Patiperros en la Calle

October 2021 - March 2022
Rucksackreise durch Lateinamerika Read more
  • 75footprints
  • 9countries
  • 180days
  • 788photos
  • 49videos
  • 51.1kkilometers
  • 20.5kkilometers
  • Day 53

    Santa Elena und Monteverde

    November 23, 2021 in Costa Rica ⋅ ⛅ 21 °C

    Auf unserer Reise machten wir in Santa Elena für vier Tage halt und bezogen an zentraler Lage gleich ein ganzes Ferienhaus 😎. Die Bergregion ist für ihre urtümlichen Nebelwälder berühmt 🌳🌿🌴. Gleich drei solcher Cloud Forest Reserves existieren in den beiden Gemeinden und locken jedes Jahr tausende von Touristen, Naturfreunde und Biologen an. In Santa Elena trafen wir mit Barbara und Katrin zudem zwei Freundinnen aus der Schweiz 🥰. Zu fünft entdeckten wir den Nebelwald und flitzten auf Rollen durch die Baumwipfel.

    Santa Elena liegt auf knapp 1'300 Metern über Meer direkt auf dem Continental Divide, welcher gleichzeitig auch die Wasserscheide ist ⛰. Das Wasser der östlichen Hänge fliesst früher oder später in das karibische Meer, dasjenige der westlichen Hänge in den Pazifik. Vom Dorf aus hat man eine wunderbare Aussicht auf die Halbinsel Nicoya und den gleichnamigen Golf 🏞. Die besondere Lage hat zur Folge, dass hier ein spezielles Klima herrscht. Walter, unser Guide, unterteilte die Wetterperioden scherzhaft in zwei Jahreszeiten: "Rainy Season" und "Very Wet Season"🌧⛈. Es ist hier also jahrein und jahraus nass oder sehr nass und extrem windig 💨.

    "Unser" Haus lag auf jeden Fall an einer ziemlich exponierten Stelle. Jedenfalls fühlten wir uns im Haus wie in einem Spukschloss 👻🏚. Überall klapperte es, der Wind hob das Blechdach an, liess die Sträucher und Äste entlang der Fassade streifen und zog durch die Ritzen. Wir verbrachten die Nächte deshalb warm eingepackt unter Wolldecken und genossen vor dem zu Bett gehen einen warmen Tee 🍵. Die Dusche in einem der beiden Badezimmer liessen wir zudem unbenutzt - die fetten schwarzen Spinnen schienen sich hier nämlich besonders wohl zu fühlen und waren möglicherweise giftig 🕷🕸🙀.

    An zwei Tagen erlebten wir die Natur von Santa Elena auf unterschiedliche Art und Weise. Zuerst genossen wir den Nebelwald aus der Vogelperspektive 🐦. Denn wer sich schon immer mal wie ein Vogel fühlen wollte, findet hier bei verschiedenen Zip-Lining-Anbietern ein zumindest teilweise adäquates Erlebnis 🦸‍♂️🚀. Ausgestattet mit Rollen und Klettergurten flitzten wir im Selvatura-Park über insgesamt 13 Stahlseile durch die Baumwipfel und liessen unseren Adrenalinspiegel in die Höhe schnellen. Das längste Seil mass sage und schreibe einen Kilometer. Martina entschied sich, diese letzte Etappe in in der Superman-Position zu absolvieren, also komplett liegend bzw. am Rücken angebunden am Seil hängend 🦸‍♀️💪.

    Am zweiten Tag ging es etwas gemächlicher zu und her und wir buchten eine frühmorgendliche Tour mit einem Wildbiologen, ehe wir den Park im Anschluss auf eigene Faust etwas ausgiebiger erkundeten 🥾. Dass der Nebelwald seinen Namen durchaus verdient hat, konnten wir am eigenen Leib erfahren. Zuerst war es warm, dann wurde es immer feuchter und ziemlich kühl 😬. Obwohl es hier viel und regelmässig regnet, stammt der grösste Teil der Feuchtigkeit vom Nebel. Auch die Vegetation unterscheidet sich stark von einem Regenwald. Das Gebüsch ist dichter, die Bäume sind von Schlingpflanzen überwachsen und auf den Ästen machen sich Bromelien und Orchideen breit 🌿🌱🌳. Über 500 Orchideenarten kommen im Nebelwald von Santa Elena vor. Einige davon sind winzig klein, während andere zum Beispiel von weitem nach Vanille riechen. Die Vegetation ist derart üppig, dass auf einzelnen Bäumen bis zu 1'000 andere Pflanzen Platz finden. Auch Zombies sind im Nebelwald unterwegs 🧟‍♀️. Invasive Pilze befallen Käfer und andere Insekten und manipulieren deren Hirntätigkeit zu ihren Gunsten, sodass diese völlig "ferngesteuert" durch den Nebelwald irren, ehe sie komplett als Futter für den Pilz enden. Das tönt ziemlich brutal. Auf dem geführten Hike zeigte uns Walter gleich mehrere solcher Insekten-Zombies 🪳🪲🐛.

    Leider macht der Klimawandel auch vor dem Nebelwald nicht halt. Seit einigen Jahren gibt es längere Warmwetterperioden. Dies hat dazu geführt, dass sich die Vegetation verändert hat und Pflanzen zu anderen Zeiten als gewöhnlich blühen. Seltenen Vögeln wie dem Quetzal fehlt es damit während der Nistzeit an Futter, weshalb die Population dieser schönen Vögel nun langsam zurückgeht. Das alles ist natürlich viel komplexer, zeigt aber, wie rasant dieser Wandel vor sich geht und welche dramatischen Folgen dies für die Natur hat 😔.
    Read more

  • Day 56

    La Fortuna und Volcán Arenal

    November 26, 2021 in Costa Rica ⋅ ⛅ 28 °C

    Was wäre eine Costa-Rica-Reise ohne einen Abstecher nach La Fortuna? La Fortuna ist quasi die Antwort der Ticos auf Interlaken und ein wichtiges Tourismuszentrum. Im meistbesuchten Ort von Costa Rica treffen sich Abenteuertouristen, Erholungssuchende und Familien. Das Angebot ist riesig und reicht von White Water Rafting über Vulkanwanderungen bis hin zu zahlreichen Thermalbädern 🌊🚣‍♂️.🏰🩳. Leider zeigt sich der nahegelegene Vulkan Arenal nur selten den Touristen und versteckt sich lieber hinter dichten Wolken 🌥.

    Zu fünft buchten wir die Jeep-Boat-Jeep-Tour, welche eine Fahrt über Stock und Stein und durch verheissungsvolle Landschaften versprach. In Tat und Wahrheit enpuppte sich der Jeep als geländetauglicher Bus und die Strassen entsprachen vom Zustand her viel mehr einer Werkstrasse in einem Schweizer Wald, als einer beinahe unpassierbaren Schotterpiste 🤷‍♂️.

    Dennoch genossen wir die Fahrt durch die wolkenverhangene Bergregion, welche uns mehr als einmal an Irland oder die Schweiz erinnerte 🇮🇪🇨🇭. Unterwegs fuhren wir an zahlreichen abgelegenen Bauernhöfen und grossen Wiesen mit Kühen vorbei 🐄🚜. Die anschliessende Bootsfahrt über den Arenalsee war eine willkommene Abwechslung und wir durften Bekanntschaft mit einer älteren Frau aus der Ostschweiz machen, welche für mehrere Wochen alleine in Costa Rica unterwegs ist 💪.

    Den ersten Abend in La Fortuna liessen Martina und Daniela im wunderschön gestalteten Thermalbad "Ecotermales" ausklingen. Im warmen Wasser liess es sich super entspannen 🛀 . Das Bad wurde perfekt in die Umgebung eingebettet und viele natürliche Materialien verbaut. Nicht nur die Mauern sind aus Vulkanstein, auch der Boden besteht grössteinteils aus feinem, leicht knisternden Vulkansand. Dani zog es in der Zwischenzeit mit Barbara und Katrin ins "Feierabendbier" 🍻😄.

    Am nächsten Morgen wartete bereits um 5:30 Uhr ein Taxi auf uns, um uns zu den Mistico-Hängebrücken zu fahren 🌁. Das sind mehrere Hängebrücken, die in die hügelige Landschaft gebaut wurden und einen herrlichen Blick auf den Dschungel und die Baumwipfel ermöglichen. Glücklicherweise gehörten wir an diesem Morgen zu den ersten Gästen - tagsüber sollte man diesen Ort wohl eher meiden. Sowohl der Wald hat dann seinen Zauber verloren, als auch die ganzen Tiere sind dann bereits in ihre Verstecke geflüchtet, um ihre Ruhe zu haben 🤫.

    Frühmorgens durften wir aber noch eine Gruppe Nasenbären (Coatis) bei der Futtersuche beobachten und am Ende des Trails erspähten wir gleich mehrere Tukane. Andere Tiere gab es leider nicht zu sehen. Dafür entdeckten Daniela und Martina im Parkkiosk ein Faultier-Craft-Bier, welches wohl von einem Schweizer Auswanderer gebraut wurde 🇨🇭🍺.

    Den Rückweg nach La Fortuna legten wir fast zur Hälfte zu Fuss zurück, um unterwegs noch in den heissen Quellen von Chollin baden gehen zu können. Diese heissen Quellen sind nichts anderes, als ein kleiner Fluss mit wohl gegen 35 Grad warmem Wasser. Die Badestellen sind idyllisch gelegen und laden zum Verweilen ein 🏞. Fast zwei Stunden relaxten wir im warmen Wasser und genossen es, einem einheimischen Pärchen beim Fotoshooting zuzuschauen. Ausgestattet mit einer grossen roten Fackelingwer-Knospe posierte die Frau nicht etwa an einem lauschigen Plätzchen zwischen Lianen und Büschen, sondern vor der einzigen Rohrleitung in der Umgebung. Nun ja - Geschmäcker und der Sinn für Esthetik sind bekanntermassen verschieden 🤷‍♀️.

    Am Abend hiess es dann bereits wieder Abschied nehmen. Barbara und Katrin fuhren anderntags weiter nach Uvita, um dort ein paar Tage zu verbringen und den in der Nähe gelegenen Nationalpark von Manuel Antonio zu besuchen. Daniela brach am nächsten Tag ebenfalls nach Uvita auf, machte dort aber nur einem Zwischenstopp, um nachher in die Drake Bay und zum Corcovado-Nationalpark zu fahren.

    Zur Feier des Tages verzichteten wir deshalb auf Gallo Pinto, Arroz con Camarones oder Pollo Frito und gönnten uns stattdessen eine leckere Pizza beim stilechten Italiener 🍕🍷.

    Daniela, Barbara und Katrin: Die Zeit mit euch hat uns echt Spass gemacht! Herzlichen Dank🥰
    Read more

  • Day 62

    Grenzübertritt und Bocas del Toro

    December 2, 2021 in Panama ⋅ ⛅ 27 °C

    It's raining in Paradise 🌧. Bereits in La Fortuna kündigte sich das schlechte Wetter an. Die mal kürzeren, mal längeren Schauer wechselten sich bis zur Grenze zwischen Costa Rica und Panama ab und wir waren froh, dass wir wenigstens die Brücke über den Grenzfluss trocken passieren konnten, ehe der Regen in Panama wieder einsetzte. Immerhin ist regnerisches Wetter in den Tropen nicht mit Regenwetter in der Schweiz vergleichbar und es bleibt hier auch so angenehm warm 🩳👕.

    Als unsere erste Reisedestination in Panama hatten wir das karibische Inselparadies Bocas del Toro ausgewählt 🏝. Zum Archipel gehören sechs grössere und zahlreiche kleinere Inseln. Wir richteten uns in einem kleinen Hospedaje am westlichsten Zipfel der Hauptinsel Colón für die nächsten Tage häuslich ein. Boca del Drago, wie diese Ecke der Insel genannt wird, verfügt über einen schönen Strand, der vor allem für die zahlreichen Seesterne ⭐ im seichten Wasser bekannt ist. Wir haben uns bewusst für diesen abgelegenen Ort entschieden, da wir keine Lust auf Party und viele Touristen hatten, wofür Bocas Town eigentlich bekannt ist. Aktuell ist natürlich pandemiebedingt ohnehin weniger los und die Hochsaison beginnt ebenfalls erst gegen Ende Dezember.

    Die kurze Schifffahrt zur Insel war bei Regen nicht ganz so spektakulär wie erhofft, dafür war die spätere, fast vierzigminütige Fahrt von Bocas Town zur Boca del Drago umso spannender. Zu sechst im gelben Taxi-Pickup eingequetscht, ging es über Stock und Stein und vom Regen ausgewaschene Strassen bis zur Unterkunft 🚕. Die Fahrtkosten teilten wir uns mit einem jungen Paar aus Frankreich, welches wir bereits an der Grenze trafen und das zufälligerweise im selben Hotel ein Zimmer gebucht hatte. Nach dem Abendessen sassen wir noch eine Weile zusammen und erzählten von unseren bisherigen Reiseerlebnissen.

    Anderntags war der Himmel leider immer noch wolkenverhangen und wir nutzten die wenigen Sonnenstrahlen am frühen Nachmittag, um die Playa de Estrellas zu erkunden ⭐🏖. Der schöne Pfad zum Strand führte dem Meer entlang und teilweise durch den Dschungel. Einziger Wehrmutstropfen war der Müll im Unterholz 😠. Leider konnten wir im Wasser aufgrund der momentan vorherrschenden Strömungen und Wetterbedingungen keine Seesterne entdecken. Zudem schien ein grosser Teil der Strandinfrastruktur ziemlich verwahrlost zu sein. Wie es hier vor Corona zu und her ging, war nur zu erahnen. Denn dem ganzen Strand entlang reihte sich eine kleine farbige Imbissbude an die nächste. Einige davon waren bereits völlig verwahrlost, während andere an sonnigen Tagen wohl nach wie vor Gäste bewirten. In der Hochsaison würde man an diesem Strand die Karibikidylle wohl vergebens suchen. Stattdessen wird man aus zahlreichen Lautsprechern mit Reaggaeton, HipHop und Salsa 🎚🎵🔊 zugedröhnt (bereits die zwei offenen Bars während unserem Besuch reichten dafür vollends aus 🤪). Dass sich die Seesterne auch unter solchen Umständen wohl lieber verstecken, können wir absolut verstehen 😉.

    Eine tolle Unterkunft an einem abgelegenen Ort zu haben bringt immer Vor- und Nachteile mit sich. Einerseits hat man so die Möglichkeit, den Strand oder eine Sehenswürdigkeit vor dem Ansturm der Tagesgäste zu besuchen und die Ruhe zu geniessen. Andererseits ist man dadurch aber auch abhängig vom Angebot vor Ort, was umso wichtiger wird, wenn es mal ein paar Tage durchregnet 🌧. In unserem Fall war letzteres aus zwei Gründen nicht unbedingt grandios. Erstens gab es in der Nähe nur ein Restaurant mit einem sehr eingeschränkten Angebot. Zweitens waren die angebotenen Speisen und Getränke auch für lokale Verhältnisse völlig überteuert. Und gutes Essen ist ja unsererseits schon die halbe Miete 😉.

    Als sich die Sonne auch am nächsten Morgen nicht blicken liess, entschlossen wir uns deshalb für einen Ausflug nach Bocas Town. Den Schirm 🌂 unter den Arm geklemmt, suchten wir den Minibus auf und trafen dort den Fahrer bei einem Nickerchen in der Fahrerkabine an 😴. Brav setzten wir uns wie die anderen Fahrgäste auf zwei freie Sitze und warteten darauf, dass der gute Mann den Motor startete. Aber falsch gedacht: Der Chauffeur schlief seelenruhig weiter und liess uns Fahrgäste fast eine Viertelstunde warten. Auch das gehört zum Karibik-Feeling dazu 🌞💤.

    Übrigens interpretierte dieselbe Bus-Company gleichentags den Fahrplan ein zweites Mal auf ihre eigene Art und Weise und fuhr einfach zehn Minuten vor der offiziellen Abfahrtszeit los 🕑. Wir nutzten die unerwartete "Verlängerung" für einen Spaziergang in Bocas Town, ehe wir uns mit dem Feierabendbus auf den Nachhauseweg begaben. Bocas Town hat einige schmucke Ecken mit tollen Restaurants, Shops und während der Hauptsaison wohl auch ein abwechslungsreiches Nachtleben zu bieten 🕺. Daneben gibt es aber auch viel Armut, heruntergekommene Quartiere und verlotterte Hotel- und Gastrobetriebe. Die Pandemie scheint die Insel mit voller Wucht getroffen zu haben 😓. Es stimmt uns immer wieder nachdenklich, wenn wir sehen, mit welchen Schwierigkeiten die Bevölkerung in Ländern wie Panama konfrontiert wird. Corona hat die wirtschaftliche Situation für viele sicherlich noch verschärft.

    Da sich unsere geplante Weiterreise nach Panama City als unerwartet kompliziert herausstellte, verlängerten wir unseren Inselaufenthalt um eine Nacht in Bocas Town. Irgendwie konnten wir uns nicht mit dem Gedanken anfreunden, uns völlig auf den eigenwilligen Chauffeur zu verlassen, um mit dem ersten Bus rechtzeitig das Schiff und den anschliessenden Bus nach Panama City zu erwischen. Dieser Extratag kam uns nicht ungelegen. Einerseits hatte sich ziemlich viel Schmutzwäsche angesammelt und andererseits waren wir froh, nach mehrerenTagen Reis und verkochtem Fisch wieder mal gute hausgemachte Pasta beim Italiener essen zu können 🍝. Zudem schien auch Petrus wieder besser gelaunt zu sein und wir durften den letzten Abend bei einem schönen Sonnenuntergang und mit einem leckeren Cocktail in der Hand direkt am Meer ausklingen lassen 🍹😎.

    Die frühmorgendliche Rückfahrt zum Festland genossen wir in vollen Zügen und schauten den Fischern zu, wie sie von ihren kleinen Booten aus die Netze auswarfen 🎣. In der Hafennähe änderte sich die Szenerie schlagartig. Nicht mehr Fischer und idyllische Mangrovenwälder säumten unseren Weg, sondern Schiffscontainer, ein Hafenkran und zwei grosse Frachtschiffe, welche mit Chiquita-Bananen beladen wurden 🍌.

    Die Gegend ist bekannt für die grossen Bananen-Plantagen und Almirante scheint ein wichtiger Hafen für den Handel zu sein. Wir hätten gerne persönlich eine solche Plantage besucht, verpassten aber leider den Zeitpunkt, uns frühzeitig um entsprechende Angebote zu bemühen. Dennoch konnten wir vom Bus aus sehen, wie sich diese riesigen Plantagen über Kilometer hinwegziehen. Bei der Anreise sahen wir zudem, wie gerade ein Helikopter mit literweise Spritzmittel "vollgetankt" wurde.

    Der exzessive Einsatz von Pestiziden und die riesigen Monokulturen hinterlassen überall Spuren. Die Plantagenarbeiter leben in einer völligen Abhängigkeit der grossen Produzenten wie Chiquita oder Del Monte, Wildtiere werden in ihrem Lebensraum beschnitten und die Böden vergiftet. Über das Wasser gelangen die Giftstoffe später ins Meer und zerstören dort die Korallenriffe. Die Bevölkerung ganzer Landstriche weist zudem eine Häufung von einer ganzen Reihe an Krankheiten auf, welche auf den Pestizideinsatz zurückzuführen sind und welche unbedacht durch Flugzeuge und Helikopter über Felder und in Siedlungsnähe versprüht werden.

    Wer dazu mehr erfahren möchte, findet nachfolgend ein paar Artikel, die zum Nachdenken anregen:

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/pestizid-skan…

    https://www.slowfood.de/aktuelles/2017/das_leid…

    https://orf.at/m/v2/stories/2360997/2360998/
    Read more

  • Day 64

    Panama City und Panama-Kanal

    December 4, 2021 in Panama ⋅ ⛅ 30 °C

    Ab in die Grossstadt! Nach einigen Inseltagen fuhren wir für das Wochenende nach Panama City. Die Hauptstadt ist das wirtschaftliche, kulturelle und touristische Zentrum von Panama und ein Ort voller Kontraste.

    Die Wolkenkratzer des Bankenviertels sind bereits von weit her sichtbar. 22 Gebäude sind über 200 Meter hoch und ganze acht davon stehen auf der Liste der zehn höchsten Gebäude Lateinamerikas 🏙. Der wohl eindrucksvollste Wolkenkratzer heisst "El Tornillo" und misst stolze 242 Meter. Mit seiner gedrehten Form erinnert er an eine Schraube (Tornillo) 🔩. Wenn man mit dem Bus oder Taxi ins Zentrum fährt, sieht man aber auch die "andere" Seite der Stadt mit baufälligen Wohnblöcken, elenden Behausungen und vielen sozialen Spannungen. Und dann gibt es noch die Altstadt, Casco Viejo genannt, mit schönen Kolonialbauten, tollen Cafés, Restaurants und vielen Kirchen 🏤⛪☕.

    Wir gönnten uns für die beiden Übernachtungen ein schickes Hotel in der Altstadt und in Gehdistanz zu den touristischen Highlights. Jedes Zimmer wurde von einem anderen Künstler gestaltet und individuell eingerichtet. "Nocturne", unser Zimmer, verfügte über ein ultragrosses Bett mit Matratzen, die diese Bezeichnung auch wirklich verdient haben. Zudem eine Dusche mit Warmwasser und einem Wasserstrahl, der mehr als ein kleines Rinnsal war 😊. Nach der fast zehnstündigen Busfahrt von Almirante in die Hauptstadt wussten wir diesen Luxus echt zu schätzen. Todmüde von der anstrengenden Fahrt und mit einer leckeren Pizza im Bauch verkriechten wir uns vor zehn Uhr unter die Bettdecke 🛌.

    Am nächsten Morgen starteten wir gemächlich in den Tag und frühstückten ausgiebig 🥞🥑☕ ehe wir uns zu einem ausgedehnten Spaziergang durch die Altstadt aufmachten. Kreuz und quer liefen wir durch die Gassen, besichtigten historisch bedeutsame Bauten sowie Kunsthandwerkgeschäfte und schlenderten entlang der Promenade. Der Blick auf die Skyline mit den vielen Hochäusern war atemberaubend. Von der Paseo Esteban Huertas konnten wir zudem weit draussen im Meer grosse Containerschiffe und Tanker erkennen, welche auf die Durchfahrt durch den Panamakanal warteten.

    Für den Nachmittag engagierten wir einen Taxichaffeur für eine "Kanalrundfahrt". Carlos, unser Chauffeur, nahm seinen Job sehr ernst und stoppte wo immer sich eine gute Möglichkeit anerbot und wir die riesigen Schiffe 🛳bestaunen konnten. Fast 14'000 Schiffe fahren jährlich durch den 82 Kilometer langen Kanal. Für ein durchschnittlich grosses Frachtschiff kostet die Durchfahrt satte 250'000 Franken 💰. Seit der Erweiterung 2016 können aber auch weitaus grössere Schiffe durch den Kanal fahren, welche teilweise bis zu 14'000 Schiffscontainer (!) mit sich führen. Auch kleineren Schiffen ist die Durchfahrt erlaubt, wie wir einige Tage später von einer niederländischen Seglerin erfahren durften. Bei solchen Schiffen dauert die Passage zwei Tage. Einige Segler lassen ihre Boote aber auch als normale Fracht von grösseren Schiffen durch den Kanal transportieren.

    Carlos fuhr uns zu den beiden Schleusen in Stadtnähe. Bei den Miraflores-Schleusen machten wir nur kurz halt. Einerseits schreckte uns die Menschenschlange vor dem Eingang ab und andererseits war es uns der Eintrittspreis von 2x 25 Dollar nicht wert, da wir wussten, dass die Verweildauer auf dem Aussichtsdeck und im Museum auf eine Stunde begrenzt war. Stattdessen chauffierte Carlos uns zu den etwas oberhalb gelegenen Schleusen von Pedro Miguel. Dort konnten wir gleich mehrere Schiffe beobachten und dem Tanker "Jaguar" dabei zuschauen, wie er von vier Diesellocks und dicken Stahlseilen gesichert, durch die Schleuse manövriert wurde 🚢.

    Diese wichtige Wasserstrasse und die grossen Schiffe mal mit eigenen Augen zu sehen, war für uns sehr beeindruckend. Beim letzten Stopp durften wir aus einiger Entfernung das wohl grösste Containerschiff des Tages bestaunen. Mit acht auf Deck übereinander gestappelten Containern überragte das Schiff so ziemlich alle Gebäude und Hügel in der Umgebung 😯.
    Read more

  • Day 69

    Puerto Lindo & Vorbereitungen Segeltörn

    December 9, 2021 in Panama ⋅ 🌧 28 °C

    Auch in der Karibik gibt es Orte, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen 🦊🐰. Portobelo zum Beispiel. Oder Puerto Lindo. In Puerto Lindo verbrachten wir die letzten Tage vor unserem Segeltörn nach Kolumbien. In Portobelo lagen vor mehr als 500 Jahren die Schiffe von Christoph Kolumbus bei dessen vierten und letzten Entdeckungsreise vor Anker ⚓.

    Die Anreise von Panama city in diese eher abgelegene und ärmliche Region war abenteuerlich und unterhaltsam. Den ersten Teil bestritten wir in einem alten Reisecar und den zweiten Teil in einem farbigen Chickenbus mit überdimensionierten Auspuffrohren und einer lauten Discoanlage, welche gleich die ganze Nachbarschaft beschallte 🔊. In Portobelo wechselten wir das Verkehrsmittel ein letztes Mal und kauften nochmals verschiedene Lebensmittel ein, ehe uns das Taxi nach Puerto Lindo brachte.

    Puerto Lindo hätten wir als Aufenthaltsort wohl nicht ausgewählt, wenn wir nicht von hier aus lossegeln würden ⛵. Der Ort ist nämlich ziemlich verschlafen und mit dem ÖV nicht wirklich gut erschlossen. Aktuell finden nur wenige Rucksacktouristen den Weg hierher und auch die Segelsaison beginnt erst gerade. In der Hochsaison ab Mitte Dezember soll in der Gegend aber ziemlich was los sein, wie uns eine Nachbarin versicherte. Viel mehr als die gegenwärtig gut 200 Segelboote befinden sich dann in der Marina und den Buchten von Puerto Lindo und Portobelo 😲.

    Während unserem Aufenthalt scheint jedoch vieles noch in einer Art Dornröschenschlaf zu stecken. Sowohl die Tauchschule ist geschlossen, als auch viele Bars, Unterkünfte und Restaurants 🏚. Viele Boote liegen zwar im Hafen vor Anker, ihre Besitzer sind aber noch nicht aus ihren Heimatländern angereist, um die Schiffe wieder flott zu machen. Ohnehin waren wir am ersten Tag etwas schockiert, so viele Wracks in den Buchten vorzufinden. Einige Boote scheinen bereits vor Jahren auf Grund gelaufen zu sein, während andere Schiffe erst Grünspan und Algen angesetzt haben. Solche "besitzerlosen" Boote fallen meist dem nächst grösseren Sturm zum Opfer und bleiben einfach in der Bucht liegen.

    In Puerto Lindo gibt es neben unserer Herberge lediglich ein kleines Hotel, das gleichzeitig auch das einzige Restaurant des Ortes betreibt und einem älteren Holländer und dessen kolumbianischer Frau gehört. Wir waren deshalb froh, dass es in unserer Unterkunft eine kleine Küche gibt und wir am Abend jeweils selber kochen können 👨‍🍳👩‍🍳. Glücklicherweise sind wir in unserer Herberge nicht die einzigen Gäste und haben vor allem in Frank, einem deutschen Segler, einen interessanten Gesprächspartner gefunden, der uns in die uns unbekannte Welt der Seefahrer einführt. Überhaupt scheinen alle Ausländer hier eine Segelvergangenheit zu haben. Denn neben Frank gaben uns auch Hans und Edina, das nette Wirtepaar des einzigen Restaurants, ein paar Segeltipps mit auf den Weg. Als komplette Landratten sind wir nämlich ziemlich gespannt, was uns auf den knapp sechs Tagen auf See alles erwarten wird 😄.

    Da das Wetter wieder etwas wechselhaft ist und es manchmal von einem auf den anderen Augenblick wie aus Kübeln giesst 🌧, verbrachten wir diese Tage viel Zeit in der Unterkunft. Schliesslich müssen ja auch die Blogbeiträge geschrieben und so einiges für die Weiterreise in Kolumbien geplant werden 😉. Und in der Hängematte liegend eine spannende Lektüre zu lesen ist ja auch nicht übel.

    Den einzigen wirklich schönen Tag nutzten wir für einen Ausflug nach Portobelo. Dieser auf den ersten Blick eher unscheinbare Ort hat nämlich eine ruhmreiche Vergangenheit. Während Jahrhunderten war Portobelo der wichtigste Hafen der spanischen Silberflotte. Alles Edelmetall und andere Schätze aus der neuen Welt wurden hierher gebracht und auf die spanischen Galleonen verfrachtet. Gold und Silber aus Peru und Bolivien, Edelsteine aus Kolumbien und Guatemala usw. 💰💎📿. Sogar die Erzeugnisse aus den Phillipinen wurden über den Pazifik nach Portobelo gebracht, um von dort aus nach Spanien verschifft zu werden.

    Portobelo war während dieser Zeit quasi die Schatzkammer des spanischen Königs 👑. Damit wurde der Ort zu einem beliebten Angriffsziel für andere Seefahrernationen wie Frankreich oder England sowie bekannte Freibeuter und Piraten. Der Freibeuter Francis Drake starb bei seinem Versuch Portobelo anzugreifen zwar nicht im Gefecht, dafür aber an Fieber. Erst 72 Jahre später gelang es dem Piraten Henry Morgan 🏴‍☠️ (ihr kennt ja sicher alle die gleichnamige Rum-Marke "Captain Morgan"), Portobelo zu erobern und reiche Beute zu machen. Die Stadtbefestigung wurde darauf nochmals ausgebaut und die Bewaffnung verstärkt. Erst als die Engländer den Hafen 1739 zerstörten, verlor Portobelo allmählich an Bedeutung. Die Ruinen der Wehranlagen und Forts 🏰 sowie das Zollhaus stehen heute auf der roten Liste der UNESCO für gefährdetes Weltkulturerbe. Denn Panama hat kaum Geld, um die Anlage zu konservieren. Wir genossen es, auf unserem Ausflug die alten Anlagen zu erkundigen, auf die alte Mauer zu klettern und die grossen Kanonen zu bestaunen.

    Einen weiteren, eher kurzen Abstecher unternahmen wir zwei Tage später mit einem Motorboot auf die Isla Grande. Primär ging es uns hier aber darum, mal in einem anderen Restaurant als bei Hans und Edina essen zu können 🍲. Die anschliessende Abkühlung im Meer tat uns ebenfalls gut. Das Highlight des Tages war aber ganz klar die Bande Klammeraffen 🐒, welche uns frech von ihrem Baum aus beobachteten, während wir mit dem Motorboot vorbeituckerten.

    Inzwischen laufen auch die Vorbereitungen für den Segeltörn auf Hochtouren. Die Tabletten gegen Seekrankheit 🤮 haben wir bereits in Panama City besorgt und arbeiten nun Punkt für Punkt die Liste ab, welche uns die Reiseagentur zukommen liess: Getränke und Snacks einkaufen, Akkus laden, den kleinen Rucksack mit allen notwendigen Kleidern umd Toilettenartikeln packen und alles restliche Material in Abfallsäcke stecken damit es an Board gegen Spritzwasser geschützt ist 📋.

    Auch "unser" Segelschiff, die "Wild Card" konnten wir bereits in der Marina von Lynton Bay entdecken ⛵. Das Schiff ist ziemlich gross - das fand zumindest Frank (und der kennt sich bekanntlich mit solchen Schiffen aus). Charlie, unser südafrikanischer Captain geniesst zudem einen guten Ruf. Alle hier scheinen ihn zu kennen und zu mögen und versicherten uns, dass wir bei ihm gut aufgehoben seien. Wie uns Hans, der holländische Seefahrer erzählte, ist nun endlich auch der langersehnte Nordost-Passat-Wind eingetroffen, was der Eröffnung der Segelsaison gleichkommt. Unserem Abenteuer steht also nichts mehr im Weg 😃.
    Read more

  • Day 71

    San Blas Inseln

    December 11, 2021 in Panama ⋅ ⛅ 29 °C

    Zu viele Köche verderben den Brei 👨‍🍳🍲. Oder in unserem Fall: Vier Kapitäne sind mindestens zwei zu viel🤔. Denn die alte Küchenweisheit gilt auch andernorts, wie wir bereits am ersten Tag unseres Segeltrips nach Kolumbien erfahren mussten. Aber alles der Reihe nach.

    Mit viel Vorfreude, im Falle von Dani aber auch etwas gemischten Gefühlen, packten wir am Abreisetag unsere Rucksäcke und Taschen wie von der Reiseagentur empfohlen. Fein säuberlich verstauten wir alle für den Segeltörn notwendigen Utensilien in unser "Handgepäck" 🎒👜 und kauften genügend Snacks sowie paar Dosenbiere. Alles Übrige steckten wir in Plastiksäcke und dann in den grossen Reiserucksack.
    Die über mehrere Wochen andauernde, regelmässige Kommunikation mit dem Reisebüro war gut, über den Kapitän hörten wir in den vergangenen Tagen nur Positives und auch die Wettervoraussichten waren vielversprechend.

    Frank, unser deutscher Zimmernachbar und Hobbysegler, brachte uns bereits am frühen Nachmittag mit seinem Auto in die Marina. Obschon wir erst um fünf Uhr da sein mussten und das Schiff vor Mitternacht auslief, wollten wir die Zeit nutzen, uns etwas auf die nächsten Tage einzustimmen ⛵☀️🤿🏝. Kaum angekommen, begrüsste uns ein bärtiger, älterer Mann und stellte sich als Hilfskapitän der "Wild Card", unserem Segelschiff, vor. Wir löcherten ihn sogleich mit zahlreichen Fragen und erfuhren, dass uns nicht, wie von der Agentur angekündigt, Charlie nach Cartagena bringen wird, sondern sich sage und schreibe vier Kapitäne um unser Wohl kümmern würden: John, der Schiffseigner, Simon, sein alter Bekannter aus Thailand, Ari aus Kolumbien und Mark, der angegraute Hilfskapitän aus Grand Cayman. Wir beide fühlten uns leicht geschmeichelt, ob so viel qualifizierter Betreuung. Gleichzeitig hatten wir aber auch unsere (berechtigten) Zweifel, was die Anwesenheit so vieler "Alphatiere" betraf 🧐. Denn inzwischen lief schon alles drunter und drüber. Sowohl wir, als auch unsere nach und nach eintreffenden Segelgspändli klagten über die mangelnde Kommunikation, fehlende Informationen und vor allem das Wirrwarr zwischen den Kapitänen. Nichts schien abgesprochen zu sein und zu allem Übel sprach Ari, der hauptverantwortliche Kapitän, kaum englisch sowie die restlichen Drei anscheinend kaum spanisch, was auch in den nachfolgenden Tagen zu mehreren Missverständnissen innerhalb der Crew führte⁉️.

    Doch noch liessen wir uns die gute Laune nicht nehmen und genossen die Atmosphäre in der Marina, wo wir im improvisierten Restaurant auf allerlei angeheiterte alte Seebären, sonnengebräunte Besitzer von teuren Segeljachten und sonstige kauzige Traveller trafen. Viel anders wird sich die Atmosphäre in einer Piratenspelunke vor dreihundert Jahren wohl nicht angefühlt haben 🏴‍☠️🍻. Bier um Bier wurde über die Theke gereicht, undefinierbares grünes Karibik-Fisch-Curry geschöpft und zu fortschreitender Stunde stieg nicht nur der Alkohol- sondern auch der Lärmpegel. Eine ältere Amerikanerin konnte sich beim Karaoke-Singen kaum mehr auf den Beinen halten und traf keinen einzigen Ton. Applaus gab es trotzdem. Von den einen aus Schadenfreude und von den anderen wohl aus Mitleid. Gemeinsam mit unseren Mitreisenden lachten wir über diese ziemlich misslungene Darbietung 🤪.

    Zu unserer Reisegruppe gehörten drei deutsche Jungs um die 25 , zwei Irinnen Mitte 20, eine Holländerin, ein Norweger, ein irisches Geschwisterpaar und ein Amerikaner. Bis auf den Amerikaner waren alle um die 5 bis 10 Jahre jünger als wir und ziemlich gut ausgerüstet mit literweise Bier, Rum und Alcopops 🍹🍻🥃. Uns schwahnte Böses, hatten wir uns doch eher auf einen relaxten Segeltörn mit idyllischen Inselparadiesen, schönen Sonnenuntergängen, guten Gesprächen und chilliger Musik eingestellt. Zumindest der erste Abend liess anderes vermuten. Ach ja: komplettiert wurde unsere Truppe durch Swiffer und Coco, zwei niedliche und seetaugliche "Schiffshunde"🐕🐩.

    Pünktlich um elf Uhr abends verliessen wir den Hafen und fuhren mit der Wild Card hinaus in die Dunkelheit. Die erste Nacht hatte es dabei ziemlich in sich 🌊 und schon nach einer Stunde verabschiedeten sich einige von uns unter Deck oder beugten sich über die Reling 🤮. Letzteres aus unterschielichen Gründen. Denn nicht nur der harte Seegang und der Alkohol machte zu schaffen, sondern auch die nicht gerade sternewürdigen Speisen aus der Marina-Küche, die vorallem Martina auf den Magen schlugen...

    Währenddessen es mit Martinas Magen auch am nächsten Morgen nicht zum besten stand, blieb Dani weiterhin beschwerdenfrei. Die Seasickness-Tabletten schienen zu wirken 💊😀. Doch auch für Martina sollte sich schon bald Linderung einstellen, da für die nächsten zweieinhalb Tage Insel-Hopping angesagt war und im San Blas Archipel das Meer wesentlich ruhiger ist. Aus unnachvollziehbaren Gründen, brauchten wir allerdings für den ersten Abschnitt bereits sechs Stunden länger und trafen somit nicht, wie geplant, bei Sonnenaufgang, sondern spätvormittags beim ersten Inselstop ein.

    Kaum war der Anker versenkt, verschwand langsam die Übelkeit und das Karibikfeeling überkam uns ⚓🌴. Martinas Kraft war gerade ausreichend, um die erste kleine Insel in knapp einer Stunde zu Fuss zu umrunden. Nach der ersten Mahlzeit auf dem Schiff ging es dann wesentlich besser.
    Über 360 Inseln gehören zu San Blas, manche davon durch Kuna-Familien bewohnt, andere kaum grösser als ein paar Quadratmeter 🏝. Einmal konnten wir vom Boot aus fast 40 einzelne Inseln ausmachen. Alle hätten wohl das perfekte Filmset für Pirates of the Carribean abgegeben. Die Inseln sehen genau so aus, wie man sie sich erträumt: weisser und goldgelber Sand, ein paar Palmen, Kokosnüsse, Muscheln, Seesterne und türkisblaues Wasser. Wie im Paradies!

    Wir genossen das tolle Wetter, die Abkühlung im Meer, den feinen Sand zwischen den Zehen während unseren Erkundungstouren auf den Inseln und die farbenprächtige Unterwasserwelt 🏖🩳🐠. Auch mit unserem Mitreisenden verstanden wir uns gut, obschon diese sich bereits frühmorgens ihren Drinks widmeten und die Nächte mit Trinkspielen ausklingen liessen. Auch wir genossen ab und zu kühles Dosenbier, zogen uns aber gegen Abend zurück und liessen die Partytruppe alleine weiter feiern. Auf House-Musik, Ibiza-Feeling und den allmorgendlichen Kater hatten wir einfach keine Lust 😉.

    Ein Insel-Highlight war der Besuch einer Kuna-Familie, wo wir von einer älteren Frau eine traditionelle Mola-Stickerei erstanden. Diese soll dereinst ein Kissen für unsere Hängematte zuhause in Luzern zieren. Ein anderer Höhepunkt war die Entdeckung von verschieden farbigen Seesternen sowie das Lobster-Barbecue 🦞 mit anschliessendem Lagerfeuer auf einer weiteren abgelegenen Insel. Rumflaschen waren genügend vorrätig - für den perfekten Piratenabend fehlten lediglich Johnny Depp und Keyra Knightley ☠. Einziger Wehrmutstropfen war das viele Benzin, welches unser Kapitän fortwährend auf das nasse Holz kippte, um das Feuer am Leben zu erhalten. So etwas hätte es damals im Jungwachtlager nie gegeben 😉.

    Auch die mangelhafte Absprache zwischen den Kapitänen ärgerte uns alle immer wieder. Mal gab es unverhofft eine Mahlzeit, als wir alle auf der Insel am Sonnenbaden und Kokosnüsse knacken waren 🏖🥥. Dann wurde der Lagerfeuerabend verlegt und zuletzt mussten wir satte zwei Stunden früher zur grossen Überfahrt aufbrechen. Noch zwanzig Minuten vorher versicherte uns der eigentliche Kapitän, dass wir gemütlich noch eine Abkühlung nehmen dürften und kein Grund zur Hektik bestünde. Das eingangs erwähnte Sprichwort bewahrheitet sich halt doch...

    Wie viele schöne Orte ist auch das San Blas Archipel bedroht 😥. Nicht nur der Klimawandel, die soziale Ungerechtigkeit und die mangelnde Unterstützung der Regierung machen den Inseln und ihren Bewohnerinnen und Bewohner zu schaffen. Ganze Strandabschnitte sind von Müll übersät. Dieser wird grösstenteils angeschwemmt, aber auch gewissenlose Touristen tragen ihren Teil dazu bei 😡.

    Wer mehr über die Kunas und die Herausforderungen für die San Blas Inseln erfahren möchte, findet hier einen interessanten Artikel aus der Frankfurter Rundschau: https://www.fr.de/panorama/wasser-verdraengt-10…
    Read more

  • Day 73

    Auf hoher See

    December 13, 2021, Caribbean Sea ⋅ ☁️ 27 °C

    Als "Binnenländler" und sprichwörtliche Landeier konnten wir uns im Vorfeld nicht so recht vorstellen, wie es wohl sein würde, mit so einem kleinen Boot auf das offene Meer zu fahren 🤔. Wird uns Neptun🔱 gnädig gestimmt sein? Werden wir Delfine oder sogar Wale sehen🐬🐋? Wie funktioniert das mit dem Kochen und können wir bei starkem Wellengang überhaupt schlafen? Das waren die etwas einfacheren und weniger beängstigenden Fragen.

    Es gab aber noch viel mehr, das uns "Wunder" nahm. Vor allem Dani musste sich in Acht nehmen, nicht zu viel zu lesen und das Kopfkino zusätzlich zu befeuern (wie oft "kippen" Segelschiffe eigentlich? Wie tief ist die karibische See und "was" lebt dort?) 🐙🦈🦑. Obwohl wir beide schon mal mit Segelschiffen unterwegs waren - Martina zu den Whitsundays in Australien und Dani zu den Komodoinseln und nach Flores in Indonesien - löste die knapp 45-stündige Fahrt über das offene Meer das eine oder andere Unbehagen aus ⛵. Die Gespräche mit anderen Seglern waren nicht besonders aufschlussreich. Frank, unser deutscher Zimmernachbar in Puerto Lindo, riet uns die "geilen Wellen" zu geniessen (ist er Sadist oder Adrenalin-Junky?), Hans, der Wirt in Puerto Lindo, beschwichtigte uns mit dem Hinweis, dass bei Sturmwarnungen entlang der Küste gesegelt würde (ist das weniger gefährlich?) und ein holländisches Seglerpaar erzählte uns, dass sie aufgrund des zu hohen Wellengangs und der zu starken Winde noch nicht lossegeln würden (hmmm...) 🌊⛈⚡.

    Am 12. Dezember um 14 Uhr war es dann soweit und das Unvermeidbare stand an. Für einen Rückzieher war es zu spät und der Einzige der das Boot in San Blas verliess, war ironischerweise der Schiffseigner John🙈. Dieser verzichtete auf die Weiterfahrt, da er aufgrund der neuen Pandemie-Restriktionen als Ungeimpfter in Kolumbien nicht hätte einreisen können. Mark und Simon, unsere verbliebenen Kapitäne zwei und drei, lichteten den Anker⚓ und wir genossen die letzte Mahlzeit ohne Schaukeln sowie flaue Gefühle in der Magengegend. Wenig später steuerte Ari, Kapitän Nummer eins, das Schiff langsam auf das offene Meer hinaus.

    Bis zum Sonnenuntergang durften wir auf Deck bleiben. Bei Dunkelheit wäre dies zu gefährlich gewesen - zu stark war der Wellengang und zu schwierig eine allfällige Seerettung. So genossen wir alle die frische Luft, die leichte Brise und die letzten Sonnenstrahlen🌞. Wir setzten uns etwas abgesetzt vom Rest der Gruppe ganz vorne am Bug hin, liessen unseren Blick in die Ferne schweifen und sahen dem Schauspiel der Wellen zu 🌊. Das Auf und Ab kommentierten wir anfänglich noch mit "Ah" und "Oh" und fanden es lustig, wenn wir nass gespritzt wurden.

    Mit Beginn der Dämmerung änderte sich allmählich auch der Seegang und damit die Stimmung. Wer konnte, versuchte sich irgendwo festzuhalten und sich noch nicht hinzulegen. Liegt man nämlich erst mal flach in der Koje, ist das Austehen gleich doppelt anstrengend und der Mageninhalt schneller oben, als man denkt 😝. Für diejenigen im oberen Stockbett kam als zusätzliche Challenge hinzu, dass es weder Leiter noch Tritte gab und man sich mit viel Schwung aufs Bett hieven musste. Der einfache Toilettengang 🚽 wurde so zum wohlüberlegten Akt und der Weg dorthin zur Zitterpartie. Auf der Kloschüssel "angekommen", galt es einen möglichst "festen" Sitz zu wahren und nach erledigtem Geschäft die Hose wieder ohne hinzufallen hochzuziehen. Mit Entspannung hatte dies nichts mehr zu tun 🧘‍♂️.

    Nach oder schon während dem Abendessen auf See wurden die beiden Party-Irinnen seekrank und mussten sich hinlegen 🤢. Eine der beiden sahen wir erst bei der Ankunft in Cartagena wieder auf Deck. Urs, einer unserer deutschen Reisekumpanen, klammerte sich derweil verbissen an die Türhalterung des Führerstandes😬. Er hatte sich den Segeltörn als Binnensee-Kapitän etwas ruhiger vorgestellt. Hinter Urs sass das irische Geschwisterpaar bleichgesichtig auf der gepolsterten Sitzbank 🥴.

    Auch uns beiden ging es unterschiedlich gut. Martina hatte mit wiederauftretender Übel- und Appetitlosigkeit zu kämpfen und probierte mit ausgestreckten Armen und Beinen in ihrer Koje nicht hin und herzurutschen 💪. Dani schluckte alle vier Stunden eine der empfohlenen Wunderpillen und versuchte möglichst lange wach zu bleiben💊😶. Zusammen mit Veit, einem weiteren Deutschen, hatte er nämlich den undankbaren Schlafplatz im oberen Stockbett direkt am Bug erhalten (oberhalb von Martina). Am Bug spürte man die raue See am stärksten und da wir gegen den Nordost-Passatwind segeln mussten, war es nicht ganz einfach, auf das Bett zu klettern und dann auch drin zu bleiben. Übrigens erfuhren wir zwischenzeitlich auch, dass es deutlich heftiger ist, von Panama nach Kolumbien zu segeln, als umgekehrt. Macht Sinn: Wir wollen in den Süd-Osten und haben Wind aus Nord-Osten. 🙈 Uns wurde dann auch klar, weshalb wir immer mit der Unterstützung des lärmigen Motors unterwegs waren.

    So hatten wir Landratten in der ersten Nacht auf hoher See allesamt mit grossen und kleinen Herausforderungen zu kämpfen. Unsere Kapitäne genossen währenddessen den Wellengang und amüsierten sich wohl auch das eine oder andere Mal über uns 😅.

    Richtig ruhig wurde die See bis kurz vor Cartagena nicht mehr. Allerdings wirkten Seegang und Wellen bei Tageslicht viel weniger bedrohlich, als bei kompletter Dunkelheit 🌑. Deshalb konnte am nächsten Tag zumindest ein Teil unserer Truppe den Vor- und Nachmittag auf Deck verbringen, den Delfinen zuschauen, Musik oder Podcasts hören und dazwischen die Seekranken mit Essen und Wasser versorgen 🐬🎵🤕. Lesen hingegen ging nicht und schlaue Bilder zu knipsen war ein Ding der Unmöglichkeit.

    Normal zu kochen war bei diesem Wellengang ebenfalls unmöglich, weshalb wir vornehmlich einfache Speisen wie Sandwiches, vorgekochte Pasta oder Dosenfood serviert bekamen 🥪🥫. Lecker war das alles nicht, aber angesichts der Umstände irgendwie akzeptabel. Schwierig gestaltete sich auch die Trinkwasser-Situation. Dieses wurde uns zur Verfügung gestellt und kam aus einem auf Deck platzierten grossen Plastikkanister, welcher seit gefühlt zehn Jahren nicht mehr gereinigt worden war. Da bis auf uns niemand eigenes Wasser mitbrachte, mussten unsere Reisegspändli nach Tagen des exessiven Bierkonsums wohl oder übel mit dieser trüben und gräulich riechenden Brühe Vorlieb nehmen 💦🤮. Hier hätten wir uns von der Agentur eine transparentere Info und von der Crew einen bedachteren Umgang mit der Hygiene gewünscht.

    Die Hygiene auf solchen Trips aufrecht zu erhalten ist so oder so nicht ganz einfach. Weder Toilette noch Kombüse konnten gereinigt werden und das Essgeschirr musste mit kaltem Meerwasser gespühlt werden 🧹🧼. Die permanente Anwesenheit der beiden Hunde war ebenfalls spür- und riechbar. Auch wenn die beiden gute Stimmung aufs Boot brachten, war die Vorstellung, irgendwo in einen frischen Haufen zu treten und denselben Teller wie die Hunde zu benutzen, wenig prickelnd 💩.

    Etwas mehr als 42 Stunden nachdem wir das San Blas Archipel verlassen hatten, konnten wir am zweiten Morgen auf hoher See in der Ferne erstmals grosse Frachtschiffe 🚢 erspähen. Der Hafen von Cartagena war nicht mehr allzu weit entfernt. Nach und nach tauchte am Horizont die Skyline von Cartagenas modernem Geschäftsviertel auf 🏙. Wir waren erleichtert, dass sich dieses Abenteuer dem Ende entgegenneigte und sehnten uns nach festem Boden unter den Füssen 👣.

    Im Hafen von Cartagena liessen uns jedoch zunächst die kolumbianischen Behörden noch etwas "zappeln". Mit der Erledigung der Grenzformalitäten hatten sie es nicht allzu eilig und genehmigten sich vor der Abfertigung unseres Segelschiffs eine grosszügige zweistündige Mittagspause. Ausserordentlich durstig, hungrig und müde freuten wir uns nun alle auf ein kaltes Getränk, einen gesunden Snack sowie eine erfrischende Dusche 🧃🥗🚿.

    Ein solcher Segeltörn war für uns beide etwas wirklich Einmaliges. Allen Unnannehmlichkeiten zum Trotz, fühlten wir uns bei der Wild Card Crew gut aufgehoben und sicher. Würden wir es wieder tun? Sehr wahrscheinlich schon. Aber mit anderen Erwartungen und sicherlich nicht in den nächsten paar Wochen. Reisende auf solchen Segelschiffen sind in den Augen der Crew primär Fahrgäste, die sicher von A nach B gebracht werden müssen. Eine konstante und transparente Gästekommunikation war unseren Kapitänen fremd und vieles wurde spontan Ad-hoc entschieden, was uns manchmal auf die Probe stellte. Wer eigene Bedürfnisse vorübergehend zurückstecken und sich schnell auf Unvorhersehbares einlassen kann sowie auf engem Raum mit vielen unterschiedlichen Menschen und Charakteren zurechtkommt, für den ist eine solche Reise aber sicherlich empfehlenswert!
    Read more

  • Day 76

    Cartagena de Indias

    December 16, 2021 in Colombia ⋅ ⛅ 30 °C

    Teuer, schick und wunderschön ist die alte Kolonialstadt im Nordwesten von Kolumbien 💰🌺🤩. Das wurde uns in Panama mehrmals von kolumbianischen Migrantinnen und Migranten erzählt, die einst in Cartagena lebten oder Verwandte in der Karibikmetropole haben.

    Cartagena war das Ziel unseres mehrtägigen Segeltörns durch die karibische See. Kaum aus dem Dingi (Beiboot des Segelschiffs) ausgestiegen, sehnten wir uns zuerst nach Essen, kühlen Getränken, einer Dusche und sauberer Kleidung🌮🥤🛁👕! Mit wackeligen Beinen und etwas ungeduldig suchten wir deshalb als allererstes ein Taxi, das uns möglichst schnell vom Hafen zur Unterkunft bringen sollte. Ziemlich dehydriert und schwindlig schätzten wir die hilfsbereite Kellnerin, die aus dem angrenzenden Restaurant auf uns zu eilte und uns beim Verhandeln des Fahrpreises half.

    Unser Hostel lag im alternativen Getsemaní-Quartier, in Gehdistanz zur berühmten Altstadt. Das farbige, verspielte und lebhafte Quartier gefiel uns von Anfang an 🥰. Dass eines der bestbewerteten Restaurants der ganzen Stadt zufälligerweise zwei Häuser neben unserem Hostel lag, kam uns nach dem "Segeltörn-Food" mehr als gelegen😋. Das Restaurant befand sich in einer ehemaligen Seifenfabrik, deren alte Steinmauern passend im neuen Gebäude integriert sind. Den ersten Abend in Cartagena liessen wir im Garten dieses gemütlichen Ortes bei zwei leckeren Pizzen ausklingen🍕.

    Den nächsten Tag gingen wir gemächlich an, denn der Schwindel, die Müdigkeit und die schweren Beine spürten wir nach wie vor ziemlich stark. Im Getsemaní-Quartier bestaunten wir die Street-Art und genossen es, durch die Gassen zu schlendern. Diese sind oft mit farbigen Wimpeln, bunten Regenschirmen oder glitzernden Girlanden dekoriert🌂🎊. In den engen Gassen spielt sich ein Grossteil der Freizeit der Einheimischen ab. So sitzen sie zum Beispiel auf Plastikstühlen vor ihren Häusern, spielen auf den Gehsteigen Schach oder tanzen zu Sambaklängen, die aus ihren Wohnzimmern tönen ♟️💃.

    Daneben füllen sich die Gassen jeden Tag mit Touris, welche sich das schmucke Quartier ansehen und ab und zu vor einem schönen Wandbild posieren. Die vielen Touristen ziehen auch Strassenkünstler an, welche versuchen, mit ihrer Darbietung etwas Geld zu verdienen. So folgten uns einmal zwei mit Mikrofon und Speaker ausgerüstete junge Rapper🎙🎶 (ausser "corazon" haben wir nicht viel mehr verstanden). Omnipräsent sind auch afrikanische Frauen, welche sich in den Nationalfarben Kolumbiens kleiden, grosse Früchtekörbe mit sich tragen und sich als Fotosujet anbieten.

    Obwohl das Quartier bunt und lebendig wirkt, war es für uns manchmal eine Herausforderung, mittags eine geeignete Essmöglichkeit zu finden. Das lag wohl nicht nur daran, dass einige kleine Lokale tagsüber (oder pandemiebedingt?) geschlossen waren, sondern auch an unseren Glüsten und Abneigungen nach dem 5-tägigen Segeltrip: auf Fleisch und Fisch hatten wir gar keine Lust und alle Restaurants mit penetranten Putzmittelgerüchen in der Luft schlossen wir kategorisch aus. Oft war es nämlich dasselbe ätzende Putzmittel, das uns noch vom Segeltörn her in der Nase lag und dessen Duft vom Schiffsklo aus das ganze Boot "eroberte"🤮. Schlussendlich wurden wir aber immer irgendwo fündig. Schliesslich ist es ja auch nicht falsch, zwei Tage hintereinander Pizza zu essen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet 😉.

    Nach zwei Nächten Aklimatisierung auf dem Festland waren wir zum Glück bereits etwas gestärkt, um neuen Besuch auf unserer Reise zu empfangen: Beim berühmten Torre del Reloj durften wir Andrea (Martina's Schwester) in die Arme schliessen🥰. Gemeinsam mit ihr reisen wir bis Ende Jahr durch Kolumbien. Zunächst ging es aber erst einmal auf Erkundungstour durch Cartagena.

    Ein "Must" für alle Touristen ist das sehenswerte Altstadtviertel. Neben prächtigen alten Kirchen mit hohen Türmen, schmücken lauter herausgeputzte Kolonialhäuser die Gassen🕍. Viele verzierte Fassaden und verschnörkelte Balkone lassen sich hier bestaunen. Im Parterre der Altstadthäuser findet man häufig edle Boutiquen, teure Modegeschäfte oder Touristenshops🛍. Auch die malerischen Nebengassen mit den buntbemalten und von Fliederbüschen bewachsenen Wohnhäuser lohnt es sich zu entdecken. Während man dort etwas Ruhe geniesst, geht es auf den grösseren Plätzen geschäftig zu und her: Dort gibt es lauter Strassenhändler, die Sonnenbrillen, Hüte, Bilder, Fussballtrikots und vieles mehr anpreisen🕶👒👕.

    Doch nebst Schlendern, Staunen und Verhandeln gönnten wir uns ab und zu auch eine Trink- und Kaffeepause☕️. Schliesslich hatte Martina ihrer Schwester viel zu erzählen. Während dem anschliessenden Spaziergang auf der mächtigen Stadtmauer amüsierten wir uns über zahlreiche Reiseanekdoten.

    Von der Stadtmauer aus geniesst man einen tollen Ausblick auf das Meer und den Hafen. Dieser war während der Kolonialzeit von enormer Bedeutung, da Cartagena damals der wichtigste Hafen für die Spanier in Kolumbien war. Deshalb verfügt die Stadt auch heute noch über eine majestätische Stadtmauer und etwas ausserhalb der Altstadt über eine mächtige Befestigungsanlage, die wir jedoch nicht besichtigt haben🏰.

    Am letzten Abend konnten wir mit Andrea nochmals die "Wild Card" erspähen, welche im Yachthafen vor Anker lag⛵️. Das Schiff wartete darauf, in ein paar Tagen die nächste Gruppe nach Panama zu bringen, während wir weiter Richtung Süden reisen werden.
    Read more

  • Day 79

    Tayrona Nationalpark und Buritaca

    December 19, 2021 in Colombia ⋅ ⛅ 28 °C

    Der Tayrona-Nationalpark ist ein Must-see im karibischen Norden Kolumbiens. Hier trifft der Regenwald auf eine felsige Küstenlinie mit versteckten, paradiesischen Strandabschnitten 🌴🏖. Der Nationalpark erstreckt sich über eine Fläche von fast 200 Quadratkilometern und befindet sich östlich der Grossstadt Santa Marta.

    Nach Cartagena war der Tayrona-Nationalpark unser zweiter Stopp in Kolumbien und gleichzeitig der letzte Halt an der Karibikküste auf unserer Reise. Wir fuhren zuerst mit dem Bus von Cartagena nach Santa Marta und anschliessend mit dem Taxi bis zum Hotel in der Nähe des Parkeingangs von Zaíno. Unsere Unterkunft für die nächsten Nächte war sehr rustikal und beherbergte neben Touristen zwei Papageien, zahlreiche Kaninchen und Schildkröten 🦜🐇🐢.

    Den ersten Tag nutzten wir für eine ausgiebige Wanderung im Nationalpark. Da im Dezember viele Kolumbianer Ferien haben und unser Wandertag gleichzeitig auf einen Sonntag fiel, waren viele Touristen unterwegs. Gewisse Abschnitte waren eine regelrechte Völkerwanderung 🚶‍♂️🚶‍♀️ und wir waren froh, dass wir wenigstens ab und zu in Ruhe die Flora und Fauna geniessen konnten.

    Zu entdecken gab es neben mächtigen Bäumen, farbigen Blumen mit grossen Blüten 🌺 auch die einen oder anderen Tiere. Während wir die Kapuzineräffchen aufgrund des lauten Raschelns der Baumwipfel schon von Weitem hören konnten, mussten wir uns bei den kleinen Totenkopfäffchen etwas mehr gedulden 🐒. Ab und zu erspähten wir sogar zwischen Ästen und Büschen gut getarnte Vögel 🦉 und einen auffälligen roten Specht, der sich von den lauten Touristen nicht ablenken liess. Entlang des Wanderweges stiessen wir mehrmals auf geschäftige Blattschneiderameisen, welche auf ihren dutzenden von Meter langen Ameisenstrassen Blattstücke und Blütenteile in ihre Bauten transportierten 🐜🍃.

    Nach ungefähr anderthalb Stunden über Stock und Stein, hörten wir in der Ferne das Meeresrauschen und wurden kurze Zeit später mit einer spektakulären Aussicht auf einen wilden Küstenabschnitt belohnt. Das wilde Meer prallte hier mit voller Wucht auf die felsige Brandung und die Gischt war von Weitem her zu sehen 🪨🌊. Kein Wunder, waren die zwischen den Felsen liegenden Strände abgesperrt. Die Strömung hier war schlicht und einfach viel zu stark, um zu baden.

    Wir genossen es trotzdem, durch den warmen Sand zu laufen und liessen es uns nicht nehmen, an einem sicheren Strandabschnitt ins kühle Nass zu hüpfen 🏊‍♂️. Beim anschliessenden Zvieri-Rast mit frisch aufgeschnittenen Mango und Ananas 🥭 🍍 bedauerten wir, dass wir uns bereits wieder auf den Rückmarsch begeben mussten. Gerne hätten wir noch weitere Strände entdeckt und würden bei einem nächsten Besuch eine Nacht in einer der Lodges oder auf einem der Campingplätze im Nationalpark buchen. Für Tagesgäste ist der Nationalpark nämlich nur bis 17 Uhr geöffnet.

    So blieb uns nichts anderes übrig, als am frühen Nachmittag den rund dreistündigen Rückweg zügig und ohne Pausen zurück zu legen. Unterwegs beobachteten wir nochmals eine Gruppe Kapuzineraffen und trafen auf ein paar Einheimische vom Volk der Tayrona. Diese Menschen leben in kleinen Siedlungen im Nationalpark und führen nach wie vor ein sehr traditionelles Leben. Sie kleiden sich in weissen Leinentüchern und die Männer tragen ihre Haare schulterlang. Einen Teil ihrer Einkünfte erwirtschaften die Tayrona mit dem Verkauf von Fruchtsäften, Kokosnüssen und selbstgeknüpften Armbändern, welche sie entlang des Wanderweges an Touristen verkaufen 🍹🥥📿.

    Den zweiten Tag nutzten wir für einen Ausflug zur Quebrada Valencia, einem Wasserfall mit vielen kleinen und grossen natürlichen Badebecken mitten im Dschungel 🏞. Die Wanderung zum Wasserfall war sehr abwechslungsreich und führte an riesigen Bäumen und mehreren kleinen Höfen vorbei. Ingesamt mussten wir sieben Mal den Fluss durchqueren und aufpassen, dass wir auf den glitschigen Steinen nicht ausglitten🙈. Wie schon am Vortag, verkauften Einheimische am Wegrand diverse Leckereien und Kunsthandwerk. Neben einer frischen Kakaofrucht kauften wir unterwegs von einer älteren Frau selbst hergestellte Schokolade und kosteten diverse Brotaufstriche 😋.

    Am Nachmittag wollten wir nochmals etwas Sonne tanken sowie Strand und Meer geniessen. Leider entsprach der vom Reiseführer empfohlene Badestrand von Buritaca überhaupt nicht unseren Vorstellungen. Überall lag viel Abfall herum und die Anwesenheit der zahlreichen herumstreunenden Hunde war nicht gerade angenehm. Wir verzichteten deshalb auf ein Bad im Meer, assen eine Kleinigkeit und machten uns etwas früher auf den Rückweg zur Unterkunft.
    Read more

  • Day 83

    Medellín und Communa 13

    December 23, 2021 in Colombia ⋅ ⛅ 23 °C

    Wer Medellín hört, denkt unweigerlich an Pablo Escobar, den wohl mächtigsten und reichsten Drogenbaron der achtziger und frühen neunziger Jahre 💰👨🏻. Die jüngste Geschichte der Stadt ist unmittelbar mit dem Schicksal bzw. dem Aufstieg und Fall von Pablo Escobar verknüpft. Jahrzehntelang galt Medellín als einer der gefährlichsten Orte der Welt, wo Gewalt, Todschlag und Bandenterror an der Tagesordnung waren 😥. Mittlerweile hat sich das Blatt gewendet und Medellín gehört in einigen Bereichen zu den fortschrittlichsten und innovativsten südamerikanischen Metropolen.

    Zusammen mit Andrea, der Schwester von Martina, bereisten wir Medellín über die Weihnachtstage 🎄🎁. Unsere Unterkunft befand sich im Altstadtviertel Prado, in Fussdistanz zum bekannten Botero-Platz. Den nach dem berühmten Maler und Bildhauer benannten Platz besuchten wir noch am Anreisetag. Zwei Tage vor Weihnachten schien hier viel los zu sein. Touristen, Strassenverkäufer, Dirnen und Randständige bevölkerten den Platz. Die Fussgängerzone war gerappelt voll und überall wurden irgendwelche Schnäppchen feilgeboten. Wir mussten uns förmlich durch die Menschenmassen "kämpfen". Offenbar gibt es auch unter den Kolumbianern viele "Last-Minute-Geschenkekäufer" 😉🎅.

    Die folgenden Tage in Medellín waren facettenreich. Wir genossen das milde Wetter, schlenderten durch die unterschiedlichen Barrios und entdeckten schöne Cafés sowie hippe Restaurants ☕🍪🍹. Ein schmuckes Lokal für ein leckeres Weihnachtsessen zu finden, war leider unmöglich. Die vielen Restaurants waren am Weihnachtsabend ausnahmslos geschlossen und viele Paísas (so werden die Bewohnerinnen und Bewohner Medellíns genannt) zogen es vor, im privaten Rahmen zu feiern 🎄. Glücklicherweise gehörte zu unserem Hotel ein kleines Restaurant, welches schmackhafte Gerichte auf der Karte hatte 😋🍽🍷.

    Aufgrund der Feiertage war es nicht nur schwieriger ein schönes Restaurant zu finden, auch andere Einrichtungen waren nur eingeschänkt zugänglich oder wie im Falle des botanischen Gartens ganz geschlossen 🌳🌴🪴. Dafür war auf den Strassen und in den grossen Busterminals umso mehr los. Spätestens ab dem Mittag waren die Hauptverkehrsachsen komplett verstopft 🚗🚃🚚.

    Medellín ist eine durch und durch moderne Stadt mit attraktiven Vierteln, grossen Parkanlagen und einem sehr guten öffentlichen Verkehrssystem 🚎🚝🚠. Mit der Metro gelangt man einfach und unkompliziert in die verschiedenen Stadtteile. Die ärmeren Quartiere an den steilen Berghängen sind durch Seilbahnen erreichbar, welche zum Metro- Verkehrsverbund gehören. Daneben gibt es zahlreiche grosse und kleine Busse, deren genauen Fahrpläne und Strecken sich uns jedoch nicht ganz erschlossen😆.

    Medellín ist auch eine Stadt der Gegensätze. In einigen Quartieren wie Poblado reihen sich Wolkenkratzer an Wolkenkratzer 🏙, während an den Hängen der Anden einfachste Behausungen das Stadtbild prägen. Auf unseren Fahrten durch die Stadt beobachteten wir immer, wieder wie junge und alte Menschen in den Müll-Containern nach Lebensmitteln suchten oder unter Brücken und entlang der Strassen auf Kartons schliefen. Trotz der Bemühungen der Stadtverwaltung und dem Einsatz von NGOs lebt ein grosser Teil der Bevölkerung nach wie vor in bitterer Armut😥. In den letzten Jahren wurden zwar verschiedene Projekte, wie Rolltreppen zwischen einzelnen Quartieren, Schulen, Bibliotheken oder medizinische Einrichtungen realisiert 🏫📚🏥. Dennoch geht es für die arme Bevölkerung täglich von Neuem ums Überleben. Verschiedene Organisationen und Bürgerinitiativen versuchen deshalb seit Jahren, den Anliegen dieser Menschen eine Stimme zu verleihen. Als Vorzeigebeispiel für das Zusammenwirken der Quartierbewohner mit der Behörde gilt die Communa 13. Diese haben wir während unserem Medellín-Aufenthalt im Rahmen einer geführten Tour besucht.

    Die Communa 13 gehört mittlerweile zum fixen Bestandteil der Reiseagenda vieler Touristen und wartet mit einer lebendigen Streetart-Szene und einer traurigen Vergangenheit auf. Wir nutzten den Ausflug, um viel über die Entwicklung Medellíns zu erfahren. Zusammen mit Sebastian, unserem Guide, fuhren wir zuerst mit der Metro ins Barrio San Javier und begaben uns von dort in luftige Höhen. Mit der Seilbahn lassen sich die Quartiere an den steilen Hängen der Cordillera Central nämlich am besten entdecken 🚠.

    Sebastian nutzte die Zeit in der Gondel, um uns die schwierige und traurige Geschichte der Stadt und ihrer Bewohnerinnen während der letzten 80 Jahre zu schildern. Bereits in den Jahren vor Pablo Escobar zogen zahlreiche Familien in der Hoffnung in die Stadt, sich dort eine bessere Zukunft aufbauen zu können. Diese Familien lebten vorher in völlig unterentwickelten Landregionen und flohen während der "La Violencia", des bewaffneten Bürgerkriegs, nach Medellín. Dort besiedelten sie nach und nach die Berghänge rund um die Stadt und gründeten Quartiere wie die Communa 13.

    Gegen Ende der 1960er Jahre wurde der Drogenhandel immer dominanter und lokale Drogenhändler und Schmuggler lieferten sich erste Scharmützel mit der Polizei. Richtig schlimm wurde es dann allerdings erst, als Pablo Escobar begann, in grossem Stil mit Kokain zu handeln und das Medellín-Kartell gründete. Über Jahre hinweg wurde alles von Escobars Bande kontrolliert. Wer nicht in seinem Sinn handelte, wurde kurzerhand umgebracht. Trotzdem genoss Escobar in breiten Bevölkerungskreisen grosses Ansehen, galt als moderner Robin Hood und sass zeitweise sogar als offizieller Abgeordneter im kolumbianischen Parlament.

    Mit den Jahren eskalierte die Gewalt in Medellín und ganz Kolumbien immer mehr und gipfelte nach der Ermordung des kolumbianischen Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galán durch das Medellín-Kartell in einem offenen Drogenkrieg. Galán stand mit seinem geplanten Regierungsprogramm dem Kartell im Weg und gefährdete bei einer allfälligen Wahl die Drogengeschäfte. Nach der Ermordung Galánd wurde Pablo Escobar sowohl von der kolumbianischen Regierung gesucht, als auch von US-Sondereinheiten verfolgt. 1993 starb Pablo Escobar schliesslich bei einer Razzia in Medellín. Ein ziemlich authentisches Bild dieser Zeit vermittelt die Netflix-Serie "Narcos". Auch das Buch "Kings of Cocaine" ist lesenswert.

    Aber nun zurück zur Communa 13 und deren Verbindung zu Pablo Escobar. Über viele Jahre hinweg rekrutierte das Medellín Kartell seinen Nachwuchs in den armen Barrios und kontrollierte über ein Netzwerk an Kriminellen das Leben in diesen Quartieren, zu welchen auch die Communa 13 zählte. Auch nach dem Tod Escobars verbesserte sich die Situation für die Bewohnerinnen und Bewohner nicht merklich. Denn anstelle des Kartells traten nun Strassengangs, Paramilitärs und Links-Guerillas, welche versuchten, ihren Einfluss in den Armenvierteln der Stadt auszudehnen. Das harte, intransparente und unüberlegte Vorgehen der Polizei und des kolumbianischen Militärs war ebenfalls nicht friedensfördernd, sondern hinterliess gerade in den ärmeren und von der Gewalt stärker betroffenen Quartieren tiefe Wunden.

    Die jahrelange Gewalt, die schlechte Infrastruktur und der aufgestaute Frust gegenüber der Politik führten irgendwann dazu, dass die Einwohnerinnen und Einwohner der Communa 13 selber die Initative übernahmen. Dies erforderte eine Zukunftsvision und die Verarbeitung der Vergangenheit. Während bei ersterem die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung gesucht wurde, spielte bei der Vergangenheitsbewältigung die Hip-hop-Kultur eine zentrale Rolle. Wut, Trauer aber auch Hoffnung und Freude fanden eine kreative Ausdrucksweise in Graffiti, Musik und Breakdance.

    Auf unserer Tour führte uns Sebastian durch das Quartier und erklärte uns die Entstehungsgeschichte und Bedeutung ausgewählter Graffiti. Die Graffiti erzählen von den tragischen Ereignissen, welche den Bewohnerinnen und Bewohner in den letzten Jahren widerfahren sind. Viele, der in den prächtigen Graffitis verwendeten Symbole, hätten wir ohne Sebastians Ausführungen nicht selber deuten können. Während dem Rundgang besuchten wir mit Sebastian auch eine Bar, welche durch ehemalige Häftlinge betrieben wird und ein kleines Restaurant, welches gemäss Guide die besten Kaffee-Cocktails der Stadt zubereitet (ja, das gibt es tatsächlich). Akrobatische Einlagen einer Breakdance-Formation rundeten unsere Tour durch dieses bunte und lebendige Quartier ab.

    Wir verliessen die Communa 13 an diesem Nachmittag mit gemischten Gefühlen. Die Koexistenz von Armut und einer gewissen Perspektivlosigkeit auf der einen und den hippen Bars, teuren Galerien sowie Heerscharen an Touristen auf der anderen Seite sorgte bei uns für einen etwas bitteren Nebengeschmack.

    Wir waren froh, dank Sebastian mehr über die tragische Geschichte und die aktuelle Situation der Communa 13 erfahren zu haben. Dennoch hatten wir das Gefühl, dass Sebastian gewisse Umstände etwas beschönigte und wir hätten uns gewünscht, von den Bewohnerinnen und Bewohnern selber zu erfahren, wie sie die Transformation der letzten zehn Jahre erlebt haben. Die Frage, wer genau wie und wo von den vielen Touristen profitiert, blieb leider unbeantwortet.

    Hinweis zum Besuch der Communa 13:
    Zahlreiche seriöse und weniger seröse Anbieter bieten mittlerweile Touren in die Communa 13 an. Wir haben uns bei unserem Besuch für "The Communa 13 Tour" entschieden, da ein Teil des Erlöses in Projekte im Quartier zurückfliesst. Unser Guide wusste sehr gut über die Geschichte der Communa 13 und die Hintergründe einzelner Graffiti Bescheid. Allerdings wuchs er nicht im Quartier auf und lebte auch nie dort. Uns fehlten deshalb manchmal gewisse Insights. Bei anderen Agenturen arbeiten teilweise auch Guides aus dem Quartier, welche sicherlich auch aus eigener Erfahrung über die Entwicklung der Communa 13 berichten können. Zudem lassen sich vor Ort freischaffende Guides engagieren. Auf jeden Fall empfehlen wir die Communa 13 mit einer geführten Tour zu besuchen😀.
    Read more