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  • Jour 16

    Hà Nội I

    25 mars 2017, Vietnam ⋅ 🌬 22 °C

    Am letzten Abend in Huế sind wir spät in den Zug gestiegen und haben die bisher längste Zugfahrt von etwa 15 Stunden Dauer hinter uns gebracht. Der Zug war älter als der vorherige und das Schaukeln und Vibrieren der Wagen dementsprechend intensiver. Dafür verfügte er aber über eine Innenausstattung, die komplett aus Holz war, was das Fahrgefühl viel schöner gemacht hat. Da wir den Großteil der Strecke nach Hà Nội bei Nacht zurückgelegt haben, haben wir auch die schöne Karstfelsenlandschaft in der Provinz Ninh Binh verpasst. Hier planen wir aber in den kommenden Tagen noch einen Ausflug.

    Hà Nội erreichten wir am Mittag, so dass wir ohne Probleme einckecken und uns für eine Weile ausruhen konnten. Wir spazierten dann am Nachmittag etwas durch die Straßen. Es hat zwar nur unwesentlich weniger Einwohner als Sài Gòn wirkt aber auf den ersten Blick selbst in der Innenstadt kleiner und gemütlicher. Hier findet man auch im Zentrum noch zahlreiche enge Gassen, in denen winzige Geschäfte und Garküchen untergebracht sind. Die Bürgersteige liegen oftmals voll mit Körben von Obst- oder Blumenhändlern. Wir liefen etwas herum, tranken Kaffee und gingen nochmal ins Reisebüro, um die letzten Dinge für unsere Ausflüge nach Ninh Binh und zur Halong-Bucht zu besprechen. Vielmehr schafften wir am ersten Tag auch gar nicht. Die Zugfahrt hatte uns doch ziemlich aus der Bahn geworfen. Den Abend verbrachten wir im Hotel.

    Am nächsten Tag kamen wir auch recht spät los, so dass wir es nicht mehr pünktlich ins Mausoleum von Ho Chi Minh schafften, der dort übrigens gegen seinen Willen liegt. Er selbst hatte verfügen lassen, dass seine Asche im Land verteilt werden sollte. Allerdings hatte sich um ihn bereits zu Lebzeiten ein massiver Personenkult gebildet, der dem um Eva Peron in nichts nachsteht. Die Idee, ihm einen Tempel zu bauen, schien für die Führer des Landes wohl zu verlockend gewesen zu sein.
    Wir sahen den grauen Betonbau im Stile eines Säulentempels deshalb vorerst nur von außen. Auch der Weg ins Ho Chi Minh Museum blieb uns verwehrt, da ich mein Taschenmesser dabei hatte und man am Eingang auf Waffen untersucht wird.

    Wir liefen also zum „Tempel der Literatur“ weiter, der Konfuzius geweiht ist. Ein paar Tage später sollte wir auch den Unterschied zwischen Pagode und Tempel verstehen lernen, denn während ein Tempel verschiedenen Personen geweiht sein kann, ist eine Pagode immer Buddha geweiht.
    Der Tempel der Literatur gilt als Ort der Bildung und so war er voll mit vietnamesischen Mädchen, die in lange roten Roben gekleidet waren und offenbar grade die Uni oder eine Ausbildung beendet hatten. Dazwischen rannten unzählige Kinder, vermutlich jüngere Geschwister herum, die offenbar ganz irritiert von meinen Piercings waren und sich immer wieder an uns heranschlichen und einen Blick riskierten. Silke wurde zeitgleich von einem kleinen Mädchen für ein Interview auf Englisch in Beschlag genommen. What ist your favorite animal? Offenbar eine Hausaufgabe…
    Oft klingen Vietnamesen beim Englischsprechen wenig verständlich. Das liegt wohl auch daran, dass es zu wenige gut Englisch sprechende Sprachlehrer in Vietnam gibt. Das ist ein echtes Problem, zumal der Bedarf für die Sprache mit zunehmendem Tourismus steigt. Aber sie machen, wie es Vietnamesen immer machen, das beste draus. Meist ist es übrigens weder Wortschatz noch Grammatik, die schwierig für sie ist, sondern zumeist die Aussprache. Das ist natürlich auch andersrum so. Vor ein paar Tagen bin ich auf dieses Video hier gestoßen und fast vor Lachen vom Stuhl gefallen:
    https://www.youtube.com/watch?v=heDY_onxasw

    Nachdem wir den Weg vom Tempel der Literatur nach Hause gefunden und eine kurze Pause gemacht haben, gingen wir am Abend zum Wasserpuppentheater. Obwohl es die Kunstform des Puppentheaters in vielen asiatischen Ländern in ähnlichen Varianten gibt, ist das Wasserpuppentheater ein vietnamesisches Unikum. Es hat vermutlich eine über 1000 Jahre zurückreichende Geschichte und wurde zunächst innerhalb der einzelnen Darstellerfamilien entwickelt und weitergegeben. Das Gesamte Stück findet im Wasser statt. Zum Einen spielt das Wasser seit jeher eine zentrale Rolle im vietnamesischen Alltag, so zum Beispiel beim Nassreisanbau oder Fischfang, zum Anderen dient das Wasser als Hilfe für die Puppenspieler. Es verdeckt nämlich die langen Bambusstangen, auf denen die Puppen montiert sind, die sich auf diese Weise scheinbar von Zauberhand über das Wasser bewegen. Meist werden Alltagsszenen aus dem vietnamesischen Leben gespielt. Wir haben unter anderen einen Gänsehirten gesehen, der eine Art Fuchs vertrieben hat, haben Fischern bei der Arbeit zugesehen und konnten Reisanbau bewundern, bei dem der Reis dann auch tatsächlich aus dem Wasser „gewachsen“ ist. Die Puppenspieler sind die ganze Zeit hinter einem Vorhang versteckt und neben dem Wasserbecken spielt eine traditionelle Musikgruppe die passenden Stücke. Der einzige Nachteil ist wohl, dass sich die Stücke alle sehr ähneln und so kein wirklicher Anreiz besteht, nochmal hinzugehen. Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte, findet hier das passende Video:
    https://www.youtube.com/watch?v=n8bSD_3xgyA

    Wir sind nach dem Theater auch recht zeitig ins Bett, da wir am nächsten Morgen zu unserer Tour nach Ninh Bình abgeholt werden sollten.
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  • Jour 14

    Huế

    23 mars 2017, Vietnam ⋅ ⛅ 25 °C

    Die Fahrt über den Wolkenpass gehörte zu einer der schönsten Reiseerfahrungen, die wir in Vietnam bisher hatten. Man fährt direkt am Hang entlang, hat einen imposanten Ausblick über das blaue Meer und konnte in den Kurven ein Stück des eigenen Zuges sehen. Wobei das Silkes Entdeckung war, als sie nach einem guten Beobachtungsplatz gesucht hat. Ich selbst habe auch einige Zeit damit verbracht in „Krieg ohne Fronten“ zu lesen und bin zeitweilig wirklich erschüttert gewesen. Dazu passte es auch dass der Pass sowohl im Indochinakrieg, als auch im Vietnamkrieg heiß umkämpft war. Einmal kam es sogar zur Sprengung einer Eisenbahnbrücke durch die Viet Minh, was zur Folge hatte, dass unzählige Wagen in die Tiefe stürzten. Weit vor dieser Zeit war der Pass übrigens die Grenze des Champareichs, so dass wir wohl vorerst keine Bauwerke dieser Kultur mehr besuchen können.

    Etwas später auf der Fahrt konnte man unzählige Reisfelder sehen, auf denen heimkehrende Schulkinder und gemütlich kauende Wasserbüffel herumwanderten. Auch wenn man weiß, dass das Leben eines Reisbauern in Vietnam von vielen Entbehrungen geprägt ist, war man schnell versunken in die Fantasie eines einfachen Lebens auf der Hochebene.

    Ausgewachsene wilde Wasserbüffel sind gigantische Tiere von über 3 Metern länge und einem Gewicht von mehr als einer Tonne. Ihre Hörner können eine Spannweite von etwa 2 Metern erreichen. Selbst ihre Kälber sind schon riesig, obwohl sie beim Spielen manchmal so leicht wie ein kleines Haustier wirken. Allerdings habe ich gelesen, dass domestizierte Wasserbüffel kleiner und leichter sein sollen. Wilde Wasserbüffel sind kaum noch zu finden und in den durchstrukturierten Landwirtschaftsparzellen Vietnams wohl auch nicht mehr alleine überlebensfähig.
    In Thailand haben die Büffel einen schlechten Ruf. Das Wort dient sogar als Beleidigung für stumpfsinnige und dümmliche Menschen. Tatsächlich ist es aber diese Ruhe, die die Tiere für die vietnamesischen Bauern unverzichtbar bei der Reisernte macht. Sie können unheimliche Lasten ziehen und scheuen den Kontakt zum Wasser auf den Reisfeldern nicht.

    Wir erreichten Huế schon nach wenigen Stunden. Der Taxifahrer am Bahnhof versuchte uns mit einem nicht-vorhandenen Taxameter und einem deutlich zu hohen Preis über‘s Ohr zu hauen. Wir sind aber inzwischen Recht gut darin geworden, solche Situationen zu lösen. So musste er mit dem angesagten Preis runter gehen. Am Ende hatte er trotzdem immer noch einen satten Gewinn gemacht, aber wir haben uns wenigstens nicht als die totalen Volltrottel gefühlt.

    Wir übernachteten in einem recht zentral gelegenen Hotel und machten am selben Abend nicht mehr viel anderes als die Gegend zu erkunden und in einem Restaurant, dass seltsam leer war zu essen. Hier gab des den großartigsten Reispfannkuchen, den wir bisher hatten. Trotzdem hatten wir das Gefühl, dass es nur ein Abschreibungsbetrieb war. Einige Tage später wurde das Restaurant zur selben Tageszeit übrigens nur noch als Garage für Motorroller genutzt. Essen wurde nicht mehr serviert.

    Den ersten vollen Tag in Huế haben wir irgenwie vertrödelt. Eigentlich wollten wir zur Zitadelle, dem alten Kaisersitz, sind dann aber erst gegen Mittag los gekommen und haben auch noch lange und üppig gegessen. In Vietnam ist es üblich, dass man mehrere Gerichte bestellt und diese dann teilt. Wir haben uns also den Tisch mit allerlei Sachen, die wir nicht kannten voll stellen lassen. Einiges davon schmeckte nicht, aber die Erfahrung möchten wir nicht missen.

    Nach dem Essen kamen wir an einem Friseur vorbei und Silke ließ sich die Haare nachfärben. Sie war mit dem Ergebnis nicht zufrieden (ich finde es gut). Das Ganze ein wenig so ab:
    https://www.youtube.com/watch?v=92fD8Cy2zL0

    Als wir dann mit allem fertig waren, war es zu spät, um noch was anständiges zu machen. Wir gingen also zum Hotel zurück, entspannten noch eine Weile und gingen dann wieder essen. Wir ließen auch, ein wenig, um dem Tag noch etwas vernünftiges abzugewinnen, auch beim Japaner den Tisch vollstellen und hatten sogar das Gück ein Séparée für uns alleine zu haben.

    Am zweiten Tag dann, schafften wir es endlich schon früh morgens aus dem Hotel und gingen zum Fluss, in der Hoffnung, dort ein Boot aufzutreiben, dass uns zu ein paar Sehenswürdigkeiten bringen könnte. Diese lagen nämlich fast alle außerhalb der Stadt. Nur die Zitadelle war fußläufig zu erreichen. Wir trafen auf ein Ehepaar, dass an dem Tag keine Tour hatte und einigten uns auf einen Preis, mit dem wir alle leben konnten. Wir hatten den Eindruck, dass sie mit ihren Kindern auf dem Boot lebten und waren dementsprechend bemüht, entsprechend rücksichtsvoll zu sein.

    Huế ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort. Ihm entwachsen sind unter anderem der letzte Kaiser Vietnams, Hồ Chí Minh und der vormalige südvietnamesische Präsident Ngô Đình Diệm. Auch der Mönch Thích Quảng Đức stammte aus Huế. Er war der erste buddhistische Mönch, der sich in Südvietnam aus Protest gegen die Unterdrückung seiner Religion selbst verbrannte. Auf der Wikipediaseite über ihn findet man eine bedrückende Schilderung des Vorfalls:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Thích_Quảng_Đức
    Unser erster Halt war genau das Kloster in dem der Mönch gelebt hatte und das noch heute den Wagen, einen hellblauen Austin ausstellt, mit dem er nach Saigon gefahren war. Wir schlenderten etwas herum und zeigten uns begeistert von den großen Mangroven-Bonsais, die ausgeprägte Luftwurzeln aufwiesen.

    Unser nächster Halt war das Grab von Tự Đức, der als letzter unabhängiger Kaiser Vietnams gilt. Nach ihm kamen zwar weitere, diese standen aber mehr oder minder im Dienste der Franzosen. Tự Đức machte während seiner Regentschaft den Fehler und ließ Christen verfolgen und sogar einen spanischen Bischof exekutieren, was ihm jede Unterstützung des Auslands kostete und Frankreich einen Anlass lieferte, das Land unter seine Gewalt zu bringen. Tự Đức hatte trotz über 100 Ehefrauen und zahlreichen Konkurbinen keine Kinder und so gab er die Regenschaft nach seinem Tode an einen seiner Neffen weiter. Sein Grabmal ist so gigantisch, dass alleine die Baukosten die Krise Vietnams auch aus dem Inneren heraus provoziert haben. Der frühere Kaiser liegt angeblich trotzdem nicht in seinem teueren Grab, sondern an einem Ort, wo sein Leichnam nicht geschändet werden kann. Alle am Aufbau dieses geheimen Ortes beteiligten Arbeiter sollen nach der Fertigstellung hingerichtet worden sein.

    Als letztes besuchten wir noch einen kleinen Schrein und fuhren dann weiter zur Zitadelle. Auf dem Weg konnten wir wieder zahlreiche Wasserbüffel sehen, die am Ufer grasten oder im flachen Wasser badeten.

    Die Zitadelle selbst ist gigantisch, aber nur zum Teil erhalten. Insbesondere während der Ted-Offensive sind hier zahlreiche Bomben niedergegangen, um gegen die Nordvietnamesen und den Vietcong vorzugehen. Fast alles wurde zerstört. Allerdings arbeiten die Vietnamesen seit Jahrzehnten am Wiederaufbau und das bisherige Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen. Besonders schön sind der Thronsaal, der weitläufige Garten, in dem wir zu Mittag essen konnten und die großen Prunkbauten im chinesischen Stil im Westteil der inneren Zitadelle, die der verbotenen Stadt nachempfunden wurde.

    Am Abend fielen wir nur noch ins Bett und verbrachten sogar den nächsten Tag kaum mit mehr als langen Spaziergängen und kleineren Museumsbesuchen. Wir hatten wieder einen Nachtzug gebucht. Dieses Mal nach Hanoi.
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  • Jour 11

    Hội An

    20 mars 2017, Vietnam ⋅ ⛅ 26 °C

    Unsere erste Fahrt im Nachtzug war etwas aufregend, aber auch recht ereignislos. Auf den längeren Strecken in Vietnam kann man sich Schlafabteile buchen, die über wahlweise 4 oder 6 Betten verfügen, die als Stockbetten verbaut sind.

    Wir teilten uns das Abteil mit einer jungen Mutter und ihrem Kind, das Nachts häufiger aufwachte und weinte, im Grunde aber sehr friedlich war. Die Betten stehen seitlich zur Fahrtrichtung, so dass man auf den unebenen Strecken immer wieder hin- und herschaukelt. Die Klimaanlage kühlte, wie es hier sehr häufig so gehandhabt wird, auf unter 20 Grad hinunter, so dass man eine Decke brauchte. Wir haben extra für diesen Reiseabschnitt Schlafsackinlays gekauft, die man als dünne Minischlafsäcke benutzen kann, wenn man den angebotenen Decken in Bezug auf die Sauberkeit nicht traut.

    Am nächsten Morgen dann, kamen wir ziemlich zerknittert in Đà Nẵng an. Damit waren wir in Zentralvietnam, in dem ein anderer Dialekt gesprochen wird, als im Süden oder im Norden, was das Vietnamesischlernen für mich nicht unbedingt einfacher gemacht hat.

    Vietnamesisch ist eine interessante Sprache für westliche Sprachinteressierte. Der Lehrer aus der Nähe von Saigon, bei dem ich Unterricht über Skype nehme, ist davon überzeugt, dass seine Landessprache der Brückenschlag zwischen östlicher und westlicher Kultur sei.

    Ob das so stimmt, bezweifliche ich in einigen Punkten, aber im Grunde hat er nicht Unrecht, denn obwohl Vietnamesisch keinerlei ähnlichkeit mit den indogermanischen Sprachen hat, zu denen unter anderem die germanischen und die romanischen Sprachen gezählt werden, verwendet es das lateinische Alphabet in einer etwas modifizierten Form und ist „phonetisch“, d.h. wenn man die Aussprache der Buchstaben kennt, kann man das Wort im Regelfall korrekt aussprechen.

    Dies geht vor allem auf Einflüsse von katholischen Missionaren und letztendlich die Kolonialisierung durch Frankreich zurück. Đà Nẵng übrigens ist ein, in Bezug auf den Kolonialismus, historisch wichtiger Ort. So wurde es in einer ersten Offensive zur Unterwerfung des Landes von französischen Kriegsschiffen bombardiert. Vorgeblich um auf die Verfolgung zuvor genannter Missionare zu reagieren.

    Die vietnamesische Grammatik ist ebenfalls unheimlich einfach und logisch aufgebaut. Der große Vorteil gegenüber europäischen Sprachen ist, dass weder konjugiert noch dekliniert werden muss, die Sprache wird dann auch als „isolierend“ bezeichnet.
    Aus „Ich esse Reis“ wird immer „Ich essen Reis“. Aus „Ich aß Reis“ wird „Ich Vergangenheit essen Reis“. Nach dem Spanischen mit seinen unzähligen Verbtabellen, bin ich ganz froh, dass ich mich hier nichtmehr darauf konzentrieren muss.

    Die große Schwierigkeit ist allerdings, dass Vietnamesisch „tonal“ ist. D.h. je nachdem in welcher Tonhöhe bzw. mit welcher Tonhöhenveränderung ein Wort ausgesprochen wird, verändert sich auch seine Bedeutung. Hier kann man das ganz schön sehen: https://www.youtube.com/watch?v=9YsyGTvkpZU

    Alleine das Wort „ma“, kann -je nach Ton- wahlweise „Gespenst, Mutter, aber, Reissetzling, Grab oder Pferd“ heißen. Ich als „Pharang“ kann das natürlich nicht wirklich und dementsprechend häufig ist der Anteil von Blödsinn, den ich von mir gebe, wenn ich versuche etwas auf Vietnamesisch zu sagen.

    Von Đà Nẵng aus fuhren wir mit einem Shuttle in das nahegelegene Hội An, das wohl die schönste Altstadt in ganz Vietnam zu bieten hat. Er gilt zudem als berühmteste Scheiderstadt des Landes, so dass wir nicht umhinkamen unser Reisebugdet durch Kleidungskäufe auf eine kleine Zerreisprobe zu stellen. Übernachten sollten wir etwas außerhalb des Zentrums in einem „Homestay“, das eher wie ein Hotel wirkte. Die Familie, die die Herberge betrieb, gab sich alle Mühe, uns den Aufenthalt so angenehm, wie möglich zu machen. Da wir so früh am Morgen ankamen, war unser Zimmer allerdings noch nicht zum Einzug bereit, so dass wir den Tag nutzten, um uns die Stadt anzuschauen.

    Zuallererst machten wir einen Stopp beim Silk-Village, wo wir Einblick in die Seidenherstellung bekamen und verschiedenen Webtechniken vorgeführt bekamen. Unter anderem wurde uns gezeigt, wie die Cham, ihre traditionellen Kleidungsstücke und Assesoirs anfertigen. Mir war auch bisher nicht so recht bewusst, dass man die Raupen auskocht, um an die unbeschädigten Kokons zu kommen. Ich habe daraufhin etwas gegoogelt und einen Artikel aus dem Wall Street Journal über ein Verfahren gefunden, bei dem die Raupen vor der Seidengewinnung schlüpfen dürfen:
    http://www.seidentraum.eu/pdf/taking_the_violen…
    Ob einem das wichtig ist oder nicht, muss man natürlich für sich selbst entscheiden. Ich fand es allerdings ganz schön zu lesen, dass sich jemand intensiv mit dem Thema beschäftigt hat und eine gute Alternative anbieten kann.

    Für den Eintritt nach Hội An selbst, muss man eine Gebühr bezahlen, da die Altstadt unter besonderem Schutz steht. Sie ist sogar UNESCO-Weltkulturerbe und hat diesen Status weit mehr als verdient. Ein altes Holzhaus reiht sich an das nächste. Fast alle beherbergen Geschäfte, was den Zauber zwar ein wenig stört, aber dennoch ganz der Tradition der Stadt folgt, die einst ein großes Wirtschaftszentrum von japanischen und chinesischen Händlern gewesen ist. Demenstprechend vielfältig sind auch die Einflüsse, die auf die Architektur der Stadt gewirkt haben:
    http://whc.unesco.org/en/list/948/gallery/

    Wir verbrachten den Tag in einem Geschäft nach dem anderen und deckten uns mit Kleidung ein, die wir definitv nicht in Indochina tragen würden. Ich zum Beispiel habe mir einen tollen Wintermantel gekauft, von dem ich gleich begeistert war, den ich jetzt wohl aber für ein paar Wochen mit mir herumtragen muss. Am Abend besuchten wir den bunt beleuchteten Nachtmarkt und die vielen Stände und Buden. Dabei probierten wir allerlei regionale Gerichte, wie etwa die knusprigen, gefüllten Reispfannkuchen (Bánh xèo) oder das nur hier erhältliche Nudelgericht Cao lầu, das eine wirklich spannende Herstellungsgeschichte hat: https://asiastreetfood.com/esskultur/cao-lau-nu…

    Ich werde hier meistens etwas irritiert angeschaut, wenn ich mich als „chay“ als Vegetarier oute. Man hat hier, wie in vielen asiatischen Ländern, einen sehr pragmatischen Umgang mit Essen. Fast alles, was weich genug ist, um gekaut zu werden, wird hier auch irgendwo gegessen. Ganz gleich ob es sich dabei um Schlangen, Hunde, bestimmte Baumrinden, scheinbar ungenießbare Wurzeln, Schnecken oder Seidenraupen, von der mir im Silk Village versichert wurde, dass das enthaltene Protein „very nice“ für den Muskelaufbau wäre, handelt.
    Die vietnamesiche Gastfreundschaft ist allerdings so groß, dass sie so einiges daran setzen, besondere Kundenwünsche zu erfüllen. Mit den Glutenunverträglichkeit habe ich sogar Glück, denn fast alle Speisen basieren auf Reis oder Reismehl. Eine Ausnahme bilden hier die berühmten Sandwiches, die mit Bánh mì, also Weizenbrot angefertigt werden.
    Genauso wie die Kaffeeverehrung hier, gehen die überall erhältlichen Baguettes wohl auf den französichen Einfluss zurück. Ähnlich wie bei der vietnamesichen Sprache, gibt es hier einen interessanten Brückenschlag zur europäischen Kultur.

    Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug nach Mỹ Sơn, das ganz in der Nähe liegt. Hier sind mehr als 70 Tempel der Cham-Kultur erhalten geblieben. Einige allerdings in recht rudimentärem Zustand, was nicht zuletzt an den Flächenbombardements im Vietnamkrieg liegt. Der Wideraufbau ist ungemein schwierig, weil die Cham eine spezielle fugenlose Bauweise nutzten, die bisher nicht nachempfunden worden ist. Es wird vermutet, dass sie hierzu große Hitze einsetzten.

    Wir hatten, wie bisher immer, einen besonders „witzigen“ Führer, was auf die Dauer etwas anstrengend ist. Man muss sich das in etwa so vorstellen, dass jeder Information ein Witz folgte, über den man dann meist nur aus Verlegenheit gelacht hat. Das Lieblingsthema dieses Führers war der Sexualitätsbezug der Cham-Reliquien. Wir hielten mehrfach vor kleinen Altären, die wahlweise zylinder- oder rautenförmig waren. Eine kleine Japanerin hatte es besonders schwer mit ihm, denn sie verstand sein gebrochenes Englisch nicht, was dazu führte, dass er die Symbolik pantomimisch vedeutlicht hat. Nachdem wir wieder in der Innenstadt abgesetzt wurden – der zweite Teil unserer Tour war eine Bootsfahrt, bei der wir auch einige Wasserbüffel sehen konnten – besuchten wir noch ein paar Museen, antike Stätten und eine traditionelle Musikshow, bevor wir zum Abend nach Hause gingen, um zu entspannen.

    Leider hatten wir nur zwei volle Tage in Hội An eingeplant. Eine Fehleinschätzung, denn man kann hier ohne Probleme eine gute Woche verbringen, wenn man noch ein paar Strandtage und Ausflüge einrechnet.

    Dafür freuen wir uns aber umso mehr auf die Zugfahrt nach Hue, der alten Kaiserstadt Vietnams, die uns über die Wetterscheide zwischen Nord- und Südvietnam führen wird, die auch als Wolkenpass bezeichnet wird.
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  • Jour 8

    Nha Trang

    17 mars 2017, Vietnam ⋅ ⛅ 26 °C

    Seit dem Jahre 1883, als der Kaiser zum Abdanken gezwungen wurde, war Vietnam eine Kolonie Frankreichs. Zunächst waren die Fremden nur Berater des Regenten, als Vietnam jedoch von politische Unruhen ergriffen wurde, nutzten sie ihre Chance zur Einverleibung des Landes.

    Der Ort Nha Trang galt den neuen Herren des Landes wegen seine schönen Strände und dem klaren Wasser als das „Nizza des Ostens“. Wir planten zwei Tage dort zu verbringen, um etwas zu baden und uns zu entspannen.

    Wir hatten von Ho-Chi-Minh-City aus einen Zug genommen, der etwa 8 Stunden gebraucht hatte. Wir hatten Tickets für die „Soft-Seat“-Klasse gekauft, denn die „Hard-Seat“-Variante entsprach dem, was man gemeinhin als Holzklasse versteht. Viel schöner anzusehen, aber eben auch viel ungemütlicher. Grade wenn man einen ganzen Tag unterwegs ist…

    Das Zugfahren in Vietnam ist sehr gemütlich. Wegen der unebenen Schienen fährt man nicht sehr schnell und schaukelt gemächlich hin und her. Zwischendruch werden immer wieder kleine Essenswagen durch die Gänge geschoben, auf denen heiße Suppe dampft. Auch kleine Snacks, wie gekochte Maiskolben, Eier oder Süßigkeiten konnten bestellt werden. Dazu wurde auch immer der in Vietnam typische cà phê sữa đá (Eiskaffe mit gesüßter Kondensmilch) angeboten, der viel leckerer schmeckt, als es zunächst klingt:
    https://en.wikipedia.org/wiki/Vietnamese_iced_c…

    Manchmal kommen auch Händler aus den Dörfern, in denen der Zug grade hält, hinein, um Früchte oder hausgemachtes Essen zu verkaufen. Ich fragte eine der Frauen nach dem Preis für eine Drachenfrucht, wunderte mich, dass sie ganze 2,50 Euro dafür haben wollte und fragte nach einem besseren Preis Sie war ganz begeistert, dass ich den vietnamesischen Ausruf für „Viel zu teuer!“ (đắt quá) kannte und gewährte mir einen kleinen Rabatt. Ich sagte zu, obwohl mir zwei Euro immer noch zu teuer erschienen, nur um kurz darauf festzustellen, dass es nicht um nur eine Frucht, sondern um den ganzen Beutel ging, den sie dabei hatte. Ich war also jetzt stolzer Besitzer von 13 Drachenfrüchten von denen wir gleich eine an lachende Mitreisende verschenkten.

    Als wir in Nha Trang ankamen, stellten wir fest, dass neben vietnamesischen und chinesischen Beschriftungen auch meistens deren Entsprechung im russischen angegeben war. Der Ort gilt nämlich als das Mallorca Russlands. Dementsprechend kultiviert erschienen uns unsere touristischen Nachbarn also. Im Grunde hatten wir aber kaum Berührungspunkte.

    Am selben Tag schafften wir nur einen kleinen Spaziergang an der Uferpromenade, an der zahlreiche Restaurants lagen, die Grills in ihren Eingängen stehen hatten, auf denen große Schlangen und kleine Krokodile gebraten wurden.

    Es soll in Nha Trang auch eine Schlangenshow geben. Auf einer Insel gegenüber, die eine Art Disneyland darstellt, wohl auch eine Show mit Tanzbären und Affen. Auf einer anderen Insel soll es eine Show geben, in der kleine Affen in kleinen Autos herumfahren oder als Jockeys bei Hunderennen eingesetzt werden. Ich muss ja gestehen, dass mich das jedes Mal wirklich anwidert, wenn ich davon nur lese. Der Umgang mit Tieren ist in Asien tatsächlich deutlich problematischer als in vielen anderen Teilen der Welt. Spannenderweise sind es die Touristen aus diesen „vielen anderen Teilen der Welt“, die diesen Blödsinn auch noch finanzieren.

    Wir haben uns daher tatsächlich gegen größere Ausflüge entschieden und den ersten vollen Tag nur am Strand verbracht. Der Strand ist in Abschnitte unterteilt, die bestimmten Anbietern gehören, so dass man immer etwas zahlen muss, wenn man irgendwo liegen möchte. Dafür hat man dann aber, grade an den äußeren Rändern, Liegen, Handtücher und einen Sonnenschirm für sich. Zudem ist eine kleine Bar sowie Toiletten und eine Dusche in der Nähe. Ich konnte mich allerdings nicht so recht entspannen und fühlte mich den ganzen Tag innerlich sehr unruhig. Erst dachte ich, dass ich krank werden würde, schob es aber später auf zuviel von dem vietnamesischen Kaffee, der manchmal recht stark daher kommt. Das merkt man meistens aber zunächst gar nicht so sehr, weil er so süß ist. Geschwommen bin ich natürlich trotzdem. Der Strand ist sehr steil, so dass man schon nach ein paar Metern nicht mehr stehen kann. Im Kombination mit den großen Wellen, die vom Südchinesischen Meer kommen, ist das manchmal sogar eine kleine Herausforderung gewesen.

    Am nächsten Tag haben wir noch etwas kuturell wertvolles gemacht und uns zwei religiöse Stätten angeschaut. Po Nagar ist ein verfallener Tempelkomplex der Cham-Kultur aus der Zeit, als diese noch hinduistisch dominiert war. Heute sind die Cham weitestgehend Sunniten und stellen eine der zahlreichen Minderheiten in Vietnam dar. Po Nagar erinnert an ihre Blütezeit als sogenannte Champa-Kultur. Die Cham hatten insbesondere kurz nach dem Vietnamkrieg ein schweres Schicksal, da sie mit den USA kollaboriert hatten und vor allem in Kambodscha reihenweise von den Roten Khmer ermordet wurden. Viele von ihnen flohen von daher in die umgebenden Länder der Region.

    Unser zweiter Stop war die Long-Sơn-Pagode, ein buddistischer Tempel im Herzen Nha Trangs. Die Vietnamesen pflegen eine interessante religiöse Mischung in ihrem Alltagsleben. Zwar bekennen sich die meisten zum Atheismus, dennoch besuchen viele von ihnen buddistische Tempel und haben kleine Hausschreine mit denen sie ihre Ahnen ehren. Religion und Alltag sind hier zu einer wilden Mischung aus Tradition und Aberglauben vermengt. In Long-Sơn finden sich neben dem großen Gebetsraum auch ein schöner liegender Buddha mit seeligem Lächeln und eine große sitzende Buddhastatue, die auf einer Lotusblüte thront.

    Nach einem letzten Abendessen verlassen wir Nha Trang mit dem Nachtzug...
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  • Jour 5

    Ho Chi Minh City

    14 mars 2017, Vietnam ⋅ ⛅ 26 °C

    Nach weiteren 3 Flugstunden sind wir in Ho-Chi-Minh-City angekommen, das von den Vietnamesen auch noch häufig mit seinem alten Namen „Saigon“ betitelt werden. Das liegt allerdings nicht daran, dass sie ein schlechtes Bild von dem ehemaligen Präsidenten des Landes hätten. Weit gefehlt, denn im Volksmund wird er nämlich auch heute noch liebevoll „Onkel Ho“ genannt. Jedes Kind wächst hier mit den Abenteuern auf, die er im Zuge seiner Reisen und seines Widerstandes gegen die japanische Besatzung und die französischen Kolonialherren erlebt hat. Dabei schauen sie natürlich etwas durch eine rosarote Brille, denn Vietnam ist auch heute noch ein sozialistischer Ein-Parteien-Staat, der sich wirtschaftlich gesehen zwar kapitalisiert hat, aber weiterhin noch von meinungsbildenden Komitees geführt wird und einen großen Führerkult betreibt. Ich habe mir also schon nach den ersten Geschichten, die wir über ihn erzählt bekommen haben, seine Biografie als Ebook gekauft, um eine etwas neutralere Pespektive einnehmen zu können. Diese verspricht, auch wenn ich sie noch nicht beginnen konnte, spannend zu werden. So reiste Ho Chi Minh, dessen Geburtsname Nguyen Sinh Cung lautete, durch Amerika, Asien und Europa, immer auf der Flucht vor der französischen Geheimpolizei und nahm dabei etwa 50 verschiedene Identitäten an. Er soll angenlich mehr als 10 Sprachen gesprochen haben und während des Kampfes gegen die Japaner im zweiten Weltkrieg stand er sogar kurzzeitig im Dienste der US-Regierung. Sein „Glück“ als Führungspersönlichkeit war wohl, dass er zeitlebens in Konflikten lebte. Erst politisierte er sich in Frankreich, dann organisierte er den Widerstand in Indochina, dann begann der Vietnamkrieg, dessen Ende er nicht mehr erlebte. Durch diesen Umstand werden mit ihm weniger die Defizite Realsozialistischer Systeme, sondern der Kampf gegen Unterdrückung verbunden. Das ist, so denke ich, einer der Gründe, warum man ihn hier heute so verehrt, aber auch politisch nutzt. Zitate von Ho Chi Minh werden eingesetzt, um seinen eigenen Standpunkt zu verdeutlichen und sein Gegenüber zu demoralisieren, denn Ho Chi Minh sollte man nicht widersprechen.

    Unser Hotel lag etwas abseits vom Stadtkern. So mussten wir zwar etwa eine halbe Stunde in die Innenstadt laufen oder ein Taxi nehmen, allerdings hatten wir einen unverfälschteren Eindruck des vietnamesischen Alltagslebens und ich war gespannt darauf, ob meine Vietnamesischstunden sich ausgezahlt hatten. Die Tatsache, dass es bei uns kaum Touristen gab, führte auch zu einigen lustigen Situationen. So wurden wir im Restaurant von etwa 6 Kellnern bedient, die sich auffällig um uns herum gestellt hatten und uns all ihre Aufmerksamkeit schenkten und Kinder waren ganz begeistert davon uns ein Hallo hinterher zu rufen.

    Läuft man durch die Straßen von Ho Chi Minh City, fallen einem zwei Dinge sofort ins Auge. Die zahlreichen Garküchen am Straßenrand, die zumeist über winzige Tische verfügen, an denen den gesamten Tag über Menschen auf kleinen Stühlen sitzen, essen und sich unterhalten und die vielen Motorroller, die zur Abendzeit keine einzige Lücke auf der Straße lassen. Alles ist nur ein vibrierender Strom. Manche der Roller sind mit Stapeln von Waren oder gleich der ganzen Familie beladen: https://www.youtube.com/watch?v=_uz2MR9-UTI

    Wir hatten zunächst keine Ahnung, wie wir über die Straße gehen sollten. Die Lösung ist allerdings denkbar einfach: Einfach losgehen. Es hat etwas magnetisches durch den dichten Verkehr zu laufen, denn um einen herum tut sich der Platz den man braucht einfach so auf.

    Am ersten Tag in Saigon liefen wir durch die Straßen und besuchten ein paar Sehenswürdigkeiten. Der Revolutionspalast ist im Stile einer Scheußlichkeit aus den 60er Jahren konstruiert und bietet ein rundum konservatives Ambiente. Das Ho Chi Minh City Museum stellte zwar einige interessante Exponate, wie etwa altes vietnamesisches Geld oder Ausrüstung des Vietcong aus, war aber nur leidlich gepflegt. Hier beobachteten wir auch das erste der unzähligen Hochzeitsshootings, wir nehmen an für Kataloge oder ähnliches. In Vietnam ist es, wie in gesamt Südostasien verpönt, öffentlich Zuneigung zu seinem Partner auszudrücken und so sind die Gesichter des Brautpaares, sei es nun echt oder lediglich gespielt, entsprechend entsetzt, wenn der Fotograf zum Kussbild auffordert.

    Verpasst haben wir leider das War Remnants Museum, das einen Einblick in die Nordvietnamesische Perspektive des Vietnamkriegs bietet. Demenstprechend wäre natürlich auch das mit Vorsicht zu genießen gewesen. Es bietet aber einen guten Anhaltspunkt für die Dimensionen, die dieser Krieg umfasst hat:
    https://www.tripadvisor.com/Attraction_Review-g…

    Ich lese dazu aktuell „Krieg ohne Fronten“ von Bernd Greiner. Es ist zwar sehr technisch geschrieben, aber ungemein gut recherchiert. Es beleuchtet vornehmlich das amerikanische Verhalten in Bezug auf die zahlreichen Kriegsverbrechen, verschweigt dabei aber nicht die Taten, die vom Vietcong begangen wurden. Es ist enorm umfangreich und manchmal macht das Lesen etwas müde, aber es lohnt sich wirklich. Wer also mal ein Wochenende Zeit hat und bereit ist, sich durch 600 Seiten zu kämpfen, sei das Buch wärmstens ans Herz gelegt:
    https://www.amazon.de/Krieg-ohne-Fronten-Die-Vi…
    …insbesondere spannend ist das, was man aus dem Buch über das Versagen von ganzen Institutionen mitnehmen kann. Es lässt sich ohne Probleme mit leichten Modifikationen auf das eigene Alltagsleben, z.B. Firmenstrukturen oder Behördenorganisation übertragen.

    Wir besuchten am nächsten Tag die Củ Chi-Tunnel, die dem Vietcong als Verteidigungsanlagen gedient haben. Sie erstrecken sich auf über 200 km und bestehen aus unterirdischen Gängen, die etwas gößere Kammern miteinander verbinden. Zudem ist es in mehreren Etagen aufgebaut, von denen die tiefste in etwa 8 Metern liegt. Selbst mit großangelegtem Flächenbombardement war es nicht möglich, die Anlagen zu zerstören. Als ich ein Kind war, habe ich gerne in einem Buch meines Vaters geblättert, das eine Zeichnung de Tunnelanlage enthielt. Schon damals fand ich das ganze System absolut faszinierend. Ich war also unheimlich begeistert davon, dass wir auch durch einen kleinen Teil des Sytems kriechen durften. Einmal wurden haben wir dabei sogar kleine Fledermäuse aufgeschreckt, die an der Tunneldecke hingen.

    Nach der Führung konnte man an einem Schießstand verschiedene Gewehre ausprobieren. Natürlich gegen einen Aufpreis. Auch wenn ich mir ein wenig, wie so ein Vollbluttouri vorkam, habe ich mir die Gelegenheit mit einer AK-47 zu schießen, natürlich nicht nehmen lassen.

    Am selben Tag haben wir übrigens auch den Cao Đài Tempel in Tây Ninh besucht, um mal von etwas anderem als Politik zu schreiben. Caodaismus ist eine interessante Mischreligion, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Vietnam entstand und noch heute hauptsächlich in Indochina verbreitet ist. Da die Religion so jung ist, wird sie manchmal auch als Sekte bezeichnet. Die genaue Abgrenzung ist natürlich schwierig, aber ich habe das persönliche Gefühl, dass man den Menschen Unrecht tuen würde, wenn man ihre Religion so abwertent bezeichnen würde.
    Der Caodaismus stellt eine Mischform aus westlichen und östlichen Religionen dar und geht davon aus, dass alle Menschen an den selben Gott glauben, der sich ihnen nur unterschiedlich offenbart hat. Die Anhänger haben recht strenge, aber auch verhältnismäßig nachvollziehbare Vorschriften, wie etwa Demut, Alkoholverzicht, Vegetarismus oder Nächstenliebe.
    Witzig allerdings ist, dass sie bestimmte histoische Figuren verehren. So findet sich im buntgeschmückten Tempel, der über eine zentrale Kuppel, wie bei einer Moschee und zwei Türme, wie bei einer Kirche, verfügt, ein großes Bild von Victor Hugo. Also der Victor Hugo, der den Glöckner von Notre-Dame geschrieben hat. Er gilt ihnen als eine Art spirituelle Leitfigur.

    Wir durften, nachdem wir durch den Tempel geführt worden waren, an der Mittagszeremonie teilnehmen, bei der wir die betenden von einem Balkon aus anschauen durften. Wir haben uns dabei ziemlich über die Touristen und selbst die Führer geärgert, die sich laut unterhielten und immer wieder herumliefen, um die besten Fotoplätze zu ergattern. Eine ältere Französin war wohl ziemlich sauer auf mich, weil ich sie gefragt habe, „what the fuck“ sie da tut, als sie versuchte zwischen unseren Beinen hindurchzukriechen.

    Ich gebe zu, dass meine Wortwahl da unglücklich war. Es ist mir im Eifer des Gefechts so rausgerutscht. Ohne das „the fuck“ wäre es vermutlich ähnlich wirksam gewesen. Aber ich war wirklich schockiert, dass eine Frau jenseits der 50 sich selbst so erniedrigt und dabei auch noch die Zeremonie stört.

    Trotzdem war der Besuch sehr schön. Besonders der bunte Tempel, die langen Gewänder der Betenden und der Blumengarten neben dem Tempel hatten es uns angetan. Kurz nachdem wir durch diesen Garten spaziert waren, kam ein Mann mit seinen Kindern auf uns zu, und machte unverständliche Gesten und schob seinen Sohn neben mich, um ein Foto von uns zu machen, dann seinen nächsten Sohn und dann seine Tochter. Danach mussten alle noch ein Foto mit Silke machen. Sie waren ganz begeistert von uns und machten den Eindruck, dass sie noch nie einen Europäer gesehen haben. Danach setzten sie sich zu fünft auf einen Roller und fuhren davon.

    Am letzten Tag in Saigon machten wir einen Ausflug in das Mekong-Delta, wo wir uns die örtliche Lebensmittelproduktion anschauten und ein kleines Hauskonzert mit traditioneller Vietnamesicher Musik besuchten. Als wir in einem traditionellen kleinen Ruderboot über einen Seitenarm des Flusses gefahren wurden, fuhr vor uns eine witzige Vietnamesin, die während sie die langen Ruder sag laut „Row, row, row your boat“ sang...
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  • Jour 2

    Amsterdam - Guangzhou

    11 mars 2017, Chine ⋅ 🌫 17 °C

    Wir hatten einen wirklich guten Stop in Schipol, toller Flughafen, der sogar Gebäck da hatte, das ich essen konnte. Der Flug nach Guangzhou war etwas schräg. Wir starteten gegen 12 Uhr mittags, wurden dann gleich verköstigt, unter anderem mit einem alkoholischen Getränkeangebot und wurden kurz darauf genötigt, alle Fenster zu schließen, da jetzt Ruhezeit sei... ...um 13:30 am Mittag nach der unter uns gültigen Ortszeit.

    Um 2 Uhr nachts Ortszeit in Vietnam, was entsprechend 20 Uhr in Deutschland war, fragte ich nach einem Glas Wein und wurde darauf verwiesen, dass jetzt Frühstückszeit sei und man von daher keinen Alkohol ausschenke. Kurz darauf wurde auch tatsächlich Frühstück serviert, und es folgte wieder Ruhezeit. Ich habe mich etwas gefühlt, wie in einem Pflegeheim.

    Ich habe schon am Flughafen von Guangzhou gemerkt, dass ich den Jetlag meines Lebens haben würde und tatsächlich waren wir beide als wir endlch Ho Chi Minh City erreicht hatten körperlich am Ende. Silke meint, dass ich mit dem Zusammenhang mit dem Zeitmanagement auf dem Flug übertreibe...

    Auf unserem Zwischenstopp in China hatten wir grade genug Zeit um eine Nudelsuppe zu essen, deren Schärfe eine echte Herausforderung war. Geschmacklich waren wir aber beide begeistert, denn einer der Hauptgründe für die Entscheidung nach Vietnam zu fliegen war das Essen in Asien.

    Wir wären gerne in noch in China eingereist, hatten aber zu wenig Zeit beim Zwischenstopp. Guangzhou soll wirklich spannend sein. Es ist die Hauptstadt der Provinz Guangdong, über die ich vor etwa einem Jahr mal etwas gelesen hatte. Es ging dabei darum, dass die Chinesen für die Provinz den Aufbau eines Rettungsdienstsystems nach deutschem Vorbild planen. Dazu müssem alleine fast 100.000 Menschen parallel ausgebildet werden. Davon alleine über 50.000 Notfallsanitäter und 40.000 "Technische Retter". Geplant wurde also eine Rettungsdienstakademie, die genau diese Anzahl an Personen auf einmal Ausbilden kann.

    Ich habe mich beim Lesen an ein Zitat aus dem Film "2012" erinnert gefühlt. Die Chinesen hatten hier gigantische Schiffe im Auftrag der anderen Staaten konstruiert, um die Weltelite vor der Sinnflut zu bewahren: http://vignette2.wikia.nocookie.net/2012movie/i…
    Als die Protagonisten die Berge erreichen, in denen die Werften für die Schiffe lagen, sagte einer von ihnen in etwa: "Nur die Chinesen können sowas in so kurze Zeit realisieren."
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  • Jour 1

    Hamburg

    10 mars 2017, Allemagne ⋅ ⛅ 7 °C

    Nach zwei wirklich entspannten Wochen in Deutschland brechen wir also zu unseren nächsten Ziel, dem östlichen Teil von Indochina, auf.

    Aus irgendeinem, heute für uns nicht mehr so ganz nachvollziehbaren Grund, haben wir einen Flug gebucht, der schon früh morgens vom Hamburger Flughafen starten sollte. Da vor uns 22 Stunden liegen würden, die wir entweder im Flugzeug oder auf den Flughäfen von Amsterdam oder Guangzhou verbringen sollten und der Zeitunterschied zu Vietnam +6 Stunden beträgt, wäre ein späterer Flug ohne Problem möglich gewesen. Sei's drum...En savoir plus

  • Jour 112

    Frankfurt/Hamburg

    21 février 2017, Allemagne ⋅ ⛅ 8 °C

    Heute geht es zurück über Frankfurt nach Hamburg...
    Das ist somit der letzte Eintrag des Reisetagebuchs.

    Es war eine wirklich großartige Reise. Wir haben tolle Menschen kennengelernt, uns mit neuen Sprachen, Kulturen und Gebräuchen vertraut machen dürfen und einmalige Orte gesehen. Dafür sind wir sehr dankbar!

    Ich habe mir aber auch Gedanken dazu gemacht, wie priviligiert wir eigentlich mit unserem Wohlstand sind und welche Verantwortung wir deshalb in der Welt tragen müssen. Für diese Reise und die Zukunft habe ich daher beschlossen, dass ich das durch die Strecken entstandene CO2 über https://www.atmosfair.de/ kompensieren und mich verstärkt für soziale Projekte in Südamerika einsetzen möchte.

    Ich habe mich zum Abschied nocheinmal durch alle Bilder des Blogs geklickt. Das war ein wirkich spannender Kurzrückblick. Wer also 5 Minuten Zeit dafür aufbringen kann, dem kann ich das nur ans Herz legen...

    Vielleicht mit diesem Lied im Hintergrund:
    https://m.youtube.com/watch?v=Gvyl_zdji2k

    Es gilt noch heute als ein Lied des Widerstands gegen die Militärdiktatur und Willkürherrschaft in Argentinien.
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  • Jour 112

    Buenos Aires II

    21 février 2017, Argentine ⋅ ⛅ 26 °C

    Unser letzter Stop in Südamerika ist erneut Buenos Aires. Für mich, ich bin mir grade nicht sicher, ob ich das schon geschrieben habe, wohl eine der schönsten Städte, die wir kennengelernt haben. Wenn nicht sogar die schönste…

    Wir haben uns nachdem wir aus Uruguay zurückgekehrt waren an die letzten beiden der vier Free-Walking-Tours der Stadt gewagt. Zum Einen haben wir das Bohème-Viertel Recoleta angeschaut und zum anderen das Künstler- und Tangoviertel La Boca besucht. Die Recoletta-Tour startete am Teatro Colon, dem prunkvollen Opernhaus der Stadt. Es dauerte zwei Jahrzehnte, bis es fertig gestellt wurde. Damit kann es locker mit der Hamburger Elbphilharmonie konkurrieren. Die Tour selbst war leider deutlich größer, als die ersten beiden Touren, so dass wir etwa bei der Hälfte beschlossen haben, uns abzusetzen und die Gegend auf eigene Faust zu erkunden. Einen Teil hatten wir ja schon bei der Friedhofstour kennengelernt. Recoleta entstand maßgeblich in seiner heutigen Form als in Buenos Aires Cholera- und Gelbfieberepidemien wüteten. Die Stadt war damals noch kleiner und viele der heutigen Viertel waren umliegende Ortschaften, so auch Recoleta. Die wohlhabenderen Bevölkerungsschichten flohen hierher, um den Erkrankungswellen zu entgehen. Ganz im typischen Stil der damaligen Oligarchen formten sie nun auch diesen Ort, indem sie mit Prunkbauten ihren sozialen Status darstellten. Auf diese Weise entstanden die zahlreichen Gebäude im Stil der Belle Epoque. Später wurde Recoleta zu einem Stadtteil von Buenos Aires und somit zu einem Vorzeigeviertel. Noch heute sind die Mieten hier deutlich höher als etwa in San Telmo oder Palermo.

    Noch spannender ist allerdings die Geschichte des Stadtteils La Boca, der noch heute zum größtedn Teil als No-Go-Area für Touristen ausgewiesen ist. La Boca beherbergte früher den großteil der vorwiegens italienischen Arbeitsmigranten. Sie lebten hier in Zimmern voller Stockbetten, die sie sich mit etwa 30 bis 40 anderen Personen teilen mussten. In den Hinterhöfen von La Boca entstand auch der Tango, der zunächst eine „schmutzige“ Arbeiterkunstform war und erst in Paris „schick“ gemacht und nach Argentinien als „hohe Kunst“ reimportiert wurde.
    Tango zeichnet sich durch eine intensive Beinarbeit aus, bei der die Partner gegenseitig ihre Beine mit grazilen Bewegungen umeinander schlingen. Ursprünglich sollen diese Schritte allerdings etwas anders gemeint gewesen sein. Tango wurde in La Boca hauptsächlich von Männern getanzt und das Umschlingen der Beine soll ein Versuch gewesen sein, sein Gegenüber zum Stürzen zu bringen.
    La Boca hat sich diese raue Identität bis heute bewahrt.
    Das Viertel beherbergt zahlreiche Künstler und ist bunt bemalt. Diese interessante Kombination hat zahlreiche potentielle Investoren angelockt, die La Boca „aufwerten“ wollten. Daraufhin haben die Einwohner aber recht schnell eingegriffen, um ihr Viertel zu schützen. Ein paar wenige Straßen in La Boca wurden infolgedessen für Besucher geöffnet, hier bieten allerdings nur Einheimische ihre Waren und Dienstleistungen an. Es werden dabei keine externen Investoren von den Bewohnern geduldet. Der Rest des Viertels bleibt Sperrzone für Fremde, mit dem Risiko bei Widerhandlungen ausgeraubt oder verprügelt zu werden. Ob das so nun stimmt oder ob es sich um eine Art bewusst gestreuten Mythos zum Schutze des Viertels handelt können wir nicht beurteilen. Vorstellbar ist beides. Die Bewohner von La Boca waren schon immer eigen, so haben sie zum Beispiel zweimal ihre Unabhängigkeit als Republik erklärt, wurden aber jedesmal wieder mit sanftem Druck der Regierung mit Unterstützung der Armee in die Stadt reintegriert.

    La Boca zählt daher definitiv zu den Vierteln, die man gesehen haben sollte, wenn man Buenos Aires besucht. Allerdings sollte man nicht auf zu viel Alternatives hoffen. In dem kleinen für Fremde offenen Areal tummeln sich die Touristen und ein Souvenirshop reiht sich an den nächsten. Zudem wird man ständig angesprochen, ob man nicht gestellte Tanzfotos mit ihrendwelchen klassisch gekleideten Tänzern machen möchte…

    Nachts konnten wir das Viertel übrigens einmal aus dem Taxi sehen. Hier liegt nämlich auch der Hafen und unsere Rückkehr aus Uruguay war am späten Abend. Es war tatsächlich voll mit Polizei, wobei uns der Taxifahrer erklärte, dass es sich um die Bundespolizei handle, die eigentlich nichts mit Streifendienst zu tun habe.

    Wir haben uns für die letzten Tage ein besseres Hotel als sonst genommen. Es lag direkt an der Avenida de Mayo, gegenüber von Palacia Barolo. Von unserer Dachterasse aus, hatten wir einen herrlichen Blick auf seinen zentralen Turm, indem ein Leuchtsignal verbaut ist. Der Palast hat eine sehr mythische Geschichte. Gebaut wurde er von dem Architekten Mario Palanti im Auftrag von Luis Barolo. Barolo war begeisterter Fan von Dante Alighieris „Göttlicher Kommödie“. Er beauftragte den Architekten damit ein Gebäude zu erschaffen, dass größer war als alle anderen Häuser der Stadt und das voller Symbole mit Bezug auf Dantes Werk stecken sollte. Entstanden sind daraufhin 22 Stockwerke, deren Maße dem Versmaß der in Strophen aufgebauten Erzählung entsprechen. Die verschiedenen Stockwerke symbolisieren die verschiedenen Stufen, durch die Dante auf der Suche nach Erlösung gehen muss: Hölle, Fegefeuer und Paradies. Palanti hat dabei darauf geachtet, dass keine Fahrstühle installiert werden, die direkt von der Hölle in das Paradies fahren. Jeder Besucher muss im Fegefeuer umsteigen. Die Turmspitze mit dem Leuchtsignal, das bis nach Montevideo reicht, ist die Krönung des Bauwerkes. In der uruguayanischen Hauptstadt steht das Schwestergebäude, der Palacio Salvo, der ebenfalls über einen Leuchturm verfügt. Ursprünlich war geplant, dass sich beide Lichtstrahlen berühren sollten, die Erdkrümmung machte diesem Vorhaben wohl aber einen Strich durch die Rechnung. Wir haben an einer sehr spannenden Führung durch das Gebäude teilgenommen, bei der wir durch die verschiedenen Etagen geführt und mit den zahlreichen Anspielungen auf die Erzählung Dantes vertraut gemacht wurden.
    Es gibt zu dem Gebäude übrigens einen sehr spannendes Mythos. Barolo wollte mit dem Bau des Hauses einen Teil der europäischen, insbesondere der italienischen, Kultur retten, die er von den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs bedroht sah. Dazu gehörte auch eine eigens aus Italien importierte Statue von Dante auf dem Rücken eines großen Vogels. Sie wurde jedoch noch im Hafen von Buenos Aires gestohlen und tauchte erst Jahrzehnte später wieder im zerstörten Zustand auf. Barolo beging daraufhin Selbstmord. Es ist nicht so richtig klar, wieso diese Statue in Italien angefertigt werden musste, obwohl man dies auch ohne Weiteres in Buenos Aires hätte bewerkstelligen können. Der Mythos ist nun, dass vermutet wird, dass sich Dantes Gebeine in der Statue befunden haben könnten. Mit ihrem Verschwinden wäre dann das gesamte Lebenswerk Barolos auf einen Schlag zu Nichte gemacht worden.

    Wir aßen oft in einem Lokal direkt bei uns um die Ecke, dass ein sogenanntes Kilobuffet anbot. Die Idee war, dass man sich soviel nehmen konnte, wie man wollte und dann nach Gewicht bezahlen konnte. Ein kleines Highlight für uns, denn das argentinische Essen war weniger reichhaltig als es das in Peru gewesen war. Das machten wir auch am Abend nach unserem Besuch des Palacio Barolo, kurz bevor wir den Abend mit einem etwas merkwürdigen Konzert mit interessanter Lightshow ausklingen ließen, das auf unserer Dachterasse abgehalten wurde.
    Die Musik war sehr sphärisch und nicht unser Fall, spannend war aber, dass gigantische Bilder und Videos auf die umliegenden Gebäude projiziert wurden und dort die Musik rhythmisch begleiteten.

    Alles in allem war die Zeit in Buenos Aires wohl eines der Highlights in Argentinien, nur der letzte Tag war etwas hetkisch, als wir fürchteten, dass wir wegen einer Großdemonstration nicht mehr rechtzeitig zum Flughafen kommen würden. Da ich diesen Beitrag ja aber erst zwei Wochen nach unserer Rückkehr anfertige, scheint ja alles gut geklappt zu haben :-)
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  • Jour 108

    Colonia de Sacramento

    17 février 2017, Uruguay ⋅ ☀️ 29 °C

    Von Buenos Aires aus, kann man mit einer Fähre nach Uruguay übersetzen und dort dann einen Tag in Colonia de Sacramento verbringen. Natürlich kann man auch weiter nach Montevideo. Wir haben uns allerdings nur für den Kurztrip entschieden.

    Streng genommen waren wir also erst in Buenos Aires, dann in Uruguay, dann wieder in Buenos Aires. Ich fasse aber die Zeit in B.A. im nächsten Beitrag zusammen, um es nicht unnötig zu verkomplizieren.

    Uruguay wird, insbesondere von jungen Tourguides, zur Zeit gerne als das fortschrittlichste Land Südamerikas vorgestellt. Dabei ist es deulich ärmer als etwa Chile. Grund für diese Aussage ist, dass Uruguay vor kurzem Cannabis legalisiert hat. Im Grunde liegt Uruguay wirtschaftlich und sozial auf einem ähnlichen Level wie Argentinien. Manche Argentinier bezeichnen es sogar als Provinz mit eigener Flagge.

    Es hat aber natürlich seine eigene Geschichte stand aber politisch fast immer an der Seite Argentiniens. So zum Beispiel auch im Krieg gegen Paraguay Anfang des 19. Jahrhunderts, bei dem etwa 80% der dortigen männlichen Bevölkerung vernichtet wurde. Auch hatten die Länder etwa zur selben Zeit einen Militärregierung.

    Colonia de Sacramento ist eine der ältesten Städte Uruguays, die Altstadt im Kolonialstil ist UNESCO-Weltkulturerbe. Der Ort ist toll, um aus dem Lärm von Buenos Aires zu entfliehen. Er ist an zwei Seiten vom Wasser umgeben und man hört auch in der Altstadt bei gutem Wind noch die Wellen. Viele argentinische Familien machen hier Ausflüge hin.

    Wir spazierten eine Weile durch den Ort, aßen ein großes Mittagessen zu einem fairen Preis und saßen etwas auf den Steinen am Meer. Hier probierten wir die Videofunktion von Silkes Kamera aus. Aktuell überlege ich, ob ich für unsere Asienreise einen Videoblog anlegen soll. Ich bin mir da allerdings noch nicht so sicher. Mal schauen. Ich habe übrigens schon in Córdoba mit dem Spanischlernen aufgehört und damit begonnen, Vietnamesisch zu lernen. Natürlich nur das Touristenvokabular und natürlich setze ich das Spanischlernen danach wieder fort.

    Vietnamesisch ist eigentlich keine sonderlich schwere Sprache. Zumindest, wenn es zum die Grammatik geht. Die Sprache ist „isolierend“, die Wörter verändern sich also nicht. Zeitformen werden über zusätzliche Wörter im Satz ausgedrückt. Auch das Alphabet ist einfach, denn es entspricht weitestgehend dem Lateinischen mit ein paar Modifizierungen. Wirklich sehr schwierig ist allerdings, dass es sich um eine „tonale Sprache“ handelt. Das heißt, dass das unterschiedliches Aussprechen eines Wortes seine Bedeutung massiv verändert. Hier findet man das etwas näher erklärt: https://de.wikipedia.org/wiki/Vietnamesische_Sp…
    Ich bin also nicht sicher, inwieweit meine Bemühungen von Erfolg gekrönt sein werden.

    Nachdem wir am Wasser gesessen haben, besichtigten wir noch einen der alten Leuchttürme und tranken Jerba in einem kleinen Kaffee. Wir schauten ein wenig den Papageien zu und liefen durch die gemütlichen Straßen. Viel zu erzählen gibt es also garnicht. Es war einfach nur ein schöner Tag am Wasser :-)

    Achso, doch, eine Sache: Uruguay hat die schönsten Geldscheine und Münzen Südamerikas, denn die neuen Auflagen verzichten auf Köpfe berühmter Persönlichkeiten und bilden stattdessen Tiere ab. Man findet Jaguare, Gürteltiere und viele andere heimische Tierarten. Das ist wirklich ein schönes Bekenntnis zur eigenen Heimat...
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