Es gibt jedoch eine Minderheit von Samen. Weitere Einwohner stammen ursprünglich aus Finnland, während etwa 500 Menschen kürzlich aus Russland eingewandert sind. (Quelle: Hurtigruten.de)

     

    Wir erreichen den oberen Endpunkt der legendären Hurtiruten - Kirkenes. Es ist klares Wetter, Kirkenes zeigt sich sofort von einer seiner schönen Seiten - verschneit, ruhig, weihnachtlich. Bis auf den Souvenirshop direkt am Hurtigrutenkai hat kein Laden geöffnet, da sind die Norweger sehr konsequent. (Viele Restaurants schliessen eine Woche vor Weihnachten und nehmen jeweils erst im neuen Jahr wieder ihren Betrieb auf).

     

    Auf den ersten Blick fragt man sich, was diesen kleinen, verschlafenen Ort sehenswert macht und wieso er so relevant ist. Ich glaube, es ist die Nähe zu Russland und dem grossen russischen U-Boot und Militärstützpunkt in Murmansk. In Kirkenes leben immigrierte Russen, es findet zudem reger Handel statt. Einmal pro Woche soll hier auch ein russischer Markt stattfinden, lese ich.  Auch Geschichtlich ist Kirkenes als relevant einzuordnen. Neben Malta ist der Ort der meist bombardierte Ort des zweiten Weltkrieges. Das Russenmonument (vgl. Bild 4) erinnert an die Befreiung von Nazi Deutschland durch die rote Armee 1944.

     

    Nebst allem politischen der Gegenwart und der Vergangenheit ist Kirkenes echt schön. Der Fjord und der schön pulvrige Schnee verstärken das Gefühl, dass man hier noch in einer sehr ursprünglichen Winterszenerie eingebettet ist, wo man innehalten kann. Wir laufen vom Kai rund 20 Minuten, bis wir die Zentrumsmitte erreichen. Antreffen tut man dabei nur jene, die arbeiten müssen wegen uns Schifftouristen - den Tanker, der Flüssiggas in die Capella pumpt, den Feuerwehrmann, der bei Problemen auf Abruf bereit steht und den Taxifahrer, der die Gäste zu den Expeditionen, zum Flughafen oder ins Hotel bringt.

     

    Nach unserem Ausgiebigen walk in der Stadt sind wir zurück auf der Capella und bestaunen nochmals das schöne Grenzland - hinter den Bergen Russland, für uns Schweizer wahnsinnig weit weg - für die Nordnorweger Nachbarn

     Auf jeden Fall ein spezieller aber schöner Ort.

     

    🇳🇴🛳🎄
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  • Day 9

    Die inneren Werte zählen

    December 24, 2023 in Norway ⋅ 🌬 2 °C

    Die Capella ist von aussen ein beeindruckendes Schiff. Auch ist es noch sehr jung, erst 2021 fand der Stapellauf statt. Interessante Eckdaten:

    Das Schiff ist das erste von vier neuen Schiffen, die von der norwegischen Reederei Havila Kystruten betrieben werden.

    Es ist eine innovative Bauart, welcher einer Reihe von umweltfreundlichen Technologien ausgestattet zugrunde liegt. Das Schiff ist mit zwei Elektromotoren mit einer Leistung von jeweils 2.250 Kilowatt ausgestattet. Die Motoren werden von einem 1.200 Kubikmeter großen Batteriespeicher mit Strom versorgt. Damit kann das Schiff bis zu vier Stunden lang ohne Emissionen fahren.

    Ausserdem sind die Havila Schiffe mit einem energieeffizienten Rumpfdesign ausgestattet, das den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen reduziert. Die Capella gewinnt Wärme aus dem Meer und dem Kühlwasser zurück.
    Das Schiff ist 124 Meter lang und 22 Meter breit und hat eine Tragfähigkeit von 15.519 Tonnen.
    Es kann bis zu 600 Passagiere und 120 Besatzungsmitglieder tragen, auf unserer Winterreise sind es rund 250 Passagiere, daüber sind wir aber nicht weiter traurig ;-)

    Wir haben eine Panoramakabine, die sich direkt unter dr Brücke befindet und auch wir uns mal wie ein Schiffskapitän fühlen können, einfach ohne Steuer 😉 Das Zimmer ist wie eine Suite und hat 2 super komfortable Sessel, auf denen wir bereits seehr viel Zeit verbracht haben . Es hat zudem ein gutes Bad mit angenehmer Dusche, was so einen 12-tägigen Aufenthalt auch angenehmer macht.

    Auch Sauna und Aussenpool wurden von uns bereits mehrfach genutzt, was uns auf dem Schiff eher einzigartig macht. Man vergesse die Kälte für einen Moment, wenn man sich aus dem Pool in die Wärme schlängelt. Die Gänge, Stockwerke und Zugänge sind gut aufgebaut, so dass man immer gute Wege hat. Da hat sich jemand was überlegt. Wir geniesse, nebst den Landgängenund dem Essen vor allem auch die Lounge, auf Deck 9, die eine Bar mit einem sehr freundlichen Barkeeper und entsprechender Spirituosenkarte hat.

    Auch das Fitnessstudio haben wir schon rege benutzt, oder sagen wir mal ein Teil von uns 😉

    Die Capella bietet zwar kein Kino, kein Animationsbereich oder andere Dinge, die man auf den riesigen schwimmenden Städten heute so auf den Ozeanen findet. Das macht aber gar nichts – man fühlt sich eher wie ein Explorer, der Lust bekommt die Landschaft auf verschiedenen Orten aus verschiedenen Winkeln auf dem Schiff zu erkunden, fotografieren und bestaunen. Die Capella lässt also von der ‘Hardware’ keine Wünsche übrig.

    Grüsse 🇳🇴
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  • Day 8

    Rudolph and friends

    December 23, 2023 in Norway ⋅ ⛅ -11 °C

    Auf unserer Reise werden einige Ausflüge angeboten, Hundeschlittenfahrt, ein Ausflug zum Nordkap, Mitternachtskonzert in der Eismeerkathedrale in Tromsø, um nur wenige zu nennen.

    Ich bevorzuge es, mit Stefan auf eigene Faust unterwegs zu sein, aber diesmal habe ich mir etwas ausgesucht, was ich so schnell wohl nicht mehr erleben werde: Fütterung von Rentieren, einen Vortrag von einem Sami sowie eine Fahrt in einem von Rentieren gezogenen Schlitten.

    Mit dem Bus geht es (dick eingepackt) bei minus 12 Grad, vom Hurtigruten Terminal in Tromsø etwas ausserhalb zu den Tromsø Arctic Reindeer.

    Es ist eindrücklich, wenn man im Dunkeln eintrifft (was es zu dieser Jahreszeit eigentlich immer ist). Die Rentiere schenken uns weniger Beachtung als wir ihnen, das wird sich noch ändern.

    Die Schlitten mit den eingespannten Rentieren stehen schon bereit, zuerst bekommen wir aber noch eine kurze Einführung und schon geht es los. Stefan und ich setzten uns zuerst auf einen der Schlitten und bewundern die Kraft des Rentiers, welches uns so Problem loszuziehen scheint. Während Rudolph (ich nenne ihn mal so) uns durch die Eisfläche zieht, geniessen wir die Landschaft und beobachten den Sternenhimmel – vielleicht zeigen sich hier ja die ersten Polarlichter.

    Nach einer kleinen Rundfahrt kommt der Teil mit den Tieren, auf den ich mich besonders gefreut habe, die Fütterung. Wir bekommen einen Kessel mit 1 kg Pellets, aus dem wir die Rentiere füttern dürfen.
    Etwas näher an die Herde ran und mit dem Futter im Kessel scheppern und schon hat man die Aufmerksamkeit. Rentiere sind keine zahmen Tiere, die gestreichelt werden, möchte, das heisst füttern ja, anfassen nein. Aber es ist auch schön genug sie vor einem stehen zu sehen und ihnen beim Fressen zuzusehen, bis das nächste kommt und das fressende wegschiebt – wenn nichts mehr hilft auch mit dem Geweih.
    Nach der Fütterung werden wir Menschen in einem Lavvu (Hütten der Samen) verköstigt. Alle sitzen um die Feuer und es gibt Bidos (Rentiereintopf) sowie warme Getränke, um der Eiseskälte entgegenzuwirken.

    Die Familie Oskal lebt wie ihre Vorfahren mit den Rentieren. Ein Leben umgeben vom Meerwasser, Bergen und Eis. An diesen Nachmittag erzählt uns Daniel etwas über das Leben eines Rentierhalters.

    Sein ganzes Jahr ist einzig auf das Leben der Rentiere ausgerichtet. Es beginnt im Mai, wenn die Rentierkälber zur Welt kommen. Im Juni lassen Sie die Tiere allein in den höhergelegenen Bergen, damit sie lernen den Menschen nicht zu nahezukommen. Im Oktober / November ist Pilzsaison, Daniel kann es zwar nicht durch eine Studie beweisen, ist sich aber sehr sicher, dass die Rentiere durch die Pilze high werden, sie stehen Nase an Nase zu ihm und haben absolut keine Berührungsängste mehr – alles, was sie im Juni gelernt haben, über die Furcht vor dem Menschen ist weg.
    Um den Winter zu überleben, müssen die Tiere vom äusseren Norden in den Süden. Auch da ist es nicht warm, die Eisschicht am Boden aber weniger dick. Früher liefen die Samen diese Strecke mit den Tieren, aber durch die Errichtung der Zivilisation (Tankstellen, Strassen, Dörfer) wurde dies in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verboten. 1960 kam der norwegische König den Samen zu Hilfe, er stellte ein Militärschiff bereit, welches die Rentiere über den Fjord zu ihrem Winterlager fährt. Das geschieht seitdem zweimal im Jahr, bis alle Tiere am richtigen Ort sind.

    Seine Erzählung beendet Daniel mit einem Traditionellen Joiks. Einem Kehlkopfgesang, welcher sein Vater vor 80. Jahren erklingen liess zum Vertreiben von Adlern, Luchsen und Kleinbären. Der Gesang erzählt von den Bergen und Tälern, den grünen Wiesen und dem dicken Eis – der schönen und rauen Natur der Fjorde.

    Jođi lea buoret go oru
    (samisch: Reisen ist besser als Weilen)
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  • Day 7

    Dem Polarkreis entgegen

    December 22, 2023 in Norway ⋅ ☁️ -3 °C

    Es geht weiter Richtung Norden und wird noch bis zum ersten Weihnachtstag dauern ehe wir den nördlichsten Punkt Norwegens und somit des europäischen Festlandes – das Nordkap – erreichen. Zuerst gilt es mit der bis dato sanftmütig in den Fjorden schippernden Capella des Polarkreis zu erreichen.

     

    Der Polarkreis ist ein Breitenkreis auf der Erde, der sich etwa 23,5 Grad südlich des geografischen Nordpols und 23,5 Grad nördlich des geografischen Südpols erstreckt. Wenn man den Polarkreis im Winter überquert, erlebt man die Polarnacht, eine Phase, in der die Sonne für eine bestimmte Zeit unterhalb des Horizonts bleibt. Das ist ok, wir hoffen zwar auf unserer Reise auch auf Licht, allerdings nicht Tageslicht. Macht man die Reise auf den Hurtigruten im Sommer, so tritt übrigens das Gegenteil des oben beschriebenen ein – die Sonne kommt nicht mehr unter den Horizont.

     

    Die Capella ist also «gekapert» und erste Routinen an Bord etabliert. Das Wetter auf See ist gut, guter Weise ist der grosse Teil der Route auch nicht auf offener See, die durch die aktuellen Stürme ziemlich aufgebracht sind. Wir hätten unterhalb des Arctic Circle (also des Polarkreises) noch etwas Licht, dieses zeigt sich aber nicht. Doch alle Reisenden erhalten einen ersten Vorgeschmack, wie sich das Fahren auf der Hurtigrute anfühlt. So halten wir 15 Minuten in Ørnes, kurz Güter und Menschen, ein- und ausladen. Währenddessen machen viele Fotos der Umgebung, nur wenig dabei in der typischen Instagram-Manier (es gibt eben doch noch richtige Fotokünstler). Weiter geht’s zum nächsten von zahlreichen Häfen, Bodø! (Foto 2 und 7) Hier ankern wir und ich und Sonja haben noch die Möglichkeit im örtlichen Warenhaus die Weihnachtsstimmung einzufangen und dabei im obersten Stock bereits vom Winterschlussverkauf zu profitieren und warme, lange, norwegengeprüfte Unterwäsche zu kaufen. Wir planen doch noch den einen oder anderen Landgang. Schon bald geht’s aber weiter mit der Cappella – es läuft immer was und wir machen tatsächlich Aktivferien auf einem Schiff. Das führt soweit, dass ich z.b plötzlich um 3 Uhr Nachmittags einnicke 😉

     

    Der Arctic Circle ist da schon überquert (Bild 1, der Globus markiert den Punkt), wir sind also nun circa für 5 Tage auf direktem Sonnenstrahlentzug.  Bevor jedoch sich auch Sonja offiziell Überquererin des Polarkreises nennen kann, muss sie noch von Captain Neptune getauft werden (ich habe das vor 9 Jahren mal schon mal gemacht 😉). Mutig zeigt sie sich als erste Freiwillige und erlebt dabei symbolisch die Kälte des Polarkreises, great show 💯

    Bis auf bald mit neuen Bildern aus Norwegen 🇳🇴🛳
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  • Day 6

    Einnuschen auf der Capella

    December 21, 2023 in Norway ⋅ ☁️ -4 °C

    Wir sind in unserem «Camp» für die nächsten 12 Tage angekommen. Anmutig und nichts wissend über die erlittenen «Strapazen» (sind schon fast wieder vergessen bei uns) liegt sie etwas hinter den normalen Stellplätzen in Trondheim, wo jeden Tag mindestens zwei Schiffe anlegen, die auf der legendären Hurtigrute unterwegs sind – die Havila Capella der norwegischen Reederei Havila, die erst seit 2020 die Hurtigruten befahren und sich dies aktuell mit der Reederei «Hurtigruten» teilen. Übrigens sagen wenigstens jene, die bereits hier unterwegs waren, dass es sich um "die schönste Seereise der Welt" handelt. Wir werden gerne nach der Reise unser eigenes Fazit dazu geben 😀

    Wir sind gestern angekommen und haben bereits einen grossen Teil des relativ kleinen Schiffes (wir erstellen hier mal die Relation zu einem anderen Linienschiff z.b der Aida) Die Capella ist mir maximal 179 Kabinen und max. ca 600 Gästen überschaubar. Bei Aida fängts erst beim Doppelten an und geht’s zum Zehnfachen. Havila hat aktuell 4 komplett Baugleiche Schiffe im Einsatz. Dies hat den Vorteil, dass ich hier auch 2-3 Fotos vom Schwesterschiff «Pollux» posten kann, die wir am Morgen am Kai von Trondheim getroffen haben. Mehr zur Ausstattung der Schiffe bald hier.

    Bevor wir in den nächsten Hafen aufbrechen offeriert Havila aufgrund der für die Passagiere mühsamen Anreise (ja, wie im Post zuvor geschrieben, als Reederei kannst du nur verlieren in so einer Situation) gratis eine Stadtrundfahrt durch Trondheim, um Kirche, Festung und weitere Stadtattraktionen zu bewundern. Sonja und ich seilen uns nach 10 Minuten Einführung im prächtigen und grossen Nidarosdom (sehr wichtige Glaubensstätte der Norweger, da Trondheim vor allem im Mittelalter das religiöse Zentrum Norwegens war) ab, um mit Kamera und Spikes (bei Sonja sehr wichtig) noch etwas auf eigene Faust die Stadt erkunden zu lassen. Wir geniessen den Stadtbummel, finden aber, dass Trondheim Bergen nicht das Wasser reichen kann.

    Kurz nachdem wir zurück auf dem Schiff waren, lief es aus dem Trondheim Haven aus, um neue Gefilde im Norden mit uns zu entdecken. Da sind wir nun, schippern im grössten Fjord Norwegens Richtung Küste und geniessen die malerische Winterlandschaft, die an uns vorbei zieht.

    Schiff ahoi from Norge 🇳🇴
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  • Day 5

    Intermezzo: Natur > Mensch

    December 20, 2023 in Norway ⋅ ☁️ -5 °C

    Eine nächtliches, rund 17 stündiges Abenteuer mit dem Car quer durch die Fjorde, Pässe und Fähren der Westküste Norwegens. Moment mal , nein, das war nicht der Plan, als wir vor rund einem Jahr diese Reise gebucht hatten. Eigentlich kommt im Plan gar kein Car vor. Da ist nämlich am Anfang der Reise der Jektevik Terminal, auch besser bekannt als Hurtigruten Terminal. Zum Glück haben wir bereits gestern erfahren, dass aber in Bergen kein Schiff bereit sein würde, auf das wir einschiffen können. Die Reederei hat sich aufgrund des schlechten Wetters in Südwestnorwegen entschieden, die Häfen in der Strecken liegen, die einen hohen Wellengang haben (anscheinend bis 15 Meter hohe Wellen) nicht anzufahren.

    Alternativ werden aber alle Gäste mittels Car an den nächsten «akzeptablen» Ort aus der Wettersicht gebracht – Trondheim. Mit dem Flugzeug dauert die Strecke Bergen-Trondheim keine Stunde. Mit dem Car mitten in der Nacht bei mässig gutem Wetter (teilweise Sauwetter, es gibt ja Gründe, warum das Schiff nicht fährt) dauert das ohne Pausen, Essen, Organisation am Terminal ca. 14 Stunden. So treffen wir die anderen Reisen unserer geplanten Schiffsreise, um mit ihnen durch Norwegen zu gondeln. Die Stimmung ist etwas angekratzt – Sonja meint dann nur: los, das ist ein Abenteuer. Und das ist es tatsächlich geworden. Zum Glück können wir einen Sitz ganz vorne im Car ergattern und Sonja hat Medis dabei, die der Reisekrankheit entgegenwirken sollen (mit Erfolg). Bei mir ist das nicht so schlimm, allerdings habe ich andere Sörgeli – ich schlafe eigentlich auf Reisen nicht. So bin ich jetzt in einem warmen Zimmer mit Sonja, so viel sei gesagt. Um den Schlaf ist es aber nicht so gut bestellt 😉

    Die Moral der Geschichte ist offensichtlich: in Norwegen ist man der Natur noch viel mehr «ausgesetzt», als vielleicht anderswo. Die Gewässer und Fjorde sollten immer auch mit Vorsicht genossen werden. Dies hat unser Reiseveranstalter getan, was wir cool finden. Dass mit einer solchen Entscheidung der Anbieter aber fast nur verlieren kann, ist auch klar. Wie er sich in anderen Kategorien schlägt, wird sich noch zeigen. Bis dahin und bis.auf Weiteres zeigt sich einmal mehr klar, dass die Natur immer noch taktgebend ist - vor allem im eisigen Norden Norwegens.

    Grüsse aus Trondheim
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  • Day 3

    Regen...und Dunkel....und Fantastisch

    December 18, 2023 in Norway ⋅ ☁️ 5 °C

    Oft fällt es mir nicht so schwer, zu einem Post das beste Dutzend Bilder auf Kamera und Smartphone zu suchen, doch 2 Tage in Bergen und ich bin im Dilemma – war jetzt der City Walk mit Emma besser als der Besuch des örtlichen Musems im Bryggen Quartier, das mittlerweile zum UNESCO Weltkulturerbe gehört, nach dem es zahlreiche Male mit andern Stadtteilen abgebrannt ist. Oder war es doch der Besuch auf dem Bergener Hausberg oder dann doch der Besuch beim örtlichen Italiener (ja richtig gehört, ein Italienisches Restaurant, das nördlicher als das Tessin liegt, ist im Rennen zu den Stadthighlights in Bergen), oder lieber der im Feinschmecker Restaurant 1877, bei dem wir bereits am ersten Abend einen Eindruck bekamen, welche Messlatte hier die Norwegische Gastronomie ansetzt. Vielleicht ist es aber auch das Hotel, dass zumindest im Erdgeschoss auch ein Museum sein könnte, wenn man sie die schönen Säulen, Fenster und die Stuckarbeiten ansieht. Wir werden sehen 😉

    Bergen ist mit 220k Einwohner die zweitgrösste Stadt Norwegens und somit klar die grösste im Westen. Am meisten ist sie als «die Stadt mit dem Tor zu den Fjorden bekannt – viele mittlere und grössere Kreuzfahrtschiffe starten hier oder machen Halt, bevor es weiter an der Küste hinauf oder hinab geht. 1070 wurde die Stadt gegründet und war ca. 200 Jahre Hauptstadt Norwegens, ehe dem König die abgelegene Lage dann doch etwas zu mühsam wurde. Norwegen selber gehörte im Mittelalter auch zu Dänemark, was wir auf dem Stadtrundgang mit unserem Guide Emma erfahren. Auch war es Hansestadt, was Norwegern anno dazumal verboten hat, im Stadtkern zu wohnen. So quartierten sich vor allem Deutsche Landesleute in Bergen ein. Nun, wann gingen die wieder? Gar nicht! Sie wurden Ende des vorletzten Jahrhunderts einfach eingebürgert. Norweger haben eine pragmatische Lebensart, was wir auch auf unserer Reise bereits erlebt haben. Emma schwärmt von den Vorzügen in Norwegen zu Leben – das fängt damit an, dass man mit 12 ein Sparkonto zu einem Zins von 7% (sieben Prozent!) Erhält, welches man später für den Kauf eines Hauses verwenden kann. Super, das möchten wir auch 😉

    Street Art ist ebenfalls ein grosses Thema. Norwegische Künstler erhalten immer dann auch Geld / Tantiemen, wenn ihr Bild irgendwo repliziert wird – super. Man kommt schwer aus dem Schwärmen hinaus, ich könnte noch fast beliebig lange weitermachen. In Norwegen hat man viele Anreize, wenn man dem Willen der «Politik und Gesellschaft » folgt. Auch die zahlreichen Elektroautos (so jedes dritte Auto ist hier elektrisch), die modernen und immer sauberen öffentlichen Plätze und Einrichtungen und sicher auch die anständigen Preise zeugen vom Reichtum, dem modernen und progressiven Lebensstil, den wir extrem cool finden. Als Schweizer, der diese Werte schätzt, fühlt man sich sofort wohl. Manchmal denkt man, dass wir uns nicht etwas von den Nordmannen abschneiden können (können sie sicher bei uns auch).

    Der Ausflug auf den Fløyen, den Hausberg Bergens steht dem in nichts nach, bis auf das Wetter, da kann aber Bergen nix dafür ;-)

    Und dann sind da noch die Restaurants – was soll man sagen? Wir haben beim mutmasslich besten Italiener der Stadt (alle Zutaten sind aus Italien) wohl die besten Italienischen Gerichte ever gegessen. Ja einfache Fussili mit Bolo Ragut und eine Pizza mit Trüffelsalami haben uns zum schwärmen gebracht. Und vor allem ich habe oft immer mindestens eine Kleinigkeit zu kritisieren 😉 was gestern im Villani (https://www.villani.no/) ausblieb. Es war alles ausnahmslos fantastisch.

    Ps: Wer von euch weiss, dass die Norweger leidenschaftliche Pizzaesser sind? Gemäss Emma sind sie offiziell Europameister, was den Pizzakonsum anbelangt. Eins ist klar, die verstehen hier was davon.

    Morgen verlassen wir Bergen, aber klar ist: Auch wenn dunkel und regnerisch - die Norweger habens drauf - sie sind vielen europäischen Nationen weit voraus, sie sind freundlich und zurückhaltend, offen und trotzdem nicht naiv . Sie helfen, ohne aufdringlich zu sein. Wenn man hier lebt, scheint man Land und Leute und das Leben zu wollen, wie es ist.

    Grüsse aus Westnorwegen 🇳🇴
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