Europa 2022

January 2022 - January 2023
A 366-day adventure by vondu Read more
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  • Day 351

    23 Trulli, Schlucht und Aus die Maus

    January 16, 2023 in Italy ⋅ ⛅ 14 °C

    Es ist so weit, hier kommt das letzte Kapitel dieser Reise. Also, schnappt euch eine Tasse heisse Schokolade (juhuuuii, bei uns gibts auch bald wieder Ovomaltine und Caotina 😋), kuschelt euch mit Wolldecke auf's Sofa und lasst uns euch ein letztes Mal in die Weite entführen.

    Uuuhh... Thes ist schon ganz gschmuch im Buuch. Starker Wind zerrt an der Bäbistuba, Regen peitscht lautstark gegen die Wände von rhythmischem Donnergrollen begleitet. Es fühlt sich an als wären wir während einem Erdbeben in der Autowaschanlage stecken geblieben. In regelmässigen Abständen blingt das Handy, Wetterwarnungen werden vom Staat über die betroffenen Mobilnetze versendet. Man solle Zuhause bleiben, da vor allem die für hier ungewohnt heftigen Regenfälle allerorts zu Erdrutschen, Strassensenkungen etc. führen können. Wir haben ja im Wetterbericht gesehen, dass da was Böses kommt und haben uns für heute Nacht ein möglichst wind- und wasserfestes Plätzchen gesucht. Was der nicht ganz so seetauglichen Thes viel mehr zu denken gibt, ist die aufgewühlte See, welche unsere morgige Fährüberfahrt von Griechenland nach Süditalien zu einer sehr "bewegenden" Erfahrung machen könnte.
    Es scheint, die griechischen Götter Fortuna und Neptun sind uns wohlgesinnt. Bis zur Abfahrt unserer Fähre am späten Abend hat sich der Wind schon lange gelegt und die Wasseroberfläche gleicht nun eher einer Cellulite geplagten Damenhüfte und nicht mehr den Berg- und Talfahrten einer Sinuskurve. 
    Gegen Mitternacht, eine gute Stunde vor Abfahrt, sind wir an Bord. Für die acht Stunden Überfahrt haben wir uns gegen eine teure Kabine entschieden, gibt es auf Fähren doch meistens Liegesessel oder eine ruhige Ecke wo man sich mit Picknickdecke und Schlafsack niederlassen kann. So suchen wir als Erstes nach einer einigermassen gemütlichen Liegemöglichkeit für die nächsten paar Stunden. Das Schiff hat seine Glanzzeiten eindeutig schon lange hinter sich und wir entdecken zu unserem grossen Erstaunen wieder einmal, dass wir keine zwanzig mehr sind. Weder auf den engen unbequemen Sitzen im stinkenden Ruhesaal, noch im lauten, mit grellem Licht erleuchteten Restaurant und leider auch genausowenig auf dem von Rauchern vollbesetzten kleinen Aussenbereich finden wir eine für uns passende Bleibe für die Nacht. 
    An der Rezeption herrscht gerade Hochbetrieb. Für Lastwagenfahrer gibt es offensichtlich ein gutes Pauschalangebot und die zahlreichen müden Fahrer, welche zu dieser Jahreszeit den Hauptanteil der Gäste ausmacht, sind gerade am Einchecken für ihre Zimmer. Daneben erhält jeder einen Stapel Frottierwäsche von einem Etagenmitarbeiter ausgehändigt für die im Zimmer enthaltenen Badezimmer mit Duschen. Kurzerhand fragen wir die Rezeptionistin ob vielleicht noch ein Zimmer frei ist. "No!" kommt die kurz angebundene Antwort. Also doch zurück ins Restaurant. Kurze Zeit später taucht der Frottierwäsche-Etagenmitarbeiter bei uns am Tisch auf und meint, dass vielleicht doch noch ein Zimmer übrig bleiben werde. Wir sollen nicht zur Rezeption gehen, er werde uns hier benachrichtigen, sobald das Schiff losgefahren sei. 15 Minuten später steht der sehr engagierte Herr wieder da. Ja, er habe ein Zimmer für uns und könne uns einen guten Preis dafür machen. Wir müssten dann aber in bar bezahlen. Er mache noch kurz alles bereit und hole uns dann hier ab, "and DON'T go to the reception". Bald ist er wieder zurück. Sascha solle nun mit ihm kommen, er zeige ihm das Zimmer und Sascha könne Thes anschliessend im Restaurant abholen. 🤔 wird ja immer interessanter. Wir möchten wirklich gerne ein paar Stunden schlafen und lassen uns darauf ein. Sascha wird per Lift ungesehen an der Rezeption vorbei geschleust und in eine Etage gebracht welche wohl zur Zeit renoviert wird, denn die Teppiche sind rausgerissen und hier und da liegt Werkzeug rum. Das Zimmer indes ist frisch bezogen und erfüllt seinen Zweck einwandfrei. Sascha wird gezeigt, wie das Zimmerschloss gestellt werden muss, damit wir anschliessend auch ohne Schlüssel ins Zimmer kommen, denn natürlich gibt es für dieses Zimmer keinen solchen. Sobald das Bargeld überreicht ist, wird Sascha noch mit eindringlichem Blick vom Etagenmitarbeiter beschworen: "You don't know me!". 
    Tja, Benvenuti in Italia 😉

    Auszug aus dem verschollenen Fahrtenbericht des kathargischen Seefahrers Hanno II. (79 n. Chr.), frei übersetzt in die deutsche Sprache:
    TAG 27: Neun Tage hat uns die Flaute schon im Griff. Die Segel hängen schlaff an den Rahen. Das Meer ist spiegelglatt, die Sonne brennt erbarmunglos auf unsere Köpfe. Das Wasser verfault langsam in den Fässern und die Mannschaft ist launisch. Heute Morgen musste ich zwei Streithähne, die sich wegen eines Bechers Wein gestritten haben, auspeitschen lassen. Ich bringe Aiolos (Windgott) ein weiteres Opfer, es stimmt ihn hoffentlich gnädig.
    TAG 28: Gepriesen sei Aiolos, der Wind ist zurück.
    TAG 29: Land in Sicht. Pompeji wir kommen.
    TAG 30: Pompeji floriert, seit meinem letzten Besuch ist die Stadt gewaltig gewachsen. In der Bucht liegen auch Schiffe von Etruskern und Pelasgern. Hier wird es sich lohnen, Geschäfte zu tätigen. Vorher ruft jedoch ein anderes körperliches Bedürfnis.
    Ob ich das Haus der schönen Callista noch finden werde?
    TAG 31: Har har, wie erfinderisch die Pompejianer doch sind! Der griechischen und lateinischen Sprache nicht mächtig, konnte ich mich nicht nach dem Lusthaus durchfragen. Doch das war gar nicht nötig. An vielen Stellen der pompösen Stadt mit ihren gepflasterten Strassen, bunten Tempeln, herrschaftlichen Villen gibt es eindeutige Wegweiser. Mal zeigt der Phallus nach links, mal geradeaus. So war es ein einfaches, das Gebäude der Begierde zu finden. Ich wandelte durch das Atrium und betrachtete die dargebotenen Dienste der Damen und Herren anhand der Fresken, die detailgetreu über den Türen gemalt sind. Ich entschied mich für Zimmer 5. Die zwei Asse waren gut investiert und fürs gleiche Geld gabs dann in der Taberna nebenan noch einen halben Liter Wein.
    TAG 32: Haben wir Gaia, Göttin der Erde, erzürnt? Waren wir zu frivol? Die Erde erzitterte die ganze Nacht. Meine Mannschaft will weg von hier, obwohl die Einheimischen ihren gewohnten Beschäftigungen nachgehen.
    TAG 33: Kaum war die Mannschaft auf dem Schiff vollzählig, ist der Berg hinter Pompeji mit lautem Getöse, viel Rauch und rot glühendem Etwas auseinandergefallen. Wir setzen Segel und verschwinden von hier....

    Nach einer halbtägigen Ätna Tour beiben uns noch 10 Tage in Sizilien bis unsere nächste Fähre von Palermo nach Genua fährt. Unser Bedarf an beeindruckenden historischen Stätten und Ortschaften, von welchen es hier etliche gibt (schliesslich waren sowohl die Römer als auch die Griechen hier) ist inzwischen völlig gesättigt. Etwas Bewegung, Ruhe und Natur - das suchen wir zum krönenden Abschluss, bevor es wieder zurück ins strukturierte Alltagsleben geht. 

    Wieder einmal stehen wir am Rande einer Schlucht, diesmal mit dem schönen Namen Cavagrande del Cassibile. Die Sonne scheint vom blauen Himmel, die zwitschernden Vögel und die gelb blühenden Wiesenblumen erzählen bereits vom Frühling. Tief unter uns glitzert das Wasser blau in den natürlichen Becken des kleinen Flusses. Hm, der Eingang zum schmalen Pfad in die Schlucht hinunter ist mit einem hüfthohen Tor zugeschlossen. Wir fragen bei ein paar in der nähe sitzenden Einheimischen nach: "Einfach drüberklettern", bekommen wir zur Antwort. Der Schlüssel zum Tor sei wohl verloren gegangen. Gutgelaunt und unternehmungslustig nehmen wir das Tor und die anschliessenden 400 Höhenmeter mehrheitlich über feuchte, grosse Steinstufen in Angriff. Wie freidlich es in der ruhigen Natur doch ist. Auch Saschas Schutzengeli ist hin und weg. Gefühlte zehn Meter vom Schluchtgrund entfernt machts plötzlich, Tätsch-Bum-Bäng-Schränz. "Aua Aua Auah!" Vor einer Sekunde noch wie ein junges Rehlein über die Steine hüpfend, liegt er nun wie ein Käfer auf dem Rücken, zappelnd und stöhnend im Dornengebüsch. Leider gelten die Schmerzlaute nicht den sturzabfangenden Dornen, sondern dem rechten Knie welches dem Rest des Körpers nicht schnell genug folgen wollte und dabei ein grausiges Schränz-Geräusch machte. Tja, dumm gelaufen oder besser gesagt, blöde ausgerutscht. Es stehen zum Glück keine komischen Knochen an ungewohnten Orten raus, es blutet nichts und das Knie lässt sich, wenn auch unter Schmerzen, noch bewegen. So weit so gut. Ziemlich bange blicken wir die beiden steilen Schluchtwände hoch. Oje, das wird ein laaaanger Heimweg. Also nutzen wir das energispendende und schmerzlindernde Adrenalin solange es noch hält und machen uns schleunigst an den Aufstieg. 
    Tags darauf ist Auftreten nicht mehr möglich und wir beschliessen zum Arzt zu gehen. Schliesslich gehört das bei uns so ein Mal pro Reise zum Pflichtprogramm. Die Besitzerin vom Stellplatz, wo wir übernachtet haben, ist super hilfsbereit und organisiert das ganze telefonisch für uns. Erst werden wir in der einen Ortschaft zu einem Radiologen geschickt um ein Röntgenbild zu machen, anschliessend dürfen wir damit in der nächsten Ortschaft ins Spital zu einem Orthopäden (ein Freund der Familie unserer Stellplatzbesitzer). Beim Orthopäden haben wir für 14 Uhr einen Termin bekommen. Wir sollen einfach im Eingang auf ihn warten, er werde uns dort abholen. Während wir da so im Fabrikgebäude ähnlichen Eingangsbereich warten, fällt uns auf, dass weder Patienten noch Empfangsmitarbeiter am Infopoint zu sehen sind, dafür aber jede Menge Mitarbeiter ausstempeln und nach Hause gehen. Von den Geschäften hier wissen wir ja, dass diese ab ungefähr 13-14 Uhr für die Siesta geschlossen haben. Dass dies aber auch im Gesundheitswesen so läuft, erstaunt uns dann doch etwas. Der Arzt hat also wohl extra für uns seine Siesta sausen lassen. Etliche Zeit und schmerzhaftes Biegen und Rumdrücken später wird vermutet, dass das Knieinnenband gerissen ist. Dies könnte man mittels dem bildgebenden Verfahren MRT herausfinden, aber nach 14 Uhr arbeitet ja eben keiner mehr. Schlussendlich wird Sascha empfohlen eine Beinschiene zu tragen und zu Hause nochmal zum Arzt zu gehen für weitere Untersuchungen. Wie schon beim Radiologen, spricht auch der Orthopäde kein Wort englisch, zum Glück gelingt uns mit unserem ver-italienisierten Spanisch und den lateinischen Begriffen aus Thes Tierheilpraktikerausbildung eine halbwegs verständliche Kommunikation mit den beiden studierten Herren.

    So lassen wir unsere letzten Südentage nun halt mit mehr Ruhe und weniger Bewegung ausklingen. Es bleibt Zeit uns an die vielen Erlebnisse im letzten Jahr zu erinnern und euch ein letztes Mal zu schreiben. Hoffentlich konnten wir euch mit unseren Zeilen einen Moment aus dem Alltag holen und das ein oder andere Schmunzeln auf die Lippen zaubern. Danke für's Mitlesen, schön wart ihr mit dabei. Und einen besonderen Dank an alle, die uns auch mal ein paar Zeilen zurückgeschrieben haben. Darüber freuen wir uns immer besonders.

    Ab Februar darf Sascha wieder zurück in seinen "alten" Job, Thes darf sich was Neues suchen und sich in der Tierheilpraktik vertiefen (sie bietet manuelle Therapie an = Massage etc. in Luzern und Umgebung). Falls ihr Jobideen habt oder ein Tier, welches ihr von Thes behandeln lassen möchtet, auch übungshalber (mit Beschwerden oder vorbeugend) um wieder in Routine zu kommen, lasst es uns doch gerne wissen.

    Tschüss
    Sascha und Thes
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  • Day 314

    22 Mythen, Götter & andere Geschichte(n)

    December 10, 2022 in Greece ⋅ ☁️ 15 °C

    Die Tanknadel bewegt sich langsam Richtung Null, das rote Lämpchen leuchtet neckisch fröhlich vor sich hin. Zum Glück ist die erste Ortschaft, welche wir nach der abgeschiedenen Grenze  Albanien/Griechenland erreichen, nicht mehr weit. Da vorne siehts nach Tankstelle aus, den Blinker setzen, vor die Zapfsäule rollen und blöde aus der Wäsche gucken. Geschlossen. OK, dann eben die nächste.... selbes Spiel.... das darf doch wohl nicht wahr sein. An der dritten sitzen ein paar Männer auf ihren Plastikstühlen und palavern. Sie bestaunen unser Gefährt, wedeln jedoch mit den Händen, ebenfalls geschlossen. Falls wir Sprit bräuchten, gäbe es das im nächsten, 40 km entfernten Ort. Ob es daran liegt, dass heute Sonntag ist?
    Nun denn, so weit wollen wir heute gar nicht mehr. Schliesslich wartet die "tiefste Schlucht der Welt" auf unseren Entdeckungsgeist. Doch seien wir mal ehrlich, die ganze Vikos-Schlucht zu durchwandern ist uns dann doch.... zu mühsam. In 8 Stunden soll man es schaffen. Es fehlen jedoch öffentliche Verkehrsmittel und wie sollen wir zurückkommen? Taxi gäbe es in der Hochsaison, und Autostopp ist bei den wenigen Autos, die ausserhalb der Saison in dieser sehr abgelegenen und ursprünglichen Gegend unterwegs sind, reinste Lotterie. So begnügen wir uns eben auf einen kleinen Teil. Der hat's in sich. Zu Beginn begrüssen uns mächtige orientalische Platanen mit ihren weit ausladenden, zum Teil ineinander verwachsenen Ästen. Das schmale mit weissen Steinen überhäufte linke Ufer ist gesprenkelt mit den braunen Herbstblättern. Dahinter ist die senkrechte, sich in unerkannte Höhen auftürmende Steilwand. Und zu unseren Füssen plätschert das kristallklare Wasser sanft vor sich hin. Wir lassen uns von der Magie dieses Ortes einlullen und hüpfen beschwingt über den Weg, immer weiter hinein in die Schlucht.
    Eine Tankladung später (jaja, heute am Montag ist der Tankwart wieder im Dienst 😉) bestaunen wir den imposanten, fast 1000 Meter tiefen Canyon von oben. Gestern noch am Grund entlang wuselnd, heute mit grosser Ehrfurcht am Rand des tiefen Einschnitt stehend. Thes muss sich ganz schön zusammennehmen, ihr wird schon ganz anders ob der Schwindel erregenden Höhe. Da hilft es definitiv nicht, wenn sich Sascha noch einen Schritt näher dem Abgrund nähert und dann, zwecks besserem Foto, sogar noch auf das Mäuerchen steigt....

    160 Kilometer weiter östlich. Winternebel umwabert seltsam anmutende, freistehende Gesteinsnadeln, die hier wie aus einer Filmkulisse von Avatar bis zu 450 Meter hoch aus dem Boden ragen. Metéora; Unwirklich...fantastisch...unglaublich... um diesem Naturphänomen mit Worten wirklich gerecht zu werden, fehlen uns Adjektive. Und was macht der Mensch? Er setzt noch eins (Kloster, und davon gleich mehrere) obendrauf. 
    Frei von weltlicher Ablenkung waren die vor hunderten von Jahren entstandenen Einsiedeleien und Klöster auf den steilen Sandsteinfelsen kaum zugänglich. Wie diese religiösen Stätten, die bei dunstigem Wetter beinahe im Himmel zu schweben scheinen, entstanden sind, ist uns ein Rätsel. Liegt hier der Ursprung der Kletterei? Wir umwandern die ungewöhnlichen Felsformationen und besuchen auch eines des heute besser zugänglichen Kloster. Die Luft ist vom schweren Weihrauchduft geschwängert. Vorbei gehts an hübsch verzierten Gewölbebögen zu einem kleinen Gebetsraum. Christlich-Orthodox-typisch ist der Raum recht schwer und voll beladen mit Bildern. Die Mönche selbst verstecken sich in den ihnen vorbehaltenen Bereichen. Da hat man unten in der Kleinstadt Kalambaka, im Supermarkt, mehr Chancen auf eine Begegnung.

    Thes ist so fasziniert von der ganzen Umgebung, dass sie es wahrlich fertigbringt, Sascha am nächsten Morgen, lange, unendlich lange vor dem Sonnenaufgang aus dem gemütlich warmen Bett zu jagen, nur um frühzeitig in die Höhe zu fahren um beim ersten Sonnenstrahl auf den Auslöser der Spiegelreflex zu drücken (dass uns einige tiefe Wolken am Horizont einen nicht unerheblichen Strich durch die Rechnung machen, müssen wir hier ja nicht erwähnen)

    Nach so viel Natur, auch mal Kultur.... Wir steuern einen Grabhügel an. Klingt recht langweilig, was soll an einer aufgeschütteten, mit Gras bewachsenen Kuppel schon interessant sein? Vielleicht, aber nur vielleicht das darunter gebaute Museum mit den Überresten einiger Grabkammern? In einer davon, der imposantesten, lagen die Überreste von König Philippos II., dem Vater von Alexander dem Grossen. Wem Geschichte so gar nichts sagt, macht nix. Dies waren ein paar machtgeile Typen vor über 2000 Jahren, welche die damalige hellenistische und persische Welt in Angst und Schrecken versetzt haben. Entsprechend pompös wurden die über 2000 Jahre alten Grabkammern und deren Beigaben gestaltet. Geblendet vom vielen Gold zotteln wir weiter.

    Wie praktisch wäre es doch, könnte man vor einer wichtigen Entscheidung einen hellseherischen Rat erbitten. Diese "Hilfe" stand der griechischen und römischen Antike in Form vom Orakel von Delphi zur Verfügung. 
    Stell dir vor du bist ein "alter" Grieche. Nach tagelanger mühseliger Reise erreichst du das in den Bergen liegende Delphi. Ehrfürchtig durchschreitest du den aus weissen Steinsäulen flankierten Eingangsbereich der Tempelanlage. Händler bieten dir eine letzte Möglichkeit symbolische Mitbringsel zu erstehen, welche du später zusammen mit deinen Münzen für deine ersehnte Weissagung eintauschen kannst. Du gehst weiter den Hügel hinauf. Reich verzierte Schatzhäuser mit kostbaren Weihegeschenken und riesige Statuen aus Gold, Silber, Elfenbein und Kupfer lehren dich Ehrfurcht, bis du schliesslich vor dem gewaltigen Tempel stehst. Hier sitzt eine Frau in ekstatischem Dilirium auf einem Sitz über einer Felsspalte (vermutlich sind der Spalte giftige Gase entstiegen). Wie erhofft, beantwortet die in Trance Versunkene deine Frage mit unverständlichen Schreien. Nun ist es an den beistehenden Priestern die Schreie zu deuten und dir die richtungslenkende Vorhersage daraus zu übermitteln.

    Von 1500 v. Chr. bis etwa 300 n. Chr. wurden hier die politischen Geschicke der griechischen und römischen Welt beeinflusst, da Herrscher und Heerführer aus der ganzen antiken Welt sich vor wichtigen Entscheidungen die Zukunft weissagen liessen. Ganz schön clever oder?

    Ausserdem wurden in Delphi alle vier Jahre die zweitwichtigsten Wettkämpfe nach Olympia veranstaltet. Vor allem die am Schluss der Spiele ausgetragene Disziplin hat vor unserem geistigen Auge eine sehr interessantes Bild hinterlassen; splitterfasernackte Männer, "nur" bedeckt mit Helm, Schild und Schienbeinschützern rennen durchs vollbesetzte Stadion um den schnellsten Läufer zu eruieren.  😁 
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  • Day 286

    21 Schwarze Berge und Kühlerhaubensterne

    November 12, 2022 in Albania ⋅ ☀️ 17 °C

    Mit 10-30 km/h arbeiten wir uns langsam Kurve für Kurve die Serpentinenstrasse den steilen Hang hinauf. Immer wieder schweift der Blick abwärts auf die mittelalterliche Hafenstadt Kotor. Um mehrere bergige Felszungen und durch enge Passagen schlängelt sich das Meer, bis es schliesslich, entstürmt und spiegelglatt, sanft an der hintersten Ecke die historische Handelsstadt erreicht. Die Bucht von Kotor, umrahmt von fast 2000 Meter hohen Bergen, sowie auch die befestigte Altstadt selber, mit ihren verwinkelten engen Gassen zwischen den massiven Steingebäuden, gefallen uns ausserordentlich gut. Sogar das im ersten Moment störende, riesige Kreuzfahrtschiff an der winzig wirkenden Mole, dient von oben gesehen als prima Massstab um die Dimensionen der Bucht erfassen zu können.

    Montenegro. Vielleicht geht es euch ja wie uns bis anhin und dieser Ländername weckt nicht die allergeringste Assoziation aus. Hmm.. Montenegro... könnte irgendwo in der Karibik liegen? Vielleicht?
    Gerne lassen wir euch, nun da ein Live-Geographiestündchen hinter uns liegt, an unserem Schlaumeiertum teilhaben.
    Montenegro (schwarzer Berg) war bis 2006 ein Teil des früheren Jugoslawien. Es liegt an der Adriaküste, grob gesagt südlich von Bosnien und Herzegowina und nördlich von Albanien. Es ist etwa ein Drittel so gross wie die Schweiz, hat jedoch nur etwa ein Vierzehntel so viele Einwohner. Die Natur verzaubert mit schroffen Bergen, steilen Schluchten und dichten Wäldern. Leider läuft uns aber keiner der hier lebenden Wölfe, Bären oder Luchse vor die Linse.

    Als sich unsere Strasse nach einigen hübschen, urigen Bergdörfern und Bauernhöfen wieder an die Küste runter serpentiniert, staunen wir nicht schlecht über die unzähligen neu gebauten, meist weiss bis eierschalenfarben, hell leuchtenden Ferienanlagen. Die Sandstrände mit dem türkisfarbenen Wasser und die zurzeit wirklich sehr modern und schön aussehenden Hotels lassen sich bestimmt ganz wunderbar für All-Inclusive Strandferien vermarkten. Ob die angebotene Menge auf die Dauer jedoch nachhaltig sein kann, wird sich wohl erst noch zeigen.

    Trotz unserer obigen Schlaumeierei waren wir nur ein paar Tage in Montenegro, die Jahreszeit hat uns südwärts gezogen. Vor allem die Natur im Landesinneren lockt später aber bestimmt nochmal für eine ausführlichere Erkundung.

    Hinter dem nächsten Pass wartet schon Albanien auf uns. Obwohl wir realistisch betrachtet auch hiervon überhaupt keine Ahnung haben, liegt in unseren Köpfen eine willkürlich zusammengestellte Vorstellung davon. Wir erinnern uns an aufheulende Motoren und laute Auspuffe, die uns in Luzern während der Fussball-EM 2016 so manche Nacht um den Schlaf gebracht haben.
    Zumindest was die Liebe zu Autos anbelangt, liegen wir nicht ganz falsch. Mercedes in allen Jahrgängen, ausnahmslos auf Hochglanz poliert, dominieren die Strassen. Die Autos werden mit viel Liebe und Stolz gehegt und gepflegt. „Wer später bremst, ist länger schnell!“ so wird der albanische Fahrstil in unserem Reiseführer beschrieben. Wir sind uns einig, dass wir hier bisher die unvernünftigsten Überholmanöver und Fahrgebahren gesehen haben. Aber wie fast immer trifft auch dies nur auf einen ganz kleinen Teil der Bevölkerung zu.

    Abgesehen davon hat uns das Land voll in seine Bann gezogen. Eselskarren auf der Strasse, Kühe werden auf der offenen Pickup Ladefläche transportiert, die uralte Mercedes Limousine wird bei der Ernte bis unters Dach mit Oliven gefüllt und kriecht anschliessend bodennah nach Hause. Die Menschen empfangen uns freundlich und wir werden mit einem strahlenden Lächeln belohnt wann immer wir unsere drei gelernten Worte (Hallo, Danke und Tschüss) in albanisch zum Einsatz bringen. Irgendwie fühlt es sich hier nicht europäisch an, wir wähnen uns schon fast in Süd- oder Mittelamerika, es liegt ein Hauch von Abenteuer in der Luft.

    Reiseführer Seite 257 – Die heissen Schwefelquellen in der Lengarica Schlucht. „Juhuiii, da will ich hin! Ich liiiiebe heisse Quellen!“ Thes freut sich schon darauf seit sie das erste Mal die Seite 257 aufgeschlagen hat. Die Schlucht liegt recht abgelegen in den Bergen nahe der Griechischen Grenze. Die Gegend ist ländlich, die Landschaft rau. Graue Felsen und Steine flankieren die Hügelketten, in der Ferne steigt Rauch aus dem Kamin der ländlichen Häuser. Wir folgen wieder mal einem türkisblauen Fluss. Über uns ein grauer Himmel, von vorne zieht ein kräftiger, kühler Wind, dem es ein Leichtes ist, die oft diskutierten undichten Stellen im Land Rover zu finden. Der Tag ist ganz einfach perfekt für ein heisses Bad. Es ist später Nachmittag als wir die letzten regengefüllten Schlaglöcher der schottrigen Zufahrtsstrasse entlang rumpeln. Die Vorfreude steigt! Ruckzuck sind die Badekleider montiert, es kann los gehen. Kaum ausgestiegen rümpft Sascha die Nase. Dass es sich bei den Quellen um „Schwefel“quellen handelt, hat Thes ihm natürlich nicht speziell unter die Nase gerieben. Der Duft von faulen Eiern schleicht sich sofort unüberriechbar die Nasenflügel hoch. Seine Begeisterung hält sich in Grenzen. Thes Prioritätensetzung liegt da ganz klar anders 😁 . Beim Eingang der Schlucht führt eine alte Bogensteinbrücke über den Bach, auf der anderen Seite wurden durch aufgeschichtete Steine zwei Becken errichtet wo sich das warme Wasser sammelt. Der kalte Wind bläst uns über die nackten, weissen, hühnerhäutigen Beine, nichts wie rein ins Nass. Aaaahhh... mit einem wohligen Seufzer strecken wir den ersten Fuss ins Wasser. Aber nein, nix mit „Aaahhhh“ sondern viel eher „Brrrr“. Das Wasser ist maximal leicht temperiert mit vielleicht 25-27°C. Wir schwadern ein kurzes Weilchen im Becken umher um die möglichst wärmste Stelle zu finden wo das Quellwasser direkt aus dem Boden sickert. Die Hühnerhaut breitet sich aber bald über den ganzen Körper aus und Thes Badebedürfnis ist heute ungewöhnlich schnell befriedigt.

    Tia, zum Glück ist ja der Weg das Ziel, und dieser hierher war wirklich sehr schön.
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  • Day 279

    20 Smaragdgrün und türkisblau

    November 5, 2022 in Croatia ⋅ ⛅ 10 °C

    Regentropfen trommeln lautstark aufs Dach bevor sie in kleinen Bächen den Fensterscheiben entlang zu Boden rauschen. Windböen zerren stossweise an unseren vier Wänden und lassen unsere Stube auf Rädern schaukeln. Wir kuscheln uns gemütlich in eine Ecke und lassen die letzten sonnenverwöhnten Tage nochmals Revue passieren... 

    Vom Meer erhebt sich das Land stufenweise, hier und da recht steil, aufwärts zu den Bergen. Karstgestein lugt hellgrau zwischen den grünen und herbstlich rotbraunen Büschen hervor. Das Gestein ist extrem scharf und die oft welligen Formen werfen kunstvolle Linien und Schatten. Rechterhand schweift der Blick über die nackten vorgelagerten Inseln, braun und beige in allen Nuancen. Nur in den wenigen Einschnitten konnte etwas Grün Fuss fassen und unterbricht die öde Fläche. Die Strasse schlängelt sich kurvenreich der kroatischen Küste entlang. In der Bucht unter uns schimmert das Meer türkisfarben während die Sonnenstrahlen durch das klare Wasser dringen und den weissen Steinuntergrund in ein lebendiges Spiel aus Licht und Schatten taucht. Kurve um Kurve umrunden wir die zahlreichen schmucken Buchten und können uns kaum sattsehen. 

    Es liegt mal wieder eine Melodie in der Luft - kitschig, schnulzig, doch kaum aus dem Kopf zu bringen (https://youtu.be/v-BLqn2-veI). Die Paddel tauchen in das glasklare, sanft dahinfliessende Wasser, die Felswände bieten dem Gedudel im Kopf den passenden Hintergrund. Kein Wunder fand Karl May's Winnetou hier seine Drehkulisse. Da..., da vorne rauscht es ein wenig mehr. Ah, eine kleine Wasserstufe. Nichts Spektakuläres, doch Spass macht es allenthalben. Das offene Gummikayak rauscht mit seinen zwei grinsenden Insassen über die Stelle und lässt diese fröhlich quitschen. Die Vorfreude auf die noch folgenden Stufen steigert sich nur umso mehr, vor allem, da noch ein paar höhere folgen werden. Dazwischen geniessen wir die gemächliche Fahrt durch die kurvenreiche Schlucht des Zrmanja-Flusses und stören uns so gar nicht mehr an der Melodie, die einfach nicht aus dem Kopf will. 

    Szenenwechsel: Ragusa - nein, nicht die leckeren schweizer Stängeli mit Haselnüssen (mmmhhh... aber die Rede davon weckt gerade leckere Erinnerungen, saber, saber...) sondern der alte Name von Dubrovnik. Sogar für uns Kulturbanausen ist dieser historische ehemalige Stadtstaat eine Besichtigung wert. Das Bollwerk von Stadtmauer wird einerseits von Wellen gepeitscht, während auf der Landseite tiefe Gräben mit steilen Felswänden den Ort vor Angriffen schützte. Wir sind gebührend beeindruckt. Dass der Besichtigungspreis seit dem Eintrag in unserem Reiseführer um mehr als das doppelte gestiegen ist und für ein "normales" Café im Restaurant 6 Euro verlangt wird, beeindruckt uns fast ebenso. Nun denn, dies schmälert unseren Ausflug nicht und die Stadt bekommt definitiv einen Platz auf unserer Favoritenliste. Wer "Game of Thrones" kennt, fühlt sich hier mitten drin und wäre nicht überrascht, wenn plötzlich ein Drache über den Ecktürmen auftauchen würde. 
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  • Day 261

    19 Unbekannte Gefilde

    October 18, 2022 in Slovenia ⋅ ☀️ 20 °C

    Von hinter dem Lenkrad schallt es plötzlich: "Müssen wir an der Kreuzung rechts oder links?"
    " Hä? Wo?" folgt es aufgeschreckt von der Beifahrerseite. 
    "Die Richtung zur slowenischen Grenze ist da vorne nicht angeschrieben. Rechts oder links?" 
    Gerade noch völlig versunken in der schönen Landschaft, bricht nun hektisches Karte konsultieren auf der rechten Kabinenseite aus. Die Kreuzung naht, der Weg ist noch nicht gefunden, also muss vorerst das Bauchgefühl entscheiden. Schliesslich wollen wir hier, mitten auf der Strasse im dichten Verkehr, nicht anhalten und so die "geduldigen" Italiener zum Hupen animieren. 

    Die geratene Richtung erweist sich dann doch als richtig und wir sind wieder ein Stückchen weiser. Mit der motorisierten Kutsche gehts eben rasanter vorwärts als noch mit den Stahlrössern. Als Navigator, notabene auf der rechten Seite sitzend, hat man auch Pflichten zu erfüllen um ans Ziel zu gelangen. Es braucht einfach noch ein wenig Ein- oder besser Umgewöhnungszeit, die Routinen der letzten acht Monate können nur schlecht angewendet werden. 

    Eine schmale Strasse schlängelt sich durch herbstliche Wälder in die Höhe. Kaum bewohnte Dörfer säumen den Weg Richtung Grenzpass. Das versteckte italienische Tal mit seinen vielen baufälligen Häusern scheint vergessen worden zu sein. Was erwartet uns wohl auf der anderen Seite? Von Slowenien kennen wir gar nichts, haben nicht mal eine wage Vorstellung. Wir wussten ja bis vor kurzem noch nicht mal, dass wir das Land besuchen werden. Gemäss dem vor einigen Tagen gekauften Reiseführer hat das Land einiges zu bieten. Wir werden nicht enttäuscht. 

    Türkisblau leuchtend mäandert die Soča ungebändigt durchs Tal. Ein Anblick, der uns irgendwie glücklich stimmt. Die wenigen, sehr kleinen Dörfer entlang des kühlen Nass sind bewohnt, die Häuser gut in Schuss. Wir geniessen die Zeit in "den Bergen" und machen kurze Erkundungstouren. 

    Apropos Erkundungstouren: Unsere körperliche Ertüchtigung ist nach den langen Velotagen auf ein Minimum geschrumpft (Gaspedal und Bremse betätigen zählt auch bei einem Defender NICHT als sportliche Betätigung!). So müssen Alternativen her, sonst gehen wir auf wie ein Ofenküchlein. Am Liebsten ist uns immer noch das Laufen/Wandern, denn bei Yoga bekommt Sascha Schreikrämpfe, Pilates haben wir schon durch und andere "Workouts" fühlen sich so gezwungen an. Habt ihr Vorschläge?

    Slowenien "überrascht" uns mit sehr freundlichen Menschen, hohem Lebensstandart, einigen Naturperlen und historischen Stätten. Die Höhlenburg Predjama zum Beispiel ist wirklich einen Besuch wert. In den 120m hohen Höhleneingang wurden in mehreren Etappen dickwandige Gebäude errichtet. Die Festung galt als uneinnehmbar, hatte sie doch nur einen offensichtlichen Zugang welcher kaum unerlaubt passierbar war. Im weitverzweigten Höhlensystem hinter der Burg gab es jedoch einen Geheimgang, der weit entfernt ans Tageslicht führte. So konnten die Burgbewohner während einer Belagerung immer frische Lebensmittel besorgen.

    Beeindruckt von den vielen Erlebnissen des bergigen Sloweniens zieht es uns zum Schluss wieder ans Meer. Das warme Wetter lockt und irgendwie verspüren wir Sommer-Nachholbedarf. 
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  • Day 254

    18 New horizons

    October 11, 2022 in Switzerland ⋅ ☁️ 11 °C

    (wird mit englischem Akzent gelesen) 

    Good Morning

    Ihr werdet wohl etwas surprised sein, heute von mir zu lesen. Wer ig bin? Well, ihr kennt mig bis jetzt noch nigt. 
    Aber wo bleibt nur meine english education! Darf ig mig vorstellen?

    My name is Rover. 
    Lord Land Rover Defender the TD5th
    Friends call me "Bäbistuba". 

    Ig liebe es to be on the road und my favourite gadgets sind Holztütschi and Schüsseli. 

    Now wurde ig von meinen Partnern/Besitzern auf eine "very adventurous mission" geschickt. Als Bodyguard, Kutsche und mobiles Zuhause darf ig ihre Daughter und Hobbyschwiegersohn nun für gut drei Monate begleiten. 

    Psst... Unter uns gesagt, glaube ig ihre Drahtesel haben nun nach 8 Monaten, 8'094 Kilometern, 533 Fahrstunden, und 62'434 Höhenmetern schlapp gemacht und wollten in ihren wohl verdienten Winterschlaf entlassen werden.

    Nun nehme ig mig den beiden Travellers an und zeige ihnen wie gut es sich auch mit etwas mehr Comfort und PS under the Hintern exploren lässt. 

    So it was nice to meet you. Ig bin sicher ihr hört wieder mal was von mir. 

    Good bye
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  • Day 237

    17 Drei Nüsse für....

    September 24, 2022 in Czech Republic ⋅ ☁️ 18 °C

    Tschechien, das Reich der Märchen. Nach ein paar Tagen Spätsommer werden wir hier mit saftigen Anstiegen (für märchenhaft stramme Waden) und heftigen Regengüssen (wie die Tränenbäche vom kleinen Maulwurf) verwöhnt. Nichts desto trotz, Tschechien gefällt uns ausserordentlich gut. Die Landschaft ist abwechslungsreich und die Menschen begegnen uns sehr freundlich und offen. Einziger Wermutstropfen, immer diese Kümmelsamen im Brot 😝.

    Wie immer sind unsere Pläne so launenhaft wie das herbstliche Wetter. Kurzerhand schmeissen wir unser mögliches Ziel Wien über Bord, reissen das Ruder rum und stechen mal wieder in den Gegenwind Richtung Südosten (eben doch masochistisch veranlagt???). Hier führen alle Wege nach Prag, also geben wir uns Kulturmuffeln einen Ruck und stellen uns auf einen Tag Sightseeing ein. Viele Stadtbummelkilometer, ein beeindruckendes Schloss, eine alte Steinbrücke, viele imposante historische Gebäude, ein Gulasch im Brottopf und zwei Trdelník (heisses, sehr leckeres Gebäck) später sind wir der Meinung, dass Prag eine wirklich wunderschöne Stadt und alle mal einen Besuch Wert ist.

    Fast zu schnell, lassen wir das Märchenland hinter uns und kommen langsam wieder in bekanntere Gefilde. Servus Bayern. Auch hier verstehen wir die Einheimischen nicht immer im ersten Anlauf, aber es ist erstaunlich schön, dass wir mal wieder alle Schilder und Speisekarten lesen können.
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  • Day 227

    16 Mit den Kranichen gen Süden

    September 14, 2022 in Poland ⋅ ☁️ 17 °C

    Tschgtschgtschgtschg... Das regelmässige Rattern und Schaukeln des Zuges hat uns in unserem Schlafwaggon recht gemütlich durch die Nacht gebracht, bis uns die nette Dame aus dem Lautsprecher um sechs Uhr einen guten Morgen wünscht. Die Lautstärke wurde wohl absichtlich so gewählt, dass auch der hinterst und letzte Siebenschläfer aus seinen Träumen kommt. Eine Stunde später erreichen wir Mälmö in Südschweden bei perfektem Altweibersommerwetter. 

    Tags darauf machen wir schon den nächsten Gump. In 6 1/2Stunden gehts von Trelleborg (S) mit der Fähre nach Świnoujście in Polen. Haben wir schon in Skandinavien nicht so viel von der Sprache verstanden, so fordern uns die slawischen Sprachen noch bei weitem mehr. Die empathische Distanz zwischen Deutschland und Polen ist noch immer deutlich spürbar, denn obwohl wir uns nur der Grenze entlang bewegen, wird beidseitig fast nur strickte die eigene Sprache gesprochen.

    Südwärts folgen wir der Oder. Vor allem das Mündungsgebiet mit dem Stettiner Haff überrascht uns mit wunderschönen Naturschutzgebieten. Seeadler dominieren die Lüfte und in Wäldern und Wiesen werden wir immer wieder von aufmerksamen Rehaugen bespitzelt.  

    n-ts...n-ts...n-ts schallts durch die Nacht
    Wir beide um den Schlaf gebracht
    Die Technofreaks lassen's krachen
    Uns ist's vergangen, das Lachen.

    Wut schnaubend dreht Sascha fast durch, die Ohrenstöpsel helfen einfach nicht gegen das Gewummere. Es dringt durch den ganzen Körper. Dabei wäre doch der Schlaf gerade so dringend nötig nach der heutigen, unerwartet längeren Etappe. Die Toleranzgrenze ist längst überschritten. Gestern hatten wir das Ganze auch schon, an einem anderen Ort, etliche Kilometer weiter nördlich. Und das Wochenende davor auch schon. Gehört das nun einfach dazu, dass man jeden Freitag und Samstag in der Natur die Sau rauslässt und dies mit wirklich verstörendem Bumm-bumm (Melodien sind keine zu erkennen)?
    Nun denn, heute haben wir ja extra einen Camping in einem Schutzgebiet ausgesucht, der damit wirbt, dass Musik verboten und die Ruhezeiten ab 22.00 Uhr strikte durchgesetzt werden. Es ist schon nach Mitternacht als sich Sascha doch noch aus dem Schlafsack quält und sich couragiert der Technomeute entgegenstellt. Dazu vorher noch ein paar tiefe Atemzüge genommen (das hilft, die Wut zu zügeln und den Bammel auf die Konfrontation zu dämpfen 😉). Höflich, aber bestimmt sucht er eine verantwortliche Person... niemand von den ca. 30 Leuten fühlt sich angesprochen... Zwar wird versichert, dass die "Musik" leiser gestellt wird, aber das hält ja bekanntlich keine 10 Minuten, der Alkohlpegel ist zu hoch...
    Mit gesenktem Haupt (aber ohne blaues Auge) schlendert Sascha zurück zum Zelt und fragt sich dabei noch, ob dies wohl die gerechte Strafe für die eigenen ausschweifenden Partys der Vergangenheit ist.
    Zurück im Zelt hilft nur noch eines: Kopfhörer rein, Meeresrauschen auf Spotify auswählen und Lautstärke aufdrehen. Das hilft tatsächlich und es gibt doch noch ein paar Stunden Schlaf.

    Am nächsten Morgen ist die unruhige Nacht unser Zmorgengespräch. Nach vielen Wochen in der meist ruhigen Natur von Skandinavien sind uns die Wochenendpartys in Polen und Deutschland ein Greuel. Es wäre ja noch nachvollziehbar, wenn wir in einer Stadt oder der Nähe davon gewesen wären, aber in Naturschutzgebieten? Glücklicherweise wird uns Tschechien diesbezüglich total überraschen.... Ruhe pur  😊
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  • Day 212

    15 Nass, nass, nass

    August 30, 2022 in Sweden ⋅ ☁️ 13 °C

    Der Wind rüttelt kräftig am Zeltgestänge, die Himmelsschleusen sind weit geöffnet und die grossen Tropfen trommeln laut auf die dünne Stoffwand, die uns von den ungezähmten Naturgewalten trennen. Aufstehen? Ach nö, da müssen wir jetzt doch wirklich nicht raus. Lieber sich noch ein-, zweimal in der warmen Penntüte drehen und den Gedanken nachhängen. "Das ist der schlechteste Sommer in Norwegen seit 100 Jahren." "Im Juli hatten wir ganze 4 Tage ohne Regen, sonst sind's 20." "Es ist sehr kalt, unglaublich nass und der Wind bläst so kräftig wie sonst nie um diese Jahreszeit." Diese Worte, immer wieder vernommen, hallen nach. Und wir können den Frust der Einheimischen gut nachvollziehen, regnet es draussen noch immer stossweise.
    Langsam meldet sich das wölfische Verlangen nach etwas essbarem. Also doch aus dem gemütlichen Sack zwängen. Inzwischen sind wir geübt darin es uns IM Zelt gemütlich einzurichten und zu frühstücken. Das Glück ist uns hold, denn kaum ist der letzte Bissen des Müeslis verschlungen, hört es auf zu regnen. Jetzt aber hü hot. Alles zusammenpacken, Zelt abtrocknen und einpacken. Es reicht sogar noch für Espresso und Tee. So übel startet der Tag ja gar nicht.

    Wir fahren in einen der unzähligen Fjorde rein, die imposanten steil abfallenden Felsen sind tief wolkenverhangen. Unser Blick wird immer wieder vom glasklaren, teils türkis schimmernden Wasser angezogen. Doch was ist das da im Wasser? Könnte das eventuell sogar... nein... oder doch? Tatsächlich, nur wenige Meter vom Ufer entfernt schwimmt ein Otter, taucht nach Muscheln und Fischen. Nur kurz können wir den geschickten Jäger beobachten, dann ist er schon wieder fort - das Grinsen auf unseren Gesichtern bleibt da schon länger haften.
    Zuhinterst im Fjord begrüsst uns der nächste Schwall von oben. Ganz lieblich sind die ersten Tropfen, ein leichter Sprühregen nur, eigentlich gar nicht wert, die Regenklamotten hervorzuholen. Da kommt aber noch mehr auf uns zu, schwarz und dunkel... Gut eingepackt trotzen wir den unwirtlichen Begebenheiten und sind sogar froh, dass kurz darauf eines dieser langen, dunklen und kalten Tunnels kommt. 3 km ist dieses lang und erfreulicherweise ohne grosse Steigung. Inzwischen erschaudern wir nicht mehr, wenn eines dieser Löcher vor uns ist. Zuviele haben wir durchfahren, eines sogar unter dem Meer hindurch. Die norwegische Küste, das Land der Tunnels und Fähren. Velolicht ist an, einmal tief durchatmen und durch. Dank des spärlichen Verkehrs gar nicht so schlimm. Auf der anderen Seite schüttet es "was es mag". Der Kopf wird noch ein wenig mehr eingezogen, die Nase rümpft schon von alleine und ab durch den nassen Vorhang. "Ist es noch weit bis zur nächsten Fähre? Hoffentlich gibt es dort einen trockenen Unterstand", rauschen die verwaschenen Gedanken durch den Kopf. Nur noch den letzten Hügel erklimmen, dann sollten wir den Hafen bereits sehen können. Oh, die Fähre ist an der Anlegestelle, der Bug weit geöffnet, aber Autos sehen wir keine mehr. Schei..., das schaffen wir nicht mehr, die Fähre legt gleich ab. Trotzdem sausen wir rasant den Hügel hinunter, biegen Richtung Anlegestelle und ein dick vermummter Seebär fuchtelt uns mit den Armen zu. Unglaublich, die Schranke wird für uns nochmals geöffnet, das Schiff wartet. Triefend nass rollen wir in den Bauch des Ungetüms. Tusen tack! Eine Stunde Fährfahrt, im Trockenen und Warmen erhellt unser Gemüt.

    So, gut zweieinhalb Monate haben wir nun unserer skandinavischen Entdeckerlust gefröhnt. Langsam erwacht in uns das Bedürfnis auch noch anderen, uns unbekannten Fleckchen etwas Aufmerksamkeit zu schenken. Ausserdem ertappen wir uns immer mal wieder dabei, wie einer von uns gedankenverloren die Melodie von „Eeh ab in den Süden, der Sonne hinterher...“ vor sich hin trällert.

    Zuggeschichten, Episode 328
    Anderes Land, neues Glück. Norwegen, auch hier werden Zugtickets online gekauft. Nach ein paar Anläufen sind wir stolze Besitzer von zwei Zugtickets inklusive Velos von Mo i Rana nach Verdal. Tags darauf sind wir natürlich zeitig am Bahnhof. „Wo hält wohl das Zugabteil für die Velos? Müssen wir das Gepäck vom Velo abladen? Wie kriegen wir das am schnellsten hin? Und was wenn der Velotransport doch nicht klappt???“ Jaja, wir sind ein wenig gebrandmarkt, trauen der ganzen Sache noch nicht so wirklich und fabrizieren daher das ein oder andere nervöse Schweisströpfelchen.
    Diesen Flüssigkeitsverlust hätten wir uns auch sparen können. Die laute Diesellok rumpumpelt mit fünf Wagons in den Bahnhof, der Kondukteur ist etwas verwirrt über die beiden Velos, da sein schlaues Gerät nichts davon wusste, aber egal, ruck zuck ist alles im Innern des Zuges verstaut und es kann los gehen. 6 Stunden später werden wir rund 400 Kilometer südlich bei untergehender Sonne wieder ausgespuckt. So einfach geht das.

    Und da das so wunderbar geklappt hat, machen wir gleich weiter so. Wir haben tatsächlich einen Zug durch Schweden gefunden, welcher mit Velos und online buchbar ist. Für den 1. September haben wir somit den Nachtzug von Östersund nach Malmö reserviert. Süden, wir kommen.

    So bleiben uns 8 Tage um nach Östersund zu radeln und den Norden nochmals in vollen Zügen zu geniessen. Bei gut 20°C und strahlendem Sonnenschein will uns das hiesige Wetter wohl noch etwas versöhnlich stimmen. Und als wäre das nicht schon genug, ist es nun soweit. Endlich! Wir fahren durch hügeliges, landwirtschaftlich genutztes Gebiet als Saschas Aura plötzlich aufgeregt zu flimmern beginnt. Er zeigt in Richtung einer Hecke wo soeben ein braunes Hinterteil verschwindet. Wir fahren noch ein paar Meter weiter und spähen um das Gebüsch herum. Zwischen dem Geäst tritt eine wunderschöne Elchkuh hervor. Mit grossen Augen und einem freudigen Gefühl in der Brust beobachten wir, wie das imposante Tier gemütlich über die Wiese trabt, die Strasse quert und dann, erschreckt von einem Auto, durch das nächste Feld davon galoppiert. Mit einem mühelosen Satz springt sie über den Zaun und verschwindet im Wald. Beim Schreiben dieser Zeilen schleicht sich wieder ein glückliches Lächeln auf mein Gesicht.

    Die Strasse zum Grenzpass zwischen Norwegen und Schweden schlängelt sich sanft in die Höhe, der angrenzende Fluss glitzert mal spiegelglatt und ruhig vor sich hin um ein paar Meter weiter tosend über Felsen dahin zu rauschen. Wir geniessen nochmals einen wunderschönen, wilden Zeltplatz ganz für uns allein. Auf dem Pass werden wir mit einem Fjäll belohnt. Kilometerweit dürfen wir den Blick über Wollgras, Beerensträucher und teilweise lichten Baumbestand schweifen lassen. Der Herbst hält langsam Einzug und überzieht die ganze Gegend mit warmen Rot- und Goldtönen. Wir können uns kaum sattsehen. So wird uns Skandinavien nochmal in einem sanfteren Licht vorgestellt. Bestimmt wird uns der Ruf des Nordens wieder einmal in diese Gegend ziehen.
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  • Day 183

    14 Im Land der Trolle

    August 1, 2022 in Norway ⋅ ☀️ 14 °C

    Der Himmel hängt grau und tief über der glatt geschliffenen Felslandschaft. Es ist düster, kühl und nieselt. Wir biegen um einen Steinriesen und sind plötzlich umgeben von diesen trollpatschigen und doch so flinken Wesen. Bei genauer Betrachtung entdeckt man ihre Spuren überall. Hier trollt sich gerade einer zu einem erquickenden Schläfchen zusammen, an der Krete des fernen Berges lassen sich die gezackten Stufen einer Trolltreppe ausmachen und überall liegen versteinerte, überdimensionierte Trollpopel herum. Offensichtlich wandeln diese Kreaturen hier in allen Grössen und Rotzklassen.
    Liegt es wohl an der Polarluft oder an den Regen- und Nebelschwaden, welche unsere Sicht verschleiern und Fantasie beflügeln?

    Nachdem uns Norwegen erst mal mit der kalten, nassen Schulter begrüsst hat, kommt das Versöhnungsangebot mit drei Tagen Sonne genau richtig. Wir nähern uns den Lofoten via Inselhüpfen von Norden her, so ist unser erstes Eiland Senja. Ooohhh... dunkle, steil aufragende, kantige Berge erheben sich aus dem tiefblauen Ozean. Geschmückt werden sie mit unzähligen Wasserläufen die perlenkettenähnlich über ihre Flanken glitzern.

    Jetzt gibt es wirklich keine brauchbare Ausrede mehr um sich vor dem Wandern zu drücken. Roalden, so der Name unseres Zielgipfels. Wir starten direkt am Meer und pflatschen, rutschen, balancieren uns erst mal die ersten paar hundert Höhenmeter durch sumpfigen lichten Birkenwald und weiter über viel Moos und Beerensträucher. Die Vegetation nimmt fortlaufend ab, bis wir etwa drei Stunden später über Geröllfelder den Gipfel auf 820m Höhe erreichen. Wow, welch ein Panorama. Wir sind umgeben von hochalpin anmutenden felsigen Gipfel, geteilt durch kleine Bergseen und umrundet von blauen Buchten mit Sandstränden. Die verschiedenen Vegetationsstufen, welche sich bei uns in den Alpen über mehrere 1000 Höhenmeter erstrecken, werden hier sehr kompakt in ein paar 100 Hm geboten. Wir sind stolz, dass wir den Aufstieg so „locker“ geschafft haben, wo wir doch so gar nicht wandertrainiert sind. Thes zitternde Knie rühren eher von den senkrecht abfallenden Felswänden denn von der Anstrengung.
    „What goes up must come down“ dieser Spruch motiviert beim Velofahren immer ungemein. Hier geht der Rückweg jedoch ganz schön in die Beine und wir sind froh, dass sie uns bis ganz nach unten tragen. Nun können wir das Zittern unterhalb der Hüfte wohl nicht mehr auf die furchteinflössende Vertikale schieben 😉

    Tags darauf beim Aufstehen und Rumlaufen: “Ooohhh... Aaah...Mmhh... Also hüt fahre mer sicher nid witer!“.
    Vor allem jegliche Abwärtsneigungen des Geländes sind besonders schmerzhaft. Die Toilette befindet sich ca. 80Meter und 2 Höhenmeter von unserem Zeltplatz entfernt.
    Zweiter Tag danach: „Ömpf, ömpf... Eieiei... Aaauuu... Also höt fahrid mer secher ned witer!“
    Wir haben es bereits erwähnt, 200 Höhenzentimeter bis zur Toilette, also ja nicht zu viel trinken!
    Dritter Tag danach: „Mmh...!“ Irgendwie sollte es doch langsam möglich sein, beim Gehen nicht mehr wie ein frisch Hüftoperierter mit fehlendem Infusionstropfgestell auszusehen.
    Vierter Tag danach ....
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