traveled in 6 countries Read more Berlin, Deutschland
  • Day 262

    Berlin

    July 16, 2017 in Germany ⋅ ⛅ 21 °C

    Wir sind zurück. Es war seltsam, wieder unsere Wohnung zu betreten, und es fühlt sich immer noch seltsam an, länger als vier Tage an einem Ort zu verweilen, aber das sind Dinge, die sich geben werden, sobald der Alltag wieder einkehrt. Wir haben uns vorsichtshalber richtig viel KitKats aus Japan mitgebracht in den abgefahrensten Geschmacksrichtungen (unter anderem Erdbeerkäsekuchen und Wasabi, aber die mit Hokkaido-Melone sind der Hammer), die uns bei Verzehr immer wieder an unseren Trip erinnern - aber auch diese werden irgendwann mal alle sein.

    Was bleibt darüber hinaus? Nun, zunächst einmal ein Haufen T-Shirts. Eine .50cal Gewehrkugel, die ich über vier Flughäfen transportiert habe und in Abu Dhabi für einen mittelgroßen Tumult gesorgt hat (...was sich aber letztendlich in allgemeiner Erheiterung aufgelöst hat), einiges an Schmuck für Kathrin, und noch so in paar Dinge, die sich von Ort zu Ort angesammelt haben, und von denen man sich irgendwann mal nicht mehr trennen konnte - wie zum Beispiel jenes Hufeisen, welches wir in Viñales am Wegesrand gefunden haben. Wir sind nicht besonders abergläubisch, es haben sich aber während der Reise ein paar sehr glückliche Fügungen ergeben, und es ist unsere tiefe Überzeugung, dass das Hufeisen was damit zu tun hat; so hängt es jetzt ganz klassisch über unsere Eingangstür (es wirkt allerdings noch etwas schmucklos. Da müssen wir uns noch was einfallen lassen). Oder der dämliche Strohhut, den ich in Chichen Itza gekauft habe, der kaum getragen wurde und der in keinen Koffer passt, aber trotzdem durch alle weiteren Länder bis zurück nach Hause mitgeschleppt wurde. Aber das, was wirklich zählt, liegt jenseits der genannten materiellen Mitbringsel. Es sind die vielen Momente, in denen wir staunend vor irgendeiner Landschaft standen, mit einem Bier in der Hand warteten, dass irgendwo auf der Welt die Sonne unterging, oder wir uns einfach nur auf die vor uns liegenden Abenteuer freuten. Erinnerungen, die uns keiner mehr nehmen kann und uns bis zur Demenz begleiten werden. Laut Findpenguins war es leider keine richtige Weltreise: wir sind nur 0,9 mal um die Welt gekommen. Sei's drum. Es war unbeschreiblich schön, wir würden alles genauso wieder machen (bis auf Roswell), und können nur jeden animieren, es uns gleich zu tun. Man lebt nur einmal, und da draußen wartet eine ganze Welt darauf, von euch entdeckt zu werden. Wie heißt es doch so schön? Nur Reisen ist Leben, wie umgekehrt das Leben Reisen ist.

    Liebe Freunde, hiermit endet Westwards. Das Wissen, dass ein paar Leute zuhause unsere Erlebnisse verfolgen, hat uns nicht nur stets ein Gefühl von Verbundenheit zur Heimat vermittelt, sondern auch gleichzeitig euch zu unseren Mitreisenden gemacht. Danke, dass ihr uns bis hierhin begleitet habt... und bis zur nächsten 0,9-Weltreise!
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  • Day 257

    Vereinigte Arabische Emirate

    July 11, 2017 in the United Arab Emirates ⋅ ☀️ 44 °C

    Die V.A.E. waren eigentlich nie ein ausgemachtes Reiseziel. Wir hatten uns vorgenommen, nur dort Halt zu machen, wo man mit einem "gewöhnlichen" Urlaub von zwei bis drei Wochen Dauer nicht so leicht hinkommt, und der Golfstaat ist gerade mal 6 Flugstunden vom Deutschland entfernt. Andererseits hatten wir keine Lust, von Tokio 17 Stunden fast Non-Stop durchzufliegen, und aus diesem Grunde buchten wir einen Gabelflug mit zwei vollen Tagen Aufenthalt in Abu Dhabi.

    Da wir uns bei der Planung schon dachten, dass uns die 10 Stunden des ersten Fluges (auch ohne Monsun) ganz schön fertig machen würden, haben wir es pimpmäßig nochmal so richtig wissen wollen... und wo Bitteschön könnte man besser in güldenem Luxus schwelgen als im einem Staat, der in Petrodollars schwimmt?

    Luxushotels gibt es in Abu Dhabi einige - es ist eigentlich sogar schwieriger, dort eine klassische Absteige zu finden als einen Multimillionen-Protzbau. Aber mit gewöhnlichen vergoldeten Wasserhähnen wollten wir uns natürlich nicht begnügen - sowas besitzt ja heutzutage bereits jeder mediokre russische Oligarch zuhause. Nee, wir suchten "The real Deal", und buchten uns für die Zeit im Jumeirah at Etihad Towers ein - die gleiche Nobelkette, der auch das weltberühmte Burj El Arab im Dubai gehört. Die Etihad Towers (vier an der Zahl, aber nur in einem ist das Hotel) sind nicht ganz so ansehnlich, aber ebenfalls schön hoch. Wer jetzt denkt, der Scheiß wäre unbezahlbar: Die Zimmer im "Brauhaus Wittenberg", ein popeliges Landgasthaus, welches wir für dieses Wochenende zum MELT gebucht haben, kosten lediglich 20,- am Tag mehr. Ich bezweifle, dass die überhaupt einen Aufzug haben... (im Jumeirah waren natürlich alle sechs vergoldet und mit italienischem Marmor verkleidet).

    Wir vermuten aber, dass das Zimmer auch deswegen so günstig war, weil eigentlich niemand, der bei klarem Verstand ist, sich zwischen Juli und September freiwillig in den Emiraten aufhält. Außer natürlich, man findet es toll, sich dauerhaft in einer zu heiß eingestellten Biosauna aufzuhalten. Im Sommer sinken die Temperaturen selbst nachts nicht unter 40 Grad - als wir um 10:30pm landeten, zeigte das Thermometer noch 42 Grad an. Das alleine wäre ja irgendwie noch erträglich, immerhin sind Kathrin und ich durch die Höllenhitze des Death Valley auf Mulis geritten (ach, dass wusstet ihr noch nicht?) und somit einiges gewohnt. Das Ding allerdings ist, dass Abu Dhabi am Meer liegt, und das bedeutet Feuchtigkeit satt: meistens um die 30%, können aber auch mal 50% sein. Das machte die Sache gleich mal viel unangenehmer, und während es tagsüber um die 47 Grad hatte, lag die "gefühlte Temperatur" bei 58 Grad (wobei das meiner Meinung nach ziemlicher Schwachsinn ist...das eine ist "Scheißeheiß" und das andere "noch Scheißeheißer", irgendwann mal spielt die Zahl überhaupt keine Rolle mehr). Ihr seht also, der Vergleich mit der Biosauna passt - und es fühlt sich wirklich so an.

    Du kannst bei solchen Temperaturen nur drei Dinge tun: ins Wasser springen, dich in ein gekühltes Gebäude begeben, oder dich ausziehen.
    Ersteres fällt eigentlich schon mal flach. Das Meer vor Ort ist nicht sehr tief, und so schwankt die Wassertemperatur zwischen 32 und 35 Grad. Das ist wie eine warme Dusche in der Biosauna nehmen. Ausziehen ist leider auch nicht möglich, denn trotz der gezeigten Toleranz sind die VAE immer noch ein gottesfürchtiger Staat, bei dem Zucht und Ordnung herrscht. Das gilt allerdings nur für Frauen! Während die Männer in weißen, wallenden Gewändern rumlaufen dürfen, haben sich Frauen komplett in schwarz zu kleiden. Dabei bekamen wir alle möglichen Verschleierungsformen zu sehen: vom einfachen Hidschab über Tschador und Niqab, wo nur noch die Augen zu sehen sind, bis hin zur Burka. Wer das bei diesen höllischen Temperatur aushalten will, ohne zu zerfließen, muss schon mit einem festen Glauben ausgestattet sein.
    Bleibt also nur das Flüchten in klimatisierte Räume, und das ist die einzige Rettung vor dem sicheren Hitzetod. Es war so ein bisschen wie das bekannte "Boden ist Lava"-Spielchen, leicht abgewandelt zu "die Luft brennt". Wo ist der nächste AC-Raum nach diesem hier? Wie kommt man am schnellsten dorthin? Aus diesem Grunde ist auch die Anzahl der Fotos aus den VAE bei uns beiden recht überschaubar: die eingesetzte Ausrüstung (z.B. Stative) wird bei diesen Temperaturen sehr schnell so heiß, dass du es nach 5 Minuten außen nicht mehr anfassen kannst. Wir hielten uns nur die allernötigste Zeit im Freien auf. Den Rest der Zeit waren wir entweder in unserem Hotel, in der Scheich Zayid-Moschee (die wirklich unglaublich schön ist - das angehängte Video zeigt diese während des Gebetsrufes am Mittag) oder in einer Mall...wobei da eigentlich nur die Yas-Mall wirklich sensationell ist und sich mit den japanischen Pendants messen lassen kann; in den anderen findet man vornehmlich Geschäfte für Schmuck oder Gold. Dort hängen auch ausschließlich Araber oder russische Oligarchen ab.

    Nach zwei Tagen war der Spaß vorbei. Unser Rückflug nach Deutschland stand an, und somit das Ende unserer Reise...
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  • Day 256

    Durch den Monsun

    July 10, 2017 in the United Arab Emirates ⋅ ☀️ 44 °C

    Der zeitliche Zenith unserer Reise, unser "Bergfest", ist ja schon vor einer ganzen Weile überschritten worden. Mit unserer Landung in Abu Dhabi sind wir jetzt allerdings auch geographisch gesehen bereits auf dem Rückweg. Dabei war der Flug alles andere als angenehm. Nicht nur, dass er etwas über 10 Stunden ging (und nein, diesmal haben wir nicht die Businesskarte gezogen), wir flogen über den gesamten asiatischen Kontinent zur Monsun-Zeit.

    Wenn sich in Europa Gewitterzellen am Himmel austoben, können Flieger diese in aller Regel überfliegen, da sie selten über 12.000m Höhe gehen. Tropische Monsunstürme im Sommer sind allerdings ein anderes Kaliber, und können bis 18.000m Höhe reichen. Wahre Monster, in die kein Flugzeug reingeraten möchte. Solche Stürme können natürlich umflogen werden... außer, sie sind zu groß, oder am Radar schlecht erkennbar, was bei hintereinander liegenden, blitzlosen Zellen oftmals der Fall ist. Da hilft nur noch Sichtflug. Ach, hatte ich schon erwähnt, dass wir einen Nachtflug hatten?

    Es ist ein wahrlich imposanter Anblick, in 13.000m Höhe an einer voll ausgebildeten, vom Mond beschienenen Cumulonimbus-Ambosswolke vorbeizufliegen, die deine eigene Flughöhe um einige Tausend Meter überragt und in der ständig fette Blitze aufleuchten. Es ist jedoch weitaus weniger imposant, wenn du bei gleicher Höhe plötzlich dichten Wolkenflug hast und du Turbulenzen ausgesetzt wirst wie an einem sehr windigen Tag kurz vor der Landung. Auf der Onboard-Streckenführung hat man gesehen, wie die Piloten einen Zick-Zack-Kurs fliegen mussten; ganz verschont geblieben sind wir trotzdem nicht. Besonders östlich von Shanghai und über den nordindischen Kontinent hat es uns ein paar mal ordentlich erwischt. Natürlich ist nichts passiert, ich gehe davon aus, dass es auf der nach oben offenen Turbulenzenskala noch viel schlimmer kommen kann; mir hat es allerdings gereicht; in dieser Höhe hatte ich bisher noch nicht mit solchen Kapriolen zu kämpfen. Ich kann übrigens jedem nur empfehlen, bei solchen Wetterbedingungen und im 787 Dreamliner nicht unbedingt an den Flügeln zu sitzen, wie es wir taten - oder zumindest nicht zu oft rauszuschauen. Mag sein, dass das Flugzeug hier am stabilsten ist, aber bei starken Winden haben die Flügel gelegentlich so stark ausgeschlagen, als würde das Ding einem Vogel gleich weiterfliegen wollen. Das kann schon leicht beängstigend sein.

    Ich habe lediglich ein viel zu dunkles Video von dem Ereignis aufgenommen, wir haben sonst keine Bilder gemacht. Trotzdem muss ich hier ein Bild posten, da ich sonst keinen footprint absetzen kann (?). Das gezeigte Bild ist aber nicht von uns.
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  • Day 253

    Stadt der 1000 Köstlichkeiten

    July 7, 2017 in Japan ⋅ ☀️ 30 °C

    Ein Ort mit knapp 12 Millionen Einwohnern und ohne Straßennamen; in der die kleinste Kleinigkeit, die du kaufst, in einer Unzahl von Verpackungen und Tüten ausgehändigt wird, es aber kaum Mülleimer gibt und trotzdem alles sauber ist; in der Millionen Menschen täglich eine Vielzahl öffentlicher Verkehrsmittel nutzen, und letztere aber trotzdem kaum Verspätung haben. Diese kleine Auswahl von scheinbaren Gegensätzen würde wohl jede europäische Stadt nach kürzester Zeit in Chaos versinken lassen. Für die Tokyoter ist das alltägliche Normalität, und nicht nur das: es funktioniert wunderbar. Japan ist sowas wie Deutschland 3.0: all die sogenannten "deutschen Tugenden" wie Fleiß, Zuverlässigkeit oder Pünktlichkeit werden hier bis zur Perfektion umgesetzt - zumindest hat es den Anschein.

    Unser Hotel steht in Shiodome, einem modern-futuristischen, wolkenkratzergesäumten Business-Viertel im Süden der Stadt. Und es kommt gelegentlich vor, dass wir das Hotel erst dann verlassen, wenn die Geschäftsleute um uns herum zum Mittag pilgern. Das erinnert immer ein wenig an Langs Metropolis, wenn Massen von Arbeitern - alle annähernd im Gleichschritt und ameisengleich - aus den Wolkenkratzern strömen, um in die Pause zu gehen. Parallel dazu begegnet einem überall die bekannte japanische Freundlichkeit, jeder Dienstleister ist äußerst nett, bemüht und zuvorkommend, du bist als Kunde nicht König, du bist Gott. Man fragt sich nach einer Weile, wie die das auf Dauer aushalten. Müssen die das nicht rauslassen? Ticken die eventuell irgendwann mal aus und laufen Amok, oder sowas?

    Die Antwort erhielten wir ein paar Tage nach unserer Ankunft. Denn nach 20 Uhr, wenn wochentags die meisten Geschäfte zumachen und die white collars ihre Büros geräumt haben, ändert sich das Stadtbild komplett - und zwar umso gravierender, je später es wird. Jetzt pilgern zahlreiche Tokyoter in Bars, Karaoke-Schuppen, Patchinko-Spielhöllen und Partyboote auf dem Sumida - und hier überall streifen sie (unter Zuhilfenahme von Alkohol) ihr gesellschaftlich eng geknüpftes Korsett ab, und zwar ordentlich. Und so ergibt sich spätestens Mitternacht ein vollkommen anderes Stadtbild: einige Tokyoter gehen nicht mehr, sie torkeln. Du wirst gelegentlich von ihnen angesprochen, was normalerweise eher selten passiert, und man sieht den einen oder anderen sich munter einen am Bahnhof abreihern...Asiaten und Alkohol ist eben so eine Sache für sich.
    Am nächsten morgen ist natürlich alles wieder beim Alten. Die Eskapaden der Nacht sind vergessen, die Spuren beseitigt. Und das Spiel geht von neuem los.

    Doch das sind eigentlich nicht die Dinge, die uns an Tokyo am ehesten im Gedächtnis bleiben werden. Tokyo sollte nämlich unserer Meinung nach bei zwei ganz anderen Gruppen an allererster Stelle stehen: bei Shoppern und Feinschmeckern.

    In Tokyo verfällt selbst der größte Shoppingmuffel (zum Beispiel: ich) innerhalb kürzester Zeit in einen unbändigen Kaufrausch. Es gibt wortwörtlich Tausende von Geschäften und Shopping Malls, die nicht nur bekannte, sondern auch völlig neue Artikel führen - mal nützlich, mal ziemlich abgefahren Man könnte Monate mit Shopping verbringen und immer noch nicht alle Geschäfte gesehen haben und stets was Neues entdecken. In jedem der bekannten, inneren Stadtviertel Tokyos gibt es dichtgedrängt Mall an Mall, mehrere Stockwerke hoch, mit hunderten von Geschäften. Es ist der Wahnsinn.

    Das Essensangebot übertrifft aber sogar das noch. Es gibt in Tokyo 170.000 Restaurants, und da sind noch nicht einmal die ganzen StreetFood-Stände mit inbegriffen. Nirgends auf der Welt wurden mehr Michelin-Sterne als in Tokyo vergeben. Das japanische Streben nach Perfektion wird nirgends so deutlich spürbar wie bei der Speisenzubereitung. Japanisches Essen ist nämlich nicht bloß ein Fest für die Geschmacks-, sondern gleich für alle Sinne: Aussehen, Geruch, Tastsinn, Mouth-Feeling: alles soll maximal befriedigt werden - und fast immer wird es das auch.

    Wer hierbei nur an Sushi denkt, der irrt. Tempura, Sukiyaki, Shabu-Shabu, Teppanyaki, und noch viel mehr: die japanische Küche ist so lecker wie vielfältig. Und nicht nur einheimische Speisen sind besonders schmackhaft, auch im Kopieren westlicher Gerichte sind die Japaner große Meister: so haben wir den besten Burger unserer gesamten Reise nicht in den USA essen dürfen (und wir hatten einige sehr gute, das könnt ihr uns glauben!), sondern im Kua'aina Hawaii Burger in Odaiba (...und die besten Pommes gleich dazu).
    Ganz besonders haben es uns die japanischen Süßspeisen angetan. Nicht selten standen Kathrin und ich staunend und voller Ehrfurcht vor japanischen Nachspeisen, diese von allen Seiten bewundernd, bevor wir sie uns unter höchster Genugtuung einverleibt haben.

    Das Beste dabei: das Essen ist meistens mehr als bezahlbar. Die Ausgaben, die wir in den USA lediglich fürs Frühstück hatten, reichten uns hier für den ganzen Tag. Hotels sind in Tokyo nicht wirklich günstig, ganz besonders wenn du nicht in einer Sardinenbüchse übernachten willst. Das Essen allerdings ist es schon. Und es ist ein einziger Genuss.
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  • Day 247

    Lost in Translation

    July 1, 2017 in Japan ⋅ ⛅ 29 °C

    "Galapagos Syndrom" ist ein in Japan gewöhnlicher Terminus, der die (aufgrund der Lage) isolierte Entwicklung mancher technologischer Bereiche des Inselstaates beschreibt. Es stammt ursprünglich aus dem Handy-Sektor, da die Japaner jahrelang eigene, sehr weit fortgeschrittene Standards entwickelten, die aber nicht kompatibel zum Rest der Welt waren. Der Ausdruck lässt sich aber nicht nur in technologischer, sondern auch in sozialer Hinsicht nutzen: die Japaner ticken einfach anders als alle anderen. Und das macht das Land so unglaublich spannend.

    In Kyoto wohnten wir für vier Tage in einem AirBnB-Rentalhouse am südlichen Rand der Stadt, um so tief wie möglich in den japanischen "Everyday-life" einzutauchen. Eine japanische Wohnung mit den hier üblichen Räumlichkeiten (...und traditionellem Badezuber, Kathrins Bade-Foto kennt ihr ja schon) kann für Europäer schon sehr befremdlich wirken; wir schliefen auf Futon-Matrazen auf dem Boden (außer einem Licht und einer Klimaanlage befand sich nichts im Schlafzimmer) und aßen auf 20cm hohen Tischchen im knien. Seitdem wir hier wohnen, verstehen wir auch, warum die Japaner Hausschuhe im Flugzeug tragen. Der Japaner hat nämlich einen ausgeprägten Hang zur Hygiene, und unterscheidet strikt zwischen sauberen und unsauberen Bereichen um ihn herum. Aus diesem Grund wird auch keine private Wohnung mit Straßenschuhen betreten, sondern nur mit Hausschuhen, da die Straße unrein ist. Aus dem gleichen Grund wird auch die "unreine" Toilette nicht mit Hausschuhen betreten, dafür gibt es eigene Toilettenschuhe. Zur japanischen Toilette selbst brauchen wir wohl nichts zu schreiben, die meisten werden es ja schon mitbekommen haben, dass die hiesigen "Washlets" wenig mit unseren Kackschüsseln (sorry, aber im Vergleich zu hier sind das wirklich welche) gemein haben. Vielleicht nur so viel: es gibt sie in verschiedenen Ausführungen, von recht einfach mit Sitzheizung und nur einer Reinigungsdüse bis sehr komplex, mit künstlichen Spülgeräuschen, integriertem Handwaschbecken, Luftabzugsvorrichtung, Massagefunktion, und noch vieles mehr. Unsere im Haus war geschätztes gutes Mittelfeld; Kathrin meinte aber, dass man auch mit ihr viel Spaß haben kann! (Washlets sind übrigens auch ein gutes Beispiel für das Galapagos-Syndrom).

    Zusätzlich zu den genannten soziokulturellen Unterschieden kommt hinzu, dass wir die Schriftzeichen nicht lesen können. Touristisch frequentierte Orte führen meistens noch englische Übersetzungen mit sich, aber Lebensmittel im Supermarkt tun dies nicht, und du kannst anhand des Aussehens und der Packungsabbildung nicht immer erkennen, um was es sich handelt... und finde hier mal einen Supermarkt-Mitarbeiter, der englisch spricht! Somit wird jeder Lebensmitteleinkauf zum wahren Abenteuer: was werde ich heute alles so mit nach Hause bringen? Gestern standen wir zum Beispiel ewig vor einem Behälter mit zähflüssigem Inhalt und konnten nicht feststellen, ob es sich um eine Fertigsuppe oder Babynahrung handelte. Heute mussten wir uns entscheiden zwischen Seife und Gebäck. Und die Frage "süß oder salzig?" stellt sich sowieso ständig.

    Leider war das Wetter in Kyoto während unseres Aufenthaltes mehr als durchwachsen (es goss die meiste Zeit), so dass unsere Lust, sich viel draußen aufzuhalten, eher mäßig war. Ein paar Sachen haben wir trotzdem anschauen können: einige der größeren Shintō-Schreine, die in Kyoto wirklich *überall* rumstehen (und wenn nicht Shintō, dann buddhistisch...oder beides? Das mit der Religion haben wir hier irgendwie noch nicht so richtig geschnallt) und das wirklich schöne Altstadtviertel mit den traditionellen Behausungen. Zusätzlich waren wir am letzten Tag etwas außerhalb, in den nordwestlichem Bergen bei Arashiyama, um den Bambuswald und die Affenkolonie auf einem nahen Berg anzusehen. Die Besichtigung der Affen ist nett, da sich diese zwischen den Besuchern frei bewegen können und nicht eingesperrt sind, aber viel cooler ist der Blick, den man auf die ganze Stadt hat.
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  • Day 245

    日本

    June 29, 2017 in Japan ⋅ ⛅ 27 °C

    遠い国からの友人こんにちは!今日は簡単には日本のために難しい言語です。私たちは、日本での4日間、京都の3です。人々は非常にいいとうなずきあると話しながら笑顔。トイレは非常に面白いです、あなたはあなたと一緒に楽しい時間を持つことができます。私たちが考えているよりもはるかに少ないの寿司があります。実際には、何のお寿司はありません。至る所にのみ緑茶。そして、ハローキティ。私は今、本当の日本の箸を買ってきました。明日は竹が成長する竹の森へ行きます。それ以外の場合はあまりにも多くの人々があるので、それは、我々は非常に早起きしなければならない理由は、私たちは7時以降には存在しませんです。海外よりも家で日本のシュートはるかに少ない画像。それは私たちのために良いことです。一部の日本人は面白い服を着ます。あなたのすべてに最高の願い!私たちは、私は約束し、すぐに戻ってきます。Read more

  • Day 240

    50 Shades of Green

    June 24, 2017 in the United States ⋅ ☁️ 27 °C

    Muss man denn wirklich erst 14.000km von zuhause entfernt sein, um solch phantastische Orte wie Kauai zu finden? Die Insel ist auf jeden Fall ein Highlight unserer gesamten Reise, wir sind von dessen Schönheit ziemlich geflasht. Wir dachten ja, dass bereits Big Island eine besondere Flora böte, dabei ist es verglichen mit Kauai lediglich ein karger Lavabrocken im Pazifik. Denn zum Regen und der Sonne, den beide Inseln zu Genüge vorweisen können, besaß Kauai noch einen weiteren entscheidenen Faktor: Zeit. Es gibt keinen Quadratmeter auf der Insel, der nicht von Bäumen, Sträuchern, Farnen oder Schlingpflanzen zugewuchert ist, in den herrlichsten Farben oder Variationen von Grün erstrahlend. Selbst die Berge, die im Vergleich zu Big Island viel niedriger und schroffer sind, da bereits von Wind und Wasser erodiert, sind bis zur Spitze bewachsen - wie uralte, moosbewachsene Riesen, die über die Insel majestätisch wachen. Dieser Anblick wird uns wohl lange nicht mehr loslassen!

    Wir wohnen in Norden der Insel, etwas westlich vom 280 Hektar-Anwesen Marc Zuckerbergs, den er sich vor ein paar Jahren für 100 Millionen Dollar geschossen, aber noch nicht bebaut hat. Unser Haus befindet sich auf einem 2 Hektar-Grundstück, auf dem noch die Öko-Farm der Besitzer liegt; ein kleiner Shop auf dem Gelände versorgt uns stets mit frisch geerntetem Obst, Gemüse und "organic popsicles". Unser Haus wird übrigens neben uns noch von "Curly" bewohnt, der es sich dauerhaft auf unserer Veranda gemütlich gemacht hat; eine von den 10 Katzen, die sich hier auf dem Gelände rumtummeln. Manchmal kommen wir nach Hause, und es liegt zusätzlich ein Labrador-Mischling schlafend vor der Tür; und im Hause selbst treiben sich noch eine Vielzahl von verschieden gestalteten Gekkos herum. Wir sind also in bester Gesellschaft.

    Der Norden der Insel ist zwar regnerischer, aber dafür soll es hier die schönsten Strände geben; die meisten kennen wir mittlerweile. Von der einsam gelegenen, wild-romantischen Bucht bis zum großen, breiten Familienstrand findet wohl jeder hier genau das, worauf er steht; dabei ist der Norden eher spärlich erschlossen, es gibt sehr wenige Hotelkomplexe, und es herrscht eine ausgeprägte "Hang Loose"-Mentalität. Das mit dem Regen ist übrigens ganz lustig: denn tatsächlich (wie Katrin in einem Kommentar festgestellt hat) regnet es hier mehr als auf Big Island (und mehr als auf so ziemlich jedem anderen Ort der Erde) - und so hat es bisher auch nur einen Tag ohne Regen gegeben, den allerersten. Dafür regnet es selten länger als 5 bis 10 Minuten, die Schauer sind räumlich begrenzt und die Sonne ist nie wirklich weg. Wir wissen jetzt auch dadurch, warum das Hawaiische Nummernschild ein Regenbogen ziert: auch das gab es bisher fast täglich zu sehen.

    Aber zurück zum Strand! Eigentlich sind sie alle hier sehr schön, aber einen haben wir besonders ins Herz geschlossen: Hanalei Beach. Der Strand liegt geschützt in einer großen Bucht mit zusätzlich vorgelagertem Riff, sodass es dort keine hier sonst sehr oft vorkommenden rip currents gibt (dazu später mehr), er ist groß und meistens eher mittelmäßig voll, die dazugehörige Stadt Hanalei ist extrem gechillt...und die Bergkulisse am Strand ist einfach der Hammer. Hier hättet ihr uns die letzten Tage sehr häufig antreffen können.

    Doch so ausschließlich abhängen ist dann doch nicht, und so haben wir heute beschlossen, eine Wanderung entlang der nördlichen Küste zu einem weiteren sehr schönen Strand zu unternehmen, der nur nach einer zweistündigen, nicht allzu leichten Wanderung erreicht werden kann: dem Hanakapi'ai Beach. Der Hike war übrigens eine Empfehlung von dem Pärchen, mit denen wir nach dem Besuch des Peek-a-Boo Canyons bei Kanab mehrere Stunden offroad im Sand feststeckten...aber das ist eine andere Geschichte ;)

    Die Wanderung ist in der Tat nicht ohne. Sie ist zwar nicht sonderlich lang - gerade mal 6,5 km hin und zurück - aber über sehr steiniges, unbefestigtes Gelände durch den Dschungel. Dafür wird man am Ende mit dem Besuch eines wirklich spektakulären, einsamen Strandes belohnt: Hanakapi'ai. Der Wanderweg geht eigentlich noch weiter, zum Kalalau Beach, der noch krasser sein soll und von nackten Hippies bewohnt wird, aber das sind dann schon 30km Wanderung und nicht an einem Tag zu schaffen. Sollte einer von euch die Wanderung zum Hanakapi'ai Beach machen: bitte unbedingt Katzenfutter mitnehmen! Aus welchen Gründen auch immer tummeln sich dort, fernab jeglicher Siedlungen, einige halbwilde Katzen herum. Keine Ahnung, wie sie dahin gekommen sind, aber sie sind sehr hungrig!

    Wir wunderten uns bei Ankunft am Strand ein wenig über die vielen Hinweisschilder, die dort aufgestellt sind, schenkten aber diesen keine weitere Beachtung; die USA liebt DANGER-Schilder, sie sind überall, irgendwann mal beachtet man sie nicht mehr. Wir blieben bestimmt eine knappe Stunde vor Ort, gingen aber nicht ins Wasser; eigentlich wollten wir, da gut durchgeschwitzt, hatten aber keine Badesachen dabei, weil wir in "Wandermontur" samt Fotoequipment unterwegs waren. So ließen wir es letztendlich bleiben. War vielleicht nicht die dümmste Entscheidung.

    Erst wieder zurück in unserem Hause erfuhren wir eher zufällig, was es mit Hanakapi'ai auf sich sich hat. Man muss lediglich "Most dangerous Beaches in the world " in Google oder YouTube eingeben; die daraufhin aufploppenden Listen erhalten fast immer Hanakapi'ai. Der Grund sind die bereits erwähnten rip currents: vom Ufer nicht sichtlich erkennbare Strömungen, die den ahnungslosen Schwimmer ins offene Meer rausziehen. Diese kommen hier auf Hawaii recht häufig vor, und genau aus dem Grund gibt es auch fast an jedem Strand einen oder mehrere Rettungsschwimmer. Die einzige Möglichkeit, der Strömung zu entkommen, besteht darin, nicht dagegen anzukämpfen (das ist übrigens der Grund, warum die meisten Menschen bei rip currents ertrinken: instinktiv versuchen sie, innerhalb der Strömung Richtung Strand zu schwimmen, um letztendlich vor Erschöpfung zusammenzubrechen - denn man kommt dagegen nicht an), sondern ruhig zu bleiben und sich raustreiben zu lassen, bis der rip current versiegt, um anschließend schräg wieder zum Strand zurück zu schwimmen.

    Das wäre bei Hanakapi'ai theoretisch auch möglich, doch sind die Strömungen dort so zahlreich vorhanden, so komplex und so stark, dass du zum einen nicht aus der Strömung seitlich rausschwimmen kannst, und zum anderen diese dich gut 10km aufs offene Meer raustreiben. Rettungsschwimmer gibt es am entlegenen Strand natürlich auch nicht. Wenn dich dort also die Brandungsrückströmung erwischt, bist du in Hanakapi'ai so gut wie erledigt.
    Puh. Nochmal Glück gehabt!
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  • Day 234

    Aloha kakahiaka, ko punani!

    June 18, 2017 in the United States ⋅ ☁️ 22 °C

    Hawaii war innerhalb unseres Trips stets als Verschnaufpause nach dem USA-Festlanddurchmarsch gedacht. Und in der Tat, wir haben ein wenig Erholung gebraucht. Immerhin sind wir in den letzten fünf Wochen mit Ausnahme von Kanab und San Francisco in keinem Ort länger als zwei Tage geblieben, und unsere Tage waren proppenvoll mit irgendwelchen Unternehmungen, die nicht selten körperlich recht anstrengend waren (vor allem für mich). Auf Hawaii wollten wir es etwas ruhiger angehen lassen. Aus dem Grund entschieden wir uns auch für Rental Houses und Sternfahrten anstatt Hotels und Roadtrip; es ist wesentlich entspannter, nur eine Bleibe zu haben, und die überschaubare Größe der Inseln ließ es auch zu, von einem Standort aus verschiedene Touren zu unternehmen.

    Die Wahl der Inseln war da schon etwas diffiziler. Immerhin gibt es auf Hawaii fünf Hauptinseln und zahlreiche kleinere Nebeninseln. Letztere sind aber entweder nicht wirklich touristisch erschlossen, oder in privater Hand, oder schon zu alt und fast schon wieder verschwunden...denn die Inselgruppe umfasst eigentlich über 130 Inseln oder Inselreste. Immer neue Inseln tauchten im Laufe der Jahrmillionen oberhalb des Hotspots aus dem Meer auf, um anschließend von Wind und Wellen zerfressen weitere Millionen Jahre später wieder zu verschwinden. In geologischen Zeitdimensionen gedacht ist Hawaii somit immer nur eine Momentaufnahme von Inseln, die inmitten des Pazifiks ständig entstehen und wieder untergehen und sich dabei unentwegt Richtung Nordwesten bewegen.

    Wir entschieden uns letztendlich für die Jüngste, Hawaii, die auch zur Namensgeberin der gesamten Inselgruppe wurde und auch als Big Island bekannt ist, und die Älteste, Kauai. (Für die Klugscheißer unter euch: eigentlich ist Lo'ihi, 35km südwestlich vor Big Island, die jüngste Insel. Sie ist zwar schon gut 3000m hoch, aber trotzdem noch knapp einen Kilometer unter der Wasseroberfläche. Und natürlich sind die Nordwestlichen Hawaii-Inseln älter, aber nicht touristisch erschlossen.) Und warum gerade diese zwei? Die Älteste, weil die Elemente genug Zeit hatten, um aus ihr ein Wunder der Natur zu gestalten...und wegen der Strände. Die Jüngste, weil der Schaffungsprozess bei ihr noch im vollen Gange ist und sie Tag für Tag weiter wächst; zwei der insgesamt drei aktiven Vulkane der Inselgruppe befinden sich auf Big Island (...und Nummer drei ist wie gesagt unter Wasser).

    Unser Haus auf Big Island wählten wir auch aus diesem Grunde recht nah am Vulcano Nationalpark, keine 10km davon entfernt und wunderschön inmitten des sich dort befindlichen Regenwaldes. Ja, das mit dem Regenwald ist uns auch leider zu spät (nämlich erst als wir hier waren) aufgefallen: es gibt eine ganz bestimmten Grund, warum das Ding so heißt. Im Regenwald regnet es nämlich recht oft.
    Die ersten beiden Tage hat uns der Regen gar nicht groß gestört; wir waren recht froh, ein wenig Pause aufgezwungen zu bekommen und genossen die Zeit in unserem Dschungelhäuschen. Als es allerdings auch am dritten Tag (und eigentlich allen darauffolgenden Tagen) nicht wesentlich besser wurde, beschlossen wir dann doch, ein wenig die etwas entfernteren Gegenden der Insel zu erkunden, um festzustellen, dass es wirklich immer nur hauptsächlich bei uns wolkig und regnerisch war. So hatten wir aber die Möglichkeit, nicht nur die zahlreichen Wanderungen innerhalb des Volcano National Parks zu unternehmen (meistens bei Regen), sondern auch regenärmere Orte kennen zu lernen, wie den Mauna Kea mit über 4.100m Höhe (kein Regen, da über den Wolken!) oder das tropisch bewachsene Waipio-Tal. Es ist wirklich unglaublich, was Mutter Natur mit einem bisschen Wärme und viel Regen aus einem erstarrten Lavabrocken alles so machen kann!

    Was allerdings ein bisschen schade ist: um den Kilauea, einer der beiden noch aktiven Vulkane auf der Insel, wurde aufgrund sehr hoher SO2-Konzentrationen in der Luft ein recht großer Sicherheitsperimeter eingerichtet, sodass man die Eruptionen eigentlich nur noch bei Nacht vernünftig sehen kann, da man sich recht weit davon entfernt aufhalten muss und tagsüber der Rauch alles verdeckt. Einheimische haben uns erzählt, früher konnte man so nah an die Lavaströme ran, dass einem die Turnschuhsohlen weggeschmolzen sind (das könnte übrigens auch einer der Gründe sein, warum man mittlerweile nicht mehr so nah ran darf).

    Morgen fliegen wir weiter nach Kauai. Der Regen hat tatsächlich ein wenig genervt, aber dieser teilweise extrem abrupte Wechsel aus unglaublichem Wachstum und sehr karger Landschaft, wo die Lavaströme entlangflossen, ist sehr reizvoll. Hier bekommt man ein tieferes Verständnis dafür, welch unglaublichen Kräfte im Laufe der letzten Jahrmillionen zur Entstehung dieser einzigartigen Inselgruppe inmitten des Pazifiks gewirkt haben - und immer noch wirken.
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  • Day 228

    Einmal Brücke sehen und sterben

    June 12, 2017 in the United States ⋅ ⛅ 17 °C

    Die California State Route 1 säumt die amerikanische Westküste von San Francisco bis nach Los Angeles. Und wie bereits geschrieben, zählt sie nicht nur zu den schönsten Strecken der USA, sondern auch zu den schönsten Küstenstraßen weltweit: sie verläuft entlang steiler Klippen, besitzt alte, steinerne Brücken und bietet einen Ausblick auf wunderschöne, versteckte Strandbuchten – der tosende Pazifik stets im Hintergrund. Mit nur einer kleinen Einschränkung für uns: so richtig malerisch wird sie erst ab Monterey südwärts: wir aber waren schon in Monterey und eigentlich Richtung Norden unterwegs.

    Wir wollten uns den Spaß trotzdem nicht nehmen lassen, und beschlossen deswegen, die Route 1 zumindest 50 km bis nach Big Sur runterzufahren. Weiter wären wir sowieso nicht gekommen: im Januar dieses Jahres begrub ein gewaltiger Erdrutsch 500m der 1 unter sich, weshalb sie mindestens für ein weiteres halbes Jahr noch gesperrt ist. Die Sache ging glimpflich aus, da die Straße zu diesem Zeitpunkt sowieso geschlossen war aufgrund einer schadhaften Brücke auf ähnlicher Höhe. Es ist trotzdem eine schlimme Sache für den Tourismus, da die Route 1 keine Umfahrungen besitzt und sich auf ihr zahlreiche Motels und Inns befinden, die empfindliche Umsatzeinbußen erleiden müssen. Nach ein paar warnenden Straßenschildern war es soweit: Die Route 1 hörte einfach auf, es wurden keine Umleitungen angeboten. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als umzukehren und uns auf dem Weg Richtung San Francisco zu machen.

    Ich hatte mir meinen ersten Besuch der "Belle of The Bay" immer anders vorgestellt: ich fahre bei Sonnenuntergang in die Stadt rein, im Radio spielt Scott McKenzie, leichtbekleidete Mädchen mit Blumen im Haar winken mir bekifft zu...
    Unsere tatsächliche Einfahrt in die Stadt lief ein wenig anders ab. Keine Ahnung, ob gerade Sonnenuntergang war, denn der Himmel war komplett bewölkt und es regnete. Im Radio lief irgendein schräger Rapsong, den ich nicht kannte. Wir steckten im Stau. Und ein kalter Wind wehte, der auch bis zu unserem Abflug vier Tage später nicht mehr abflauen sollte.

    Sicherlich nicht die besten Voraussetzungen, um einen Ort toll zu finden... und doch ist San Francisco großartig! Angefangen mit der Lage: man kann sich alle fünf Staffeln von "Die Straßen von San Francisco" hintereinander anschauen und trotzdem kein Gefühl dafür bekommen, wie unglaublich hügelig die Stadt wirklich ist. Es gibt Straßenzüge, bei denen selbst unser SUV ins Schwitzen kam und im ersten Gang bleiben musste. Wir hatten ursprünglich vor, die gesamte Stadt mit dem Fahrrad zu erkunden, verwarfen aber diesen Gedanken ganz schnell (wir haben uns am zweiten Tag trotzdem für ein paar Stunden Räder ausgeliehen, um damit über die Golden Gate zu fahren). Nicht selten muss man auch mitten in der Steigung vor einem Stoppschild oder einer Ampel anhalten; da sollte man eine Automatikschaltung oder eine gute Autoversicherung besitzen. Letztendlich ist es aber ein grandioser Spaß, einfach nur durch die Gegend zu fahren.

    Was sich zudem in Monterey schon andeutete, wird in San Francisco zum Dogma erhoben: die gesunde, nachhaltige und tolerante Lebensweise. LGBT ist hier kein blosses Akronym, sondern allgegenwärtig und offen gelebte Realität. Kathrin konnte zum ersten Mal seit Wochen vegetarische Gerichte bestellen, und nicht wenige Restaurants waren komplett vegan (versuche mal, in Utah das Wort "vegan" nur in den Mund zu nehmen...). Auf den Straßen befinden sich stets drei Mülleimer nebeneinander, damit der Müll getrennt entsorgt werden kann. Und bei Safeway (die ökigere Version von Walmart - letzteren haben wir in San Francisco gar nicht gefunden) wirst du nicht mit Plastiktüten zugemüllt, es gibt nämlich gar keine - nur Papiertüten. Und selbst die kosten Geld.

    Was aber unseren Aufenthalt in San Francisco wirklich besonders machte, hat mit der Stadt selbst nur am Rande zu tun: wir trafen uns nämlich mit einem unserer ältesten und besten Freunde, Marcel. Er ist Stewart bei Lufthansa und legte sich seine Flugroute so, dass er einen kompletten Tag in der Stadt frei hatte und mit uns verbringen konnte. Nach einem ausgiebigen Frühstück (unter anderem im Fillmore Bakeshop, die das beste Gebäck in der ganzen Stadt verkaufen!) fuhren wir zusammen nach Sausalito, um den restlichen Tag dort zu verbringen. Was gibt es schöneres, als mit guten Freunden eine solch großartige Stadt erleben zu können?

    Am darauffolgenden Morgen war es soweit: nach 33 Tagen und ca. 6.000km Fahrt durch den nordamerikanischen Kontinent verließen wir USA Mainland Richtung Hawaii.
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  • Day 224

    Absolute Giganten

    June 8, 2017 in the United States ⋅ ☁️ 18 °C

    Keine Sorge...wir leben noch! Wir haben Sequoia schadlos überstanden. Obwohl es dort anscheinend wirklich viele Schwarzbären zu geben scheint (...die aber eher selten Menschen fressen), haben wir keinen einzigen gesehen. Dafür riesengroße Bäume, Jahrtausende alt, stellenweise verkohlt von mehreren Waldbränden, die sie im Laufe der Jahrhunderte überlebt haben. Wirklich sehr eindrucksvoll.

    Der Sequoia National Park befindet sich am südlichen Westhang der Sierra Nevada und grenzt das California Central Valley im Osten ab, welches wir ein Stück entlang fuhren und anschließend durchquerten. Ein riesiges Tal, genauso von hohen Gebirgen umgeben wie das Death Valley, aber ungleich fruchtbarer, da von mehreren Flüssen durchgezogen und zudem künstlich bewässert. "The Valley" ist weltweit eines der größten zusammenhängenden landwirtschaftlichen Anbaugebiete, über 200 verschiedene Obst-, Gemüse- oder Nusssorten wachsen hier ganzjährig. Bei der Durchfahrt war es ein großer Spaß zu erraten, was da kilometerlang am Straßenrand angebaut wird. Bei Mandelbäumen haben wir besonders lange gerätselt, da wir bisher keine kannten. Oft sind die Erzeugnisse nicht eingezäunt, und man kann schnell anhalten und was stibitzen (... was wir natürlich nicht gemacht haben!).

    Da der Tioga-Pass noch geschlossen ist, haben wir auch unseren Yosemite-Besuch gecancelt. Der Park ist recht gut von San Francisco aus erreichbar, sodass dieser auch bei zeitlich kürzeren Urlauben besucht werden kann; zudem ist er fast zu groß, um in in zwei Tagen zu erkunden - und mehr Zeit wollten wir nicht dafür aufbringen, da sonst San Francisco zu kurz gekommen wäre. Stattdessen peilten wir Monterey am Pazifik an, um von dort aus anschließend die Route 1, angeblich eine der schönsten Küstenstraßen der Welt, nordwärts Richtung San Francisco zu nehmen.

    Monterey ist ein süßes, kleines Städchen am Meer mit einem fantastischen Aquarium. Direkt angrenzend liegt Carmel-by-the-Sea, ein noch süßeres, noch kleineres Städtchen (und wie der Name schon vermuten lässt: auch direkt am Meer). Schon früh haben die Wohlhabenden Kaliforniens diese zauberhaften Ortschaften für sich entdeckt, sodass mittlerweile nicht nur die Lebenshaltungskosten selbst für kalifornische Verhältnisse ordentlich hoch sind, sondern auch beide Städtchen (und besonders Carmel) entlang der Küstenpromenaden zauberhafte Villen der High Society aus vergangener Zeit besitzen. Die richtig fetten Mansions allerdings befinden sich nicht in Carmel selbst, sondern etwas außerhalb und weitaus weniger exponiert, nämlich in den Carmel Highlands: man munkelt, dass hier einige Hollywood-Stars ein Anwesen hatten, darunter auch Clint Eastwood, der von 1986 bis 1988 Bürgermeister von Carmel gewesen ist. Die Spindrift Road zum Beispiel beherbergt einige der teuersten Villen der gesamten Gegend (wir konnten hier keine Fotos machen, da die Häuser nicht direkt einsehbar sind, aber ihr könnt es mal googlen).

    Man merkt aber, dass die Vorlieben des Jet-Sets sich irgendwann mal in den 80ern geändert haben müssen, und sich dessen Augenmerk auf andere, neue Orte gerichtet hat, denn die Häuser sind zwar auch nach heutigen Maßstäben noch prunkvoll und edel, aber architektonisch veraltet; es gibt kaum moderne Villen. Es ist aber gerade diese Patina, die den Häusern und somit auch ein wenig dem ganzen Ort anhaftet, die es gerade so zauberhaft und ein wenig aus der Zeit gefallen erscheinen lässt.
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